Sicarius

Wir müssen reden

Ja wo isser denn, der angekündigte Podcast? Tja, da müsst ihr euch bei Azzkickr beschweren. Er und seine technischen Probleme sind nämlich schuld daran, dass wir am Montag nicht aufzeichnen konnten. Wenn ihr diese Zeilen lest, haben wir die Situation zwar bereits geklärt. Aber für das Schneiden blieb mir schlicht zu wenig Zeit (muss ja schließlich Desert Bus For Hope 6 schauen). Ihr müsst euch also noch bis Montag gedulden. Ihr werdet es aber vermutlich überleben. Da bin ich mir sicher :smile: . Als kleine Vorschau: Meine Gäste in Folge 46 sind mal wieder Azzkickr und Dod und mit dieser Information könnt ihr auch schon das Thema der Sendung erraten. Wenn nicht, dann bin ich sehr enttäuscht von euch!

Themenwechsel

Bildschirmfoto von GTTVEnde Oktober ging mal wieder ein Aufschrei durch die englischsprachige Spielepresse. Schließlich gibt es nichts worüber ein Journalist (egal in welcher Branche) lieber schreibt als über seine eigenen Kollegen. Sieht man ja daran, dass auch ich es schon wieder mache :smile: . Die deutsche Szene hat es, soweit ich es mitbekommen habe, hingegen kein Stück interessiert. Gemeint ist der Dorito-gate-“Skandal”. In Anführungszeichen deshalb, weil zwar einige Seiten darüber geschrieben haben und das Thema der “Journalisten-Ethik” heiß diskutiert wurde, die ganze Sache aber spätestens nach einer Woche schon wieder in Vergessenheit geraten war. So groß kann der Skandal also gar nicht gewesen sein.

Aber um was geht es eigentlich? Nun, Auslöser der Diskussion waren drei zufällige Begebenheiten, die aber alle genau mit dieser Thematik zu tun haben: Als erstens hat Geoff Keighley von GTTV umgegeben von Doritos und Mountain Dew (Halo 4-Promo) Interviews abgehalten, zweitens hat Robert Florence in einer Kolumne bei Eurogamer auf einen britischen Journalisten aufmerksam gemacht, der Promo-Tweets gepostet hat, um eine PlayStation 3 zu gewinnen und drittens gab es die Sache mit der jungen Journalistin Lauren Wainwright, die unter anderem nebenbei für Square Enix gearbeitet hat. Aber am besten lest ihr euch einfach selbst den Kotaku-Report von Stephen Totilo durch, um auf den aktuellen Stand zu kommen.

Allgemein

Das Thema “Ethik im Journalismus” ist auf jeden Fall etwas, worüber grundsätzlich ernsthaft diskutiert werden muss. Und das nicht nur in der Spielebranche. Wir reden hier schließlich von der vierten Gewalt im Staat, die massiv zur Meinungsbildung der Öffentlichkeit beiträgt und entsprechend völlig unabhängig sein muss. Da ist es wichtig, dass der Leser, Zuschauer und Zuhörer sich darauf verlassen kann, dass der Reporter keine eigene Agenda verfolgt. “Der Wahrheit verpflichtet” sollte das grundlegende Motto jedes Berichterstatters sein. Egal ob er über Kriege oder über Unterhaltung berichtet. Das unterscheidet ihn auch vom gemeinen Blogger.

Die Realität sieht aber bekanntlich anders aus und entsprechend stark ist das Misstrauen heutzutage der Öffentlichkeit auch gegenüber Journalisten. Da müssen wir nicht erst nach Übersee zu Fox News & Co. oder nur in den Boulevard schauen (niemand wird ernsthaft behaupten, dass die BILD für unabhängige Berichterstattung steht). Die Frankfurter Rundschau, mit der es zu Recht derzeit absolut zu Recht den Bach runtergeht, könnte beispielsweise nicht linksliberaler sein. Oder der Spiegel und sein Internetpendant Spiegel Online, deren Markenrot definitiv keine zufällige Wahl darstellt, wenn man sich so die Artikel durchliest. Und solche Beispiele gibt es noch viele weitere, in allen Bereichen des politischen Spektrums. Die Mitschuld daran gebe ich übrigens dem Trend hin zum Infotainment. In ein 24 Stunden Unterhaltungsprogramm passt die Realität nun einmal nicht hinein, die der Empfänger schlimmstenfalls sowieso nicht hören möchte.

Der Spielejournalismus

Im Bereich der Spieleberichterstattung gibt es genauso, wenn nicht sogar noch stärkere Interessenskonflikte. Es fängt schon damit an, dass die Publisher den Magazinen Testmuster zur Verfügung stellen. Vereinzelt wurde entsprechend auch der Ruf laut, dass jeder sich ganz normal das Spiel im Laden kaufen sollte. Hier kommt dann gern als Gegenargument der Vergleich mit Automagazinen (warum immer Spiele und Autos?!), die sich ja auch nicht einfach mal einen Lamborghini kaufen können, um ihn zu testen. Es ist aber ein Punkt, der auf alle Bereiche zutrifft, bei denen Produkttests durchgeführt werden. Sei es Theaterstücke, Hotels oder egal was – es ist fast immer für den Reporter kostenlos. Die einzige Ausnahme, die mir einfällt, sind Restaurantkritiker. Hier gibt es wohl zwar auch schwarze Schafe, aber ein “richtiger” Fachmann lässt das Etablissement eben nicht vorher wissen, dass er da ist. Das würde schließlich den Test verfälschen.

Ich persönlich sehe hier aber auch kein wirkliches Problem. In 99% der Fälle liegt es allein in der Hand der Redaktion ob sie a) überhaupt etwas mit dem Testmuster anfangen und b) wie dann der jeweilige Test (inkl. Bewertung) aussieht. Die einzig denkbare Einflussnahme wäre also, dass vielleicht eher ein Spiel getestet wird, wo auch das Testmuster vorliegt. Das ist allerdings, und das mag überraschen, mehr ein Punkt für unbekanntere Titel. Die Realität sieht nämlich schlicht so aus, dass wichtige Spiele so oder so (= interessieren viele Leute) behandelt werden, unabhängig davon, ob der Publisher jetzt was schickt oder nicht. Liegt hingegen ein Muster für ein unbekannteres Spiel vor, ist natürlich auch die Wahrscheinlichkeit höher, dass sich das dann doch jemand mal anschaut.

Krimskrams

SwagDann gibt es natürlich das Thema des “Swag”, sprich T-Shirts und derlei Krimskrams, den ihr auch von Messen wie der gamescom kennt. Allerdings sind die Varianten für Journalisten natürlich oft wesentlich höherwertiger. Da werden Kisten mit Sachen verschickt, die nicht nur vom Geldwert locker jede Bestechungsgrenze überschreiten, sondern auch vom Zeitpunkt her (zur Vorschau oder zum Test) in jedem anderen Unternehmen ganz eindeutig illegal wären. In der Spielebranche scheint es hingegen ganz normal zu sein. Klar, ab und zu verlosen die Magazine auch das Zeugs. Aber vieles wandert schlicht in private Taschen. Und wer glaubt, dass da was zurückgeschickt wird, der lebt vermutlich auf einem anderen Planeten. Das passiert allerhöchstens, wenn man gleichzeitig eine klickbringende News draus machen kann.

Wie geil so mancher “Redakteur” auf das Zeug ist, hatte ich ja bereits in einem Eintrag nach der diesjährigen gamescom erwähnt. Und meine Meinung hat sich seitdem auch nicht geändert. Es regt mich auch jedes Mal wieder auf, wenn Swen Vincke von Larian Studios in seinem Blog davon erzählt, was er alles machen muss, damit jemand über seine Spiele berichtet (ja, ich weiß, ich zitiere den Blog gerne. Aber er ist halt auch so informativ). Das kann es einfach nicht sein. Ja, es ist nett wenn ich ein Divinity-T-Shirt kriege und ich freue mich natürlich auch drüber und behalte und ziehe es auch privat ohne schlechtes Gewissen gerne an. Aber es kann doch nicht sein, dass ich davon meine Berichterstattung abhängig mache oder mich anderweitig beeinflussen lassen!

Das Reisen

Am anderen Ende des Spektrums finden sich hingegen die Preview- und Reviewevents. Egal ob es nach Dubai (Spec Ops: The Line), Seattle (Portal 2), Dublin (Red Faction: Armageddon) oder einfach nur nach München (Dragon Age II) geht: Der Publisher hat hier die volle Kontrolle über die Spielsituation und tut gleichzeitig alles dafür, dass sich der Berichterstatter wohlfühlt. Sprich reichhaltiges Rahmenprogramm, umfangreiches Büffet und dergleichen. Der eigentliche Grund, warum man da ist — das Spiel spielen — tritt da fast schon komplett in den Hintergrund.

Auch hier gibt es sehr viele, die sehen solche Trips als selbstverständlich an und beschweren sich sogar, wenn sie nicht mitdürfen. Ob da die professionelle Integrität tatsächlich noch gewährleistet ist? Ich weiß es nicht. Ja, mein bezahlter Besuch in Dublin war ganz nett. Aber ich hätte die Spiele genauso gut, wenn nicht sogar besser irgendwo in einer Firmenfiliale in Deutschland oder Zuhause anspielen können. Und da reden wir nur von einer Vorschau. Ein Test bei einem Publisher-Event? In meinen Augen ein absolutes No-Go! Selbst wenn Zuhause die Deadline ruft, ist der Druck dort ein ganz anderer, als wenn du nur zwei Tage mit einem unbekannten System (womit ich nicht nur PC, sondern auch Konsole und Fernseher meine) hast und dir dabei ständig ein PR-Vertreter über die Schulter schaut. Das mag demjenigen vielleicht nicht einmal bewusst sein, aber das hat garantiert einen Einfluss auf den Test und zwar egal, ob dieser positiv oder negativ ausfällt.

Ich bin im Nachhinein entsprechend ganz froh, dass mein Ausflug nach Dublin bislang mein einziges derartiges Event war. Und bei den innerdeutschen Sachen hatte ich zum Glück immer die erwischt, wo es kein großes Tamtam Drumherum gab, wenn überhaupt. Bei Dark Souls saß ich beispielsweise in Frankfurt ganz alleine in einem abgedunkelten Raum. Und selbst beim Previewevent zu Dragon Age II in München, saß ich mehrere Stunden mit Köpfhörer am Rechner ohne das mich irgendeiner belästigt hat und ich konnte tun und lassen was ich wollte.

Die andere Kategorie

Und dann wäre da natürlich auch noch die andere Sache: Sich bei den PR-Leuten einschleimen oder gar für sie arbeiten (=Pressemitteilungen einfach übernehmen oder sogar Aufträge annehmen wie im Falle von Lauren Wainwright) beziehungsweise selbst Entwickler sein und über sein Projekt berichten, wie es derzeit bei Rock Paper Shotgun der Fall ist. Allerdings ist die Seite sowieso schon von Haus nicht einmal im Ansatz irgendwie Objektiv (auch bei den News nicht), von daher ist das schon fast wieder egal.

Es ist eine Sache, wenn man im Sinne einer guten Zusammenarbeit (wir sind ja alles nur Menschen, die einfach nur unsere Arbeit machen), eine gute Beziehung mit dem PR Manager oder dem Entwickler pflegt. Zumal dies ja auch durchaus Vorteile haben kann, was der Zugang zu Entwicklern oder Testmustern angeht. Dafür betreibt man ja Networking. Aber nur weil ich mit PR Manager Hans-Wurst gut auskomme, darf das natürlich nicht bedeutet, dass ich seine Spiele jetzt in irgendeiner Weise bevorzugt behandele.

Um wieder mich als Beispiel zu nehmen: Der Kollege von THQ ist nach meinem Test zu Warhammer 40.000: Space Marine (6,5/10) überhaupt nicht mehr gut auf mich zu sprechen, obwohl wir vorher ganz gut miteinander auskamen. Das ist mir aber so was von Scheißegal, da ich voll hinter meinem Test und meiner 6,5/10 stehe. Und Headup Games — mit denen ich bekanntlich gut befreundet bin — schicken zwar fleißig Testmuster, aber schon vor meiner Auszeit habe ich ihre Spiele nur angeschaut, wenn es GamersGlobal in den Plan passte.

Die Grundprobleme

Und spätestens hier kommen wir nun endlich zu den beiden Grundproblemen der ganzen Angelegenheit: Zum einen scheinen viele Spielejournalisten die Arbeit nur als Sprungbrett zu nutzen, um als Quereinsteiger in die eigentliche Branche zu wechseln. Gunnar Lott dürfte da eines der prominentesten Beispiele des letzten Jahres sein (er wechselte Anfang 2011 zu Gameforge). Aber auch Boris Schneiders Aktivitäten bei Microsoft dürften sicherlich jedem bekannt sein. Oder um noch einmal in die reale Welt zurückzuwechseln: Die Beförderung von ZDF-Moderator Steffen Seibert zum Regierungssprecher hinterließ einen nicht weniger starken Beigeschmack.

Zum anderen habe ich schlicht das Gefühl, dass viele Journalisten (egal ob jung oder alt) das Ganze nicht oder zumindest nicht mehr wirklich ernst nehmen und entsprechend auch nicht mehr hinter ihren Texten stehen. Da wird stattdessen einfach irgendwas hin geklatscht, damit was da ist und fertig. Das mag meine jugendliche Naivität sein, aber ich kann mir dieses Verhalten einfach nicht erklären. Das muss nicht einmal das Extrem erreichen wie zuletzt beim Test zu Natural Selection 2 von GameSpot, der nach Leserbeschwerden zurückgezogen und neu gemacht wurde. Oder die Sache mit der GameStar und dem Test zu Silent Hunter 5: Battle of the Atlantic. Wobei die GameStar und ihr Verhalten in Bezug auf Tests sowieso ein ganz eigenes Thema ist. Die ganze Diablo 3-Sache ist beispielsweise ein schlechter Witz (Nachtest des Nachtests?!).

Unfassbar

Herstellerbild zu S.T.A.L.K.E.R.: Call of PripyatEs gibt noch wesentlich mehr Berichte, die nicht berichtigt oder zurückgezogen werden, wo der Autor so offensichtlich keine Lust hatte, dass es schon weh tut. Ich erinnere mich da beispielsweise an den Test der PC Games/ PC Action (ist ja eh das gleiche) zu S.T.A.L.K.E.R.: Call of Pripyat: Der Kollege hat unter Garantie nicht mehr als den ersten Bereich des Spiels (der ausgetrocknete See) sich angeschaut und dann direkt den Test hingerotzt. Das Pendant bei Vorschauberichten sind die, die aufgrund von einem Trailer oder einer Handvoll von Screenshots entstehen. Ich verlange ja nicht, dass jeder für einen Test das komplette Spiel durchgespielt haben muss. Das ist je nach Genre sogar unmöglich. Aber entweder ich muss über mein fehlendes Wissen gut hinwegfaken können, mir es anderweitig herholen oder eben so lange weiterspielen, bis ich alles weiß, was ich wissen muss.

Mir ist auch klar, dass vor allem freie Mitarbeiter heutzutage absolut beschissen bezahlt werden und sich entsprechend nicht unzählige Stunden in einen Bericht reinhängen. Aber das ist noch lange kein Grund so einen halbherzigen Text zu verfassen, für den man sich eigentlich schämen müsste. Wie soll man so was gegenüber den Lesern verteidigen? Ach genau: Gar nicht. Die meisten Redakteure verschmähen ja immer noch den Besuch der Kommentare. Und wenn ich keinen Spaß mehr an der Arbeit habe beziehungsweise nicht mehr stolz darauf sein kann auf das, was ich produziere, dann sollte ich mir vielleicht mal ernsthaft überlegen den Beruf zu wechseln oder zumindest versuchen die Situation irgendwie zu verbessern. Ich habe dafür absolut kein Verständnis und das nicht nur im Journalismus-Bereich, sondern auch bei uns in der Firma. Und nein, ich habe garantiert nicht leicht reden. Ich arbeite genauso hart wie jeder andere für meine Erfolge. Habe genauso meine schlechten Tage und mache auch öfters mal den einen oder anderen kleinen wie großen Fehler. Hin und wieder mag etwas Glück dabei sein, aber zugeflogen kommt mir genauso wenig etwas wie euch.

Fazit

Es ist denke ich klar, was ich sagen mit all dem Text möchte: Es läuft im Bereich des Spielejournalismus so einiges schief. Während bei Siemens oder der Deutschen Telekom wochenlang/jahrelang über Betrugsverfahren berichtet wird (und die Verantwortlichen am Ende dann doch davonkommen), bleibt der Dreck vor der eigenen Türe liegen. Und das nicht erst seit heute und auch nicht unbedingt so offensichtlich, dass jemand mit Werbeprodukten vor der Kamera sitzt. Es sind nämlich nicht die jungen, die das angefangen haben. Sondern die Veteranen leben das Verhalten vor und die Neueinsteiger akzeptieren es als gängige Praxis oder können gar nicht anders, als mitzumachen, um nicht auf der Strecke zu bleiben. Entsprechend schwer ist es das Verhalten wieder rauszubekommen. Selbst ich besitze wie erwähnt keine weiße Weste, trotz all meinem noch vorhandenen Idealismus. Entsprechend traurig ist, dass die Diskussion schon wieder abgeklungen ist und zwar ohne, dass sich irgendwo etwas getan hat.

Ihr seid gefragt!

Es liegt am Ende des Tages also mal wieder am Nutzer, der mit seinem Geld und seiner Stimme entscheiden muss. Aber nicht, indem er unter jedem Test schreibt “ihr seid doch gekauft!!!!!1111elf” oder “Seite A hat es aber besserschlechter bewertet als ihr!”. Nein, konstruktive Kritik muss es sein. Wenn euch Ungereimtheiten auffallen, dann diese beim Namen nennen. Wenn mal wieder ein Magazin von einem großen Event berichtet, sofort nach- und hinterfragen was da sonst noch so los war. Und generell einfach das Thema in den Sichtbereich der Verantwortlichen bringen.

Sollte ich hingegen mal wieder was (regelmäßig) machen, werde ich in Zukunft definitiv noch stärker mein eigenes Tun hinterfragen. Ich denke zwar, dass ich in der Vergangenheit schon ziemlich gute Arbeit geleistet habe, aber es ist nie zu spät es noch besser zu machen. Und nein, ihr sollt mir jetzt nicht in den Kommentaren gut zureden oder so was. Ihr wisst doch, dass ich das nicht mag. Mich interessiert stattdessen eure persönlich Sicht der Dinge zum Thema. Gibt es ein Magazin oder Redakteur, dem ihr komplett vertraut? Gab es Artikel, wo auch ihr gedacht habt “Das meint er nicht ernst, oder?”, unabhängig davon, ob ihr gleicher Meinung mit dem Autor wart? Seht ihr generell eine kritische Entwicklung, oder geht euch das alles am Hintern vorbei?

Herstellerbild zu Desert BusHeute aus unserer Serie “Dinge, die in Deutschland vermutlich nur den Webmaster interessieren”: Desert Bus beziehungsweise Desert Bus For Hope 6: Desert Bus 3 in America. Am Samstag früh (unserer Zeit) war es mal wieder soweit und die Jungs und Mädels der kanadischen Online-Comedy-Truppe Loading Ready Run starteten zum mittlerweile sechsten Mal ihren Wohltätigkeitsmarathon für Child’s Play. Die ganze Woche lang wird das “langweiligste Spiel aller Zeiten” (O-Ton von Graham Stark), Desert Bus, gezockt und währenddessen im Livestream sehr viel Unterhaltung geboten, um die Zuschauer zum Spenden zu animieren. Auch Giveaways und Auktionen von teilweise einzigartigen, handgemachten Objekten werden veranstaltet, um das Geld fließen zu lassen. Alles sehr cool gemacht und äußerst amüsant anzuschauen. Das Spielen selbst ist da mittlerweile schon fast unwichtig geworden. Auch wenn ihr Loading Ready Run vielleicht nicht kennt — Unbedingt ändern! –, sehr zu empfehlen.

Das Spiel aus der Hölle

Desert Bus selbst ist ein Minispiel aus Penn & Teller’s Smoke and Mirrors, einer unveröffentlichten Minispiele-Sammlung für SEGA CD von 1995 und eigentlich eine Parodie. Eure Aufgabe im Spiel ist es in Echtzeit (!) mit einem Bus die Strecke von Tucson in Arizon nach Las Vegas in Nevada zu fahren. Bei einer Geschwindigkeit von 45 MPH macht das 8 Stunden in denen nichts, aber auch absolut gar nichts passiert. Gut, das stimmt nicht ganz: Irgendwann erscheint auf der Frontscheibe Fliegendreck und zumindest am ersten Tag gibt es einen realistischen Tag- und Nachtwechsel. Ab Tag 2 hat das Spiel allerdings einen Bug und wechselt direkt von Tag auf Nacht. Außerdem könnt ihr die Hupe bedienen und die Tür öffnen. Das war es dann aber wirklich.

Gleichzeitig ist es allerdings auch nicht damit getan, einfach nur den Knopf fürs Gas gedrückt zu halten. Der Bus hat nämlich einen fiesen Rechtsdrall. Ihr müsst also immer mal wieder dagegen lenken, sonst landet ihr im Kies, euer Bus geht kaputt und ihr werdet (auch wieder in Echtzeit!) zurück nach Tucson geschleppt. Schafft ihr es hingegen nach Las Vegas, erhaltet ihr einen Punkt und fahrt sogleich die Strecke wieder zurück. Das ist tatsächlich so spannend wie es klingt und nun stellt euch vor, dieses Spiel 24 Stunden und 7 Tage am Stück zu zocken. Das macht keiner freiwillig :smile: . Wer es dennoch mal versuchen möchte: Zum einen gibt es Umsetzungen für iOS und Andorid (kostenpflichtig, die Einnahmen werden aber für den Marathon gespendet) und zum anderen könnt ihr es auch kostenlos im Browser spielen. Ich habe euch gewarnt!

Themawechsel

Herstellerbild zu Faerie SolitaireMein Wochenende (und auch die nächsten Tage noch) habe ich also hauptsächlich vor dem Livestream verbracht. Ich weiß, eine sehr ergiebige Tätigkeit. Schon allein in Anbetracht der zwei Milliarden unvollendeter Spiele, Filme und Serien um mich herum. Schlimmer noch: Ich habe mir sogar eine Urlaubswoche auf diesen Zeitraum gelegt. Allerdings auch nur, weil ich noch so viel habe und ihn dringend wegkriegen muss. Ich und meine Luxusprobleme :smile: .

Aber gezockt habe ich natürlich trotzdem auch noch ein wenig. Zum einen spiele ich gerade endlich mal Transformers: War for Cybertron (ja, den ersten Teil) durch, damit ich mich mit Transformers: Fall of Cybertron beschäftigen kann. Zum anderen zocke ich, eigentlich darf ich es gar nicht zugeben, viel zu viel Faerie Solitaire. Das gab es vor kurzem für ein paar Tage kostenlos auf Steam und seitdem habe ich schon sieben Stunden in das doofe Spiel versenkt. Eigentlich total bescheuert, aber ich bin definitiv sehr empfänglich für solche Titel. Sieht man ja auch daran, wie lange ich Tiny Tower oder Puzzle Quest: Challenge of the Warlords gespielt habe.

Und Puzzle Quest ist auch genau das richtige Stichwort, denn während Puzzle Quest Bejeweled mit etwas Rollenspiel verband, nimmt euch auch Faerie Solitaire mit auf ein Abenteuer durch eine Fantasy-Welt voller Feen, in der ihr einen bösen Zauberer besiegen müsst und dabei Kreaturen sammelt und hochzüchtet — und das alles, indem ihr eine Variante von Solitär spielt. Ihr wisst schon, das Kartenspiel, welches auf jedem Windows-Rechner zu finden ist und bei dem ihr im Prinzip nichts anderes macht als zu versuchen die Spielkarten zu sortieren. In Faerie Solitaire eine absolut simple Angelegenheit und auch vom taktischen Anspruch her nach den ersten paar Spielchen nicht mehr wirklich eine riesige Herausforderung (wenn auch nicht komplett stupide). Aber ich spiele es trotzdem schon fast obsessiv. Zum Glück bin ich schon im letzten Akt angekommen. Das Ende ist also nicht mehr weit. Wobei ich dann trotzdem noch nicht alle Kreaturen gefunden oder gar hochgelevelt habe. Muss ich es wohl doch noch länger spielen. Mist. Warum verfalle ich nur immer solchen hirnlosen Spielen?! ARGH!

Immerhin kann man gut dabei den Livestream von Desert Bus For Hope 6 schauen. Und genau das mache ich jetzt auch wieder. Wir lesen und hören uns dann am Donnerstag wieder, wenn es mal wieder heißt: “Hallo und herzlich Willkommen zum Bagdadsoftware Podcast”!

Sicarius

Die Todesrally

Vergangenes Wochenende habe ich allerdings nicht nur mit den verschiedensten Halo-Spielen verbracht. Ich hatte mir auch eine unerbittliche und absolut nervenaufreibende Highscore-Jagd mit Azzkickr geliefert. Und zwar ergab es sich, dass am Wochenende Death Rally über Steam kostenlos spielbar war. Das hat Azzkickr natürlich ausgenutzt und das Spiel prompt mal runtergeladen. Ich habe wiederrum gesehen, dass er das Spiel nun auch hat (ich habe natürlich die Retail-Version gekauft) und mir prompt gedacht: Dann starte ich es doch mal und lade ihn ein, vielleicht hat er ja Lust. Das Ende vom Lied war, dass er dann die halbe Nacht weitergespielt hat und wir beide bis Sonntagabend mal so fix 8-9 Stunden in den Titel versenkt haben.

Death RallyDeath Rally (PC, iOS, Android) – Gleich vorweg: Obwohl ich auch die iOS-Version besitze (gab es mal kurzzeitig kostenlos), geht es hier ausschließlich um die erweiterte PC-Fassung, die erst im August diesen Jahres veröffentlicht wurde. Im Vergleich gibt es mehr Fahrzeuge, Waffen und Karten, außerdem könnt ihr euer Auto mit zusätzlichem Gerät (Minen, Spikes, Laserzielfunktion) ausstatten und ab und zu ruft euch vor einem Rennen ein geheimnisvoller Typ an und bietet euch gegen einen Anteil eures Gewinns Vorteile. Außerdem ist die Grafik besser. Ein Teil der Features ist zwar mittlerweile auch in die Handheld-Fassung gewandert, aber die derzeit beste Version ist die auf PC.

Aber nun genug des Vorgeplänkels: Death Rally ist ein Remake des gleichnamigen Originals von 1996 und wurde damals wie heute entwickelt von Remedy, den Machern von Alan Wake und Max Payne. Es handelt sich dabei um einen Top-Down-Arcade-Racer mit Waffen. Und bevor JakillSlavik in die Kommentare springt und ein Wort mit vielen Ausrufezeichen postet: Ja, es lässt sich mit Mashed: Drive to Survive vergleichen. Allerdings ist Death Rally weniger bunt und viel brutaler angelegt. Außerdem versucht man hier die Gegner nicht von der Strecke beziehungsweise aus dem Bildschirm zu drängen. Stattdessen heißt es die anderen mit Waffengewalt oder durch den Einsatz von Powerups wie Nitro abzudrängen und den ersten Platz zu erhalten. Und ganz wichtig: Es gibt keinen Splitscreen-Modus, sondern nur Online-Multiplayer.

Upgraden, Upgraden, Upgraden

Death Rally hat zwar eine Hintergrundgeschichte, die ist aber äußerst rudimentär und auch nicht zusammenhängend erzählt. Stattdessen macht ihr ein Rennen nach dem anderen, sammelt auf den Strecken verteilte beziehungsweise von zerstörten Gegnern fallen gelassene Teile ein und schaltet so nach und nach die einzelnen Strecken, bessere Autos und Waffen frei. Gleichzeitig steigt ihr im Rang auf. Und immer mal wieder wird dabei ein Kampagnen-Rennen freigeschaltet mit einer “speziellen” Aufgabe. Tatsächlich geht es einfach immer nur darum einen bestimmten Fahrer zu schrotten.

Waffen (jede kann bis Level 9 aufsteigen und sechs Waffen gibt es insgesamt) und Autos (Schnelligkeit, Rüstung und Handhabung) verbessert ihr hingegen durch eure in den Rennen hart verdiente Dollars. Die gibt es nicht nur für den Sieg, sondern auch für das Aufsammeln von Cash-Pickups, das Zerstören von Gegnern oder das Brechen eures eigenen Rekordes. Aber auch zum Reparieren eures Fahrzeugs benötigt ihr die Kohle. Es ist anfangs also durchaus nicht einfach zu entscheiden was man mit dem Geld anfängt. Zumal ihr auch immer nur die Sachen aufleveln könnt, die ihr im letzten Rennen auch benutzt habt. Das ist wiederrum eine Herausforderung speziell bei neuen Autos, da diese Anfangs wesentlich schlechter sind als euer bereits hochgeleveltes Vorgängerauto. Und natürlich ist die Verlockung groß das nächste Rennen dann auch gleich auf einem höheren Schwierigkeitsgrad zu fahren, da ihr dort auch mehr Knete bekommt. Es gibt also auf dem Papier nicht nur viel zu tun, sondern es ist auch durchaus ein Herausforderung. Und natürlich macht es einen Heidenspaß die Gegner abzuknallen.

Überschaubarer Inhalt

Leider werdet ihr sehr schnell feststellen, dass sich alles wiederholt. Wo ein Mashed: Drive to Survive mehrere unterschiedliche Spielmodi und zwei Dutzend Strecken bietet, habt ihr nach einer Handvoll von Rennen alles gesehen. Abseits der normalen Rennen, gibt es nur eine langweilige Deathmatch-Karte. Und selbst für die normalen Rennen gegen fünf andere Fahrer stehen nur rund ein halbes Dutzend Karten zur Verfügung — auch wenn sich in der Pressemitteilung die Anzahl durch Spiegelfahrten verdoppelt. Die Abwechslung hält sich dabei auch in Grenzen. Klar, vom Setting her sind alle woanders angesiedelt und auch in Sachen Kurvenführung und Länge sind sie unterschiedlich. Aber das reißt es trotzdem nicht mehr raus. Im Gegenteil werdet ihr euch gegen Ende immer nur die kleinen, schnellen Maps raussuchen, da hier das Verhältnis zwischen Zeitinvestition und Gewinn am größten ist.

Herstellerbild zu Death RallyHier wird dann auch noch ein Marathon-Spielmodus freigeschaltet. Aber der bedeutet einfach nur, dass ihr 42 Runden am Stück fahren müsst (das macht schlimmstenfalls 15-20 Minuten!). Das macht ihr einmal, um das Achievement zu bekommen und dann nie wieder. Die einzige Motivation im Endgame ist die restlichen Bossfahrer zu töten für die Achievements und alle Fahrzeuge und Waffen komplett hochzuleveln sowie vielleicht noch den Maximalrang zu erreichen. Da dieser Maximalrang aber bei 1 Milliarde Credits liegt und ihr selbst unter besten Bedingungen nur so um die 20.000 pro Rennen erhaltet, werdet ihr spätestens bei 1 Millionen einfach aufhören — zu dem Zeitpunkt habt ihr dann auch alles andere bereits auf 100%.

Schlechter Mehrspielermodus

Und dann wäre da noch der Mehrspielermodus. Dass es kein Splitscreen gibt, hatte ich bereits erwähnt. Es gibt aber auch keine Lobby oder so etwas wo sich die einzelnen Spieler zusammenfinden könnten. Selbst mit der Steam-Friendslist könnt ihr eure Freunde nur ins Spiel aber nicht ins eigentliche Rennen einladen. Stattdessen stellt ihr euch auf “online”, sucht euch eins der zufällig generierten Rennen aus und wartet ob vielleicht einer auch diese Karte jetzt gerade spielen möchte. Immerhin: Wenn ihr keine Lust mehr aufs Warten habt, dann könnt ihr “Skip” drücken und direkt das Rennen gegen die KI fahren. Aber so wirklich pralle ist das nicht.

Wollt ihr hingegen gegen Freunde spielen, steht euch die Funktion “Game Channel” zur Verfügung. Wenn alle, mit denen ihr zusammenfahren wollt, den gleichen Game Channel eintragen, können sie einem speziellen Rennen nur für diesen Channel beitreten. Selbst ein Rennen definieren könnt ihr nicht. Die Karte wechselt stattdessen alle 120 Sekunden automatisch. Das hat die tolle Auswirkung, dass beispielsweise Azzkickr gerade auf der Karte Savo auf mich wartet, ich aber auf der Karte Eureka bereitstehe und auf ihn warte, weil gerade der Wechsel war. Aber auch ohne Mapwechsel hatten wir stellenweise größere Probleme zusammen zu kommen. Da hilft dann nichts anderes als nochmal kurz das Rennen zu verlassen und noch einmal einzusteigen in der Hoffnung, dass man nun endlich zusammen kommt. Das ist so richtiger Müll. Ja und Deathmatch gibt es im Mehrspielermodus gar nicht.

Bagdadsoftware meint: Keine Frage: Death Rally hat seinen Reiz und macht auch durchaus Spaß. Sieht man ja schon alleine daran, dass Azzkickr und ich es an einem Wochenende so intensiv durchgezockt haben. Und solche Arcade-Racer kann es sowieso nie genug geben. Ich will endlich Bleifuss Fun 2 und/oder Mashed 2!

Gleichzeitig ist aber auch ganz klar: Wir werden das Spiel jetzt höchstwahrscheinlich nie mehr starten. Es kommt einfach viel zu schnell (schon weit vor dem Erreichen des quasi nicht vorhandenen End Game) die Langeweile sowie die Frage “Warum tue ich mir das eigentlich jetzt noch an?” auf. Zu gering ist die Abwechslung und auch die Herausforung. Ohne den Wettkampf mit Azzkickr (und die zahlreichen Achievements) hätte ich es bislang auf jeden Fall noch nicht durchgespielt — und schon gar nicht quasi am Stück. Und durch den fehlenden Splitscreen-Modus eignet es sich auch nicht — im Gegensatz zu Mashed: Drive to Survive — als kleines Partyspiel. Entsprechend gibt es als Wertung nur die 3 von 5 Sics mit einer starken Tendenz zu 2 Sics (wenn man es nur alleine spielt). Oder in kurz: Für Zwischendurch mal lustig, aber auf Dauer gibt es trotz des überschaubaren Angebots in dem Bereich dann doch besseres. Immerhin kostet es nur 9,99 (Retail) beziehungsweise 8,99 Euro (Steam). Und wenn die regelmäßig aktualisierte iOS-Version irgendein Indikator ist, besteht sogar die Hoffnung, dass noch ein paar Content-Updates erscheinen.

Bitte? Ihr fragt wer nun die Highscore-Jagd gewonnen hat? Äh…es geht doch dabei nicht um Gewinner und Verlierer. So oberflächlich denken wird doch nicht. Es geht um Freundschaft und äh…das gemeinsame Spiel und äh…puh…ist es schon wieder so spät? Dann muss ich schon wieder mal ganz dringend woanders hingehen.

Sicarius

Master Chief is bäck!

Gestern sind so viele Lieferwagen durch unser Dorf gefahren wie schon lange nicht mehr. War ein riesiges Fest angesetzt? Ist ein UFO gelandet und schnell von der Regierung abtransportiert worden? Quark: Heute ist Sperrmüll und der zieht die Aasgeier besser an als ein frischer Kadaver. Schon früh morgens sind sie durch die Gegend gefahren und haben sich auf alles gestürzt was an der Straße stand oder gerade hingetragen wurde. Ich würd denne om libste die longe Fondue-Stäbche durch die Ohrn steche, donn die Zung rausreiße und mitm Kopp uff die Straß knalle un donn müsdese mit ihre Labbe die ganz Straß ufflegge bisse an ihrer Kotze erstigge. Und selbst des wär noch viel zu harmlos! *schnauf*

Herstellerbild zu Halo 3: ODSTÄh, wo waren wir? Ach genau: Halo. Vor einer Woche ist, ihr werdet es sicherlich mitbekommen haben, der langerwartete vierte Teil der Serie erschienen. Entwickelt vom Microsoft-internen Studio 343 Industries, die mit Halo: Combat Evolved Anniversary bereits einen ersten guten Eindruck bei der Fangemeinde hinterlassen hatten, und nicht mehr von Bungie Studios. Ich selbst habe die Veröffentlichung zwar nicht unbedingt herbeigesehnt, aber den Stammlesern sollte bekannt sein, dass ich das Halo-Universum und die Geschichten darin richtig dufte finde. Was habe ich also in der letzten Woche gemacht? Genau: Mich endlich durch Halo 3: ODST durchgequält.

Grottig

Halo 3: ODST kriegt von mir gerade mal 2 von 5 Sics und das, obwohl es zum Ende hin etwas besser wurde. Das einzige erinnerungswürdige an dem Titel ist der Firefight-Modus (Halos Horde-Modus), der hier sein Debüt feierte. Der Rest ist durch und durch ein vergessliches Erlebnis inklusive der belanglosen und langweiligen Story, die zudem größtenteils in abgehakten Flashbacks erzählt wird. Die meiste Zeit streift ihr durch ein stockdusteres New Mobasa auf der Suche nach der nächsten Mission, in der ihr euch für ein paar Minuten durch Gegnerhorden kämpft und danach wieder zurück im Hub landet. Dass ihr zudem die Rolle eines normalen Soldaten und nicht eines Spartaners übernehmt, macht das Spiel auch nicht gerade besser. Das Gegenteil ist der Fall: Mir geht der Hauptcharakter, Rookie, genauso am Arsch vorbei wie seine Teamkollegen. Da kann selbst Nathan Fillion als Sgt. Buck nichts rausreißen. Seine “Geschichte” und die dazugehörigen Romanze fand ich sogar fast schon die Schlimmste von allen. In kurz: Halo 3: ODST mag nur ein Addon sein, aber das entschuldigt absolut nicht die schlechte Qualität des Werks — vor allem im Vergleich zum Hauptspiel.

Meiner Meinung nach definitiv kein Halo-Titel, den ihr gespielt haben müsst. Halo Wars ist da schon ein etwas anderes Thema. Ihr wisst schon, das Konsolen-RTS von Ensamble Studios. Ihr letztes Werk, bevor Microsoft sie dicht gemacht hat. Da fällt mir übrigens ein, dass ich bis heute nicht Age of Empires III gespielt geschweige denn jemals gestartet habe (die dicke Collector’s Edition liegt aber natürlich hier rum). Müsste ich auch irgendwann mal nachholen.

Konsolen-Strategie

Herstellerbild zu Halo WarsBei Halo Wars war damalsdie große Frage: Kann ein “richtiges” Strategiespiel mit Basenbau auf der Konsole funktionieren? Nach den ersten 5 von 15 Missionen ist meine Antwort: Jein. Einheiten einzeln auswählen ist ein Krampf, die Kamera ist viel zu nah am Geschehen und mal ganz schnell reagieren ist trotz Hotkeys auf dem Digipad (springe zur nächsten Einheitengruppe, springe zur Basis, springe zum aktuellen Brennpunkt) nicht wirklich möglich. Dass ich dann auch noch ständig die lahme Kamera mit dem rechten Analogstick drehen muss, um in vielen Fällen überhaupt was sehen zu können, erschwert mir die Arbeit zusätzlich. Und dann kommt natürlich noch hinzu, dass ich schon so kein guter Stratege bin, aber unter Zeitdruck (Beschütze die Transporte für 20 Minuten) mal so überhaupt nicht mehr zurechtkomme. Dreimal neu gestartet die Mission und selbst bei meinem erfolgreichen Versuch ist mir beim finalen Angriff 60 Sekunden vor Schluss noch ein Flieger kaputt gegangen und damit die Missionsbewertung im Keller gewesen.

Aber trotz dieser Problemchen muss man ganz klar sagen: Ensemble Studios haben sich doch sehr viele und auch gute Gedanken gemacht, um das Fehlen einer Maus und einer Tastatur zu kompensieren. Grundsätzlich funktioniert das Spiel tatsächlich und wenn man sich mal eingearbeitet hat, dann gewöhnt man sich auch an die Eigenheiten der Bedienung. Das bedeutet zwar nicht, dass ich nicht doch ständig die Maus vermisse aber ich habe mich bereitwillig arrangiert. Auch deshalb, weil die Hintergrundgeschichte (sie spielt noch vor Halo: Reach, das selbst bereits ein Prequel zu Halo: Combat Evolved ist) nicht nur inhaltlich gut ist, sondern auch äußerst gut erzählt wird. Die Render-Sequenzen sind erste Sahne und können mit Blizzards Werken locker mithalten.

Das hat mich wirklich total überrascht. Ich hatte im Vorfeld nicht gewusst, dass Halo Wars so aufgemacht ist. Entsprechend muss ich mich jetzt natürlich unbedingt durch das restliche Spiel durchquälen, egal wie schlecht ich bin :smile: . Aber wer kein Halo-Fan ist, den wird der Titel vermutlich auch wieder kalt lassen. Und selbst diese haben wohl zum Release 2009 größtenteils die Finger davon gelassen. Trotz 2 Millionen verkauften Einheiten war 80% der Zielgruppe (Halo 3 hatte sich 11,6 Millionen Mal verkauft) nicht am Spiel interessiert.

Er ist Zurück!

Herstellerbild zu Halo 4Bei Halo 4 sieht die Sache schon wieder anders aus: 3,1 Millionen Einheiten am ersten Verkaufstag sprechen eine eindeutige Sprache. Meine Limited Edition kam allerdings erst am Freitag rein (Sammellieferungen wegen Versandkosten sparen) und von der Kampagne habe ich bisher nur die erste Mission gespielt. Die hatte es aber schon in sich. Definitiv sehr cooler und imposanter Auftakt. Schon das Render-Intro, das erneut von einer überraschend guten Qualität ist und mich mehr motiviert als alles anderes (ja, ich bin da etwas komisch, ich weiß :smile: . Mich hat schon bei der Ankündigung von StarCraft II: Wings of Liberty der Render-Trailer mehr interessiert als das Gameplayvideo.), hat mich wieder umgehauen.

Ich fand auch schon die Real-Webserie Forward Unto Dawn ganz nett. Wobei mich da am meisten die Renderszenen vor dem Titelbild geflasht haben. Sie erzählen etwas mehr über Master Chiefs vierjährigem Aufenthalt in der Kühltruhe der Forward Unto Dawn und enden in dem Moment, wo Cortana wie auch am Anfang des Spiels auf den “Reaktivieren”-Knopf drückt. Sehr cool gemacht und ich war richtig froh, dass ich dann sofort das Spiel starten und daran anknüpfen konnte. Außerdem finde ich, wie bereits erwähnt, das Halo-Universum sehr interessant (lese ja sogar die Taschenbücher!) und freue mich immer darauf zu erfahren wie die Geschichte weitergeht. Definitiv eine meiner liebsten SciFi-Serien unabhängig vom Medium (Bücher, Filme, Spiele).

Interessanterweise habe ich aber nach dem ersten Einlegen der DVD tatsächlich zuerst den Mehrspielermodus gestartet und bin da auch bereits auf Rang 11 (von 50 – und das dann sechs Mal in einem Art Prestige-Modus) aufgestiegen. Macht wieder sehr viel Spaß, obwohl es im Vergleich zu einem PC-Shooter natürlich alles schon sehr langsam von statten geht und man öfters daneben schießt (ihr kennt das ja). Dafür geht es in Halo auch mehr darum über längere Zeit Schaden zu verursachen und weniger darum einfach nur schnell mal zu treffen. Sprich ihr müsst dem Gegner mit dem Fadenkreuz folgen und erst seine Schilde zerstören und dann ihm den Todesstoß geben. Das ist nicht mit zwei Treffern erledigt und ist eine ganz andere Herausforderung.

Aber Quake Live ist natürlich immer noch das um Längen bessere Mehrspielererlebnis. Wir wollen hier ja keine Missverständnisse aufkommen lassen. Ich bin natürlich nicht plötzlich zu den Konsolenshootern übergelaufen, obwohl ich auch schon Battlefield: Bad Company im Mehrspielermodus gut fand. Wie kommt ihr denn da drauf? PC for life! Bitte? Das Poster vom Master Chief über meinem Bett? Das…hängt da…zu…Äh…Recherchezwecken…äh…ich muss gehen.

Logo von Windows 8Vor einigen Tagen ist etwas passiert, womit ich selbst nicht gerechnet hätte: ich habe Spontanität, Flexibilität und Risikobereitschaft an den Tag gelegt! Bin ich normal einer dieser “Buchhaltertypen”, bei denen von A-Z und von 0-24 Uhr alles durchgeplant ist und die grundsätzlich nichts verändern, wenn sie halbwegs zufrieden sind oder auch nur die geringste Chance auf unnötige Probleme sehen, habe ich mir überraschenderweise bewiesen, dass ich es ab und zu auch anders kann. Was ist passiert? Nun, Windows 8 ist passiert. Aber von vorne.

Grundsätzlich habe ich ja zu dem (konservativen?) Personenkreis gehört, der Windows 8 bestenfalls als “nicht sinnvoll für Desktop-Nutzer” beurteilt hat. Es waren also nicht nur meine oben beschriebenen Charaktereigenschaften, die einen Wechsel des Betriebssystems unwahrscheinlich werden ließen, sondern auch technische Gegenargumente, die hauptsächlich auf die neue ModernUI (ehemals: MetroUI) zurückzuführen sind. Kurzum: wozu auf Windows 8 wechseln, wenn danach altbekannte Aktionen länger dauern und die Produktivität daher sinkt?

“Dummerweise” war es nun aber so, dass wir Anspruch auf eine Windows 8 Pro Upgrade Version für günstige 14,99 € hatten, da sich meine Mutter im Aktionszeitraum zufälligerweise ein neues Notebook gekauft hatte. Und da das einzige andere Familienmitglied, das sich für PCs interessiert (Vadder) kein Upgrade sondern unbedingt die Vollversion wollte, war ich also der einzige, der für dieses Schnäppchen in Frage kommt. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass diese 15 Euro gut investiert sind – man kann den Key ja notfalls noch weiterverkaufen. Gesagt, getan: Windows Upgrade Advisor laufen lassen: jawoll, keine schweren Kompatibilitätsprobleme, in den Warenkorb gelegt, Geld überwiesen, runtergeladen.

Lasset die Spiele beginnen!

Und dann ging der “Spaß” los :smile: Was jetzt folgt ist definitiv kein Test zu Windows 8. Und mit Objektivität haben die folgenden Ausführungen ganz sicher auch nix zu tun. Wer so was sucht, findet das im Internet massenweise. Ich erläutere einfach nur mal ganz zwanglos und “frei heraus” meine ersten Schritte und Eindrücke zum neuen Betriebssystem.

Mein ursprünglicher Plan war es, das Upgrade – naheliegender Weise – über die bestehende Windows 7 Version drüber zu installieren, auch wenn ich von diesen Methoden normalerweise nichts halte (ich bin fest davon überzeugt, dass da immer irgendein Chaos samt Problemen und vor allem unnützer Daten und Registrierungseinträgen auf der Platte entstehen). Aber ich wollte mir eine Sicherung meiner vielen Daten ersparen. Zumal man ja heute gar nicht mehr richtig weiß, z.B. welches Spiel seine Spielstände und Einstellungen wo gespeichert hat. Man ist noch gut bedient, wenn’s alles in einem Ordner in den Eigenen Dateien liegt (was ist das bitte für ein unsinniger Trend, alles in den versteckten Ordner C:BenutzerBenutzernameAppDataLocal zu packen?!). Und da ich gerade mehrere Spiele intensiv angezockt habe (Assassins Creed 2, GRID, Fallout:NV), wollte ich das Risiko eines Datenverlusts nicht eingehen. Also, lange Rede, kurzer Sinn: schnell ein Image auf DVD sowie auf USB-Stick gespeichert und dann die Installation gestartet, Key eingegeben…und, naja, Installation wieder beendet. Was ist passiert? Speicherplatz ist passiert! Das ist eben das Problem, wenn man nur eine SSD mit 64GB hat, von denen nur noch 6GB frei sind. Weshalb Microsoft für die Installation von Win8 aber 20GB benötigt, obwohl das neue Betriebssystem sogar noch kleiner ist als der Vorgänger, ist mir ein Rätsel. Naja, mein Fehler, hätte mir auch die Systemanforderungen mal richtig durchlesen können. Aber auch der nette Upgrade Advisor hätte mich mal drauf aufmerksam machen können.

Also dann halt doch neu aufsetzen. In Ordnung. Wollte eh schon immer mal ein Windows von USB-Stick installieren :smile: . Und ja, ich als Ordnungsfanatiker freu mich auch immer wieder über eine “clean-installation”, wo man so richtig schön bei null anfangen kann. Also USB-Stick angesteckt, Rechner neu gestartet, Boot-Reihenfolge geändert, nochmal neu gestartet, Installation gestartet, c: formatiert und dann…naja…Installation abgebrochen. Was ist denn nun wieder passiert? Partitionstabellen sind passiert!

Jetzt muss ich zu meiner Schande gestehen, dass das tatsächlich ein Bereich ist, in dem ich mich bis dato nicht ausgekannt habe. Aber man lernt ja nie aus. Die Kurzfassung: mit der Einführung von UEFI (dem BIOS-Nachfolger) haben sich wohl auch die verwendeten Partitionstabellen geändert. Und zwar von MBR (Master Boot Record) auf GPT. Die größte Veränderung ist dabei wohl die Unterstützung von Festplatten >3TB. Aber da hab ich mich nicht weiter informiert. Wie auch immer: Windows 8 war jetzt auf jeden Fall der Meinung, dass es sich nur auf GPT installieren lässt und behauptete, ich würde noch MBR verwenden, was insofern sehr kurios ist, da ich mein Windows 7 ja ebenfalls auf demselben System ohne dieses Problem installieren konnte. Wie auch immer: bis ich das alles herausgefunden hatte, verging eine gute Stunde, in der ich auch das Notebook meiner Mutter beschlagnahmen musste. Schließlich hatte ich ja kein eigenes Betriebssystem mehr zu dem Zeitpunkt. Zudem stand ich vor dem teuflischen Problem, dass ich – so vermute ich zumindest – sowieso auf keinen Fall aus dem Installationsprogramm raus durfte, da ich ja nur eine Upgrade-Version von Win8 besitze und diese vor der Installation eine bestehende Win7-Installation erkennen muss. Die Partition war aber ja bereits formatiert. Will heißen: nach einem Neustart des Systems, wär ich ziemlich im Arsch gewesen und hätte wohl erst wieder Win7 installieren “dürfen”. Nun ja, die Lösung des Problems war dann doch relativ simpel: anstatt die Partitionen nur zu formatieren, muss man sie komplett löschen und wieder erstellen lassen, dann richtet sich Windows alles so ein wie es es benötigt. Im Nachhinein hab ich dann auch gelesen, dass man wohl auch aus dem UEFI heraus booten kann und sich so die Probleme vermeiden lassen. Das hab ich aber nicht geprüft. Ich war froh, dass Windows 8 endlich installiert wird. Im Übrigen relativ fix, aber nicht unbedingt viel schneller als Win7.

Optische Täuschung?

Und dann wurde ich – nach ein paar kurzen Einstellungen und dem Erstellen eine Microsoft-Kontos (bzw. dem Anmelden mit meiner bestehenden GFWL bzw. XBOX-Live Kennung) – auch schon begrüßt von dieser zweifellos sehr hübschen ModernUI. Ich werde an dieser Stelle darauf verzichten zu erläutern, was diese Oberfläche alles bietet – und was nicht. Dazu gibt’s ja dutzendfach Berichte im Netz. Man hat halt nun quasi eine, dem eigentlichen Desktop vorgelagerte Smartphone Oberfläche. Das ist unerwarteter Weise nicht so schlimm, wie ich das befürchtet habe. Denn mal abgesehen davon, dass diese Oberfläche wie erwähnt sehr hübsch ist und ich sie mir gerne anschaue, bietet sie auch einige Apps, die ganz nett sind. Schnell kuggen, was sich in Facebook tut? Schnell nachschauen, was in der Welt so passiert? Sich rasch informieren, wie das Wetter morgen wird? Oder mal eben unkompliziert eine Nachricht an seine Freunde schicken ohne ein Chatprogramm zu starten? Alles kein Problem!

Wobei, das ist dann leider auch gelogen. Denn gerade die “Nachrichten-App” sowie die “Kontakte-App” leiden noch unter kleinen Bugs. Prinzipiell kann man mit ersterer unkompliziert mit seinen Freunden (aus Facebook, Skype, MSN) chatten und mit zweiterer sich schnell über z.B. die Neuigkeiten in Facebook informieren. Das Problem: die Synchronisierung findet bisweilen stark verzögert statt. Nachrichten erscheinen oft erst eine viertel Stunde später. Manchmal auch erst, wenn man gezielt in der App nachschaut. Das ist natürlich nicht Sinn der Sache. Trotzdem: angenommen die Apps laufen irgendwann mal fehlerfrei, so ist es wirklich angenehm, kurz per (hübschem) “pop-up” über eine Nachricht informiert zu werden – auch wenn man gerade auf dem Desktop unterwegs ist. Dabei ist es tatsächlich auch die Optik und die Übersichtlichkeit, die mich überzeugen. Auch wenn man dafür auf die ein oder andere Funktion verzichten muss. Die Simplizität und der “Style-Faktor” sind einfach toll. Weniger toll hingegen ist die aktuelle Auswahl an Apps. Ohne jetzt genau nachgezählt zu haben würd ich auf etwa 600 Apps schätzen. Das Hauptproblem ist dabei aber nicht die Quantität sondern die Qualität. Denn wirklich nützliche Apps habe ich überhaupt noch nicht gefunden. Zwar gibt’s bspw. von einigen Printmagazinen diverse Apps (z.B. Focus, Auto Motor Sport), aber letztlich nutze ich für diese normale Art von Informationsbeschaffung dann doch lieber den guten alten Desktop-Webbrowser (nein, den App-Browser, der im Vergleich zur traditionellen Variante deutlich eingeschränkt sein soll, habe ich noch nicht getestet und habs auch erstmal nicht geplant). Aber apropos Desktop, den gibt’s ja natürlich auch noch. Per Mausklick auf die entsprechende App-Kachel erscheint man die vertraute Bedieneroberfläche.

“Heimat ist, wo das Herz..äh, der Desktop wohnt”

Ich beschreibe mal ganz kurz und ohne Übertreibung das Gefühl, dass ich hatte, als ich erstmals, nachdem ich mich gut 20min mit der ModernUI beschäftigt hatte, auf den Desktop gelangt bin: es war “wie nach langer Zeit nach Hause zu kommen” :smile: . Kein Spaß, es kam sofort ein Gefühl von Vertrautheit auf. Und binnen weniger Minuten hatte ich auch alles wieder haargenau so eingerichtet wie unter meinem Windows 7. Mit einer ärgerlichen Ausnahme: die tolle “To-Do-Liste”, die ich als Widget in der Sidebar platziert hatte gibt’s aufgrund der Abwesenheit letzterer natürlich nicht mehr. Wäre halb so schlimm, wenn’s denn dafür ne adäquate App gäbe. Aber dem ist natürlich nicht so. Schade. Gar nicht schade hingegen sind die vielen kleinen Detailverbesserungen am Desktop: sei es der erweiterte Taskmanager, der erweiterte Explorer (mit Ribbon-Oberfläche), der neue Dateitransferdialog oder der ab Werk integrierte und herrlich unsichtbare Windows Defender (der für mich völlig ausreicht): einmal dran gewöhnt möchte man nichts mehr davon wissen. Hinzu kommen natürlich auch diverse, mal kleinere, mal größere Verbesserungen an Windows 8 selbst: z.B. kürzere Startzeiten, native USB 3.0-Unterstützung und besserer Multi-Monitor-Support. Das ist freilich nichts Weltbewegendes und vor allem nichts, was man nicht auch in einem zweiten Service Pack für Windows 7 hätte lösen können. Aber vor dem Hintergrund des recht günstigen Preises für Windows 8 – selbst wenn man nicht für 14,99 € umsteigt – kann man auch nicht wirklich meckern.

Das kann man dafür an anderer Stelle. Zum Beispiel bei der ab Werk fehlenden Unterstützung für die Wiedergabe von DVDs. Das ist in meinen Augen ein absolutes Unding. Zwar kann man sich diesen nachträglich recht günstig – und bis Anfang 2013 sogar kostenlos – zusammen mit dem Media Center Pack runterladen, aber ausschließlich für Windows 8 Pro. Und damit treibts Microsoft dann meiner Meinung nach auf die Spitze. Aber auch abseits fehlender Features wie eben der DVD-Wiedergabe und der Sidebar habe ich einige, teils sehr ärgerliche Probleme mit oder seit Windows 8. So haben aktuell alle Besitzer von Creatives X-Fi Soundkarten das kuriose Problem, dass diese nach einem Neustart keinen Ton ausgibt und zudem sämtliche Einstellungen, die man in der Konsole getroffen hat, wieder zurückgesetzt werden. Wechselt man kurz in einen anderen Modus (z.B. in den Audioerstellungsmodus) ist der Ton wieder da. Wie genau das Problem gelöst wird, ist unklar, bei einigen – so auch glücklicherweise bei mir – hat es geholfen, nach dem Treffen aller Einstellungen in den Standby zu wechseln und dann den PC wieder zu aktivieren. Anscheinend werden dann die Einstellungen auch gespeichert. Im Übrigen hatte auch Steam bei mir anfangs ein ähnliches Problem: Einstellungen an der Benutzeroberfläche wurden erst nach zig Neustarts endlich dauerhaft übernommen. Sehr seltsam.

Das nächste Problem betrifft Outlook 2010. Seit Windows 8 tut es gar nicht mehr so, wie es soll. E-Mails werden nicht sofort runtergeladen (wie das bei IMAP eigtl. üblich ist), bei einem meiner beiden Konten sogar überhaupt nicht automatisch. Beheben kann man das, indem man ein automatisches Zeitintervall in den Optionen einstellt. Teilweise schließt es sich zudem nicht über den Klick auf das Kreuz rechts oben sondern wird nur minimiert. Dann wiederum fährt Windows 8 nicht runter, wenn Outlook noch offen ist und es im Hintergrund nach der Erlaubnis fragt, ob es den Ordner “Gelöschte Elemente” leeren soll. Dieses Nachfragen kann man zwar in Outlook abstellen, aber Windows 7 hat das Runterfahren wenigstens erzwungen. Sowas sollte einfach nicht passieren, vor allem nicht, weil Outlook ja auch von Microsoft programmiert wurde. Ach ja: GFWL verursacht ständig Kompatibilitäts-Fehlermeldungen. Auch hier: Microsoft, Schande über euch. Ihr solltet wenigstens die firmeninternen Produkte untereinander kompatibel halten…

Das letzte größere Ärgernis ist meine Maus- und Tastaturunterstützung, auch wenn das – wie schon bei der X-FI – möglicherweise zur Hälfte auf das Konto fehlender Treiber seitens der Produkthersteller geht. Keinerlei Zusatztasten auf meiner Tastatur und nur die Grundfunktionen auf meiner Maus funktionieren. Einen Win8-Treiber gibt’s von Logitech bislang nur für die “non-gamer-Geräte”. Meine G700-Maus wird also vorerst nicht mehr unterstützt. Sehr ärgerlich.

Apropos Gamer, das hätte ich ja fast vergessen: alle Spiele, die ich bislang getestet habe, liefen weitestgehend anstandslos und ohne merkliche Veränderungen an der Performance. Lediglich in Fifa 12 wird seltsamerweise ohne ersichtlichen Grund die Lautstärke stark gedrosselt. Ich habe jetzt testweise mal die Mikrophoneinstellungen geändert, womöglich liegts ja daran (automatische Pegelabsenkung bei Mikrophonaktivität deaktiviert).

Fassen wir also abschließend nochmals kompakt und übersichtlich zusammen:

+ verbesserter Explorer
+ verbesserter Dateitransfer-Dialog
+ verbesserter Taskmanager
+ Windows Defender Standard
+ USB 3.0, DX 11.1, Bootzeiten
+ hübsche Smartphone-Funktionalität “gratis dazu”…
– …die manch einer aber als unnötig und störend empfinden wird
– …die aber zweifellos zu wenige (nützliche) Apps bietet
– …und die zudem noch unter ärgerlichen Bugs leidet (Nachrichten- und Kontakte-App)
– keine Sidebar mehr
– keine DVD-Wiedergabe in Standard-Version (in Pro nur gegen Gebühr ab 2013)
– teils (nur wenig) störende Treiberprobleme (Logitech, Creative)

Meine Empfehlung

Und was ist nun meine Empfehlung? Nun, aus der obigen Aufzählung wird ja ganz klar ersichtlich, dass sich – zumindest zum aktuellen Zeitpunkt – die Vor- und Nachteile die Waage halten. Fakt ist: der Desktop-Part wurde spürbar und sinnvoll verbessert. Und der täglich nötige, eine Mausklick um von der ModernUI auf den Desktop zu wechseln ist – auch entgegen meiner eigenen Befürchtung – überhaupt nicht störend. Zumal es ja auch ein Tool gibt, durch das man direkt auf den Desktop gelangt. Wer also auf Sidebar und nativen DVD-Support verzichten kann (oder in letzterem Fall die Pro-Version samt aktuell noch kostenlosem Media Center Pack besitzt), muss sich “lediglich” mit Treiberproblemen rumschlagen, von denen man aber erwarten kann, dass sie in den nächsten Wochen behoben sind. So gesehen bleibt für “Desktop-only-Nutzer” streng genommen kein fundamentales Argument gegen Windows 8.

Alle anderen, die auch mal gerne (oder sogar vorwiegend) mit der ModernUI rumspielen mögen, dürften sich jedoch ärgern, dass die MS-eigenen Apps teilweise (noch??) verbuggt sind und es abseits davon (noch??) nicht die riesige Auswahl, insbesondere auffallend kreativer und nützlicher Apps gibt.

Es gibt also weder DAS EINE ARGUMENT FÜR Windows 8 noch DAS EINE ARGUMENT GEGEN Windows 8. Dafür gibt’s jede Menge Bugs und Kompatibilitätsprobleme zum gegenwärtigen Zeitpunkt, die aber – zumindest nach einigem Herumprobieren – die Funktionalität nur gering einschränken (was nichts desto trotz ärgerlich und unnötig ist).

Kommen wir also zur alles entscheidenden Frage: Würde ich, azzkickr, Windows 8, freiwillig in meiner Freizeit weiter nutzen? (na, wer erkennt hier das Plagiat? :laughing:).

NEIN.

Aktuell würde ich noch jedem, der nicht unbedingt eine Smartphone-Oberfläche in Computer-Bildschirmgröße haben will von Windows 8 abraten. Zu gering der Desktop-Mehrwert gegenüber Windows 7, zu groß hingegen die möglichen Desktop-Kompatibilitätsprobleme (ich packs einfach nicht, das Wort auf Anhieb fehlerfrei zu schreiben…). Und andererseits: Zu gering die App-Auswahl, zu groß hingegen die Bugs (und Funktionseinschränkungen) bei den bestehenden (vorinstallierten) Apps.

ABER AUCH JA.

Denn mit etwas Frickelei hat man quasi keine tiefgreifenden Einschränkungen mit Windows 8 im Vergleich zu Windows 7. Dafür aber einige nette Verbesserungen und eine neue, sehr hübsche Oberfläche die immerhin zum Herumspielen einlädt. Und hinzu kommt die, ich nehme an sehr wahrscheinliche, Aussicht auf Besserung in den nächsten Monaten was die Bugs, Treiber und Anzahl an Apps angeht. Und dann wiederum würde ich Windows 8 auch den zufriedensten Windows 7-Nutzern empfehlen.

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