Sicarius

Noch eine interessante Begegnung

Das besagte T-Shirt

Der Zuwachs ist zwar nicht mehr so groß aufgrund meines Verzichts auf den Kauf der dicken Collector’s Editions, aber mein Schrank ist trotz intensivem Ausmisten vor ein paar Jahren immer noch gut gefüllt mit Gaming-T-Shirts. Ab und zu kommt aufgrund einer Crowdfunding-Kampagne sogar noch eins dazu. Entsprechend häufig bin ich bei entsprechenden Wetterverhältnissen mit einem draußen anzutreffen. Darauf angesprochen wurde ich aber bislang erst zwei Mal im Leben. Einmal vor mittlerweile elf Jahren während meiner Kur… äh Reha-Aufenthalts. Und das zweite Mal heute bei tegut an der Kasse :smile: .

Surrealität an der Kasse

Ich trage zum Verfassungszeitpunkt das Backer-T-Shirt von Psychonauts 2 mit dem markanten Gehirn auf der Vorderseite. Der junge Kassierer meinte entsprechend zu mir “Das Logo kommt mir bekannt vor”. Hilfreich wie immer antwortete ich, dass es sich um Psychonauts handelt. Lustigerweise folgte, wie damals auf Föhr bei Duke Nukem, als nächstes die Frage, ob ich den aktuellen Titel der Serie gespielt hätte. Meine Antwort war etwas dämlich (bin echt nicht der Menschen-Typ) mit einem “Klar, das ist doch das Backer-T-Shirt” – als wäre jedem auf diesem Planeten auch nur ansatzweise klar was diese Worte bedeuten… Aber gut, lässt sich jetzt nicht mehr ändern.

Er fragte dann noch ob, wie ich Teil 2 fand und ich habe ihm die Ultra-Kurzzusammenfassung gegeben in Form von “Nicht so gut wie Teil 1 aber grundsätzlich super”. War scheinbar nicht die Aussage, die er erwartet hatte, weil er mit einem “aber die Grafik ist doch bestimmt viel besser” konterte. Keine Ahnung, was er damit meinte und ob er Teil 2 selbst bereits gespielt hat. Die Interaktion war zu kurz für Details. Wir waren schließlich an der Kasse eines Supermarkts. Nicht grad der beste Ort für eine tiefgreifende Diskussion, wenn man nicht die Wut seiner Mitmenschen auf sich ziehen möchte.

Dass ich dieses Erlebnis niederschreibe, zeigt aber schon, dass ich es wieder amüsant/interessant fand angesprochen zu werden. Gleichzeitig hat es mir erneut gezeigt, dass ich bei dieser spontanen Form von zwischenmenschlicher Interaktion absolut nicht funktioniere. Zumindest vermute ich, dass ich bei ihm keinen sonderlich netten Eindruck hinterlassen habe. Ob ich das in meinem Leben noch mal besser hinkriege? Schauen wir mal :wink: .

Star Trek: Picard (Paramount-Promoposter)

Der Hype um die 3. Staffel von Star Trek: Picard* mit der Rückkehr vieler bekannter Gesichter (und einem noch bekannterem Raumschiff) auf den Fernsehbildschirm hat zugebenermaßen auch mich mitgerissen und das Trek-Fieber in mir neu entfacht. Tatsächlich habe ich nämlich abseits des einen oder anderen Ausschnitts bislang keine einzige der neueren Serien gesehen (also alles ab Star Trek: Discovery*). Keine Ahnung warum. Hat mich einfach nicht mehr so richtig interessiert abseits von “schau ich mir irgendwann mal an, wenn alle Staffeln auf Blu-ray verfügbar sind”. Möglicherweise war ich von den J. J. Abrams-Filmen* massiv desillusioniert oder (wahrscheinlicher) meine Interessen mittlerweile woanders.

Komplett das Gegenteil quasi zu 2001-2005 bei Star Trek: Enterprise*, wo ich – natürlich auf völlig legale Art und Weise *hust* – die neuen Folgen direkt am Veröffentlichungstag im amerikanischen Fernsehen verschlungen und sogar das ein oder andere Review dazu im mittlerweile nicht mehr existenten Forum von AreaDVD gepostet hatte. Ja, es gibt tatsächlich Inhalte von mir, die ihren Weg nie auf diese Webseite geschafft haben. Im Nachhinein betrachtet ein wenig schade. Allerdings bezweifle ich, dass meine Reviews sonderlich tiefgreifend waren :smile: . Während der Vor-Produktion der Serie habe ich damals sogar auf unserem alten Nadeldrucker die neusten Neuigkeiten ausgedruckt und Maverick zum Lesen in die Schule mitgebracht. Ja, wir waren damals noch richtig heiß auf eine neue Serie. Und ich finde es auch heute noch eine Sauerei, dass sie keine fünfte Staffel bekam (ab Staffel 3 war eine super Entwicklung erkennbar) und mit der finalen Folge sogar zusätzlich noch ihr Erbe mit Füßen getreten wurde. Aber gut, das ist ein Thema für einen anderen Eintrag.

Wissenslücken

Meine aktuelle Sammlung an Star-Trek-Serien und -Filmen

Den neuen Kram kenne ich also nicht. Tatsächlich fehlt mir aber selbst in Bezug auf das Original immer noch ein bisschen Basiswissen. So habe ich zwar damals (erschienen ab 2002) einen Haufen Geld (jeweils 100 EUR pro Staffel!) für die Star-Trek-DVD-Boxen ausgegeben aber tatsächlich nicht alles geschaut. Die Vorstellung mir Spocks Gehirn antun zu müssen, hat mich so traumatisiert, dass ich die komplette dritte Staffel von Raumschiff Enterprise* damals einfach übersprungen habe. Und auch die Zeichentrickserie, Die Enterprise*, steht noch ungeschaut im Regal. Lysanda hingegen kennt hauptsächlich Star Trek: Raumschiff Voyager* und ist entsprechend Janeway-Fan. Darüber hinaus ist ihr Wissen in Bezug auf die unendlichen Weiten des Weltraums jedoch nicht so detailliert.

Perfekte Voraussetzung also für den ultimativen Star Trek-Marathon in der Casa Lysanda. Die Rahmenbedingungen? Alle (abgeschlossenen) Serien und Filme in Ausstrahlungsreihenfolge mit deutscher Tonspur und im Falle von Star Trek: The Original Series* und Star Trek: The Next Generation* die HD-Remastered-Fassungen u.a. mit überarbeiteten Spezialeffekten. Nein, ich habe nicht genau ausgerechnet wie lange das dauern wird. Aber allein die Original-Serie umfasst fast drei Tage reine Laufzeit, nur damit ihr eine grobe Vorstellung bekommt. Klingt in der heutigen Zeit des Bingewatchings nach nicht viel, ich rechne aber trotzdem nicht damit, dass wir bis Jahresende mit allem fertig werden :smile: .

Die erste Staffel

(Cover)

Mittlerweile sind wir fast am Ende (noch drei Folgen) der ersten Staffel von Star Trek: The Original Series angekommen. Erste Erkenntnis: 19 Jahre später kann ich mich an fast keine Folge mehr erinnern. Nur hier und da Bruchstücke wie Kirks (unfreiwillig komischer) Kampf mit dem Gorn, das erste Auftauchen der Romulaner (wie dämlich sie um das Steuerpult rumstehen…), der Ursprung von Khan Noonien Singh und die Doppelfolge in der der ursprüngliche Pilotfilm verwurstet wurde. Aber ansonsten herrscht tatsächlich ziemliche Leere in meinem Kopf was die Serie angeht. Liegt vermutlich auch mit daran, dass viele der Folgen echt vergesslich und teilweise sogar ziemlich dämlich sind. Selbst, wenn man die durcheinander gewürfelte Ausstrahlungsreihenfolge mit in Betracht zieht (Folge 1 hat eigentlich Produktionsnummer 5), passt vieles echt überhaupt nicht zusammen bzw. ist total unlogisch. Bevor ich aber dazu komme, ein paar Worte zur Technik:

Auf der Blu-ray sind sowohl die restaurierten Originalfolgen, die ich bereits von der DVD-Veröffentlichung kenne, als auch die neuen Fassungen mit den überarbeiteten Spezialeffekten. Man kann sogar wie in so manchem Videospiel-Remaster per Knopfdruck zwischen beiden Spuren nahtlos wechseln. Sehr coole Sache – die man einmal macht und dann nie wieder, denn die überarbeitete Fassung ist ganz klar die bessere. Zwar sieht man den Raumschiffen mehr als deutlich an, dass sie aus dem Computer stammen (es fehlt der Detailgrad und die Licht/Schatteneffekte einer Enterprise E). Aber das fällt einem nur so lange auf bis man sich nochmal ins Gedächtnis ruft, wie scheiße eigentlich die Modelle im Original aussahen :smile: . Alles andere fügt sich wirklich nahtlos in das vorhandene und gestochen scharfe Filmmaterial ein. Es gibt auch keine Diskrepanz zwischen den Detailgrad z.B. eines Planeten auf dem Computerbildschirm und der “Buntes Pappmaché”-Realität auf dem Boden. Es fühlt sich stattdessen stimmig an und verbessert insgesamt das Serien-Erlebnis sogar.

Deutsche Stimmen

Star Trek: The Original Series (Paramount-Promobild)

Wir schauen die Folgen auf Deutsch, weil Lysandas Englisch nicht so gut ist. Definitiv eine neue Erfahrung für mich. Bislang kannte ich in der Hinsicht höchstens ein paar Ausschnitte – zum Glück, muss ich leider sagen. Die deutsche Synchronisation ist… nun, sie haben sich Mühe gegeben könnte man sagen. Man gewöhnt sich dran, dass Bones auf Deutsch “Pille” gerufen wird, mehr Stille herrscht (Hintergrundgeräusche werden gerne während den Dialogen komplett ausgeblendet) und die Emotionen mitunter nicht ganz so passen (William Shatners Kirk war halt sehr überdreht – das hat der dt. Synchronsprecher nicht wirklich übernommen). Was aber definitiv auffällt ist, dass selbst innerhalb einer Folge mitunter der Synchronsprecher wechselt.

Zum Hintergrund: Bei den Erstausstrahlungen im ZDF und auf SAT.1 liefen gekürzte Fassungen. Für die DVD-Veröffentlichung (bzw. teilweise schon für die VHS-Fassung) hat man diesen Fehler damals (erfreulicherweise) korrigiert, die ganzen Folgen draufgepackt und eine Neusynchronisation vorgenommen – allerdings nur von den fehlenden Szenen. Und da der ein oder andere Synchronsprecher nicht mehr am Leben war, musste man auf “ähnlich klingende” Personen ausweichen. Die machen zwar grundsätzlich einen echt guten Job, aber es fällt doch extrem auf. Hätte man die komplette Folge neu synchronisiert wäre es sicherlich okay gewesen. Aber wenn plötzlich zwischen einer Szene und der nächsten ein Wechsel stattfindet, reagiert unser Gehirn da doch sehr stark drauf. Und keine Ahnung, was bei Falsche Paradiese passiert ist, aber die Audiospur passte so überhaupt nicht mit der Videospur zusammen…

Ein Erzähldesaster

Vor- und Nachteil die Serie zusammen mit Lysanda zu schauen ist, dass sie den Blödsinn laut ausspricht, den sie auf dem Bildschirm sieht :smile: . Und ja, Star Trek: The Original Series hat echt viele Probleme – selbst wenn man nicht ganz so genau hinschaut. Ein Punkt, den Lysanda als Arbeitsstress-Coach besonders stört, ist beispielsweise das “freundliche Geplänkel” zwischen Bone…Pille, Kirk und Mr. Spock, was faktisch häufig einfach nur Mobbing von Mr. Spock ist. “Haha, er hat keine Emotionen und ist so logisch, haha”… Da kommt einem das 23. Jahrhundert gleich nicht mehr ganz so fortschrittlich vor. Wie Frauen in der Serie behandelt werden – trotz so bahnbrechenden Rollen wie Lt. Uhura -…, nun es waren halt die 60iger. Es ist aber schon zum Totlachen, wenn das “Liebesthema” eingespielt wird, nur weil plötzlich ein „Weibchen“ die Szene betritt und sofort einer der Hauptcharaktere nur noch mit der Hose denkt. Und dann noch diese komische Nahansicht mit den ausgeleuchteten Augen. Da darf man echt nicht länger drüber nachdenken, was das eigentlich für ein totaler Blödsinn ist. Und so sehr immer über die armen “Red Shirts” gelacht wird: Wie viele Todesfälle hätten vermieden werden können, wenn Kirk ein gescheites Kommando geführt hätte? Stattdessen werden fröhlich Gruppen aufgeteilt und Leute einzeln losgeschickt (O-Ton Lysanda: “Schon im Kindergarten lernt man zu zweit unterwegs zu sein und aufeinander aufzupassen!”) sowie Autoritäten untergraben und Befehle ignoriert/nicht ausgeführt. Es scheint überhaupt keine richtige Kommandostruktur zu existieren. Und warum steht Pille eigentlich ständig auf der Brücke rum? Was hat der als Arzt da verloren? Hat er auf einem Schiff mit 400 Mann Besatzung nichts zu tun? Sowieso: Warum können so viele Besucher einfach auf die Brücke stapfen und rumnerven? Und wieso gibt man unbekannten Leuten uneingeschränkten Zugriff auf die Schiffsdatenbank und das gesamte Schiff?

Star Trek: The Original Series (Paramount-Promobild)

Dann noch die ganzen Logikfehler. Wie viele Folgen funktionieren nur, weil der Drehbuchautor entweder grundsätzlich vergessen hat, dass es ein Raumschiff im 23. Jahrhundert ist oder sogar Funktionen in früheren Folgen bereits genutzt wurden. So wird bei Star Trek: Voyager ja gerne drüber gescherzt wie viele Shuttles sie im Laufe der Serie verbraten, weil der Teleporter nicht funktioniert. Im Original haben sie hingegen die meiste Zeit komplett vergessen, dass sie überhaupt zwei Shuttles an Bord haben. Geht der Transporter nicht, sterben also gleich mal wieder ein paar Mannschaftmitglieder obwohl man sie einfach abholen könnte. Kirk unter Anklage konnte hingegen nur stattfinden, weil es scheinbar auf so einem hochmodernen Schiff keine internen Sensoren gibt? Und dann die Auflösung mit dem bekloppten “wir hören die Herzschläge aller Personen auf dem Schiff”. Für was braucht man so eine Funktion auf einem Raumschiff?! Und nur dank eines Schachspiels findet man heraus, dass der Computer umprogrammiert wurde? Das Geld für Wartungsklappen war ebenfalls nicht im Budget. Stattdessen muss man ewig lange die Wand aufschweißen.

Selbst der Aufbau der Enterprise an sich ist nicht konsequent. Gefühlt ist der Maschinenraum in jeder Folge anders – je nachdem, wie viel Platz man gerade braucht. Und einmal muss eine ganze Mannschaft beteiligt werden, um die Phaser abzuschießen und ein anderes Mal kann es Sulu per Knopfdruck. Entfernung sind ebenfalls eher Richtlinien als festgelegt. In einer Folge sind sie innerhalb von Sekunden im Maschinenraum, mal dauert es eine halbe Ewigkeit – halt gerade so, wie es die Geschichte verlangt.

Ja, Star Trek: The Original Series ist teilweise echt schwer zu ertragen. Und das weniger, weil es eine SciFi-Serie aus den 60igern mit kleinem Budget ist. Sondern eher, weil man beim Einschalten seines Gehirns selbst in den richtig guten Folgen sehr viele Ungereimtheiten feststellt. Man könnte natürlich auch sagen, dass es einen Teil des Charmes der Serie ausmacht. Aber das ist nur eine faule Ausrede. Man darf leider schlicht und einfach nicht zu viel drüber nachdenken. Immerhin haben Lysanda und ich so immer Gesprächsstoff während und nach jeder Folge. Unterm Strich also ein guter Start in unseren Marathon. :smile:

Sicarius

Tales from the Boringlands

Sam & Max Save the World (Herstellerbild)

Die Jungs und Mädels von Telltale Games haben während ihrer Zeit (2004-2018) einen ganzen Haufen Spiele veröffentlicht (was ihnen wohl zum Verhängnis wurde – hatten zu viel gleichzeitig auf der Platte). Anfangs seichte Point ‘n’ Click-Adventure wie die Sam & Max*-Spiele (2006-2010), später faktisch nur noch leicht interaktive Filme, die einem Entscheidungsfreiheit vorgaukelten wie Game of Thrones. Und ja, ich weiß, dass ich mir mit dieser Aussage gerade das halbe Internet auf den Hals gehetzt habe, schließlich sind genau diese Werke die beliebtesten der Kalifornier. Alle gemein hatten sie, dass sie auf mehr oder weniger bekannten Lizenzen wie Strong Bad, Jurassic Park oder The Walking Dead basierten und in Episoden aufgeteilt waren. Wobei gegen Ende der Lebenszeit von Telltale Game meist alle Episoden einer Staffel auf einmal veröffentlicht wurden. Der zeitversetzte Ansatz war wohl doch nicht so erfolgreich. Und Episoden-Titel an sich sind mittlerweile ebenfalls nicht mehr wirklich “Hip” – wenn sie es überhaupt jemals wirklich waren.

Meine persönliche Begeisterung über die Werke hielt sich damals in Grenzen und ich bin entsprechend früh ausgestiegen. Die drei Staffeln Sam & Max waren ganz nett (und eben noch mehr Adventure als interaktiver Film). Hauptsächlich aber, weil es endlich wieder neues Sam & Max-Futter war und Erfinder Steve Purcell mit im Boot saß – entsprechend konnte das fehlende “Spiel” im Spiel wenigstens durch den Humor ausgeglichen werden. Aber ihre wohl bekannteste und mehrfach ausgezeichnete Serie The Walking Dead? Ich glaub’, ich hab’ grad so die erste Episode von Staffel 1 geschafft, bevor ich es wieder weggelegt habe. Hat bei mir einfach kein “Klick” gemacht. Zu blöd war mir die Geschichte und zu sehr hat mir die veraltete Technik die Immersion zerstört. Und genau so geht es mir aktuell mit einem ihrer anderen Werke:

(Cover)

Tales from the Borderlands* (2014-2015; PC, PS3, PS4, X360, XONE, Mac, iOS, Android, NSWI) – Unterteilt in fünf Episoden, folgt die Serie den Abenteuern des Hyperion-Angestellten Rhys und einer pandorianischen Betrügerin namens Fiona. Durch diverse Umstände zu einem unfreiwilligen Team geworden, stoßen sie zusammen mit ihren Freunden auf Hinweise zum sagenumwobenen “Vault of the Traveler” und wollen ihn (selbstverständlich) finden und seine (vermeintlichen) Schätze haben. Angesiedelt einige Zeit nach dem Ende von Borderlands 2*, trefft ihr dabei auf den einen oder anderen bekannten Charakter der Serie und besucht ein paar Orte, die Spielern ebenfalls bekannt sein dürften. Insgesamt erwartet euch aber eine komplett neue Geschichte im Borderlands-Universum – die allerdings offiziell Kanon ist, womit sich der Grund erklärt, weshalb ich mich plötzlich dazu entschieden habe den Titel zu spielen: Ich möchte nämlich endlich Borderlands 2 hinter mir lassen.

Bin aktuell bei 62 Stunden Spielzeit – vermutlich hatte ich schon nach 30 eigentlich keinen Bock mehr. Hauptgrund ist der Schwierigkeitsgrad. Warum verdammt noch mal kann ich den nicht während eines Durchgangs erhöhen und müsste stattdessen nochmal von vorne anfangen?! Entsprechend ist die Herausforderung schon seit längerer Zeit kleiner gleich 0, da ich hoffnungslos überlevelt bin.

Egal, zurück zu Tales from the Borderlands: Der finale DLC für Borderlands 2, Commander Lilith & the Fight for Sanctuary, bereitet nicht nur die Ereignisse in Borderlands 3* vor. Er spielt auch nach Tales from the Borderlands und führt Charaktere daraus in die Hauptgeschichte ein. Das könnte mir freilich alles total egal sein. Aber ihr kennt mich doch. Ich muss alles in der richtigen Reihenfolge erleben. Ich kann doch nicht Command & Conquer 4: Tiberian Twilight* spielen, bevor ich die vorherigen Teile der Tiberium-Saga durchgespielt habe! Bitte? Genau das habe ich gemacht?! Okay, schlechtes Beispiel… aber es ist auf jeden Fall der Grund, warum ich den Epic Games Launcher aktuell starte und Tales from the Borderlands “spiele”. Ja, ich habe es dort bei irgendeinem Sale mal gekauft. Kommt vor :smile: .

Meh

Tales from the Borderlands (Herstellerbild)

Optisch fügt sich das Spiel nahtlos in die Welt von Borderlands ein, wenngleich es trotz Cel-Shading-Optik gefühlt nicht ganz so detailliert ist wie das große Vorbild. Und auch die Geschichte an sich von einem geplatzten Deal um einen Vault-Schlüssel bis hin zum Rennen um einen Vault ist nicht wirklich weit hergeholt und passt zum Rest. Wie von Telltale-Spielen wohnt, schaut ihr die meiste Zeit einfach nur zu und wartet auf das nächste Quick-Time-Event in dem ihr entweder einen Button drücken oder eine Dialogzeile auswählen müsst. Nur ab und zu dürft ihr euch beschränkt durch die Szene bewegen und mit Sachen interagieren. Je nach Situation gibt es “falsche” Entscheidungen, die tatsächlich zu einem Game Over führen, die meiste Zeit geht es aber einfach weiter – oft mit dem dämlichen “Charakter X wird sich daran erinnern” am Bildschirmrand. Im Ergebnis ändert sich entsprechend eurer Auswahl mal eine Dialogzeile, mal eine Zwischensequenz und ja, auch die ein oder andere Szene (Charakter A ist da oder nicht und entsprechend läuft die Sache ein wenig anders) sowie erwartungsgemäß ein bisschen das Ende. Aber trotz dieser Punkte: Im Großen und Ganzen hat euer Tastendruck keine wirkliche Bedeutung und wird an ein paar Stellen im Spiel schlimmstenfalls sogar von den Autoren einfach überschrieben. Den Großteil der Erzählung erlebt ihr nämlich als Rückblende. Entsprechend werdet ihr einfach korrigiert, wenn etwas nicht passt und zurück auf die Schienen gesetzt. Klang auf dem Papier sicherlich ganz lustig – schließlich sind Rhys und Fiona ja das typische “wir können uns nicht ausstehen, mögen uns aber am Ende doch irgendwie”-Duo. Aber wenn es mehrfach passiert, dann ist das nur noch dämlich.

Mein Hauptproblem mit dem Spiel ist jedoch ein anderes und zwar wie schon damals bei Jurassic Park – The Game das Pacing. Viele Szenen sind langatmig, die (aus meiner Sicht) unlustigen Dialoge lassen sich nicht beschleunigen und die Speicherpunkte liegen teils abartig weit auseinander. Definitiv das Spiel nur schließen, wenn ihr gerade das “Speichern”-Symbol gesehen habt, sonst müsst ihr mitunter die letzten 10 Minuten nochmal anschauen… Und dann wäre da noch die völlig veraltete Technik (die Engine war zu dem Zeitpunkt bereits 10 Jahre alt), die mit unsauberen und steifen Animationen und aussetzendem Sound glänzt. An allen Ecken und Enden wird deutlich, dass die Entwickler eigentlich mehr wollten aber es schlicht nicht konnten. Das Ergebnis wirkt im besten Fall unfreiwillig komisch und ist im schlechtesten Fall einfach nur nervtötend eben, weil Animationen nicht zum Text passen oder unrealistisch langsam/abgehackt ablaufen und Charaktere komisch kantig/leblos aussehen. Das verdirbt einem definitiv die Laune.

Fazit

Tales from the Borderlands (Herstellerbild)

Ich werde mir pflichtschuldig die letzte Episode noch antun aber mit Spaß hat das rund zehnstündige Abenteuer meiner Meinung nach nicht viel am Hut. Statt mich darüber zu freuen, dass ich ab und zu Entscheidungen treffen darf, die die weitere Geschichte (ein bisschen) beeinflussen und nicht einfach nur passiv eine Serie anschaue, wünsche ich mir die ganze Zeit genau das: Lass mich einfach in Ruhe die Geschichte erleben. Ich will keine blöden QTEs, kein sinnloses Rumgelaufe in seelenlosen Umgebungen, keine blöde Dialogauswahl ohne echten Mehrwert. Den Inhalt der fünf Episoden als zweistündigen Anime-Film wäre aus meiner Sicht besser gewesen.

Nein, ich kann die Begeisterung für die interaktiven Filme von Telltale Games selbst 12 Jahre später (Ende 2010 erschien Back to the Future: The Game) nicht nachvollziehen. Aber fairerweise muss ich natürlich sagen, dass ich sie zwar alle im Regal aber noch nicht alle gespielt habe. Vielleicht ist ja doch noch einer dabei, bei dem es bei mir endlich Klick macht. Bin ja nicht grundsätzlich solchen Spielen gegenüber abgeneigt. Es haperte für mich im Fall von Telltale Games bislang nur an der Umsetzung. Und ja, unser Azzkickr wird mir an dieser Stelle sicherlich erneut The Wolf Among Us ans Herz legen. Schauen wir mal, wann ich dazu komme :smile: .

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