Weiter geht’s!

So, da war die Anime-Pause auch schon wieder vorbei. Drei Serien haben wir seit dem Ende von Star Trek: Enterprise konsumiert. Von der einen hatte ich euch schon berichtet, die anderen beiden stehen noch auf der ToDo-Liste. Aber nachdem ich euch jetzt einen Monat nicht mehr mit einem Star-Trek-Eintrag beglückt habe, wird es einfach mal wieder Zeit :wink: . Weiter geht es mit den drei Filmen der Kelvin-Zeitlinie.

Ja, schon wieder Zeitreisekram :roll: . Aber gut: Warum auch immer werden Kirk & Co. bei den Verantwortlichen damals wie heute als der heilige Gral angesehen. Und Origin-Stories sind sowieso immer der geilste Scheiß. Insofern muss man es Regisseur J. J. Abrams und seinen Dauerpartnern Alex Kurtzman (mittlerweile quasi der Rick Berman von NuTrek) und Roberto Orci zugutehalten, dass sie nicht einfach alles über den Haufen geworfen haben, was vorher kam. Stattdessen haben sie tatsächlich einen in-universe-Grund als Basis genommen, um “ihre” Klassik-Crew herbeizuzaubern. Und dieser Grund ist: Paralleluniversum. Simpel. Elegant. Theoretisch konfliktfrei. Perfekt also… zumindest auf dem Papier. Die Umsetzung? Nun, da kommen wir gleich drauf.

Die Entstehungsgeschichte

2005 war Schluss mit der Rick-Bermann-Ära. Aber trotz der schlechten Einschaltquoten und auch dem desaströsen Ergebnis von Star Trek: Nemesis (2002), wollte Paramount verständlicherweise weiterhin mit seiner Marke Geld scheffeln. Entsprechend begannen tatsächlich noch im selben Jahr die Arbeiten am nächsten Film – ohne Beteiligung von Berman (sein Vertrag lief aber noch bis 2006). Unter dem Titel Star Trek: The Beginning sollten wir endlich den Krieg der Menschen gegen die Romulaner erleben, der in den anderen Serien nur angedeutet worden war. Quasi ein Prequel zu The Original Series und ein Sequel zu Enterprise. Leider wurde das Projekt trotz fertigem Drehbuch eingemottet – genauso wie die beiden vorherigen Versuche eine Geschichte in dieser Zeitperiode zu erzählen, die damals (1991) noch von Gene Roddenberry abgelehnt wurden.

Dann kam 2006 Mission Impossible III* in die Kinos – das Leinwandregiedebüt von J. J. Abrams, der ansonsten eher als Serienproduzent bekannt war. Ich weiß übrigens, dass ich den Film mal gesehen habe. Dran erinnern kann ich mich absolut nicht. Das muss aber jetzt nicht zwingend die Schuld des Regisseurs gewesen sein :wink: . Naja, auf jeden Fall war Paramount scheinbar sehr angetan davon, dass er jetzt auch Filme macht und fragte ihn, ob er Bock auf Star Trek hätte. Die Antwort: Eigentlich nicht – er war ein Star-Wars-Kind –, aber Geld ist Geld und seine oben erwähnten Dauerpartner waren/sind Anhänger von Star Trek. Also ging der Auftrag an ihn und die Arbeiten begannen.

Angeblich wichtig waren beim Drehbuch folgende Punkte:

  • Mehr Humor. Da Star Trek in der Vergangenheit häufig parodiert worden war (bei dem Erfolg wenig verwunderlich, aber gut…), wollte er unfreiwillige Komik vermeiden und quasi Herr der Lage bleiben.
  • Mehr wie Star Wars. Angeblich kommt die Konkurrenz bei Nicht-Fans besser an als Star Trek. Eine Konsequenz dieser Entscheidung sind unter anderem die *peng peng*-Weltraumschlachten, die nicht mehr einem klassischen Kampf zu See gleichen.
  • Mehr Spock (und Kirk). Für Abrams ist Star Trek gleichbedeutend mit “Kirk und Spock”. Alles andere wären nur “unabhängige Weltraumabenteuer mit dem Namen “Star Trek” drauf”. Entsprechend lag der Fokus auf den beiden. Passenderweise war Leonard Nimoy wohl schon früh vom Projekt begeistert und entsprechend bereit seine Rolle als Spock wieder aufleben zu lassen. Das ließen sich die Autoren logischerweise nicht zweimal sagen. William Shatner passte hingegen nicht rein und wurde in allen drei Filmen in der Mottenkiste belassen.

Das Ergebnis flimmerte 2009 unter dem simplen Namen “Star Trek” über die Kinoleinwände – mit durchschlagendem Erfolg muss man ehrlicherweise sagen. Er traf den Nerv des damaligen Publikums und ließ die Kassen klingeln. Bei den nachfolgenden Filmen wurde es etwas weniger, aber Verluste hat keiner gemacht.

Die Kelvin-Saga

So viel zu den Anfängen des J.J.-Abrams-Star-Trek-Neustarts, der am Ende drei Filme umfassen sollte. Und tatsächlich kommen wir damit jetzt in völlig neues Territorium für mich. Den 3. Film hatte ich nämlich bis heute noch nicht gesehen. Und auch alles, was danach kam nicht. Scheinbar hatte mich Star Trek Into Darkness zu sehr mitgenommen und jedwedes Interesse am Franchise bei mir zerstört :smile: .

Werfen wir also mal einen genaueren Blick auf diese Trilogie – wie gehabt nicht in chronologischer Reihenfolge, sondern in Form meiner persönlichen Bestenliste. Geschaut haben wir die deutschen Versionen auf DVD (Star Trek) bzw. Blu-ray. Irgendwelche Director’s Cut-Fassungen gibt es nicht.

(Cover)

1. Star Trek Beyond* (2016) – J.J. Abrams war dieses Mal nicht am Ruder, sondern nur als Produzent dabei, da er sich parallel seinen Kindheitstraum mit Star Wars: Das Erwachen der Macht erfüllte. Stattdessen durfte Justin Lin (The Fast and the Furious: Tokyo Drift) mit einem Drehbuch von Simon Pegg (Cornetto-Trilogie) & Doug Jung (vorher und nachher nichts relevantes gemacht) ran.

Die Enterprise ist im 3. Jahr ihrer Fünf-Jahres-Mission. Bei einem Zwischenstopp auf der Sternenbasis Yorktown – die wesentlich moderner und größer ist als alle Sternenbasen, die wir selbst im 23. Jahrhundert bislang gesehen haben -, kommt plötzlich aus einem nahen Nebel eine Rettungskapsel. Dem Ruf nach Hilfe können Kirk & Co. selbstverständlich nicht widerstehen, fliegen in den Nebel und finden den Planeten Altamid. Der wiederum ist besetzt von einer schwarmartigen Alienrasse angeführt von einem gewissen Krall. Der hintere Teil der Enterprise wird durch die Übermacht zerstört, die Untertassensektion (wusste gar nicht, dass sich das Schiff wie die Enterprise D teilen kann) macht hingegen das Rikermanöver auf den Planeten. Die Crew wird bis auf unser heiliges Trio gefangen genommen. Es muss also die Crew gerettet, ein neues Schiff gefunden und selbstverständlich am Ende Yorktown vor der Vernichtung gerettet werden.

Die Erzählung an sich ist okay (selbst der Twist) und ist alles in allem “Trekkiger” als die Vorgänger. Aber der Film kann sein Abrams-Erbe leider trotzdem nicht vollständig abschütteln. Sprich es gibt auch hier wieder viel zu lange Actionsequenzen ohne Sinn und Verstand (bei den Löchern, die der Schwarm in die Enterprise haut, dürfte schon nach dem 1. Angriff nichts mehr funktionieren), nur des Spektakels willen. Die Charaktermomente fühlen sich, genauso wie der Humor, erneut ziemlich erzwungen und vorhersehbar an. Und eine emotionale Bindung zu den Charakteren will sich bei mir weiterhin nicht aufbauen. Insgesamt ein passables aber austauschbares Actionabenteuer. Das passt übrigens zu der Aussage von Simon Pegg, dass das ursprüngliche Drehbuch für den Film (von Roberto Orci) “zu Trekkie” war und das Studio mehr ein neutrales Werk wollte, das halt mit Star-Trek-Charakteren gefüllt ist. Dahingehend wurde das Ziel definitiv erreicht.

(Cover)

2. Star Trek* (2009) – Bringen wir das Offensichtlichste gleich hinter uns: Lens-Flare-Trek. Kein Wunder, dass die Enterprise so viel kaputt geht. Die werden auf der Brücke ja ständig nur geblendet durch die vielen Lichter und Hochglanzoberflächen. Ganz im Unterschied zum Maschinenraum (eher Halle) des Schiffs, der mehr einem Industriekomplex gleicht als einem futuristischen Raumschiff. Sehr komische Designentscheidung.

Die Geschichte ist trotz Paralleluniversum simpel: In der uns bekannten Zukunft explodiert eine Sonne und droht Romulus zu zerstören. Original-Spock versucht das zu verhindern, schafft es aber nicht rechtzeitig und erschafft stattdessen eine Singularität über die er und ein romulanisches Bergbauschiff in die Vergangenheit gezogen werden. Die sind jetzt ultrasauer, dass Spock sein Wort nicht gehalten und Romulus nicht gerettet hat, treffen aber erst einmal auf die U.S.S. Kelvin (deswegen “Kelvin-Zeitlinie”). Der Captain wird getötet, der 1. Offizier George Kirk übernimmt das Kommando und opfert sich, um der Besatzung die Flucht zu ermöglichen. Darunter seine Frau, die just in diesem Moment einen Jungen zur Welt bringt: James Tiberius Kirk. Wir erleben hier auch erstmals was die neuen Weltraumkämpfe ausmacht: Viel schwachsinniges Peng Peng mit Gatlinglasern ohne echten Rums dahinter. Hat was von einer mittelmäßigen Zwischensequenz aus einem Videospiel der 2000er – nur mit besserer Grafik.

Ein Zeitsprung. Kirk ist mittlerweile Erwachsen, aber ein absoluter Versager. Doch warum auch immer sieht Captain Pike irgendwas in ihm und holt ihn in die Sternenflotte und zu sich auf die Enterprise. Praktischerweise mit an Bord: Die restliche Klassikcrew (Spock, Uhura, Sulu, Chekov und später Scotty). Da tauchen die Romulaner wieder auf und zerstören Vulkan. Stellt sich heraus, dass sie auf Original-Spock gewartet haben, damit er “genauso leidet wie sie”. Pike wird anschließend von den Romulanern gefangen genommen, also liegt es jetzt an Kirk das Chefhemd anzuziehen und den Tag (sowie Pike) zu retten. Es folgen weitere blödsinnige Actionsequenzen, unlogische Handlungen, Flachwitze und Pseudo-Charakterentwicklungen bis irgendwann zum Glück der Abspann läuft. Oder auf Deutsch: Ein Actionstreifen ohne einen Hauch von Tiefgang und, abseits von Leonard Nimoys Spock, ohne wirklich sympathische Charaktere. Sie gleichen eher einer Parodie der Originale und entwickeln wenig Eigenständigkeit.

(Cover)

3. Star Trek Into Darkness* (2013) – Als wir uns nach dem Abspann unterhalten haben, meinte Lysanda zu mir, dass mein äußerst negativer Eindruck von diesem Werk bestimmt nur von zwölf Jahren Internetkonsum beeinflusst ist. Dem stimme ich allerdings nicht zu. Ich fand ihn auch damals schon absolut und durchgängig scheiße. Abrams Team hat absolut nicht verstanden, was Star Trek II: Der Zorn des Khan so gut gemacht hat. Stattdessen pickte man sich Elemente heraus, packte Benedict Cumberbatch rein (eine völlig verschwendete Besetzung), mixte einen Sack Patriotismus dazu und baute einen Twist auf den Twist ein. Aber von vorne:

Der Film beginnt mit einer viel, viel zu langen Sequenz auf einem fremden Planeten. Kirk verstößt mal wieder gegen die oberste Direktive und es werden ein paar Grundlagen für den weiteren Film gestreut (=Spock und Sterben). Zurück auf der Erde gibt’s einen Anschiss und gleichzeitig einen Angriff auf eine vermeintliche Bibliothek, die eigentlich eine geheime Basis von Sektion 31 ist. Sektion 31 ist die schwarze Geheimdienstoperation, die wir vor allem in Star Trek: Deep Space Nine näher kennengelernt haben. Dass der Typ nur für das Leben seiner Tochter mehrere Dutzend Kollegen umbringt ist ein echt fragwürdiger Handlungsfaden. Wie konnte so jemand beim Geheimdienst landen? Leider ist das nur das kleinste Problem des Films.

Was für ein Schwachfug!

Naja, der eigentliche Bösewicht hinter dem Anschlag wird identifiziert, das Management trifft sich im obersten Stockwerk (!) eines Hochhauses zur Lagebesprechung und wird prompt von besagtem Bösewicht ausgelöscht. Kirk und er kommen Angesicht zu Angesicht während der Böse sich auf die klingonische Heimatwelt teleportiert. Sinn und Zweck dieses Ausflugs nach Qo’noS? Keiner. Man wollte nur das dämliche, neue Design der Klingonen zeigen. Ach und die Enterprise hängt jetzt fest und wenn sie gefunden wird, gibt es Krieg. Wir lernen in der Zwischenzeit, dass der Bösewicht ein gewisser genetisch verbesserter Mensch namens Khan Noonien Singh ist. Die Erwartung war vermutlich, dass die Veteranen im Kinosaal sich in die Hose machen bei dieser Enthüllung. Zumindest machte aus Kirks Sicht die Art und Weise wie Khan sich in der Gefängniszelle vorstellte sonst keinen Sinn.

Egal: Es stellt sich heraus, dass Sektion 31 böse ist und der Chef der Sternenflotte eigentlich einen Krieg haben will, weil die Menschheit sich mal wieder zu sehr ausruht blablabla – der übliche Schwachsinn halt. Er hat sogar heimlich schon ein übermächtiges Raumschiff bauen lassen. Doch um seinen Plan in die Tat umzusetzen (?), hat er Kahn aus der Gefriertruhe geholt und seine alte Mannschaft als Geisel genommen. Kirk und Khan machen also erstmal gemeinsame Sache, um Admiral Marcus zu stoppen. Danach hintergeht Khan Kirk (oder beide sich gegenseitig) und er muss ihn stoppen. Am Ende steht die Enterprise kurz vor der Zerstörung und nur eine intime Interaktion mit dem Warpkern kann sie retten. Der Twist ist, dass in dieser Version der Erzählung Kirk derjenige ist, der sich den tödlichen Strahlen im viel zu großen Industriekomplex aussetzt und stirbt. Schließlich hatte Uhura Spock verboten sich zu opfern. Beide sind in dieser Version der Geschichte ein Paar. Wobei Kirk dann doch nicht stirbt, denn in einer völlig zusammenhanglosen Sequenz auf der Krankenstation irgendwo in der Mitte des Filmes wurde bereits mit dem Zaunpfahl darauf hingewiesen, dass McCoy in Khans Blut was gefunden hat, was am Ende Kirk rettet. Die ganze Sache bleibt also vollkommen ohne jede Konsequenz *yay*. So tötet man einen Spannungsbogen, bevor er überhaupt aufgebaut werden kann. Aber wenigstens gab es ein Wiedersehen mit einem Tribbel.

*stöhn*

Star Trek Into Darkness (Paramount-Promo-Bild)

Ich weiß gar nicht, wo ich bei diesem Film anfangen soll. Man nimmt sich einen der besten Star-Trek-Filme aller Zeiten als Vorlage und macht eine Art Neuinterpretation. Okay, von mir aus. Auf dem Papier erst einmal noch nicht das Problem. Blöd nur, dass das Original vor allem deswegen so gut ist, weil es eine sehr persönliche Geschichte mit fantastischen Charakteren erzählt. Selbst, wenn man ansonsten kein Star Trek konsumiert hat – auch nicht die Folge Space Seed -, funktioniert der Film bis heute einwandfrei. Khan hatte einen Grund sauer auf Kirk zu sein. Und umgekehrt Kirk auf Khan. Spocks Opfer hat den Zuschauer mitgenommen, weil er ein sympathischer Charakter war. Und, ganz wichtig, weil es trotz McCoy-Gedankenverschmelzung-Hintertürchen (was man als Zuschauer aber zu dem Zeitpunkt nicht verstanden hat) ein echtes Opfer darstellte. Er war faktisch zu diesem Zeitpunkt tatsächlich tot. Und der Kampf im Mutara-Nebel war eben kein sinnloses Effektgewitter mit schwachsinnigem CGI-Peng-Peng, sondern ein spannungsgeladenes Duell zweier Taktik-Genies.

Star Trek Into Darkness hingegen? Zwischen Kirk und Khan ist überhaupt nichts Persönliches. Ja, er hat technisch gesehen Captain Pike auf dem Gewissen, aber das scheint Kirk ziemlich wenig zu belasten. Stattdessen geht es erstmal um den 08/15-Bösewicht Admiral Marcus. Da kann Cumberbatch noch so theatralisch inszeniert werden – es verpufft im Nichts, weil keine Bindung zwischen den Charakteren existiert oder entsteht. Dass mir die Enterprise-Crew selbst weiterhin völlig egal ist, ist da nur ein weiterer Faktor. Damit fällt auch Kirks Opfer auf taube Ohren, selbst wenn es ein echtes Opfer gewesen wäre. Dass man sich am Ende aber nicht mal traut es wirklich durchzuziehen (ja, die Schauspieler hatten einen Drei-Filme-Vertrag unterschrieben, ich weiß) und vor allem den Zuschauer schon vorab darauf hinweist, dass es einen Ausweg gibt… Ich verstehe wirklich nicht, was sich die Drehbuchautoren bei diesem Mist gedacht haben. Selbst als 08/15-Actionfilm taugt das Werk aus meiner Sicht nichts. So schlecht Sektion 31 möglicherweise auch ist: Wenigstens tritt er nicht das Andenken an einen der besten Filme des Franchises mit den Füßen.

Die Gesamtübersicht

Die J.J.-Abrams-Filme haben mich also auch beim zweiten Anschauen nicht wirklich vom Hocker gehauen und obwohl Star Trek Beyond tatsächlich der beste der Dreien ist, kann er ebenfalls nicht mit dem “alten” Kram mithalten. Aber werfen wir einen Blick auf meine Gesamtrangliste der Star-Trek-Filme, die jetzt so aussieht:

Platz 1: Star Trek VI: Das unentdeckte Land*
Platz 2: Star Trek II: Der Zorn des Khan*
Platz 3: Star Trek III: Die Suche nach Spock*
Platz 4: Star Trek: Der Aufstand*
Platz 5: Star Trek: Der erste Kontakt*
Platz 6: Star Trek: Treffen der Generationen*
Platz 7: Star Trek IV: Zurück in die Gegenwart*
Platz 8: Star Trek: Nemesis*
Platz 9: Star Trek Beyond*
Platz 10: Star Trek: Der Film*
Platz 11: Star Trek*
Platz 12: Star Trek V: Am Rande des Universums*
Platz 13: Star Trek Into Darkness*

Wie ihr seht, reihen sich die drei Werke am unteren Ende meiner Skala ein. Star Trek: Der Film (das Original, nicht der Director’s Cut) landet unter anderem vor Star Trek, weil die Einführung der Enterprise – so lang sie auch in Filmminuten war – einfach fantastisch ist. Die CGI-Kamerafahrt im 2009er Werk mit der 08/15-Musik kann damit nicht mithalten. Und Star Trek V: Am Rande des Universums… ist halt was es ist. Immerhin erfahren wir da was über die vulkanische Kultur und der Film hat zumindest eine grundlegende, zusammenhängende Erzählung im Vergleich zum schrecklichen Kahn-Remake.

Als nächstes geht es nun weiter mit den NuTrek-Serien. Allerdings habe ich mich doch entschieden NICHT nach Produktionsreihenfolge zu gehen. Zu Star Trek: Discovery habe ich einfach zu viel Schlechtes (nicht nur, aber auch von unserem Azzkickr) gehört und gesehen. Stattdessen haben wir mit der Serie begonnen, die mich von all dem neuen Kram tatsächlich am meisten reizt: Star Trek: Prodigy*. Spoiler: Was wir bislang gesehen haben, war echt gut.

PS: NuTrek (genauso wie z.B. der Begriff NuWho für die neuen Doctor Who-Serien) kommt von der Musikrichtung “nü-metal”, die seit Ende der 80iger klassisches Heavy Metal mit Elementen anderer Stile kombiniert. Also eine neue Art von Metal – deswegen der Name. Bekannte Bands sind Pantera, Limp Bizkit oder für alle Tony Hawks-Fans: Papa Roach. Und jetzt habe ich schon wieder einen Ohrwurm…

It’s in our nature to destroy ourselves
It’s in our nature to kill ourselves
It’s in our nature to kill each other
It’s in our nature to kill, kill, kill

*headbang* Immer noch einer der besten Lizenz-Soundtracks aller Zeiten!

Öffentliche Bücherboxen sind schon was echt Praktisches. Ja, die Leute stellen mitunter auch viel Mist rein. Reiseführer oder Gesetzestexte von vor 20 Jahren, Fachbücher zu Windows ME und sowas. Aber grundsätzlich sind sie mittlerweile eine angenehme Institution, in der man einfach mal zwanglos stöbern kann und dabei das ein oder andere Buch findet, was man vielleicht sonst nicht entdeckt/gelesen hätte. Kostet schließlich nichts es einfach mitzunehmen und wenn es nicht gut genug für einen dauerhaften Platz im Regal ist, geht es halt wieder zurück. Entsprechend haben wir bereits so einiges mitgenommen – aber zugebenermaßen noch nicht jedes davon gelesen. In der Casa Lysanda befinden sich definitiv zu viele Unterhaltungsmedien verschiedenster Art :smile: .

Doch ein Buch haben sowohl Lysanda (sogar 2mal!) und ich mittlerweile gelesen. Eingepackt habe ich es nur aufgrund des Titels:

Das Buch inkl. Bonus-Balu

Muss ich mich aufgeben, um von Dir geliebt zu werden?* (Jordan & Margaret Paul: Do I have to give up me to be loved by you?; 2000) – Das englische Original ist sogar schon 1983 erschienen, doch dieses psychologische Fachbuch hat tatsächlich kein bisschen an Aktualität verloren. Das Autorenpaar war damals in der Sexualtherapie tätig und stellte fest, dass die Beziehungen ihrer Klienten nach der vermeintlich erfolgreichen Therapie zügig wieder schlechter wurden. Es war quasi wie bei einer Diät. Man versuchte zwanghaft eine Veränderung zu erzwingen. Das klappt mitunter auch einige Zeit. Aber früher oder später fallen die meisten wieder ins alte Verhaltensmuster zurück. Oder wie sie es im Buch ausdrücken:

“Die Veränderungen beeinflussten die Qualität der Beziehung kaum. Die emotionale Distanz zwischen den Partnern blieb bestehen. (Paul & Paul, 2000, S. 10)

Entsprechend versuchten die beiden herauszufinden, woran das lag. Schon allein, weil auch ihre eigene Beziehung darunter litt. Warum funktionierte der klassische Gedanke nicht, dass man einfach nur genug Willenskraft braucht, um etwas zu verändern? Und als sie die Antwort darauf hatten, entwickelten sie daraus die “Intention Therapy” oder auf Deutsch “Absichtstherapie”.

Ich muss mich schützen!

Der Grundgedanke ist, dass die meisten Probleme dadurch entstehen, dass wir versuchen uns zu schützen. Also aufgrund unserer Schutzmechanismen. Ein einfaches Beispiel: Ich habe Angst davor, dass mein Partner mich verlässt. Meine inneren Schutzmechanismen versuchen deshalb ihm meine Unzulänglichkeiten nicht zu zeigen. Dabei ist es egal ob diese real sind oder ich mir diese nur einbilde. Durch dieses Verhalten schaffe ich jedoch eine Lücke/Distanz zwischen mir und meinem Partner. Er soll mich ja nicht so sehen, wie ich wirklich bin. Das allerdings führt erst recht dazu, dass er sich einsam, ausgeschlossen oder nicht gesehen fühlt. Und dann verlässt er mich deswegen. Was will er schließlich in einer Beziehung, wo es keine Nähe gibt?

Außer der Bereitschaft zu lernen dient jedes andere Verhalten in einem Konflikt dem eigenen Schutz. (Paul & Paul, 2000, S. 24)

Und dieses Verhalten zeigt sich in drei Formen: Da gibt es die Anpassung also, dass ich versuche den Konflikt schlicht zu vermeiden. Da bin ich zugegebenermaßen sehr geübt drin. Und am einfachsten vermeide ich den Konflikt, indem ich meinem Gegenüber einfach zustimme. Der typische Mitläufer quasi. Das Gegenteil ist der Versuch die Kontrolle zu gewinnen. Der andere MUSS umgestimmt werden. Es gibt keine Alternative. Und als drittes die Gleichgültigkeit. Der Konflikt wird also schlicht ignoriert.

Erkenntnis gewinnen

Die bekannteste/lauteste Form eines Konflikts ist sicherlich der Streit. Ein klassischer Machtkampf, um die Kontrolle zu gewinnen. Denn wenn ich die Kontrolle habe, bin ich geschützt. Aber gelernt habe ich dadurch nichts. Nehmen wir die Situation, dass euer Partner den Müll rausbringen soll. Er wollte es machen, hat es aber bis jetzt nicht getan. Nun geht ihr hin und sagt ihm, dass der Müll noch nicht rausgebracht worden ist. Der Vermeider würde jetzt einfach den Müll rausbringen. Der Gleichgültige würde euch vielleicht einfach nur ignorieren. Und bei einem Machtkampf würdet ihr euch jetzt streiten darüber, warum nicht du, sondern er den Müll rausbringen muss.

Optimal wäre es, wenn ihr in dieser Situation anfangen würdet zu erforschen, was das eigentliche Problem ist – also die dahinter liegende Absicht zu finden. Vielleicht mag der Partner es gar nicht den Müll rauszubringen. Möglicherweise wegen eines Vorfalls in seiner Kindheit. Oder er ist heute so fertig mit der Welt, dass er keine Kraft mehr dazu hat. Es geht quasi darum euer Gegenüber besser kennen zu lernen und gleichzeitig auch sich selbst. An einem Konflikt sind schließlich in der Regel beide beteiligt. Die eigenen Schutzmechanismen lösen nämlich gleichzeitig die des anderen aus. Warum ist es mir beispielsweise wichtig, dass er den Müll rausbringt? Ich könnte es ja einfach selber machen. Vielleicht, weil ich Angst habe im Dunkeln rauszugehen?

Fast alle Barrieren entstehen durch die Art und Weise, wie Menschen mit Konflikten umgehen. (Paul & Paul, 2000, S. 20)

Zwischen Einsicht und Umsetzung

Unsere Schutzmechanismen (Symbolbild)

Aber was mache ich jetzt mit dem, was ich beim Erforschen gefunden habe? Häufig hilft es ja schon, wenn man erkannt hat, warum etwas ist wie es ist. Warum ich in einer gewissen Situation so reagiere und immer wieder in alte Muster zurückfalle. Ich kann also mit dieser Information erstmal arbeiten und schauen, ob sich dadurch etwas verändern lässt. Ich könnte mich im Alltag selber beobachten und nach und nach versuchen die entsprechende Situation zu verändern und anders zu reagieren als bisher. Quasi mein System Mensch umzuerziehen, aus dem erzwungenen Verhalten herauszugehen und neue Möglichkeiten zu erschließen. Weil das Verhalten, das hier zu Tage kommt, habe ich mir ja nicht ausgesucht, sondern wird von meinen Schutzmechanismen erzeugt.

Beim Erforschen müssen übrigens nicht beide Partner mitmachen. Ihr könnt genauso nur euren eigenen Anteil erforschen. Da euch euer Partner aber (hoffentlich) am besten kennt, ist es nicht ideal es allein zu tun. Außerdem ist es meist schwierig einen ehrlichen Blick auf sich selbst zu werfen. Auch hier sind mitunter Schutzmechanismen am Werk, die das verhindern. Und im Worst Case sind dahinter NOCH mehr Barrieren. Denkt an eine Matrjoschka. Im Buch erzählen die Autoren beispielsweise von einem Mann, der am Ende zwölf Gründe fand, warum er nicht mit seiner Familie Ski fahren wollte.

Unsere Gesellschaft macht es uns ebenfalls nicht leicht, indem sie immer nur auf das Ergebnis schaut und nicht auf den Prozess. Wie der Müll schlussendlich rausgekommen ist, ist egal. Hauptsache er ist draußen. Wie sich die Beteiligten dabei fühlten oder welche Konflikte dabei auftraten, ist uninteressant. Die Beziehung wächst dabei aber nicht, weil die Konflikte erhalten bleiben. Damit diese zu einer lt. den Autoren “mitwachsenden Beziehung” werden kann, müsste man aber die Schutzmechanismen erforschen und zu bearbeiten. Das ist häufig wichtiger als das Problem selbst anzugehen. Denn wenn die Barriere weg ist, gibt es möglicherweise gar keins mehr.

Neugier, offen fürs Lernen ist die natürliche Absicht. […] Schutzmechanismen hingegen sind Strategien, die wir entwickelt haben, um Situation zu bewältigen, die uns Angst machen. (Paul & Paul, 2000, S. 22)

Für was bin ich der Chef?

Ein Kind möchte von Geburt an lernen. Es ist frei etwas auszuprobieren, unabhängig von Erfolg oder Versagen. Als Erwachsene verstecken wir uns hingegen hinter unseren Schutzmechanismen – egal ob bewusst oder unbewusst. Bei der Absichtstherapie geht es darum Freiheit zurückzugewinnen. Und darum sollten sich die Partner gegenseitig ermutigen zu erforschen, um sich und den anderen besser kennen zu lernen.

Aber was ist, wenn meinem Partner nicht gefällt, was er jetzt kennen lernt? Damit sind wir wieder am Anfang: Die Angst vor Zurückweisung. Das ist für viele die größte Angst – nicht nur in einer partnerschaftlichen Beziehung, sondern in jeder. Um jedoch einander näher zu kommen, muss ich meine Schutzmechanismen/Sicherheit aufgeben. Nur so wird – wie es die Autoren nennen – liebende Nähe möglich. Ich übernehme in dem Sinne die Verantwortung für meine Wünsche. Ich gebe sie dabei nicht auf, sondern erforsche warum sie nicht erfüllt werden. Denn wer frei tun kann, was er möchte, ist nicht verantwortungslos. Er übernimmt stattdessen die Verantwortung für seine Gefühle. Wie wir auf jemanden reagieren, ist nämlich immer unser eigenes Problem. Dafür kann der andere nichts. Umgekehrt sind wir aber auch nicht für sein Glück oder Unglück verantwortlich.

Wenn wir einmal glauben für die Gefühle des anderen verantwortlich zu sein, leben wir in einem Gefängnis aus Vorwürfen und Schuld, ohne zu sehen, dass Freiheit, geboren aus der Verantwortung für unsere Entscheidungen für uns möglich ist. (Paul & Paul, 2000, S. 219)

Epilog

Liebende Nähe (Symbolbild)

Wie ihr seht, hat Lysanda und mich das Buch sehr beschäftigt. Für Lysanda waren die Grundprinzipien zwar nichts Neues, aber es haben sich für sie Zusammenhänge nochmal besser erklärt. Und sie darin bestätigt, was sie denkt. Ich hatte es hingegen eingepackt, weil ich mich im Titel wiedergefunden habe. Ich bin definitiv einer, der sich zum vermeintlichen Wohle der Partnerschaft lieber aufgibt. Entsprechend hat mir Muss ich mich aufgeben, um von Dir geliebt zu werden?* zwar nicht unbedingt aus der Seele gesprochen, wie es immer heißt. Aber es hat definitiv einen Nerv getroffen und mir neue Denkanstöße gegeben. Im Grunde ist es mir nämlich auch klar, dass es absolut nicht gut für mich (und meine privaten wie beruflichen Beziehungen) ist, wenn ich mich immer nur zurücknehme. Mein Spielebacklog wird dadurch schließlich auch nicht kleiner :wink: .

An dieser Stelle also eine klare Leseempfehlung für das Werk, wenn ihr es noch irgendwo finden könnt. Obwohl es eigentlich ein Fachbuch ist, ist es tatsächlich relativ einfach zu lesen. Vermutlich deshalb, weil immer wieder das ganze Anhand von Anekdoten erzählt wird und weniger wissenschaftliche Zusammenhänge oder sowas. Und jetzt entlasse ich euch noch mit diesem Gedanken der Autoren:

Alle größeren Systeme – politischer, religiöser, erzieherischer oder familiärer Art – arbeiten mit Angst und Schuld, um Herrschaft, Kontrolle oder Lernen zu erzwingen. (Paul & Paul, 2000, S. 255)

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