Sicarius

Ich hab’ doch keine Zeit!

Metal Gear Solid V: The Phantom Pain (Herstellerbild)

Ich werde echt alt. Warum? Weil mir immer häufiger (negativ) auffällt, dass extrem viele Spiele eine zu große und vor allem nicht planbare Zeitinvestition pro Session erfordern. Das fängt bei Zwischensequenzen und Dialogen an, die warum auch immer nicht pausiert werden können (Anm. d. Red.: Hier obligatorisch Metal Gear Solid erwähnen). Etwas, dass ich einfach nicht verstehe. Was ist so schwer daran es dem Spieler zu erlauben z.B. jederzeit per “ESC” das Hauptmenü aufrufen zu lassen und dann im Hintergrund alles zu pausieren? Natürlich nur in Einzelspielerspielen. Im Mehrspieler wäre es zwar ebenfalls nützlich aber ich glaube, da würde ich mir keine Freunde machen.

Stattdessen läuft die Sequenz einfach stur durch (oder bricht bei einmaligem “ESC”-Druck komplett ab…) mit dem Ergebnis, dass ich die Hälfte nicht mitkriege, wenn bspw. Lysanda mich nebenbei anspricht und ich als vorbildlicher Ehemann ihr natürlich meine gesa…mindestens 87,6% Aufmerksamkeit schenke. Bitte? Ich könnte ihr auch einfach sagen, sie soll das Maul halten? Gut, dass ich nicht mit dir verheiratet bin…

Lasst mich hier raus!

Die nächste Stufe sind Spiele, die einen viel zu großen und vor allem unvorhersehbaren Abstand zwischen den Speicherpunkten haben (oder sogar gar keine wie es vor allem Rogue-Likes gerne machen). Da wird aus einem “ich muss nur noch das Level fertig machen, dann komme ich” schnell mal eine Stunde oder mehr. Jetzt gibt es natürlich Leute, die sagen werden: “Dann pausier‘ das Spiel halt und zock nachher weiter!” und ja, das mache ich bei wirklich kurzzeitigen Unterbrechungen selbstverständlich. Aber es ist halt häufig keine kleine Abwesenheit und im Gegensatz zu manch‘ anderem lasse ich meinen Rechner/Konsole ungern mehrere Tage an und schon gar nicht während im Hintergrund noch ein Spiel offen ist. Das tut der Hardware nicht gut und ist totale Stromverschwendung.

Was hat mich beispielsweise in Diablo III das Schlachtfeld aufgeregt. So ein elendig großes Gebiet und der rettende Wegpunkt gefühlt erst komplett auf der anderen Seite. Das hat echt keinen Spaß gemacht – selbst ohne, dass mich dazwischen das reale Leben gerufen hätte. Ja, es ist sicherlich mitunter schwierig den Absprung zu erlauben. Um bei Diablo zu bleiben: Die Position zu speichern und sicherzustellen, dass während dem Ladevorgang euch keine Monster abschlachten ist Aufwand. Ich verlange ja auch nicht zwingend wieder an der exakt gleichen Stelle aufzuerstehen. Ein bisschen “Bestrafung” darf ruhig sein. Aber eben nicht “wiederhole bitte die komplette letzte Stunde nur, weil du dich verschätzt und nicht genug Zeit eingeplant hast”. Das bringt mich eher dazu einen Titel längere Zeit zur Seite zu legen als alles andere.

Es gibt aus meiner Sicht wenige gute Gründe das nicht zu ermöglichen. Selbst in The Binding of Isaac: Rebirth könnt ihr mittendrin das Spiel beenden und den gleichen Seed später fortsetzen. Dazu braucht es nicht einmal freies, sondern einfach nur ein temporäres Speichern beim Beenden – oder eben häufigere Checkpoints. Das kann weder großartig schwer sein noch die Vision des angeblichen Meisterwerks zerstören. Im Gegenteil leidet selbst ein ansonsten gelungenes Werk darunter – womit wir bei dem Titel angekommen sind, den ich euch heute vorstellen möchte:

(Logo)

SUPERHOT: MIND CONTROL DELETE (2020; PC, Mac, Linux, XONE, PS4) – Teil 1 ist bereits 2016 erschienen, ich hatte ihn Anfang 2017 (durch-)gespielt und es hat mir extrem gut gefallen. Mitte 2017 folgte dann noch SUPERHOT VR bevor Ende 2017 die Early Access-Phase von SUPERHOT: MIND CONTROL DELETE startete. Ja, das Ding war drei Jahre in Early Access. Aber immerhin ist es Mitte Juli dann doch endlich mal erschienen. Im Gegensatz zu manch anderem Early Access-Kram, der seit fünf Jahren oder mehr in diesem Status festhängt (und ein Großteil davon vermutlich niemals fertig wird). Nett: Wer bis zum Release den Vorgänger gekauft hatte, bekam den Nachfolger kostenlos. So kann man auch auf einen Schlag gut zwei Millionen Spieler gewinnen.

Ausdauer statt Gehirnschmalz

Die minimalistische Grafik und das grundsätzliches Gameplay sind unverändert: Die Zeit läuft nur, wenn ihr euch bewegt. Okay, nicht ganz. Es läuft alles in extremer Zeitlupe ab solange ihr Still steht. Genug Raum, um den nächsten Schritt zu planen. Je schneller ihr euch bewegt, desto normaler ist der Ablauf um euch herum. Ihr werdet in kleines, vordefiniertes Areal teleportiert und müsst mit dieser Fähigkeit die Feinde besiegen. Jeder hält nur einen Treffer aus, es gibt ein paar Schießprügel mit begrenzter Munition, ein paar Nahkampfwaffen und viele Gegenstände aus der Umgebung lassen sich werfen. Während jedoch Teil 1 diese Mechanik nutzte, um euch mit handgefertigten Levels herauszufordern (quasi ein Ego-Shooter-Puzzle), ist der Nachfolger durch und durch ein Rogue-lite. So ist es nicht mehr euer Ziel alles und jeden zu töten, sondern nur eine bestimmte Anzahl der unendlich und zufällig aus den vielen Portalen im Level erscheinenden rotglühenden Feinde. Anschließend geht es direkt weiter zum nächsten Level des aktuellen Pakets – hin und wieder unterbrochen von der Möglichkeit euch ein Upgrade zu installieren.

SUPERHOT: MIND CONTROL DELETE (Herstellerbild)

So könnt ihr beispielsweise später im Spiel euer Katana zurückrufen, habt mehr Herzen (sterbt also nicht direkt beim ersten Treffer) oder startet jedes Level mit einer zufälligen Waffe in der Hand. Diese Upgrades schaltet ihr nach und nach frei aber der Zufall bestimmt zwischen welchen zweien ihr bei jedem Haltpunkt wählen dürft. Habt ihr ein Paket an Levels geschafft, verliert ihr alle Upgrades und fangt beim nächsten wieder bei null an. Außerdem gibt es noch die sogenannten Cores. Einmal freigeschaltet, wählt ihr zu Beginn eines Levelpakets einen davon aus und habt dann z.B. die bekannte Hotswitch-Fähigkeit (=ihr wechselt in den Körper eines Feindes) zur Verfügung.

Besagte Levelpakete bestehen aus einer zufällig generierten Ansammlung von Levels. Sterbt ihr während eines Levelpakets, wird ein neues generiert und ihr müsst wieder von vorne anfangen. Obwohl also ein Level für sich maximal 1-2 Minuten dauert, kann ein Paket gegen Ende durchaus viel Zeit in Anspruch nehmen, wenn sie anfangen aus 10, 20 oder sogar mehr Levels zu bestehen. Und nein, ihr könnt dabei das Spiel nicht einfach mal kurz verlassen und später weitermachen (siehe Thema aus der Einleitung). Spätestens hier wird die Sache dann mehr zu einer Fleißarbeit als zu echtem Spaß. Zumal es zwar eine relativ große Anzahl an Arealen gibt, ihr an einem zufälligen Startpunkt loslegt und natürlich auch die Gegner und ihre Zusammensetzung immer anders ist. Mal haben sie unterschiedliche Waffen, mal explodieren sie im Kugelhagel oder nur bestimmte Körperteile können überhaupt Schaden nehmen. Es gibt sogar ein paar unbesiegbare Bossgegner, denen ihr ausweichen müsst. Aber im Kern macht ihr halt doch immer und immer wieder das gleiche: Orientieren, Waffe suchen, Ausweichen, Töten, nächste Gefahr analysieren – und das für rund 15 Spielstunden (Teil 1 hatte die Kampagne um die vier).

Hä? Wad?

SUPERHOT: MIND CONTROL DELETE (Herstellerbild)

Die Geschichte zieht euch während der gesamten Spielzeit so überhaupt nicht im Bann. Im Gegenteil nervt das bisschen, das vorhanden ist einfach nur. Wie Teil 1 sind die Entwickler auf der Meta-Ebene unterwegs. Während sie damals aber gekonnt damit gespielt haben und es auch einige sehr coole Sequenzen gab (speziell die Chats), steht dieses Mal einfach nur alles unter der Überschrift “MEHR”. “Ihr wollt mehr spielen? Wirklich? Na dann, ihr habt es so gewollt!”. Sie tun quasi alles dafür, euch klar zu machen, dass ihr bescheuert seid dieses Spiel zu spielen. Euch diese Message zu vermitteln war den Entwicklern sogar so wichtig, dass in der Original-Releaseversion die Credits-Sequenz acht Echtzeitstunden (!) gedauert hat. Nein, ihr könnt die nicht umgehen. Das Spiel muss die gesamte Zeit offen sein. Es kann nicht die Zeit vorgestellt werden, gar nichts. Schlimmer noch: Beendet ihr es vor Ablauf, fängt die Zeit wieder von vorne an. Erst wenn dieser stupide Timer abgelaufen ist, bekommt ihr Zugriff zu den finalen Levels bzw. könnt im Endlosmodus weiterzocken.

Ich weiß nicht, welcher Designer da im Team diese glorreiche Idee hatte und warum ihm niemand widersprochen hat. Das Steam-Forum war auf jeden Fall in hellem Aufruhr als die ersten das Ende erreichten. Zu Recht. Acht Stunden Strom verschwenden und den Steam-Spielzeitzähler nutzlos in die Höhe treiben, nur um dem Spieler seine Moral aufs Auge zu drücken. Mittlerweile wurde – vermutlich aufgrund des Aufschreis – die Sache etwas entschärft. Statt acht Stunden sind es jetzt “nur” noch zweieinhalb Stunden. Immer noch viel zu viel, solange man gezwungen ist das Spiel offen zu lassen. Aber immerhin.

Beim Christoph meint: Das grundsätzliche Spielprinzip ist immer noch sehr innovativ und funktioniert tadellos. Die Zufälligkeit verstärkt sogar den Spielspaß und die Herausforderung noch einmal, da ihr nie wisst, was als nächstes passieren wird. Da fühlt man sich noch mehr wie John Wick, wenn man trotz Slow-Motion-Effekt faktisch in sekundenbruchteilen entscheiden muss welchen Schritt man als nächstes unternimmt ohne zu wissen, was danach passieren wird. Leider ist SUPERHOT: MIND CONTROL DELETE tatsächlich schlicht zu viel des Guten. Diese Erkenntnis ist zwar scheinbar im Sinne der Entwickler, aber ich habe es genau deshalb trotz bereits sieben Stunden Spielzeit noch nicht zu Ende gespielt und aktuell sogar zur Seite gelegt.

SUPERHOT: MIND CONTROL DELETE (Herstellerbild)

Am Anfang ist es ja noch okay, wenn man ein Paket aus fünf Level mehrfach neu starten muss. Aber mittlerweile sind es so elendig viele pro Paket und der Schwierigkeitsgrad logischerweise auch wesentlich höher geworden, da macht es keinen Bock wieder neu starten zu müssen nur weil im vorletzten Level irgendwas schief gegangen ist. Dafür sind das Spielprinzip und die dazugehörigen Bauteile auf Dauer dann doch zu eintönig.

Zusammengefasst hat mir Teil 1 signifikant mehr Spaß gemacht. Die Geschichte war besser erzählt, die Puzzle boten ihre eigene Art von Herausforderung und das Spiel hatte genau die richtige Länge. Teil 2 hat mich hingegen zwar nichts gekostet – der finanzielle Schmerz hält sich entsprechend in Grenzen. Aber eine Empfehlung kann ich trotzdem nicht aussprechen. Dafür hat es sich für mich schlicht in die völlig falsche Richtung entwickelt. Aber da die Entwickler offensichtlich ebenfalls nicht wollen, dass ihr den Titel zockt, braucht ihr ihnen auch nicht euer Geld zu geben.

 

So viel also zu diesem enttäuschenden Machwerk. Es war aber nicht alleine schuld an der obigen Einleitung. Nein, ich zocke aktuell nämlich Wolfenstein: Youngblood. Ihr wisst schon: Das Koop-Spin-Off und das zweite Experiment von Bethesda neben dem VR-Titel Wolfenstein: Cyberpilot. Das hat ebenfalls ein Problem mit zu langen Levels ohne Speichermöglichkeiten. Aber dazu vermutlich kommenden Montag mehr. Bis dahin habe ich es dann auch durchgespielt.

King of Monsters (Herstellerbild)

Schon Goethe sagte einst “Heut’ ists selbst zum Kacken zu warm!” [Zitatquelle benötigt] – und wie recht er hatte. Ich hatte schon gehofft, dass wir dieses Jahr um länger anhaltende Hitze drum herumkommen aber nein, wie ihr sicherlich ebenfalls schon festgestellt habt – zumindest, wenn ihr nicht im Kühlschrank wohnt -, ist es extrem heiß geworden. Da macht selbst das Zocken vor 23 Uhr keinen rechten Spaß. Mit Kopfhörern schon dreimal nicht. Mit was vertreibe ich mir aktuell also so meine Zeit? Na trotzdem mit zocken…echte Gamer hält so ein bisschen Schweiß doch nicht ab. Aber ich hab’ tatsächlich auch mal wieder allein ein paar Filme geschaut (Lysanda interessiert nicht alles aus meinem Regal). Gleichzeitig verbringe ich weiter einiges an Zeit mit Co-Optimus.

Working

Im Juli waren es am Ende 667 Steckbriefe, die ich angelegt hatte (die Dutzende, die ich korrigiert habe gar nicht mitgezählt) und im August bin ich auch schon bei über 200. Thema im Juli waren die Arcade Archives des japanischen Publishers HAMSTER Corp. Der hat gefühlt von allen mehr oder weniger namhaften Arcade-Entwicklern wie SNK, Taito oder Konami die Lizenzen gekauft und portiert deren Titel schon seit mehreren Jahren auf PS4, XONE, Switch und sogar PC – und trotzdem waren so gut wie keine davon bereits in der Datenbank. Schwach. Dabei sind darunter logischerweise sehr viele Koop-Kreationen. Ich muss allerdings anmerken: Co-Optimus beschäftigt sich ausschließlich mit Werken, die echte Kooperation erlauben (was ich super finde!). Die meisten Rennspiele und Fighter sind dadurch schonmal außen vor. Gibt also durchaus einige Fallstricke bei dem Thema und bei den alten Schinken noch mehr.

Speziell “Abwechselnd” ist hier ein Stichwort. Sprich Pulstar unterstützt zwar zwei Spieler, die nicht gegeneinander antreten. Sie spielen aber nicht gemeinsam, sondern abwechselnd. Da musste ich echt höllisch aufpassen, zumal die Retro-Community es gefühlt nicht immer so genau nimmt – worüber ich sowohl verwundert als auch enttäuscht bin. Nehmen wir z.B. das sehr coole King of Monsters. Jede gefundene Webseite behauptet, dass die Arcade-Version des Titels nur 1vs1 bietet und die Kampagne nur solo bestritten werden kann. Und das, obwohl es auf YouTube sogar VIDEOS (!) gibt, die eindeutig den Koop-Modus zeigen. Ich versteh’s nicht… aber gut: Auf Co-Optimus ist es jetzt richtig! :smile:

Nachdem ich mit den Arcade Archives jetzt erstmal fertig bin, habe ich den August unter den Switch-Stern gestellt, da hier ebenfalls viele Lücken herrschen. Entsprechend gehe ich tatsächlich schlicht von vorne nach hinten durch den Nintendo Online-Shop. Dabei stoße ich auf so ultimative Klassiker wie Waifu Uncovered (der Name sagt schon alles) Jurassic Excite (schlagt mit einem Hammer auf niedliche Dinosaurier ein) oder das Spiel mit dem besten Namen ev4r Super Mega Space Blaster Special Turbo (ein 08/15-Shoot’em up und eine erweitere Version von Super Mega Space Blaster Special), die selbstverständlich alle ihren Weg in die Datenbank gefunden haben. Nur bei wirklich absolutem Schund (Asset-Swap-Achievement-Farming-Scheißdreck) spiele ich die Zensurbehörde und entscheide mich gegen die Aufnahme in die Datenbank.

Themenwechsel

Nun aber genug zu meinen Abenteuern in der Welt der kooperativen Spiele. Kommen wir stattdessen zu einem der besagten Filme:

(Cover)

Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens (1922, DV, Berriatúa-Restauration) – Fast genau zehn Jahre ist es her, da habe ich euch an dieser Stelle von Dracula (1931) erzählt und wie enttäuscht ich doch von diesem so viel gelobten Machwerk war. Ja, Bela Lugosis Darstellung war und ist der Prototyp des berühmten Vampirs wie er noch heute in allen Medien dargestellt wird aber die erste offzielle Verfilmung der Vorlage selbst fand ich eher mittelmäßig bis schlecht. Damals erwähnte ich bereits die deutsche Konkurrenz, ließ allerdings unerwähnt, dass ich Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens tatsächlich bis letzte Woche noch nie komplett gesehen hatte. Schlimm, schlimm :wink: .

1922 brachte Friedrich Wilhelm Murnau den viragierten (=die Bilder wurden einfarbig je nach Stimmung und Ort eingefärbt) Horror-Stummfilm mit Max Schreck in der Hauptrolle in die deutschen Kinos. 94 Minuten lang (bei 18 Bildern pro Sekunde) und basierend auf besagtem Roman Dracula von Bram Stoker (1897) – allerdings ohne die Rechte dazu zu haben. Entsprechend wurden Namen und Orte großzügig abgeändert. Aber auch die Geschichte lässt sich eher vom Original inspirieren als es tatsächlich exakt zu verfilmen. Größter Grund ist, dass der Film nur ein sehr kleines Budget hatte. Entsprechend konnte man nicht mit großartig vielen Charakteren und Drehorten arbeiten. Van Helsing beispielsweise fehlt komplett.

Gelobt wurde der Film speziell wegen seiner Bilder. Nur die Innenaufnahmen wurden in einem Studio gedreht. Alles andere ist innerhalb kürzester Zeit (die Dreharbeiten dauerten 2-3 Monate) hauptsächlich an realen (und teils noch heute existierende) Lokationen in (Nord-)Deutschland entstanden. Max Schreck macht hingegen als Nosferatu eine sehr steife Figur (hier im positiven Sinne). Keine Ahnung ob er sich in seiner Aufmachung tatsächlich nicht mehr richtig bewegen konnte aber er ist definitiv sehr surreal und entsprechend passend zum Charakter unterwegs. Allein durch seine Anwesenheit verbreitet er bereits Angst und Schrecken. Ellen hingegen ist die typische Stummfilm-Frau. Sehr übertriebene, ausladende Gestiken auf die selbst Mister Overacting höchstpersönlich Wilhelm Shatner stolz wäre. Aber so war das halt damals.

Die Geschichte

Nosferatu – Symphonie des Grauens (Promobild)

Der Film erzählt aus Sicht eines Chronisten wie 1838 die Pest nach Wisborg kam. Hauptfigur darin ist Thomas Hutter, Sekretär eines Maklers. Eines Tages beauftragt ihn sein Chef in die Karpaten zu fahren und dem Grafen Orlok ein Haus zu verkaufen. Ein heruntergekommenes Haus, das praktischerweise direkt in der Nähe von Hutters Eigenheim liegt. Aber der Makler verspricht eine hohe Provision und entsprechend macht sich Hutter trotz der Bedenken seiner Frau auf in das fern gelegene Schloss. Schon auf dem Weg dorthin wird dem Zuschauer (Hutter nicht so sehr) klar, dass hier etwas nicht stimmt. Die Besucher des Wirtshauses sind erschrocken als Hutter sein Ziel erwähnt und der Kutscher lehnt die Weiterfahrt kategorisch ab. Als Hutter dann um Mitternacht im Schloss ankommt erwartet ihn Orlok bereits sehnsüchtig und das erste Kennenlernen findet statt. Morgens wacht Hutter dann mit zwei Punkten am Hals auf, denkt sich aber (noch) nichts dabei. In der nächsten Nacht unterschreibt Orlok – nachdem er Hutters schöne Frau gesehen hat – hastig den Kaufvertrag. Diese wiederrum wird Zuhause von Alpträumen geplagt.

Irgendwann kommt Hutter dann doch dank eines Buches über Vampire dem Grafen auf die Schliche und es beginnt ein Wettlauf zurück nach Wisborg. Während der Graf sich zu Schiff auf den Weg macht und die Pest mit sich bringt, reitet Hutter nach Hause. Er ist aber zu spät. Der Graf ist bereits eingezogen und auch in Wisborg breitet sich die Pest aus. Komischerweise hat jedes Pestopfer Bisswunden am Hals. Scheint aber irgendwie niemanden zu stören. Es geht also alles den Bach runter bis Hutters Frau Ellen ebenfalls mal in das Buch reinschaut. Dort steht geschrieben, dass der Vampir nur besiegt werden kann, wenn eine schuldlose Frau ihm freiwillig ihr Blut gibt und er dadurch die Zeit bis zum morgendlichen Hahnenschrei vergisst. Sie opfert sich also, Orlok wird von der Morgensonne getötet und die Pest ist auf einen Schlag weg.

Die Hinterlassenschaft

Wie viele Filme aus der damaligen Zeit – allein von Murnaus vorherigen Werken gelten acht Stück als verschollen -, hatte es auch Nosferatu – Symphonie des Grauens nicht gerade leicht bis in die heutige Zeit zu überleben. Insbesondere, weil Stoker’s Nachlassverwalterin trotz der Veränderungen an der Geschichte nicht untätig blieb und 1925 ein Gericht im daraus folgenden Urheberrechtsstreit entschied, dass alle Kopien des Films zu vernichten wären (andere Zeiten, andere Sitten). Zum Glück waren zu diesem Zeitpunkt bereits Kopien ins Ausland verschifft worden. So hatte man für die Restaurierung zwar nicht das Original aber zumindest Material aus verschiedensten Quellen (z.B. aus Frankreich und Tschechischen) und in unterschiedlichsten Zuständen (sowohl Materialqualität als auch Szenenfolgen und Schnitte). Daraus wurde dann 2005/2006 eine originalgetreue, vollständig digitalisierte und restaurierte Fassung (inkl. allen Zwischentiteln) erstellt. Es gab zwar vorherige Versuche, die sind im Vergleich jedoch ganz klar minderwertiger.

Nosferatu – Symphonie des Grauens (Promobild)

Das Bild ist aber nur die eine Hälfte. Wie damals üblich, wurde der Film live im Kino von einem Orchester vertont. Hans Erdmanns Kompositionen waren jedoch nicht mehr in Gänze und schon gar nicht im Original aufzufinden. Stattdessen haben Musikhistoriker in mühevoller Kleinarbeit aus verschiedensten Quellen (Interviews und sowas) Hinweise gesammelt und dann aus diversen Publikationen und Lehrbüchern die einzelnen Kompositionen zusammengeflickt. Ob es 100% dem Original entspricht werden wir wohl nie erfahren aber es dürfte ihm doch ziemlich nahekommen.

Das Ergebnis ist eine DVD/Blu-ray, die keine Wünsche offen lässt. Das Bild ist astrein, das Orchester in feinstem 5.1 und der Film vermutlich noch nie in so einem guten Zustand zu erleben gewesen. Perfekt!

Beim Christoph meint: Es fällt immer etwas schwer ein Urteil über so uralte Filme zu fällen. Aus heutiger Sicht ist er trotz “nur” 94 Minuten viel zu langatmig, die schauspielerische Darstellung völlig übertrieben und unnatürlich und von Horror kann überhaupt keine Rede sein. Andererseits wird ihn sicherlich auch niemand schauen, der ihn unter dem Aspekt eines normalen Kino-Blockbusters betrachtet.

Ich für meinen Teil fand die Zeitreise im Gegensatz zu Dracula (1931) äußerst gelungen. Nosferatu ist eine richtig cool in Szene gesetzte Figur (allein wie er auf dem Schiff aus dem Sarg hochkommt), die einem selbst heute noch einen kleinen Schauer den Rücken herunterlaufen lässt. Und die Geschichte selbst ist zwar simpel im Aufbau und bietet heutzutage logischerweise keine Überraschungen mehr. Aber trotzdem ist die Sache spannend und bildgewaltig in Szene gesetzt – was auch dem gelungenen Soundtrack zu verdanken ist. Entsprechend kam bei mir trotz der Behäbigkeit kein Bedürfnis auf ihn auf 24 Bilder pro Sekunde zu beschleunigen. Insofern: Unter den üblichen Prämissen, dass es sich bei Nosferatu – Symphonie des Grauens um einen viragierten Stummfilm aus den 20igern handelt, ganz klare “Sollte man mal gesehen haben”-Empfehlung. Aber Achtung: Vorher das Lesen von altdeutscher Schrift üben. Den handgeschriebenen Brief Hutters an seine Frau hab’ selbst ich nicht verstanden… :smile:

Sie hatte lange Jahre guten Dienst geleistet.

Bei Kotaku berichtete der Autor Riley MacLeod am Wochenende darüber, dass seine PlayStation 4 in regelmäßigen Abständen piepst und er irgendwie zu faul ist sich richtig darum zu kümmern. Für Google: Es ist eines der älteren Modelle, die einen berührungsempfindlichen Knopf zum Ausspucken der Bluray haben. Gibt wohl diverse Gründe, warum der irgendwann anfängt sich in unregelmäßigen Abständen selbstständig zu aktivieren. Und wenn man den drückt, piepst es halt.

Stromlos in Dornheim

Kein wirklich guter oder gar lesenswerter Artikel, passte aber grad perfekt zu unserer eigenen Situation. Wir haben nämlich ebenfalls längere Zeit etwas ignoriert bis es dann zu spät war [Anm. v. Lysanda: Hey! Ich hab’s schon vor Monaten gesagt! Den Schuh‘ ziehst du mir nicht an!]: Lysandas Autobatterie. Mittlerweile rund zehn Jahre alt, zeigte sie schon seit Monaten Anzeichen des schleichenden Verfalls (ging immer schlechter an), selbst ein Laden bei Verwandten brachte nur sehr kurzzeitige Verbesserung und der längere Corona-bedingte Stillstand hat ihr dann scheinbar den Rest gegeben. Aber selbst als in den letzten Wochen die Uhr immer wieder auf “12:00” stand, haben wir erst langsam reagiert. Vor zwei Wochen sind wir dann doch endlich mal in den Baumarkt, um ein Ladegerät zu kaufen. Auf dem Heimweg blieben wir anschließend noch bei einem Supermarkt stehen – und dann sprang der Chevrolet Spark nicht mehr an. Zum Glück fahren wir immer ein Ladekabel durch die Gegend und es fand sich auch schnell jemand, der uns Starthilfe gegeben hat (mit dem ADAC hätten wir über eine Stunde warten müssen).

Wieder daheim angekommen also gleich das neue Ladegerät in Betrieb genommen und eine Nacht laufen lassen. Aber obwohl das Gerät am nächsten Morgen “Full” anzeigte, sprang‘ die Karre nicht mehr an. Die Elektronik leuchtete zwar aber sobald ich fertig umdrehte, stürzte alles ab. Super. Aber gut: Die Batterie war wie gesagt noch das Original ab Werk und hatte entsprechend schon ein paar Jährchen auf dem Buckel. Insofern durfte sie jetzt so langsam mal den Geist aufgeben. Also erstmal die Werkstätten in der Umgebung abtelefoniert. Seit Chevrolet sich allerdings aus dem deutschen Markt zurückgezogen hat, sieht es mit Ersatzteilen echt mau aus. Sprich es hatte angeblich keiner eine passende Batterie bzw. hatte keinen Bock vorbeizukommen. Also haben wir uns im Internet orientiert – und “trotz unserer Interneterfahrung” (O-Ton Mama) voll ins Klo gegriffen.

Lieferung aus Timbuktu?

Bei unseren Recherchen sind wir auf den Händler AUTODOC (an dieser Stelle absichtlich keine Verlinkung) gestoßen. Klang soweit gut: Die Seite machte einen seriösen Eindruck, die Preise sind niedrig und nach Eingabe unserer Daten aus dem Fahrzeugschein sprang auch eine Liste an Batterien raus, die angeblich passen würden. Also mittwochs bestellt, bezahlt (17€ Versand) und das Warten begann. Angeblich wäre die Batterie bereits donnerstags bei AUTODOC aus dem Lager gegangen. Das Versandunternehmen, Nox Nachtexpress (erneut absichtlich keine Verlinkung), wusste aber selbst montags noch von nichts und behauptete, dass AUTODOC die Ware noch nicht rausgerückt hat. Super.

Professionell von AUTODOC verpackt…

Da habe ich dann die ersten Erfahrungen mit den Hotlines beider Unternehmen gemacht, die absolut unter aller Sau sind. Erreichbarkeit? Vielleicht mal zwischen Mitternacht und 0 Uhr. Bei AUTODOC wird man nach 20 Minuten einfach rausgeschmissen, beim Nox NachtExpress (wo ist da das Express aus dem Namen?!) geht schonmal einen ganzen Geschäftstag keiner ans Telefon. Dienstags tauchte dann doch endlich mal was im Tracking auf. Unsere Batterie hatte es angeblich um 1 Uhr nachts bis nach Frankfurt ins Zustellfahrzeug geschafft. Also spätestens am Mittwoch endlich das Eintreffen der Ware? Nö. Dauerte noch bis Donnerstagmorgen bis die völlig unverpackte (zwei Streifen Klebeband über die Pole – mehr nicht) Batterie bei uns eintraf. Glücklicherweise saßen (und sitzen) wir eh weiter im Home Office und mussten entsprechend nur jemanden organisieren, der mal die Pflanzen im Büro gießt. Selbst Einkaufen war nicht notwendig. Somit war es nicht ganz so schlimm ohne Auto zu sein. Aber Service ist natürlich was anderes – Corona hin oder her.

Und nochmal von vorne…

Leider war das “ohne-Auto-sein” noch nicht vorüber. Beim Versuch das Ding einzubauen musste ich feststellen, dass die Maße nicht passten. Die Grundfläche war kleiner und gleichzeitig war sie zu hoch. Die Kabel der Pole reichten daher nicht. Genial. Für was Suche ich explizit mit Herstellerteilekennzeichen und so aus dem Fahrzeugschein, wenn es am Ende trotzdem nicht passt?! Merke: Nicht auf den Kram verlassen, sondern neben der Position der Pole noch zusätzlich auf die Maße achten! Ärgerlich zumal ich die Stunde davor damit verbracht habe den Befestigungsstab im Motorraum zu suchen. Ja, er ist mir beim Ausbau der alten Batterie heruntergefallen. Gefunden habe ich ihn dann irgendwo in der Stoßstangenverkleidung nachdem wir das Auto mit dem Wagenheber aufgebockt hatten. Und bevor jetzt einer sagt: “Dann leg‘ die Sachen halt nicht im Motorraum ab!” – mir ist das Ding bei genau diesem wegräumen aus den Finger geglitten… [Anm. v. Lysanda: Frau kann ihn auch nichts alleine lassen machen!]

Eine zweite Internetrecherche hat dann zu Tage gefördert, dass AUTODOC (und so einige weitere mit selbem Geschäftsführer) Bewertungen unter aller Sau hat. Hätten wir die nur mal vorher durchgeschaut… Hier haben wir dann technisch gesehen einen zweiten Fehler gemacht und gleich eine Retoure gestartet. Problem dabei: In diesem Fall tragen wir die Rücksendekosten. Wir hätten stattdessen zuerst dem Händler die Chance zur Nachbesserung geben müssen (schließlich hatten wir korrekt bestellt). Wir waren jetzt aber schon so lange ohne Auto, dass wir da schlicht nicht weiter drüber nachgedacht haben. Stattdessen haben wir – nun ausgestattet mit den genauen Maßen und Werten der alten Batterie – bei einem zweiten Onlinehändler bestellt: online batterien. Die nutzten in unserem Fall DPD für den Versand.

Also Donnerstagnachmittag bestellt, Lieferung kam Dienstagmorgen. Immer noch etwas lang aber okay. Immerhin war die Hotline von online batterien nicht nur wesentlich besser erreichbar, ich hatte innerhalb von fünf Minuten jemandem am Rohr. Geliefert wurde eine anständig in einem Karton mit Warnhinweis verpackte Batterie in der richtigen Größe. Also umgehend Ladegerät dran (Starterbatterien kommen ungeladen) und nach einer Stunde der erste Test: Das Auto ging sofort an und sogar wesentlich besser als vorher. Fantastisch. War also zum Glück tatsächlich nur die Batterie und nichts Weiteres wie z.B. ein kaputter Starter. Der eigentliche Ein-/Ausbau war zumindest bei diesem Auto ein Klacks (mal abgesehen von der heruntergefallenen Stange).

Die Retoure

Sitzt, passt und wackelt nicht.

Nach der Reparatur blieben noch zwei Dinge offen: Die Retoure und das Entsorgen der Altbatterie inkl. Rückerstattung des Pfands. Die Retoure gestaltete sich deshalb schwierig, weil wir wie gesagt die Rücksendekosten tragen mussten. Und da wollten wir logischerweise nicht mehr bezahlen als es uns auf dem Hinweg gekostet hat. Aber irgendwie ist Gefahrgut – und dazu gehört eine Starterbatterie nun einmal – keine einfache Sache. Wir haben sehr viele Anbieter auf dem deutschen Markt abgegrast und irgendwie dürfen entweder nur Geschäftskunden verschicken oder es ist sauteuer. Am Ende und nach einigen Hotlineanrufen haben wir es aber dann doch geschafft einen Anbieter zu finden, der für rund 17€ die Sache in die Hand nahm. Zum Verfassungszeitpunkt ist das Paket auch schon bei AUTODOC angekommen. Bleibt jetzt nur noch die Frage ob AUTODOC zumindest so seriös ist, dass die Rückerstattung ohne Probleme verläuft. Hoffen wir mal das Beste.

Das Entsorgen der Altbatterie war hingegen kein Problem. Zum lokalen Wertstoffhof gefahren und dort abgegeben. Wichtig: Eine Bescheinigung über die Abgabe ausstellen lassen. Ohne könnt ihr nämlich beim Händler, bei dem ihr die neue Batterie gekauft habt, euch nicht den Pfand zurückerstatten lassen. Lustigerweise hat unser lokaler Wertstoffhof irgendwie kein richtiges System für diese Bescheinigung. Die Dame meinte auch “die wollen viele gar nicht”. Verstehe ich nicht, schließlich kriegt man anders ja nicht sein Pfand zurück. Aber wenn Leute gerne ihr Geld auf der Straße liegen lassen, dann soll‘ mir das egal sein. Stattdessen mussten sie es wie einen Ankauf erfassen, entsprechend habe ich 1,50€ in die Hand gedrückt bekommen. Sehr komische Sache. Naja, diesen Lieferschein dann eingescannt, bei online batterien eingereicht und einen Tag später war schon das Pfand (7,50€) zurück auf dem Konto. Perfekt. Habe ich schon erwähnt, dass wir mit diesem Händler absolut zufrieden sind? Die haben sogar eine extra Seite auf der die Pfandrückgabe-Thematik genau beschrieben ist. Und die Batterie hat sogar am Ende weniger gekostet als bei AUTODOC. Merke: Immer vorher anständig recherchieren. Ja, es hinterlassen tendenziell eher die mit schlechten Erfahrungen eine Bewertung. Aber trotzdem lässt sich eine gewisse Tendenz erkennen.

Immerhin fällt unser Lehrgeld – wenn es mit der Rückerstattung keine Probleme gibt – mit 17€ relativ übersichtlich aus und es war vermutlich trotzdem günstiger als hätten wir sie in einem Baumarkt oder so gekauft. Und damit wäre mehr zu unserem Abenteuer “Autobatterie” gesagt als ihr vermutlich wissen wolltet :smile: . Bis Montag!

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