Sicarius

EAs neuster Wandel

Electronic Arts (Logo)

Electronic Arts (Logo)

Electronic Arts ist wohl der am interessanten zu beobachtende Publisher in der Branche. Das liegt vor allem daran, dass sie nach Activision (1979) der älteste noch existierende reine Spielepublisher sind (Nintendo ist erst einmal vor allem ein Hardwarehersteller) und somit eine extrem lange Geschichte mit vielen mehr oder weniger starken Höhen und Tiefen aufweisen können. Sie sind aber auch der Publisher mit dem größten (High-Profile-)Output in jedem Jahr.

Wenig verwunderlich bei über 30 Studios unter ihren Fittichen (Anfang 2013 waren es noch fast 40!), quasi einer Exklusiv-Lizenz für Sportspiele und sehr vielen seit teilweise Jahrzehnten erfolgreichen Marken (die größtenteils im Keller verstauben). Entsprechend stark stehen sie stark im Rampenlicht und werden nicht nur von den Aktionären gefühlt genauer beobachtet als die Konkurrenz. Klar: Bei Activision schwankt auch der Aktien-Kurs basierend auf dem Erfolg von Call of Duty. Aber das ist zum einen jedes Jahr nur einmal relevant und zum anderen gibt es ja noch die Cash-Cow namens Blizzard, die auf jeden Fall immer für extrem gute Unternehmenszahlen sorgt. Bei Spielern ist das Konglomerat Activision-Blizzard aber aufgrund der vergleichsweise überschaubaren Zahl an Veröffentlichungen eben anders als EA nicht groß im Blick oder könnt ihr auswendig einen Activision-Titel aus 2013 nennen, der nicht Call of Duty: Ghosts heißt? Eben.

Der Anfang

Gegründet wurde der Publisher vor 32 Jahren mit durchaus noblen Zielen. Natürlich wollte auch Gründer Trip Hawkins haufenweise Kohle scheffeln und den amerikanischen Traum leben. Aber nicht nur gehörte EA zu den ersten, die explizit die Entwickler der Spiele in den Vordergrund stellten (das war bei ATARI bekanntlich verpönt, weshalb wir in Adventure das erste Easter Egg der Geschichte bekamen) und sie anteilig am Profit ihrer Spiele teilhaben ließ. Hawkins Ansatz war es auch direkt an euch, die Spieler, die Produkte zu verkaufen und die bisherigen Mittelsmänner zu umgehen. Außerdem war er wohl mit der erste, der im großen Stil nicht nur im eigenen Haus entwickeln ließ, sondern auch gezielt auswärtige Studios beauftragte und am Ende sogar aufkaufte.

Command & Conquer: Tiberian Sun (Geschöntes Herstellerbild)

Command & Conquer: Tiberian Sun (Geschöntes Herstellerbild)

Das Konzept zog extrem viel Erfolg nach sich, wie wir ja schon im ersten Absatz festgestellt haben. Selbst der berühmte Videospielecrash von 1983 behinderte nicht großartig den Aufstieg. Und mir ist auch nicht bekannt, dass EA bis Ende der 90iger großartig negativ in den Schlagzeilen aufgetaucht wäre. Zugegeben: Das lag sicherlich auch erst einmal an der Berichterstattung vergangener Tage. In einer PowerPlay oder PC Player wurde damals noch nicht so wirklich viel über die Geschäftsseite der Medaille berichtet. Der Weg in die Tiefe begann erst so richtig im Jahr 1999. Erst mit dem grottenschlechten Lands of Lore 3 (zu wenig Entwicklungszeit) im März und, der noch viel größere Aufschrei, Command & Conquer: Tiberian Sun im August. Ihr erinnert euch bestimmt unter anderem noch die Sache mit den Bullshots, die überhaupt nicht mit dem tatsächlichen Spiel übereinstimmten. Wenn nicht, dann habt ihr wohl meinen extrem ausführlichen Artikel über das Kult-Entwicklerstudio Westwood noch nie gelesen. Wird’s mal Zeit das nachzuholen, würde ich sagen auch wenn ich den Text heute etwas anders schreiben würde :smile: .

Schließungen en masse

Wo waren wir? Ach genau beim Abstieg ins Tal. Anfang des neuen Jahrtausends ging es dann drunter und drüber bei EA. EA Baltimore, 1996 gegründet als Tochter von Origin Systems, wird im Jahr 2000 geschlossen. Bullfrog Productions, 1995 gekauft, folgt ein Jahr später zusammen mit Kesmai (1999 eingekauft). EA Seattle, 1996 gekauft und 2002 geschlossen. Westwood Studios und Westwood Pacific (EA Pacific nach dem Aufkauf), 1998 erstanden, 2003 geschlossen. Maxis’ eigene Entwicklerstudios wurden 2004 geschlossen (und in Visceral Games integriert) im gleichen Jahr wie Origin Systems. 2006 folgte DICE Canada wenige Stunden nach dem Aufkauf der Mutter DICE während 2008 EA Chicago und Pandemic Studios den Kostenkürzungen zum Opfer fielen und noch so viele mehr seitdem. Was ich damit sagen will: EA hat sich zwischen 2000 und 2010 absolut keine Freunde damit gemacht, dass sie extrem viele vor allem langjährige und bei den Spielern geliebte Entwickler vor die Tür gesetzt haben auch wenn in der Realität viele von ihnen bei anderen EA-Studios unterkamen.

Dante's Inferno (Herstellerbild)

Dante’s Inferno (Herstellerbild)

Der Vorwurf von Seiten der Entwickler damals: EA hätte die ganzen Studios nur wegen ihrer IPs gekauft. Angesichts der Tatsache, dass nur wenige Marken aus den genannten Studios bis heute wiederbelebt wurden, ist die Anschuldigung sicherlich nicht ganz falsch aber natürlich erst einmal nur eine Seite der Medaille. Die Spieler sahen hingegen ein anderes Bild: Die Qualität der Spiele nahm und nimmt auch wieder gewaltig ab. Battlefield 4 und SimCity sind da noch die sichtbarsten Beispiele des letzten Jahres. Aber auch wenn man sich die Metacritic-Wertungen anschaut ist EA immer noch weit von den Glanzzeiten der 90iger entfernt. Dazu kam das gesamte DRM-Thema welches mit Spore anno 2008 erstmals so richtig auf den Tisch kam (limitierte Anzahl an Internetaktivierungen) und quasi bis zum Ende des Onlinepass im letzten Jahr aktuell blieb sowie die gefühlt sehr vielen Fehltritte in Sachen Marketing und PR. Denkt an das Sündenpaket bei Dante’s Inferno, die echte Axt bei Medal of Honor oder die “Mutterhass”-Kampagne bei Dead Space 2.

Der aktuelle Stand #1

Obwohl also weiterhin massig Kohle in die Kasse fließt, was aber vermutlich vor allem den EA Sports-Titeln geschuldet ist, liegt bei EA definitiv so einiges im Argen. Und damit kommen wir zum eigentlichen Stein des Anstoßes für den heutigen Eintrag: Kotakus Interview mit CEO Andrea Wilson in dem er von EAs aktueller Ausrichtung spricht. Ein ganz großes Thema ist beispielsweise, wie wir es unter anderem schon bei Mass Effect 3 gesehen hatten, dass die Spieler mehr in die Entwicklung eingebunden werden sollen. Also frühzeitig Feedback zu beplanten Features einholen und dann gegebenenfalls nacharbeiten.

Klingt auf dem Papier natürlich erst einmal super. Aber ich bin bekanntlich kein Fan von “Designed by Commitee”-Titeln. Dabei kommt selten was Anständiges heraus (X3: Reunion anyone?). Stattdessen sehe ich immer wieder, wie die Designer vor Kritik einer Minderheit einknicken und ihre Vision der Masse anpassen. Beispiele sind der bei Mass Effect 2 bemängelte gekürzte “klassische” RPG-Anteil (zumindest das, was Vollidioten wie RPGCodex als “Rollenspielelemente” bezeichnen), der dann im dritten Teil eher halbherzig wieder vergrößert wurde. Oder die Sache mit Dragon Age 2 und den Beteuerungen nach dem Backlash in Dragon Age: Inquisition sich wieder mehr an Teil 1 zu orientieren. Als wäre Teil 2 ein grottenschlechtes Spiel gewesen welches niemals hätte veröffentlich hätte werden dürfen. Sowas hasse ich. Stehe zu deiner Arbeit im Guten wie im Schlechten oder lass es einfach bleiben.

Der aktuelle Stand #2

Battlefield: Hardline (geschöntes Herstellerbild)

Battlefield: Hardline (geschöntes Herstellerbild)

Aber ich schweife ab. Hinter diesem Hintergrund eben die Spieler früher mit einzubeziehen, möchte EA euch früher davon erzählen, dass sie am jeweiligen Titel arbeiten. Deswegen gab es bei der Pressekonferenz auf der E3 so viele Konzepttrailer. Aber auch die Ausweitung des Beta-Programms liegt stark im Fokus. Also die Möglichkeit für euch die Titel noch früher anzutesten — und für schlecht zu befinden. Ernsthaft: Battlefield: Hardline ist einfach nur Mist. Gleichzeitig soll als Konsequenz des Bugdesasterjahrs 2013 wieder mehr Fokus auf Quality Assurance liegen (warum der überhaupt reduziert wurde ist ein anderes Thema) zusammen mit dem Willen auch mal Spiele einfach zu verschieben, wenn sie noch nicht auf dem erwarteten Stand ist.

Eine Sache, die Ubisoft schon vor längerer Zeit erkannt hat. Zwar greifen speziell bei den PC-Umsetzungen die Franzosen trotzdem immer noch hier und da ins Klo (die kurzfristigen Verschiebungen bei Assassin’s Creed-Titeln waren am Ende nur noch als Witz gut). Doch ihr stimmt mir sicher zu, dass Ubisofts Spiele unterm Strich immer in allen Belangen sehr hochwertig gemacht sind. Ja, es nervt natürlich wenn ein The Division nun doch erst 2015 kommt. Aber die Erfahrung in den vergangenen Jahren hat ganz klar gezeigt, dass Ubisofts Mut auch mal ein Jahr dranzuhängen belohnt wurde. Wenn EA also jetzt nicht einfach nur große Worte von sich gibt und tatsächlich auch Taten auf ihre Versprechen folgen lässt, sehe ich durchaus eine rosigere Zukunft auf sie zukommen. Das wird zwar keinen Einfluss auf die EA Sports-Titel haben. Da sind sie wahrscheinlich schon wegen der Lizenz verpflichtet jedes Jahr ein neues Spiel zu bringen. Aber gut. Das Stimmungsbarometer dreht sich auf jeden Fall aktuell wieder mehr in die positive Richtung. Auch, weil das Internet Battlefield 4 und SimCity schon wieder fast vergessen hat. Nur das mit den neuen IPs, das müssen sie noch üben. Da wäre ein Blick nach Paris garantiert auch nicht verkehrt.

Bis Montag!

PS: Nein, ich bin nicht plötzlich zum Ubisoft-Fanboy geworden. Ich habe nur in den letzten Monaten extrem viele Behind-the-Scenes-Artikel (EDGE, Gamasutra, etc.) über sie gelesen und bin ernsthaft beeindruckt von ihrer Arbeitsweise und -kultur. Das ist definitiv kein Konzern, der kurzfristige Einnahmen über langfristiges Wachstum stellt.

Sicarius

E3 2014

Heute ist schon wieder der letzte Tag der Electronic Entertainment Expo. Wie schnell doch vier Tage (mit den Pressekonferenzen) vergehen, wenn man nur mit einem Ohr zuhört. Das hindert mich aber natürlich wie immer nicht daran meine unqualifizierte Meinung zu den einzelnen Meldungen abzugeben. Deshalb hier in unsortierter Reihenfolge zusammengefasst ein paar Worte zur E3 2014 aus meiner Sicht (fast alle Links gehen zu Kotaku):

Yager (Herstellerbild)

Yager (Herstellerbild)

Dreadnought wurde angekündigt, das zweite Spiel welches derzeit beim Berliner Studio YAGER Development GmbH in Entwicklung ist. Ihr wisst schon, das Studio, dass euch mit Spec Ops: The Line aus den Socken gehauen hat. Was ist also Dreadnought? Nun erinnert sich hier noch jemand an das Erstlingswerk des Studios von 2003 für PC und Xbox namens Yager? Natürlich nicht. Ging ja trotz guter Wertungen leider überhaupt nicht über den Ladentisch und trieb die Firma sogleich wieder an den Rande des Ruins. Dreadnought ist nun der inoffizielle Nachfolger der Action-SciFi-Flugsimulation. Genial!

– Das zweite auf der E3 angekündigte Spiel von YAGER? Dead Island 2. Ich habe Dead Island: Riptide noch nicht durch aber der Trailer ist wieder unterhaltsam gemacht. Allerdings war mein erster Gedanke beim Lesen der News (wie ihr auch auf Twitter lesen konntet), dass dieses Mal nicht Serienerfinder Techland seine Finger im Spiel hat. Deep Silver war wohl der Meinung, dass die Jungs und Mädels in Polen mit Dying Light und Hellraid (beide für 2015 angesetzt) bereits genug zu tun haben trotz mehr als 200 Angestellten. Vermutlich haben sie mit der Einschätzung auch Recht.

– Dann wäre da das Interview mit Alex Amancio, Creative Director von Assassin’s Creed: Unity bei Polygon in dem er euch verrät, was alles NICHT im neusten Teil der Serie enthalten sein wird obwohl es die Vorgänger hatten. Auf der einen Seite ist es natürlich löblich, dass er so ehrlich ist und sagt: “Hey, wir hatten weder Zeit noch Geld die ganzen Sachen in unser erstes Next-Gen-AssCreed einzubauen, deswegen haben wir sie gestrichen”. Aber es zeugt doch ein Stück weit von falsch gesetzten Prioritäten wenn beispielsweise die Abstinenz von spielbaren weiblichen Charakteren mit zu viel extra Arbeit begründet wird und hat einen komischen Nachgeschmack. Und das Fehlen eines Deathmatch-Multiplayer-Modus finde ich sehr schade. Nicht weil ich ihn je gespielt hätte in den Vorgängern, sondern weil die dazugehörigen Videos der Achievement Hunter-Jungs immer extrem unterhaltsam waren.

The Legend of Zelda (Herstellerbild)

The Legend of Zelda (Herstellerbild)

– Ich kann mir immer noch keine Folge Nintendo Direct komplett anschauen. Diese gezwungen Witze und der ganze Fanservice – das nervt mich schon nach wenigen Minuten. Zumal mich beispielsweise ein neues 3D-Zelda absolut kalt lässt. Ja, alle schwärmen von The Legend of Zelda: Ocarina of Time aber ich kann nur ganz klar sagen: Bei mir will zumindest bei der 3DS-Umsetzung einfach kein Spaß aufkommen. Ich zocke lieber The Legend of Zelda: A Link Between Worlds. Somit ist das einzige, was ich beim Reinschauen in Nintendos 45 Minuten langes Geblubber cool fand der Trailer für Lady Palutena als spielbarer Charakter im neuen Super Smash Bros.. Ich mochte die Dame und ihre herablassende Art schon in Kid Icarius: Uprising.

– EAs Pressekonferenz ist mir hauptsächlich wegen den ganzen “Konzeptvideos” in Erinnerung geblieben. Es ist ja schön, wenn auch mal die Entwickler vor die Kamera dürfen. Aber wie soll ich mich bitte für ein neues Mass Effect, Star Wars: Battlefront oder, ganz schlimm, Mirror’s Edge begeistern, wenn in den Videos ABSOLUT NICHTS brauchbares zu sehen ist?!

Battlefield: Hardline sieht irgendwie nicht viel anders aus als Battlefield 4. Damit meine ich jetzt nicht die Grafik, sondern das Spielerische. Irgendwie alles schon gesehen nur mit dem Unterschied, dass das Interface nun potthässlich ist, normale (hässliche) Autos gefahren werden können und mehr alltägliche (und hässlich modellierte) Waffen zum Einsatz kommen. Selbst Hand anlegen konnte ich allerdings noch nicht.

– Ubisofts Entscheidung fertige Spiele für die WiiU zurückzuhalten finde ich sehr interessant. Sie haben also anscheinend noch nicht vollständig das Vertrauen in die Plattform verloren (in Anbetracht eines neuen The Legend of Zelda sicherlich auch eine halbwegs sichere Wette) und hoffen, dass sie mit einer etwas späteren Veröffentlichung doch noch ein bisschen mehr Geld verdienen können. Und steuerlich kommt es sicherlich auch gut einfach mal ein paar Millionen Entwicklungskosten einfach so abschreiben zu können in diesem Geschäftsjahr. Andererseits ist es irgendwie eine komische Einstellung. Statt jetzt zu versuchen zumindest einen Teil der Kosten wieder reinzuholen, hoffen sie auf besseres Wetter während sich der Rest der Spieleindustrie bereits fleißig weiterdreht. Ihr werdet mir sicherlich zustimmen, wenn ich sage, dass die Titel sicherlich nicht dadurch besser werden, dass sie jetzt irgendwo auf Halde liegen. Bin da wirklich gespannt, um welche Spiele es sich handelt wenn sie dann mal auf den Markt kommen.

– Die ersten bewegten Bilder zu Uncharted 4: A Thief’s End beeindrucken mich überhaupt nicht. Schon wieder dieses “gebrochener Held”-Klischee. Und dann wieder “Thief” im Untertitel. Dabei ist Uncharted 2: Among Thieves bekanntlich aus meiner Sicht der schlechteste Teil der Trilogie gewesen.

GTA V kommt für PC und Current-Gen-Konsolen. Wubdidu. Ich habe schon auf der Xbox 360 vor langer Zeit aufgehört es zu spielen.

Bloodborne (Herstellerbild)

Bloodborne (Herstellerbild)

Project Beast, jetzt bekannt als Bloodborne wird also der inoffizielle Nachfolger zu Dark Souls. Der Trailer ist, wie man es von From Software erwartet, äußerst nichtssagend. Aber ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mich das Setting nicht doch ein Stück weit anmacht. Zwar immer noch die bekannte Dark Fantasy-Ecke aber eben jetzt nicht Mittelalter-inspiriert, sondern aus dem noch unverbrauchten Gothic Horror Genre. Könnte sicherlich wieder lustig (und bockschwer) werden.

Rise of the Tomb Raider macht auch einen interessanten Eindruck und scheint dort weiterzumachen, wo der Vorgänger aufgehört hat. Das alleine finde ich schon super. Aber das hat Entwickler Crystal Dynamics schon in Tomb Raider: Legend und Tomb Raider: Underworld super gemacht. Ja, mir hat die Hintergrundgeschichte um die Suche nach Laras Mutter gefallen! Den Titel des neuen Teils finde ich allerdings zum Haare raufen. Holen wir jetzt wieder die ganzen <b>Star Wars</b>-Witze hervor? Ihr wisst schon Darth Vaders “Reis” oder alles was nach der Verkündung von “Attack of the Clones” als Namen für Episode 2 rauskam.

– Und wenn wir schon bei Lara Croft sind: Die Ankündigung von Lara Croft and the Temple of Osiris hat mir auch Freude bereitet. Ich habe zwar den Vorgänger, Lara Croft and the Guardian of Light, auch noch nicht durch. Aber das Top-Down-Abenteuer hat mir bislang sehr viel Spaß gemacht und hat trotz der ungewöhnlichen Perspektive definitiv die Stärken des großen Vorbilds geerbt.

Der Rest? Nichts was mich großartig aus dem Stuhl gehauen hat. Ja, ein neues Crackdown klingt nett, aber der starke Multiplayer-Fokus schreckt mich ab. Und die Ankündigung von Rainbow Six: Siege (ehemals vermutlich Rainbow Six: Patriots war auch ganz nett. Aber das ist so ein Spiel aus einem Genre in dem ich in den letzten Jahren nur schlechte Erlebnisse hatte. Deswegen warte ich erst einmal ab bevor schon wieder ich den “Endlich ein neuer Taktik-Shooter mit Taktik”-Hype verfalle und am Ende nur enttäuscht werde. Von daher also derzeit nicht großartig erwähnenswert aus meiner Sicht.
Wie seht ihr das? Irgendwelche Highlights von der diesjährigen E3 oder doch nur gelangweilt wie immer (beziehungsweise sie komplett ignoriert)?

Es ist schon ein wenig komisch wie viele mehr oder weniger detaillierte Vor-Ankündigungen beziehungsweise “in Erinnerungsrufungen” bereits für die E3 gemacht wurden (und noch werden), die in rund 1 1/2 Wochen mal wieder in Los Angeles stattfindet. Man könnte meinen, mancher Publisher hätte (sicherlich berechtigte) Angst in der Welle an E3-Nachrichten unter zu gehen. Aber ob eine Welle von Vor-Ankündigungen wirklich so viel besser ist? Bei Halo 5: Guardians konnte man vielleicht noch argumentieren, dass Microsoft die Karte so früh zückte, um die Aufmerksamkeit ein wenig weg vom “Xbox One ohne Kinect”-Thema zu lenken.

Hitman 6 Artwork

Hitman 6 Artwork

Aber alleine gestern der erste, völlig nichtssagende Hinweis auf Hitman 6 (müsste mal Hitman Absolution weiterspielen) sowie Bethesdas Ankündigung des zumindest optisch interessanten Team Fortress 2-Klons Battlecry vom gleichnamigen Studio. Ach und The Evil Within hat Bethesda auch gleich noch ein paar Journalisten gezeigt, um euch das Survival-Horror-Abenteuer wieder in euer Gedächtnis zu rufen. Soll ja schließlich schon am 21. Oktober 2014 für alle relevanten Plattformen (also nicht WiiU) erscheinen. Ich finde allerdings, dass sie es mit dem “Beim Spielen werdet ihr euch in die Hose machen”-Marketing ein wenig übertreiben. Zumal der Titel bei mir bislang nicht einmal einen annähernd so subtilen Eindruck macht wie beispielsweise Outlast. Aber Konkurrenz für Resident Evil ist immer gut. Deswegen: Her damit!

Nicht von DICE

Am Dienstag kam außerdem die Enthüllung von Battlefield: Hardline, das ich irgendwie noch nicht so ganz einschätzen kann trotz dem geleakten Gameplay-Trailer. Prinzipiell klingt es schon sehr interessant was Visceral Games (Dead Space) in Zusammenarbeit mit Ghost Games (Need for Speed Rivals) da vorhaben. Vom Ansatz her wirkt es wie ein Mix aus klassischem Battlefield, viel PayDay 2 und eine Prise Counter-Strike: Global Offensive oben drauf. Das könnte sicherlich lustig werden.

Ich frage mich aber schon ein wenig, ob sie sich mit dem “Battlefield” im Namen wirklich einen so großen Gefallen getan haben. Mit dem Namen verbinde ich seit Battlefield 1942 langatmige Multiplayer-Action auf riesigen Karten – quasi das absolute Kontrastprogramm zu Call of Duty. Die Verbindung zu rasanten Verfolgungsjagden in mehr oder weniger engen Gasse und ein stärkerer Storyfokus (auch wenn Battlefield: Bad Company und sein Nachfolger gelungen waren) will sich da aktuell noch nicht so wirklich einfügen. Mal schauen was EA noch so dazu erzählt.

Sony “Steampunk”?

The Order: 1886 (Herstellerbild)

The Order: 1886 (Herstellerbild)

Schon letzte Woche groß in den Medien war Sonys PlayStation-4-Killertitel (oder so ähnlich) The Order: 1886, das mittlerweile auf 2015 verschoben wurde. Ihr wisst schon, der Shooter, der auf der E3 2013 mit einem völlig uninformativen Rendertrailer angekündigt wurde. Mittlerweile ist etwas mehr darüber bekannt.

Doch auch dieses Werk löst bei mir absolut keine Begeisterungsstürme aus. Im Gegenteil: War ich am Konzept hinter dem Rendertrailer noch ein Stück weit interessiert, erinnern mich die jetzt veröffentlichten Spielszenen viel zu stark an Killzone oder, schlimmer noch, Resistance: Fall of Man (ich war froh, als ich das Ding durch hatte!) mit einer Prise Dishonored (wobei schon jetzt deutlich ist, dass das Spiel bei dem Vergleich nicht mithalten kann). Ja, es sieht halbwegs schick aus soweit sich das aufgrund der stockdusteren Spielwelt überhaupt beurteilen lässt. Aber lineares und stark gescriptetes Geballere vom Schlage eines Gears of War nur statt in der Zukunft in einer alternativen Vergangenheit? Was soll mich daran begeistern, so gut ich die Gears of War-Reihe auch finde? Sein Ziel hat der Gameplay-Auszug bei mir auf jeden Fall verfehlt.

Auf welchem Planeten sind wir?

Bei der aktuellen Vorstellung von The Order: 1886 hat zudem Game Director Dana Jan den Fehler begangen und den Mund aufgemacht. Er hat sich quasi sofort einen Platz auf meiner Liste der Entwickler gesichert, die am besten den Schnabel halten sollten (neben beispielsweise einem Gabe Newell oder Cevat Yerli) mit seinen Aussagen von wegen nur mit 30 Frames pro Sekunde ist unsere Vision des Spiels möglich (und gibt gleichzeitig selbst zu Spiele mit 60 Frames zu mögen) und seinem fragwürdigen Geblubber zum Thema Was uns “Next-Gen” alles Tolles erlaubt, die nicht nur mal wieder zeigen wie Ignorant manche gegenüber den Fähigkeiten eines 08/15-PCs sind, sondern auch erneut deutlich machen, dass versucht wird die technischen Mängel der aktuellen Konsolengeneration zu kaschieren indem man behauptet, dass dank der “immens großen Leistung” jetzt erst so richtig realistische Charaktere mit echten Emotionen und dergleichen möglich wären.

Beyond: Two Souls (Herstellerbild)

Beyond: Two Souls (Herstellerbild)

Das ging früher alles gar nicht sagt er. Da hat der RAM nicht ausgereicht, da war die CPU zu langsam und was weiß ich noch alles. Natürlich: The Last of Us, Beyond: Two Souls, L.A. Noir und die komplette Final Fantasy XIII-Trilogie (neben ganz vielem anderen Beispielen) gab’s zwar. Von der CryEngine fange ich erst gar nicht an zu reden und schon gar nicht hole ich die alten Interviews zu beispielsweise einem Heavenly Sword oder Heavy Rain hervor, in denen genau das Gleiche zur Last Gen gesagt wurde. Die ganzen Titel waren laut ihm auch ganz nett und haben den Grundstein gelegt, aber natürlich trotzdem vollkommen technisch limitiert und überhaupt nicht vergleichbar mit dem, was wir jetzt leisten können. Alter Schwede, was für ein absoluter Blödsinn nicht nur angesichts der gezeigten Szenen. Mir ist klar, dass wir hier von einem Sony-Entwicklerstudio reden und er entsprechend ein Stück weit natürlich die PS4 schönreden muss. Trotzdem konnte ich beim Lesen nicht aufhören mit dem Kopf zu schütteln.

Epilog

Ja, die drei Artikel auf Kotaku zu The Order: 1886 haben mich wirklich aufgeregt. Gebe ich offen zu. Solch völlig ignorantes/engstirniges Geblubber macht mich aggressiv (und, dass der jeweilige Journalist da nicht kritisch dazwischen geht noch zusätzlich), auch oder gerade wenn dahinter vornehmlich Marketing-Kalkül steckt. Ich bin zwar auch nicht frei von jedweder Polemik und Schönrederei. Aber ich versuche trotzdem immer ein Hintertürchen für die Gegenseite offen zu lassen.

Jetzt aber genug zu diesem Thema. Wir sehen uns am Montag wieder. Dann hoffentlich wie angekündigt mit einer Folge Christoph spielt zu WATCH_DOGS. Momentan habe ich mit einem nicht erreichbaren UPlay-Server zu kämpfen. Vielleicht kommt also doch zuerst das Video zu Tropico 5. Schauen wir mal. Bis dahin wünsche ich einen angenehmen Feiertag.

Sicarius

Mal wieder Ubisoft

WATCH_DOGS (Herstellerbild)

WATCH_DOGS (Herstellerbild)

Am Dienstag ist es endlich soweit: WATCH_DOGS findet nach fünf Jahren Entwicklungszeit und extrem viel Hype im Vorfeld seinen Weg in die Händlerregale – real wie digital. Und das in sage und schreibe mindestens 12 Versionen (!) und in KEINER (!) ist alles komplett drin. Ja, auch die extrem teure DedSec Edition (105 Euro; nicht in Nordamerika verfügbar!) enthält nur einen Bruchteil der verfügbaren handfesten und auch digitalen Extras. Und nein: In einer möglichen Game-of-the-Year-Edition wird unter Garantie auch wieder nicht alles drin sein. Schließlich wollen sie ja den Season Pass verticken. Der enthält für 20 Euro (sind wir also schon bei 125 Euro) immerhin alle digitalen Extras und damit auch die zusätzlichen (ja, Mehrzahl) Einzelspielermissionen, also die eigentlich interessanten DLCs. Die ganzen Extra-Klamotten kann sich UbiSoft definitiv schenken. Ob der Trench Coat jetzt braun oder schwarz ist macht das Spiel jetzt auch nicht bunter.

Vorschau

Aber ich mache hier bekanntlich kein neues Fass auf. Wir haben uns ja schon 2012 ausführlich über das Thema unterhalten (findet ihr meine geschickten Backlinks nicht auch toll? :smile: ). Ich wollte die Einleitung eigentlich nur dazu nutzen, um zu erwähnen, dass euch kommenden Montag voraussichtlich eine Folge Christoph spielt zu WATCH_DOGS erwartet, in der ich euch die DedSec Edition vorstelle. Mich interessiert natürlich auch wie das Assassin’s GTA nun so geworden ist und vor allem wie es denn auf dem PC aussieht. Die Konsolenfassung macht grafisch einen nicht gerade gelungenen Eindruck was ich bislang so gesehen habe.

Tropico 5 (Herstellerbild)

Tropico 5 (Herstellerbild)

Außerdem werde ich am Wochenende vermutlich auch noch ein Video zur Day1-Edition von Tropico 5 aufzeichnen (käme dann übernächsten Donnerstag). Nachdem ich es im Gegensatz zu Teil 3 (Mick Schnelle hatte nach seiner Vorschau die Nase voll vom Spiel deswegen durfte ich ran) und Teil 4 (gleiche Konstellation, nur mit dem Zusatz, dass ich nun plötzlich der Experte für die Serie war) nicht für GamersGlobal getestet habe will ich euch natürlich nicht meine Meinung zu diesem urdeutschen Titel vorenthalten. Ja, ich weiß selbstverständlich, dass der Erfinder der Seire, PopTop Software, aus Amerika stammte. Ich meinte mit der Aussage das Genre der Wirtschaftssimulationen. Denkt doch auch mal ein bisschen mit, Leute!

Finde es übrigens durchaus ein wenig amüsant dass nun auch Teil 5 drüben eine 8.0/10 erhalten hat. Ein Hattrick für Haemimont Games quasi. Wird Teil 6 die Serie brechen? Und wenn ja, in welche Richtung? Seien wir gespannt. Der nächste Teil dürfte vermutlich 2016/2017 erscheinen. Glaube nicht, dass Publisher Kalypso Media nach den Reinfällen The First Templar (solides Action-Adventure von 2011) und Omerta – City of Gangsters (etwas verkorkster Rundentaktik/WiSim-Mix angesetzt im Amerika der 20/30iger Jahren) die Bulgaren noch an irgendetwas anderem arbeiten lässt als dieser IP. Dabei gehört Kalypso das Studio gar nicht. Die sind tatsächlich unabhängig. Aber vermutlich will anscheinend sonst keiner was mit ihnen zu tun haben.

Zurück zum Thema?

Apropos Entwicklerstudio: Wir haben in letzter Zeit vergleichsweise oft über Spiele von Ubisoft Montreal geredet, Ubisofts erfolgreichste Spieleschmiede. Und das will was heißen bei einem Publisher, der aktuell 35 Studios sein eigenen nennt und der drittgrößte Publisher in Amerika und Europa ist (nach Activision-Blizzard und Electronic Arts) und sogar der viergrößte weltweit. Gegründet wurde das Studio in Montreal vor mittlerweile 17 Jahren als Entwickler für Kinderspiele. Damals wie heute hat Kanada sehr viel Unterstützung für die Spieleindustrie im Ballungsraum Quebec geboten und entsprechend stark hat sich dank der massiven staatlichen Unterstützungen die Region entwickelt. Ubisoft Montreal zählt mit seinen über 2.600 Mitarbeitern dabei nicht nur zum größten Studio Montreals, sondern ist auch weltweit vorne mit dabei. Dank des Ubisoft Campus züchten sie sich sogar ihren Nachwuchs mittlerweile selbst.

Tom Clancy's Splinter Cell (Herstellerbild)

Tom Clancy’s Splinter Cell (Herstellerbild)

Aber nicht nur die Anzahl der Mitarbeiter ist beeindruckend, dank derer seit 2002 jedes Jahr mindestens ein Spiel, mittlerweile sogar 2-3, veröffentlicht werden. Auch die Qualität des Outputs des Studios ist eindrucksvoll. Tom Clancy’s Splinter Cell nahm hier 2000 seinen Anfang und bildete den ersten AAA-Titel des Studios, die gefeierte Sands of Time-Trilogie von Prince of Persia entstand dort (neben allen weiteren Titeln der Serie), die beiden sehr erfolgreichen Tom Clancy’s Rainbow Six: Vegas-Spiele kamen aus dem hohen Norden, Assassin’s Creed ist seit 2007 nicht mehr wegzudenken und auch die Far Cry-Reihe hat nach Cryteks erstem Teil ihre neue Heimat in Kanada gefunden. Wikipedia listet derzeit 45 Titel für das Studio, die bis Ende 2014 erschienen sein werden. Und davon ist nur ein verschwindend geringer Teil nicht erwähnenswert selbst wenn der ein oder andere vielleicht mit einem Prince of Persia: The Forgotten Sands nicht warm geworden ist, lässt sich trotzdem nicht leugnen, dass es immer noch ein überdurchschnittlich guter Titel war.

Fazit

So eine Erfolgsgeschichte gibt es heutzutage nur noch selten und schon gar nicht bei so einer großen Menge an produzierten Spielen. Natürlich sind Studios wie Valve und Blizzard mit fast durchgängigen Blockbustern noch einmal ein Stück besser. Aber die bringen auch nur alle Jubeljahre mal einen Titel raus. Ubisoft Montreal zeigt hingegen jedes Jahr eine konstant beeindruckende Leistung wo selbst eher schlechtere Titel wie Assassin’s Creed III oder Tom Clancy’s Splinter Cell: Double Agent noch 10mal besser sind als die Ausschussware so mancher Konkurrenz. Dabei ist das grundlegende Erfolgsgeheimnis von Ubisoft Montreal meiner Meinung nach schlicht, dass sie eines der ersten Studios waren, die in Kanada Fuß gefasst haben und so entsprechend nicht nur schon früh sehr viele Talente angelockt haben (und immer noch tun), sondern wie oben erwähnt auch mittlerweile selbst dafür sorgen, dass der Nachwuchs und damit die frischen Ideen nie ausbleiben.

Da hat sich die staatliche Investition ausnahmsweise Mal wirklich langfristig ausgezahlt. Natürlich verbunden mit der Bereitschaft der französischen Mutter in Paris Qualität und Innovation zu fördern und auch mal die Notbremse zu ziehen. Da erscheint ein WATCH_DOGS eben mal fix sechs Monate später als geplant. Ich empfehle euch in der Hinsicht unbedingt mal diesen Artikel aus der letzten EDGE zu lesen. Dort wird über das dedizierte Editorial Team von Ubisoft berichtet, dass zentrale den Hut über alle Entwicklungen (intern wie extern) auf hat. So etwas kenne ich von anderen Publishern nicht und dürfte viel zu Ubisofts Erfolg beitragen.

Bis Donnerstag!

Dead Island: Epidemic (Herstellerbild)

Dead Island: Epidemic (Herstellerbild)

Ende 2011 hatten wir uns einmal ausführlich über das Thema “Ländersperre” unterhalten. Stein des Anstoßes war damals, dass sich Dead Island (indiziert, deswegen rechts quasi als Symbolbild der MOBA-Ableger) auf Steam nicht mit einem europäischen Account (also auch außerhalb von Deutschland) aktivieren ließ. Das System behauptete steif und fest, dass man hier einen ost-europäischen Key versuche zu aktivieren und die sind schon ewig für uns nur über tiefgraue Umwege nutzbar weil beispielsweise die russischen Versionen selbst mit Importkosten (wobei das mittlerweile alles über spezielle Key-Verkaufsseiten läuft) immer noch wesentlich billiger ist als alles was ihr hier bei uns bekommen könnt. Ärgerlich, aber immerhin halbwegs nachvollziehbar im Gegensatz zur gleichen Sperre bei einem Import aus England oder Österreich. Glücklicherweise hat Deep Silver relativ schnell den Fehler gesehen und das Problem gelöst.

Zwischenzeitliche Entwicklung

Seitdem ist es ziemlich ruhig gewesen um das Thema. Ja, es gab immer mal wieder Spiele, deren Importversion konnte auf Steam nur über eine VPN und damit durch einen Verstoß gegen Valves AGB aktiviert werden. Aber war es dann mal aktiviert, konnte es gespielt werden. Dauerte zwar mitunter dann noch ein paar Tage, weil beispielsweise bei South Park: The Stick of Truth sich die DV verspätete und Steam bei einem deutschen Account immer gegen das Releaseflag von Deutschland prüft. Doch am Ende kamen auch hier risikofreudige Käufer auf ihre Kosten.

Warum “risikofreudig”? Sollte Valve sich dazu entscheiden gegen die VPN-Aktivierung massiv vorzugehen, dann ist eure Steambibliothek komplett und für immer und ewig gesperrt. Der ein oder andere würde jetzt vielleicht groß was von Verklagen und so erzählen. Aber zum einen halt ich es für unwahrscheinlich, dass es irgendeiner wagen würde und zum anderen zweifle ich stark am Erfolg einer solchen Aktion. Das ist wie bei YouTube, die bekanntlich auch einfach tun und lassen was sie wollen und Anfragen einfach ignorieren.

The Amazing Spider-Man (Herstellerbild)

The Amazing Spider-Man (Herstellerbild)

Aktuell gibt es wie gesagt in der Hinsicht wohl noch keine wirkliche Gefahr solltet ihr es nicht missbrauchen (über VPN im Shop einkaufen und dann an andere Leute verschenken zum Beispiel). Je mehr Rechte Valve allerdings den Publishern einräumt – und ihr Endziel ist wohl tatsächlich eine sich selbst verwaltende Verkaufsplattform mit der sie nichts mehr zu tun haben –, desto mehr wird da vermutlich auch Kontrolle in der Hinsicht stattfinden. Da reden wir dann wahrscheinlich nicht mehr nur von indizierten oder verbotenen Titeln, sondern bei so manchem extrem bösartig eingestellten Publisher wie Activision sicherlich generell von allen Importen egal ob Call of Duty oder The Amazing Spider-Man.

Disclaimer

Ich würde allerdings jetzt nicht über das Thema schreiben, wenn weiterhin der Status Quo herrschen würde. Da gäbe es andere Filler, die ich tippen könnte. Stattdessen hat Bethesda mit der Veröffentlichung von Wolfenstein: The New Order den nächsten Schritt in Sachen Ländersperren eingeläutet: Die Verweigerung des Spielsstarts.

Bevor ich aber genauer auf das Thema eingehe natürlich noch der übliche, rechtliche Hinweis: Ich spreche selbstverständlich unter keinen Umständen aus eigener Erfahrung. Ich besitze natürlich wie jeder staatstreue Bürger der Bundesrepublik Deutschland die von verfassungswidrigen Symbolen befreite und offiziell für unser Heimatland freigegebene Version des Titels. Niemals würde ich auch nur versuchen und schon gar nicht euch empfehlen vom Publisher (der Gesetzgeber hat damit überhaupt nichts zu tun!) eingeführte Sperren zu umgehen, um in den Genuss einer unzensierten Fassung in der Originalsprache eines Produkts zu gelangen. Ich beschäftige mich mit dem Thema ausschließlich theoretisch, um die zukünftigen Folgen einer solchen Aktion zu erörtern.

Der aktuelle Fall

Wolfenstein: The New Order (Herstellerbild der DV)

Wolfenstein: The New Order (Herstellerbild der DV)

Okay, da das nun aus dem Weg ist, was ist denn die Situation? Zuerst einmal gilt wie so oft bei solchen Titeln, dass ihr die internationale Version nur über VPN aktivieren könnt. Soweit, so halbwegs normal. Nun hat sich Bethesda jedoch noch etwas Neues einfallen lassen, um euch nicht nur von der Aktivierung, sondern sogar vom Start des Spiels abzuhalten!

Anfangs vermutete man, dass Bethesda dazu explizit bei dem Spiel die “prohibitrunincountries”-Flag gesetzt hätte. Wer das nicht kennt: Jedes Spiel in der Steamdatenbank hat logischerweise bestimmte Parameter im Hintergrund, die Steam nutzt um bestimmte Funktionen zur Verfügung zu stellen oder nicht. hier seht ihr ein Beispiel. Mit der “Prohibit”-Flag hätte Bethesda nun eben explizit die Möglichkeit gehabt zu sagen: Accounts ins DE/AT/CH dürfen das Spiel nicht starten. Russland-importe werden übrigens mit dem gegensätzlichen Flag “onlyallowrunincountries” geblockt. Sprich hier steht dann drin, dass nur RU es starten darf.

Wie ihr jetzt aber sicherlich schon vermuten könnt, hat Bethesda nicht diese Möglichkeit genutzt – zumindest nicht in diesem Umfang. Zwar steht “DE” in der Liste drin. Aber bekanntlich dürfen auch Käufer in Österreich und der Schweiz die internationale Version starten. Also ist noch irgendwo ein zusätzliches Flag gesetzt. Da war Bethesda, muss ich ganz ehrlich sagen, gar nicht mal so dumm.

Und zwar gibt es in Steam grundsätzlich zwei Zustände für jedes Spiel: “Noch nicht veröffentlicht” und “Veröffentlicht”. Jetzt sind die Amerikaner hergegangen und haben dieses Flag, genannt “releasestate”, auf “preloadonly” stehen gelassen. Also nach dieser Information ist das Spiel bis heute noch gar nicht veröffentlicht worden, sondern kann nur vorab heruntergeladen werden. Steam stellt aber nun noch zwei weitere Attribute bereit: “ReleaseStateOverride” und “ReleaseStateOverrideCountries”. Wie der Name schon sagt, überschreiben diese das “releasestate”-Flag. Nun ist Bethesda also hergegangen, hat per “ReleaseStateOverride” das Spiel auf “released” gesetzt und im “ReleaseStateOverrideCounterries”-Attribut ALLE Länder eingefügt – mit Ausnahme von DE, AT und CH.

Das Ergebnis? Seid ihr mit einem Account aus diesen Ländern in Steam eingeloggt, tut das System so als wäre das Spiel noch nicht veröffentlicht. Also quasi die Situation wie bei South Park: The Stick of Truth nur mit dem Unterschied, dass hier keine Koppelung mit der deutschen Version vorhanden ist bei dessen Release dann alle Versionen umspringen, sondern Bethesda explizit für diese und nur diese Version des Spiels einen Override definiert hat, um dieses automatische Umspringen auszuschließen.

Die Folgen

Wolfenstein: The New Order (Herstellerbild der DV)

Wolfenstein: The New Order (Herstellerbild der DV)

Wir haben also bei Wolfenstein: The New Order nun erstmals die Situation, dass legale Käufer das Spiel nicht nur über VPN grau aktivieren müssen, sondern die VPN auch zum eigentlichen Spielen benötigen. Über VPN gaukelt ihr Steam schließlich vor, dass ihr beispielsweise in England seid. Da “UK” im Flag “ReleaseStateOverrideCountries” drinsteht, steht euchdas Spiel ganz normal zur Verfügung. Dieser dauerhafte Einsatz hat aber logischerweise zwei Folgen: Zum einen ist das Spielen im Mehrspielermodus faktisch unmöglich, weil ihr mit VPN einen Ping jenseits von Gut und Böse habt – allerdings hat Wolfenstein: The New Order keinen Mehrspielermodus, deswegen trifft dieser Punkt hier nicht zu. Zum anderen, und das ist viel wichtiger, verstoßt ihr quasi längere Zeit gegen die AGBs von Valve, die das verbieten.

Zugegeben: Es gibt natürlich auch legale Situationen wo ihr aus dem Ausland auf einen deutschen Account zugreift. Aus dem Urlaub zum Beispiel oder, wesentlich wahrscheinlicher, wenn ihr grad euer Auslandsjahr im Studium macht oder sogar irgendwo arbeitet. Dann habt ihr natürlich auch die Situation. Insofern ist es vielleicht nicht ganz so tragisch solange ihr keine Einkäufe tätigt. Das Risiko ist aber definitiv vorhanden und wenn euer Account erst einmal gesperrt ist, dann seid ihr plötzlich in der Beweispflicht. Und die Erfahrung zeigt, dass Valve bei solchen Dingen genauso drauf ist wie YouTube: “Lala, ich kann dich nicht hören!” quasi. An der Stelle deswegen auch nochmal der Hinweis: Lasst wirklich die Finger davon über VPN etwas auf Steam zu erstehen. Ernsthaft! Da ist Valve extrem hinterher.

Fazit

Jetzt reden wir hier natürlich von einem Titel, der in Deutschland tatsächlich nicht vertrieben werden darf wegen den verfassungsfeindlichen Symbolen und Bethesda macht die ganze Sache schlicht und einfach, um zumindest in Deutschland rechtlich 110% sicher zu sein. Man kann die extremen Maßnahmen also ansatzweise verstehen. Warum auch die Schweiz und Österreich darunter leiden müssen, das ist natürlich ein anderes und absolut unverständliches Thema. Und natürlich gibt es mittlerweile auch schon gefahrlose Umgehungslösungen aus dem Bereich der Crackerszene, die euch das Spielen auch ohne VPN ermöglichen (ihr verliert nur die Steam-Funktionalitäten wie Cloud-Save und Achievements) auf die ich aber an dieser Stelle aus naheliegenden Gründen auf keinen Fall eingehen werde.

Steam New Releases vom 21.05.2014

Steam New Releases vom 21.05.2014

Wir müssen aber wie so oft über diesen einen Titel hinaus denken. Ich habe es ja weiter oben schon erwähnt: Valve will Steam quasi komplett in die Hände der Publisher und Entwickler übergeben. Die ersten Folgen sind bereits sichtbar wenn ihr euch die Startseite so anschaut auf der mittlerweile extrem viel Schund die tatsächlich interessanten Titel verdrängt. Zumal dieser Schund zusätzlich oftmals noch uralt ist. Sieht man auf den ersten Blick aber natürlich nicht, weil als Release auf der Startseite natürlich das Steam-Datum drinsteht. Den Publishern gefällt das. Die können ohne Probleme ihren ganzen Backlog auf Steam einkotzen und ahnungslose Käufer abzocken. Für das Ökosystem “Steam” ist das ein massives Problem. Das sind mittlerweile AppStore- und PlayStore-Zustände.

Wenn jetzt Publisher auch noch auf den Trichter kommen verstärkt über die Flags zu sagen wer, was und wann spielen darf, dann sehe ich definitiv extrem schwarze Wolken am Himmel. Da wird dann weder eine Petition etwas daran ändern, noch das Anschreiben des deutschen Verbraucherschutzes beziehungsweise, was jetzt logischerweise die Käufer in Österreich versuchen, den europäischen Konsumentenschutz. Es wäre natürlich zu wünschen, wenn ich mich irre. Aber die Vergangenheit hat leider gezeigt, dass diese beiden Institutionen in diesen Bereichen doch ziemlich machtlos sind und selbst vor Gerichte meistens scheitern. Und nein, Microsoft ist kein Gegenbeispiel: Das war ein Kartellverfahren, also wieder ein ganz anderes Thema.

Ich sehe also leider weiterhin eine schwarze Zukunft auf uns zukommen und eine Abkehr weg von der Globalisierung wieder hin zu abgeschotteten Märkten trotz digitalem Zeitalter. Noch gehe ich zwar nicht soweit zu sagen, dass Steam doch das Schlimmste war, was uns passieren konnte. Aber Valve tut derzeit einiges, um die Weichen in diese Richtung zu stellen.

Bis Montag!

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