Hallo und herzlich Willkommen zur Selbsthilfegruppe der Weck-in-Kaba-Eintunker. Ich finde es super, dass ihr euch heute hier so zahlreich versammelt habt. Immer noch ist unsere Essweise stark stigmatisiert. Viele Leute finden es aus unerfindlichen Gründen eklig, wie wir die einzelnen Komponenten eines Frühstücks effizient miteinander kombinieren. Es wird Zeit, meine lieben Anhänger, dass zu ändern und die Brötchen-Taufe salonfähig zu machen! Wie? Nein, das hier ist nicht die Selbsthilfegruppe für explosive Verstopfungskrankheiten. Die ist nebenan. Das ist doch hier Raum 293? 239? Oh. Dann bin wohl ich falsch. Ich wünsche noch einen schönen Tag.
Schwank aus der Jugendzeit
Was mache ich nun mit diesem angefangenen Eintrag? Ach, ich weiß! Ich geh’ rüber zur Selbsthilfegruppe der anonymen Historiker und erzähl‘ ihnen ein bisschen was vom zweiten Weltkrieg. Ich war damals als amerikanischer Scharfschütze in Berlin unterwegs. Nein, nicht um einen gewissen Hilter oder so erschießen. Das dürfen doch nur die Leute, die früher kommen. Außerdem ist die Aufgabe auch total langweilig. Allerdings haben die Jungs eine Karabiner 98k von Mauser in die Hand gedrückt bekommen. Das hat schon was. Sie ist nicht umsonst die beste Repetierbüchse, die jemals gebaut wurde. Dabei ist sie schon 114 Jahre alt! Es gibt einfach nichts Treffsicheres. Aber ich schweife ab.
Also wie gesagt: Ich war damals im April 1945 — Veteranen wissen das — in Berlin unterwegs. Das mit dem Rauseskortieren hat ja nicht ganz so geklappt, nachdem ich die Russen daran gehindert hatte die nuklearen Geheimnisse der Deutschen zu klauen (oder so ähnlich). Stattdessen habe ich einen neuen Auftrag erhalten. Dieses Mal sollte ich ein paar deutsche Wissenschaftler kidnappen, die an der V2-Rakete mitgearbeitet haben. Natürlich kommt es wieder einmal anders als geplant und blablabla. Alles unwichtig. Von mir aus hätten die da oben mir auch einfach sagen können “Hey, Karl, geh mal nach Berlin und such die Heide-Marie”. Mir war nur wichtig, dass ich was abschießen durfte!
Unterwegs in Berlin
Und schießen durfte ich sehr viel. Sowohl auf Deutsche als auch auf Russen. Amerikaner habe ich keine gesehen, aber das Oberkommando hat vermutlich sicherheitshalber alle evakuiert vorher. Die wissen ja, dass ich da keine Rücksicht nehme. Wobei ich dieses Mal erstaunlich oft auf Tuchfühlung gegangen bin mit meiner kleinen Pistole und so sogar genau sagen konnte, wen ich eigentlich erschieße. Ich trug sogar eine Maschinenpistole mit mir rum. Von einem ansehnlichen Repertoire aus Steinen (zum Ablenken), Trett- und Drahtminen sowie Granaten mal ganz abgesehen. Aber wer ein echter Scharfschütze ist, der braucht den ganzen Kram nicht. Gibt auch viel weniger Punkte. Wenn es wirklich mal eng wurde, dann habe ich nur auf meine schallgedämpfte Welrod zurückgegriffen.
Am Anfang meines rund acht stündigen Einsatzes habe ich die sogar öfters genutzt als mir lieb war. Viel zu kleine Areale. Ich war mehr in engen Häusern unterwegs, als draußen in der schönen Frühlingsluft. Da hatte ich schon fast keine Lust mehr weiterzumachen. Aber das hat sich zum Glück dann gelegt und ich konnte mich nach und nach freier bewegen. Klar, wir reden hier nicht von einer freien Fläche. Häusereingänge sind verschüttet und auch auf den Straßen liegen überall Trümmer, die mir den Weg versperren und mich zwingen doch relativ stark einer einzigen Route zu folgen. Für meine Zwecke hat es aber gereicht.
Bäm, bäm und bäm!
Dann ging das vielleicht ab, sag‘ ich euch. Wir hatten damals als Elite keinerlei Hilfsmittel wie so komische Kreise und auch die Nazis und Russen waren ziemlich hellhörig. Da war es ein fantastisches Gefühl auf 300 Metern Entfernung unter Berücksichtigung des Windes und der Ballistik mit dem ersten Schuss genau ins Ziel zu treffen. Ich hab‘ mir da immer vorgestellt, dass ich der Kugel beim Fliegen zugeschaut habe und mit ansehen konnte, wie sie in das jeweilige Körperteil ein- und durchschlug. Echt der Wahnsinn, aber auf Dauer auch nervig. Da habe ich es dann abgeschaltet. Klingt brutal, aber es war Krieg und wenn ich das nicht ausgeblendet hätte, wäre ich verrückt geworden.
Gesehen haben mich die Drecksäcke trotzdem die meiste Zeit. Egal wie gut ich mich versteckt hatte, immer wussten die Hupen genau wo ich bin und sich taktisch klug versteckt beziehungsweise isnd mir in den Rücken gefallen. Da hat mich bestimmt irgendeiner immer verraten. Nur vereinzelt hatte ich das Glück, dass meine Schüsse durch Artilleriebeschuss oder komisch regelmäßig leutende Kirchenglocken übertönt wurde. Das waren dann aber auch die genialsten Momente. Ins Zielfernrohr schauen, die Luft anhalten, den Glockenschlag abwarten und dann abdrücken. Unvergleichlich und irgendwie realer als die Realität. Da können sich diese Geisterkrieger noch eine Scheibe von abschneiden, die da so über diese Karibikinseln turnen.
Gemeinsam unterwegs
Richtig genial wurde es, als ich mal mit einem Kumpel um die Häuser gezogen bin. Ich habe immer für ihn die Ziele mit Hilfe eines Fernglases markiert und er hat sie dann abgeschossen. Klingt im ersten Moment total langweilig. Ungefähr so, als würde man in einem Rallyauto auf dem Beifahrersitz hocken und ständig die Gänge und Kurven ansagen. Es ist aber genauso herausfordernd und nicht minder spannend. Schon allein, weil ich ja nie wusste, ob mein Kollege auch tatsächlich trifft. Schade, dass es im Kriegsgebiet nur wenige Leute gibt, die bei so was mitmachen. Die meisten sind alleine unterwegs. Selbst Bomben entschärfen wollte keiner mit mir.
Einmal war ich allerdings mit einem Squad Scharfschützen auf den Dächern von Berlin unterwegs. Wir mussten uns gegen eine feindliche Gruppe an Schützen verteidigen. Das war sehr anspruchsvoll. Die kannten natürlich auch alle Ecken und Winkel der Gegend. Da musste ich gut die Augen offenhalten und auch genau hinschauen. Aber ich bin dann doch lieber alleine im schönen Berlin unterwegs. Ja, es ist nach den ganzen Bombardements ein einziger Schutthaufen. Aber selbst das sieht beim richtigen Licht fantastisch aus. Kennt man doch von alten Fotos.
Das Ende der Geschichte
Es heißt ja immer, Krieg ist schlimm und so. Und natürlich kann die Welt gut darauf verzichten. Deutschland sowieso — zumindest ein Teil. Wobei auch international überraschenderweise keine anrüchigen Symbole in der Hauptstadt zu finden sind. Die Gründe liegen woanders, entsprechend war mein Weg nach Berlin trotzdem nur über Umwege möglich.
Doch Moral hin oder her: Die paar Tage in Berlin haben mir wirklich gut gefallen. Die Jagd auf die Russen und die Nukleardinger war zwar etwas anspruchsvoller und fand gefühlt auf größere Entfernung statt. Aber auch meine zweite Mission hatte sehr viele coole Momente und hat mir unterm Strich sehr gut gefallen. Das muss der zweite Geistkrieger erst mal nachmachen mit seinem hochmodernen Arsenal. Aber bis der kommt, dauert es ja noch ein bisschen. Bis dahin bleib ich auf jeden Fall erst einmal bei meinem K98k. Ich hoffe allerdings auch, dass ich euch irgendwann mal wieder von meinen Erlebnissen auf Nu Earth berichten kann. Da gibt es noch so viele Geschichten zu erzählen, aber noch ist die Zeit wohl nicht reif dafür.

. An das Vorzeigewerk des Studios, Gohtic 2 (plus Addon), kommt auch Risen einfach nicht ran. Den einen Punkt Abzug gibt es aber nicht nur wegen besagtem Finale. Das Spiel hat auch so hier und da seine kleinen Ecken und Kanten, die mir selbst oder gerade bei einem Piranha Bytes sauer aufstoßen. Zum Beispiel die Tatsache, dass es auf den Friedhöfen keine lustigen Grabinschriften mehr gibt. Wie kann man dieses immens wichtige Element bitte streichen? Gerade diese Liebe zum Detail hebt doch europäische Rollenspielproduktionen von amerikanischer Massenware à la The Elder Scrolls ab! Stattdessen gibt es zwei, drei generische Sätze wie “So enden wir alle mal”. Das ist doch doof.
Ach, ihr wollt jetzt auch noch von mir wissen, was ich an dem Finale auszusetzen hab‘? Nun, das kann ich euch sogar ohne zu Spoilern genauer erläutern:
Heute ist mal wieder so ein Tag, wo ich mir schwer tue einen Eintrag zu verfassen (Stammleser wissen, was jetzt kommt). Nein, an der Zeit liegt es nicht. Auch nicht daran, dass ich derzeit mit Risen beschäftigt bin. Das regt mich sowieso eher auf. Ich bin ein Level 13 Magier im 2. Akt und brauche trotzdem unzählige Reloads um ein Rudel Wölfe zu töten. Das war in den Vorgängern irgendwie anders. Ja, zu Beginn ist man auch ständig an jedem Scavenger gestorben. Aber sobald man sich für eine Fraktion entschieden hatte, ging es aufwärts. Selbst in Gothic III hat mich dann kein Keiler mehr getötet. Vielleicht habe ich mich auch einfach nur hoffnungslos verskillt oder ich bin schlicht und ergreifend zu schlecht geworden für einen Piranha Bytes-Titel. Ist auch eine Möglichkeit. Aber neu anfangen werde ich jetzt definitiv auch nicht mehr. Auf der einen Seite den Podcast auf Eis legen und dann nach einem Dutzend Spielstunden (netto) wieder von vorne anfangen? Das kann ich mir dann doch nicht erlauben
Ja, Jörg und ich unterhalten uns selbstverständlich immer noch hin und wieder. Derzeit steht natürlich die Frage nach der QuakeCon und der gamescom im Raum. Lust hätte ich definitiv auf beides. Und letzteres wäre vor allem wichtig, damit meine Industrie-Kontakte nicht absterben. Aber da muss ich schauen, wie das Projekt auf der Arbeit vorangeht. Wenn’s da in der Woche drunter und drüber geht, kann ich natürlich nicht einfach mal so abhauen. Aber das lässt sich zum Glück relativ gut vorher absehen. Und wer es bislang noch mitbekommen hat: Es geht bei dem „ominösen” Projekt um den