Öffentliche Bücherboxen sind schon was echt Praktisches. Ja, die Leute stellen mitunter auch viel Mist rein. Reiseführer oder Gesetzestexte von vor 20 Jahren, Fachbücher zu Windows ME und sowas. Aber grundsätzlich sind sie mittlerweile eine angenehme Institution, in der man einfach mal zwanglos stöbern kann und dabei das ein oder andere Buch findet, was man vielleicht sonst nicht entdeckt/gelesen hätte. Kostet schließlich nichts es einfach mitzunehmen und wenn es nicht gut genug für einen dauerhaften Platz im Regal ist, geht es halt wieder zurück. Entsprechend haben wir bereits so einiges mitgenommen – aber zugebenermaßen noch nicht jedes davon gelesen. In der Casa Lysanda befinden sich definitiv zu viele Unterhaltungsmedien verschiedenster Art :smile: .

Doch ein Buch haben sowohl Lysanda (sogar 2mal!) und ich mittlerweile gelesen. Eingepackt habe ich es nur aufgrund des Titels:

Das Buch inkl. Bonus-Balu

Muss ich mich aufgeben, um von Dir geliebt zu werden?* (Jordan & Margaret Paul: Do I have to give up me to be loved by you?; 2000) – Das englische Original ist sogar schon 1983 erschienen, doch dieses psychologische Fachbuch hat tatsächlich kein bisschen an Aktualität verloren. Das Autorenpaar war damals in der Sexualtherapie tätig und stellte fest, dass die Beziehungen ihrer Klienten nach der vermeintlich erfolgreichen Therapie zügig wieder schlechter wurden. Es war quasi wie bei einer Diät. Man versuchte zwanghaft eine Veränderung zu erzwingen. Das klappt mitunter auch einige Zeit. Aber früher oder später fallen die meisten wieder ins alte Verhaltensmuster zurück. Oder wie sie es im Buch ausdrücken:

“Die Veränderungen beeinflussten die Qualität der Beziehung kaum. Die emotionale Distanz zwischen den Partnern blieb bestehen. (Paul & Paul, 2000, S. 10)

Entsprechend versuchten die beiden herauszufinden, woran das lag. Schon allein, weil auch ihre eigene Beziehung darunter litt. Warum funktionierte der klassische Gedanke nicht, dass man einfach nur genug Willenskraft braucht, um etwas zu verändern? Und als sie die Antwort darauf hatten, entwickelten sie daraus die “Intention Therapy” oder auf Deutsch “Absichtstherapie”.

Ich muss mich schützen!

Der Grundgedanke ist, dass die meisten Probleme dadurch entstehen, dass wir versuchen uns zu schützen. Also aufgrund unserer Schutzmechanismen. Ein einfaches Beispiel: Ich habe Angst davor, dass mein Partner mich verlässt. Meine inneren Schutzmechanismen versuchen deshalb ihm meine Unzulänglichkeiten nicht zu zeigen. Dabei ist es egal ob diese real sind oder ich mir diese nur einbilde. Durch dieses Verhalten schaffe ich jedoch eine Lücke/Distanz zwischen mir und meinem Partner. Er soll mich ja nicht so sehen, wie ich wirklich bin. Das allerdings führt erst recht dazu, dass er sich einsam, ausgeschlossen oder nicht gesehen fühlt. Und dann verlässt er mich deswegen. Was will er schließlich in einer Beziehung, wo es keine Nähe gibt?

Außer der Bereitschaft zu lernen dient jedes andere Verhalten in einem Konflikt dem eigenen Schutz. (Paul & Paul, 2000, S. 24)

Und dieses Verhalten zeigt sich in drei Formen: Da gibt es die Anpassung also, dass ich versuche den Konflikt schlicht zu vermeiden. Da bin ich zugegebenermaßen sehr geübt drin. Und am einfachsten vermeide ich den Konflikt, indem ich meinem Gegenüber einfach zustimme. Der typische Mitläufer quasi. Das Gegenteil ist der Versuch die Kontrolle zu gewinnen. Der andere MUSS umgestimmt werden. Es gibt keine Alternative. Und als drittes die Gleichgültigkeit. Der Konflikt wird also schlicht ignoriert.

Erkenntnis gewinnen

Die bekannteste/lauteste Form eines Konflikts ist sicherlich der Streit. Ein klassischer Machtkampf, um die Kontrolle zu gewinnen. Denn wenn ich die Kontrolle habe, bin ich geschützt. Aber gelernt habe ich dadurch nichts. Nehmen wir die Situation, dass euer Partner den Müll rausbringen soll. Er wollte es machen, hat es aber bis jetzt nicht getan. Nun geht ihr hin und sagt ihm, dass der Müll noch nicht rausgebracht worden ist. Der Vermeider würde jetzt einfach den Müll rausbringen. Der Gleichgültige würde euch vielleicht einfach nur ignorieren. Und bei einem Machtkampf würdet ihr euch jetzt streiten darüber, warum nicht du, sondern er den Müll rausbringen muss.

Optimal wäre es, wenn ihr in dieser Situation anfangen würdet zu erforschen, was das eigentliche Problem ist – also die dahinter liegende Absicht zu finden. Vielleicht mag der Partner es gar nicht den Müll rauszubringen. Möglicherweise wegen eines Vorfalls in seiner Kindheit. Oder er ist heute so fertig mit der Welt, dass er keine Kraft mehr dazu hat. Es geht quasi darum euer Gegenüber besser kennen zu lernen und gleichzeitig auch sich selbst. An einem Konflikt sind schließlich in der Regel beide beteiligt. Die eigenen Schutzmechanismen lösen nämlich gleichzeitig die des anderen aus. Warum ist es mir beispielsweise wichtig, dass er den Müll rausbringt? Ich könnte es ja einfach selber machen. Vielleicht, weil ich Angst habe im Dunkeln rauszugehen?

Fast alle Barrieren entstehen durch die Art und Weise, wie Menschen mit Konflikten umgehen. (Paul & Paul, 2000, S. 20)

Zwischen Einsicht und Umsetzung

Unsere Schutzmechanismen (Symbolbild)

Aber was mache ich jetzt mit dem, was ich beim Erforschen gefunden habe? Häufig hilft es ja schon, wenn man erkannt hat, warum etwas ist wie es ist. Warum ich in einer gewissen Situation so reagiere und immer wieder in alte Muster zurückfalle. Ich kann also mit dieser Information erstmal arbeiten und schauen, ob sich dadurch etwas verändern lässt. Ich könnte mich im Alltag selber beobachten und nach und nach versuchen die entsprechende Situation zu verändern und anders zu reagieren als bisher. Quasi mein System Mensch umzuerziehen, aus dem erzwungenen Verhalten herauszugehen und neue Möglichkeiten zu erschließen. Weil das Verhalten, das hier zu Tage kommt, habe ich mir ja nicht ausgesucht, sondern wird von meinen Schutzmechanismen erzeugt.

Beim Erforschen müssen übrigens nicht beide Partner mitmachen. Ihr könnt genauso nur euren eigenen Anteil erforschen. Da euch euer Partner aber (hoffentlich) am besten kennt, ist es nicht ideal es allein zu tun. Außerdem ist es meist schwierig einen ehrlichen Blick auf sich selbst zu werfen. Auch hier sind mitunter Schutzmechanismen am Werk, die das verhindern. Und im Worst Case sind dahinter NOCH mehr Barrieren. Denkt an eine Matrjoschka. Im Buch erzählen die Autoren beispielsweise von einem Mann, der am Ende zwölf Gründe fand, warum er nicht mit seiner Familie Ski fahren wollte.

Unsere Gesellschaft macht es uns ebenfalls nicht leicht, indem sie immer nur auf das Ergebnis schaut und nicht auf den Prozess. Wie der Müll schlussendlich rausgekommen ist, ist egal. Hauptsache er ist draußen. Wie sich die Beteiligten dabei fühlten oder welche Konflikte dabei auftraten, ist uninteressant. Die Beziehung wächst dabei aber nicht, weil die Konflikte erhalten bleiben. Damit diese zu einer lt. den Autoren “mitwachsenden Beziehung” werden kann, müsste man aber die Schutzmechanismen erforschen und zu bearbeiten. Das ist häufig wichtiger als das Problem selbst anzugehen. Denn wenn die Barriere weg ist, gibt es möglicherweise gar keins mehr.

Neugier, offen fürs Lernen ist die natürliche Absicht. […] Schutzmechanismen hingegen sind Strategien, die wir entwickelt haben, um Situation zu bewältigen, die uns Angst machen. (Paul & Paul, 2000, S. 22)

Für was bin ich der Chef?

Ein Kind möchte von Geburt an lernen. Es ist frei etwas auszuprobieren, unabhängig von Erfolg oder Versagen. Als Erwachsene verstecken wir uns hingegen hinter unseren Schutzmechanismen – egal ob bewusst oder unbewusst. Bei der Absichtstherapie geht es darum Freiheit zurückzugewinnen. Und darum sollten sich die Partner gegenseitig ermutigen zu erforschen, um sich und den anderen besser kennen zu lernen.

Aber was ist, wenn meinem Partner nicht gefällt, was er jetzt kennen lernt? Damit sind wir wieder am Anfang: Die Angst vor Zurückweisung. Das ist für viele die größte Angst – nicht nur in einer partnerschaftlichen Beziehung, sondern in jeder. Um jedoch einander näher zu kommen, muss ich meine Schutzmechanismen/Sicherheit aufgeben. Nur so wird – wie es die Autoren nennen – liebende Nähe möglich. Ich übernehme in dem Sinne die Verantwortung für meine Wünsche. Ich gebe sie dabei nicht auf, sondern erforsche warum sie nicht erfüllt werden. Denn wer frei tun kann, was er möchte, ist nicht verantwortungslos. Er übernimmt stattdessen die Verantwortung für seine Gefühle. Wie wir auf jemanden reagieren, ist nämlich immer unser eigenes Problem. Dafür kann der andere nichts. Umgekehrt sind wir aber auch nicht für sein Glück oder Unglück verantwortlich.

Wenn wir einmal glauben für die Gefühle des anderen verantwortlich zu sein, leben wir in einem Gefängnis aus Vorwürfen und Schuld, ohne zu sehen, dass Freiheit, geboren aus der Verantwortung für unsere Entscheidungen für uns möglich ist. (Paul & Paul, 2000, S. 219)

Epilog

Liebende Nähe (Symbolbild)

Wie ihr seht, hat Lysanda und mich das Buch sehr beschäftigt. Für Lysanda waren die Grundprinzipien zwar nichts Neues, aber es haben sich für sie Zusammenhänge nochmal besser erklärt. Und sie darin bestätigt, was sie denkt. Ich hatte es hingegen eingepackt, weil ich mich im Titel wiedergefunden habe. Ich bin definitiv einer, der sich zum vermeintlichen Wohle der Partnerschaft lieber aufgibt. Entsprechend hat mir Muss ich mich aufgeben, um von Dir geliebt zu werden?* zwar nicht unbedingt aus der Seele gesprochen, wie es immer heißt. Aber es hat definitiv einen Nerv getroffen und mir neue Denkanstöße gegeben. Im Grunde ist es mir nämlich auch klar, dass es absolut nicht gut für mich (und meine privaten wie beruflichen Beziehungen) ist, wenn ich mich immer nur zurücknehme. Mein Spielebacklog wird dadurch schließlich auch nicht kleiner :wink: .

An dieser Stelle also eine klare Leseempfehlung für das Werk, wenn ihr es noch irgendwo finden könnt. Obwohl es eigentlich ein Fachbuch ist, ist es tatsächlich relativ einfach zu lesen. Vermutlich deshalb, weil immer wieder das ganze Anhand von Anekdoten erzählt wird und weniger wissenschaftliche Zusammenhänge oder sowas. Und jetzt entlasse ich euch noch mit diesem Gedanken der Autoren:

Alle größeren Systeme – politischer, religiöser, erzieherischer oder familiärer Art – arbeiten mit Angst und Schuld, um Herrschaft, Kontrolle oder Lernen zu erzwingen. (Paul & Paul, 2000, S. 255)

Das Gewichtsdiagramm unserer Katzen

Sollte es mich eigentlich deprimieren, dass Balu besser im Abnehmen ist als ich? Jahrelange war der Kerl mit Abstand der schwerste im Bunde und jetzt? Liegt er gleichauf mit den anderen Jungs (Pichu und Jules). Oder um es in Zahlen auszudrücken: In den ersten fünf Jahren bei uns hat er sich von anfangs 6,2kg (2016) bis auf 8,3kg (2021) hochgefuttert. Zum Wiegen benutzen wir übrigens ganz einfach eine digitale Babywaage*, das ist wesentlich genauer als die Katzen mit auf die Menschenwaage zu nehmen. In den letzten zwei Jahren hat er hingegen stetig abgenommen und ist aktuell bei 5,7kg (lt. Tierarzt-Waage sogar 5,4kg). Und diese Kilos hat er ganz allein verloren! Wir haben keine Diät mit ihm gemacht. Es gab keine Futterumstellung. Wir haben nichts geändert. Er hat nur im Juli 2023 bis auf seine kleinen Frontzähnchen das komplette Gebiss geräumt bekommen. Das hat seine Begeisterung für Futter jedoch nicht beeinflusst.

“Viel Gewicht verloren” könnte freilich auch ein Warnzeichen für irgendwas sein. Und mit mittlerweile über 13 Jahren auf dem Buckel ist er zudem nicht mehr der Jüngste. Entsprechend waren wir letzte Woche mal beim Tierarzt mit ihm für einen kleinen Checkup inkl. großem Blutbild. Das Ergebnis war – wenn man davon absieht, dass er aus Angst sein Geschäft im Katzentragekorb verrichtete – erfreulich: Obwohl er manchmal so tut, als wäre er so alt wie Methusalem, ist Balu körperlich absolut topfit. Alle seine Werte sind voll im grünen Bereich, sein Fell wurde sogar gelobt und sein Herz war zwar aufgeregt, klang aber ebenfalls einwandfrei. Die Kosten… nun mit fast 300€ war die Sache nicht ganz billig. Aber so ist das halt mit Tieren. Man muss sie sich durchaus leisten können.

Okay, “topfit” ist technisch gesehen gelogen. Eine chronische Krankheit hat er sich mittlerweile doch eingefangen.

Die alte Leute-Krankheit

Bemerkt haben wir erstmalig, dass Balu was hat, als er mal wieder Jules auf der Terrasse nachgejagt ist. Er ist dabei Jules hinterher den Grill hoch- und – logischerweise – danach wieder runtergesprungen. Anschließend hat er gehumpelt. Das gefiel uns gar nicht, weshalb wir ihn eingesackt und zum Tierarzt gebracht haben. Aufgrund seines Alters brachte Lysanda relativ zügig das Thema Arthrose ins Spiel. Entsprechend haben wir ihn röntgen gelassen. Selbst erkenne ich es auf dem Röntgenbild nicht, aber die Diagnose war für den Tierarzt eindeutig.

Balus Röntgenbild

Als Akutmaßnahme bekam er erstmal eine Spritze Melosolute. Das ist anscheinend ein Schmerzmittel, das man normalerweise nach einer Weichteiloperation zur Schmerzminderung verabreicht. Für Zuhause gab es hingegen das übliche: Metacam. Damit ging es ihm logischerweise erstmal besser. Das Problem an sich war nicht behoben. Bei Arthrose ist es bei den Tieren jedoch scheinbar wie mit den Menschen: Viel kann man nicht tun außer die Beschwerden lindern. Sprich: das Immunsystem stärken, die Entzündung lindern und den Knochenaufbau unterstützen.

Übrigens: Obwohl Arthrose gerne mit älteren Generationen in Verbindung gebracht wird, kann die Krankheit prinzipiell in jedem Alter auftauchen. Es steigt nur die Wahrscheinlichkeit je älter man wird, da es sich im Grundsatz um eine Abnutzungserscheinung der Gelenke handelt. Diese Tierarztpraxis aus der Schweiz behauptet, dass 90% der Katzen über 12 Jahre arthrotische Veränderungen im Röntgenbild zeigen. Das heißt nicht, dass sie unbedingt schon Schmerzen und so haben. Aber man kann zumindest die Anfänge sehen.

Die tierärztliche Behandlung

Der Arthrose ist man also hilflos ausgeliefert. Es geht nur noch darum das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten. Die “einfachste” Variante in dieser Hinsicht ist es wohl monatlich zum Tierarzt zu gehen und der Katze Solensia zu spritzen.

Das ist ein Schmerzmittel explizit für den Einsatz bei Osteoarthritis. Es blockiert die Bildung des Proteins Nervenwachstumsfaktor, was bei der Schmerzweiterleitung beteiligt ist. Sprich man hat zwar technisch gesehen Schmerzen, spürt sie aber einfach nicht. Zwei Ampullen kosten rund 115€ – je nach Gewicht muss man entweder eine (bis 7kg) oder beide spritzen. Also nicht ganz billig die Sache. Und die Nebenwirkungen können wohl ebenfalls nicht ohne sein, wenn man sich so die Erfahrungsberichte anderer Katzenbesitzer u.a. bei Facebook durchliest. In den klinischen Studien wurden hingegen nur Hautreaktionen wie Juckreiz oder Haarausfall festgestellt. Außerdem gibt es einige Situationen, in denen das Medikament absolut nicht gegeben werden sollte. Beispielsweise bei schwangeren, nierenerkrankten oder gegen den Wirkstoff Frunevetmab allergischen Tieren. Während der Tierarzt Solensia also als erstes Mittel der Wahl sah, rät die Facebook-Gruppe dazu erst alle anderen Möglichkeiten auszuschöpfen.

Es gibt aber durchaus Katzen, die Solensia gut vertragen. Aber, wenn ihr Solensia nutzt und irgendwelche Nebenwirkungen feststellt, könnt (und solltet) ihr diese an die Firma Zoetis melden. Die ist zuständig für das Medikament und kann dann ggf. weitere Forschung betreiben.

Was wir tun

Wenn das keine zufriedene Katze ist, dann weiß ich auch nicht.

Wir haben uns vorerst gegen Solensia entschieden. Stattdessen hat Lysanda das gemacht, was sie immer macht: Recherchiert. Das Ergebnis ist, dass Balu jetzt morgens Methylsulfonylmethan (MSM), Kollagen und Palmitoylethanolamid (PEA) bekommt. MSM und Kollagen haben wir auch in unserem täglichen Nahrungsergänzungsmittel-Cocktail.

  • MSM wird auch als organischer Schwefel bezeichnet. Schwefel wird für zahlreiche Prozesse in unserem und dem tierischen Körper benötigt. Er ist ein natürliches Antioxidans, wird zur Insulinproduktion benötigt, stärkt das Immunsystem und ist essentiell für die Entgiftung. Im Fall von Arthrose ist jedoch seine Funktion als “Gelenk-Futter” am relevantesten. Er hilft beim Aufbau von neuem Knorpelgewebe, wird zur Bildung von Kollagen und Glucosamin benötigt und wirkt Entzündungshemmend.
  • Kollagene sind hingegen eine Gruppe von Proteinen. Sie machen wohl rund 25% der Gesamteiweißmenge in unserem Körper aus. Kein Wunder: Sie sind überall vorhanden. Haut, Knochen, Sehnen, Knorpel, Blutgefäße, Zähne. Keine Stelle, wo es kein Kollagen zu finden gibt. Entsprechend wichtig ist es, dass wir welches haben bzw. herstellen können. MSM hilft wie erwähnt bei dieser Produktion. Aber da es so eine wichtige Rolle im Körper spielt, ist eine externe Zufuhr nicht verkehrt. In Bezug auf die Gelenke hilft es bei der Mobilität und gegen die Schmerzen.
  • PEA wird grundsätzlich ebenfalls vom Körper selbst produziert. Es wirkt entzündungshemmend und schmerzlindernd und wird u.a. im Endocannabinoid-System gebraucht. Ja, das hat tatsächlich mit Cannabis zu tun. Genauer gesagt ist es der Teil unseres Nervensystems, der auf THC reagiert. Körperlicher und emotionaler Stress fördern wohl die Produktion dieses Lipids. Die separate Beigabe macht man wohl vor allem dann, wenn das Tier nicht aus diesem Stresszustand rauskommt. Also eigentlich sind alle Stressoren weg, aber Nerven- und Immunsystem reagieren aufgrund einer erhöhten Reizempfindlichkeit immer noch. Hier soll PEA dann bei der Regulierung helfen.

Oder zusammengefasst: Sachen, die Entzündungen hemmen und Schmerzen reduzieren, körperlichen Stress abbauen und speziell im Knochengerüst wirken.

Das Ergebnis

Das morgendliche Ritual

Mittlerweile geben wir Balu die Mixtur schon ein paar Monate (die Diagnose war im Februar) und es geht ihm gut. Die Arthrose ist logischerweise nicht weg und hier und da sieht man, dass er Schwierigkeiten hat. Da trippelt er so ein bisschen rum, bevor er auf die Fensterbank springt. Aber Beeinträchtigungen oder gar Schmerzen können wir nicht feststellen. Im Gegenteil geht es ihm scheinbar mittlerweile manchmal sogar zu gut. Beispielsweise ist er vor kurzem mal unseren Kratzbaum nach ganz oben geklettert. Wie oft er das in den bald zehn Jahren bei uns schon gemacht hat, kann man an einer Hand abzählen. Balu ist schon immer eher eine Bodenkatze. Vermutlich hätte für ihn auch ein einfacher Zaun gereicht, um zu verhindern, dass er das Grundstück verlässt.

Wer jetzt meckert, dass wir ohne Sinn und Verstand einfach NEMs auf unsere Katze schmeißen würden: Ich hatte den Cocktail nach 2-3 Wochen mal weggelassen. So von wegen “ihm geht’s jetzt ja besser, also braucht er das doch bestimmt nicht mehr”. Das Ergebnis war, dass er am nächsten Tag nur noch im Schneckentempo herumlief, nichts mehr fraß und sich unter unseren Rosmarin legte. Und wenn der Balu sich unter den Rosmarin legt, dann geht es ihm echt beschissen. Noch so eine Erkenntnis aus dem letzten Jahrzehnt. Also wieder ab zum Tierarzt (wegen dem nicht fressen), erneut eine Metacam-Therapie, und anschließend die NEMs wieder ins Futter gemischt. Insofern mag das vielleicht nur ein klinisch unbewiesener anekdotischer Einzelfall sein. Aber solange es unserem großen Tiger gut geht, ist mir das doch völlig egal! *hmpf*

Den Cocktail bekommt er immer morgens. Da unter anderem Jules seine Blutdrucktablette braucht, haben wir schon lange ein Ritual mit unseren fünf etabliert. Es gibt quasi einen Aperitif bevor ich die All-you-can-Eat-Platte hinstelle. Und diese Vorspeise enthält dann ggf. halt den Zusatz, den die jeweilige Katze haben soll. Je nach Tagesform benötigt es zugebenermaßen auch mal Unterstützung durch z.B. eine Prise Bierhefe, bevor sie an ihrem Schälchen andocken und futtern. Funktioniert grundsätzlich ganz gut und wird zukünftig neue Katzen im Haus sicherlich erstmal verwirren. Das Vorgehen macht freilich Arbeit bei uns mit dem täglichen Schälchen richten. Aber falls doch mal jemand von den anderen Katzen was an Medikamenten bräuchte, kennen sie das Vorgehen bereits und sind vermutlich nicht von Haus aus skeptisch.

Die bisherigen Ausgaben

Vergangene Woche ist, mit ziemlicher Verspätung, die mittlerweile sechste Ausgabe des britischen Spielemagazins [lock-on] bei mir gelandet. Macht euch nicht die Mühe den Link zu klicken. Das Ding war schon ausverkauft, bevor es überhaupt erschienen ist. Der Verlag, Lost in Cult, hatte eine (äußerst erfolgreiche) Vorbestellkampagne abgehalten. Außerdem ist der Informationsgehalt der Produktbeschreibung übersichtlich. Eine Sache, die mich massiv an dieser Webseite stört. Hinter den meisten Produktseiten erwarten euch nur ein paar Hochglanzfotos und generische Informationen, aber was man tatsächlich inhaltlich bekommt? Keinen Schimmer. Deswegen bin ich auch sehr zurückhaltend speziell Werke aus ihrer “Design Works”-Reihe zu erstehen. £50 ausgeben und dann möglicherweise nur ein Bilderbuch in der Hand zu halten? Darauf habsch kein Bock! Mal wieder ein klarer Fall von “Style over Substance”. Das war damals bei den Kickstartern besser. Und nein, die Pressemitteilung/Newsletter geben ebenfalls nicht sonderlich mehr Informationen her. Man kauft aus meiner Sicht von denen faktisch blind. Das ist echt bescheuert vor allem, weil zumindest das Spielemagazin schon was ziemlich Geniales und Hochwertiges ist.

Wobei der Begriff “Spielemagazin” mittlerweile gar nicht mehr passt. [lock-on] 006 ist ein absolutes Monstrum mit satten 560 Seiten in einem – zumindest bei mir – Hardcovereinband und Großformat (245x200mm). Das liest man nicht mehr liegend im Bett oder auf dem Klo. Zum Vergleich: Die erste Ausgabe umfasste “nur” rund 150 Seiten. Sieht man auch ganz gut auf dem Foto rechts wie sie immer dicker werden. Hängt übrigens damit zusammen, dass sie über die Zeit einen immer höheren Bekanntheitsgrad erreicht haben. Ausgabe 1 wurde bereits 2021 finanziert. Seitdem sammeln sie immer mehr Geld im Vorfeld ein. Dadurch können sie entsprechend mehr ins Werk investieren. Ob Ausgabe 8 dann die 1.000 Seiten knackt?

Die Aufmachung

(Cover)

Das Erste, was einem bei der 6. Ausgabe (und den vorherigen) ins Auge springt, ist das wunderschöne Cover. Eine Zeichnung von Yoshitaka Amano. Er der Figuren-Designer der ersten sechs (plus Nr. 11) Final Fantasy-Titel. Die Zeichnung ist passend zur Titelgeschichte, in der es vor allem um die Anfänge der Serie geht. Sie zeigt eine der Kriegerinnen des Lichts. Auch im Buch selbst gibt es zahlreiche, großformatige Illustrationen und Konzeptzeichnungen, welche Textwände auflockern und lebendiger machen. Nicht alle davon sind unbedingt mein Ding, aber ich sie passen definitiv zum Inhalt. Das kann ich nicht bestreiten :smile: . Klassische Screenshots sucht ihr hier jedoch vergeblich. Habe ich bislang aber noch in keiner Ausgabe vermisst.

Bild und Text sind auf vollfarbige Seiten aus 130g schwerem, seidenmattem Papier gedruckt. Das fühlt sich nicht nur sehr hochwertig an, es sieht auch so aus. Bei einem Preis von £50 für die Hardcovervariante darf man das allerdings erwarten. Interessant ist außerdem, dass sich die Artikel bei der Darstellung des Textes mitunter stark unterscheiden. Also thematisch zusammengehörige Sachen wie z.B. die zu Final Fantasy bleiben meist in sich gleich. Aber sobald das Thema geändert wird, wechselt ebenfalls die Schriftart und das Arrangement. Um bei Final Fantasy zu bleiben: Die eigentlichen Essays (gibt außerdem Interviews) haben ein zweispaltiges Layout mit wenig Firlefanz und in einer leicht mittelalterlich angehauchten Schriftart. Es wirkt quasi ein wenig wie ein altes Buch zu lesen.

Der Artikel Jewel of the Chozo über Metroid Prime kommt hingegen dreispaltig in einer eher klassischen, modernen Schrift und hat Illustrationen im und um den Text herum. In diesem Artikel geht es um die designerischen und technischen Herausforderungen bei der Entwicklung des Spiels. Die Designer bei Lost in Cult haben quasi nicht einfach nur den Text auf die Seiten gepackt und dann Möglichkeiten gesucht die Seiten zu füllen. Text und Design bilden stattdessen eine Einheit. Das Drumherum soll euch quasi in die richtige Stimmung bringen für den Inhalt. Und ja, das funktioniert tatsächlich die meiste Zeit ganz gut. Auch, weil es wirklich dezent ist im Gegensatz zum Beispiel zu den Werken von Read-Only Memory (hier mein Bericht zu 500 Years Later: An Oral History of Final Fantasy VII). Zur Erinnerung: Die machen gerne so Sachen wie seitenweise übergroßen Text für Leute mit Sehschwäche oder fast unlesbare Farbkombinationen (rote Schrift auf magenta-farbenen Seiten) und weitere Sünden am Leser.

Leserlich? Nein.

Ich muss allerdings zugeben, dass sich in [lock-on] 006 leider ebenfalls ein ähnlicher Fauxpas eingeschlichen hat. Und zwar der ansonsten sehr interessante Artikel zu Siren, ein japanisches Survival-Horrorspiel aus dem Jahr 2003 für die PlayStation 2. Hier wurde kleine, schwarze Schrift mit einem roten Hintergrund kombiniert bzw. noch schlimmer: Mit einem roten Hintergrund in Filmkornoptik. Lesbarkeit? Nahe null – und ich hab‘ angeblich noch gute Augen!

Der Inhalt

68 Essays und Interviews erwarten euch auf den zahlreichen Seiten. Die größten Blöcke, passenderweise am Anfang und am Ende des Buches platziert, bilden die Final Fantasy-Serie und The Legend of Zelda-Reihe. Beide umfassen jeweils rund 100 Seiten und decken dabei – wie auch die restlichen Texte – eine große Bandbreite von Themen in den unterschiedlichsten Schreibstilen und aus verschiedensten Sichtweisen ab.

Um beispielhaft bei Final Fantasy zu bleiben: Es gibt zuerst jeweils ein Interview mit Serienerfinder Hironobu Sakaguchi, Komponist Nobuo Uematsu sowie dem bereits erwähnten Künstler Yoshitaka Amano. Im darauffolgenden Text, The Mystic Key to a Genre, erklärt Autor Chris de Hoog in welchem Umfeld Final Fantasy entstanden ist und welche Auswirkungen auf die Spielelandschaft es nach seinem Release 1987 hatte. Darauf aufbauend und irgendwie doch nicht, analysiert anschließend Darryl James in The Legacy of Flynn was der Erfolg des ersten Teils für die Entwicklung des Zweiten bedeutete. Und so geht es durch die gesamte Serie weiter. In The Indifference of Pleasure geht es um die Vielzahl an Klimaanlagen in Final Fantasy VII Remake und ihre Bedeutung im Vergleich zur Optik der Straßen von Midgar im Original. Mit Life and Death nimmt Autor Dansg08 den Leser auf eine analytische Reise der Geschichte von Final Fantasy X. Lucy James erzählt hingegen in An Airship of My Own wie und warum Final Fantasy XII für sie ein so spezielles Erlebnis war. Also nicht einfach nur “ich war 16 und es ging mir so schlecht und das Spiel hat mir die Erleuchtung gebracht”, sondern eben wie die Geschichte, die Charaktere, das Setting und so auf sie wirkten. Und bei Final Fantasy XV geht Aidan Moher unter dem Titel Non-Toxic Masculinity auf die erfrischend andere Art der Darstellung von Männlichkeit im Spiel ein.

Niveauvolles Lesen

Interview mit Matthew Mercer (Ganondorf, Tears of the Kingdom)

Wie gesagt: In einem [lock-on]-Magazin erwartet den Leser ein wirkliches buntes Potpourri an Sichtweisen, Informationen und Denkanstößen. Das kann ein simpler Text über die Entwicklungsgeschichte oder die Herausforderungen im Design des Spiels sein. Aber eben auch Artikel zur Einordnung eines Titels in seine Zeit oder ein tiefgreifenderes und sprachlich anspruchsvolleres Essay über Einflüsse, Bedeutung, Symbolik und sowas. Das ist in der 6. Ausgabe nicht anders als es in der allerersten war und hebt für mich das Magazin zusammen mit der hübscheren Aufmachung – von anderen auf dem Markt ab.

Am ehesten passt noch der Vergleich zu A Profound Waste of Time, ein weiteres britisches Spielemagazin das sich über Crowdfunding finanziert. Der große Unterschied ist allerdings, dass APWOT (so die Abkürzung) mehr den Fokus auf hochwertige Interviews und tiefere Einblicke in die Entstehungsprozesse legt. [lock-on] ist da aus meiner Sicht ein wenig oberflächlicher unterwegs und betrachtet häufiger das Medium als Kunst und interpretiert, analysiert und ordnet ein. Deswegen kaufe ich auch beide, weil sie in dem Sinne keine Konkurrenz, sondern eine Ergänzung sind. Aber auf APWOT gehe ich dann genauer ein, wenn Ausgabe 5 hoffentlich demnächst in meinem Briefkasten landet :smile: . Und nein, auf dem deutschen Markt kenne ich einfach nichts qualitativ Vergleichbares. Den dazugehörigen Rant über die selbsternannte deutsche Blogger-Elite (heute eher Podcaster) habe ich an dieser Stelle wieder gelöscht. Bringt ja nix und habe ich in der Vergangenheit schon oft genug…

Beim Christoph meint: Ich hab die 6. Ausgabe von [lock-on] zwar noch nicht komplett gelesen (560 Seiten sind schon eine Menge Holz). Aber was ich bislang gelesen habe, war wieder gut bis sehr gut. Nicht unbedingt alles ist dabei super interessant für mich. Das ist ja in jedem Magazin so. Dennoch: Bei der 7. Ausgabe, wenn es soweit ist, werde ich erneut ohne Überlegung zuschlagen. Das Gesamtpaket stimmt einfach und es trifft meinen aktuellen Geschmack. “Normale” Spielemagazine lese ich ja mittlerweile schon seit fast einem Jahrzehnt nicht mehr – auch online nicht. Aber ganz raus aus dem Thema “Spieleindustrie” bin ich halt doch nicht. Stattdessen sind es eben die Hintergrundinfos und die andersartigen Gedanken, die mich mehr reizen. Da passt [lock-on] für mich perfekt.

Obs allerdings auch was für euch ist? Nun, da wäre eine Leseprobe praktisch, die es aber meines Wissens nicht gibt. Ich würde sagen, dass sie echt noch an ihrer Webseite arbeiten müssten aber offensichtlich sind sie erfolgreich mit dem, wie sie unterwegs sind. Also was weiß ich schon? :smile: .

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