Sicarius

Untote Firmen

Duke Nukem Forever (Herstellerbild)

Duke Nukem Forever (Herstellerbild)

Eine Bombe war es nicht gerade, die da am Donnerstag gezündet wurde, entsprechend wenig ist bislang darüber zu lesen. Aber 3D Realms ist zurück und zumindest auf dem Papier immerhin auch mit einer neuen Führungsriege bestückt. Hinter den Kulissen werden aber vermutlich immer noch die beiden völig realitätsfernen Kollegen Scott Miller und George Broussard die Fäden ziehen, die überhaupt erst an der ganzen Misere schuld waren. Zugegeben: Technisch gesehen hat 3D Realms trotz des Duke Nukem Forever-Skandals damals 2011 nicht aufgehört zu existieren. Sie haben sich nur hinter ihren ursprünglichen Namen, Apogee Software, zurückgezogen um die Wunden zu heilen. Eine Maßnahme, die auch tatsächlich erfolgreich war, das darf man nicht vergessen!

Apogee hat in den drei Jahren seit ihrer Wiederauferstehung extrem viel richtig gemacht und einiges an Good Will wieder hergestellt mit Produkten wie Rise of the Triad (2013), Shadow Warrior (2013) und natürlich dem Re-Release eines Teils Backlogs (teilweise in verbesserter Form) inklusive einigen Umsetzungen für Smartphones. Vor allem letzteres ist ein extrem wichtiger Punkt. Es gibt schließlich nichts was Fans mehr mögen als zum 100. Mal ihr Lieblingsspiel zu kaufen. Final Fantasy VII anyone? Entsprechend ist es ein genialer Schachzug die Rückkehr mit dem Release einer 3D Reals Anthology zu verknüpfen. Diese enthält den gesamten Backlog an In-House-entwickelten Titeln. Sprich Sachen wie Max Payne oder Prey sind nicht enthalten, die nur unter dem Banner von 3D Realms als Publisher veröffentlicht wurden. Dennoch ist ein Verkaufserfolg praktisch garantiert.

Blinde Käufer

Solche Aktionen spülen wieder Geld in die klammen Kassen obwohl es ja durchaus einen guten Grund hatte, warum der jeweilige Entwickler/Publisher das Zeitliche gesegnet hat und sich dadurch mitunter die Frage stellt, warum er überhaupt eine zweie Chance verdient hat. Ich rede dabei jetzt nicht von Entwicklern, die einfach wegen schlechten Verkaufszahlen oder anderen fadenscheinigen Begründungen vom Publisher geschlossen wurden (also im Prinzip alle, die von EA abgeschossen wurden). Mir geht es wirklich um die, die sich schon vorher einen schlechten Ruf erarbeitet hatten und untergingen.

Und das nervt mich ungemein. Es ist eine absolute Schande, dass ein Großteil der Spieler in der Hinsicht einfach betriebsblind ist (ich zähle mich selbstverständlich dazu) und sich so dermaßen ausnutzen lassen anstatt solche Gestalten endlich mal am langen Arm verhungern zu lassen. Wobei bei Apogee Software/3D Realms anscheinend immerhin der Ansatz da ist, es wieder richtig zu machen. Es gibt aber auch noch Firmen wie Strategy First, InterPlay oder Nordic Games, um nur mal drei Beispiele zu nennen, denen es ausschließlich um das eine geht: Eure Kindheitserinnerungen zu missbrauchen, um euch eiskalt die Kohle aus der Tasche zu ziehen. Wobei die einen dabei dreister Vorgehen als die anderen.

Die drei Beispiele

Descent (Quelle: MobyGames)

Descent (Quelle: MobyGames)

InterPlay beispielsweise beschränkt sich aktuell (noch) darauf seinen gesamten Backlog bei Steam/GOG reinzuhauen, soweit sie noch die Rechte haben (Fallout gehört bekanntermaßen Zenimax/Bethesda) und so die zwei Mann zu ernähren, die da noch “arbeiten”. Was Neues wird aus dem Hause jedoch mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mehr kommen (auch wenn hin und wieder jemand etwas anderes behauptet). Somit kann man ihnen immerhin zu Gute halten, dass sie zumindest einer neuen Generation ihre Top-Hits wie Earthworm Jim oder Descent zugänglich machen ohne daraus den nächsten Smartphone-Free-2-Play-Titel zu basteln. Die Kanadier bei Strategy First (hauptsächlich in Nordamerika aktiv) sind da schon anders drauf.

Eigentlich schon seit 2004 bankrott und für tot erklärt, waren sie bereits davor als absoluter Arschloch-Verein bekannt (ein Fall ist ihr Umgang mit Introversion Software und ihrem Erstlingswerk Uplnk), überschwemmen sie bereits seit Monaten Steam mit a) ihrem hauptsächlich unterdurchschnittlichen Backlog (und verkaufen ihn als neu!) sowie b) Early Access-Titeln, die mehr als offensichtlich niemals fertig gestellt werden. Dabei hören sie nicht damit auf die jeweiligen Entwickler um ihre Einnahmen zu betrügen (gibt so einige Indie-Entwickler, die noch nie einen Cent von ihnen bekommen haben). Und trotzdem stürzen sich offensichtlich ausreichend Käufer auf die Titel, die somit das Geschäftsmodell am Leben erhalten.

Dem dritten im Bunde, Nordic Games, hatte ich hingegen bereits Mitte des Jahres einen eigenen Eintrag gewidmet. Geändert hat sich an meiner damaligen Ansicht nichts. Für mich sind sie weiterhin die Reinkarnation des österreichischen Publishers JoWooD Productions, der nun vor allem mit den Marken aus der THQ-Insolvenz hausieren geht, um euch mittelmäßigen Kram unterzujubeln.

Meine Bitte

Duke Nukem 3D (Megaton Edition; Herstellerbild)

Duke Nukem 3D (Megaton Edition; Herstellerbild)

Was ich euch mit dem all dem sagen möchte, sollte meiner Meinung nach klar sein. Aber ich sage es gerne auch noch einmal klar und deutlich: Es lohnt sich immer mal einen Blick auf die Angaben über den Hersteller zu werfen und dann vielleicht etwas länger darüber nachzudenken, ob man wirklich zum 10. Mal eine Kopie von Duke Nukem 3D nur weil man vor 20 Jahren so viel Spaß mit dem Spiel hatte und es damit die eigene Kindheit so sehr geprägt hat. Beziehungsweise ob der Begriff vor dem Untertitel wirklich ausreicht, um in einen maximal mittelmäßiges Remake/Nachfolger zu investieren.

Wie überall in der freien Marktwirtschaft, haben auch in der Welt der Videospiele alle Beteiligten nur neuer Bestes im Sinn: Euren Geldbeutel zu leeren. Dabei gibt es selbstverständlich Firmen, die gute Arbeit leisten und jeden Cent verdient haben oder die zumindest keinen großen Schaden anrichten. Aber meine Beispiele zeigen hoffentlich auch auf, dass es mehr als genug gibt, welche bereit sind für das schnelle Geld zu täuschen und zu hintergehen. Seit Valve seine Tore für Steam noch weiter geöffnet hat und faktisch nun jeder Vollidiot sein “Spiel” dort unterbringen kann, ist die Anzahl dieser Leute gefühlt noch viel weiter gestiegen. Entsprechend wichtig ist es, nicht einfach nur auf die Preisangabe von “fantastischen 0,99 Euro” zu schauen, sondern vielleicht doch mal das Gehirn einzuschalten und zu fragen: Was hat die Firma in den letzten Jahren getan, um sich weiterhin mein Vertrauen zu verdienen?

Bis Donnerstag!

Sicarius

Gejammere, die 301.

Destiny (Herstellerbild)

Destiny (Herstellerbild)

Ich weiß nicht mehr von wem der Tweet stammte, aber vor kurzem beschwerte sich ein internationaler Spielejournalist darüber, dass jemand ein Spiel als “Mist” bezeichnete obwohl derjenige bereits 50+ Stunden darin versenkt hatte. Wenn das Spiel so schlecht wäre, würde er doch schon wesentlich früher mit dem Spielen aufhören, ergänzte er also kann es ja wohl nicht so schlecht sein. Gleichzeitig waren in den letzten Wochen öfters Stimmen zu hören, die sich über die Kritik zu Destiny aufregten mit bekannten Sätzen wie “man muss die Loot Cave doch gar nicht ausnutzen, um höher zu kommen, man kann auch “normal” spielen” (Ich kann mir auch ein Linux ohne GUI installieren, stimmt. Aber warum sollte ich?) und auch hier wurde gerne das Argument von wegen “wenn es so schlecht ist, dann spiele es halt nicht” herangezogen und damit jede weitere Diskussion im Keim erstickt. Hin und wieder schlich sich war mal jemand ein der meinte “Ja, die Kritik ist berechtigt aber trotzdem kann ich mich aus einem unverständlichen Grund nicht vom Spiel lösen” aber das schien mir doch die Minderheit.

Sowieso glaube ich, dass ich noch nie eine so dermaßen große Diskrepanz bei einem AAA-Titel zwischen objektiver Spielqualität und tatsächlicher Spielerzahl gesehen habe (ja, selbst bei Call of Duty nicht) wie bei diesem im Vorfeld extrem hochgehypten Bungie-Produkt (“Spiel des Jahrtausends”, “Franchise für die nächsten 10 Jahre”, etc.). Noch mehr als bei Diablo III wird über das Lootsystem und das an Guild Wars erinnernde Levelsystem gejammert, es wird geschimpft über die extrem dünne Geschichte, es wird ein Mangel an Spielinhalten vorgeworfen und was weiß ich noch alles aber trotzdem verbringen die Leute weiterhin Stunde um Stunde mit diesem offensichtlich nur mittelmäßigen Titel (basierend auf den Tests und Let’s Plays, die ich bislang so gesehen/gelesen habe) statt etwas “Anständiges” zu spielen. Immerhin behauptet keiner wie beispielsweise damals bei Final Fantasy XIII, dass das Spiel nach 20 Stunden plötzlich fantastisch wird (wird es nicht).

Psychologie!

Aber es ist ja nichts Neues, dass vor allem wir Videospieler uns vieles schön reden beziehungsweise aus einer Art Faulheit/Gewohnheit heraus einfach den Trott weiter mitmachen (World of WarCraft anyone?). Keiner von uns wird sicherlich behaupten können, dass er sich nicht schon einmal ein schlechtes/mittelmäßiges Spielerlebnis überspielt hat, nur um die investierte Zeit/Geld zu rechtfertigen egal ob es am Anfang noch Spaß gemacht hat oder nicht. Da können unsere Ansprüche noch so hoch sein: In diese Falle tappen wir alle mal (eher mehrmals) auch ohne gleich die rosarote Brille aufsetzen zu müssen.

Von daher kann ich ein Stück weit natürlich verstehen, wenn einige die Kritik ausblenden und nichts an ihren aktuellen vermeintlichen Lieblingstitel heranlassen wollen obwohl sie vermutlich genau so gut wie alle anderen wissen, dass es stimmt. Mich stört aber natürlich gewaltig die Art und Weise, wie sie es tun sprich mit den Internet-üblichen Angriffen auf die Fähigkeiten und das Verhalten der jeweiligen Person (“du bist nur zu blöd dafür”, “du musst es ja nicht machen”). Eben dieses komische “entweder du bist für etwas oder gegen etwas”-Verhalten. Ein Zwischendrin wird nicht zugelassen oder besser ausgedrückt: In der Spielebranche gibt es nur Gewinner und Verlierer, nichts anderes. Daran müssen wir echt arbeiten.

Nachdenken!

PuzzleQuest (Herstellerbild)

PuzzleQuest (Herstellerbild)

Entsprechend fand ich auch die Aussage dieses Journalisten so vollkommen unpassend und unreflektiert. The Elder Scrolls IV: Oblivion ist aus meiner Sicht ein absolutes Drecksspiel und trotzdem habe ich mindestens 75 Stunden darin versenkt (allerdings bis heute nicht durchgespielt). Und selbst ein Fallout: New Vegas, dass ein super Spiel ist, machte mir nach 30 Spielstunden eigentlich keinen richtigen Spaß mehr. Ich hab’ mich halt durch die DLCs gearbeitet, um es abhaken zu können. Von den unzähligen anderen Titeln wie PuzzleQuest: Challenge of the Warlords oder Chaser, durch die ich mich mit meiner billigen “Jetzt erst recht”-Begründung durchgequält habe obwohl ich keinen wirklichen Spaß (mehr) hatte ganz zu schweigen.

Von daher einfach die Kritik abzuwürgen nur weil derjenige nicht schon nach 10 Stunden einen Titel zur Seite legt, sondern erst nach 50 finde ich absolut idiotisch und kontraproduktiv. Es gibt schließlich viel zu viele Gründe, warum diese Erkenntnis erst so spät kommt. Neben dem Schönreden wäre da auch das Thema, dass die Probleme vielleicht sogar erst später sichtbar werden. Wie beschissen die KI eines Total War – ROME II eigentlich wirklich ist, bemerkt man halt mitunter erst, nachdem man sich in das Spiel so richtig eingefunden hatte. Oder die Sache mit der Kampagne in Tropico 4, die sich nach der Hälfte wiederholt. Und natürlich gibt es auch noch den bekannten Fall von wegen “Meckern auf hohem Niveau”. Gerade weil etwas so viel Spaß macht, regt man sich über jede Kleinigkeit (=verpasste Chance) so extrem auf. Hatten wir ja hier beim Christoph auch schon oft genug und ich vermute speziell Azzkickr mit seinen “komischen” Ansprüchen kann davon ein Lied singen :smile: .

Der Idealfall

Ich finde es somit sehr gut, wenn jemand (Spieletester sowieso) anständig Zeit in einen Titel investiert und damit auch die nötige Datenbasis hat bevor er ihn fundiert für gut oder schlecht befindet. Das ist definitiv auch schon immer mein Anspruch, wenngleich ich natürlich verstehe, dass es Situationen gibt, in denen es nicht geht. Oftmals ruft halt die Deadline (wobei ich dann trotzdem versuchen würde eine Verlängerung zu kriegen mit der Begründung, dass noch was im Argen liegt) und im Rahmen von Christoph spielt habe ich einfach nicht mehr als die eine Stunde, um dann schon einmal ein “yay” oder “nay” auszusprechen. Wobei ich selbst da bis zur Veröffentlichung des dazugehörigen Eintrags noch weiterspiele und versuche weitere Eindrücke zu gewinnen und mich dann auch ohne lange Nachzudenken selbst korrigiere.

Unnötiges Symbolbild

Unnötiges Symbolbild

Dieses “mehr Zeit investieren” zusammen mit etwas ehrliche Reflektion würde so manchen “Dieses Spiel ist fantastisch und das beste was mein Gehirn jemals erlebt hat”-Tweet (nur leichte Übertreibung), der oft schon nach 30-60 Minuten Spielzeit gebracht wird, sicherlich bereits im Keim ersticken. Und ja: Ich spreche damit jetzt eine ganz gewisse Person an auf deren Einschätzung ich deshalb schon lange nichts mehr gebe.

Epilog

Was will ich also mit all dem sagen? Vermutlich einfach nur, dass es mich mal wieder aufregt wie sich vor allem Leute mit einer gewissen Vorbildfunktion verhalten. Speziell natürlich diejenigen, die es aus meiner Sicht eigentlich besser wissen müssten und sogar oftmals explizit betonen, dass sie quasi gar keine öffentliche Meinung haben wollen (so einige bei RoosterTeeth sind da wahre Meister drin) und gleichzeitig die Sicht der anderen als eine Art Fluktuation abtun. Hin und wieder lohnt es sich mal kurz Nachzudenken bevor man etwas loslässt. Habe ich auch auf die harte Tour gelernt!

Bis Montag!

Cover der EDGE Ausgabe #271

Cover der EDGE Ausgabe #271

Es gibt Dinge im Leben, die sind definitiv etwas komisch. Vor gut 1 1/2 Jahren habe ich euch beispielsweise ausführlich davon erzählt, welche Spielemagazine ich noch lese. Von den sechs genannten Heften blieben am Ende nur noch zwei übrig (EDGE und Retro Gamer UK), alle anderen habe ich mittlerweile nicht mehr im Abo. So weit so gut. Was daran jetzt komisch ist?

Nun: Seit ich alleine wohne (und keine Tageszeitung mehr zur Verfügung habe), lese ich irgendwie die Magazine wesentlich gründlicher als früher beziehungsweise bräuchte eigentlich wieder mehr Lesestoff. Warum? Weil ich jeden Tag einen Artikel beim Essen lese. Wenn wir das Hochrechnen, kommen wir dabei im Schnitt in einem normalen Arbeitsmonat auf circa 34 Mahlzeiten (Wochenende auch mal Mittag und Abend). Passenderweise kommen die Retro Gamer und die EDGE circa zwei Wochen versetzt. Ich kann also erst die eine lesen, dann die andere. Ich brauche aber eben entsprechend viele Artikel im Monat (Tests überspringe ich in beiden Heften grundsätzlich) zum Konsum und ich musste leider jetzt schon öfters feststellen, dass mir das Material ausgeht bevor Neues da ist. Also beide Hefte zusammen überraschend oft weniger als 30 Reports/Features/etc. haben beziehungsweise Artikel, die lang genug sind um mich über die gesamte Futterdauer zu beschäftigen. Dann muss ich immer das doofe und kostenlose Wochenblatt durchblättern aber das reicht mir nur für eine Mahlzeit (ist ja 99% Werbung). Im Anschluss bleiben nur noch die Tests und die will ich ja wie gesagt eigentlich gar nicht lesen. Was für ein Mist. Definitiv ein absolutes Armutszeugnis der Spielepresse wie ich finde! Ein drittes Abo schließe ich aktuell aber trotzdem nicht ab. Wär’ ja noch schöner, ihr doofen Verlage! :smile:

Doch jetzt erst einmal genug von meinen komischen Ritualen, die ich so pflege und den Erste-Welt-Problemen, die daraus entstehen. Das nächste Mal erzähle ich euch vielleicht, was ich so vor dem zu-Bett-gehen mache. Wobei…wenn ich es mir recht überlege vielleicht doch nicht. Also nicht, dass da jetzt irgendwie was Verwerfliches passieren oder so. Aber ich mache ja nicht umsonst die Vorhänge dabei zu…ähm…moment…wo waren wir? Ach genau: Bei einem GANZ anderen Thema!

Magazine im Wandel

Cover der GameStar 09/2014

Cover der GameStar 09/2014

Wie bin ich also auf das Thema Spielemagazine jetzt plötzlich wieder gekommen? Nun zum einen hat die GameStar mal wieder einen Relaunch hinter sich. Ein neuer Chefredakteur hat die Hütte betreten, hinterlässt nun seine Fußstapfen und angeblich ist es tatsächlich ganz gut was er da macht. Weg von den Tests, die sowieso nur auf eine Webseite verlinken und stattdessen ein stärkerer Fokus auf längere Reports, Features und Kommentare. Klingt definitiv interessant. Aber nicht so interessant, dass ich in den nächsten Laden renne und mir die neuste Ausgabe kaufen würde. Die GameStar müsste noch wesentlich mehr tun, um mich wieder anzulocken als einen Artikel von Christian Schmidt zu veröffentlichen, der irgendwie gefühlt nichts anderes mehr macht als nur über die deutsche Medienlandschaft zu schimpfen und mit Gunnar Lott in Kindheitserinnerungen zu schwelgen.

Zum anderen habe ich die finale Ausgabe der Making Games erhalten (kommt nur alle zwei Monate) und mit der macht Heiko Klinge was, da musste ich sofort an unseren lieben Azzkickr denken, dem garantiert gleich der Blutdruck etwas höher steigen wird. Die Überschrift des Editorials sagt im Prinzip schon alles: “Die Zukunft spricht Englisch”. Und das, obwohl das Magazin bei der Entstehung anno 2005 tatsächlich die Artikel der englischsprachigen Entwickler auf Deutsch übersetzt hat (was Klinge mittlerweile als “schon damals ziemlichen Quatsch” bezeichnet). Das hatte sich in der Zwischenzeit aber sowieso bereits geändert. Immer mehr Texte wurden seit 2012 auf Englisch veröffentlicht und mit der aktuellen Making Games ist nun erstmals sogar die Titelstory komplett in der fremden Sprache verfasst. 2013 kam sogar eine separate Tablet-Ausgabe auf Englisch dazu und auf deren Facebook-Seite (die ich noch nie besucht habe) wird angeblich auch nicht mehr auf Deutsch geplappert. Das Branchenverzeichnis “Key Players” ist ebenso schon länger nicht mehr auf Deutsch verfasst. Übrigens der einzige, jährliche Bestandteil des Hefts, den ich tatsächlich vermissen werde. In diesem Büchlein stehen sehr viele Entwickler und Publisher drin, die in Deutschland aktiv sind mit ausführlicher Beschreibung und inklusive Ansprechpartnern. Sehr informativ und vor allem natürlich praktisch.

Gleichzeitig wurde die ehemals deutsche Webseite des Magazins mittlerweile eingestampft und in makinggames.biz, also eine direkte Konkurrenz zu Gamasutra und der englischen GamesIndustry (die deutsche, betrieben von Computec Media, kann man in der Pfeife rauchen), umgewandelt. Von daher versteckt sich hinter der Überschrift definitiv nicht nur leeres Gerede, sondern IDG will die Making Games ganz klar noch internationaler machen.

Epilog

Cover der Making Games 05/2014

Cover der Making Games 05/2014

Selbstverständlich bekräftigt Heiko am Ende des Editorials, dass natürlich trotzdem noch “jede Menge deutsche Artikel” im Heft zu finden sind. Und tatsächlich ist zumindest in dieser Ausgabe die Mehrheit auf Deutsch verfasst worden. Aber ich denke es ist nur noch eine Frage der Zeit bevor die Making Games die englische Ausgabe nicht nur mehr Tablet-exklusiv vertreibt, sondern sie zur Hauptattraktion ernennet (Kiosk-Verkäufe gibt es bei dem Magazin ja sowieso nicht so wirklich) – was ich persönlich für den richtigen Weg halte. Die Hauptsprache in der Spieleindustrie und auch innerhalb vieler deutscher Entwicklerteams ist nun einmal Englisch. Das lässt sich einfach nicht mehr leugnen und da hat ein rein deutsches Branchenmagazin sicherlich nicht mehr viele Wachstumsmöglichkeiten (lt. IDG hat die Making Games derzeit eine Auflage von 10.000; bei der IVW ist es leider nicht gemeldet). Im Gegenteil ist sogar die Gefahr zu groß, dass es stattdessen schrumpft. Mit dem Umstieg auf Englisch steht einem hingegen plötzlich die ganze Welt offen.

Andererseits muss ich ganz klar sagen, dass es mir nun egal ist wie sich das Magazin entwickelt. Mein Abo ist ausgelaufen und damit auch das letzte deutschsprachige Magazin aus meinem Haushalt verschwunden. Einen Grund es mir wieder zu holen habe ich derzeit definitiv nicht. Es ist zwar schön von so vielen deutschen Entwicklern zu hören aber am Ende des Tages überwiegte die fehlende Konsistenz in Sachen Artikelqualität mittlerweile die paar positiven Seiten einfach zu sehr. Ich brauche kein Heft, wo ich bei der Hälfte der Texte in der Mitte aufhöre weil sie schlecht geschrieben und/oder völlig uninteressant sind.

Und in diesem Sinne (schlechte und uninteressante Texte) verabschiede ich mich bis Montag. Dann erwartet euch an dieser Stelle eine Folge Christoph stellt vor mit dem Zombie Survival RPG Dead State als Thema.

Sicarius

Gemeinsam allein

Ich erinnere mich noch dran als wäre es gestern gewesen. Es war ein Tag im Februar 2005. Ich war gerade mit meiner Nachtelfendruidin (eine der wenigen, die es zu dem Zeitpunkt gab!) Sicarius im Sumpfland unterwegs Krokodile töte und traf auf einen Zwergenpaladin. Da wir gemeinsame Ziele hatten, schlossen wir uns kurzerhand zusammen, rotteten gefühlt das gesamte Wildleben in diesem Sumpfgebiet aus und hatten viel Spaß dabei. Am Ende meinte er zu mir: “Hast du Lust meiner Gilde beizutreten?” Ich sagte ja und das war das letzte Mal, dass ich über ein Videospiel eine Freundschaft geschlossen habe. Also nicht, weil ich mit der Dunklen Union Probleme gehabt hätte (das kam erst ein paar Jahre später). Ich meine damit, dass ich seitdem niemanden mehr innerhalb eines Multiplayertitels wirklich kennengelernt geschweige denn länger und auch außerhalb des Spiels dann mit ihm kommuniziert habe.

Star Trek: Voyager - Elite Force (Herstellerbild)

Star Trek: Voyager – Elite Force (Herstellerbild)

Das war vor 10-20 Jahren definitiv anders. Meine ICQ-Liste (kennt das die Jugend von heute überhaupt noch?) ist immer noch voll mit Leuten, mit denen ich zwar größtenteils schon Jahre nicht mehr gechattet habe oder die gar kein ICQ mehr benutzen (müsste wirklich mal aufräumen) aber die ich Online durch gemeinsames Spielen von beispielsweise Counter-Strike, Star Trek: Voyager – Elite Force oder Quake III Arena ursprünglich kennengelernt und viel Spaß mit ihnen hatte. Zugegeben: Ich habe früher sicherlich auch im Vergleich etwas mehr und vor allem länger am Stück online gespielt. Damals ging das ja noch. Da war auch neben der Arbeit noch etwas Zeit und Lust vorhanden. Als es noch in die Schule ging sowieso. Plus der Tatsache, dass das Internet noch relativ übersichtlich war und man eher immer den gleichen Leuten begegnet ist. Aber mir fiel es gleichzeitig einfacher so Freunde zu finden als im realen Leben.

Gemeinsam Asozial

Doch selbst wenn wir außen vor lassen, dass sich auch bei mir persönliche Veränderungen ergeben haben, sollte jedem das heutige Paradoxon auffallen: Ohne das Wort “Social” kommt heutzutage fast kein Entwickler mehr aus. Egal ob es nur die Integration mit Facebook ist, damit der jeweilige Spiel die Timeline eurer (Fake-)Freunde vollspammen kann, ein traditioneller Multiplayermodus oder der immer noch gefühlt extrem hohe Ausstoß an MMOs – auf dem Papier werdet ihr regelrecht gezwungen mit der Außenwelt zu kommunizieren. Man wird fast schon ausgelacht, wenn man jemanden erzählt, dass man Soloerlebnisse vorzieht. Und selbst die kommen bekanntlich nicht mehr ohne “Social-Media-Features” aus.

League of Legends (Herstellerbild)

League of Legends (Herstellerbild)

Gleichzeitig habe ich das Gefühl, dass wir “Gamer” tatsächlich immer weniger wirklich gemeinsam unserem Hobby frönen wollen. MMOs verkommen, dem Trend folgend (an dem ich zugebenermaßen mit Schuld habe), heutzutage mehr zu MSOGs: Massively Soloplayer Online Games. Und egal ob Call of Duty, The Last of Us oder League of Legends: Das Erste was man nach dem Spielstart macht, ist doch die anderen Mitspieler stumm schalten. Und zwar nicht, weil man keine Lust hat in der Gruppe zu agieren, sondern weil in 99% der Fälle ein…ja Arschloch dabei ist, das es für alle Beteiligten unmöglich macht den Voice-Chat oder gar normalen Chat zu benutzen. Das müssen nicht einmal gleich Hasstriaden sein. Schon der eine, der ständig lautstark Musik durchs Mikrofon jagt ist ein extremes Ärgernis.

Die Ich-Gesellschaft

Und selbst wenn man sie nicht mehr hören kann, ist das noch nicht Ende der Fahnenstange. Wehe es sieht so aus, als würde man verlieren. Dann scheint sich bei einigen auch wieder irgendein Schalter umzulegen. Dann werden Kickvotes eingestellt, der Server einfach verlassen oder schlicht “afk” gegangen. Unabhängig davon, ob nicht vielleicht doch noch ein Sieg möglich ist (vor allem in Counter-Strike: Global Offensive kann aus einem 12:2 schnell noch ein 12:16 werden). Da wird am Ende der Runde kein “gg” gewünscht, sondern nur die eigenen Teammitglieder in Grund und Boden gestampft. Jeder schaut nur noch, dass sein eigener Spaß stimmt und kümmert sich einen Dreck um die anderen Mitspieler. Kein Wunder, dass da keiner mehr Lust hat zu sagen: “Hey, ich hatte Spaß mit dir. ICQ?”. Übrigens: Meine Festnetznummer kenne ich nicht auswendig. Aber meine ICQ-Nummer kann ich euch immer noch aus dem Stehgreif sagen :smile: .

Von der quasi nicht mehr vorhandenen LAN-Kultur, dem wohl sozialsten Event im Videospielebereich überhaupt, brauchen wir erst gar nicht anfangen. Zumal daran maßgeblich die Spielentwickler selbst schuld sind weil sie LAN, Splitscreen und Hotseat-Modi einfach eingestampft haben. Wobei: Selbst auf der QuakeCon jammern die Veteranen, dass die heutige Generation nur noch ihren Rechner aufstellt und dann online über Steam & Co. mit der ganzen Welt spielt nur nicht mit dem Mann/Frau nebendran. Dafür brauch’ ich meinen Rechner doch nicht nach Texas schleppen?!

Fazit

Divinity: Original Sin (Herstellerbild)

Divinity: Original Sin (Herstellerbild)

Wir leben meiner Meinung nach in einer Zeit, in der wir über das Medium “Videospiele” mehr und vor allem substantiellere Kontakte als über Facebook & Co. knüpfen könnten als jemals zuvor uns aber mehr als offensichtlich genau und völlig bewusst für das Gegenteil entscheiden (Ausnahmen bestätigen die Regeln) und uns lieber zurückziehen. Vielleicht gerade weil uns die Entwickler so extrem zwingen wollen miteinander zu spielen obwohl sie genauso gut wie wir wissen wie viele Arschlöcher da draußen rumlaufen. Larian Studios musste beispielsweise einen Tag nach dem offiziellen Release von Divinity: Original Sin den globalen Chat ausmachen weil er nur noch voller Hass war! Während der Alpha- und Betaphase war der Chat hingegen vollkommen gesittet.

Angefangen hat entsprechend dieser  Trend meiner Meinung nach mit dem Aufstieg von Videospielen zum absoluten Massenmarkt damals mit dem Erscheinen der letzten Konsolengeneration also der Xbox 360 und PlayStation 3. Damit begann der Online-Trend, der wiederrum brachte die Hassprediger mit sich (wenn etwas Erfolgreich ist, dann kommen halt auch Gestalten dazu, die wir nicht unbedingt haben wollen) und setzte so den Teufelskreis hin zum Verweigern jeglicher Kommunikation in Gang, den wir nun haben. Aber diese Erkenntnis ist nicht neu. Ich stehe weiterhin zu meiner Aussage von 2011, dass wir alle selbst schuld an der aktuellen Situation sind. Auch wenn viele sicherlich nicht aktiv an den Beschimpfungen teilgenommen haben, haben wir sie am Ende doch einfach über uns ergehen lassen statt dagegen anzukämpfen. Die Folge ist eine Spielergeneration, die gar nichts anderes kennt als die Mutter des Gegners zu beleidigen und dieses Geschwür wieder aus den Köpfen rauszubekommen wird genauso schwierig sein wie die Zahlenwertung in Spielemagazinen abzuschaffen.

Bis Donnerstag!

Azzkickr

gamescom 2014

Mortal Kombat X (Herstellerbild)

Mortal Kombat X (Herstellerbild)

Das war sie also, die neuerliche Auflage der gamescom. Und ich muss sagen, dass ich positiv überrascht worden bin. Vielleicht lag es an einer niedrigen Erwartungshaltung und der festen Überzeugung nur bereits Bekanntes sehen zu werden, aber im Nachgang muss ich für mich persönlich feststellen, dass die gamescom meine Lust am Zocken wieder entfacht hat. Und das liegt allem voran an einem Umstand: Der PC ist zurück!

Zugegeben, ich habe mir nicht die Mühe gemacht zu verifizieren ob mein subjektiver Eindruck auch tatsächlich zutrifft. Aber in meinen Augen ist es schon auffällig wie überschaubar einerseits die Anzahl der konsolenexklusiven Titel ist (allen voran die wirklich exklusiven und nicht nur zeitlich beschränkten) und dass die PC Umsetzungen andererseits fast immer gleichwertig sind. Dass Titel wie Mortal Kombat X, Ryse: Son of Rome und Metal Gear Solid 5: The Phantom Pain überhaupt auf dem PC erscheinen und weitere Spiele wie beispielsweise NBA 2K15 und FIFA 15 (vergleichsweise schnell) auch auf dem Heimcomputer den Sprung auf die “NextGen” spendiert bekommen, ist doch sehr erfreulich. Und überhaupt: Spiele werden endlich schön! Auch abseits sündhaft teurer AAA-Produktionen ist mittlerweile fast durchgängig ein recht hohes Grafikniveau erreicht. Bleibt zu hoffen, dass damit aber noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist und aus den aktuellen Konsolen noch mehr herauszuholen ist.

Rückkehr der alten Garde

Emergency 5 (Herstellerbild oder -konzept)

Emergency 5 (Herstellerbild oder -konzept)

Die von mir subjektiv gefühlte Renaissance des PCs ist aber in der Hauptsache auf einen anderen Grund zurückzuführen: Die Rückkehr der klassischen PC-Genres Strategie und Wirtschaftssimulation. Might & Magic: Heroes VII, Die Siedler: Königreiche von Anteria, Rollercoaster Tycoon World, Emergency 5, Die Gilde 3, Cities: Skylines, Act of Aggression, Dungeons 2 und SpellForce 3. Meine Herren, da könnte einem doch glatt eine Freudenträne entweichen. Das vermutlich keines der Spiele meine – zugegeben sehr hohen – Erwartungen erfüllen wird und zudem einige Titel unnötig verändert und… ähm… “modernisiert” wurden (Die Siedler!!!) wollen wir an dieser Stelle mal außen vor lassen. Ich möchte schließlich endlich mal einen Artikel ohne depressiven Unterton verfassen :smile:. Aber im Ernst: Zumindest die Dichte und Quantität ist schon beeindruckend. Und da hab ich noch garnicht das Paradox-Schwergewicht Hearts of Iron 4 sowie diverse Simulatoren (Landwirtschafts Simulator 15, Train Simulator 15 etc.) erwähnt.

Natürlich gab es abseits dieser Spiele auch noch andere Höhepunkte für mich. Ich möchte hier bewusst nicht die erwartbaren Kassenschlager wie z.B. The Witcher 3: Wild Hunt, Dragon Age: Inquisition, The Division oder Forza Horizon 2 näher erläutern (wenngleich ich mich wie verrückt auf jedes einzelne dieser Spiele freue). Nein, es sollen einige eher kleine Perlen sein auf die ich euch aufmerksam machen möchte.

Geheimtipps

Until Dawn (Herstellerbild)

Until Dawn (Herstellerbild)

Den Anfang macht Until Dawn. Ein sehr filmisch inszeniertes Horrorspiel, das ganz klar spielerische Elemente von Heavy Rain mit bekannten amerikanischen Teen-Horrorfilmen (z.B. Cabin in the Woods) kombiniert. Das Spiel wird vermutlich nur solide Kost werden – ich schätze auf Wertungen im 70er Bereich – aber ich liebe interaktive Filme und auch das Setting sagt mir sehr zu. Es ist leider PlayStation-exklusiv, aber dafür hab ich ja noch meine PS3.

Als zweite Perle möchte ich Life is Strange nennen. Das Spiel orientiert sich offenkundig an der The Walking Dead-Serie und kombiniert daher Adventureelemente mit guten Dialogen und folgenreichen Entscheidungen. Ort der Handlung ist eine fiktive Kleinstadt, in der sich ein komplexer Krimi entwickeln soll. Hört sich äußerst interessant an und sollte auch bei euch auf dem Schirm bleiben.

Zu guter Letzt sei noch Lords of the Fallen genannt. Was ich bislang davon gesehen habe gefällt mir außerordentlich gut. Es scheint nicht ganz so frustig zu sein wie die Dark Souls-Spiele, ist zudem zugänglicher und sieht hervorragend aus. Das es aus deutschen Landen kommt ist dann noch das I-Tüpfelchen für mich. Und ja: Mir gefällt das Spiel auch besser als das vielfach mit Vorschusslorbeeren übergossene Bloodborne.

Ihr seht: Da kommt auch abseits der üblichen Verdächtigen einiges auf uns zu. Was meint ihr: Erleben wir tatsächlich gerade die Rückkehr des PCs? Oder ist die hohe Dichte von Neuankündigungen reiner Zufall? Meint ihr, die Spiele werden auch ihrem Namen gerecht oder “verkasualisiert”? Und überhaupt: Was waren eure Höhepunkte? Ab damit in die Kommentare!

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