Azzkickr

Ode an den Penetrator

Saints Row: The Third. Das erste Spiel seit langer Zeit dessen Release ich tatsächlich herbeigesehnt habe und seit Ewigkeiten wieder ein Titel, bei dem ich im Vorfeld wirklich alles verschlungen habe, was ich finden konnte.” – – – NICHT ! ABSOLUT GARNICHT!

Nein, man kann wahrlich nicht behaupten, dass ich auch nur ein geringstes Interesse an Saints Row 3 hatte. Streng genommen war mir die Serie bis vor kurzem sogar komplett fremd. Teil 1 und 2 kannte ich gar nicht und auf Teil 3 wurde ich auch nur zufällig durch einen Trailer aufmerksam. Ein Trailer, der mich ob des hohen Grades skurriler Inhalte dann aber doch neugierig machte. Ok, es gab auch eine Phase, wo ich dann auch schon entschieden hatte, das Spiel zu ignorieren, weil’s einfach zu absurd erschien. Letztlich war es dann aber doch die Neugierde auf diese Art von Spiel und – wie schon öfters – der Artikel des sicherlich nicht ganz unvoreingenommen Webmasters, der mich dazu bewog, das Spiel zu kaufen. Achso: Dass es just bei Steam für’n Zehner zu haben war, hatte natürlich rein Garnichts damit zu tun :laughing: .

Das Warum, weshalb und wieso

Es war also seit Jahren mal wieder ein Spiel, von dem ich nicht wusste, ob es mich wenigstens auch nur ansatzweise unterhalten würde. Ich wusste nur: ich steh auf schwarzen Humor, Ironie, Zynismus und politisch-inkorrekte Inhalte. Ich wusste aber auch, dass ich bislang jedes Open-Word-Spiel nach kurzer Zeit total gelangweilt, stellenweise auch genervt wieder beiseitegelegt hab. Hat das Experiment also geklappt?

Die Story des Spiels passt auf einen Bierdeckel: Stadt (Steelport) will von verschiedenen Banden erobert werden. Auseinandersetzung eskaliert, Regierung schaltet sich auch noch mit ein. Auseinandersetzung eskaliert noch mehr. Fertig. Ok, ich tue dem Spiel damit sicher etwas unrecht, vor allem zur Vorgeschichte, die offenbar in den beiden Vorgängern behandelt wurde, kann ich an dieser Stelle nichts sagen (für Infos bitte an den Webmaster wenden). Ist aber auch letztlich nicht nötig, denn das Faszinierende an diesem Spiel ist zweifellos nicht die Geschichte, sondern sind die äußerst kurzweiligen Missionen, die Charaktere, der Humor und der “Ich-säubere-die-Stadt-bis-ins-letzte-Eck”-Suchtfaktor. Aber der Reihe nach.

Der Spielablauf

Herstellerbild zu Saints Row: The ThirdWie für viele Open-World-Spiele typisch gibt es sowohl Hauptmissionen, die die Handlung vorantreiben, als auch sekundäre Aufgaben, deren Erledigung optional aber durchaus lohnend ist und die sich vor allem ohne großes Suchen an fast jeder Ecke der – für mich persönlich – angenehm überschaubaren, weil eben nicht exorbitant großen Stadt Steelport zu finden sind. Es gibt etwa ein halbes Dutzend verschiedener Typen dieser Nebenquests, unterteilt in jeweils drei Schwierigkeitsgrade. Davon durchaus realistische (Zerschlagen von feindlichen Bandenoperationen, illegaler Handel, Eskortmissionen, Transportmissionen) aber auch sehr absurde (Panzerfahrt, Amokfahrt, Versicherungsbetrug, Parcours [Professor Genki]). Es sind dabei besonders letztere, die immer wieder Spaß machen und von denen man gerne noch mehr hätte. Während die Panzer- und Amokfahrt einfach nur das Ziel hat binnen möglichst weniger Zeit möglichst viel Chaos und Zerstörung in die Stadt zu bringen, also einfach mal die Sau rauszulassen, geht es beim Versicherungsbetrug darum, sich möglichst geschickt vor Autos zu werfen und sich zu verletzten, was, wenn man die Steuerung mal kapiert hat, auch ein Spaß ist. Die — leider sehr wenigen — Parcours sind jedoch ein besonderes Highlight: hier geht es darum, unter Zeitlimit einen mit Fallen, Gegnern (Maskottchen und Schlägertypen) und Reaktionstests (aufploppende Zielscheiben) gespickten Hindernislauf zu bestehen. Kurz gesagt: das macht einen Heidenspaß. Ich bin dafür, dass einer der großen Publisher mal ein AAA-Vollpreisspiel nur mit solchen Parcours auf den Markt bringt :smile: .

Diese Missionen machen aber natürlich nicht nur Spaß, sondern bringen auch handfeste Vorteile. Mit jeder absolvierten Quest erhält man nicht nur Geld und Respekt sondern man erhöht auch seinen Einfluss in der Stadt (bzw. dem jeweiligen Stadtteil) – mit der Folge, dass mehr eigene Gangmitglieder auf den Straßen unterwegs sind und weniger des Gegners. Erreicht man 100%, gilt das Gebiet als gesäubert, die Gegner sind verschwunden. Diese 100% erreicht man jedoch nur, wenn man zusätzlich zu den Nebenmissionen auch Geschäfte erwirbt, die in Folge dessen einen regelmäßigen Betrag abwerfen und die als Zufluchtsort gelten um etwaige Verfolger schlagartig loszuwerden (nicht ganz realistisch, aber äußerst nützlich).

Das Hamsterrad

Das Spiel macht dabei etwas sehr richtig. Etwas, was ich persönlich nur aus Hack ‘n’ Slay-Rollenspielen kenne: es motiviert den Spieler ungemein, “die Stadt zu erobern”. Während man in einem Diablo 3 bspw. im Minutentakt neue, tolle Items bekommt und im Level aufsteigt, ist es in Saints Row: The Third die Kurzweiligkeit der Nebenmissionen, die bei der Stange hält. Keine dieser Nebenaufgaben dauert mehr als 10min, die allermeisten sind in weniger als 5min erledigt. So entsteht das bekannte “nur noch eine Mission”-Prinzip. Toll. Hinzu kommt, dass man sich mit Hilfe des erlangten Respekts — ähnlich wie in RPGs — nach und nach neue Fähigkeiten freischaltet, die man mit dem verdienten Geld aktivieren kann. Und ich war echt überrascht, wie vielseitig und tiefgehend Saints Row 3 da ist: grob geschätzt sind das um die 100 freischaltbaren Talente/Boni/Gebäudeupgrades. Super. Und vor allem ist das Ganze auch ordentlich ausbalanciert: das Geld bleibt bis zum Ende immer recht knapp, der “Kauf” neuer Talente muss also gut geplant sein. Und: diese Talente sind auch wirklich spürbar. Einige Missionen habe ich bspw. erst geschafft, als ich mich weiter hochgelevelt hatte. Grandios.

Bleiben auf der Habenseite also noch die Charaktere und der Humor, wobei beides natürlich ineinander greift. Serientypisch ist bei den Charakteren von klischeehaft bis skurril alles dabei, ohne aber — zumindest meiner Meinung nach — ins Peinliche oder maßlos Überzogene abzugleiten. Entsprechend auch der Humor: einerseits ist in den Gesprächen viel Ironie und Sarkasmus zu entdecken, andererseits tut das Szenario sein Übriges (teils herausragende Level, viele Anspielungen auf Filme und andere Spiele). Ich sag nur: EINHORN! :smile: Aber auch die Liebe zum Detail überzeugt: allein schon die variantenreichen Nahkampfangriffe sind ne Wucht!! Und die obligatorischen Radiosender sind natürlich auch mit an Bord (wobei ich immer den Klassiksender drin hatte, was sehr bizarr ist, wenn man grade mit ‘nem Panzer alles wegballert :laughing:). Achja: die Charaktere singen doch tatsächlich an einer Stelle zu einem Lied! Wie super ist das denn?!

Die andere Seite

Also alles gut in Steelport? Nein, leider nicht. Und dieses “leider” mein ich dabei absolut ernst. Denn ich muss zugeben: wären die folgenden Schwächen nicht, wäre Saints Row: The Third eines der besten Spiele, die mir seit Jahren in die Hände gekommen sind (freilich aufgrund auch wegen seiner Extravaganz und schweren Vergleichbarkeit mit z.B. Heavy Rain und Mass Effect). Aber leider haben die Programmierer so einige Böcke geschossen. Dazu gehört die bestenfalls durchschnittliche Technik: Grafik, Animationen, Sound. Nichts davon ist gut, sondern höchstens als zweckmäßig zu bezeichnen. Das wäre noch halbwegs vertretbar, aber das Spiel leidet trotzdem unter Performanceproblemen, vor allem im DX10/11-Modus. Bei mir kam es regelmäßig etwa alle 2-3 Minuten zu 2-3 Sekunden langen Hängern. Gegen Ende, wenn die Gegnermassen zunehmen, ist das Spiel auch mehrmals abgestürzt. Die Steuerung reiht sich auf diesem Niveau ein. Grundsätzlich solide, ist sie vor allem bei den Versicherungsbetrug-Missionen und Motorradfahrten extrem unkalkulierbar (und nein, ich finde nicht, dass das so sein sollte). Auch bleibt die Spielfigur oft an kleinen, nur zentimenterhohen Objekten hängen.

Das — zumindest für mich — Ärgerlichste ist aber, dass das Spiel keine deutsche Sprachausgabe hat. Wenn man nicht über sehr gute bis hervorragende, praxisgerechte Englischkenntnisse verfügt, geht einem leider sehr viel vom Humor und der Story verloren. Man muss wirklich in der Lage sein, auch während des hektischsten Schusswechsels oder den anstrengendsten Autofahrten ein akzentbehaftetes, sehr schnell gesprochenes Englisch zu verstehen. Rein theoretische Kenntnisse, so gut sie auch sein mögen (wie bei mir), werden da ohne Praxisübung nichts nützen. Das darf man dem Spiel jetzt natürlich nicht als Schwäche anrechnen, aber faktisch hat es bei mir den Spielspaß getrübt.

Fazit

Wie sieht also das Fazit aus? Hatte der Webmaster Recht, oder ist er nur ein voreingenommener Fanboy? Mitnichten! Ich kann an dieser Stelle nur meinen Dank aussprechen für seinen Artikel, der wohl das I-Tüpfelchen war und mich letztlich zum Kauf bewegt hat. Saints Row: The Third ist, aller Schwächen bei Technik, Steuerung und Lokalisation zum Trotz, ein tolles Spiel, das mich hervorragend unterhalten hat. Ich kann mir nur wünschen, dass es einen vierten Teil auf Basis der Next-Gen-Konsolen geben wird, wenngleich die Chancen dazu wohl nicht allzu gut stehen, schaut man sich die Meinung des neuen THQ-Chefs Jason Rubin an. Oder die schwierige Geschäftslage von THQ im Allgemeinen, sowie die nur mittelmäßigen Verkaufszahlen von Saints Row: The Third im Speziellen (Anm. d. Red.: Eigentlich war es mit 4 Millionen verkauften Einheiten der erfolgreichste THQ-Titel im Geschäftsjahre 2011).

Aber wenn wir alle Daumen drücken klappt’s ja vielleicht doch :smile: . Bis dahin: Kaufbefehl auch von meiner Seite aus!

WERTUNG

Spielspaß: 8,5 von 10 (Englisch-Profis: 9,0 von 10)
Technik: 5,5 von 10 (1 Punkt Abzug wegen Hänger und Abstürzen)

Fast neun Jahre hat es gedauert, doch endlich ist die Wartezeit vorbei: Max Payne 3 ist da. Ich hab’ das Spiel allerdings schon wieder zur Seite gelegt. Hauptgrund sind die Grafikfehler, die ich während den Splitscreen-Cutscenes habe. Das muss ich mir nicht unbedingt antun, auch wenn der Rest funktioniert und warte lieber auf das nächste Treiberupdate. Andererseits war ich nach den ersten zwei, drei Spielstunden auch schon wieder etwas genervt.

WTF?!

Herstellerbild zu Max Payne 3Es fängt schon beim Spielstart mit diesem bescheuerten Rockstar-Updater an, der so gut wie keine Auskunft darüber gibt was er da eigentlich gerade macht. Nicht nur sehe ich nicht, wie groß der Patch ist. Es dauert auch eine halbe Ewigkeit bis er das Spiel dann endlich startet. Wenn die Internetverbindung ausgelastet ist sogar noch länger. Und die ganze Zeit über weiß man nicht, ob er jetzt was macht. Und dann bleibt der Updater nach dem Spielstart auch noch weiterhin offen.

Haben sich die Entwickler gedacht “Jetzt ist der Rockstar Social Club ähnlich wie Games for Windows Live integriert, da müssen wir trotzdem noch irgendein sinnloses Programm im Hintergrund zusätzlich Ressourcen fressen lassen”? So fühlt es sich zumindest an.

Im Spiel

Läuft das Spiel endlich an, wird man direkt in die Geschichte hineingeworfen und hat erst einmal keinen Zugriff auf das Hauptmenü. Das ist auch so ein toller Trend bei einigen Entwicklern. Auf einer Konsole mag das ja durchaus funktionieren. Und ja, im Prinzip ist es auch keine schlechte Idee den Spieler sofort mitten in die Action hineinzuziehen. Aber auf dem PC möchte ich nicht die ersten 15 Minuten eines Spiels mit niedrigen Detaileinstellungen und einer Auflösung von 640×480 (leichte Übertreibung) erleben. Also wenn ihr so einen Spieleinstieg wählt, dann hört verdammt nochmal damit auf mir den Zugang zum Optionsmenü zu verweigern! Das kann doch nicht so schwer sein, oder?

Irgendwann kam ich dann im Hauptmenü an, konnte meine Einstellungen treffen und wollte zuerst den Mehrspielermodus mal ausprobieren, weil mich interessiert hat, wie das mit der Bullet Time dort funktioniert. Pustekuchen! Ich habe es bis heute nicht geschafft einem Spiel beizutreten. In die Lobby, ne gefühlte Ewigkeit warten (wieder ohne irgendeine gescheite Rückmeldung!) und dann fliege ich einfach raus. Super. Dann vergnüge ich mich halt erst einmal nicht mit Harald Fränkel.

Ein nerviger Hauptcharakter

Da der Mehrspielermodus nicht funktionierte, blieb mir also erst einmal nichts anderes übrig als die Kampagne zu starten. Der Einstieg ist auch gar nicht schlecht gemacht. Richtig viel Action und auch die grundsätzliche Idee, wie die Geschichte in den Zwischensequenzen rübergebracht wird ist auch cool. Und die Kämpfe gehen auch angenehm locker flockig von der Hand. Es nervt mich zwar ein bisschen, dass der Herr Payne anscheinend nicht “normal” springen/hechten kann (Leertaste aktiviert einen Bullet-Time-Sprung). Aber gut, daran gewöhnt man sich.

Woran ich mich jedoch nicht gewöhnen konnte war Max Payne an sich. Klar, er war auch schon in den ersten beiden Teilen nicht unbedingt der fröhliche Typ. Aber seine bisherigen Monologe im dritten Teil triefen nur so vor zerstörerischem Selbstmitleid. Ständig dröhnt es nur so aus den Boxen von wegen “Ach, eigentlich möchte ich gar nicht mehr leben. Ach, wie schlecht ist doch die Welt. Ach, wie einfältig sind doch die anderen. Ach, was sind die doch alle so blöd, dass sie mir helfen wollen. Ach, warum habe ich nur den Job angenommen. Ach, warum geben die sich nur mit mir armem Schwein ab. Ach, nur im Whiskey finde ich meine Erlösung”. GAAAH! Halt doch einfach dein Maul, du Vollidiot! Das ist einfach nicht auszuhalten und fast noch schlimmer als Vincent in Catherine. Und was ich so bislang gelesen habe, tut sich in der Hinsicht auch nicht viel im Laufe des Spiels. Das sind ja tolle Aussichten. Ich glaub’ ich leg den Titel mit zur 8. Staffel von 24 dazu.

Themawechsel

Herstellerbild zu Half-LifeNachdem ich Max Payne 3 zur Seite gelegt hatte, “musste” ich mir natürlich einen anderen Action-Titel suchen. Und meine Wahl fiel auf die Half-Life-Reihe, sprich Teil 1, Opposing Force, Blue-Shift, Decay und Uplink — alle nur mit dem High-Definiton Pack, das mit Half-Life: Blue-Shift damals ausgeliefert wurde. Zugeben, so ganz genau weiß ich auch nicht, was mich dazu geritten hat die alle mal wieder durchzuspielen. Vermutlich wollte ich einfach mal wieder einen klassischen Lebensenergiepakete-Shooter erleben. Da ich aufgrund meiner Faulheit aber nicht aufstehen wollte, habe ich eben zu dem gegriffen, den ich sowieso installiert habe.

Außerdem haben sich die Spiele erstaunlich gut gehalten. Vor allem Half-Life: Opposing Force hat mich wieder positiv überrascht. Gearbox hatte so gut wie alle Negativpunkte des Hauptspiels ausgebügelt und dann noch einmal einen obendrauf gepackt (sowohl beim Schwierigkeitsgrad als auch bei der Qualität des Inhalts). Die vier Spielstunden vergehen da echt wie im Fluge, sehen vergleichsweise gut aus und machen immer noch durchweg Spaß. Das kann die sieben Stunden andauernde Kampagne von Half-Life leider nicht von sich behaupten. Aber da erzähle ich euch ja nichts Neues. Es sollte nach all den Jahren jedem bekannt sein, dass eigentlich nur die Soldaten-Level aufgrund der gelungenen KI wirklich Spaß machen, das letzte Viertel in XEN der letzte Scheißdreck und der Rest aufgrund der eher langweiligen Alien-Kämpfe mehr so lala ist. Zumal auch die Waffen einfach scheiße sind und wie Spielzeug wirken (genauso wie in Teil 2). Da braucht ihr nicht einmal zu id Software rüberschauen. Benutzt einfach mal in Opposing Force das neue Maschinengewehr (sogar mit Rückstoß!) oder das Scharfschützengewehr. SO muss sich das Anfühlen/Anhören und nicht so ein billiges “Pui Pui”.

Aber gut, meine Meinung zum Valve-Anteil der Half-Life-Serie ist ja allgemein bekannt. Da brauche ich an dieser Stelle nicht schon wieder drauf herumreiten :smile: .

Das Hauptthema

Was ich auf jeden Fall mal wieder sehr erfrischend fand beim erneuten Spielen von Half-Life, war die Suche nach der herumliegenden (beziehungsweise hängenden) Lebensenergie. Ich bin normalerweise keiner, der immer behauptet früher wäre alles besser gewesen. Aber mit regenerierender Lebensenergie (und dem meist dazugehörigen Deckungssystem) habe ich mich bis heute tatsächlich noch nicht komplett angefreundet.

Health Pack aus DOOMEs ist einfach ein wesentlich anderes Spielgefühl, wenn ich auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad mit gerade noch 16 Lebenspunkte in einen Bereich mit mehreren Gegnern komme, die mich nach zwei Treffern ins Jenseits schicken und weiß “Da muss ich jetzt so durch”. Das zwingt mich meine komplette Strategie über den Haufen zu werfen und oft sogar dazu Waffen zu verwenden, die ich sonst nie benutze. Natürlich werde ich diese Stelle ein paar Mal neu laden müssen, bis ich es geschafft habe. Aber das ist eine Herausforderung, der ich mich gerne stelle. Nicht nur, weil ich weiß, dass sie schaffbar ist, sondern auch, weil ich mich ja selbst in diese schlechte Ausgangslage versetzt habe. Hätte ich im Kampf davor besser aufgepasst stünde ich jetzt nicht so da.

Das macht das Spiel auch individueller. Wenn ein anderer Spieler an dieser Stelle zwar mit dem gleichen Waffenarsenal, aber mit mehr Lebenspunkten dasteht, kann er da ganz anders an die Sache herangehen. Wenn sich hingegen meine Lebensenergie automatisch regeneriert, kann ich immer wieder meine einstudierte Strategie fahren und muss nie wirklich davon abweichen. Außerdem lädt sie nicht gerade zum Erkunden ein. Wenn ich um jedes Lebensenergiepaket froh bin, schaue ich auch in die letzte Ecke des Levels. Wobei es in den linearen Levels eines Call of Duty: Modern Warfare 3 auch so schon nicht wirklich viel zu entdecken gibt.

Epilog

Natürlich möchte ich nicht, dass jetzt wieder jedes Spiel mit herumliegenden Paketen arbeitet. Auch mit sich regenerierender Lebensenergie lassen sich durchaus lustige Sachen machen. Aber dennoch finde ich, dass sich wieder mehr Mainstream-Entwickler trauen sollten das alte System auch außerhalb eines Survival-Horror-Titels zu verwenden und dessen Vorteile in ihr Game Design mit einfließen zu lassen. Auch heute noch kann man das den Spielern definitiv zumuten. Max Payne 3 geht beispielsweise zwar nur den Mittelweg und gibt euch je nachdem wie oft ihr sterbt mehr und mehr Hilfestellung, aber auch hier seid ihr um jede Dose Schmerzmittel froh, die ihr finden könnt und trotzdem macht es (zumindest in spielerischer Hinsicht) Spaß.

Und wie seht ihr das? Lebensenergie aufsammeln oder automatisch regenerieren?

PS: Azzkickr hat sich ausgiebig mit Saint Row: The Third beschäftigt. Seinen Durchgespielt-Bericht findet ihr demnächst nur hier bei Bagdadsoftware.de

Ich würde mal sagen, es wird mal wieder Zeit ein wenig über Spiele zu reden. Heute im Durchgespielt-Paket: Eine schon 1 1/2 Jahre alte Filmumsetzung für einen Nintendo-Handheld, die außer mir sowieso keinen interessiert und die Fortsetzung einer deutschen Rollenspielserie mit ungewöhnlichem Setting, die in den englischen Magazinen wie gewohnt niedergemacht wurde (u.a. 60% von PC Gamer). Lasst das Spielen beginnen!

TRON: Evolution (DS)TRON: Evolution (DS) – Nein, mit der schlechten Next-Gen-Umsetzung hat die DS-Fassung überhaupt nichts zu tun. Und selbst die Wii-Version mit dem Untertitel Battle Grids ist wieder etwas ganz anderes, auch wenn Wikipedia das Gegenteil behauptet. Aber obwohl ich die DS-Umsetzung unterm Strich besser finde als die Next-Gen-Fassung, kann ich auch für sie nur 3 von 5 Sics geben.

Der Hauptgrund ist die Steuerung. Alle Welt regt sich derzeit über Kid Icarus: Uprising auf, aber TRON: Evolution (DS) ist ein ähnliches völlig bescheuertes Dreigestirn aus Stylus, Digipad/Analog Stick und L-Taste. Dabei ist Grundidee gar nicht mal so schlecht: Auf dem unteren Bildschirm findet das eigentliche Spiel statt (oben ist eine Karte der Spielwelt abgebildet). Mit dem Digipad oder analogen Stick bewegt ihr euren Charakter aus einer isometrischen Sicht durch die lineare Spielwelt. Euren Diskus werft ihr, indem ihr mit dem Stylus in die gewünschte Richtung schnalzt. Das funktioniert soweit, auch wenn das Spiel nicht immer wirklich gut reagiert.

Das Problem

Foto von TRON Evolution für NDSIm Laufe des Spiels erhaltet/kauft ihr euch nun vier Power-Ups mit dem Polygonen, die in Kisten versteckt sind und getötete Gegner hinterlassen: Heilen, Zeit anhalten, Bombendiskus und die Möglichkeit den Pfad eures Diskus selbst zu bestimmen. Und die letzten zwei erfordern eben den Einsatz der L-Taste plus Stylus. Das ist vielleicht ein Krampf.

Und dann gibt es auch noch drei Minispiele: Lichtradrennen, Lichtpanzerkampf (Teamdeathmatch, Deathmatch und sogar King of the Hill und Capture the Flag) und Recognizerflug (das Spiel wechselt von der isometrischen Ansicht in einen First-Person-3D-Modus. Prinzipiell eine super Idee und sogar gegen bis zu vier menschliche Spieler spielbar. Aber das Lichtradrennen ist unspielbar aufgrund der Steuerung und mit dem Lichtpanzer zu gewinnen ist reine Glückssache. Einzig der Flug mit dem Recognizer durch die TRON-Welt ist sehr gut gelungen, da ihr hier ausschließlich mit dem Stylus steuern müsst. Das Hauptproblem beim Lichtradrennen ist hingegen, dass ihr mit eurem Motorrad a) springen könnt und b) es nicht grid-basierend ist, ihr fahrt also frei nach Schnauze durch die Arena. Das macht die Sache unnötig kompliziert und auch unübersichtlich.

Der Rest

In der DS-Version spielt ihr einen neuen Systemwächter in der Zeit zwischen dem ersten Film und dem Next-Gen-Spiel. Noch gibt es die ISOs, Tron existiert in seiner alten Form und Clu 2 ist nicht böse. Dafür treibt irgendein Virus oder Programm sein Unwesen in den einzelnen Bereichen der Welt und hetzt die Programme gegeneinander auf. Eure Aufgabe ist es in den nächsten gut 5 Stunden Spielzeit das Problem zu finden und zu lösen. Das Ganze wird ausschließlich mit Hilfe von nicht vertonten Dialogen auf dem oberen Bildschirm weitergesponnen, sieht man mal von 2-3 Ingame-Kamerafahrten ab. Die Geschichte ist definitiv ganz nett erzählt und ihr trefft neben Tron als euren Chef natürlich auch auf Leute wie Radia oder Quorra, aber großartige Überraschungen dürft ihr natürlich nicht erwarten. Neue Erkenntnisse über die Welt von TRON schon gar nicht.

Zudem richtet sich das Spiel ganz klar an eine jüngere Zielgruppe. Der Schwierigkeitsgrad ist sehr niedrig, einzig gegen Ende trefft ihr auf ein paar mächtigere Gegner (gibt sogar mehrere Bosskämpfe). Der Rest wird vor allem in den Jump ‚n‘ Run-Einlagen allein durch die Steuerung schwer. Zumindest spart das Spiel nicht an Checkpoints und solange ihr noch Lebensenergie über habt, könnt ihr sogar in einen Abgrund fallen. Ihr werdet dann einfach wieder hochteleportiert. Am meisten Grips werdet ihr beim Hacking-Minispiel brauchen, das so ähnlich abläuft wie der Pipemania-Klon in BioShock, nur mit Schaltkreisen und elektrischen Strömen.

Soundtechnisch gibt es abseits der fehlenden Sprachausgabe nicht viel zu meckern, da größtenteils die Musik zum Film von Daft Punk zum Einsatz kommt und die ist bekanntlich fantastisch :smile: . Grafisch lässt das Spiel hingegen sehr stark zu wünschen übrig. Zwar trifft es die Ästhetik des Films und ihr besucht im Laufe des Spiels auch unterschiedliche Umgebungen, die Grafik ist aber selbst für ein DS-Spiel extrem verpixelt und detailarm.

Bagdadsoftware meint: Wer kein Fan von TRON ist, der kann den Titel mit ruhigem Gewissen gleich wieder vergessen. Und selbst echten Fans kann ich das Spiel aufgrund der Steuerungsproblematik nicht ganz mit gutem Gewissen empfehlen. Aber für die 10 Euro, die es mittlerweile nur noch kostet, ist es dennoch eine super Möglichkeit noch einmal in die Welt abzutauchen. Und wenn im Mehrspielermodus jeder mit dem gleichen Handicap zu kämpfen hat, machen vielleicht auch die Lichtradrennen wieder Spaß. Gegen Bots tut es das nämlich nicht.

Risen 2: Dark WatersRisen 2: Dark Waters (PC, X360, PS3) – Als ich am 6. Mai das Spiel gestartet habe, habe ich es nach 2 Minuten gleich wieder beendet und an Rondrer folgenden Text geschickt: “Woaah. Man merkt gleich, dass Risen 2 auch für Konsole kommt. Alles so riesig”. Da war ich gerade mit Risen fertig geworden, hatte also den direkten Vergleich im Kopf. Erst nach ein paar Spielstunden hatte ich mich daran halbwegs gewöhnt. Aber kommen wir erst einmal zum Wichtigsten: Risen 2: Dark Waters kriegt von mir 4 von 5 Sics also die gleiche Wertung wie schon Risen.

Im Vergleich macht Teil 2 zwar hier und da ein paar Sachen schlechter als Teil 1, dafür aber auch ein paar Sachen besser. So ist zum Beispiel die Spielzeit mit sehr gut gefüllten 30 Stunden wesentlich länger als bei Risen (knapp 20). Unterm Strich bleibt es aber auch weiterhin unter der Qualität eines Gothic und Gothic 2, den beiden Spielen, an denen sich wohl auch in 300 Jahren noch alle Piranha Bytes-Titel messen müssen :smile: .

Konsolig

Da ich den wichtigsten schon erwähnt hatte, fangen wir am besten erneut mit den Negativpunkten an. Wie ich schon sagte, wirkt alles sehr groß. Ein Grund dafür ist wahrscheinlich, dass die Kamera sehr nah am Helden (lässt sich aber etwas rauszoomen) ist. Aber trotzdem wirken alle Objekte in der Spielwelt irgendwie riesig im Vergleich zum ersten Teil, was vermutlich daran liegt, dass es eben auch auf einem Fernseher mit 2-3 Meter Abstand wirken soll. In sich passt aber natürlich alles. Also die Charaktere sind jetzt nicht größer als ein Schrank oder so. Nur sind eben sowohl Charakter als auch Schrank ungewohnt dominant auf dem Bildschirm.

Das ist aber nicht der einzige Punkt, wo klar die Konsolenfassung ihre Spuren hinterlässt: Inventar, Karte und Charakterbildschirm werden jetzt nicht mehr im Spiel aufgemacht, sondern in einem extra Fenster. Selbst das Minispiel zum Öffnen von Schlössern ist losgelöst von allem. Eine absolute Unart, wie ich finde. Das reißt mich jedes Mal wieder komplett raus. Zumal die Menüs jetzt nicht komfortabler geworden sind dadurch. Im Gegenteil: Die Inventarliste ist wie im ersten Gothic einreihig zum scrollen. Das mag auf der Konsole okay sein, aber am PC nervt mich das höllisch.

Fantastische Grafik

Dieses Umschalten nervt umso mehr, da die Spielwelt sowie die Charaktere und Monster einfach nur klasse aussehen (auf dem PC zumindest). Da kann ein The Elder Scrolls V: Skyrim trotz seiner höheren Polygonzahl einfach nicht mithalten. Schon die Screenshots machen einen sehr guten Eindruck und zeigen wie detailliert und liebevoll alles gestaltet ist, aber erst in Bewegung kommt es so richtig zur Geltung. Da macht es richtig Spaß durch den dichten Dschungel zu laufen, dabei zuzusehen wie sich die Äste sanft im Wind bewegen und das Wasser im Bach entlangläuft. Und auch die Weitsicht ist erneut sehr hoch — und das fast komplett ohne Ladezeiten! Nur zwischen den Inseln wird kurz nachgeladen.

Zugegeben: Es gibt immer noch das Problem mit den morphenden Pflanzen (vor meinen Augen verändert sich plötzlich der ganze Wald) und das mit den Animationen in Dialogen haben die Jungs auch dieses Mal nicht so wirklich hinbekommen. Immer noch wiederholen sich die gleichen, völlig übertriebenen und unpassenden Gesten. Und wenn wir schon bei NPCs sind: Wegfindung und allgemeine KI sind auch nicht wirklich besser geworden. Die üblichen Clippingfehler feiern entsprechend ebenso ihre Rückkehr. Aber wenn ich während dem Sonnenuntergang am Hafen von Porto Isabella stehe und die letzten Sonnenstrahlen alles in einen leichten Rotton tauchen, vergesse ich das sofort wieder.

Glaubwürdige Piratenwelt

Die größte Stärke neben der Grafik ist aber das Setting. Risen 2: Dark Waters setzt ein paar Jährchen nach dem Ende von Teil 1 an. Damals habt ihr zwar die eine Insel gerettet, dabei aber unabsichtlich die Titanen wiedererweckt und die sind so gar nicht gut auf die Menschheit zu sprechen. Die Hauptrolle spielt jedoch nur Mara, eine Art böse Meerjungfrau. Die anderen kommen nur in den Gesprächen vor. Ich vermute deshalb, dass das alles nur eine Vorbereitung auf Teil 3 und dort dann erst die ultimative Weltenrettung stattfindet.

Herstellerbild zu Risen 2: Dark WatersUnd da Mara so sehr das Wasser liebt, muss das natürlich auch eine größere Rolle spielen. Dementsprechend befinden wir uns nun in der Zeit der Piraten (in Teil 1 nur durch Stahlbarts Schatz angedeutet) und bereisen im Laufe des Spiels mehrere Inseln, zwischen denen wir dank unseres eigenen Schiffes auch dann jederzeit frei hin- und herwechseln dürfen. Zudem ist alles sehr tropisch angehaucht, was aber auch im Vorgänger bereits so war. Das Setting bringt natürlich eine neue und sehr gelungene Atmosphäre mit sich, auch wenn Piranha Bytes-Titel schon immer eher von der rauen Sorte waren. Trinkspielchen, Degenduellen, Schatzsuchen, die Erkundung von Maya-Tempeln, derbe (und gut vertonte) Sprüche und dergleichen sind an der Tagesordnung. Eure Heiltränke? Grog und Rum! Und als Dieb dürft ihr Totenkopfäffchen zähmen, die für euch klauen und Papageien zur Ablenkung im Kampf verwenden.

Gelungenes Kampfsystem

Das neue Setting hat aber auch spielerische Auswirkungen. Zauber, Schwerter, Schilde und Bögen sind nun passé. Stattdessen gibt es Degen, Pistolen, Musketen, schmutzige Tricks (Dreck aufwirbeln, Treten) und Voodoo. Während Degen und Musketen (entweder in der normalen oder in der Schrotflintenvariante) als Hauptwaffen dienen, sind Pistolen, Voodoo und schmutzige Tricks eure Zweitwaffen, die mit einem Cooldown versehen mitten im Kampf auf Tastendruck zusätzlich eingesetzt werden können. Das funktioniert auch sehr gut und macht die Kämpfe noch dynamischer und taktischer. Draufklicken ging ja schon in Risen nicht mehr wirklich, hier ist es aber endgültig nicht mehr möglich.

Einen kleinen Nachteil hat die Einführung von Schusswaffen jedoch: Sie sind, wenn auch realistisch, absolut überlegen. Spätestens wenn ihr euch der Inquisition angeschlossen habt (von den Eingeborenen lernt ihr hingegen Voodoo und den Piraten tretet ihr automatisch bei) und endlich eine Muskete in die Hand bekommt, kann euch praktisch niemand mehr zu nahe kommen.

Dafür ist der Spieleinstieg wie gewohnt etwas zäh, da euch zu Beginn alles und jeder tötet. Das hat aber auch Piranha Bytes endlich erkannt und schafft Abhilfe in Form eurer Begleiter. Anfangs läuft nur Patty mit euch rum, die Tochter von Stahlbart und bekannt aus Teil 1, aber im Laufe des Spiels sammelt ihr noch weitere auf, die unterschiedliche Fähigkeiten haben (Fernkampf, Nahkampf, Voodoo etc.). Je einen davon dürft ihr einen Großteil der Zeit mit auf die Reise nehmen. Natürlich zwingen euch die Entwickler aber auch alleine auf Jagd zu gehen, weil die Begleiter schon sehr stark sind und auch nicht sterben können. Sie gehen nur für den Rest des Kampfes zu Boden, wenn sie keinen Heiltrank mehr haben.

Ungewöhnliches Skillsystem

Auch das Skillsystem haben die Entwickler komplett über Bord geworden. Statt Lernpunkten, braucht ihr Ruhm (=Erfahrungspunkte) um einen der vier Hauptskills (Nahkampf, Fernkampf, Dieb, Vodoo) zu steigern und dann müsst ihr sehr viel Gold investieren (1.000 Goldstücke sind Standard), um bei einem Trainer einen passenden Spezialskill zu erwerben (zum Beispiel das erwähnte Affentraining). So könnt ihr beispielsweise eure Fähigkeit mit der Pistole auch so ganz hoch steigern, werdet aber ohne das Spezialtraining niemals kritische Treffer landen und müsst zudem einen Haufen Ruhm zusätzlich investieren für die gleiche Menge an Talentpunkten (Spezialtraining gibt mehr Talentpunkte).

Damit haben die Entwickler auf den ersten Blick zwei Fliegen mit einer Klappe erschlagen: Zum einen sorgen sie dafür, dass man niemals in Gold ertrinkt und zum anderen muss man sich wirklich stark spezialisieren, weil es eben nicht für alles reicht. Doch wie so oft, funktioniert das nur bis zur Hälfte der Spielzeit wirklich gut. Wer auf 100% spielt, also wirklich alle Nebenquests macht und alle Schätze sucht und dergleichen, kriegt dadurch trotzdem massig Gold zusammen und kann sich erneut einen Übercharakter basteln, der (fast) alles kann. Rechnet man dann noch die Stärke einer Muskete dazu, wundert es nicht, dass der Endkampf wieder total langweilig war. Dieses Mal aber nicht, weil er schlecht designt war, sondern einfach nur deshalb, weil ich Mara mit meiner Muskete nach ein paar Schüssen am Boden hatte. Sie kam nicht einmal dazu einen einzigen Angriff zu starten.

Bagdadsoftware meint: Risen 2: Dark Waters ist trotz seiner stellenweisen Konsolifizierung immer noch ein typisches Piranha Bytes-Rollenspiel — mit allen Vor- und Nachteilen, die dieser Umstand schon seit Gothic mit sich bringt. Wer die Gothic-Serie und das erste Risen mochte, der wird auch hiermit wieder glücklich. Wer jedoch bislang mit den Titeln von Piranha Bytes nichts anfangen konnte, den wird das neuste Werk genauso wenig von der Genialität dieser Entwicklungen überzeugen.

Wie immer gilt: Wenn ihr trotz des vielen Texts weitere Fragen zu den Titeln habt, dann ab in die Kommentare damit.

Sicarius

Alte Zeiten

Hallo und herzlich Willkommen zur Selbsthilfegruppe der Weck-in-Kaba-Eintunker. Ich finde es super, dass ihr euch heute hier so zahlreich versammelt habt. Immer noch ist unsere Essweise stark stigmatisiert. Viele Leute finden es aus unerfindlichen Gründen eklig, wie wir die einzelnen Komponenten eines Frühstücks effizient miteinander kombinieren. Es wird Zeit, meine lieben Anhänger, dass zu ändern und die Brötchen-Taufe salonfähig zu machen! Wie? Nein, das hier ist nicht die Selbsthilfegruppe für explosive Verstopfungskrankheiten. Die ist nebenan. Das ist doch hier Raum 293? 239? Oh. Dann bin wohl ich falsch. Ich wünsche noch einen schönen Tag.

Schwank aus der Jugendzeit

Was mache ich nun mit diesem angefangenen Eintrag? Ach, ich weiß! Ich geh’ rüber zur Selbsthilfegruppe der anonymen Historiker und erzähl‘ ihnen ein bisschen was vom zweiten Weltkrieg. Ich war damals als amerikanischer Scharfschütze in Berlin unterwegs. Nein, nicht um einen gewissen Hilter oder so erschießen. Das dürfen doch nur die Leute, die früher kommen. Außerdem ist die Aufgabe auch total langweilig. Allerdings haben die Jungs eine Karabiner 98k von Mauser in die Hand gedrückt bekommen. Das hat schon was. Sie ist nicht umsonst die beste Repetierbüchse, die jemals gebaut wurde. Dabei ist sie schon 114 Jahre alt! Es gibt einfach nichts Treffsicheres. Aber ich schweife ab.

Also wie gesagt: Ich war damals im April 1945 — Veteranen wissen das — in Berlin unterwegs. Das mit dem Rauseskortieren hat ja nicht ganz so geklappt, nachdem ich die Russen daran gehindert hatte die nuklearen Geheimnisse der Deutschen zu klauen (oder so ähnlich). Stattdessen habe ich einen neuen Auftrag erhalten. Dieses Mal sollte ich ein paar deutsche Wissenschaftler kidnappen, die an der V2-Rakete mitgearbeitet haben. Natürlich kommt es wieder einmal anders als geplant und blablabla. Alles unwichtig. Von mir aus hätten die da oben mir auch einfach sagen können “Hey, Karl, geh mal nach Berlin und such die Heide-Marie”. Mir war nur wichtig, dass ich was abschießen durfte!

Unterwegs in Berlin

Geheimes BildUnd schießen durfte ich sehr viel. Sowohl auf Deutsche als auch auf Russen. Amerikaner habe ich keine gesehen, aber das Oberkommando hat vermutlich sicherheitshalber alle evakuiert vorher. Die wissen ja, dass ich da keine Rücksicht nehme. Wobei ich dieses Mal erstaunlich oft auf Tuchfühlung gegangen bin mit meiner kleinen Pistole und so sogar genau sagen konnte, wen ich eigentlich erschieße. Ich trug sogar eine Maschinenpistole mit mir rum. Von einem ansehnlichen Repertoire aus Steinen (zum Ablenken), Trett- und Drahtminen sowie Granaten mal ganz abgesehen. Aber wer ein echter Scharfschütze ist, der braucht den ganzen Kram nicht. Gibt auch viel weniger Punkte. Wenn es wirklich mal eng wurde, dann habe ich nur auf meine schallgedämpfte Welrod zurückgegriffen.

Am Anfang meines rund acht stündigen Einsatzes habe ich die sogar öfters genutzt als mir lieb war. Viel zu kleine Areale. Ich war mehr in engen Häusern unterwegs, als draußen in der schönen Frühlingsluft. Da hatte ich schon fast keine Lust mehr weiterzumachen. Aber das hat sich zum Glück dann gelegt und ich konnte mich nach und nach freier bewegen. Klar, wir reden hier nicht von einer freien Fläche. Häusereingänge sind verschüttet und auch auf den Straßen liegen überall Trümmer, die mir den Weg versperren und mich zwingen doch relativ stark einer einzigen Route zu folgen. Für meine Zwecke hat es aber gereicht.

Bäm, bäm und bäm!

Dann ging das vielleicht ab, sag‘ ich euch. Wir hatten damals als Elite keinerlei Hilfsmittel wie so komische Kreise und auch die Nazis und Russen waren ziemlich hellhörig. Da war es ein fantastisches Gefühl auf 300 Metern Entfernung unter Berücksichtigung des Windes und der Ballistik mit dem ersten Schuss genau ins Ziel zu treffen. Ich hab‘ mir da immer vorgestellt, dass ich der Kugel beim Fliegen zugeschaut habe und mit ansehen konnte, wie sie in das jeweilige Körperteil ein- und durchschlug. Echt der Wahnsinn, aber auf Dauer auch nervig. Da habe ich es dann abgeschaltet. Klingt brutal, aber es war Krieg und wenn ich das nicht ausgeblendet hätte, wäre ich verrückt geworden.

Gesehen haben mich die Drecksäcke trotzdem die meiste Zeit. Egal wie gut ich mich versteckt hatte, immer wussten die Hupen genau wo ich bin und sich taktisch klug versteckt beziehungsweise isnd mir in den Rücken gefallen. Da hat mich bestimmt irgendeiner immer verraten. Nur vereinzelt hatte ich das Glück, dass meine Schüsse durch Artilleriebeschuss oder komisch regelmäßig leutende Kirchenglocken übertönt wurde. Das waren dann aber auch die genialsten Momente. Ins Zielfernrohr schauen, die Luft anhalten, den Glockenschlag abwarten und dann abdrücken. Unvergleichlich und irgendwie realer als die Realität. Da können sich diese Geisterkrieger noch eine Scheibe von abschneiden, die da so über diese Karibikinseln turnen.

Gemeinsam unterwegs

Richtig genial wurde es, als ich mal mit einem Kumpel um die Häuser gezogen bin. Ich habe immer für ihn die Ziele mit Hilfe eines Fernglases markiert und er hat sie dann abgeschossen. Klingt im ersten Moment total langweilig. Ungefähr so, als würde man in einem Rallyauto auf dem Beifahrersitz hocken und ständig die Gänge und Kurven ansagen. Es ist aber genauso herausfordernd und nicht minder spannend. Schon allein, weil ich ja nie wusste, ob mein Kollege auch tatsächlich trifft. Schade, dass es im Kriegsgebiet nur wenige Leute gibt, die bei so was mitmachen. Die meisten sind alleine unterwegs. Selbst Bomben entschärfen wollte keiner mit mir.

Einmal war ich allerdings mit einem Squad Scharfschützen auf den Dächern von Berlin unterwegs. Wir mussten uns gegen eine feindliche Gruppe an Schützen verteidigen. Das war sehr anspruchsvoll. Die kannten natürlich auch alle Ecken und Winkel der Gegend. Da musste ich gut die Augen offenhalten und auch genau hinschauen. Aber ich bin dann doch lieber alleine im schönen Berlin unterwegs. Ja, es ist nach den ganzen Bombardements ein einziger Schutthaufen. Aber selbst das sieht beim richtigen Licht fantastisch aus. Kennt man doch von alten Fotos.

Das Ende der Geschichte

Es heißt ja immer, Krieg ist schlimm und so. Und natürlich kann die Welt gut darauf verzichten. Deutschland sowieso — zumindest ein Teil. Wobei auch international überraschenderweise keine anrüchigen Symbole in der Hauptstadt zu finden sind. Die Gründe liegen woanders, entsprechend war mein Weg nach Berlin trotzdem nur über Umwege möglich.

Doch Moral hin oder her: Die paar Tage in Berlin haben mir wirklich gut gefallen. Die Jagd auf die Russen und die Nukleardinger war zwar etwas anspruchsvoller und fand gefühlt auf größere Entfernung statt. Aber auch meine zweite Mission hatte sehr viele coole Momente und hat mir unterm Strich sehr gut gefallen. Das muss der zweite Geistkrieger erst mal nachmachen mit seinem hochmodernen Arsenal. Aber bis der kommt, dauert es ja noch ein bisschen. Bis dahin bleib ich auf jeden Fall erst einmal bei meinem K98k. Ich hoffe allerdings auch, dass ich euch irgendwann mal wieder von meinen Erlebnissen auf Nu Earth berichten kann. Da gibt es noch so viele Geschichten zu erzählen, aber noch ist die Zeit wohl nicht reif dafür.

Bagdadsoftware and the Curse of the Hard Disk Drive

Ich und Festplatten. Irgendwie verträgt sich das einfach nicht. Was ich schon einen Verschleiß über die Jahre hatte kann einfach nicht normal sein. Das obige Bild wurde 2005 angefertigt, weil es schon damals so schlimm war. Und seitdem ist es nur marginal besser geworden. Bin ich echt so ein extremer Power-User, dass unter meiner Nutzung die Hardware so schnell ihre Betriebsstunden überschreitet? Ist vielleicht die Qualität der heutigen Modelle so beschissen? Oder liegt es einfach nur an Seagate (die scheinen mir am häufigsten Wegzusterben)?

Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass meine externe Festplatte (Buffalo DriveStation Combo 4, hat eine Seagate 1TB-Platte drin) mehr als offensichtlich in den letzten Zügen liegt. Gibt wohl unreparierbar kaputte Sektoren. Das Prüftool bricht schon nach wenigen Sekunden ab. Dabei habe ich sie erst im März 2011 gekauft! Während ich diese Zeilen schreibe, tröpfelt entsprechend die Datensicherung (zum Glück nur ca. 240GB) langsam aber stetig durch das USB-Kabel. Geht zwar sehr langsam, aber es sieht so aus, als könnte ich alles retten. Morgen früh heißt es dann gleich mal die Hotline belästigen und die Reparatur/den Austausch anstoßen.

Komische Sache

Es ist auch nie ein schleichender Tod. Ich mache den Rechner am Abend aus und nach dem Einschalten am nächsten Morgen geht irgendwas nicht. Es kann mir aber keiner erzählen, dass der erhöhte Einschaltestrom schuld daran ist, dass plötzlich Sektoren kaputt sind. Und natürlich passiert es IMMER am Wochenende, damit man auch ja keine Chance hat gleich irgendetwas zu unternehmen. Wie gut, dass ich über die Jahre und dank mehrerer Totalverluste äußerst vorsichtig und vorausschauend geworden bin :smile: . Auf die Lernphase hätte ich aber natürlich trotzdem verzichtet (und das Geld für die eine Datenrettungsaktion).

Themenwechsel

Aber jetzt genug von meiner Festplatte. Gibt schließlich schlimmeres. Zum Beispiel das Finale von Risen. Ja, ich habe heute nach gut 25 Spielstunden das Ende gesehen. Nach meinem Gejammer am Donnerstag ging es aber erst einmal bergauf. Meine Schwierigkeiten lagen einfach nur darin begründet, dass ich zum einen Magier spielte und zum anderen zuerst das “unwichtige” Zeugs wie Schlösser knacken und Schleichen geskillt hatte. Als ich dann endlich ein paar Punkte in meinen Hauptzauberspruch investiert hatte, wurde es besser.

Von mir gibt’s 4 von 5 Sics. An das Vorzeigewerk des Studios, Gohtic 2 (plus Addon), kommt auch Risen einfach nicht ran. Den einen Punkt Abzug gibt es aber nicht nur wegen besagtem Finale. Das Spiel hat auch so hier und da seine kleinen Ecken und Kanten, die mir selbst oder gerade bei einem Piranha Bytes sauer aufstoßen. Zum Beispiel die Tatsache, dass es auf den Friedhöfen keine lustigen Grabinschriften mehr gibt. Wie kann man dieses immens wichtige Element bitte streichen? Gerade diese Liebe zum Detail hebt doch europäische Rollenspielproduktionen von amerikanischer Massenware à la The Elder Scrolls ab! Stattdessen gibt es zwei, drei generische Sätze wie “So enden wir alle mal”. Das ist doch doof.

Und dann gibt es erneut keine Schafe! Haben die Jungs denn nichts aus dem Gothic 3-Debakel gelernt? Da haben wurden sie auch schon rausgelassen! Ich kann ja verstehen, dass die Hardwareanforderungen bei korrekt simulierter Schafswolle etwas ansteigen. Aber ich hatte doch schon 2006 schriftlich festgehalten, wie wichtig Schafe in einem Spiel sind.

Das Finale

Risen HerstellerbildAch, ihr wollt jetzt auch noch von mir wissen, was ich an dem Finale auszusetzen hab‘? Nun, das kann ich euch sogar ohne zu Spoilern genauer erläutern:

Ich arbeite das ganze Spiel über daran der mächtigste Magier aller Zeiten zu werden. Dann erhalte ich im vierten Kapitel plötzlich die Aufgabe eine saumäßig schwere Rüstung und einen Satz Waffen einzusammeln — und bekomme sie ohne mein Zutun beim Betreten des Endgegnerraums angezogen. Für was habe ich jetzt so viele Stunden Magier gespielt, wenn ich im finalen Kampf doch wieder auf Tuchfühlung gehen muss und meine mächtigen Zaubersprüche nichts ausrichten können? Da hätte ich auch gleich einen auf Krieger machen können. Da hätte doch spätestens beim Designen der Axt einer auf die Idee kommen müssen, dass da was falsch läuft. Wenn ich dem Spieler ein Item in die Hand drücken muss, dass sofort alle seine Boni auf einen bestimmten Wert hebt, damit er das Finale schafft, dann sollte mir das als Entwickler durchaus zu denken geben.

Wenn dann wenigstens der eigentliche Kampf ein cooles Spektakel wäre. Aber das Biest ist langweiliger als ein Bossmob in einem MMO. Immer die gleiche Routine, der man ohne Probleme ausweichen kann. Da ist es fast schon gut, dass er bereits nach sieben Treffern im Dreck liegt. Dieser lasche Kampf hat noch weiter das Gefühl verstärkt, dass ich mir die vielen Spielstunden auch hätte sparen können und das wiederrum führt tatsächlich dazu, dass mein Spielspaß bis zu diesem Punkt nachträglich getrübt wird.

Wäre ich direkt nach dem Spielstart zu ihm gegangen, wäre das Ergebnis schließlich das Gleiche gewesen. Wenn mein Charakter zu diesem Zeitpunkt so extrem stark ist, dass es fix geht wie zum Beispiel in Gothic 2, dann ist das wieder ein anderes Thema. Aber die Schlüssel zum Sieg direkt vor dem Endgegner in die Hand gedrückt zu bekommen ohne Rücksicht auf bisheriges? Unfassbar. Und wehe es kommt mir jetzt einer mit dem Ende von Mass Effect 3! Das ist überhaupt kein Vergleich dazu.

Epilog

Nun aber genug aufgeregt. Risen 2: Dark Waters wartet. Und Sniper Elite V2. Aber dazu werde ich erst einmal keinen langen Text schreiben. Bislang ist die, angeblich vorhandene, deutsche Version nämlich noch nicht erhältlich und bevor ich wieder mal mir die Finger wund schreibe und dann nach der Indizierung alles entferne, warte ich lieber erst einmal ab. Wer trotzdem schon einmal ein kurzes Zwischenfazit haben möchte, der möge sich über die üblichen Kanäle an mich wenden.

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