Review
X-Com oder Ufo: Enemy Unknown wie der erste Teil der Serie noch hieß, galt als Garant für anspruchsvolle Rundentaktik alla Jagged Alliance. Aber wie es bei jeder erfolgreichen Spieleserie ist, versucht man auch durch Verwurstung in anderen Genre noch, den ein oder anderen Dollar zu machen. Dass diese Spiele dann nicht unbedingt mehr viel mit dem Original gemeinsam haben, dürfte bekannt sein. Sie müssen deshalb aber auch nicht immer gleich schlecht sein. X-Com Enforcer ist eines dieser positiven Beispiele.
Billisch
X-Com Enforcer ist momentan noch im Rahmen der Atari Classics-Serie zusammen mit der sehr guten Raumschiffsimulation Independance War 2: Edge of Chaos für schlappe 10€ zu haben.
Aber worum geht es eigentlich?
Außerirdische sind schuld. Wer auch sonst. Die Welt wird angegriffen. Niemand ist in der Lage, etwas dagegen zu tun. Niemand? Nein, in einem Geheimlabor erschafft ein genialer Professor einen Krampfroboter. Den Enforcer. Eigentlich sollten noch weitere folgen. Aber das Labor wird plötzlich von den Aliens angegriffen. Und so muss der Enforcer eben alleine gegen die Übermacht losziehen. Natürlich kein Problem für ihn.
Starkes Rückrat
Der Enforcer wird aus der Verfolgerperspektive gesteuert, weshalb man zu Beginn auch die Auswahl zwischen mehreren Skins für ihn hat. Er muss im Prinzip einfach nur alles Niederballern was vor seine Flinte kommt. Am Anfang sind es nur langweilige, graue Aliens, aber bis zum Spielende gesellen sich neben diversen anderen Alienarten noch riesengroße und sehr gefährliche Monster dazu, die dem Enforcer schon nach zwei Treffern das Leben nehmen. Zu Beginn steht dem Enforcer nur eine billige Laserpistole zur Verfügung, in jedem Level findet man jedoch eine orangefarbene Leuchtkugel, die eine weitere Waffe freischaltet - gegen Credits. Credits verdient man sich zum einen durch das Abschießen von Gegnern. Die erwähnten grauen Aliens hinterlassen nur einen Credit während die stärkeren Ausführungen auch schon einmal einen Hunderter hinterlassen. Auch aus zerstörbaren Objekten sprudeln Credits. Man sollte sich allerdings immer beeilen sie einzusammeln, da sie nur eine kurze Zeit liegen bleiben.
Die Credits können vor dem nächsten Level in neue Waffen und Power-Ups oder in Upgrades investiert werden. Die Waffen und Power-Ups beamt der Professor in unregelmäßigen Abständen in den jeweiligen Level um den Enforcer herum. Dieser kann aber immer nur eine Waffe zur gleichen Zeit haben und muss deshalb abwägen, welche ihm momentan den größten Nutzen bringt. Hier ist alles vertreten von Nahkampfwaffen wie der Shotgun über eine Art Abchussvorrichtung für Frisbeescheiben, die in einer der höheren Upgradestufen auch gleich Credits miteinsammelt, bis hin zu einer handfesten Railgun. Da immer zu wenig Credits auf dem Konto sind, muss man sich immer genau überlegen ob jetzt eine neue Waffe sinnvoll ist oder ob man lieber eine Bestehende aufrüstet. Bei den Power-Ups ist es genauso. Diese müssen auch erst freigeschaltet werden und dann kann man sie in mehreren Stufen aufrüsten. So wird z.B. die Dauer des Schnelligkeit-Upgrades erhöht. Um die Auswahl noch schwerer zu machen, dürfen zusätzlich noch Grundeigenschaften des Enforcers und der Objekte einer Verbesserung unterzogen werden. So erhöht man z.B. die maximale Lebensenergie oder sorgt dafür, dass die fallengelassenen Credits länger liegen bleiben.
Balla Balla
Das Spiel macht keinen Hehl daraus, dass es nur ein einfacher aber actionreicher Shooter ist. Deshalb fallen die Missionsziele auch eher abwechslungsarm aus. Meistens muss man nur alle Transporter, durch die sich die Aliens herbeamen, zerstören. Ab und an wollen auch Menschen beschützt oder gerettet werden. So ballert man sich durch die Levelabschnitte, mäht alles nieder was sich bewegt und wenn sich die Tür zum nächsten Abschnitt öffnet, fängt man wieder von vorne an. Zusätzlich sind allerdings noch in jedem Level die Buchstaben B-O-N-U-S und die bereits beschriebenen Kugeln um Waffen freizuschalten versteckt. Nach dem einsammeln aller 5 Buchstaben, wird ein Bonus-Level verfügbar, in dem man Credits-en-mas einsacken kann. In einem von diesen ist der Enforcer z.B, in einem abgegrenzten Boxring und immer mehr Gegner materialisieren sich darin. Man hat nun 2 Minuten Zeit so viele zu töten wie möglich und gleichzeitig die Credits einzusammeln.
Um doch etwas Abwechslung zu bringen, spielen die unzähligen Levels in verschiedenen Umgebungen. Man kämpft sich über eine Autobahn, reist durch eine Einkaufsmeile, schleicht durch Häuserschluchten und muss sogar auf und unter einem Friedhof die Aliens zurechtweisen. Hauptmotivator ist natürlich immer das Finden der Bonusobjekte. Diese sind auch oft nicht einfach zu erreichen, obwohl man sie genau sieht. Da muss schon mal die ein oder andere Sprungeinlage gebracht werden. Es gibt allerdings auch Level, in denen ist es unmöglich das B-O-N-U-S zu vervollständigen, wenn z.B. nicht schon eine bestimmte Upgrade-Stufe der Sprungeigenschaften des Enforcers eingekauft wurde. Dies versetzt dem ganzen doch einen kleinen Dämpfer.
Alt
In technischer Hinsicht hat X-Com Enforcer, aufgrund seines Alters, nicht mehr viel zu bieten. Es basiert auf der Unreal Tournament-Engine und hat dementsprechend schon einige Jahre auf dem Buckel. Die Level und Gegner sind kantig und detailarm. Und auch die Effekte sind heute nur noch ein müdes Lächeln wert. Soundtechnisch sind die treibende Musik und die Anweisungen des Professors dominant. Von den Explosionen oder Schüssen, die man abgibt, bekommt man nicht viel mit.
Als Schmankerl bietet X-Com Enforcer auch noch einen Multiplayer-Modus für bis zu 16 Spieler über LAN oder Internet. Entweder messen sich die Spieler im Deathmatch und zeigen dem Gegenüber wie man mit einem Enforcer umgeht oder man tritt im Coop-Modus gemeinsam den Aliens in den Arsch. Die aus Unreal Tournament bekannten "Mutators" stehen auch hier zur Verfügung. Einem One-on-One nur mit der Railgun steht also auch nichts im Wege.
Fazit
X-Com Enforcer hat mit dem X-Com-Universum eigentlich überhaupt nichts zu tun. Außer den normalen Aliens und den Schlangenaliens wird man nichts Bekanntes aus den vorherigen Spielen entdecken. Kenner der Serie werden somit erstmal enttäuscht sein. Als eigenständiges und schnelles Actionspektakel für Zwischendurch, funktioniert X-Com Enforcer aber auf jeden Fall, schon allein des Coop-Modus wegen. Aber auch für Einzelspieler ist genug Umfang vorhanden, um sie einige Zeit bei der Stange zu halten und eine Herausforderung zu bieten. Natürlich kann die Technik heute nicht mehr begeistert aber wenn man es für 10€ zusammen mit dem erstklassigen Raumer I-War 2 bekommt, sollte man nicht nein sagen und dem Spiel seine verdiente Chance geben. [CH]
(Veröffentlicht am 24.07.2006)