(Cover)

So schick die Hartplastikboxen der Erstveröffentlichung auf DVD (ab 2003) auch sind – nach 20 Jahren scheint das Plastik nicht mehr im besten Zustand zu sein. Wie schon bei den vorherigen Staffeln, sind mir auch bei Staffel 4 die Halterungen des Deckels abgebrochen – einfach nur beim Aufmachen der Box. Echt blöd. Aber gut: Im Regal bleibt zum Glück trotzdem noch alles schön zusammen und weiter verkaufen will ich sie sowieso nicht. Also zumindest solange es nicht doch vielleicht unter Umständen möglicherweise jemals eine Remastered-Version geben wird.

Anspruchsvolle Unterhaltung

Doch wir sind nicht hier, um über die Verpackung zu reden. Uns interessiert der Inhalt von Star Trek: Deep Space Nine – Staffel 4*. Und der hat es in sich. Religion ist zwar dieses Mal in keiner Folge das Thema, aber dennoch haben die Autoren sich nicht davor gescheut schwierige und vor allem komplexe Themen anzusprechen. Ethische Konflikte, emotionale Momente, viel Charakterentwicklung und scharfe Gesellschaftskritik – es ist von allem etwas mit dabei, dass so drüben bei Picard mitunter nicht einmal denkbar gewesen wäre. Gleichzeitig kommt der Humor aber nicht zu kurz. Unser Mann Bashir ist beispielsweise eine vorzügliche 60iger-Jahre-James-Bond-Parodie. So vorzüglich sogar, dass United Artists (Rechtinhaber des Originals) eine Klage einreichte wegen zu vielen Parallelen und Paramount am Ende 100.000 US-Dollar blechen musste.

Allerdings muss man auch ganz klar sagen, dass trotz allem Mut zu „übergreifenden Erzählungen”, doch sehr gerne der Status Quo am Ende einer Folge wiederhergestellt wird. Da gebe ich den alten Fernsehstrukturen die Hauptschuld. Irgendwie musste dann doch jede Folge halbwegs für sich stehen. Entsprechend wird hier und da das volle Potential eines Themas nicht ausgereizt oder schlimmstenfalls sogar untergraben. Strafzyklen ist beispielsweise eine extrem starke O‘Brien-Folge. Das fröhliche Ende und die Tatsache, dass wir den Rest der Serie nichts mehr von seinem Erlebnis und den dazugehörigen Nachwehen hören werden, führt sie jedoch fast schon ad absurdum.

Haufenweise Änderungen

Treten wir aber erst einmal einen Schritt zurück. Was hat sich denn mit Staffel 4 grundsätzlich geändert? Nun, die drei offensichtlichsten Punkte im Vergleich zu Staffel 3 sind gleich in der ersten Folge sichtbar: Captain Sisko hat eine Glatze, das Intro (inkl. Musik wurde überarbeitet) und ein gewisser Lieutenant Commander Worf zieht auf der Station ein.

Über Siskos Aussehen habe ich in den vorherigen Einträgen ja immer ein wenig gelästert. Aber das hat schlicht und einfach den Grund, dass es nicht zu Schauspieler Avery Brooks passt keine Glatze und keinen Bart zu haben. Es war eine Entscheidung von Paramount, die ihn in den ersten drei Staffeln dazu zwang das Gesichtshaar auf den Kopf zu verlagern. Sie wollten Ähnlichkeiten mit seiner Rolle als Hawk aus der Serie Spenser vermeiden. Das Ergebnis war ein Schauspieler, der sich sichtlich nicht so recht wohl in seiner Haut fühlte und sich mit seinem Charakter nicht so ganz identifizieren konnte. Ja, ich weiß: Er ist Schauspieler. Das ist eigentlich sein Job. Aber es war halt und so und man merkt in Staffel 4 definitiv den Unterschied.

Das Intro wurde hingegen nicht grundsätzlich ersetzt, sondern um viele Elemente erweitert. Das offensichtlichste ist die Defiant aber auch sonst ist jetzt wesentlich mehr Bewegung drin. Mit Schiffen, die vorbeifliegen, andocken oder angedockt sind. Arbeitern, die an der Station außen arbeiten und so. Das macht die Sache wesentlich dynamischer, glaubwürdiger und vor allem weniger langweilig als die Kamerafahrt in den alten Intros.

Und zu guter Letzt eben Worf. Wie 7of9 drüben bei Star Trek: Voyager war Worfs Ankunft vor allem eine finanzielle Entscheidung. Obwohl die Serie (aus meiner Sicht) auf einem hohen Niveau startete und mit jeder Staffel ordentlich an Qualität zunahm, blieben die Zuschauerzahlen und das Fanfeedback weiterhin hinter den Erwartungen zurück. Also zog man sich ein Stück weit wieder die Fessel von Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert an, in der Hoffnung damit weitere Fans rüber zu holen. Das hatte auch die Konsequenz, dass das Dominion anders als geplant ein wenig ins Hintertreffen geriet. Der Konflikt mit den Klingonen war ursprünglich nicht geplant gewesen und wurde nur für Worf erfunden. Gebracht hat es leider nichts. Obwohl Worf ein gelungener Neuzugang war, half es der Serie trotzdem nicht aus ihrem Nischendasein zu entschwinden. Versteh‘ einer die Trekkies…

Zwei weitere aber eher nebensächliche Punkte: Siddig El Fadil, der Schauspieler von Julian Bashier, wurde hier erstmals in den Credits mit seinem neuen Künstlernamen „Alexander Siddig” gelistet. In Hollywood kam sein fremd klingender Name wohl nicht so gut an. Gleichzeitig kamen sich Nana Visitor (Kira Nerys) und er näher. Deshalb gibt es auch die B-Story mit Kiras ungeplanter Leihmutterschaft in Quarks Schicksal, denn Nana war zu der Zeit… nun, schwanger halt :smile: . Die Beziehung der beiden hielt am Ende aber nur bis 2001.

Die Episoden

Star Trek: Deep Space Nine (Paramount-Promo-Bild)

Während Staffel 3 unter dem Begriff „Paranoia” lief, lässt sich Staffel 4 mit „Verlust” überschreiben. Die Allianz zwischen der Föderation und den Klingonen zerbricht, Worf wird (erneut) entehrt, Dukat wird degradiert, Quark wird praktisch von seinem Volk verstoßen, Odo wird im fulminanten Finale zu einem normalen Mensch und Sisko verliert – zumindest für einige Zeit – seine neue Freundin und muss gleichzeitig ein zweites Mal dabei zusehen, wie seine Frau stirbt. Klingt nach heftigem Tobak.

Es stecken jedoch viele starke Charakterdramen, -momente und -entwicklungen dahinter, die zumindest in der jeweiligen Folge richtig gut umgesetzt sind. Leider ist das meiste davon nur von kurzer Dauer. Da sind wir wieder beim Thema „Status Quo” herstellen, denn in Staffel 5 wird der Großteil davon wieder aufgelöst. Das heißt nicht, dass die Umkehr an sich in der Umsetzung zwingend schlecht gemacht ist. Aber ein wenig traurig ist es schon, dass man nicht bereit war die Konsequenzen länger und stärker durchzuziehen. Doch dazu dann logischerweise im nächsten Eintrag mehr, wenn diese Staffel hinter uns liegt :smile: . Werfen wir stattdessen noch einen Blick auf die 3er Tabelle:

Nicht so gut

  • Die Übernahme – Ein 2. Jesus trifft ein und Sisko übergibt ihm freiwillig die Rolle, weil er sowieso nie Bock dazu hatte. Dann stellt sich heraus, dass der andere ein hinterwäldlerischer Vollidiot ist und plötzlich hat Sisko doch die Erleuchtung. Eh. Es war ganz nett mehr über die bajoranische Geschichte zu erfahren. Aber ansonsten ist weder die Haupt- noch die Nebengeschichte (Miles O’Brien ist mit seinen Familienverpflichtungen überfordert) wirklich gelungen.
  • Der Besuch – Eine „Was wäre, wenn”-Geschichte mit einem alten Jake Sisko, der seinen Vater in einer temporalen Anomalie verlor. Am Ende ist selbstverständlich wieder alles gut und so. Es gibt so einige, die diese Folge über den Klee loben. Mich hat sie aber nicht wirklich umgehauen.
  • Die Muse – Noch eine Jake-Folge. Mein Hauptproblem ist glaube ich, dass das Handeln der Muse keinen wirklichen Sinn ergibt. Wenn sie sich doch von Kreativität ernährt, warum dann so schnell seine Opfer töten? Die B-Story mit Odo und Lwaxana ist zwar amüsant und nett, holt die Folge für mich aber trotzdem nicht aus dem unteren Drittel.

Durchschnitt

  • Strafzyklen – Bis kurz vor Schluss eine fantastische Folge mit einem Colm Meaney (Chief O’Brien) in absoluter Höchstform. Allein schon die Idee dahinter Gefangene nur virtuell ein Leben hinter Gittern verbringen zu lassen – was das an Geld spart. Und dann zu zeigen, was das für psychologische Folgen haben kann. Aber aufgrund des viel zu positiven und irgendwie unbefriedigenden Abschlusses muss ich sie ins Mittelfeld packen.
  • Quarks Schicksal – Quark vs. Brunt von der FCA, die 2. Eine wirklich gelungene Geschichte mit wie gewohnt amüsanten, aber auch tiefgreifenden Charaktermomenten. Wir sehen Quark mal von einer ganz neuen Seite und das Finale kommt entsprechend durchaus überraschend. Leider zieht die B-Story rund um Keikos zweites Kind (besagtes Leitmutterschaftsthema mit Kira) das Ganze irgendwie runter.
  • Wiedervereinigt – Wieder eine Trill-Folge, in der Jadzia mit ihrer Vergangenheit konfrontiert wird. Dieses Mal mit einer alten Liebe. Und erneut scheitert es an der Punktlandung, weil man ja den Status Quo beibehalten muss. Schade.

Highlights

  • Star Trek: Deep Space Nine (Paramount-Promo-Bild)

    Unser Mann Bashir – Garrak und Bashir auf dem Holodeck als Agenten des britischen Geheimdienstes. Es gibt kein perfekteres Duo. Und der Twist am Ende ist definitiv mal eine gelungene Art Genrekonventionen zu unterwandern.

  • Der zerbrochene Spiegel – Ich hatte ja schon gesagt, dass mir die Folgen im Spiegeluniversum sehr gut gefallen. Hier darf nun endlich auch mal Worf die Sau rauslassen und den absoluten Bösewicht spielen. Gleichzeitig gibt es viele gelungene Charaktermomente dank Jake, der mit dem Ebenbild seiner Mutter konfrontiert wird und einem Sisko, der ebenfalls die alten Gefühle nicht abschütteln kann, obwohl es nicht die selbe Frau ist.
  • Der Weg des Kriegers – Ursprünglich sollte als Staffeleinstieg ja die Sache mit den Formwandlern auf der Erde dienen. Aber da man Worf in die Serie integrieren musste, wurde das Thema in die Mitte der Staffel verschoben. Mit vollem Erfolg würde ich sagen. Nicht nur ist die Geschichte ein fulminanter Einstieg in die nächste Phase des Dominion-Kriegs, Worfs Debüt und sein erneutes Hadern mit seinen zwei Seiten (Mensch/Klingone) sind ebenfalls sehr gut in Szene gesetzt und dem Charakter (und Schauspieler) würdig.

Fazit

Was für eine Staffel. Definitiv der bisherige Höhepunkt von Star Trek: Deep Space Nine. Und ich bin immer wieder überrascht, wie ausgewogen doch alles ist. Man merkt es beim Anschauen gar nicht, aber in jeder Staffel bekommt jeder Charakter immer mindestens eine Episode, in der er die Hauptrolle spielt. Das ist so erfrischend anders und gelungener als in den vorherigen Trek-Serien. So lerne ich als Zuschauer alle kennen und lieben. Absolut genial und ich freue mich auf die nächste Staffel. Von Burnout bislang absolut keine Spur!

Ein großer Sack in einem großen Karton

Heute kam mal wieder ein riesiges Paket in der Casa Lysanda an. Und nein, es hatte ausnahmsweise weder mit Videospielen noch Katzen zu tun. Stattdessen befand sich darin ein… extrem großer Sack transparenter Gelatinekapseln Größe 00 der Firma Vivameo. Ein Teil unserer Nahrungsergänzungsmittel verkapseln wir nämlich selbst. Ganz einfach, weil die Sachen in Pulverform faktisch immer wesentlich billiger sind, als wenn man es fertig in Kapseln kauft. Gleichzeitig schmeckt es jedoch mitunter trotzdem so eklig, dass wir es nicht einfach so in unser tägliches „Ihh bääh”-Glas (ja, so nennen wir es :smile: ) tun möchten. So manche Aminosäuren beispielsweise riecht buchstäblich zum Kotzen. Und das Selbstverkapseln ist kein Hexenwerk. Darauf gehe ich aber mal in einem anderen Eintrag genauer ein.

Das letzte Mal haben wir unseren Kapsel-Vorrat anno 2019 aufgestockt. Damals haben wir ebenfalls bei Vivameo 20.000 Stück gekauft. Hat uns also durchaus einige Zeit gereicht diese Menge, obwohl wir zwischenzeitlich mehr verkapseln als damals. Nun war es aber mal wieder an der Zeit sich nach Nachschub umzuschauen. Dabei sind wir am Ende erneut bei Vivameo gelandet. Die haben das 20.000er Paket auch immer noch für den damaligen Preis im Sortiment. Vor der Bestellung sind wir jedoch auf die Kategorie Kapsel Großhandel gestoßen. Dort gibt es u.a. ein Paket mit sagenhaften 85.000 Kapseln.

Wir haben einen an der Waffel!

85.000 Kapseln ist eine verdammt große Menge. Grob gerechnet würde uns die bei unserem aktuellen Verbrauch mehr als 23 Jahre ausreichen. Dafür ist die einzelne Kapsel signifikant günstiger (0,0047 EUR vs. 0,0082 EUR). Normale Menschen würden jetzt sagen: „Preis ist doch egal, da selbst die 20.000-Packung schon eine gefühlte Ewigkeit reicht!”. In der Casa Lysanda ticken die Uhren aber bekanntlich ein wenig anders :smile: . Eine schwere Entscheidung also für uns. Wir haben entsprechend länger diskutiert. Klar: Es sieht erstmal nicht so aus, als würden wir das mit den Nahrungsergänzungsmitteln auf absehbare Zeit lassen. Aber 23 Jahre? Und wie kommen die hier an? Wo lagern wir sie? Stehen die überhaupt so lange durch?

Nun, die Fotos zeigen deutlich, wie am Ende die Diskussion ausging. Nein, wir sind nicht normal – aber offensichtlich sind Lysanda und ich dahingehend auf gleicher Wellenlänge. Und ja, ein bisschen hatte ich die Hoffnung, dass sie wie bei dem 20.000er Paket zumindest in 5.000-Tüten verpackt wären. Doch es ist tatsächlich einfach nur ein riesiger (Nikolaus-)Sack mit 85.000 losen Kapseln. Krass. Der Plan ist allerdings nicht sie alle selbst zu verbrauchen, sondern einen signifikanten Teil davon an andere abzugeben.

Es gibt da eine Sache, die verheimliche ich euch jetzt schon seit Jahren. Aber aus gegebenem Anlass breche ich nun endlich mein Schweigen und verrate euch, dass ich eigentlich Manuela heiße, mit Karl-Heinz fünf Kinder habe und seit meinem Rentenbeginn in Griechenland wohne… ne, Moment. Das ist die falsche Enthüllung. Ich wollte eigentlich sagen, dass ich vor etwas mehr als acht Jahren mit Lysandas Chevrolet Spark einen Autounfall hatte. War am Ende eine größere Sache, die sich über ein Jahr hinzog und sogar vor Gericht verhandelt wurde. Übrigens mein zweites Mal im Zeugenstand. Das erste Mal war als vor vielen Jahren ein paar Kabeldiebe auf der Arbeit zugeschlagen hatten. Ich war ihnen kurz davor begegnet, als ich gerade in die Mittagspause gegangen bin.

LKW + kleines Auto = nicht so gut

Ein sehr dicker Knutschfleck

Gerichtsverhandlung klingt allerdings spektakulärer, als die ganze Sache im Grunde war. Fangen wir also von vorne an: Lysanda und ich waren Mitte Juli auf dem Weg in unser lokales Fitnessstudio. Auf der Abbiegespur sind wir dann hinter einem kleinen LKW gelandet, der ebenfalls abbiegen wollte. Wir folgten ihm bis er dann vor einer Bushaltestelle/Kreuzung stehen blieb. Ich dachte mir da erstmal nichts dabei, hielt ebenfalls an und habe mich weiter mit Lysanda unterhalten bis der LKW plötzlich rückwärts auf uns zurollte. Ich drückte auf die Hupe, aber es war schon zu spät und wir hatten ihn auf der Motorhaube. Im Nachhinein betrachtet hätte ich lieber den Rückwärtsgang einlegen und losfahren sollen (es war niemand hinter mir). Doch so habe ich mich im Affekt halt nicht entschieden.

Da es sich beim Fahrer um einen nicht fließend deutschsprechenden Mitbürger handelte, haben wir die Polizei gerufen, Fotos von allem gemacht sowie den Unfallbericht ausgefüllt und dann rund eine Stunde mit Warten verbracht, bis die Streife kam und unsere Aussagen aufnahm. Alles in allem wie gesagt blöd, jedoch nicht tragisch. Keiner in irgendeiner Art und Weise verletzt und das Auto grundsätzlich fahrbereit. Nur die Motorhaube oben an der Front ziemlich zerdrückt. Lysanda war aber definitiv geschockt. Und selbst mich nahm die ganze Situation scheinbar ziemlich mit. Im Moment hielt ich zwar alles irgendwie zusammen, als ich dann allerdings zuhause angekommen das Gespräch mit unserer Versicherung beendet hatte, brach ich auch erstmal kurz zusammen.

Aus unserer Sicht blieb der LKW-Fahrer stehen, um mit jemandem auf der Straße zu schwätzen und ging dabei von der Bremse runter, weil die Straße wenig Gefälle hat. Aber sie hat eben zum Gehsteig hin doch ein leichtes Gefälle, weshalb er dann rückwärts rollte und auf unserer Motorhaube landete. Hätte ich etwas mehr Abstand gehabt (=länger Zeit zum Reagieren) oder wie gesagt den Rückwärtsgang eingelegt, wäre sicherlich nichts passiert. So halt nicht. Aus seiner Sicht hingegen sind wir ihm draufgefahren.

Ärger mit der Versicherung

Wir sind dann am nächsten Tag in die Werkstatt, um einen Kostenvoranschlag abzuholen. Die rieten uns stattdessen dazu zur naheliegenden Außenstelle der DEKRA, um ein (nicht ganz billiges) Gutachten anzufertigen. Das weiß man freilich im Vorfeld nie, faktisch war das Geld aber zum Fenster hinausgeworfen. Genauso wenig wie der Polizeiberichte zeigte das Gutachten nämlich, wer der auslösende Faktor gewesen war, und war somit wertlos. Bei der Polizei wurde ich sogar als Beschuldigter (also ich wäre dem LKW reingefahren) befragt. Egal: Damals glaubten wir noch, dass wir das mit der gegnerischen Versicherung schon irgendwie geregelt kriegen. Zumal Hochzeit und Flitterwochen bevorstanden und wir echt keine Zeit und Lust für den Scheiß hatten. Tatsächlich haben die uns aber einfach nur hingehalten, bis ich dann (dank Rechtsschutzversicherung) irgendwann im Oktober doch mal mit dem Anwalt drohte. Anschließend kam quasi sofort die Ablehnung des Versicherungsfalls.

Wäre das Auto höher gewesen, wäre der Schaden größer.

Somit ging es dann damit zum von der Versicherung genehmigten Verkehrsanwalt. Ich werde an dieser Stelle keine Namen nennen, wirklich zu gebrauchen war der Kerl aber nicht. Er meinte zu Beginn zwar vollmundig “ja, wären sie sofort zu mir gekommen, hätten sie schon längst ihr Geld”. Tatsächlich schaffte er es nicht einmal In den ersten Schriftsätzen Lysandas Namen richtig zu schreiben… Naja, die Anwälte fingen an zu kommunizieren. Die gegnerische Versicherung gab jedoch nicht klein bei und am Ende landete der Fall vor Gericht.

Plötzlich dunkel

Lange vor der Gerichtsverhandlung passierte noch etwas Ärgerliches: Wir fuhren monatelang noch mit der eingedrückten Motorhaube durch die Gegend. Im Innenraum war alles okay, deswegen war das kein Problem. Und wir dachten, dass wir das “Beweismittel” bis zum Abschluss des Verfahrens so lassen müssen. Leider kam es dann eines Abends dazu, dass das Motorhaubenschloss seinen Geist aufgab. Wir hatten gerade unser Büro in Darmstadt verlassen und waren auf die Autobahn aufgefahren. Ich beschleunigte zügig – und hatte plötzlich die Motorhaube gefühlt im Gesicht. Die Windschutzscheibe hat zum Glück gehalten, aber saugefährlich war es trotzdem jetzt blind auf der Autobahn mit >100km/h unterwegs zu sein. Also sofort abgebremst, Warnlichter an und mit Lysandas Hilfe auf den Seitenstreifen navigiert. Polizei kam kurz darauf zufällig dazu, die hatten jedoch nichts zu tun und fuhren nach Sicherung der Unfallstelle wieder ab. Stattdessen ADAC angerufen und abschleppen lassen.

Wir haben freilich gleich den Anwalt kontaktiert und gefragt, ob wir das jetzt noch mit obendrauf packen können. Aber der meinte “ne, ihr hättet das Ding schon längst reparieren lassen können”. Ja, danke. Das hättest du auch früher sagen können. Zusätzliche Kosten, auf denen wir also sitzen geblieben sind. Die Windschutzscheibe ließen wir anschließend vor Ort reparieren. Die Motorhaube haben wir stattdessen mit Sisaseil, welches wir noch im Keller hatten, und großzügigem Einsatz von Panzertape festgebunden und sind damit relativ langsam viele Kilometer zu Lysandas Stiefvater gefahren. Der ist nämlich Automechaniker und hatte von einem Schrottplatz schon eine Ersatzhaube beschafft. Hat tatsächlich wunderbar funktioniert die Fahrt und der Austausch. Und die Haube sieht auch heute noch wunderbar aus. Die Unfallhaube haben wir dann noch bis zum Ende des Verfahrens bei uns in der Garage auf – zur Sicherheit, falls sie doch noch gebraucht werden würde.

Noch mehr Kosten?!

Irgendwann Mitte 2017 trafen wir uns dann vor dem Amtsgericht Groß-Gerau. Wir gegen die gegnerische Versicherung. Lysanda als Klägerin, ich als Zeuge und der gegnerische Fahrer ebenfalls als Zeuge plus seinem Übersetzer. Jeder schilderte der Richterin seine Sicht der Dinge, sie stufte uns beide als glaubwürdig ein und das war es an dem Tag erstmal. Die gegnerische Versicherung bot uns im Anschluss einen Vergleich mit glaube ich einer Übernahme von 65% der von uns verlangten Summe an. Wir warteten mit der Entscheidung jedoch erst einmal ein paar Wochen ab, bis das schriftliche Urteil vorlag. Da stand jedoch drin, dass auf Basis der derzeitigen Faktenlage keine Entscheidung möglich ist. Stattdessen wurde ein richterliches Gutachten gefordert. Wobei klar war, dass bei dem Gutachtenvermutlich nichts rauskommen würde. Die Geschwindigkeit, in der der Unfall passierte, war viel zu gering, um wirklich fundiert nachweisen zu können, ob wir ihm vorwärts oder er uns rückwärts draufgefahren ist.

Lysanda und ich sind dann nochmal in uns gegangen und haben geschaut, ob der Vergleich zumindest die bislang angefallen Kosten (ohne den Zusatzunfall) decken würde. Da dem so war, haben wir ihm am Ende zugestimmt, um die Sache endlich zu beenden. Noch ein weiteres teures Gutachten ohne Garantie auf Gewinn und noch mehr Zeit und Nerven in den ganzen Mist investieren – da hatten wir einfach keinen Bock drauf.

Das eigentliche Thema

Die Dashcam im 3-Kanal-Modus

Jetzt habt ihr euch bestimmt schon gefragt, was der “gegebene Anlass” ist, der mich dazu bewegte diese Geschichte endlich zu erzählen. Ganz einfach: Wir haben uns eine Dashcam gekauft. Hätten wir die damals schon gehabt, wäre die Sache sicherlich anders ausgegangen. Okay, vermutlich nicht. 2016 war die Rechtslage in Bezug auf Dashcams ja noch eine ganz andere. Da wurde die noch nicht wirklich als Beweismittel zugelassen und dann war da ja noch die ganze Sache mit dem Datenschutz. Mittlerweile hat sich der Wind jedoch (zum Glück) dahingehend stark gedreht und auch die Dashcam-Hersteller haben sich angepasst und bieten rechtskonforme Modelle an. Also haben wir jetzt endlich mal unser schon lang geplantes Vorhaben umgesetzt und eine gekauft.

Die Wahl fiel aufgrund einer Empfehlung auf die Vantrue OnDash Nexus 4*. Es gibt zwar mittlerweile die N4 Pro* und die N5*. Die Zusatzfeatures bzw. Neuerungen wie eine 4. Kamera bei der N5 waren uns den Aufpreis allerdings nicht wert. Auch das ganze Zubehör wie das Hardware Kit*, mit dem ihr die Dashcam direkt an die Autobatterie anschließen könnt, haben wir nicht gekauft. Stattdessen steckt sie gerade einfach im Zigarettenanzünder. Dadurch ist zwar keine Parküberwachung möglich (schließlich heißt Auto aus, dass der Strom weg ist). Aber das ist für uns aktuell okay. Nur eine 256 GB Micro SD-Karte* landete noch im Warenkorb, da wir tatsächlich keine ungenutzte hier rumfliegen haben :smile: .

Hightech-Kamera

Die N4 ist eine hitzebeständige (-10°C bis 70°C) 3-Kanal-Dashcam. Sie hat eine Frontkamera (155°), eine Innenkamera (165°) und eine separate Rückkamera (160°). Alle Kameras unterstützen Wide Dynamic Range und haben Infrarot-Nachtsicht. Konkret einen Sony STARVIS CMOS-Sensor und 6-Glas-Objektiv mit F1,4-Blende vorne bzw. F1,8 hinten und 4 IR-LED-Leuchten für den Innenraum. Im 3-Kanal-Modus schafft sie 1440P nach vorne und in den Innenraum sowie 1080P. Im reinen Frontmodus sind sogar 4K (2160P) drin. Immer auf 30fps begrenzt. Sie hat eine Kollisionserkennung, ihr könnt aber auf Knopfdruck die aktuelle Aufnahme auch so sperren, wenn was Wichtiges passiert ist. Grundsätzlich nimmt sie so lang kontinuierlich auf, bis die Speicherkarte voll ist und überspeichert dann von vorne beginnend wieder. Und in der Aufnahme sind alle relevanten Infos (Datum, Uhrzeit, Aufnahmelänge und Kameraeinstellungen) enthalten. Die Geschwindigkeitsanzeige gibt’s nur, wenn man die externe GPS-Halterung mit einkauft.

Im Paket enthalten ist die Dashcam selbst, die Rückkamera, eine Saugnapfhalterung, das Kabel zum Zigarettenanzünder (3,5m), das Kabel zur Rückkamera (6m) und ein USB-C-Verbindungskabel, um sie an einen Rechner anzuschließen. Beispielsweise für ein Firmware-Update oder, um direkt die Videos runterzuholen.

Die Montage

Die süße, kleine Rückkamera

Die Frontkamera haben wir rechts neben dem Rückspiegel montiert. Das Kabel runter zum Zigarettenanzünder verläuft erst durch den Himmel, geht dann durch die Innendichtung des Türrahmens nach unten und hinten durch das Handschuhfach bis zum Ziel. Nur an der Mittelkonsole und im Handschuhfach haben wir es etwas mit Klebeband fixiert. Ansonsten hält es wunderbar und fällt nicht auf. Die Verlegung ging auch ganz gut von der Hand, nachdem ich die Idee hatte sie einfach unter das Dichtband zu klemmen.

Die 6m zur Rückkamera, die einfach mit einem 3M-Klebepad befestigt wird, haben wir zuerst versucht mitten durch den Himmel zu führen. Aber irgendwie wollte das Kabel nicht durch. Und an den Seiten haben wir ihn nicht aufbekommen (in den Videos sieht das immer so einfach aus?). Also war hier ebenfalls die Lösung einfach unter das Dichtband schieben und nur an den Türsäulen den Himmel etwas aufhebeln bzw. hinten über dem Kofferraum. Da musste ich auch als einziges etwas Gewalt anwenden und ein Loch in den Himmel machen, um das Kabel wieder raus zur Kamera zu bekommen. Klingt komplizierter und aufwendiger, als es am Ende war. Dauerte nur am Anfang etwas, bis wir die Idee hatten und dann ging es mit etwas Fleißarbeit und Gewalt gut von der Hand.

Die Kamera selbst hatte ich vorher schon am Computer soweit eingerichtet (Firmwareupdate, Standardeinstellungen und so) und seitdem verrichtet sie einwandfrei ihren Dienst. Drehe ich den Zündschlüssel um, geht sie an und fängt nach einem kurzen Bootvorgang direkt mit der Aufzeichnung an. Der Bildschirm geht nach ca. 1 Minute aus, aber man erkennt an einem pulsierenden, blauen Licht, dass sie noch arbeitet. Mache ich das Auto aus, fährt sie sauber mit ein bisschen intern gespeichertem Strom wieder runter.

Fazit

Und mehr fällt mir gar nicht dazu ein. Es ist halt eine Dashcam. Aber eine Dashcam, die saubere und vor allem verwendbare Aufnahmen liefert. Die Installation war weniger kompliziert als erwartet und die Features sind zumindest aus heutiger Sicht absolut ausreichend. Sie ist zwar nicht das billigste Modell auf dem Markt, doch bei einer Dashcam sollte man sicherlich nicht ganz so viel sparen, sonst schaut man am Ende nur in die Röhre. Insofern können wir aktuell die Empfehlung für die Vantrue OnDash Nexus 4* nur weitergeben.

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