Was passiert, wenn wir sterben? Eine Frage, die wir uns vermutlich stellen, seit wir denken können. Selbst Wissenschaftler sind davon fasziniert. Aber eine Antwort darauf wurde (bislang) nicht gefunden. Das hält freilich keinen davon ab darüber zu spekulieren. Unzählige Künstler, Autoren, Filmemacher, etc. haben sich bereits damit beschäftigt und die verschiedensten Werke und Interpretationen auf Basis dieses Gedankens produziert.

Lysanda und ich haben vor Kurzem dahingehend einen Anime von Yuzuru Tachikawa angeschaut. Dieser beantwortet die Frage was schlussendlich passiert zwar relativ einfach: Entweder man wird wiedergeboren oder muss in der ewigen Leere vor sich hinsiechen. Doch bei der Entscheidung, wo man landet, werden die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele hervorgekehrt.

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Death Parade* (2015; 12 Episoden, DV) – Die Prämisse klingt äußerst simpel: Wer stirbt und sich dessen (noch) nicht bewusst ist, landet in einer Art Zwischenwelt. Dort erwartet euch ein Schiedsrichter, der am Ende entscheidet was mit eurer Seele passiert. Doch statt euer vergangenes Leben zu beurteilen, lässt er euch in einem Spiel gegen eine andere kürzlich verstorbene Person antreten. Die Schiedsrichter bekommen nämlich nur eine kleine Zusammenfassung eurer Erinnerungen. Das Spiel dient dazu euch an eure Grenzen zu bringen und so eure wahre Natur zu zeigen. Wer jetzt allerdings an sowas kompliziertes wie Squid Game denkt, der liegt falsch. Stattdessen stehen “normale” Unterhaltung wie Darts, Air Hockey, Bowling oder ein Arcadespiel auf dem Programm. Wir befinden uns schließlich in einer (noblen) Bar.

Okay, ganz ohne Twist geht die Sache natürlich nicht vonstatten. Beim Dart werft ihr auf die Körperteile eures Gegners, beim Bowling ist das Herz des anderen im Ball eingeschlossen und die Combos im Arcadespiel greifen auf euer Leben zurück. Eben Sachen, die euch triggern, Angst einjagen und schlicht und einfach mental fertig machen sollen.

Die Protagonisten

Dieses Reich der Toten wird Totem genannt und ist aufgeteilt in Stockwerke. Auf jeder Ebene existiert ein anderer Ort und damit ein anderer Schiedsrichter, der dort auf seine Gäste wartet. In der Serie verfolgen wir hauptsächlich die Geschehnisse auf der 15. Ebene: Dem Quindecim. Dort verrichtet Decim seine Arbeit. Eine menschlich aussehendes Wesen, das nie gelebt hat und entsprechend auch nie gestorben ist. Wie ein emotionsloser Butler begrüßt er seine Gäste hinter der Bar und führt sie durch die Ereignisse. An seiner Seite ist eine schwarzhaarige Frau namens Chiyuki. Kleiner Spoiler: Sie ist eigentlich eine von Decims Kund*innen. Sie wusste jedoch, dass sie tot war und ließ sich deshalb nicht auf das Spiel ein. Eine ungewöhnliche Situation im Totem. Als Zwischenlösung wurden ihre Erinnerungen gelöscht und sie darf Decim assistieren, bis dieser seine Entscheidung treffen kann, wie es mit ihr weitergeht. Und ja, der Anime ist abgeschlossen. Wir erfahren also tatsächlich am Ende der 12. Episode was passiert. Allerdings ist auch Decim dann nicht mehr ganz der Alte, so viel sei verraten.

Death Parade (Madhouse-Promobild)

Es gibt außerdem noch folgende Charaktere, die wir im Lauf der Serie ein wenig kennen lernen:

  • Nona ist sowas wie die oberste Schiedsrichterin im Totem.
  • Über Nona steht Oculus, ein Greis, der von sich sagt “Gott am nächsten” zu sein.
  • Quin, die in der Informationsabteilung für die Schiedsrichter die Erinnerungspakete vorbereitet und vor Decim im 15. Stock arbeitete (deswegen Quindecim).
  • Clavis, der Herr über die Fahrstühle im Totem.
  • Ginti, Schiedsrichter im 20. Stock, der mit Menschen überhaupt nichts anfangen kann.
  • Und Castra, die in der Beurteilungsstelle sitzt und die Toten den jeweiligen Schiedsrichtern zuweist.

Diese Figuren spielen jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Sie helfen die Welt ein wenig auszuweiten, aber der zentrale Fokus liegt ganz klar auf Decim, Chiyuki und ihrer Geschichte. Mit ihnen verbringen wir als Zuschauer die meiste Zeit. Decim, der anfangs in einer fast schon kaltblütigen Effizienz seiner Arbeit nachgeht. Chiyuki, der das Ganze nicht so wirklich geheuer ist und beginnt das Prozedere zu hinterfragen – und damit auch Einfluss auf Decim nimmt.

Dazu selbstverständlich die Gäste, die unterschiedlicher nicht sein könnten und eine große Bandbreite an menschlichem Verhalten offenbaren. Das sind tatsächlich nicht nur tiefschwarze Abgründe, obwohl der Anime ganz klar in die Kategorie “Psychologischer Thriller” gehört. Es gibt auch die ein oder andere etwas lockere Folge – inkl. einer reinen Comedy-Episode in der Mitte. Aber den Reiz machen natürlich die Extremsituationen aus und wie Decim bzw. Chiyuki damit umgehen. Dabei ist erfreulicherweise nicht alles nur schwarz oder weiß. Als Zuschauer denkt man am Anfang vielleicht, dass Person A ganz klar wiedergeboren wird und Person B in die Verdammnis kommt. Doch im Verlauf einer Episode kommen so viele Schichten und Nuancen dazu, dass es eben nicht mehr so eindeutig ist. Und selbst als Decim schlussendlich seine Entscheidung getroffen hat, habe ich mit Lysanda mitunter drüber diskutiert, warum seine Wahl so ausfiel.

Entstehung

Die Serie basiert auf einem Kurzfilm namens Death Billards aus dem Jahr 2013. Er ist quasi die inoffizielle 13. Episode und zeitlich irgendwo zwischen der 5. und 8. Folge angesiedelt. Viele Elemente aus der Serie sind hier bereits enthalten, wenn auch mitunter nicht voll ausgearbeitet. Er wurde vom Studio Madhouse für das japanische Film-Festival Anime Mirai produziert, das Nachwuchstalente im Animebereich fördert. Der Kurzfilm kam dort so gut an, dass sich das Studio ein Jahr später entschied daraus eine komplette Serie zu machen. Leider wurde der Kurzfilm nie synchronisiert. Auf der Blu-ray ist er nur mit deutschen Untertiteln enthalten – aber immerhin!

Death Parade (Madhouse-Promobild)

Als Basis nutzt der Anime 3D-Umgebungen, die aber optisch nicht aus dem Rahmen fallen. Ist ja häufig so, dass die 3D-Effekte in Animes extrem auffallen. Stattdessen haben die Macher es geschafft einen wirklich gelungen, gestochen scharfen 2D-Look zu erschaffen – allerdings dank des 3D-Sets mit dynamischen und durchaus coolen Kamerafahrten. Die Enthüllung des Spiels ist beispielsweise immer ein ziemliches Spektakel im Quindecim :smile: .

Der Soundtrack hingegen ist abseits des poppigen Introsongs eher klassisch, melancholischer Natur – mit einem Schuss Jazz hier und da. Sprich sehr viel Piano, ein paar Streichinstrumente (Gitarre, Geige) und ein insgesamt gemächlicheres Tempo. Hab’ ihn mir auch gleich geholt. Der Introsong sowie der Introfilm passen übrigens aus meiner Sicht überhaupt nicht zur Serie und vermitteln einen völlig falschen Eindruck. Zum einen ist beides viel zu fröhlich. Zum anderen wird eine zu große Betonung auf die Nebencharaktere gelegt, die wie geschrieben in den 12 Folgen nur sehr wenig vorkommen.

Beim Christoph meint: Von mir gibt es volle und kompromisslose 5 von 5 Sics. Lysanda hatte mir Death Parade zum Geburtstag geschenkt und damit definitiv ins Schwarze getroffen. Ich gehe sogar soweit und bezeichne ihn als den bislang besten Anime, den ich gesehen habe.

Es klingt bescheuert es auszusprechen, aber ich finde ihn intellektuell auf mehreren Ebenen anspruchsvoll und fesselnd. Beispielsweise die Kernfrage, der sich auch Decim im Verlauf der Serie stellt, ob das alles wirklich ausreicht, um einen Menschen zu beurteilen. Das ist ein interessanter Konflikt zwischen Decim und Chiyuki, der sie beide an ihre Grenzen führt.

Dann die Reaktionen der Gäste auf diese Ausnahmesituation – quasi die psychologische Komponente mit einer Prise makabrer Neugierde. Dazu passend das gemeinsame Rätseln darüber, wer von ihnen am Ende wo landen wird und die Diskussion auch im realen Leben, ob das wirklich passend war. Dabei hilft die teils fast schon perfide Inszenierung. Kamerawinkel, Szenenauswahl sollen quasi nicht nur Decim in die Irre führen, sondern auch den Zuschauer. Entsprechend fand ich die typischen Anime-Situationen schon fast unpassend, die es trotzdem gibt. Vor allem die Comedy-Episode hat mich eher rausgerissen als noch tiefer in die Welt eintauchen lassen.

Zusammengefasst ist Death Parade definitiv ein Anime, der zum mehrfachen Anschauen einlädt, um noch mehr Feinheiten zu erkennen. Und ich kann ihn nur uneingeschränkt empfehlen. Allerdings ist er auf Deutsch nur schwer zu bekommen. Auf den üblichen Streaming-Diensten scheint er aktuell nicht verfügbar zu sein und auf DVD/Blu-ray ist Teil 1 von 3 quasi gar nicht und die weiteren Teile nur für teuer Geld zu haben. Von der Komplettbox gar nicht erst zu reden.

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Und das war’s. Das unrühmliche Finale von Star Trek: Enterprise – Staffel 4* liegt hinter uns. Nach 18 Jahren, 624 Episoden, 25 Staffeln, vier Filmen und vier Serien endete damit damals die Ära von Rick Berman oder “90s Trek”, wie man Neudeutsch sagt. Kurz sah es so aus, als würde es nicht einmal eine vierte Staffel der Abenteuer von Archer und seiner Crew geben. Aber für 22 Folgen hat es dann doch noch gereicht, bevor endgültig der Stecker gezogen wurde. Wobei im Gegenzug das Budget um mehr als die Hälfte gekürzt (von 1,7 Mio. USD auf 0,8 Mio. USD pro Episode) und die Serie in den USA auf den gefürchteten Todesslot am Freitagabend (=jeder ist auf Party und keiner schaut fern) verschoben wurde. Insofern kam das endgültige Aus für alle Beteiligten – inkl. uns damaligen Zuschauern – nicht sonderlich überraschend.

Frischfleisch!

Das Ruder für die finale Staffel übernahm, wie erwähnt, Manny Coto. An seiner Seite Michael Sussman, der als Schreiberling für Star Trek: Voyager angefangen hatte. Rick Berman und Brannon Braga hingegen waren faktisch raus. Ebenso Autor Chris Black – der Einzige von den ursprünglichen Autoren der Serie, der noch übriggeblieben war. Dafür stieg die Familie Reeves-Stevens (Judith und Garfield) ein. Absolute Fans der Kirk-Ära und zu dem Zeitpunkt bereits erfolgreiche (Star-Trek-)Buchautoren. Ich hab‘ unter anderem ihr Werk Star Trek: Phase II: The Making of the Lost Series im Regal stehen. Übrigens eine klare Leseempfehlung, wenn euch die Thematik interessiert!

Dass ausgerechnet die beiden dazu geholt wurden, war definitiv Absicht. Die Serie sollte sich stärker in Richtung der Timeline von The Original Series entwickeln. Man könnte alternativ sagen, dass Coto das “Star Trek” zurück in die Serie holen wollte. Gemeint ist damit aber eher der Fanservice für die Veteranen und weniger das mit dem “fremde Welten zu entdecken, unbekannte Lebensformen und neue Zivilisationen”. Dafür änderte er auch das Format der Serie. Statt Einzelfolgen oder einer durchgängigen Geschichte, gab es mehrere Minibögen. Also 2-3 zusammenhängende Episoden. Neben der kreativen Freiheit etwas tiefer einzusteigen in die Geschichten, hatte es den Vorteil, dass man das Budget besser ausnutzen konnte. Schließlich brauchte man so weniger neue Sets, Gaststars und dergleichen.

Und was kam am Ende dabei raus?

Der Inhalt

Insgesamt sechs Minibögen hat die 4. Staffel:

  • Der erste beschäftigt sich mit dem Thema “Augments”. Ihr wisst schon, die genetisch verbesserten Menschen wie es auch Khan Noonien Singh einer war. Passend dazu durfte Brent Spiner in seiner Rolle als Dr. Arik Soong (ein Vorfahre von Noonien Soong, der Data erfunden hat) mitwirken. Die Anspielungen auf die Zukunft sind dabei zum Glück nicht massiv übertrieben. Die Geschichte an sich ist aber nicht sonderlich spannend oder gut erzählt. Es läuft einfach wieder darauf hinaus per Holzhammer zu sagen, dass genetische Verbesserungen böse sind und solche Menschen sich nicht beherrschen können. Spiner konnte mich ebenfalls spielerisch nicht so recht überzeugen und das plötzliche Auftauchen von Malik ganz am Ende auf der Enterprise, nachdem man ihn tot glaubte, war einfach nur dämlich.
  • Star Trek: Enterprise (Paramount-Promo-Bild)

    Als nächstes ging es dann für drei Folgen nach Vulcan. Thema: Die vulkanische Vergangenheit. Es wird die Grundlage für die kulturellen Veränderungen gelegt, damit die Vulkanier wie wir sie aus Kirk-Serie kennen entstehen können. Dafür lernen wir eine junge T’Pau kennen, die später als Hohepriesterin Spocks Hochzeitsritual leitet. Ich fand die Darstellung von Administrator V’Las ein wenig sehr übertrieben, wie er unbedingt ganz schnell alle Rebellen auslöschen wollte. Ansonsten tatsächlich eine ganz nette Erzählung, die einem mal wieder etwas mehr über die Vulkanier nahebringt.

  • Der 3. Bogen sieht die Enterprise quasi auf ihrer allerersten diplomatischen Mission. Die Menschen versuchen die Andorianer und die Tellariten an einen Tisch zu bringen, um einen Krieg zu verhindern. Blöd nur, dass ein mysteriöses Schiff mit irgendeiner Art von Hologramm-Technologie versucht das zu verhindern, in dem es Angriffe auf beide Seiten fliegt. Als Cliffhanger der 1. Folge kommt heraus, dass die Romulaner dahinter stecken. Übrigens mit einer unnötig langen Kamerafahrt durch das CGI-Modell, das für das Intro von Star Trek: Nemesis produziert wurde. Ein ziemlich action-reicher Dreiteiler und darüber hinaus mit ganz viel Jeffrey Combs. Aus meiner Sicht die beste Handlung der Staffel.
  • Die nächste Doppelfolge nutzten die Autoren, um etwas zu erklären, was eigentlich keiner wirklichen Erklärung bedurfte. Und zwar, warum die Klingonen in der Kirk-Ära so anders aussehen als davor und danach. Die Antwort: Misslungene Genexperimente. Passt zwar irgendwie nicht so recht zu Worfs Reaktion in Immer die Last mit den Tribbles. Aber hey: Unser lieber Doktor Phlox steht mal wieder im Mittelpunkt – einer der wenigen wirklich sympathischen Charaktere der Serie.
  • Überraschend gelungen ist hingegen die Spiegeluniversum-Doppelfolge. Zum einen, weil die Prämisse eine andere ist als bei Kirk und Sisko. Es gibt nämlich keine Doppelgänger, die übertreten. Stattdessen wird alles nur aus Sicht der Charaktere des Spiegeluniversiums erzählt – inklusive einem neuen, äußerst martialischen Intros. Dabei wird geschickt Bezug auf die wirklich gute Folge Das Spinnennetz aus der 3. Staffel von The Original Series genommen. Dort geht es nämlich um die Tholianer (komische insektenartige Wesen), die die Enterprise mit einem Energiegitter im Weltraum festsetzen. Die war auf der Suche nach ihrem Schwesterschiff, der Defiant. Die geht am Ende der Folge zwischen den Universen verloren und die Enterprise NX-01 im Spiegeluniversum findet sie. Dass sich unsere Hauptcharaktere nach und nach die Klamotten der Defiant-Crew anziehen ist zwar ziemlich bescheuert. Das Abenteuer an sich ist aber gelungene Unterhaltung.
  • Und zu guter Letzt dreht sich alles um ein Thema, das leider wieder sehr aktuell ist: Fremdenhass. In diesem Fall um eine Gruppierung namens Terra Prime, die alle außerirdischen Spezies von der Erde vertreiben will. Und das zu einem Zeitpunkt, wo gerade die Grundlage für die Gründung der Föderation gelegt wird. Im Mittelpunkt: Ein ominöses Kind von T’Pol und Trip. Als Abschluss der Abenteuer von Archers Crew eine gute, wenn auch nicht sonderlich überraschende Doppelfolge.

Technisch gesehen gibt es noch die Doppelfolge zu Beginn der Staffel. Sie löst den Cliffhanger der letzten Staffel auf und beendet ein für alle Mal die ganze Sache mit dem Temporalen Kalten Krieg. Aber ehrlich gesagt habe ich dazu nicht einmal im Ansatz eine positive Meinung. Ich sag nur: Nazialiens. Also lassen wir das. Höchstens ein kleiner Funfact: Die Szene in der das Nazi-Gebäude in die Luft gesprengt wird, ist die Aufnahme aus der Star Trek: Voyager-Folge Das Tötungsspiel.

Das Finale

Bleibt noch eine Sache, über die wir reden müssen: Dies sind die Abenteuer. Keine Ahnung, wer auf die glorreiche Idee kam eine Folge Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert einzubauen. Das Ergebnis ist auf jeden Fall ein kompletter Schlag ins Gesicht für Archer und seine Crew. Und ehrlich gesagt passt es auch nicht zu Riker, dem eigentlichen Hauptcharakter der Folge.

Star Trek: Enterprise (Paramount-Promo-Bild)

Die Episode spielt zeitlich während der 12. Folge der 7. Staffel namens Das Pegasus Projekt. Dort ging es um das namensgebende Schiff auf dem Cmdr. Riker unter Captain Pressman gedient hatte. Damit wurde illegaler weise eine Tarntechnologie getestet – und fast alle der Crew starben dabei. Jetzt hat man das Schiff wieder gefunden und Pressman will dort weitermachen, wo man aufgehört hat. Das bringt Riker jedoch in die Bredouille. Soll er Pressman gehorchen oder sich Captain Picard anvertrauen? Um diese schwerwiegende Entscheidung zu treffen, geht er auf Anraten von Deanna Troi auf das Holodeck. Dort erlebt er die letzte Mission der Enterprise vor der Gründung der Föderation. Das ist ein Zeitsprung von sechs Jahren zur letzten Folge.

Soweit, so gut. Die Enterprise D in neuem Glanz zu sehen war ja durchaus cool, aber das Rampenlicht von der NX-01 weg zu nehmen war einfach nicht okay. Vor allem nicht für so eine Story, in der auf dämlichste Art und Weise Trip sterben muss. Und ja, das war ein total bescheuerter Tod. Nur weil er und der Captain mit der Waffe bedroht wird, macht er einen heroischen Selbstmord. Als hätten sie so eine Situation nicht schon 100mal vorher gehabt. Hätte zig andere Lösung gegeben als sich zu opfern. Aber nein, die Autoren wollten scheinbar unbedingt, dass noch jemand stirbt. Das hatte nicht einmal Cmdr. Tucker verdient!

Am Ende bleibt ein fader Beigeschmack, denn weder ist es ein gutes Ende der Reise noch brachte die Episode einen Mehrwert für den Charakter Riker. Hätte man echt drauf verzichten sollen. Zum Glück gab es zum Schluss der vorherigen Folge, Terra Prime, eine schöne Sequenz. Insofern gab es zumindest eine Art von würdigem Abschied von Archers Crew.

Fazit

Mir war die 4. Staffel tatsächlich insgesamt zu viel Fanservice. Ein paar Anspielungen und Erklärungen sind nett und cool. Aber die Staffel war halt gefühlt nichts anderes. Bin jedoch vermutlich einer der wenigen, der das doof findet.

Auch die Idee mit den Minibögen fand ich nicht ganz gelungen. Das geht schon mehr in Richtung nuTrek mit ihren 6-10 Episoden pro Staffel und führt genau zum gleichen Problem: Es bleibt wenig Luft zum Atmen. Stattdessen hetzt man von einem Konflikt zum nächsten. Dass Anfang und Ende der Staffel dann auch noch so massiv verhunzt wurden macht den Gesamteindruck nicht besser. Während also viele Fans vermutlich diese Staffel als die beste der Serie ansehen, war für mich die 3. Staffel tatsächlich stärker. Wenig Fanservice, stattdessen mehr klassisches Star Trek – inkl. einer hohen Actionquote.

Wobei das unterm Strich nicht viel bedeutet. Die Enterprise NX-01 und ihre Abenteuer sind insgesamt selbst im Vergleich zu Star Trek: Voyager einfach nur schwach. Die Charaktere sind blass, das Schiff langweilig und die Autoren wussten mit beidem eigentlich bis zum Ende nicht so richtig was anzufangen. Es hat schon seinen Grund, warum ich die Serie erst zum zweiten Mal gesehen habe und mir ansonsten lieber Ausschnitte von Picard, Janeway und Sisko anschaue. Insofern habe ich damals wie heute nach dem Ende der Serie keine Träne vergossen. Lysanda geht es übrigens ähnlich. Bin also in unserem Haushalt nicht allein mit dieser Ansicht :wink: . Schon irgendwie schade, dass es nach dieser langen Zeit so endet.

Epilog

Am liebsten würde ich jetzt sagen, dass es ja nur besser werden kann. Allerdings stehen in der Casa Lysanda als nächstes die Kelvin-Filme auf dem Programm, gefolgt von Star Trek: Discovery, von der ich bislang echt nur schlechtes gehört habe. Ja, es ist gerade echt schwierig meine Motivation für unseren Star-Trek-Marathon hochzuhalten. Deswegen legen wir erstmal eine ausgiebige (Anime-)Pause ein. Aber ich will selbstverständlich auch mal “nuTrek” gesehen haben. Vor allem Star Trek: Prodigy interessiert mich. Das Ende der Star-Trek-Einträge ist also noch lange nicht erreicht! Habe ich da etwa ein enttäuschtes Seufzen aus der letzten Reihe gehört?!

(Cover)

Es ist schon amüsant. Anfangs hassten alle den schnulzigen Titelsong von Enterprise – ab Episode 3 nun endlich auch mit „Star Trek” im Titel. Aber als er mit der 3. Staffel verändert wurde, war das Geschrei groß. Die Änderung war ähnlich wie bei Star Trek: Deep Space Nine in der 4. Staffel. Dort bekam die Titelmelodie ebenfalls ein etwas schnelleres, angeblich fröhlicheres Tempo. Bei Enterprise wurde es zudem instrumentaler. Fragt mich nicht warum und schon gar nicht, warum man als Zeitpunkt diese doch thematisch ziemlich düstere Staffel gewählt hat. Ist halt so. Da ich das Intro jeweils nur einmal am Anfang der Staffel anschaue und es ansonsten immer überspringe, war es mir ziemlich egal. Ich weiß: Banause und so :tongue: .

Weitere Änderungen

Nachdem sich Enterprise trotz des Temporalen Kalten Kriegs™ (weiterhin ein dämlicher Begriff) bislang hauptsächlich durch Einzelepisoden definiert hatte, wurde nun eine durchgängige Geschichte erzählt: die Suche nach den Xindi in der geheimnisvollen Ausdehnung, um sie daran zu hindern die Erde mit einer Superwaffe zu vernichten. Übrigens die einzige Staffel des gesamten Franchise bis dahin, die ohne auch nur einen einzigen Klingonen auskam. Stattdessen bekam der Zuschauer mal ein paar neue Aliens zu sehen – inkl. zwei nicht-humanoiden und komplett im Computer generierten Rassen (die Insektoiden und Aquarianer).

Die Änderung des Introsongs sowie der Switch auf eine durchgängigere Erzählung sollten die Zuschauerzahlen steigern. Geholfen hat es am Ende nichts. Obwohl die Serie mittlerweile ihre Fans hatte, wollten sie einfach weiterhin nicht genug Leute sehen. Deshalb wurde die 3. Staffel auf 24 Episoden gekürzt statt den damals üblichen 26. Der Abwärtstrend ließ sich offensichtlich nicht umkehren. Vermutlich waren die Leute einfach müde nach fast zwei Jahrzehnten durchgängig Star Trek. Selbst Brannon Braga meinte, dass die Absetzung nach der 4. Staffel gut war. „Das Franchise müsse Ruhen”, so seine Worte.

Das ist insofern schade für die Crew rund um Captain Archer, da es tatsächlich mit der 3. Staffel spürbar bergauf ging. Ich weiß noch, dass damals gefühlt alle diesen Wandel vor allem einem Mann zugeschrieben haben: dem leider 2023 verstorbenen Manuel “Manny” Hector Coto. Er wurde für die 3. Staffel als Schreiberling an Bord gebracht. In dieser Rolle machte er aus Sicht des Managements einen so guten Job, dass er prompt für die 4. Staffel zum Executive Producer (=Showrunner) befördert wurde. Rick Berman und Brannon Braga durften trotz – oder vielleicht gerade wegen – ihrer langen Verbindung zum Franchise, nur noch von der Seitenlinie aus zuschauen. Machte trotzdem technisch gesehen keinen Sinn, dass die Fans ihn schon für die 3. Staffel so über den Klee lobten. Die Rahmenhandlung stand bereits vor seiner Anheuerung fest und er hat „nur” das Drehbuch für sechs Episoden geschrieben. Aber wir waren wohl einfach alle froh endlich Fortschritte zu sehen und wollten irgendjemanden (in positivem Sinne) dafür verantwortlich machen :smile: . Braga lobte Coto ebenfalls und sagte mal, dass er Enterprise in der 4. Staffel zu dem gemacht hat, was es eigentlich von Anfang an hätte sein sollen.

Star Trek: Enterprise (Paramount-Promo-Bild)

Doch war die 3. Staffel wirklich so viel besser als die vorherigen zwei? Und wenn ja: Warum?

Der Inhalt

Um gleich die Antwort zu liefern: In Bezug auf den Unterhaltungswert war Staffel 3 definiert um Längen besser. Nicht nur, weil es viel mehr Action gab. Sondern auch schlicht deswegen, weil die Crew ein Ziel hatte und man stetig (mit 2-3 Sidequests) darauf hinarbeitet – inklusive entsprechender Kontinuität. Achtung: Ganz viele Spoiler ab jetzt. Dabei gab es zwar die allseits bekannte Eskalationsspirale bis zum Finale hin, wo in buchstäblich letzter Sekunde erst die Erde gerettet wird, die ich aber tatsächlich als nicht sonderlich übertrieben empfunden habe. Ja, so einige Situationen sind nicht wirklich glaubwürdig (vor allem gegen Ende hin) und/oder hätte die Enterprise als Ganzes und einzelne Mitglieder der Crew im Speziellen niemals überleben dürfen. Aber das ist aufgrund des Tempos und des Spannungsbogens schnell verziehen. Auch der uralte, erzählerische Trick, dass wir als Zuschauer lange Zeit mehr wissen als die Crew funktioniert obwohl die Xindi-Rassen ziemlich klischeebehaftet und die Geschichte damit sehr vorhersehbar ist. Selbst die Ausdehnung an sich (warum ist sie hier und später weg?) ist grundsätzlich gut umgesetzt und passt zu Star Trek. Der Cliffhanger am Ende hingegen ist sowas von massiv unnötig gewesen. Keine Ahnung, was das sollte da noch eine Zeitreise mit Nazialiens dran zu hängen. Aber das ist dann Thema für die 4. Staffel.

Die Handlung an sich war also soweit okay. Blöd nur, dass die Crew der Enterprise weiterhin wenig Charisma ausstrahlt. Das erste Problem ist, dass die Staffel sich fast ausschließlich auf Archer, T’Pol und Trip konzentriert. Die anderen Charaktere sind größtenteils… halt irgendwie so da. Das wird noch erschwert dadurch, dass wir mit den Macos neue Gesichter an Bord haben, die wir ja ebenfalls kennen lernen sollen. Entsprechend blass und wenig spannend sind die paar Konflikte, die dadurch entstehen.

Das zweite Problem ist, dass die drei Hauptcharaktere trotzdem nicht wirklich vorankommen. Meine Beziehung speziell zu Archer wurde höchstens noch schlechter :smile: .

“GRRR – Ich bin total böse!”, sagt die Schmusekatze

Ich hatte ja schon im Eintrag zur 2. Staffel erwähnt, dass ich Archer dieses „Ich bin total zornig und tue definitiv alles, was getan werden muss!” absolut nicht abnehme. Ich sehe da irgendwie immer nur einen Scott Bakula, der die Mundwinkel nach unten zieht und schnelle Drehbewegungen macht. Vielleicht ist hier ein bisschen was an Biss in der deutschen Synchronisation verloren gegangen. Aber die paar Szenen, die ich mir jetzt nochmal im Original angeschaut habe, waren nicht wirklich überzeugender. Schuld daran ist sicherlich auch, dass die ganze Sache mit der Ethik ziemlich mau umgesetzt ist. Selbst der vermeintliche Höhepunkt, das Stehlen der Warpspule, ist so massiv amerikanisch-reingewaschen, dass es auf mich als Zuschauer absolut überhaupt keinen Effekt hat. Solche Situationen hätten viel tragischer, brutaler und reicher an Konsequenzen sein müssen.

Star Trek: Enterprise (Paramount-Promo-Bild)

Bei T’Pol bin ich allerdings zwiegespalten. Das Ganze mit der Drogensüchtigkeit fand ich einfach nur massiv bescheuert. Dass sie eine Beziehung mit Trip anfängt war hingegen nur eine Frage der Zeit. Dann hat er wenigstens mal was Sinnvolles zu tun. Und immerhin ist die Umsetzung glaubwürdiger als in einem 08/15-Hollywood-Liebesfilm. Also nicht so Haudrauf, sondern eine langsame Entwicklung über mehrere Folgen hinweg. Aber abseits davon wirkt sie immer noch die meiste Zeit wie ein unsicheres Reh im Scheinwerferlicht. Da müsst ihr echt mal drauf achten. Diese Kopfbewegung nach unten und die defokussierenden Augen, bevor sie z.B. Konter gibt. Das wirkt schon befremdlich. Ja, es ist damit eine eindeutige Charaktereigenschaft. Keine Frage. Soll vermutlich irgendwie ihre Unsicherheit (sie ist für einen Vulkanier ja noch vergleichsweise jung) oder sowas unterstreichen. Aber in der Häufigkeit wirkt es schon ein wenig unfreiwillig komisch.

Und Charles „Ich bin total wütend, weil meine Schwester tot ist” Tucker III? Joa, das mit der Rachsucht hat wie die Sache mit der Ethik bei Archer ziemlich wenig Auswirkungen. Er schreit den Xindi ein bisschen an, bis sie sich am Ende doch vertragen. Ansonsten? Kann ich mich an nichts Großartiges erinnern. Selbst in seiner Beziehung ist er irgendwie nur eine Nebenfigur, weil die Autoren mehr an T’Pol interessiert sind als an Trip. Das kann ich zwar nachvollziehen – besser wird es dadurch aber nicht :smile: .

Fazit

Unterm Strich stimme ich weiter meinem Ich von 2004 zu: Die 3. Staffel war ein Schritt in die richtige Richtung für die Serie. Der weitere Weg war zwar noch weit. Vor allem an den Hauptcharakteren mussten die Autoren und Schauspieler dringend noch arbeiten, um sie aus der Zweidimensionalität heraus zu holen. Aber nach der wirklich katastrophalen 2. Staffel, wurde endlich ein Licht am Ende des Tunnels sichtbar. Und ja, die 4. Staffel hat aus meiner Sicht gut darauf aufgebaut. Dazu aber dann in einem der nächsten Einträge mehr – zum Verfassungszeitpunkt liegen noch drei Episoden vor uns.

Cat’s Eyes (ZDF-Promobild)

Manchmal kommt im öffentlich-rechtlichen Fernsehen auch außerhalb von ARTE mal was Interessantes. Mitte Juli wurde beispielsweise die achtteilige Serie Cat’s Eyes in der ZDF-Mediathek veröffentlicht. Ach und die Folgen wurden im linearen Fernsehen über mehrere Wochen verteilt gezeigt – falls das noch jemanden interessiert. In der Casa Lysanda empfangen wir dank unserer alten DVB-T-Antenne nicht viel davon :smile: .

Die Lizenz

Doch zurück zur Serie: Die hat Lysanda interessiert, weil sie auf dem gleichnamigen Manga (Kyattsu Ai) von Tsukasa Hōjō basiert. Der ist von 1981 bis 1985 in 18 Bänden erschienen und tatsächlich bis heute nicht auf Deutsch übersetzt worden. Allerdings ist gerade scheinbar viel Bewegung in der Lizenz. Neben der französischen Live-Action-Adaption, läuft ab 26. September auf Disney+ eine neue Anime-Version – aber erstmal nur in Japan – und 2026 will TOKYOPOP den Manga endlich in einer deutschen Version auf den Markt bringen. Ach und Mitte Mai begannen bereits die Dreharbeiten für die 2. Staffel der Live-Action-Serie.

Es gab allerdings schonmal einen Anime. Die zwei* Staffeln* mit 73 Episoden liefen 1983-1985 in Japan über den Bildschirm bzw. ab Ende 1995 in Deutschland. Und zwar unter dem Titel Ein Supertrio. Lysanda erinnert sich dunkel dran. Ich habe ihn noch nie gesehen. Werden wir aber sicherlich irgendwann mal nachholen – und euch dann berichten :wink: . Aber was ich so gelesen habe, ist es mal wieder genauso wie die meisten Anime: Schnell produziert bevor der Manga fertig war und entsprechend ohne Ende. Ich hasse sowas. Wenn doch offensichtlich der Manga erfolgreich genug ist, um einen Anime zu produzieren, warum dann nicht zumindest IRGENDWIE diesen abschließen? Mag ja mitunter den Fans des Mangas nicht schmecken aber dann würde man zumindest nicht in der Luft hängen bleiben als Zuschauer…

Drei Schwestern auf Diebestour

Wo waren wir? Ach ja: Cat’s Eyes. Gleich vorweg: Die Live-Action-Umsetzung nimmt nur Teile des Mangas als Basis und ist mehr als Neuinterpretation zu sehen. Angesiedelt ist sie im heutigen Paris inkl. dem Eiffelturm, des Louvres und der Seine als Schauplätze. Unsere Protagonistinnen sind die drei Schwestern Tamara, Alexia und Sylia. Tamara taucht nach fünf Jahren Abwesenheit plötzlich wieder auf und will auf Diebestour gehen. In einer Kunstausstellung im Eiffelturm ist ein Gemälde ausgestellt, das sie aus der Kunstgalerie ihres Vaters zu kennen meint. Allerdings ist besagter Vater angeblich zusammen mit seinen gesammelten Kunstwerken bei einem Brand gestorben. Wie kann das also sein?

Cat’s Eyes (Credit: ZDF und Olivier SEIGNETTE)

Im Laufe der acht rund einstündigen Folgen erwartet den Zuschauer nun eine stete Eskalation der Geschehnisse. Angefangen beim Diebstahl im Eiffelturm über das Infiltrieren einer hochkaratig besetzten Kunstauktion und einen Einbruch ins Polizeipräsidium bis hin zu einem Sturm auf eine Burg ist alles dabei. Sie arbeiten sich quasi die Leiter an Bösewichtern hoch, bis sie der Wahrheit hinter allem auf die Spur kommen – und den Zuschauer mit einem unbefriedigenden Cliffhanger zurücklassen. So wird zwar ein Teil der Geschichte beendet. Man erfährt also, wo die Gemälde gelandet sind und was damals wirklich beim Brand passiert ist. Die ganze Sache mit dem Vater wird aber nur noch geheimnisvoller. Das soll wahrscheinlich Lust machen auf Staffel 2. Aber wussten die Macher damals schon, dass sie das Geld dafür bekommen werden? Bezweifle ich. Hätte wie so oft auch ganz schön schief gehen können.

Doch nicht nur die Abenteuer der Schwestern werden immer aberwitziger und erreichen mit jeder Folge neue Höhepunkte. Auch zwischenmenschlich müssen die drei erstmal lernen wieder zusammen auszukommen. Nach fünf Jahren Abwesenheit ist Sylia nicht ganz so begeistert Tamara wieder zu sehen. Dass Tamara immer noch an Vaters Tod dran ist, macht es nicht einfacher. Sylia versucht schließlich die Vergangenheit hinter sich zu lassen und ein normales Leben zu leben (inkl. Beziehung zu einem Barbesitzer). Dazu gehört auch auf die jüngere (und äußerst rebellische) Alexia aufzupassen. Und dann ist Tamaras Ex zudem mittlerweile bei der Polizei und in der Kunstabteilung. Schnell wird sein Auftrag: Die ominöse Kunstdiebin Cat’s Eyes (=unsere Mädels) zu fangen. Dass er eine neue Freundin hat, die ebenfalls bei der Polizei an dem Fall arbeitet… nun, ihr könnt euch vorstellen, dass das zu allerlei mehr oder weniger amüsanten Situationen führt.

Beim Christoph meint: Von mir gibt es für Cat’s Eyes 4 von 5 Sics. Gut, es war nicht so schwer meine Erwartungen zu übertreffen. Bei solchen Produktionen bin ich schon froh, wenn es nicht der übliche Low-Budget-öffentlich-rechtliche-Fernsehen-Mist ist. Und ja, außerordentlich Tiefgang hat die Serie nicht. Der ganze Part mit Alexia, ihrer Freundin und deren Eltern trug überhaupt nichts zur Handlung bei. Und über das ein oder andere darf man auch nicht zu sehr nachdenken, sonst fällt noch auf, dass das nicht so viel Sinn ergibt. Beispielsweise die Sache in der Polizeistation mit der Festplatte, um die Kameraaufnahmen zu vernichten.

Doch darüber kann man relativ einfach hinwegsehen, denn als Gesamtpaket ist Cat’s Eyes sehr kurzweilig gestaltet. So gibt es die – spätestens seit Ocean’s Eleven – bekannten Elemente eines Heist-Movies (Planung, vermeintliche Umsetzung, tatsächliche Erklärung), die irgendwie immer faszinierend sind. Es hat einiges an Action und Humor und die Charaktere sind halbwegs glaubwürdig (bis auf die bewusst überzogene Prudence als Handlangerin des Bösen). Insofern: Klare Empfehlung für diese knapp acht Stunden Unterhaltung. Und Lysanda und ich erwarten nun gespannt die 2. Staffel.

(Cover)

Was macht man, wenn man fast das vollständige Autorenteam am Ende der Produktion rauswirft, keinen Ersatz findet (spricht sich ja rum, dass mit den Star-Trek-Jungs schwer zu arbeiten ist) und selbst die angeworbene Prominenz (John Shiban, Akte X – Die unheimlichen Fälle des FBI) vergrault wird, weil ihre Ideen angeblich zu radikal/nicht “Star Trekkie” genug sind? Man macht‘s größtenteils selbst. Das Ergebnis? Eine der langweiligsten Star-Trek-Staffeln voller Einzelepisoden mit unnötigem Fanservice und nur marginaler Rücksicht auf den etablierten Kanon. Ach und am Ende der vollpatriotische Resetbutton aus dem Nichts, damit die Amis ihr nationales Trauma™ in der nächsten Saison auch über ihre Fernsehunterhaltung verarbeiten konnten. Oder auf Hochdeutsch: Willkommen bei Staffel 2 von Star Trek: Enterprise*.

Das Staffelfinale

Fangen wir am besten gleich hinten an mit Die Ausdehnung. Ein fremdes Schiff taucht aus dem Nichts auf und fräst sich von Florida aus nach Süden. Mehrere Millionen Menschen sterben – darunter Trips Schwester (=9/11). Stellt sich heraus, dass eine fremde Rasse namens Xindi (=Al-Qaida) dahintersteckt. Und natürlich spielen auch wieder Zeitreisen eine Rolle. In 400 Jahren würde die Menschheit nämlich die Xindi besiegen und die wollen ihnen jetzt zuvorkommen. Der Angriff war quasi ein Test für eine noch größere Waffe (=WMD), die sie gerade in einem unerforschten Bereich des Weltraums bauen (=Irak). Also wird die Enterprise zurückgerufen, hastig aufgerüstet und macht sich trotz der Ratschläge der Vulkanier (=alle außerhalb der “Koalition der Willigen”) auf in die Ausdehnung, um die Xindi zu suchen.

Keine Ahnung, wann genau das Drehbuch der Folge geschrieben und sie abgedreht wurde. Aber entweder waren Rick Berman & Brannon Braga ziemlich prophetisch unterwegs (die Koalition der Willingen stand bspw. am 21. März 2003 – die Folge wurde bereits am 21. Mai 2003 ausgestrahlt), oder der sogenannte Turnaround war extrem schnell. Zumindest sind die Parallelen zu den Entwicklungen in der realen Welt zu explizit, um Zufall zu sein.

Allerdings jetzt nicht falsch verstehen: Ich hab‘ kein Problem mit Politik in meinen Unterhaltungsmedien. Kunst spiegelt schließlich immer die Zeit wider, in der sie entstanden ist. Die Umsetzung ist jedoch so absolut… ja, amerikanisch trifft es wohl am besten. Also übertrieben emotional, patriotisch und hau-drauf-mäßig. Entsprechend flach kommen auch unsere Hauptcharaktere rüber. Wir haben einen total verbissenen Jonathan Archer, dem ich das irgendwie so überhaupt nicht abnehme (also schauspielerisch). Einen Trip, dem jetzt noch intensive Rachsucht in seinen sowieso schon fragwürdigen Eigenschaftenpool hinzugefügt wird. Einen Dr. Phlox, der als “nicht alle Ausländer sind böse”-Klischee herhalten muss. Und T’Pol kann man relativ einfach als Analogie zu den Briten sehen. Dazu noch die erneut schnelle Aufrüstung des Schiffs – inkl. jetzt Photonentorpedos. Ach ne, entschuldigt. Das sind Photoniktorpedos! Das ist freilich was ganz anderes :roll: . Und als B-Story ein Abschluss der kleinen Klingonen-Geschichte, die von Anfang an massiv an den Haaren herbeigezogen war. Joa, für mich als Nicht-Amerikaner irgendwie nicht viel dran abseits der Optik (Emmy für die besten visuellen Spezialeffekte).

Der Rest der Staffel

Enterprise (Paramount-Promo-Bild)

So viel also zur letzten Folge. Aber was hat die 2. Staffel sonst noch zu bieten? Schauen wir es uns doch mal an:

  • Carbon Creek – T’Pols Verwandtschaft war also schon früher auf der Erde. Mal von den Implikationen abgesehen, dass der eine zurückblieb und sicherlich fleißig Kinder produziert hat, an sich nicht unplausibel. Wir haben die Föderation ja auch schon öfters beim Beschatten von “niederen” Zivilisationen gesehen. Entsprechend tatsächlich eine ganz nette und unterhaltsame Folge.
  • Das Minenfeld – Die Folge aus der Feder des Akte-X-Schreiberlings und als Fanservice der (damals) groß angekündigte Auftritt der Romulaner. Selbstverständlich mit Rücksicht auf die Zeitlinie – deswegen kein Bildschirmkontakt. Sinn machts trotzdem wenig mit T’Pol an Bord. Kann mir doch keiner erzählen, dass die Vulkanier noch nie was von den Romulanern gehört haben. Es ist halt eine Gelegenheit Malcolm Reed, den wir bislang am wenigsten kennen, ein wenig in den Mittelpunkt zu rücken. Aber wirklich besser kennen wir ihn am Ende glaube ich trotzdem nicht. Und so richtig spannend ist die Folge auch nicht.
  • Todesstation – Eine automatische Reparaturstation im All mit einem finsteren Geheimnis. Der Twist ist von weitem zu sehen und die Folge könnte so 1:1 in einer anderen SciFi-Serie auftauchen (wenn sie es nicht sogar schon ist). Und Trip verhält sich mal wieder wie Trip, was jetzt kein wirklich positives Merkmal ist. Optisch schick, inhaltlich okay.
  • Das Urteil“Hey, die Leute fanden Star Trek VI: Das unentdeckte Land cool. Vor allem die Gerichtsszene. Lasst uns sowas in der Art doch nochmal machen! Aber bitte aufs Budget achten! Vielleicht findet ihr im Lager ja auch noch ein paar Reste des Sets des Gefängnisplaneten Rura Penthe!”. Alter Schwede, was für eine Folge. Kommt aus dem Nichts, hat Logiklücken von vorne bis hinten (wie hat Duras Archer gefangen? Wie ist die Crew der Enterprise auf und von Rura Penthe wieder runtergekommen? Usw.) und scheitert selbst am Fanservice (die Gerichtsszenen sind dämlich). Wirkt wirklich von vorne bis hinten wie ein billiger Abklatsch des (fantastischen) Films.
  • Cogenitor – Neue Kulturen kennen- und den Umgang mit diesen zu erlernen ist das A und O von Star Trek. Insofern ist die Grundidee dieser Folge mit einer dreigeschlechtlichen Rasse, die ihre(n) Mittelsmannfrau nur als Ding ansieht durchaus passend. Dass Menschen darauf komisch reagieren ebenfalls. Aber warum musste es schon wieder der völlig unsympathische Trip sein, der in die Hauptrolle schlüpft? Das Ergebnis ist eine „Trip macht Sachen“-Folge, die wir im Prinzip jetzt schon mehrfach in dieser Serie gesehen haben und der Thematik eher geschadet als geholfen hat.
  • Regeneration – Die Grundidee auf den Nachwehen von Star Trek: Der erste Kontakt aufzubauen, ist erstmal nicht schlecht. Dass daraus jetzt irgendwelche Zeitparadoxen entstehen (Qs Eingriff ist nicht mehr die erste Borgbegegnung), ist ebenfalls logisch und tatsächlich vernachlässigbar. Das haben schließlich die Borg schon vorher verbockt. Wobei der Wink mit dem Zaunpfahl am Ende (“Das Signal wird erst in 200 Jahren im Delta-Quadranten ankommen.”) echt ziemlich übertrieben war. Aber mit Subtilität hat es die Serie sowieso nicht so sehr. Und es ist auch sehr cool, dass wir am Anfang vergleichsweise viel Zeit mit den Wissenschaftlern auf der Erde verbringen. Als (erfahrene) Zuschauer wissen wir zwar was kommt, aber gerade das macht es sogar noch spannender. Leider kann der Rest der Folge dieses Niveau nicht halten und produziert stattdessen lieber haufenweise Löcher, durch die ganze Sternenflotten passen würden. Die Crew der Enterprise hat es einfach viel zu leicht die Borgs zu besiegen.
  • Kopfgeld – Jetzt dichten wir T’Pol also schon ein künstliches Pon Farr (=Vulkanischer Paarungstrieb) an, um ihren Charakter noch mehr ins Lächerliche zu ziehen und zu sexualisieren. Herrgott nochmal. Was eine Folge zum Fremdschämen. Wüsste gerne, was Regisseurin Roxann Dawson (B’Elanna Torres) beim Lesen des Drehbuchs gedacht hat.

Fazit

Enterprise (Paramount-Promo-Bild)

Wenn ich so negativ über eine Staffel schreibe, stelle ich mir mittlerweile die Frage: War die Staffel wirklich so schlecht? Oder liegt es vielleicht an der Star-Trek-Druckbetankung, die ich mit Lysanda jetzt seit über zwei Jahren mache? Bin ich deshalb so negativ eingestellt, weil ich insgeheim dem Ganzen überdrüssig bin? Oder war Star Trek vielleicht schon immer nur mittelmäßiges Fernsehen und wir fanden es halt damals gut, weil es nichts anderes gab? Taugt das Franchise im Ganzen quasi gar nichts und wir behalten nur die paar Leuchtfeuer in Erinnerung? Die paar wirklich guten Folgen/Filme.

Doch dann fällt mir wieder ein, dass die Zuschauerzahlen schon seit einigen Jahren im steten Fall waren. Ich bin also wahrlich nicht allein in dem Gefühl, dass Star Trek zu dieser Zeit extrem nachließ. Es liegt somit nicht grundsätzlich an Star Trek, sondern einfach an den Verantwortlichen, denen auf der einen Seite die Ideen ausgingen und auf der anderen aber keine neuen Impulse zuliessen. Insofern: Staffel 2 ist handwerklich an sich völlig okay. Aber inhaltlich hat sie irgendwie so gut wie überhaupt nichts zu bieten und bringt die Serie wenig bis gar nicht voran. Ich war also in dem Sinne nicht froh, dass sie endlich vorbei war. Es war mir schlicht und einfach nur egal.

Lassen wir sie also nun hinter uns und schauen stattdessen, ob meine positive Erinnerung an die 3. Staffel noch berechtigt ist. Denn Azzkickr hat definitiv recht: Die letzten beiden Staffeln der Serie werden vor allem durch eine stetige Eskalation und viel Action geprägt, die die Crew an ihr moralisches/ethisches/menschliches Limit bringen soll.

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