Sicarius

10-Minuten-Impuls, Tag 4

Die Liebe ist, per Definition, etwas Nebulöses, nicht Greifbares. Möglicherweise vergleichbar mit einem göttlichen Wesen. Während eine solche Existenz jedoch nicht nachweisbar ist, kann man die Liebe mitunter sogar auf den ersten Blick erkennen. Das widerspricht freilich der ursprünglichen Aussage, dass sie Nebulös und nicht greifbar wäre. Schließlich ist Liebe dann doch sogar wissenschaftlich belegbar. Das Herzklopfen, die Schmetterlinge im Bauch und eine Veränderung im Hormonhaushalt – es gibt so einige eindeutig messbare Faktoren, um eine verliebte Person zu identifizieren.

Und selbst ohne die ganzen Messinstrumente ist sie für Laien mitunter sehr offensichtlich erkennbar. Nichtsdestotrotz: Liebe nachzuweisen ist eine Sache. Sie zu verstehen und vor allem in sich selbst zu erkennen, ist noch einmal eine ganz andere Herausforderung. Liebe macht schließlich nicht nur blind gegenüber anderen Dingen. Sie ist auch sehr gut darin sich selbst zu verstecken. Wobei im Extremfall es nicht die Schuld der Liebe ist. Manchmal entscheidet unser Unterbewusstsein, dass es die Liebe gerade gar nicht gebrauchen kann und verheimlicht sie vor uns. Immer mit der Absicht uns zu schützen. Aber ob das wirklich jedes Mal die richtige Entscheidung war? Das werden wir wohl nie erfahren.

(handschriftlich verfasst im Rahmen des Bildungsurlaubs Autobiografisches Gestalten und Schreiben)

„Ich kann dich das nicht tun lassen!“, sagt Helmut mit Nachdruck.

„Warum nicht? Sowas haben wir doch schon öfters gemacht?“ entgegnet Harald voller Unverständnis.

„Ich habe absolut kein Vertrauen mehr in dich. Jedes Mal, wenn ich dir die Zügel in die Hand gegeben habe, sind wir gescheitert und wer musste den Karren aus dem Dreck ziehen? Ich! Also setz dich auf deinen fetten Hintern und lass die Profis ran!“

„Das stimmt do…“ versucht Harald einzuwerfen, wird von Helmut aber rüde unterbrochen.

„London, Singapore, Waldbüttel – klingelts da bei dir?! Alles bis auf Kleinste durchgeplante Operationen und dank dir am Ende nur ein brennender Scheiterhaufen! Da brauchst du gar nicht erst versuchen dich zu rechtfertigen!“

Mit hochrotem Kopf starrt Helmut Harald an. Seine Blicke sind wie Dolchstöße, die ihn versuchen mit einer solchen barbarischen Wildheit zu durchbohren, wie sie Harald noch nie zuvor gesehen und gespürt hat. Aber Helmut tat ihm Unrecht. Harald muss nur irgendwie zu ihm durchdringen.

Er geht einen Schritt auf Helmut zu, legt seine Hand auf Helmuts rechte Schulter und blickt ihm tief in die Augen als er sagt: „Das waren alles deine Fehler, Helmut. Erinnerst du dich nicht mehr? Deswegen hat die Agentur doch mich an deine Seite gestellt!“

(handschriftlich verfasst im Rahmen des Bildungsurlaubs Autobiografisches Gestalten und Schreiben)

Es ist ja nicht so, als wäre es nicht von Anfang an klar gewesen, dass die Situation so eintreten würde, wie sie dann schlussendlich eingetreten ist. Schließlich hatten alle Beteiligten im Vorfeld Monate damit verbracht ausführlich den Plan zu schmieden. Zeichnungen waren angefertigt worden, deren Detailgrad jeden Stararchitekten vor Neid erblassen lassen würden. Die Berechnungen entsprachen einer Qualität höchster mathematischer Exzellenz. Und die Einsatzmittel waren speziell nur für diesen Augenblick von absoluten Meistern ihres Fachs angefertigt worden.

Egal ob es der Edelhanf aus der abgelegensten Ecke der mongolischen Steppe war oder das frische Croissant vom Bäcker die Straße runter – es waren keine Kosten und Mühen gescheut worden, um sicherzustellen, dass alles perfekt sein würde und der Plan vollumfänglich und ohne irgendeine Abweichung umgesetzt werden würde.

Und, lieber Leser, was soll ich sagen? Es kam am Ende wie es kommen musste! Die Ausführung gelang, jede Einzelheit und Eventualität war bedacht worden und der Einsatz somit am Ende ein voller Erfolg.

(handschriftlich verfasst im Rahmen des Bildungsurlaubs Autobiografisches Gestalten und Schreiben)

Die Luft in der Gasse brannte. Aufgeheizt durch die unerbittlich heißen Strahlen der Mittagssonne. Bewegungslos eingepfercht durch die Backsteinhäuser, welche die Straße beidseitig, Mauer an Mauer zierten.

Jonas war, als würde er gegen eine Wand aus Feuer stoßen als er in die Nebenstraße einbog. Es fühlte sich an, als würde er ersticken. Jeder Atemzug brachte die heiße Glut in seine Lungen. Doch es half nichts – sein Ziel lag auf der anderen Seite des Hochofens namens Ehrmanngasse. Keuchend windete er sich aus seinem Stillstand und begann die Straße entlang zu gehen. Das Pflaster brannte unter seinen Sohlen während die Häuser drohend auf ihn hinab blickten und ihrerseits ihre Hitze auf ihn schleuderten.

Über allem hing die alles vernichtende Sonne am „strahlend“ blauen Himmel, wie die Bewohner Eisenstadts es immer mit einer großen Portion Sarkasmus in der Stimme sagten.

(handschriftlich verfasst im Rahmen des Bildungsurlaubs Autobiografisches Gestalten und Schreiben)

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