Ende März hatte ich erwähnt, dass wir die wunderbare Welt der Sirups für unseren Wassersprudler entdeckt und mittlerweile dadurch fast komplett das Kistenschleppen hinter uns gelassen haben. Was mir damals noch nicht so bewusst war: Der Sirup-Markt ist schon wesentlich größer als wir dachten. Vor allem in der Fitness-Ecke gibt es da schon seit Jahren ein großes Angebot. Das habe ich erst so richtig realisiert als ich vor kurzem mal in einem EDEKA war, weil sie die offiziellen SodaStream-Sirups wahnsinnig günstig im Angebot hatten. Am (total versteckten) Regal angekommen war ich z.B. überrascht zu sehen, dass selbst Coca-Cola mittlerweile mitmischt – allerdings derzeit nur mit Fanta, Sprite und Mezzo Mix jeweils in der nicht-zuckerfreien Variante. Und ja, sogar Säfte gibt es. Allerdings noch nichts, was mich anmacht. Holunderblüte ist einfach nicht so meins .
Da wir allerdings nur zur zuckerfreien Variante greifen, stand dann doch nicht so viel im Regal, was ich tatsächlich eingepackt habe. Hauptsächlich Kram von der EDEKA-Gruppe-Eigenmarke Gut & Günstig, die aus unserer Sicht zwar tatsächlich günstig ist aber über das “gut” haben wir eine…sagen wir nicht ganz so zustimmende Meinung. Trotzdem hab‘ ich mir mal den Cola- und Orangengeschmack mitgenommen zum Testen. Dabei ist mir schon im Laden aufgefallen: Die Art und Weise wie man den Sirup in die Flaschen umfüllt ist sehr unterschiedlich.
Mehr oder weniger viel Sauerei
Während Coca-Cola gar keine Mess- und Füllhilfe beifügt und von euch verlangt mit Esslöffeln zu hantieren, hat selbst SodaStream zwei unterschiedliche Deckelsorten. Das Prinzip ist zwar identisch, der Deckel hat einen integrierten Messbecher, aber der in den kleinen grauen Behälter ist nicht ganz so tief. Der Nachteil: Man kriegt den Mist nicht ganz so gut in die Flasche gekippt inkl. hoher Gefahr Sauerei zu machen. Tipp: Die Flasche ebenfalls schräg halten beim Umfüllen vom Messbecher. Das ist bei den PepsiCo-Marken mit ihrem tieferen Messbecher wesentlich besser gelöst. Da muss ich nicht mit der Flasche rumhantieren.
Und bei Gut & Günstig? Der letzte Scheiß. Es ist ein Messbecher der auf der Sirupflasche draufsitzt. Am Becher selbst ist zu bemängeln, dass zumindest ich die Messlinien so gut wie nicht erkennen kann. Und dann sitzt er anders als bei SodaStream wie gesagt einfach auf der Flasche drauf. Sprich, wenn ihr ihn nicht vorher sauber und trocken macht, saut ihr euch die Flasche und den dazugehörigen Deckel ein. Keine Ahnung wer das für ein tolles Konzept hielt. Meine Begeisterung hält sich in Grenzen. Das gilt auch für den Geschmack an sich. Speziell die zuckerfreie Orange ist irgendwie nur gelbes Wasser, selbst wenn ich mehr reinkippe als der Messbecher vorgibt für unsere Flaschengröße. Wir bleiben entsprechend vorerst weiterhin SodaStreams PepsiCo-Reihe treu trotz dem höheren Preis.
Weitere Kosteneinsparungsmaßnahmen
Mit der Umstellung auf Sirup drang jedoch ein neuer Faktor in den Vordergrund: Die Kosten für den CO²-Zylinder, schließlich verbrauchen wir jetzt mehr. Seit das Patent für das SodaStream-Original abgelaufen ist (deswegen hat SodaStream nun ein neues Gerät inkl. geändertem und wieder patentiertem Zylinderdesign rausgebracht), gibt es zwar sehr viele Anbieter von Zylindern und entsprechend stark sind die Preise gefallen (5-7€). Doch wir brauchen trotzdem pro Monat durchschnittlich zwei Stück davon. Die pro Zylinder jeweils ca. 90 Flaschen mit 0,6L ergeben. Immer noch viel, viel billiger als ein Kasten Coca-Cola. Es gibt aber Optimierungspotential. Und was kann man optimieren? Na natürlich selbst die Zylinder nachfüllen statt sie im Laden zu tauschen.
Lysanda hatte das schonmal vor längerem erwähnt, dass das ginge. Aber ich hatte davor durchaus massiven Respekt. Eine Gasflasche im Haus zu haben (egal ob Propan, Kohlendioxid oder sonst was) ist schon allein so eine Sache. Was, wenn das Ding einem z.B. wegen falscher Lagerung plötzlich um die Ohren fliegt?! Und dann das Befüllen: Woher weiß der CO²-Zylinder, wenn er voll ist? Fliegt der mir um die Ohren, wenn ich nicht aufpasse und rechtzeitig abdrehe? Diese und weitere Fragen kamen mir in den Sinn als Lysanda das Thema erneut auf die Tagesordnung brachte. Aber wenn ich eins in bald fünf Jahren Ehe gelernt habe: Dieser Frau versuchen etwas auszureden ist eine Lebensaufgabe (Anm. v. Lysanda: Das sehe ich nicht so.). Außerdem arbeitet jeder Gastronom täglich mit sowas (wg. Bier) – also zumindest, wenn irgendwann die Pandemie vorbei ist. Entsprechend kann es so gefährlich auch wieder nicht sein. Also haben wir es einfach mal versucht. Spoiler: Es ist einfacher und ungefährlicher als gedacht.
Die Beschaffung
Bevor es ans erste Befüllen gehen kann, muss man das Gas erstmal haben. Dazu tauchen folgende Fragen auf: Wie groß soll die CO²-Flasche sein, woher kriegen wir sie und, viel wichtiger, wo können wir sie wieder auffüllen/tauschen lassen? In Sachen Größe war die Entscheidung relativ schnell getroffen und zwar zu Gunsten eines 10kg-Monsters. Das liegt zum einen am Preis. Die 2kg-Flasche nachzufüllen kostet bei Hornbach beispielsweise 8,25€/kg. Bei der 10kg-Flasche sind es nur 2€/kg. Zum anderen kann man mit 2kg logischerweise weniger Flaschen auffüllen bis man wieder durch die Gegend fahren muss. So gehen in einen regulären SodaStream-CO²-Zylinder theoretisch 425g. Da reichen die 2kg nicht einmal für fünf Füllungen. Bei 10kg sind es 23. Gut, dafür wiegt die 10kg dann mit 28-31kg (je nach Modell) das vierfache was den Transport mitunter etwas schwieriger macht für kleine, schwache Männer. Aber einmal im Jahr bekommt man das schon irgendwie hin.
Nachfüllen und Transport sind übrigens gute Stichpunkte: Es bringt nichts sich bei eBay die billigste Flasche zu holen, wenn man dann nur 800km entfernt in Hintertupfingen eine Neubefüllung bekommt. Entsprechend haben wir uns in den umliegenden Bau- und Getränkemärkten umgeschaut und sind am Ende (mal wieder) bei Hornbach gelandet. Die nutzen Gas von GlobalGas, die ebenfalls bundesweit vertreten sind. Insofern sollte es auf absehbare Zeit kein Problem sein eine neue Füllung zu kriegen. Gleichzeitig hat Hornbach was das angeht tatsächlich auch einen günstigsten Preis mit besagten 20€ pro Füllung. Dazu kommen dann noch einmal 134€ Nutzungsgebühr für die Flasche.
Aufmerksame Besucher werden allerdings jetzt anmerken, dass die 20€-Füllung bei Hornbach nur “normales” Kohlendioxid ist ohne “Lebensmittelqualität”-Kennzeichnung. Diese Füllung wiederum kostet 7€ mehr und auch die Flasche ist mit 135€ etwas teurer. Allerdings: Bei der Flasche mit Lebensmittelqualität ist es keine Nutzungsgebühr, sondern Pfand. Sprich, die bekommt ihr wieder, wenn ihr irgendwann keinen Bock mehr auf den Kram habt. Gleichzeitig stellt sich natürlich die Frage: Wenn das “normale” Gas für Aquarien verwendet werden darf und mir die Fische nicht wegsterben, warum ist es dann nicht für Menschen geeignet?! Antwort: Ist es schon, denn lt. GlobalGas kommt der Inhalt beider Flaschen aus dem exakt gleichen Tank. Der einzige Unterschied ist, dass auf der Flasche mit “Lebensmittelqualität” ein Siegel zur Nachverfolgung draufklebt. Wenn mal was passiert, wissen sie entsprechend ganz genau aus welchem Tank es kommt. Ist also eine Versicherungssache. Bedeutet im Umkehrschluss, dass man einfach zum normalen Gas greifen? Nicht unbedingt. Dadurch, dass ihr für diese Flasche nur Pfand bezahlt, könnt ihr erstmal 19 Jahre lang für 7€ Aufpreis befüllen bevor es euch tatsächlich mehr kostet und habt in dieser Zeit eben diese zusätzliche Sicherheit sollte tatsächlich mal passieren. Aber ja: Am Ende des Tages ist es zumindest im Falle von GlobalGas was den Inhalt angeht tatsächlich Jacke wie Hose.
Die Vorbereitungen
Nun haben wir also die Gasflasche zu Hause stehen. Leider passt der CO²-Zylinder (in unserem Fall einer von Soda Trend) dort nicht einfach drauf. Es braucht einen Adapter. Und zwar einen der umsetzt von einem TR21.4-Ventil (CO²-Zylinder) auf ein W21.8-14-Ventil (CO²-Flasche). Die Beschaffung ist hier aber kein Problem. Es gibt haufenweise Angebote im Internet für einen Preis um die 30€. Die passen dann meistens für viele verschiedene Varianten von CO²-Zylinder, denn nicht unbedingt jeder ist an der Spitze gleich aufgebaut. Das gilt auch für die CO²-Flasche selbst. Die gibt es mit Steig-/Tauchrohr und Druckventil, ohne Steig-/Tauchrohr aber mit Druckventil oder komplett ohne. Im Fall von Hornbach sind es Flaschen ohne Steig-/Tauchrohr aber mit Druckventil.
Der Nachteil einer Flasche ohne Steigrohr ist, dass ihr sie auf den Kopf stellen müsst bei der Befüllung. In der Flasche ist nämlich Kohlendioxid in flüssiger Form enthalten. Das ist etwas nervig, weil wie gesagt die Flasche selbst im komplett leeren Zustand noch ihre 17-20kg hat. Funktioniert aber. Und nein: Soweit ich verstanden habe, sollte man sie nicht umgedreht lagern. Sich eine entsprechende Aufhängung im Keller an die Wand schrauben geht also scheinbar nicht – es sei denn sie ist drehbar. Mmmh… wäre sicherlich eine rückenfreundliche Überlegung sich da was zu basteln .
Geht’s endlich los?!
Gasflasche? Check. Adapter? Check. Gasflasche und Zylinder über Adapter miteinander verbunden? Check. Komplettes Konstrukt umgedreht? Check. Also aufdrehen und los geht’s? Ja, tatsächlich ist es so einfach – zumindest bei den Soda Trend-Universal-Zylindern in unserem Haushalt. Es macht für ein paar Sekunden psssscchhh und das war’s. Keine Angst vor Überfüllung und Explosionen, da das Ventil im Zylinder automatisch schließt. Hätte echt nicht gedacht, dass es so einfach ist. Noch kurz den Druck im Adapter ablassen und zurück in den Wassersprudler damit. Perfekt – also fast. Es gibt noch einen kleinen aber feinen Stolperstein.
Die CO²-Zylinder fassen wie erwähnt 425g Kohlendioxid. Wenn ihr die Flasche aber vor und nach der Befüllung wiegt, werdet ihr feststellen, dass ihr maximal die Hälfte davon reinbekommen habt. Bei uns kam die Flasche so über 925g Gesamtgewicht einfach nicht hinaus was ca. 150g Füllgewicht entspricht. Der Grund ist simpel: Das Ventil schließt zu schnell. Die Lösung: Den Zylinder für 2-3 Stunden in den Gefrierschrank/die Truhe packen. Hat was mit Kompression und so zu tun. Das CO² ist ja sowohl in der Flasche als auch dem Zylinder flüssig. Fragt mich allerdings nicht nach dem genauen physikalischen Prozess. Das ist absolut nicht meine Ecke . Aber so bekommen wir jetzt 370g umgefüllt (ca. 1.160g Gesamtgewicht). Plus ein Rest, der noch im Zylinder war (wir machen sie nie ganz leer, da die letzten Flaschen dann mir nicht mehr spritzig genug sind) und es dürften wieder die vollen 425g sein. Astrein! Natürlich könntet ihr auch ohne Einfrieren arbeiten und entsprechend öfters nachfüllen. Allerdings geht bei jeder Füllung ein wenig Gas verloren (das, was ihr über das Ablassventil rauslasst).
Ein Risiko des Befüllens in den eigenen vier Wänden habe ich noch nicht erwähnt: Das Ventil am CO²-Zylinder. Wenn ihr ihn im Laden zurückgebt und einen neuen kauft, wird der alte vom Hersteller vor dem Neubefüllen (angeblich) überprüft und bei Defekt entsprechend ausgetauscht. Das könnt ihr natürlich nur bedingt selbst erledigen (z.B. Sichtprüfung). Ich habe leider bislang keine handfesten Informationen gefunden wie oft es Sinn macht deshalb doch den Zylinder mal wieder in den Laden zu tragen und gegen einen neuen zu tauschen. Das werden wir hoffentlich mit der Zeit noch rausfinden.
Die Kosten
Bleibt zum Abschluss noch die Frage, ob sich der ganze Aufwand überhaupt lohnt. Fassen wir also mal alle Einträge zusammen:
- Wir haben eine Osmoseanlage, um unser Wasser zu reinigen. Die kostet uns jährlich ca. 210€ in der Wartung. Die vierstelligen Anschaffungskosten ignorieren wir, da wir das Wasser ja nicht nur zum Sprudeln verwenden.
- Wir haben einen SodaStream, um es zu sprudeln. Das war eine einmalige Anschaffung für 129€, verursacht also an sich keine regelmäßigen Kosten.
- Wir kaufen Sirups, um den Sprudel in Erfrischungsgetränke umzuwandeln. UVP 5,99€ für 9L.
- Lysanda nutzt Bolero, um ihr Glas Wasser aufzupimpen. Da kostet eine Packung 0,60€, die sie auf ca. vier 0,6l-Flaschen aufteilt (mehr als vom Hersteller empfohlen).
- Wir befüllen die CO²-Zylinder mit Hilfe einer 10kg-CO²-Flasche selbst. Macht 27€ für ca. 27 Zylinderfüllungen mit denen wir ein Jahr auskommen. Nicht jede gesprudelte Flasche wird allerdings zu einem Erfrischungsgetränk (vielleicht 3 von 9). Insgesamt kriegen wir aus einem CO²-Zylinder 80 Sprudelflaschen mit 0,6l.
- Und natürlich verwenden wir dafür unser gefiltertes Leitungswasser. Das kostet 1,52€/m³ also zehn Flaschen mit 0,6l nicht einmal 1ct (0,000912ct pro Flasche).
Ganz viele Zahlen mit denen man schön rechnen kann. Zusammengefasst gehen wir davon aus, dass wir mit einer CO²-Flasche 1.296 Liter Sprudel herstellen können. Zusammen mit den Wasserkosten und der Wartung der Osmoseanlage – auch, wenn die natürlich nicht nur Wasser zum Sprudeln herstellt – kommen wir auf einen Literpreis von ca. 0,18€. Wenn Lysanda Bolero reinpackt, wird der Liter 0,44€ teuer. Eine Flasche mit Sirup kostet uns hingegen ca. 0,85€ pro Liter. Zum Vergleich: Eine Kiste Gerolsteiner Mineralwasser in Plastikflaschen (!) schlägt laut Google aktuell mit 0,42€ zu Buche. Eine Kiste Coca-Cola in der PET-Flasche kommt auf 1,06€/l – kann aber tatsächlich im Angebot auch mal auf 0,77€ rutschen. Wäre dann also tatsächlich billiger als eine Flasche mit Sirup. Andererseits kaufen wir auch den Sirup nicht zum UVP. Insofern dürfte die Rechnung trotzdem noch knapp zu Gunsten des Sirups ausgehen. Die Realität liegt natürlich irgendwo dazwischen. Weder wird jede Flasche mit Bolero noch mit Sirup befüllt. Entsprechend sind die durchschnittlichen Kosten für uns pro Liter vermutlich bei um die 0,40€.
Ich hab‘ natürlich die Anschaffungskosten ignoriert, die man erst noch wieder reinholen muss. Aber die haben sich vergleichsweise fix amortisiert in unserem Haushalt. Vor allem, weil wir in der ganzen Rechnung noch nicht die Aspekte Umwelt und Gesundheit berücksichtigt haben. Weniger durch die Gegend fahren, keine Getränke in Kunststoffflaschen saufen, gereinigtes Wasser nutzen, weniger Verschleiß durch Kalk, etc. Die lassen sich (für mich) schlecht beziffern waren aber für uns ein noch größerer Faktor als die reinen Kosten. Insofern: Zumindest für uns lohnt sich das aktuelle Setup auf jeden Fall. Sowohl was den Geldbeutel als auch unsere Gesundheit angeht. Hat Lysanda gut gemacht (Anm. v. Lysanda: Sicarius aber auch).