(Cover)

Die 4. Staffel* von Star Trek: Voyager wird allgemein als die beste der Serie angesehen. Und ja, wie man schon zwischen den Zeilen des letzten Eintrags herauslesen konnte, stimme ich dieser Ansicht grundsätzlich durchaus zu. Liegt es daran, dass sie tatsächlich irgendeins der Grundprobleme der Serie löst? Also vor allem die Punkte “fehlende Konsequenzen und “Zusammenhanglosigkeit”?

Die Antwort ist nicht so eindeutig. Denn ja, es gibt in der dieser Staffel mehr Zusammenhang als in allen vorherigen zusammen und die Grundsteine, die gegen Ende der 3. Staffel gelegt wurden, werden konsequent weiter ausgebaut. Der Resetknopf ist aber immer noch ein ständiger und ärgerlicher Begleiter, der mich hier umso schmerzlicher mit einem “verschenktes Potential” im Kopf zurücklässt. Von dem ein oder anderen charakterlichen Widerspruch, der dadurch entsteht, mal ganz abgesehen. Ein Punkt, der mir vor allem bei Tom Paris und Tuvok häufig auffällt. Keine Ahnung, ob die Autoren mit den beiden nichts anzufangen wussten oder es kein “so ist seine aktuelle Persönlichkeit”-Dossier gab.

Die Personalveränderung(en)

Dafür bekamen die Autoren im (äußerst gelungenen) Staffeleinstieg ein neues Spielzeug und nutzten dieses nicht nur in der vierten, sondern auch allen nachfolgenden Staffeln ausgiebig. Die Rede ist freilich von unserer aller Lieblings-Ex-Borg Seven of Nine. Wie schon Worf drüben bei Star Trek: Deep Space Nine, sollte sie frischen Wind in die Sache bringen und dank ihrer zwei besonders hervorstechenden Eigenschaften – wie Spock und Odo ein neutraler Blick auf die Menschheit und zusätzlich ein ehemaliger Todfeind als Teil der Crew – (was dachtet ihr denn?!) ein breiteres, männliches Publikum erfreuen. Mit Erfolg wohlgemerkt: Die Ratings in der der damals so wichtigen Gruppe der 16- bis 24-Jährigen gingen steil nach oben. Heute würden sie 7of9s Outfit vermutlich beinfrei und mit Ausschnitt machen… Zum Glück wussten die Autoren mit ihr wesentlich mehr anzufangen als sie nur als “Eyecandy” in jede Szene zu stellen. Sie und ihre fortlaufende Entwicklung, inklusive den dazugehörigen Konflikten mit der restlichen Crew, sind mit der größte Grund, warum Staffel 4 so viel besser anzusehen ist.

Wie bei Staffel 3 schon erwähnt, drehte sich aber auch das Personalkarussell im Hintergrund. Miterfinder und ehemaliger Showrunner (=Chef der Autoren) Michael Piller war schon damals gegangen und Jeri Taylor fuhr ihre Verantwortung in der 4. Staffel zurück, bevor sie die Crew dann endgültig verließ. Stattdessen durfte der Star-Trek-Veteran Brannon Braga ran und übernahm ab der 5. Staffel komplett die Zügel. Und ja, aus meiner Sicht hat er viel zur Qualitätssteigerung beigetragen. Bei den besten Folgen der 4. Staffel steht sein Name mit auf dem Drehbuch.

Star Trek: Voyager (Paramount-Promo-Bild)

Es gab allerdings gleichzeitig einen überraschenden Verlust: Bereits in der 2. Folge wurde Kes aus der Serie herausgeschrieben (abseits eines Gastauftritts in Staffel 6). So wenig die Dame auf der Voyager zu tun hatte, so überraschend kam dieser Ausstieg und so komisch ist er inszeniert. Über die realen Gründe gibt es komischerweise widersprüchliche Aussagen. Die eine Seite behauptet, dass sie Platz für 7of9 machen mussten und die Autoren eh nichts mit ihr anfangen konnten. Deshalb wurde sie rausgeschrieben und ihr Vertrag nicht verlängert. Andere Quellen sprechen davon, dass Schauspielerin Jennifer Lien unter persönlichen Problemen litt, die negativen Einfluss auf die Arbeiten am Set hatten. Da sie nicht drüber reden wollte und sich auch keine Hilfe suchte, wurde ihr Vertrag entsprechend widerwillig aufgelöst. Wir werden vermutlich nie erfahren, was tatsächlich passiert ist. Aber bei allen Problemen mit dem Charakter: Immerhin haben sie ihr irgendeine Art von Abschiedsfolge gegeben. Ist ihr Abschluss gelungen? Nein. Aber es ist zumindest halbwegs plausibel und baut auf der bisherigen, wenngleich wenigen Charakterentwicklung auf.

Äction

Was aber bei der 4. Staffel besonders (positiv) auffällt: Sie ist wesentlich action-reicher als die vorherigen Staffeln und scheinbar hatte man mittlerweile so viel Vertrauen in CGI bzw. es war mittlerweile billig genug, dass man es häufiger einsetzen konnte. Damit meine ich, dass man sehr viele Ansichten von außerhalb der Voyager zu sehen bekommt inkl. zahlreichen Raumschlachten und neuen Schiffstypen. Das gibt dem ganzen zum einen nochmal zusätzlich Tempo und zum anderen eben mehr den Eindruck, dass es in dieser Galaxie eben nicht nur 2-3 Völker gibt.

Aber auch innerhalb des Schiffs ist einiges los, wobei das klare Highlight die Doppelfolge Das Tötungsspiel ist. Wirklich schade, dass die Jäger-Rasse namens Hirogen abseits dieser kleinen Episodenreihe (beginnend mit dem ersten richtigen Kontakt zum Alpha-Quadranten in Flaschenpost) nicht noch häufiger genutzt wurden. Andererseits: Ihre Geschichte war erzählt und die Voyager wieder zurück auf ihrem Weg. Insofern war es nur konsequent hier aufzuhören und nicht erneut so einen Blödsinn daraus zu machen wie bei den Kazon, die gefühlt mehrere Millionen Lichtjahre die Voyager begleiteten.

So nah und doch so fern

Die andere Doppelfolge, Ein Jahr Hölle, ist hingegen grundsätzlich ebenfalls richtig gut gelungen. Endlich mal eine Zeitreisefolge, die das Format zum einen nutzt, um tatsächlich etwas zu sagen (die ganze Sache mit Annorax Verlust seiner Familie – fantastisch gespielt von Kurtwood Smith). Und zum anderen auch zeigt, wie eine andere Version der Serie hätte aussehen können. Eine, in der die Voyager eben nicht nach jeder Folge wieder auf Hochglanz poliert ist, sondern tatsächlich Konsequenzen vorhanden sind. Wie genial hätte es werden können, wenn sie dem Jahr der Hölle tatsächlich eine ganze Staffel gewidmet hätten? Ich darf gar nicht drüber nachdenken…

So gut die Folge allerdings ist, umso mehr schmerzen mich die Details. Da hatte man die geilste Idee aller Zeiten, veröffentlichte in der 3. Staffel mit Temporale Sprünge quasi einen vollen Spoiler auf die Ereignisse und dann… ja, nutzt man die Vorlage faktisch überhaupt nicht. Und jetzt kommt mir nicht mit Zeitsprüngen oder dem Einfluss des Krenim-Schiffs und seiner Zeitmanipulationen: Aus meiner Sicht sehen wir in Ein Jahr Hölle die gleiche Voyager und Crew, denen Kes alles erzählt hat. Ja, Kes war nicht mehr da, dafür 7of9. Aber die Zeitlinie wurde definitiv in der Zwischenzeit nicht so grundlegend geändert, dass sich plötzlich überhaupt keiner mehr daran erinnert. Und das ist schade. So eine geniale Ausgangssituation und dann wird sie überhaupt nicht genutzt. Heißt ja nicht, dass der Ausgang für die Voyager großartig anders hätte sein müssen (Annorax hatte ja immer noch sein Zeitschiff). Ein deutlicher Rückbezug zumindest beim ersten Aufeinandertreffen wäre aber trotzdem so viel cooler gewesen.

Weitere Highlights

Es gibt aber noch ein paar weitere Folgen der 4. Staffel, die ich kurz hervorheben möchte:

  • Star Trek: Voyager (Paramount-Promo-Bild)

    Der Zeitzeuge“Die Geschichte wird vom Gewinner geschrieben” in Reinform. Die Autoren zeigen sehr gelungen, wie schnell auf Basis einiger vermeintlichen Fakten ein völlig falsches Bild entstehen kann – selbst, wenn man gute Absichten verfolgt. Ein Problem, mit dem unsere Wissenschaft ebenfalls bis heute kämpft. Die Folge hat zwar eine riesige Logiklücke (der Doktor hat plötzlich ein vollständiges Backup?!). Aber Janeway als sadistische Chefin zu erleben entschädigt für dieses Detail :smile: .

  • Leben nach dem Tod – Neelix stirbt und wird dank 7of9s Nanobots wieder ins Leben zurückgeholt, was ihn in eine absolute Glaubenskrise stürzt. Schließlich war er ja tot und es ist nicht so gewesen, wie in den Erzählungen. Das stürzt ihn in eine (nachvollziehbare) Sinnkrise. Und so kitschig die Auflösung ist – so real dürfte sie tatsächlich sein.
  • Eine – Die perfekte Folge für 7of9. Noch kein Jahr aus dem Kollektiv heraus und sowieso schon unsicher was ihre Existenz als Individuum angeht, wird sie eine Situation gestürzt (völlige Isolation), die normale Menschen bereits nach wenigen Tagen den Verstand raubt. Was macht das erst mit jemandem, der sein ganzes Leben nur Stimmen im Kopf hatte?
  • Die Omega Direktive – Okay, die ganze Sache mit dem Omega-Molekül kommt völlig aus dem Nichts. Andererseits: Wer weiß welche gefährlichen Stoffe vor uns geheim gehalten werden. Eine wirklich starke Folge, in der vor allem Janeway glänzt.
  • Im Rückblick – Wie dermaßen gemein ist es dieser Geschichte keinen eindeutigen Abschluss zu geben? Das fand Lysanda mal wieder überhaupt nicht gut. War er es jetzt, oder nicht? Wir werden es nie erfahren. Aber es ist ein interessantes und vermutlich für so einige Menschen reales Dilemma in dem 7of9 und der Holodoc da stecken. Er ist sicherlich nicht der erste Arzt, der einem Patienten eine Krankheit einredet. Mal abgesehen von den ganzen Schnellschüssen, die bei vor allem dieser Art von Verbrechen gerne passieren und zu lebensvernichtenden Vorverurteilungen führen können.

Fazit

Zum Abschluss kann ich nur nochmal wiederholen: Die 4. Staffel von Star Trek: Voyager ist wirklich extrem gut gelungen. Wie immer gibt es Abzüge in der B-Note. Verpasste Chancen, zahlreiche Logiklücken und 2-3 etwas schwächere Episoden (Dämon z.B.). Aber insgesamt ist es eine durchweg unterhaltsame (nicht nur wegen des erhöhten Actionanteils) Staffel, die überaus erfolgreich ein neues Mitglied in die Crew integriert und… ja, es fast schon zum eigentlichen Star der Serie macht.
Schade, dass Staffel 5 (Spoiler) dieses neue Niveau nicht ganz halten kann. Aber dazu kommen wir logischerweise im nächsten Eintrag. Haben schließlich zum Verfassungszeitpunkt noch neun Folgen vor uns.

(Cover)

Bevor wir zum eigentlichen Thema kommen, muss ich mal kurz eine Bemerkung zu den (damals billigeren) 2009er DVD-Boxen von Star Trek: Voyager loswerden. Das sind die, deren Cover ich zum Bebildern der Einträge benutze (siehe rechts neben diesem Text). Ich selbst besitze die Hartplastikboxen von 2004. Die haben kein richtiges Cover und sind entsprechend wenig Fotogen. Somit macht es keinen Sinn für mich die zu nehmen. Doch zurück zur 2009er Fassung: Der Designer der Boxen hat sich wie schon bei Star Trek: Deep Space Nine exakt überhaupt keine Mühe gegeben. Es ist immer das identische Bild mit Janeway vorne, einem Planeten hinter ihrer linken Schulter und die Voyager vor einer Lichtexplosion im Hintergrund. Es wird nur Staffel für Staffel die Farbe und der Nebencharakter hinter Janeway geändert. Sehr lieblos. Da hätte man so viel mehr draus machen können und die tatsächliche Staffel auf dem Cover thematisieren können.

Und wenn wir schon in der Rubrik “Beobachtungen rund um die Serie” sind: Das Titellied aus der Feder von Kultkomponist Jerry Goldsmith ist grundsätzlich absolut fantastisch und versprüht so richtig genial das Gefühl von “unterwegs in fremden Welten”, “Hoffnung” und “Entdeckergeist”. Aber dieser aufsteigende Lauf (so der musikalische Fachbegriff dafür), wenn die Voyager auf Warp geht – das geht mir so dermaßen gegen den Strich, das glaubt ihr gar nicht. Freilich soll es genau das Symbolisieren, den Warpsprung, aber für mich klingt das jedes Mal eher nach “ich hab‘ keine Ahnung, wie ich das Lied zu einem anständigen Abschluss bringe”. Und ja, den Part hören wir bei jeder Folge. Der Lesezeichen-Setzer war leider ebenfalls nicht so ganz bei der Sache, als er die Star-Trek-DVDs bearbeitet hat, weshalb häufig das 2. Kapitel nicht ans Ende des Intros gesetzt wurde. Entsprechend spule ich lieber händisch vor, bevor ich zurückspulen muss. “First World Problems” – ich weiß :smile: .

Das 3. Jahr

Kommen wir jetzt zum eigentlichen Thema: Die 3. Staffel von Star Trek: Voyager*. Der Einstieg mit Der Kampf ums Dasein, Teil II ist schonmal nicht sonderlich gelungen. Die Auflösung des Cliffhangers ist ziemlich fad und Seskas Tod einfach nur total lächerlich inszeniert. Wie sie noch in den Bereitschaftsraum zu ihrem Baby krabbelt und dann mit ausgestreckter Hand da wegstirbt… *kopfschüttel*. Aber dafür lassen wir ENDLICH die völlig blödsinnigen Kazon hinter uns. Ja, in der Theorie mag ein weniger entwickeltes Volk, das einen Guerilla-Kampf gegen die Voyager führt, total interessant geklungen haben. Die Umsetzung war aber einfach nie wirklich gut und Seska hat ebenfalls nicht einmal Ansatzweise ihr Potential erreicht.

Star Trek: Voyager (Paramount-Promo-Bild)

Ab Folge 13 kommen wir dann in einem komplette neuen und sogar räumlich durch einen Nebel getrennten Teil des Deltaquadranten an. Bitte? Ob es irgendeinen Unterschied macht? Nicht wirklich. Ein Teil des Deltaquadranten ist gefühlt wie der andere. Und räumliche Entfernungen sind für die Schreiberlinge sowieso in der gesamten Serie mehr so Orientierungswerte als echte Vorgaben. Was sind schließlich schon ein paar Lichtjahr – oder gar ein paar tausend.

Schon in Folge 16 (Pon Farr) wird hingegen das nächste Feindbild zum ersten Mal zumindest kurz gezeigt: die Borg. Aber ganz ehrlich: Wie da am Ende mit einer Selbstverständlichkeit zur Kenntnis genommen wird, dass die Borg hinter der Auslöschung des lokalen Volks stecken – ich war erstmal total irritiert. Ja, ein paar Monate zuvor war Star Trek: Der erste Kontakt in die Kinos gekommen und wir hatten ihn ebenfalls zeitlich passend eingeschoben. Aber aus ein paar zerstörten Ruinen und Kommentaren der Einwohner diesen Schluss ziehen bevor wir in der letzten Einstellung tatsächlich den toten Borg sehen? Das war mir irgendwie etwas weit hergeholt. Im Finale lernen wir dann auch gleich den nächsten Antagonisten kennen, der noch schlimmer ist als die Borg: Spezies 8472 (ursprünglich 84729).

100% Fake

Technisch gesehen ist Spezies 8472 nicht die erste volldigitale Star-Trek-Figur. Aber es ist halt doch ein großer Unterschied eine ganze Rasse zu erschaffen statt z.B. nur eine herumfliegende Kugel mit Stacheln (der Makrovirus in Makrokosmos). Laut Ronald B. Moore, seines Zeichens Visual Effects Supervisor der Serie, war Showrunnerin Jeri Taylor speziell vom Makrovirus so beeindruckt, dass sie ihnen das grüne Licht gaben noch mehr zu versuchen.

Brannon Braga, Co-Autor des Staffelfinales Skorpion, Teil 1, wird hingegen als Erfinder der Spezies bezeichnet und definierte sie im 1. Entwurf als “4m hohe, schnelle und wilde Kreatur, die selbst den Borg furcht einflößen würde”. Aus den 4m wurde am Ende nichts – zumindest passt sie aufrecht in einen Standard-Sternenflotten-Korridor. Beeindruckend war sie dennoch für damalige Verhältnisse (1997). Klar: Heute lockt man damit logischerweise keinen mehr hinterm Ofen hervor. Die meisten (nicht alle) Handyspiele haben mittlerweile bessere Grafik. Und das Budgetlimit der Serie sorgte auch dafür, dass man in dem Sinne gar nicht so viel von ihr tatsächlich sieht. Also sowohl in den Folgen, in denen sie vorkommt als auch grundsätzlich in der Serie. Dennoch: Sie brachte etwas frischen Wind in die Serie und machte Janeway & Co. ordentlich Beine. Außerdem führte sie direkt zur Einführung der wirklich gelungenen Hirogen, einer Rasse von Jägern, die aber erst in Staffel 4 eine gewichtige Rolle spielen.

Doch ich Bresche schon wieder vor: Wir sind ja erst in Staffel 3.

Komischer Beigeschmack

Was an der 3. Staffel auffällt: Die Kazon sind kein Thema mehr, aber Borg und Spezies 8472 tauchen erst im Staffelfinale wirklich auf. Insofern gibt es technisch gesehen abseits des bekannten “Wir wollen nach Hause”, keine übergreifende Handlung. Im Ergebnis hat die Staffel zwar sehr viele gelungene Einzelepisoden, aber sie haben doch häufig den Beigeschmack irgendwie nur zum Auffüllen da zu sein. Vor allem im Vergleich zur 4. Staffel, wo die Schreiberlinge eine Granate nach der anderen zünden, wird das sehr deutlich.

Gut, technisch gesehen besteht ein Großteil der Serie nur aus gelungenen Einzelepisoden. Das ist im Prinzip das, was Star Trek: Voyager wirklich drauf hatte. Aber zwischen Staffel 3 und 4 gibt es trotzdem noch einmal einen spürbaren Unterschied. Vielleicht so ausgedrückt: Staffel 3 war unterhaltsamer Stillstand während Staffel 4 ein düsenangetriebener Fortschritt darstellt. Und ja, jetzt rede ich schon wieder über die nächste Staffel. Verdammt. Sie ist aber auch so extrem gut…

Ein Grund dafür dürfte das Personalkarussell im Hintergrund gewesen sein. Die 5. Staffel von Star Trek: Deep Space Nine lief parallel zur 3. Staffel und Star Trek: Der erste Kontakt war ebenfalls in Produktion (und nutzte Voyager-Sets mit). Die Personaldecke war entsprechend ziemlich dünn und der Stressfaktor hoch. Die besten Schreiberlinge wurden drüben gebraucht, um Siskos Geschichte langsam aber sicher zu einem rühmlichen Ende zu führen (denkt dran: Es waren ursprünglich nur 6 Staffeln geplant!). Erst mit der 4. Staffel von Star Trek: Voyager stießen deshalb so einige sehr gute Autoren zur Voyager-Crew dazu (bzw. kamen zurück).

Noch ein paar Highlights

Jetzt ist aber echt mal genug von der 4. Staffel. Sonst habe ich ja nichts mehr für den dazugehörigen Eintrag. Stattdessen hier noch ein paar persönliche Highlights aus der 3. Staffel:

  • Star Trek: Voyager (Paramount-Promo-Bild)

    Temporale Sprünge – Eine der wenigen, wenn nicht sogar die einzige Folge in der Serie in der Kes wirklich funktioniert. Also der Part mit Kindheit und Geburt hätte man sich sparen können – der war totaler Blödsinn. Der Rest der Episode jedoch *Chef’s Kiss*. Schade nur, dass der Grundstein, der hier für die Doppelfolge Ein Jahr Hölle in Staffel 4 gelegt wurde, nicht vollständig aufgegriffen wird. Stattdessen macht das nachfolgende Drehbuch eher den Eindruck, als hätten die Autoren (Jeri Taylor & Brannon Braga) die Folge als Vorbereitung nicht nochmal angeschaut, sondern aus der Erinnerung heraus geschrieben.

  • Tuvoks Flashback – Ich finde es immer super, wenn man neue Einblicke in bekannte Situationen bekommt. Siehe Half-Life und seine Erweiterungspakete (die leider alle samt nicht Kanon sind…) oder F.E.A.R. (ebenfalls nicht Kanon). Entsprechend habe ich mich schon ein wenig wie ein Kind gefreut als ich Sulu an Bord der U.S.S. Excelsior erblickte während der Ereignisse von Star Trek VI: Das unentdeckte Land (der bislang beste Star-Trek-Film). Die eigentliche Geschichte, Tuvoks komische Flashbacks, ist zwar bei genauerer Betrachtung ziemlicher Blödsinn. Aber sie ist zumindest spannungsvoll inszeniert und gut umgesetzt.
  • Herkunft aus der Ferne – Wieder so eine Folge, wo ich es extrem schade finde, dass nach Minute 44 der Resetknopf gedrückt werden musste. Ich hätte so gerne noch 2-3 Folgen mehr mit den Sauriern verbracht. Aus dem Konflikt hätte man so viel mehr machen können. So bleibt es “nur” bei einer unterhaltsamen und gleichzeitig durchaus tiefgründigen Folge (sie hält einem Teil der damaligen und auch heutigen Gesellschaft einen Spiegel vor).
  • Das Wagnis – Neelix war mal Schmuggler? Angesichts der Ereignisse in dieser Episode eher unglaubwürdig. Dennoch: Die Vorbereitungen zum Übertritt vom “bekannten” Teil des Deltaquadranten in den Unbekannten und Neelix‘ Angst davor nutzlos zu werden, ist eine grundsätzlich gelungene Folge, die durchaus mit der einen oder anderen Überraschung aufwarten kann.
  • Das Ritual – Alter Schwede, ist diese Folge genial. Captain Janeway wird einfach mal vorgeführt und mit ihrer Überheblichkeit (und im weitesten Sinne die der Sternenflotte) konfrontiert. Ja, der Weg dahin ist 08/15-Standard-Geplänkel und es gibt an sich keinerlei Risiko (man wusste selbst damals, dass Kes überleben wird). Aber das Ritual an sich ist wirklich fantastisch und hebt die paar Negativpunkte leichtfertig auf.

Fazit

Nicht schon wieder über die 4. Staffel schreiben, Sicarius. Nicht schon wieder über die 4. Staffel schreiben. Die kommt doch erst in einem späteren Eintrag! Äh, ein Fazit zur 3. Staffel also: Grundsätzlich weiterhin ein hohes, unterhaltsames Niveau mit überraschend viel Action. CGI-Effekte scheinen echt billig gewesen zu sein zu der Zeit. Abzüge in der B-Note gibt es nur vereinzelt (z.B. die schreckliche Q-Folge). Gleichzeitig bleibt weiterhin der Beigeschmack, dass das irgendwie alles keine wirkliche Rolle spielt. Ich weiß: Es ist eine Fernsehserie. Die ist globalgalaktisch gedacht sowieso irrelevant. Ihr wisst aber sicherlich was ich meine. Es werden so viele kleine und gelungene Geschichten erzählt aber am Ende bleibt davon meist nichts übrig. Der nächste Autor weiß nichts mehr davon. Verschenktes Potential quasi. Und das trübt halt einfach das Gesamterlebnis ungemein. Vor allem im Vergleich zur 4. Staffel, wo mit Seven of Nine und den Hirogen dann doch noch sowas wie eine zusammenhänge Handlung entsteht. Mist… jetzt reden wir schon wieder darüber. Ich hör jetzt einfach auf, das hat ja offensichtlich keinen Wert mehr mit mir :smile: .

“Gut Ding will Weile haben” heißt es so schön. Dann muss die neue Sailor-Moon-Figur meiner Frau richtig gut sein. Sie hat sie nämlich schon im Juni 2024 bestellt (und bezahlt) und erst jetzt ist sie bei uns eingetroffen. Gab scheinbar die ein oder andere Verzögerung auf dem Weg von Japan nach Deutschland. Aber Ende gut, alles gut: Sie ist da und in einem einwandfreiem Zustand.

Es handelt sich um die Figur Sailor Cosmos aus der Figuarts Zero chouette-Reihe von Tamashii Nations (eine Marke von Bandai Spirits). Ist also nicht nur hochoffiziell, sondern auch sehr hochwertig verarbeitet und detailliert gestaltet. Aus der Reihe hatte sich Lysanda bereits Sailor Moon Eternal geholt und Sailor Cosmos teilt sich, wie ihr auf dem Bild sehen könnt, jetzt mit ihr den Platz im Regal. Beide sind ca. 24cm hoch. Sieht schon durchaus bombastisch aus die kleine mit ihrem wehenden Mantel. Und ja, ich kann den Preis von 90 EUR definitiv nachvollziehen. Die 300+, die teilweise bei eBay jetzt verlangt werden? Eher weniger…

Imposant in Szene gesetzt.

PS: Zwischen den beiden steht die Q-Posket Petit Figur von Sailor Moon, die mal bei einer limitierten Spezialausgabe* des 1. Manga-Bands dabei war. Somit stehen jetzt drei Fassungen von Sailor Moon in dem Regalfach. Die Petit ist nämlich einer der ersten Entwürfe für Sailor Moons Design. Sailor Moon Eternal ist hingegen die finale Version von Sailor Moon am Ende des Mangas/der Animeserie. Und Sailor Cosmos ist eine “Inkarnation” von Sailor Moon aus einer unfassbar weit entfernten Zukunft.

Hach ja – 1996. Meine erste Kur, über die ich wenig Gutes zu sagen habe. Eine überforderte Erdkundelehrerin, die mich zur Sau machte, weil ja erst später dazu kam (ich verpasste aufgrund der Kur exakt die 1. Erdkundestunde des neues Jahres – mehr nicht!). Der Kauf unseres ersten Intel-Pentium-Rechners, über den ich sehr viel Gutes zu sagen hätte. Und natürlich sehr viel fantastische Musik, die damals veröffentlicht wurde. Wer erinnert sich schließlich nicht an solch zeitlose Alben wie 40 More Reasons To Hate Us von Anal Cunt, Deana Carters tiefgreifende CD Did I Shave My Legs For This?* oder die harte Gesellschaftskritik von Kultrapper Mr. 3-2 auf seinem Album The Whicked Buddah Babby. Und ja, ich mache mich nur über die Namen lustig. Ich kenne keins dieser Alben. Aber dafür bin ich bei einem kleinen Nostalgie-Trip durch meine Sammlung mal wieder auf die folgende, definitiv absolute Kult-CD aus dem Jahr 1996 gestoßen und habe sie ein paar Tage lang in Dauerschleife gehört:

(Cover)

+eRa+ (1996)

Band: Eminential Rhythm of the Ancestors (=eRa)
Umfang: 00:42:29 (11 Lieder)
Mögliche Bezugsquellen: Amazon* (4,31€)

Gleich vorweg: Von diesem Album gibt es vier Versionen. Die verlinkte Fassung auf Amazon ist von 2002 und enthält größtenteils nur alternative Versionen/Mixes der Originalsongs des Albums. Ich hab’ hingegen damals die CD von Philipps/Mercury bekommen mit dem Song „Mother” drauf, den es ansonsten nur in der Limited Edition gab und über diese Fassung schreibe ich entsprechend heute.

Wusstet ihr, dass eRa bislang acht Alben rausgebracht hat? Ich tatsächlich nicht. Die 2. CD von 2000 hatte ich noch, aber darüber hinaus habe ich von Éric Lévis New-Age-Musikprojekt nichts mehr mitbekommen. Nachdem ich mittlerweile alle zumindest einmal durchgehört habe, muss ich aber auch klar sagen: Hatte nicht wirklich was verpasst. Der Franzose und seine Mitstreiter entfernten sich mit jeder neuen Veröffentlichung irgendwie immer weiter von dem, was für mich +eRa+ ausmacht: Eher gemächlichere, sphärische Songs, die trotzdem überraschend rockig/poppig rüberkommen. Die Texte sind von der unkomplizierten Sorte und kommen größtenteils in einer erfundenen, aber sehr nach Latein klingenden Sprache daher – oft in Form von gregorianischem Gesang. Und als Musik erwartet den Hörer ein Mix aus antiken Klängen viel Synthesizer und dem ein oder andere E-Gitarre-Solo.

Entsprechend ist für mich das erste Album immer noch das Beste. Mehr Vangelis als Enya (das ist dann eher die 2. CD), bieten die 11 Tracks ein interessantes Hörerlebnis mit klaren Gemeinsamkeiten und doch spürbar viel Abwechslung. Während einem bei Era das E-Gitarrenmotiv im Kopf bleibt, sind es bei Enae Volare Mezzo eher die synthetischen Klänge. Und selbst Ameno, die einzige Doppelung auf dieser Albumversion, hat in der Remix-Fassung einen klar erkennbar anderen Sound als das Original. Für mich ein absoluter Klassiker und auch immer noch eine dreiviertel Stunde, die ich immer wieder gerne anhöre. Wirklich schade, dass ich das über die restlichen Alben nicht sagen kann.

Persönliches Lieblingslied: Ameno [04:19]

Ich hab’ tatsächlich sehr lange drüber nachgedacht, ob nicht ein anderer Track des Albums mein Liebling ist. Cather Rhythm z.B. wegen seines Grundmotivs, Mother aufgrund des Texts oder vielleicht das sanfte Impera. Aber das wäre alles gelogen. Fakt ist: Würdet ihr mich nachts um drei Uhr wecken und mir befehlen ein Lied von diesem Album zu singen, dann fiele mir einzig und allein nur Ameno ein. Es ist damals wie heute einfach die Verkörperung von dem, was für mich Era ausmacht. Ein simples aber äußerst eingängiges Lied vollgepackt mit gregorianischem Gesang in einer fiktiven, nach Latein klingenden Sprache und etwas E-Gitarre. Und ja, mir gefällt das Original tatschlich einen Tick besser als der Remix, der Tag und Nacht im Radio lief (und im verlinkten, offiziellen Musikvideo).

So, das war es nun also. Nach über zwei Jahren habe ich es endlich geschafft, alle 526 Episoden von TNG, DS9 und VOY zu schauen und damit eine – von mir jedenfalls als solche empfundene – schwere und insbesondere als Star Trek-Fan sehr peinliche Wissenslücke gänzlich zu schließen. “Gänzlich” deswegen, da ich natürlich schon während der 90er Star Trek im Allgemeinen und insbesondere TNG im Speziellen im Fernsehen verfolgt habe und bzgl. TNG sogar damit begonnen hatte, sündhaft teure VHS-Kassetten von – ich glaube – Time Life zu abonnieren. Hachja, eine schöne Zeit. Als noch nicht alles rund um die Uhr (für wenig bis gar kein Geld) verfügbar war und man sich daher noch wie irre auf die neueste Episode gefreut hat (wenngleich die Episoden zu der Zeit, als ich sie im TV auf SAT.1 geschaut habe auch schon täglich und nicht nur wöchentlich ausgestrahlt wurden). Während ich also von TNG (zumindest fast) alles schon einmal irgendwann im TV gesehen hatte, galt das in keiner Weise für DS9 und VOY. Diese beiden Serien hatte ich – ich kann gar nicht so recht erklären, weshalb – nur sporadisch verfolgt. Ein Grund dürfte aber sein, dass ich schon immer ein sehr leidenschaftlicher Fan von TNG war und ich “Star Trek” im Großen und Ganzen stets mit “TNG” gleichgesetzt habe.

Es ist also bereits vor diesem Hintergrund gar nicht so einfach, bei der Bewertung der drei Serien “objektiv” zu bleiben. Aber immerhin kann ich mich, was das angeht, dazu zwingen. Viel schwieriger, wenn nicht sogar unmöglich ist es aber, aus der Sicht von 2025 noch zu bewerten, wie die Serien bzw. die einzelnen Episoden zum Zeitpunkt ihrer Erstausstrahlung – also vor etwa 24 bis 37 Jahren – “gewirkt” haben. In der Zwischenzeit ist viel passiert. Nicht nur das Offensichtliche, wie z.B. Spezialeffekte, die sich gravierend weiterentwickelt haben. Auch die generelle Art, Serien zu produzieren, zu inszenieren und zu gestalten ist eine (teilweise sogar ganz) andere. Nicht alles hat sich zum Guten entwickelt, will ich betonen. Aber es ändert letztlich nichts daran, dass man diesen modernen Einfluss nicht mehr ganz ausschalten kann. TNG im Jahre 1987 erstmals (und nur wöchentlich!) erlebt zu haben, ist etwas ganz anderes, als es im Jahr 2025 erstmals zu sehen (im Rahmen eines Binge-Marathons).

Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert

Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert (Promobild)

Und insbesondere TNG ist leider ganz besonders schlecht gealtert. Im Vergleich zu modernen Produktionen, aber auch im Direktvergleich zu DS9 und VOY, wirkt die Inszenierung häufig viel “steifer”, “weniger dynamisch” und “staubig”. Und zwar nicht nur auf der Ebene der Spezialeffekte, sondern meinem Empfinden nach auch bei Kameraführung, Schnitt, Beleuchtung und Bühnenbild. TNG wirkt insbesondere in den ersten Staffeln manchmal mehr wie ein Theaterstück als eine TV-Serie. Ohne TOS gesehen zu haben, würde ich mal dreist behaupten, dass zumindest die ersten zwei Staffeln von TNG auch abseits der erzählten Geschichten noch näher an den 60ern ist als an den damals kurz bevorstehenden 90ern.

Apropos Geschichten: hier kann TNG meiner Meinung nach noch am besten glänzen. Im Laufe der sieben Staffeln hat TNG zweifelsfrei mehrere Episoden hervorgebracht, die mir auch noch Jahrzehnte später in Erinnerung geblieben sind (z.B. “Wem gehört Data“, “Die alte Enterprise“, “Darmok“, “Das zweite Leben“, “Déjà Vu“). Gleichwohl sei aber auch hier gesagt, dass Folgen wie “Deja Vu” oder die Cliffhanger-Episoden “In den Händen der Borg” und “Angriffsziel Erde“, die mich damals komplett an die Mattscheibe fesselten und sprachlos machten, aus heutiger Sicht längst nicht mehr so beeindruckend sind. Man hat halt in der Zwischenzeit zu viel gesehen. Und man ist natürlich auch älter geworden. Das darf man aber TNG nicht anlasten.

Was man aber damals wie heute bemängeln darf, ist die Qualität der noch stark von Gene Roddenberry beeinflussten Episoden der ersten beiden Staffeln. Bei aller Liebe zu seiner (auch nicht immer konsequent durchdachten) Utopie: so manche Folgen sind schon arg bizarr und absurd. Ganz abgesehen davon, dass sein Mantra, es gebe keine Konflikte mehr zwischen Menschen, die Serie natürlich auch unnötigerweise in ein sehr enges Korsett gepackt hat. Beinharte TOS-Fans werden das vielleicht anders sehen. Aber ich mochte diese allzu utopischen Folgen nie.

Und die Crew? Nun, insbesondere hier muss ich mich wirklich dazu zwingen, objektiv zu sein. Subjektiv – und daran wird sich niemals etwas ändern – waren Picard, Riker, Data, Worf, LaForge, Troi und die beiden Crushers immer meine Lieblingscrew. Insbesondere hob und hebe ich – wie viele andere Star Trek-Fans auch – Picard auf einen Thron, auf den er jedoch bei ehrlicher Betrachtung auch nicht immer gehört. Zweifelsohne ist er der philosophischste und in diesem Sinne der intelligenteste der drei Kapitäne. Das Bild, dass ich (man) von ihm im Kopf habe (hat), ist eines, das ihn als stets souveränen, ja fast makellosen Charakter zeigt. Tatsächlich aber stimmt das so gar nicht, wenn man mal genauer darauf achtet. Es kommt gar nicht so selten vor, dass Picard auch mal harsch und unreflektiert handelt und spricht. Ob dies von den Autoren beabsichtigt war, oder ob es auf unsaubere Arbeit zurückzuführen ist, vermag ich nicht zu beurteilen. Jedenfalls ist Jean-Luc objektiv betrachtet nicht ganz der perfekte Captain, als der er oftmals dargestellt wird. Und dann bleiben da noch Troi und die beiden Crushers: ehrlicherweise muss man hier auch urteilen, dass diese drei Charaktere, vor allem Troi, teils grottenschlecht geschrieben wurden und/oder viel zu selten in der Serie etwas Nennenswertes beizutragen hatten. Auch Geordi könnte man mit Abstrichen in diese Aufzählung mit aufnehmen. Das machen DS9 und VOY erheblich besser.

Star Trek: Deep Space Nine

Star Trek: Deep Space Nine (CBS-Promobild)

DS9 hat dann auch in vielerlei Hinsicht Fortschritte gemacht. Alles etwas moderner, alles etwas “realistischer” (im Sinne von: weniger utopisch und idealistisch, dafür auch mal etwas düsterer) und vor allem: mit folgenübergreifenden Storylines. Um Wiederholungen zu vermeiden, verweise ich für Details auf die Artikel von Sicarius.

Was mich jedoch an DS9 durchweg gestört hat war das ganze (bajoranische) Religionsthema rund um die Pah-Geister (und dessen Ende), die teilweise absurd albernen Ferengi-Folgen sowie (zeitweise) die schauspielerische Leistung von Avery Brooks (Stichwort “Overacting”). Auch dem am Ende überstrapazierten Spiegeluniversum sowie die ständigen Holo-Deck-Folgen mit der Holo-Figur Vic Fontaine konnte ich nicht viel abgewinnen. Insgesamt hätte DS9 – wie im Übrigen auch TNG – meiner Meinung nach sehr davon profitiert, wenn man (deutlich) weniger Folgen produziert hätte. Beide Serien leiden unter Folgen, bei denen man das Gefühl hat, sie seien nur (möglichst kostengünstig) zum “Auffüllen” produziert worden.

Die Darstellung der Crew ist bei DS9 – abseits der erwähnten schauspielerischen Leistung von Avery Brooks, unter der der Charakter Sisko leidet – insgesamt als deutlich besser zu bewerten als jene von TNG. Während ich Picard und Riker noch vor Sisko und Nerys sehe, sind es insbesondere die Charaktere aus der zweiten Reihe, die in DS9 erheblich mehr Aufmerksamkeit und Persönlichkeit bekommen und die auch signifikant besser geschrieben sind. Sowohl der Vergleich der Ärzte (Dr. Crusher vs. Dr. Bashir) als auch der Ingenieure (LaForge vs. O‘Brien) geht klar an DS9. Auch Jadzia Dax ist eine meilenweit besser dargestellte weibliche Figur als Deanna Troi und mit Quark zieht auch noch ein weiterer, sehr interessanter Charakter ein, zu welchem es in TNG keinen adäquaten Gegenspieler gibt (ich denke, Guinan darf man hier nicht heranziehen). Bei den “Kindern” – also Jake vs. Wesley – würde ich sagen, dass beide gleichermaßen nervig sind. Fehlen Data und Odo. Hier vermag ich kein Urteil zu treffen. Ich liebe beide. Oh, das gilt natürlich auch für Garak!

Obwohl ich mich im Durchschnitt sehr gut von DS9 unterhalten gefühlt habe – ich möchte hier insbesondere die Folgen, die den Maquis, das Dominion oder auch Sektion 31 zum Inhalt hatten, nennen – blieben mir aber insgesamt weniger Folgen von DS9 in konkreter Erinnerung als von TNG. Darunter fällt aber zweifelsohne die Episode “In fahlem Mondlicht“.

Star Trek: Voyager

Und das bringt uns nun zu VOY. Wie Sicarius schon geschrieben hat, werden hier in gewisser Weise Elemente von TNG und DS9 zusammengebracht. Wieder deutlich mehr “Alien-of-the-Week”, aber trotzdem ein übergeordneter Handlungsrahmen, in welchen es auch gelegentlich zu Rückgriffen auf bereits vergangene Episoden kommt. “The Best of Both Worlds” also? Nun ja. Theoretisch vielleicht. Praktisch ist es jedoch “kompliziert”.

Das große Problem, an dem VOY leidet ist – Sicarius und ich haben es bereits erwähnt -, dass Ereignisse viel zu häufig ohne Konsequenzen bleiben und der Reset-Knopf viel zu schnell gedrückt wird. Das ist insbesondere vor dem Hintergrund, dass die VOY ja unter Ressourcenknappheit leiden soll und eine lange, beschwerliche Heimreise zu bewältigen hat, auf der sie ständig angegriffen und teils heftig beschädigt wird, höchst unglaubwürdig. Wobei das Schlimmste sogar eher ist, dass erst gar nicht versucht wird, die ständigen “Wunderheilungen” zu erklären. Nicht einmal beiläufig im Rahmen von Nebensätzen. So endet man trotz des übergeordneten, folgenübergreifenden Themas der jahrelangen Heimreise doch wieder bei dem “einfachen” Prinzip von einzelnen, in sich abgeschlossenen Episoden. Bei TNG ist das verschmerzbar, weil es zur Prämisse passte. Bei VOY tut das einfach nur weh.

Star Trek: Voyager (UPN-Promobild)

Apropos “ständig angegriffen”: der Actionanteil ist bei VOY gefühlt doppelt so hoch, wie in DS9 und vor allem wie in TNG. Generell merkt man VOY an, dass sie die jüngste der drei Serien ist. Das mag man zwar dem Bildformat nicht ansehen – erschreckenderweise wurde VOY weiter in dem damals schon veralteten 4:3-Format ausgestrahlt –, aber abgesehen davon, liegt der Fokus viel mehr auf kurzweiliger Unterhaltung, denn auf tiefgründiger Handlung. Ich vermute – Achtung, steile These –, dass das vielleicht schon damals der erste verzweifelte Versuch war, den Anschluss an den Massenmarkt nicht (gänzlich) zu verlieren. Etwas, was die Kelvin-Linie und nach allem, was ich gelesen habe auch DSC (leider ziemlich erfolgreich) dann auf die Spitze getrieben haben. Aber das liest sich jetzt schlechter als es ist: VOY ist trotzdem noch ganz klar “Old Trek”. Auch hier gibt es noch ruhigere, tiefsinnigere Folgen. Als Beispiel seien hier generell die Handlungsstränge rund um den Holo-Doc und Seven-of-Nine genannt. Und wo wir schon bei der Crew sind: hier kann VOY in meinen Augen auch ziemlich glänzen. Praktisch alle Hauptcharaktere sind interessant und gut geschrieben. Die besten sind für mich die bereits genannten: der Doc und Seven-of-Nine. Insgesamt ist das Charakter-Niveau dem von DS9 sehr ähnlich, entsprechend vermag ich hier keinen eindeutigen Sieger zu küren – gleichwohl geht die Tendenz aber leicht zu DS9.

Kommen wir also zum Ende. Aber erstmal zu jenem von VOY. Und ach, was soll ich sagen: ich war massiv enttäuscht. Ich hatte ja nicht erwartet, dass ich wie bei TNG minutenlang mit den Tränen in den Augen vor dem Fernseher sitze. Aber ich ging schon davon aus, dass ich – analog zu DS9 – wenigstens etwas ergriffen bin. Stattdessen war ich “baff” und “zornig”. Wie in Gottes Namen, kann man die Serie so derart abrupt und emotionslos enden lassen? Da fiebert man 171 Folgen lang der Heimkehr der VOY entgegen und dann wird dieses in gefühlt nicht einmal einer Minute abgefrühstückt. Die Crew steht kurz etwas ergriffen auf der Brücke, sagt “Hallo” zu den Kollegen und dann sieht man die VOY noch für einige Sekunden auf die Erde zufliegen. Ende.

Kein Gespräch zwischen den Crew-Mitgliedern mit einer Rückschau auf das gemeinsam Erlebte. Auch kein Ausblick auf das Kommende. Einfach nichts. Wo bei TNG die Crew noch zusammen Poker spielte und das Ganze noch philosophisch-emotional mit dem Satz “The sky is the limit” beendet wurde; wo bei DS9 wenigstens eine Rückschau auf ein paar besondere Momente stattfand (das war nun auch nicht besonders gut, aber immerhin war es etwas!) – bei VOY passiert einfach gar nichts. Und ich kann mir das nicht erklären. Außer damit, dass man irgendwie versucht hat, die Serie einfach schnellstmöglich abzuschließen. Das ist der Serie unwürdig und einfach nur traurig. Ich habe noch nicht recherchiert, wie Fans damals reagiert haben, aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das ohne Empörung hingenommen wurde. Von den vielen immensen Logiklücken und Inkonsistenzen in der letzten Doppelfolge fange ich jetzt mal gar nicht an – die können schnell recherchiert werden. Dass Janeway aber praktisch einen Völkermord (wenn auch “nur”) an den Borg in Kauf genommen hat, finde ich auch mindestens problematisch und nicht so recht in die Wertevorstellung der Föderation passend. Dass man plötzlich mit einem einzigen (!) Torpedo einen Borg-Kubus vernichten kann und über eine superkrasse Rüstung verfügt, denen selbst Beschuss von einem halben Dutzend Borg-Kuben nichts anhaben kann, ist nicht minder “merkwürdig”. Ich nehme mal an, dass man diese “Errungenschaften” in nachfolgenden Star-Trek-Produktionen (Nemesis, Picard) dann auch bewusst ignoriert hat.

Insgesamt sind die Verantwortlichen beim Ende ziemlich stümperhaft gewesen. Gleichwohl: unterhaltsam war es schon. Dem normalen Zuschauer, also jedem, der kein eingefleischter Star-Trek-Fans ist, wird das alles nicht aufgefallen sein bzw. wird es nicht gestört haben. Anders lässt sich auch die recht gute Bewertung bei IMDB für die Doppelfolge nicht erklären.

What We Left Behind

Aber gut. Kommen wir also auch zum Ende meines Artikels. Was bleibt für mich hängen von “90s Trek”? Nun, TNG ist und bleibt mein persönlicher Liebling. Viel zu sehr wurde ich von dieser Serie während meiner Jugendzeit geprägt. Zudem – das haben wir ja bislang komplett außer Acht gelassen – gibt es da ja auch noch vier Kinofilme, die in meinen Augen – trotz ihrer zweifelsfrei vorhandenen Schwächen – allesamt sehr gut bis hervorragend sind. Rein objektiv betrachtet und auf die TV-Serien beschränkt muss ich jedoch zugeben, dass TNG nicht besonders gut gealtert ist und ich mich teilweise echt durchquälen musste. Das mag aber auch dem Binge-Watching geschuldet sein. Ich denke, insbesondere TNG leidet besonders darunter, wenn man alle Folgen “durchprügelt”, anstatt sie, ganz wie damals wochenweise und mit mehrmonatiger Pause zwischen den Staffeln anschaut.

Auch bei DS9 war das noch stellenweise so – in der Regel dann, wenn es um die o.g. Themen Religion, Ferengi, Spiegeluniversum und Vic Fontaine ging. Das ist auch das Hauptproblem, dass ich mit DS9 habe: zu viele Themen haben mich nicht interessiert.

Ganz anders bei Voyager: nur äußerst selten fühlte ich mich gelangweilt, kein einziges Mal musste ich mich zwingen, eine weitere Episode zu schauen. Im Gegenteil: es war VOY, wo ich auch mal drei, vier Folgen am Stück gesehen habe. Das ist zweifelfrei eine Qualität, die man bei der Bewertung berücksichtigen muss.

Man könnte stark verkürzt sagen, dass sich Star Trek auf dem Weg von TNG zu VOY weg bewegt hat von “Philosophie” und eher “intellektuellem Niveau” hin zu “oberflächlicher Action-Unterhaltung”. Aber das würde einerseits TNG überhöhen und andererseits DS9 und VOY unrecht tun. Gleichwohl ist eine gewisse Tendenz schon erkennbar. Allen gemein sind teils heftige Logiklücken und Inkonsistenzen, was besonders ärgerlich ist, da sich viele davon bei nur etwas sorgfältigerer (Autoren- oder Produzenten-)Arbeit hätten vermeiden lassen können. Eigentlich alle Serien sind hinter ihrem Potential geblieben. Und dennoch: es waren und es sind großartige Serien, die eine ganze Generation geprägt haben. Und ich bin überglücklich, dass ich sie nun komplett gesehen habe. Und es wird mutmaßlich auch nicht bei diesem einen “Run” bleiben.

Aber nun stehe ich erstmal vor der schwierigen Frage, wie es jetzt weiter geht? Erst noch einmal ENT schauen, oder gleich zum (verschrienen) DSC übergehen? Ich werde es euch beizeiten verraten.

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