Sicarius

Das verbesserte Beben 2

QUAKE II (Enhanced) (Herstellerbild)

HYPE HYPE HYPE!!! Die Gerüchteküche hatte es schon länger von den Dächern gezwitschert aber Donnerstagabend – passend zum Beginn der QuakeCon 2023 – war es soweit: QUAKE II (Enhanced) wurde in den diversen Downloadstores freigegeben. Auf PC, wie schon bei QUAKE (Enhanced), ist das Remaster kostenlos für alle, die bereits QUAKE II im jeweiligen Store besaßen. Neu dazu gekommen sind die Konsolen (PS4, PS5, XS, XONE), die nun ebenfalls in den Genuss dieses First-Person-Shooter-Klassikers kommen – inkl. Crossplay im Multiplayer, damit die Maus-Nutzer die Gamepad-Jungs auch fleißig 0wnen können :wink: .

Bitte? FPS-Klassiker wäre etwas weit hergeholt? Zugegeben: Der Ruf von QUAKE II ist nicht der Beste. Das liegt aber aus meiner Sicht einzig und allein daran, dass Fans von QUAKE sich etwas anderes erhofft hatten (Gothic Horror vs. Militärsetting) und nicht an seiner spielerischen Qualität. Ursprünglich sollte QUAKE II auch nicht so heißen, es fiel ihnen aber grob gesagt nichts besseres ein. Unter der Haube steckt trotzdem ein richtig guter id-Shooter mit einer (für damalige Verhältnisse) gelungenen Kampagne mit tollen (zusammenhängenden!) Level, die schon ein Jahr vor Half-Life (1998) gezeigt hat, wo die FPS-Reise hingeht (stärkerer Fokus darauf eine Geschichte zu erzählen und eine glaubwüridge Welt zu erschaffen) und gleichzeitig die Hardware ordentlich zum Schwitzen brachte (3D-Grafikkarte war Pflicht!). Den Mehrspielermodus brauche ich gar nicht erst zu erwähnen. Der ist auch unter Veteranen über alle Zweifel erhaben und wurde nur durch QUAKE III ARENA in die Schranken verwiesen.

Alles in einem!

So viel zur Historie. Was erwartet euch heute? Nun, das Paket umfasst neben der bekannten Originalversion von QUAKE II plus der beiden Add-ons The Reckoning und Ground Zero, die jeweiligen Remastered-Fassungen, eine neue Kampagne (sieben Level) von Machine Games names Call of the Machine sowie ein offizieller Port von QUAKE II 64 für den N64. Letzteres ist besonders interessant. Im Gegensatz zu PlayStation QUAKE oder QUAKE 64, die nur eine reduzierte Version des Originals waren, hat sich Midway Games hier etwas mehr Mühe gegeben. Sprich neue Geschichte und (größtenteils) neue Levels. Werde ich mir also definitiv mal genauer anschauen.

QUAKE II (Enhanced) (Herstellerbild)

Während bei QUAKE (Enhanced) außerdem die Änderungen/Neuerungen hauptsächlich technischer Natur waren, hat Nightdive Studios dieses Mal mehr Hand angelegt – zum Unmut einiger beinharter Veteranen, die gerade das Steam-Forum entsprechend vollstänkern *kopfschüttel*. Doch schauen wir zuerst auf besagte technischen Neuerungen/Änderungen: Neben der Tatsache, dass endlich der phänomenale Soundtrack von Sonic Mayhem wieder zu hören ist, Widescreen-Auflösungen unterstützt werden und alle Texturen und Modelle höher aufgelöst sind (inkl. Abschaffung des hässlichen “Warp”-Effekts bei den Animationen), gibt es nun ganz viele (dynamische) Licht- und Schatteneffekte und sogar Mündungsfeuer. Ja, QUAKE II hatte 1997 keine Mündungsfeuer! Unfassbar, da selbst QUAKE schon welches hatte, aber wahr. Zu Gunsten der schicken Grafik wurde sogar das ein oder andere Level angepasst (Blasphemie!) und z.B. um einen Deckenventilator erweitert, um etwas von der Stroggos-Sonne reinzulassen. Und ja, es ist echt cool jetzt nicht nur seinen eigenen Schatten zu sehen, sondern auch z.B. den des Gegners um die Ecke. Und sogar die Zwischensequenzen haben sie alle neu gemacht. Kein Pixelbrei mehr, wo man nichts erkennen kann. Absolut genial.

Ansonsten haben sie nach eigenen Aussagen hunderte Bugs gefixt, es gibt HAUFENWEISE Barrierefreiheitseinstellungen und die Tickrate (=wie oft aktualisiert sich die interne Spiellogik) wurde erhöht, was für einen flüssigeres Spielerlebnis sorgt.

Verbesserungen

Spielerische Auswirkungen haben hingegen vor allem die Verbesserungen bei der Gegner-KI. Nicht nur ducken sie sich bei Beschuss – sie springen jetzt sogar von Erhöhungen runter, falls es Sinn macht. Und fliegende Gegner kommen nun besser damit klar, dass sie… nun, fliegen können. Außerdem haben sie drei Features wiederhergestellt, die während der ursprünglichen Entwicklung rausgefallen waren. So hat der Berserker jetzt einen Sprungangriff, um die Distanz zwischen ihm und dem Spieler schnell zu überbrücken. Das macht ihn endlich zu einem ernsthaften Gegner. Vorher konnte man einfach vor ihm weglaufen. Die Zunge des Parasiten bleibt hingegen an Wänden hängen, wenn er euch verfehlt, was ihn kurzzeitig betäubt. Und der Techniker (ein fliegendes Geschütz) macht jetzt ein Geräusch mit seinen Armen, um sich frühzeitiger bemerkbar zu machen. Alles coole Sachen, die aber zugebenermaßen die Balance etwas aus dem Ruder bringen. Speziell der Sprungangriff des Berserkers. Den kann er von der anderen Seite eines Raumes ausführen und die Level des Originals sind logischerweise überhaupt nicht dafür gemacht. Aber es ist trotzdem nicht so, dass dadurch der Titel unspielbar wird, obwohl eben unter anderem im Steam-Forum anderes behauptet wird. Man muss sich halt anpassen.

Ansonsten gibt es jetzt für die Auswahl der Gegenstände und Waffen die bekannten, für Controller ausgelegten Kreismenüs. Praktischer Nebeneffekt für mich als PC-Nutzer: Ich verwende die Gegenstände häufiger. Weil sie früher nur auf Tastendruck nutzbar waren und nirgendswo angezeigt wurde, was man eigentlich hat, habe nicht nur ich immer vergessen sie zu verwenden. Okay, ich könnte jetzt freilich damit angeben, dass ich das Spiel auch ohne erfolgreich durchgespielt habe. Doch das lassen wir mal an dieser Stelle. Ebenfalls neu: Nightdive Studios hat einen Kompass eingebaut, der auf Wunsch aktiviert werden kann und einen Pfad auf den Boden zum nächsten Ziel malt. Klingt bescheuert aber die Levels von QUAKE II sind nicht gerade die übersichtlichsten. Insofern finde ich das durchaus eine sinnvolle Anpassung für alle, die einen schlechteren Orientierungssinn haben als der typische 90iger Jahre FPS-Veteran.

Apropos Veteranen: Mit im Paket ist auch ein id Vault, der nicht nur Konzeptzeichnungen und Gameplay-Aufnahmen aus der Entwicklungszeit enthält, sondern sogar zwei spielbare Presse-Demos von der E3 1997 und ECTS 97. Definitiv das Sahnehäubchen auf einem sowieso schon umfangreichen und absolut gelungenen Remaster.

Fazit

QUAKE II RTX (Herstellerbild)

Wie schrieb ich 2021 zu QUAKE (Enhanced)? “Nightdive Studios haben mit QUAKE ihre bislang beste Arbeit abgeliefert.” Zum Glück habe ich ein “bislang” eingefügt, denn QUAKE II (Enhanced) ist was ihre Remaster angeht definitiv jetzt auf Platz 1 gewandert. Nicht nur ist es das ultimative Gesamtpaket was QUAKE II betrifft, es ist auch technisch und spielerisch die beste Version des Titels, die es bislang gab. Nicht nur eine klare Kaufempfehlung, sondern faktisch ein absolutes Pflichtspiel für Shooter-Fans, das heute wie vor 16 Jahren massiv Laune bereitet! Also gebt die 10 EUR aus – es lohnt sich!

Okay, eine Einschränkung gibt es dann doch noch: QUAKE II RTX. RTX-Effekte sind im Remaster nämlich nicht enthalten. Insofern lässt sich darüber streiten, ob optisch diese Version nicht besser ist. Aber ich glaube in Sachen Stimmung gefällt mir das Remaster trotzdem besser als die RTX-Version, die voll auf Glanz und möglichst viel Licht getrimmt ist. Die wollte ich jetzt übrigens dank der neuen Grafikkarte endlich mal durchspielen aber dann kam die neue Version raus. Insofern zocke ich nun wohl oder übel (das Leben ist schon schwer… :smile: ) die auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad Hard+/Nightmare. Immerhin kann ich so die beiden offiziellen Add-ons ein zweites Mal erleben – die sind mit QUAKE II RTX nicht kompatibel. Aber man soll ja bekanntlich niemals “nie” sagen: Vielleicht nehme ich mir die RTX-Version auch irgendwann nochmal vor. Von QUAKE kann man schließlich nie genug kriegen!

…und schon sind vier Wochen Urlaub wieder rum. Während ihr diese Zeilen lest arbeite ich mich vermutlich durch die mehreren hundert E-Mails, die in meinem Postfach auf mich warten (Vertretung? Was ist das?) und stöhne ob der vielen Telefonkonferenzen, die mir vermutlich für diese Woche eingestellt wurden. Aber wie der Urlaub, geht auch dieser Ansturm sicherlich zügig vorüber und die Normalität kehrt zurück.

Haben wir während unserer Freizeit wenigstens alles erledigt, was wir uns vornahmen? Wie immer nicht. Selbst das Buch auf meinem Nachttisch (Das Spiel der Götter 13: Im Sturm des Verderbens*) habe ich nicht geschafft fertig zu lesen, dabei wartet doch bereits DOOM Guy: Life in First Person* (John Romeros langerwartete Autobiographie) auf mich. Immerhin konnten wir eine Sache abhaken: Staffel 3* von Raumschiff Enterprise*.

Same ol’, same ol’

(Cover)

Es klingt böse, aber es ist definitiv von Vorteil, dass es mit nur 24 Folgen die kürzeste Staffel (1: 29, 2: 26) der Serie ist. Es ist nicht so, dass die Folgen im Vergleich zu Staffel 1 oder 2 schlechter wären. Es ist eher genau umgekehrt, dass das Niveau nicht wesentlich besser ist. Stattdessen erwartet euch der gleiche Kram wie vorher: Viel zu viele Humanoide, viel zu viele Charaktere aus der irdischen Vergangenheit (inkl. Abraham Lincoln im Weltraum und eine Begegnung mit Methusalem), viel zu viele komische Sachen die am Anfang der Folge direkt auf die Enterprise zufliegen und derer sie nicht ausweichen kann und viel zu viele schwachsinnige Situationen, die mit etwas Kommando-Disziplin (warum darf jeder Besucher überall auf der Enterprise rumlaufen?!) oder der Erinnerung „Wir sind auf einem Raumschiff mit vielen tollen Funktionen” schon nach fünf Minuten geklärt gewesen oder gar nicht erst passiert wären. Und da gefühlt alle immer nur über Spocks Gehirn herziehen: Kurs auf Markus 12 ist für mich die unerträglichste Folge der Serie. Ich verabscheue allerdings die meisten Filme/Folgen in denen nervige Kinder die Hauptrolle spielen…

Ansonsten war noch auffällig, dass es häufig sehr emotional wurde – im negativen Sinne. Keine Ahnung ob die Streitigkeiten am Set in die Scripts übertragen wurden aber selbst Spock kommt vergleichsweise häufig als absolutes Arschloch rüber. Gut, kann ich nach dem ganzen Mobbing durch McCoy & Co. verstehen – A-Typisch für den Charakter ist es dennoch. Auf der anderen Seite der Medaille sind wieder haufenweise Frauen vorhanden, die nicht nur Kirk das Gehirn verdrehen und gefühlt alle kennen sich von der Sternenflottenakademie (gab es da nur einen Jahrgang?!). Nene. Bei manchen dieser Drehbücher fragt man sich schon, wie die auf so einen Blödsinn gekommen sind.

Positive Seiten

Aber ich will nicht alles schlecht reden. Ein paar Lichtblicke gab es schließlich auch in der dritten Staffel. Beispielsweise fand ich super, dass sie versucht haben mehr mit den Bildschirmen (z.B. dem Hauptbildschirm auf der Brücke) zu arbeiten. Sprich statt nur die Aussicht zu zeigen wurden mal Diagramme oder (animierte) Flugrouten eingeblendet. Außerdem haben sich so einige Folgen mit wichtigen Themen beschäftigt – nicht immer erfolgreich (siehe die Hippies in Die Reise nach Eden). Doch beispielsweise Bele jagt Lokai und Die Wolkenstadt stellen (leider nicht nur für damalige Verhältnisse) gelungene Gesellschaftskritik da und geben perfekt Roddenberrys Hoffnung auf eine friedliche, idealere Zukunft wieder. Ach und (Spoiler!) Kirk in Die unsichtbare Falle als Romulaner getarnt war selbstverständlich ebenfalls ein Highlight :smile: .

Fazit

Star Trek: The Original Series (Paramount-Promobild)

Hatte ich also durch das Überspringen der dritten Staffel von Raumschiff Enterprise damals beim DVD-Release was verpasst? Nein, auf keinen Fall. Ich verstehe jetzt den ein oder anderen Zusammenhang besser (z.B. Memory Alpha oder die Bilder von Bele und Lokai, die man häufig sieht). Doch unterm Strich empfanden Lysanda und ich es als ziemlich vergessliche Fernsehunterhaltung. Und das meine ich leider tatsächlich wörtlich. Ohne das Nachschlagen im Deutschen StarTrek-Index beim Schreiben dieses Eintrags, hätte ich vermutlich keine einzige Folge mehr zusammenbekommen. Insofern: Für Fans der ersten beiden Staffeln sicherlich ein Pflichtprogramm, denn sie bekommen mehr von dem, was sie haben wollen. Alle anderen können die 20 Stunden jedoch getrost in anderes investieren.

Eine Aussage, die Rückblickend ehrlicherweise auf die gesamte Serie passt. Ja, es gibt ein paar Folgen die sollte man als Star-Trek-Fan mal gesehen haben. Aber alle 79? Der Verlust hält sich in Grenzen, wenn man sich diese Sternenreise erspart. Dafür ist dank der fast vollständigen Eigenständigkeit (inkl. dem ein oder anderen dadurch entstehenden Widerspruch) der Folgen dann doch zu wenig Charakterentwicklung vorhanden und es wird zu wenig Kohärentes über das 23. Jahrhundert an sich und die Enterprise im Speziellen vermittelt. Selbst die drei großen – Spock, McCoy und Kirk – und ihre Beziehung zueinander lernt man nur absolut oberflächlich kennen. Das haben die Filme definitiv wesentlich besser hinbekommen. Mehr als einmal hat mich Lysanda sogar gefragt, ob sich die Serie eigentlich an Erwachsene oder eher an Jugendliche/Kinder richtete, weil es so dämlich wurde.

Einen Vorteil könnte es aber vielleicht dann doch haben, dass wir die drei Staffeln vollständig geschaut haben: Star Trek: Strange New Worlds* scheint extrem viel TOS-Fanservice zu betreiben mit vielen Rückbezügen und ähnlichen Szenen. Dauert jedoch noch einige Zeit, bis wir uns dieser Serie widmen werden. Jetzt kommt erstmal die vierte Staffel mit Crew des Raumschiffs U.S.S. Enterprise NCC-1701 dran: Die Enterprise*. Ich bin tatsächlich gespannt darauf. Allein die Entstehungsgeschichte dieser Zeichentrickserie ist schon sehr interessant. Dazu dann in einem kommenden Eintrag mehr.

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