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Ich geb’s offen zu: Vor dem heutigen Eintrag habe ich mich etwas gedrückt. Wir haben nämlich mittlerweile schon fast die Hälfte von Staffel 7 hinter uns und sind sogar schon mitten in Staffel 2 von Star Trek: Deep Space Nine. Also hätte ich schon längst über die 6. Staffel von Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert* berichten können (und Staffel 1 von DS9). Aber bevor wir dazu kommen, sollte ich vielleicht kurz erklären, warum wir auch schon die nächste Serie parallel angefangen haben. Die Begründung ist simpel: Es gibt drei Crossover-Episoden plus ein paar (größtenteils) eher harmlose Querbezüge zwischen beiden Serien. Faktisch nichts Weltbewegendes, denn Rick Berman & Co. hatten Angst ansonsten die Zuschauer zu verschrecken. Eine Angst, die den Machern des Marvel Cinematic Universe echt gut tun würde… doch ich schweife ab.

Da ich es “richtig” machen wollte, haben wir also ab Folge 12 von Staffel 6 parallel mit den Abenteuern von Sisko & Co. angefangen. Und nicht nur das: Ich nutze dafür die absolute Hardcore-Liste vom The Star Trek Chronology Project. Hardcore ist die deshalb, weil sie nicht einfach nur die Episoden irgendwie halbwegs passend zusammenwirft, sondern tatsächlich chronologisch basierend auf der Sternzeit der jeweiligen Folge und anderen Kriterien. Sprich, auch wenn keinerlei Bezug zwischen den Folgen der einzelnen Serien existiert, werden sie trotzdem bunt durcheinandergemischt. Das machen wir jetzt aber wirklich nur für die letzten Staffeln von Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert. Eben, weil es tatsächlich ein paar Überschneidungen gibt. Star Trek: Voyager hat hingegen mit Star Trek: Deep Space Nine nicht mehr wirklich was zu tun außer ein paar Sequenzen in der Pilotfolge. Nein, Dr. Bashirs Geheimnis aus Staffel 5 zählt nicht. Das ist der echte Doktor, nicht das Hologramm von der Voyager. Entsprechend schauen wir dann einfach erst die eine Serie fertig und fangen dann die nächste an.

Zu viel Star Trek?

Warum habe ich mich also um den heutigen Eintrag gedrückt? Ist die Qualität der Serie plötzlich so massiv gesunken? Nein, das ist es nicht. Staffel 6 hat technisch gesehen weiterhin ein hohes Niveau. Die Schauspieler sind mittlerweile vollkommen mit ihren Charakteren verbunden, die Autoren haben ebenfalls ihre Routine gefunden und auch in der Präsentation brennt so gut wie nichts an. Gleichzeitig wird dem Zuschauer wieder einiges an inhaltlicher Abwechslung geboten inkl. der üblichen Gesellschaftskritik. Aber trotzdem hat es mich irgendwie nicht wirklich umgehauen. Schlimmer noch – die meisten Folgen habe ich mittlerweile schon wieder vergessen.

Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert (Promobild)

Ein Faktor dahingehend war aus meiner Sicht, dass sich die Staffel irgendwie mehr als die anderen extrem willkürlich zusammengewürfelt anfühlte. Klingt komisch bei einer Serie, wo es an sich keine große Kontinuität gibt. Aber beim Versuch möglichst jedem Charakter mindestens eine Folge zu spendieren, sind die Autoren für meinen Geschmack teilweise zu sehr über das Ziel hinausgeschossen. So ist nicht nur ein sehr buntes Potpourri an Themen entstanden, sondern in vielen Episoden kommt auch gefühlt kein richtiges Gemeinschaftsgefühl auf. Ja, natürlich erfährt der Zuschauer mehr über den jeweiligen Hauptcharakter und es gibt sogar ein paar echte Charakterentwicklungen. Aber die jeweilige Folge dreht sich halt dann nur um Picard, Data oder Worf und 1-2 Nebenpersonen – mitunter nicht einmal aus der restlichen Crew. Und das erzeugte über die gesamte Staffel hinweg eine Art Austauschbarkeit und Zusammenhanglosigkeit. Als würde ich ein Spin-off schauen statt die Abenteuer der neuen Enterprise. Klingt komisch, ich weiß.

Der zweite und vermutlich größere Faktor ist hingegen, dass ich tatsächlich der Crew rund um Captain Picard mittlerweile ein wenig müde bin. Bin mir durchaus bewusst, dass man das gar nicht sagen darf :smile: . Aber vor allem seit wir mit Star Trek: Deep Space Nine angefangen haben, wird mir mal wieder sehr bewusst, wie glattgeschliffen und langweilig viele der Abenteuer der Enterprise eigentlich sind. Erschwerend kommt noch hin, dass wir seit über einem halben Jahr fast nichts anderes schauen. Gibt vermutlich wenige Serien, die man so lange am Stück konsumiert und davon nicht einen kleinen Burnout bekommt. Insofern bin ich über den jetzigen Austausch der Blu-ray mit einer DVD im Laufwerk alle paar Folgen durchaus froh.

Die positiven Seiten

Doch ich will selbstverständlich nicht nur jammern. Obwohl mein Gesamteindruck zur Staffel vor allem aus persönlichen Gründen eher negativ ist, habe ich trotzdem ein paar absolute Highlights:

  • Besuch von der alten Enterprise – Die Geschichte rund um die Dyson-Sphäre hat so viele Logiklöcher, da würden alle Flagschiffe der Sternenflotte gleichzeitig reinpassen. Aber das Wiedersehen mit Montgomery Scott ist ungeachtet dessen was Besonderes. Keine Ahnung warum, aber die alte Crew kommt immer dann am besten zur Geltung, wenn sie sich ihrem Alter bewusst wird und damit hadert. Und Scotty hat nach 75 Jahren gefangen im Transporter definitiv mit so einigem zu hadern.
  • Eine Handvoll Datas – Auch bei dieser Folge darf man nicht zu sehr über die Situation nachdenken. Zu viel ergibt mal wieder keinen Sinn. Sowieso ist es jedes Mal wieder komisch, dass die Existenz der Holodecks irgendwie gekonnt ignoriert wird und erst ganz am Ende da mal einer vorbeischaut. Angesichts einer ansonsten sehr amüsanten Episode mit einem Brent Spiner in absoluter Höchstform, ist das aber definitiv zu verschmerzen. Viele zu viele fantastische Szenen, die einen mit einem Schmunzeln zurücklassen.
  • Geheime Mission auf Celtris III Teil 2 – Der Vergleich zu 1984 ist naheliegend. John Hurts dortige Performance ist aber nochmal auf einem ganz anderen Level als Patrick Stewarts Schlagabtausch mit David Warner. Dennoch: Die Verhörszenen sind extrem intensiv. Picards allmählicher Zusammenbruch lässt mich jedes Mal wieder mit fiebern und Gul Madred äußerst manipulative Art ist auf seine verdrehte Weise einfach nur genial.
  • Das Schiff in der Flasche – Endlich wird der Handlungsstrang aus Staffel 2 (!) abgeschlossen. Und was für ein Abschluss! Daniel Davis‘ Professor Moriarty ist ein wundervoller Charakter und das Katz- und Mausspiel so gekonnt inszeniert, dass man selbst als Zuschauer gegen Ende daran zweifelt was jetzt real ist und was nicht. Echt schade, dass es insgesamt nur zwei Folgen zum Thema gab. Das ist sowieso im Nachhinein eine Überraschung für mich: Ich hatte in Erinnerung, dass es mehr Holodeckfolgen mit Data und Picard geben würde. Aber da habe ich mich anscheinend getäuscht.

Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert (Promobild)

  • Das Gesicht des Feindes – Endlich darf Deanna mal was anderes machen als nur spüren, rumheulen oder vergewaltigt werden. Stattdessen wird sie in eine Situation geworfen, die für sie völlig neu ist und ja, sie erstmal völlig überfordert. Aber wie es sich für einen Sternenflottenoffizier gehört, wächst sie in ihre Rolle als romulanische Agentin zügig hinein und liefert eine gelungene Performance ab – sowohl für die Romulaner als auch uns für uns Zuschauer. Eine anfangs (bewusst) konfuse aber insgesamt echt spannende Folge.
  • Gefangen im temporären Fragment – Inhaltlich ist diese Episode jetzt nichts herausragendes. Was sie für mich zum Highlight macht, ist die Optik und die Performance. Die Enterprise gefangen in einem (vermeintlich) ewigen Kampf mit einem romulanischen Warbird. Unsere vier Helden, wie sie sich durch die Umgebungen voller eingefrorener Charaktere bewegen. Definitiv sehr cool inszeniert und mal was ganz anderes was Zeitreisen angeht.

Und selbstverständlich darf Willkommen im Leben nach dem Tode nicht unerwähnt bleiben. Picards Ausflug in die eigene Vergangenheit ist nicht nur nett anzusehen und verrät mehr über den Charakter, auch das Thema an sich finde ich gut umgesetzt. Die Frage “würde ich es anders machen, wenn ich könnte?” beschäftigt uns schließlich immer mal wieder. Umso überraschender ist das Ende. Dass die Folge mittlerweile unangenehme Erinnerungen an Star Trek: Nemesis weckt, ist allerdings sehr schade.

Das Staffelfinale, Angriff der Borg, fand ich hingegen nicht wirklich begeisterungswürdig. Ja, Hugh wieder zu sehen und zu erfahren, welche Folgen Ich bin Hugh auf die Borg hatte, war cool. Aber Lore ist irgendwie in der gesamten Serie ein sehr zweidimensionaler und uninteressanter Charakter und da Data von ihm manipuliert wird, fällt auch der ganze “seine ersten Emotionen”-Strang für mich ziemlich ins Wasser.

Fazit

So viel also zur 6. Staffel von Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert. Wie ich schon zur 5. Staffel geschrieben habe: Wer soweit kommt, schaut auch den Rest noch, egal was kommt :smile: . Aber obwohl ich es ungern zugebe, freue ich mich tatsächlich darauf, wenn es dann jetzt demnächst doch erstmal zu Ende ist. Nächstes mal geht es dann um die 1. Staffel von Star Trek: Deep Space Nine. Spoiler: Ich fand sie erneut besser als ihr Ruf.

PS: Bei Das fehlende Fragment musste ich selbstverständlich ständig an schwarzen Kaffee und Mopedrennen denken. Hab’ Lysanda anschließend auch gleich (sanft) mit Sinnlos im Weltraum bekannt gemacht. Sie schien tatsächlich nicht abgeneigt davon mal alle Folgen zu schauen. Ob sie ihre Worte am Ende bereut? Wir werden es irgendwann erfahren. :wink:

Thomas Bergersen und Nick Phoenix gehen seit Anfang April getrennte Wege. Damit ist nach 18 Jahren Schluss mit Two Steps From Hell. Angefangen haben sie damals damit Musik für Trailer und Werbespots zu komponieren – mit viel Erfolg. Zahlreiche bekannte Franchise wie J. J. Abrams Star Trek, Pirates of the Caribbean oder Harry Potter nutzten ihre Werke, um bombastisch/episch klingende Trailer auf die Leinwand zu zaubern.

So weit, so uninteressant. Sie waren jedoch das erste Produktionsstudio dieser Art, welches seine Werke dann auch auf CD brannte und so erstmals der Öffentlichkeit zugänglich machte (außerhalb von schlechten YouTube-Rips). Invincible* (2010) und Archangel* (2011) waren damals ihre ersten, sehr erfolgreichen Veröffentlichungen. Mit SkyWorld* (2012) erschien dann die erste Platte mit komplett neuer Musik, die nicht ursächlich für Trailer geschrieben worden war. Da sie damit ebenfalls einen großen Erfolg hatten, wurden die Arbeiten für die Film- und Fernsehbranche anschließend immer weniger. Stattdessen brachte das Duo über die Jahre fleißig weitere Alben heraus und veranstaltete sogar Konzerte – bis jetzt. Myth* (2022) ist dann wohl das letzte gemeinsame Album der beiden. Solo-Alben hatten sie schon davor rausgebracht.

Die Konkurrenz

Doch obwohl Two Steps From Hell dem Trailer-Musik-Markt schon vor langer Zeit den Rücken zukehrte, ist der Bedarf immer noch vorhanden. Entsprechend sind andere Firmen in ihre Fußstapfen getreten. Eine davon ist Phantom Power. Das Geniale an denen ist, dass die ihre Musik tatsächlich kostenlos zur Verfügung stellen und man sie sogar in nicht-gewerblichen, nicht-monetarisierten YouTube-Videos verwenden darf (mit Namensnennung und ein paar Links). Nur die darüber hinausgehende Nutzung ist lizenz- und damit kostenpflichtig. Seit ich die kennen gelernt habe flattert entsprechend jetzt immer mal wieder eine E-Mail mit einem WeTransfer-Link in mein Postfach. Der Inhalt ist das jeweils neuste Machwerk inkl. zusätzlichen Mixes und das alles im Audio Interchange File Format (=sehr hohe Qualität). Ihr neustes Album ist das hier:

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Rhythm Labs Vol. 2 (2024)

Komponist: Phantom Power
Umfang: 00:41:02 (20 Lieder)
Mögliche Bezugsquellen: WeTransfer (Link funktioniert nur bis Juli 2024; kostenlos)

(Extrem) hartes Schlagzeug und Trommeln verfeinert mit viel Elektronik erwarten den Hörer auf diesem Album – mit einem kleinen Twist. Und zwar ist der Name eines Liedes quasi Programm. Das Motiv von Overcharged klingt beispielsweise wie ein aktiver Taser oder eine elektrische Leitung, die Funken schlägt. In Mechanical Disruption gibt es hingegen harte Pausen und der Rhythmus gleicht einer schwer arbeitenden Maschine, die unnachgiebig ihrer Funktion nachgeht. Und in Seven Samurai ertönen Schwertklingen. “Foley” ist das – neben der durchgängig schweren Klänge – Stichwort. Dank dieser teils eingestreuten, teils nachgeahmten Geräusche ergibt sich ein äußerst interessantes und abwechslungsreiches Hörerlebnis. Dabei sind die Tracks an sich eigentlich ziemlich gleichförmig. So dominierten harte und schwere Klänge (wie ich jetzt schon zum 3. Mal erwähne – aber es ist halt so :smile: ) und man kann durchaus die ein oder andere thematische Wiederholung heraushört. Dennoch ist es ein gelungener Hörgenuss. Allerdings definitiv eine Sammlung, die man eher beim Gewichtheben als vor dem Schlafen gehen hören sollte.

Persönliches Lieblingslied: Track 12 – Abolish [01:53]

Das aus meiner Sicht ungewöhnlichste Lied auf der (virtuellen) CD. Es nutzt sehr viele unterschiedliche Geräusche, die im ersten Moment scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Doch spätestens ab der Hälfte des Stücks dämmert es dem Zuhörer, dass er es hier mit einer Bombe zu tun hat. Ob der Entschärfungsversuch der Dame am Ende zum Erfolg führt, wird nicht deutlich (es ist schließlich Trailer-Musik). Aber das Stück nimmt mich trotzdem jedes Mal wieder mit auf eine sehr hart klingende und emotionale Reise.

Warum sind “alle” (ich hab‘ erst ein paar gesehen) von diesen älteren, total abgefeierten “Kult”-Cyberpunk-Anime so unglaublich fragwürdig und komisch? Ghost in the Shell, Neon Genesis Evangelion und jetzt auch noch Akira*. Ich kann es nur bedingt nachvollziehen, warum der Kram selbst heute noch so hochgejubelt wird. Dabei stehe ich alten Werken ja per se aufgeschlossen gegenüber und versuche die Entstehungszeit mit zu berücksichtigen. Zeigt doch schon meine Film-Top 10 (die sich seitdem glaube ich nicht wirklich geändert hat).

Um mir aber gleich wieder den Wind aus den Segeln zu nehmen: Selbstverständlich verstehe ich es, wenn jemand heutzutage z.B. mit StarCraft (1998) nichts mehr anfangen kann. Das Echtzeitstrategiegenre hat sich gerade wegen dem Erfolg von Titeln wie diesem weiterentwickelt. Insofern ist es bei den Animes vermutlich einfach ein Fall von “man musste damals live dabei gewesen sein, um es zu verstehen”. Denn ja, alle drei waren definitiv sehr einflussreich. Sonst würde es nicht so viele Bezüge darauf geben und sie bis heute so gefeiert werden. Aber es ist trotzdem irgendwie demotivierend jetzt schon das dritte Kultobjekt endlich mal gesehen zu haben und es nicht einmal ansatzweise gut zu finden. Wie wird das erst, wenn wir zu den Studio Ghibli-Filmen kommen?

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Akira* (1988; DV, 2023er Syncro) – Basierend auf dem Film könnte ich euch echt nicht so recht sagen, worum es eigentlich geht und vor allem, warum es mich als Zuschauer interessieren sollte. Aber mittlerweile habe ich den Wikipedia-Artikel gelesen. Also hier die Grobzusammenfassung:

1988 ist in Tokio irgendwas explodiert (das “was” wird immerhin beantwortet), was aussah wie eine Atombombe und den 3. Weltkrieg auslöste. Im Jahr 2018 ist die Stadt wieder aufgebaut aber in einem erbärmlichen Zustand. Bikergangs und Banden beherrschen die Straßen, es gibt Unruhen und Proteste und hier und da explodiert auch mal eine Bombe ausgelegt von Revolutionären. Unser Protagonist ist ein fragwürdiger, jugendlicher Charakter namens Shōtarō Kaneda. Er ist selbst Anführer einer Bikergang und fährt das ikonische rote Motorrad, das man häufig als Hommage an den Film sieht. Eines Nachts legen sie sich mal wieder mit einer feindlichen Gang an. Dabei überfährt Tetsuo Shima fast ein Kind, das aussieht wie ein alter Sack und wird verletzt. Die Regierung und/oder eine Geheimorganisation sackt ihn mitsamt dem Kind ein und schon werden Kaneda und seine Freunde in etwas größeres mit reingerissen. Und zwar geht es um Menschen, die mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet sind. Am Ende steht die gesamte Stadt erneut vor dem Untergang und nur Kanedas enge Freundschaft zu Tetsuo hilft das Schlimmste zu verhindern. Okay, von mir aus. Ich hätte gerne meine zwei Stunden Lebenszeit wieder oder wie die jungen Leute heute sagen.

Immerhin: Selbst Fans des Films sind sich wohl einig, dass die Erzählung nichts taugt. Es wäre die erste Hälfte des ersten und die letzte Hälfte des letzten (6.) Bandes des Mangas mehr schlecht als recht zusammengemixt. Entsprechend fehlt wohl extrem viel Kontext und Charakterentwicklung. Man muss also mal wieder den Manga lesen, um es zu verstehen. Wie ich sowas liebe :tongue: . Aber in technischer und visueller Hinsicht wäre der Anime wohl damals seiner Zeit weit voraus gewesen. So war nicht nur ein absolutes Dreamteam daran beteiligt. Er verzichtete auch auf die damals übliche Recycling-Technik. Sprich statt nur wenige Teile einer Szene zu animieren und diese dann zu wiederholen, wurde tatsächlich fast alles durchanimiert (inkl. Computerunterstützung). Das macht die Sache auf dem Papier wesentlich flüssiger und detaillierter, in der Realität fand ich so einige Stellen langatmig und komisch… schwammig? Quasi auf der einen Seite Stop-Motion aber dann halt doch nicht, was zu einer Art wabbeligen Effekt führt. Beispielsweise als Tetsuo im Krankenhausbett liegt und die Spielzeuge zu ihm hochklettern.

Dazu kommt, dass alle Charaktere wirken, als wären sie zu lange im Fitnessstudio gewesen. Vor lauter Muskeln können sie deshalb ihre Arme nicht mehr an den Körper anlegen. Vielleicht haben aber auch alle einfach nur breite Schultern oder die Kleidung ist so geschnitten. Egal warum: Es wirkt unfreiwillig komisch. Die Gesichtsausdrücke sind ebenfalls wenig überzeugend und beispielsweise Kaneda eher das buchstäbliche Schlappmaul in vielen Szenen. Wobei man das wiederum auf “typisch Anime” schieben könnte. Einzig Neo-Tokyo an sich macht durchaus was her und lässt verstehen, warum Akira mit zu den Begründern des Cyberpunk-Genres gezählt wird. Interessanterweise ist der Akira-Manga im gleichen Jahr wie Blade Runner* erschienen. Es kann also keiner voneinander abgekupfert haben.

Fazit

Wie ihr seht: Viel abgewinnen konnten Lysanda und ich dem Gezeigten weder in erzählerischer noch in optischer Hinsicht. Und leider fanden wir auch den vielgelobten Soundtrack ziemlich Banane. Vor allem dieses Geklappere mit Stöckchen (ja, ich weiß, dass es sich um ein traditionelles, japanisches Instrument handelt) während der Verfolgungsjagden passte so überhaupt nicht zum Geschehen. Somit bleibt mir am Ende nur zu sagen: 2 von 5 Sics. Ich habe es wie immer nicht bereut ihn mal gesehen zu haben, um mein Allgemeinwissen aufzufrischen. 2-3 Sachen waren außerdem durchaus cool wie z.B. ein Teil der Motorradszenen trotz des Soundtracks. Aber unterm Strich leider wieder einmal ein Werk, das ich irgendwie nicht wirklich zum Pflichtprogramm eines Anima-Neueinsteigers zählen würde. Und ja, ich bin mir bewusst, dass mich v138 dahingehend schon anno 2015 vorgewarnt hatte :smile: .

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Die Versandkosten aus Amerika sind heutzutage echt total abartig hoch. Mittlerweile bezahlt man den Warenwert oder sogar darüber nur für den Versand – die möglicherweise noch anfallenden Zollgebühren gar nicht erst dazu gerechnet. Deswegen habe ich auch schweren Herzens die Tage meine Unterstützung zum 8-Bit Theater 20th Anniversary Book zurückgezogen. Wenn ihr das Webcomic nicht kennt, dann wird es unbedingt mal Zeit das nachzuholen! Sind doch „nur” 1.225 Seiten. Und Final Fantasy-Wissen ist zwar von Vorteil, aber nicht zwingend erforderlich!

Das Buch ist endlich fertig (die Kampagne war 2021) und der Versand steht kurz bevor. Zum Glück für Autor Brian Clevinger, hat er die Versandkosten damals nicht direkt eingezogen, sondern tut es jetzt erst zu den aktuellen Preisen. Zum Pech für uns 191 internationale Unterstützer, sind die Kosten in den letzten drei Jahren einfach nur explodiert (so viel zur Globalisierung…). Mit den vermutlich zusätzlich anfallenden Zollgebühren hätte ich am Ende fast das Dreifache vom eigentlichen Warenwert bezahlen müssen. Das war mir dann doch zu viel des Guten. Das wusste auch Brian und hat uns anstandslos eine Rückerstattung angeboten – die ich dann in Anspruch genommen habe. Irgendwo habe ich schließlich selbst ich meine Limits.

Eine (seltene) gute Seite

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Ich hatte allerdings vor kurzem auch einen Fall, da haben mich die hohen Versandkosten tatsächlich vor einem Fehlkauf gerettet. Und zwar lässt sich derzeit The Art of Psychonauts 2 für knapp 50 EUR bei iam8bit vorbestellen. Das war ursprünglich Teil der Crowdfunding-Kampagne, aber ich wusste ehrlich gesagt nicht mehr, ob ich es auf meinem Unterstützerlevel bekommen würde. Häufig sind die nur in den wesentlich teureren Stufen enthalten wie z.B. bei EVERSPACE 2.

Nachschauen konnte ich das aber nicht mehr, denn Fig an sich gibt es mittlerweile (die Kampagne war 2016) nicht mehr so wirklich und die entsprechenden Crowdfunding-Seiten und Accounts wurden gelöscht. Also liebäugelte ich mit dem Kauf des Kunstbuchs, wurde aber dann von den abartigen Versandkosten (knapp 40 EUR) abgeschreckt. Zum Glück, wie sich herausstellte, denn einige Zeit später kam eine Mail von Fangamer mit der Ankündigung, dass meine Kopie demnächst verschickt wird. Und mittlerweile ist sie angekommen – sogar ganz ohne zusätzliche Zollgebühren. Und meine Güte hat es das Ding in sich!

Das Kunstbuch

The Art of Psychonauts 2 besteht aus 400 Hochglanz-Seiten im übergroßen Hochformat und Hardcover. Wenn einem das auf den Tisch fällt, dann macht es mächtig „Bumms”! Im Inneren erwarten euch haufenweise Skizzen, Storyboards, Konzeptzeichnungen und Renderbilder. Sortiert nach Charakteren, Levels und dem Rest und begleitet sowohl von Kommentaren der Entwickler als auch informativen Beschreibungen. Zusammengestellt hat das Ganze die Autorin und Moderatorin Ashley Esqueda. Wer die Dokumentaiton Double Fine PsychOdyssey gesehen hat (warum hast du es noch nicht?!), dem wir das ein oder andere bekannt vorkommen. Aber das Buch geht noch weit darüber hinaus. Schließlich konzentriert es sich wirklich ausschließlich auf das Design und das Aussehen des Spiels. Und da blieb doch bisher noch sehr viel unerzählt – und vor allem ungezeigt.

Eine Konzeptzeichnung zu Tastys Sensorium

Ich hab‘ mittlerweile so einige Artbooks und Making-Of-Bücher im Regal stehen. Aber ich muss ganz klar sagen, dass keines davon mit der Qualität dieses dicken Brechers mithalten kann. Ja, selbst The Art of Gothic 3 nicht – eins meiner bisherigen Vorzeigebeispiele. The Art of Psychonauts 2 ist umfangreich, hochwertig verarbeitet und gleichzeitig äußerst informativ. Weil es eben nicht nur viele Bilder enthält, sondern auch sehr viele und vor allem informative Erklärungen dazu. Ich sage es jedes Mal wieder, aber Kunstbücher ohne jedweden Text sind einfach nur langweilige Kataloge, mit denen ich nichts anfangen kann. Insofern ist das Buch also grundsätzlich eine absolute Kaufempfehlung und für Psychonauts-Fans faktisch Pflicht – so hart es klingt :smile: .

Ob es das Werk allerdings wert ist wegen den Versandkosten den doppelten Preis dafür zu bezahlen? Nun, jetzt wo ich es in der Hand halte, bin ich schon echt froh es zu haben. Der Post dafür jedoch so viel Geld in Rachen zu werfen, würde ich weiterhin nicht einsehen. So schade es auch ist. Aber vielleicht landet ja mal eine etwas billigere Kopie bei eBay oder so. Dann unbedingt zuschlagen!

Zum Schluss noch ein paar Highlights aus dem Buch:

Wenn man an Magical Girls denkt, landet normalerweise eher bei jungen Schülerinnen in bunten Kostümen, die die Welt retten. Die wohl bekannteste Vertreterin des Genres ist entsprechend Sailor Moon. Mangaka Kentarō Satō hat sich jedoch gedacht: Nehmen wir mal das Magical-Girl-Thema und packen es ins Horror-Genre. Herausgekommen sind die drei Mangareihen: Magical Girl of the End*, Magical Girl Site* und Magical Girl Site Sept*.

Und auch, wenn Magical Girl Site ein Spin-off von Magical Girl of the End ist, ist die Verbindung zwischen beiden nur schwach. Wie genau, erzähle ich euch gleich. Vorher ein paar allgemeine Punkte zu den Mangas:

Die Mangas

Chronologisch macht den Anfang Magical Girl of the End. Dort folgen wir dem Oberschüler Kii Kogami, der sich plötzlich in einer apokalyptischen Welt voller mordenden Magical Girls und Zombies wiederfindet. Das Setting an sich ist bereits gewöhnungsbedürftig, aber manchmal bin ich ehrlich gesagt bei der Geschichte nicht mehr ganz durchgestiegen. Das lag vor allem daran, dass der Autor auch noch Zeitreisen und parallele Zeitlinien ins Spiel gebracht hat und das mitunter sehr verwirrend ist. Verschlungen habe ich die 16 Bände trotzdem – gerade, weil ich verstehen wollte, was da eigentlich alles passiert (ist).

In Magical Girl Site geht es hingegen um Aya Asagiri, eine Schülerin die ständig gemobbt und misshandelt wird. Sie stößt auf eine seltsame Webseite – die namensgebende Magical Girl Site. Von dort erhält sie eine Zauberwaffe, die ihr bei jedem Einsatz etwas Lebenszeit nimmt. Als sie erfährt, dass ihre Mitschülerin Tsuyuno Yatsumura ebenfalls so eine Waffe besitzt und ihr Leben kurz vor dem Ende steht, versuchen beide herauszufinden, was es mit der Webseite auf sich hat. Der Manga hat ebenfalls 16 Bände und richtet sich eher an jüngere Horrorfans bzw. genauer gesagt ist es ein Shōnen. Seine Zielgruppe sind also jugendliche Männer. Das erklärt den Fokus auf junge, leichtbekleidete Mädchen.

Magical Girl Site Sept erzählt in zwei Bänden eine Vorgeschichte zu Magical Girl Site. Und zwar erfahren wir wie eine der Administratorinnen der Magical Girl Site zu ihrem Job gekommen ist. Und nein, es ist ebenfalls keine wirklich fröhliche Geschichte. Ein Stichwort lautet nämlich erneut “Missbrauch einer Frau”.

Insofern ist es schon ein wenig verwunderlich, dass ich die Mangas überhaupt gelesen habe. Horror an sich ist nämlich nicht so mein Ding. Ein paar Elemente waren zudem schon ziemlich schräg. Ich sag nur “Menschen, die sich in Spermien verwandeln”. Aber ich hatte ein paar Episoden des dazugehörigen Anime gesehen – der leider mal wieder in die Kategorie „nie abgeschlossen” fällt. Entsprechend neugierig war ich darauf zu erfahren, wie es weitergeht und habe mir die Mangas geholt. Vor allem die Frage, ob es vielleicht doch ein Happy End geben würde, trieb mich um. Ja, ich mag düstere Enden nicht so sehr…

Der Hauptcharakter

Ich habe Magical Girl Site tatsächlich zuerst gelesen und dann erst erfahren, dass es auch noch Magical Girl of the End gibt. Meine Hoffnung war entsprechend, dass dort einige meiner offenen Fragen geklärt werden würden. Tatsächlich habe ich jetzt noch mehr als vorher :smile: . Wer ist z.B. die Mutter von Aya?! Verratet es mir endlich!!! Und doch kann ich die drei Manga-Serien irgendwie empfehlen. Sie waren nicht langweilig, die Charaktere waren teilweise lustig/schräg und der Horror kam definitiv nicht zu kurz. Vermutlich hatte der Autor auch nie vor alle Fragen zu klären.

Die Verbindung

Stellt sich jetzt noch die Frage, wie Magical Girl oft he End und Magical Girl Site inhaltlich zusammenhängen. In der Einleitung hatte ich ja schon erwähnt, dass die inhaltliche Verbindung nur sehr schwach ist. Ab hier folgen logischerweise Spoiler!

In Band 1 von Magical Girl of the End fängt es direkt mit Kii Kogami an, dem Hauptcharakter. Seinen Namen finden wir später in Band 16 von Magical Girl Site auf einem Grabstein wieder. In der gleichen Szene sehen wir zudem ein paar unbekannte Personen. Allerdings sehen wir den exakt gleichen Grabstein genauso in Band 16 von Magical Girl of the End – inkl. der selben Personen. Und wir stellen fest: Es sind die dortigen Hauptcharaktere.

Eine weitere Verbindung gibt es im 13. Band von Magical Girl Site. Dort ist plötzlich jemand von hinten zu sehen, der sagt, dass diese Welt erneut auf ihr Ende zusteuert. Diese Person sehen wir später in Band 16 (in beiden Serien) ebenfalls an besagtem Grabstein. Die letzte Verbindung ist der eigentliche Drahtzieher hinter dem Ganzen, Rei Kurorogi. Er ist sowohl an den Geschehnissen in Magical Girl of the End als auch an denen in Magical Girl Site Schuld. Das ist technisch gesehen unmöglich, da er eigentlich tot sein sollte. Darauf geht der Autor aber nicht wirklich ein. Es ist einfach so und ich als Leser bleibe ohne Antwort zurück.

Fazit

Prinzipiell kann Magical Girl of the End auf jeden Fall unabhängig von Magical Girl Site gelesen werden. Bei Magical Girl Site wundert man sich nur, warum plötzlich neue Personen auftauchen. Inhaltlich haben diese aber keine Auswirkungen. Auf mich wirkt es eher so als, wenn der Autor unbedingt eine Verknüpfung zwischen den beiden Serien herstellen wollte. Einen richtigen Mehrwert hatte dieser Handlungsrahmen für mich aber am Ende nicht. Im Gegenteil war es eher enttäuschend, dass es doch nur so wenig Zusammenhänge gibt. Wie geschrieben: Ich hatte mir die zweite Serie nur genau deswegen gekauft, um mehr zu erfahren – und nicht weniger :smile: .

PS: Eine Sache stört mich noch bei Magical Girl of the End. Und zwar ist der 2. Band in der Druckerei nicht korrekt zugeschnitten worden in meiner Erstauflage. Er ist somit 1 cm größer als die anderen. Das treibt mich in den Wahnsinn! *kreisch*

Aaaaaaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhhhhhh!!!!!11111

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