Alle Kühlfächer voller Käse

154 Käsesorten stehen mittlerweile auf meiner Wertungsliste und in der Kühltruhe warten noch weitere Sorten auf die erste Probe. Wird also mal wieder Zeit, dass ich euch ein paar davon vorstelle. Aber das Licht am Ende des Tunnels scheint dennoch sichtbar zu werden. Zumindest finden sich im Einkaufswagen mittlerweile nicht mehr ganz so oft neue Varianten. Vielleicht ist es auch immer nur der gleiche Käse, der beim tegut und anderen Läden liegen bleibt und reduziert wird. Kann natürlich auch sein. Denn ja, ich kaufe weiterhin nur die Stücke mit einem roten Aufkleber. Aber egal warum: Den Webmaster freuts, wenn die Schubladen voller Käse endlich mal weniger statt mehr werden :smile: .

Gleichzeitig hat sich mittlerweile ein Hersteller ganz klar an die Spitze gesetzt. Wenn davon etwas heruntergesetztes im Kühlregal liegt, landet in 99% der Fälle alles davon im Einkaufswagen: Die Produkte der Käserebellen aus Oberbayern. Zwar habe ich noch keine einzige ihrer Sorten mit der Note “1” bewertet (nur 2en) aber sie haben ein abwechslungsreiches Sortiment und schmecken mir. Entsprechend klare Empfehlung von mir.

Allgemeine Erläuterungen

Die reduzierte Ware in der Käsetheke des tegut besteht meist aus einzeln verpackten Teilstücken. Insofern sind wir abhängig davon, was tegut auf den Kassenzettel schreibt – was mitunter nicht ganz so viel ist. Somit fehlen uns beispielsweise in den meisten Fällen die genauen Herstellernamen. Für mich unterscheide ich drei Käsearten: Schnittkäse, Hartkäse und Weichkäse (Schmelzkäse zählen wir hier ebenfalls dazu). Die Fußkäseskala sagt hingegen aus wie stark der Käse aus meiner Sicht riecht (von Fußkäseskala 0 für “gar nicht” bis zu Fußkäseskala 3 “stinkt durch die Kühlschranktür bis zum anderen Ende der Stadt”). Meine Bewertungsskala geht von Super guter Käse (Super gut) bis Bäh-Käse(Bäh) und die Preise sind hingegen logischerweise zum einen die von tegut und zum anderen zum Zeitpunkt unseres Kaufes und ohne die Reduzierung. Kann sich in der Zwischenzeit geändert haben. Wo keine Preise stehen, haben wir sie schlicht vergessen aufzuschreiben. Die Reihenfolge ist hingegen die, in der ich den jeweiligen Käse probiert habe.

Camembert affine au Calvados

Typ: Weichkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 23,95€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 2
Wertung: Bäh-Käse

Erwähnenswert ist, dass dieser Käse mit Brotkrumen paniert ist. Ansonsten musste ich feststellen, dass man den Calvados (ein Apfelbranntwein) sowohl riechen als auch herausschmecken kann. Und da ich mit Alkohol überhaupt nichts am Hut habe absolut nicht mein Fall.

Bergader Almzeit Weichkäse

Typ: Weichkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 17,09€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 0
Wertung: Guter Käse

Er ist am ehesten vergleichbar mit dem Géramont, schmeckt mir aber besser. Vermutlich, weil er schön cremig ist.

Wiesenblumenkäse

Typ: Weichkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 21,90€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 0
Wertung: Guter Käse

Ein mit Wiesenblumen verzierter Weichkäse mit Wiesenblumen. Hat eine cremige Konsistenz und  ist echt lecker. Die Wiesenblumen geben ihm eine angenehme, würzige Note.

Grana Padano

Typ: Hartkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 22,90€
Rinde essbar? Nein
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Naja-Käse

Er hat einen sehr milden Eigengeschmack ist aber ansonsten nichts besonderes. Geht in Richtung Parmesan. Kann man heruntergesetzt mitnehmen – eben weil er so unauffällig und langweilig ist. Aber kann man auch liegen lassen.

Géramont (normal)

Typ: Weichkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 14,95€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 0
Wertung: Naja-Käse

08/15-Weichkäse. Hat eine etwas festere Konsistenz als vergleichbare Käsesorten aber absolut nichts besonderes.

Küssnachter Käse

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 23,90€
Rinde essbar? Nein
Fußkäseskala: Fußkäseskala 3
Wertung: Bäh-Käse

“Alter Schwede!”, wie der Webmaster sagen würde. Roh ist dieser Käse absolut nicht zu ertragen. Er schmeckt wie er rieht – nach Füßen. Als ich ihn dann zum Überbacken benutzt habe, war er grad so essbar. Aber trotzdem: Kaufe ich nicht wieder!

Bio Möhrenkugelkäse

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Kuhrohmilch
Preis pro kg: 21,90€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 0
Wertung: Guter Käse

Der Name hält zwar nicht was er verspricht. So schmeckt man die Möhren überhaupt nicht heraus und die Farbe ist eher Tiefgelb als Orange. Aber er ist angenehm im Geschmack. Angenehm mild bzw. fein. Insgesamt nichts herausragendes.

Urtyroler Käse

Typ: Hartkäse
Grundzutat: Kuhrohmilch
Preis pro kg: 19,90€
Rinde essbar? Angeblich (sah verdächtig aus – dick und eklig)
Fußkäseskala: Fußkäseskala 2
Wertung: Bäh-Käse

Auch dieser Käse schmeckt wie er reicht. Allerdings nicht nach Füßen, sondern einfach nur bitter. Zum Überbacken geeignet aber mehr auch nicht.

Bauer Bayerischer Romadur

Typ: Weichläse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 19,90€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Naja-Käse

Die Konsistenz ist okay und klebt auch nicht. Hat aber einen bitteren Nachgeschmack und ist eher etwas für den toten (Ur-)Opa als für mich. In meinen Notizen hatte ich vermerkt “Schmeckt wie in der Werbung angepriesen “Fünf Generationen alt”.

Silberdistel Camembert

Typ: Weichläse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 11,45€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Naja-Käse

Konsistenz und Geschmack okay für einen Camembert aber mir persönlich etwas zu bitter.

Bio Manouri

Typ: Weichkäse
Grundzutat: Schaf- und Ziegenmilch
Preis pro kg: 21,90€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Bäh-Käse

Sehr bröselig und schmeckt wie ein zusammengepresster Ricotta. Absolut nicht mein Fall.

Bergader Bergbauern Käse

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 16,60€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Naja-Käse

Schmeckt ganz leicht nach Rauch und ist bitter.

Bio Bockshornkleekäse

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Schaf- und Ziegenmilch
Preis pro kg: 21,90€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Guter Käse

Ein angenehm würziger Käse. Den namensgebenden Klee schmeckt man definitiv heraus. Gibt ihm eine herbe/nussige Note.

Appenzeller

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 26,90€
Rinde essbar? Nein
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Naja-Käse

Noch ein Käse mit leicht bitterer Note. Nein, ich habe die nicht extra zusammensortiert. Das hat sich einfach so ergeben. Er ist aber nicht so schlimm wie z.B. der Bergader Bergbauern Käse. Ansonsten nichts besonderes.

Zillertaler Bergtilsiter

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 16,90€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 2
Wertung: Bäh-Käse

Schmeckt nicht so fies wie er riecht aber ist einfach nicht meins. Viel zu bitte.

Bio Landana Organic Charmeux

Typ: Weichkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 21,90€
Rinde essbar? Nein
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Naja-Käse

Meine Empfehlung: Die Wachsrinde großzügig wegschneiden, sonst ist da so ein komischer Beigeschmack. Der Innenteil ist jedoch angenehm und nicht bitter und hat die normale Konsistenz eines Schnittkäses. Hätte eine Guter Käse bekommen, wenn die ersten Bissen nicht nach Rinde geschmeckt hätten.

Bio Gouda Old

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 18,90€
Rinde essbar? Nein
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Guter Käse

Trockener und bröckeliger als normaler Gouda. Geschmacklich aber tatsächlich besser. Genauer gesagt ist es eine intensive Geschmacksexplosion im Mund, die mir schon fast wieder zu stark ist. Mittelalter Gouda ist und bleibt mein Favorit beim Gouda.

Grünländer

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 13,90€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Naja-Käse

Ganz normaler Schnittkäse und nichts besonderes. Er ist grundsätzlich okay, hat aber einen leicht bitteren Geschmack.

St. Mang Rubius

Typ: Weichkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 15,50€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Guter Käse

Hat eine minimal bittere Note, schmeckt aber grundsätzlich gut. Allerdings auch nichts besonderes. Weichkäse halt.

Schmugglerkäse

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Heumilch
Preis pro kg: 16,90€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Guter Käse

Es steht zwar Schnittkäse drauf, er erinnert aber stark an einen Camembert. Sehr lecker und definitiv mal was anderes eben, weil es kein 08/15-Schnittkäse aber auch kein Camembert ist. Möglicherweise ist die leichte Schimmelschicht der Grund dafür.

So viel also zu den oben genannten Sorten. Muss mal schauen, dass ich diese Einträge häufiger mache, sonst sitzen wir noch 2030 da bis wir meine Liste durch haben. Habe ich schon erwähnt, dass es zu viele Käsesorten gibt? Ja? Okay. Gibt trotzdem zu viele…

Hattet ihr auch schon einmal das Gefühl, dass die Welt um euch herum nicht echt ist? Dass ihr nur Teil eines Spiels oder anderer Art von virtueller Umgebung seid? Teil der Matrix, wie es vor allem in Verschwörungskreisen so schön heißt – zumindest seit 1999 der gleichnamige Film die Welt eroberte? Euer Tun und Denken von einer fremden Macht gesteuert wird (wahlweise Gott oder Bill Gates)? Ja? Dann seid ihr damit definitiv nicht allein.

Schon seit der Antike gibt es Theorien zum sogenannten Makrokosmos. Fast alle Religionen fußen auf dem Gedanken, dass es “da oben” ein oder mehrere Wesen gibt, die unser Leben beeinflussen. Und entsprechend ist das Thema auch in der Unterhaltungsbranche schon immer präsent. In der Gutenberg-Datenbank findet ihr beispielsweise Stanley G. Weinbaums Pygmalions Brille von 1935. Die Kurzgeschichte ist eine der ersten, die sich mit dem Thema “Virtuelle Realität” beschäftigte.

Heute möchte ich euch dahingehend ein Werk von Daniel Francis Galouyes vorstellen. Obwohl die Wachowskis es übrigens nie explizit als Inspiration für ihren Mehrteiler genannt haben, gibt es doch verdächtig viele Parallelen. Damit meine ich nicht das offensichtliche (eine Welt in einer Welt und die dort lebenden Personen wissen von Nichts), sondern vor allem Kleinigkeiten wie z.B. Telefone in der virtuellen Realität, die für den Übergang einer Person aus der realen Welt dienen.

(Cover)

Simulacron-3/Welt am Draht* (1964, 233 Seiten) – In einer nicht näher datierten Zukunft wird die Welt gefühlt hauptsächlich von Marktforschern bevölkert. Sie können euch zu jeder Tages- und Nachtzeit und zu jedem Thema befragen und ihr seid gesetzlich gezwungen mitzumachen. Verweigert ihr die Teilnahme an der Umfrage, gibt es eine Geldstrafe. Keine schöne Vorstellung aber es scheint notwendig, damit die Welt funktioniert oder so und alle haben sich damit abgefunden. Okay, nein natürlich nicht. Bei der TEAG (“Test AG”) haben sie unter der Leitung des Forschers Hannon Fuller einen Simulator gebaut – der namensgebende Simulacron-3. In ihm wurde eine virtuelle Stadt erschaffen, bevölkert von mehreren tausend Charakteren, die der echten Welt zum verwechseln ähnlich sieht. Muss sie ja, schließlich möchte man Daten sammeln, um darauf basierend Entscheidungen in der Realität zu treffen. Eine Ablösung für die Marktforscher quasi, die das nicht so dufte finden. Entsprechend setzen sie alles daran die offizielle Inbetriebnahme zu stoppen.

Die Wissenschaftler können die Geschehnisse in der Welt dabei nicht nur an ihren Bildschirm und über Auswertungen verfolgen, sondern auch selbst darin eintauchen. Dies kann auf verschiedene Arten passieren. Die einfachste ist als Zuschauer in einen Körper zu schlüpfen (=man sieht aus den Augen der Person). Die nächste Stufe ist eine empathische Verbindung aufzunehmen (=ihr spürt Gedanken, Gefühle, etc.). Und die radikalste Variante ist es vollständig als Charakter in die Welt einzutauchen (=die Telefonsituation).

Während Fuller ganz der Forscher ist und den Simulator zur Besserung der Menschheit verwenden möchte, hat der Chef der TEAG eher wirtschaftliche Interessen und möchte das Gerät zum Geldscheffeln und Machtausbau ausbeuten. Entsprechend haben sich die beiden in den Haaren bis eines Tages Fuller plötzlich durch einen Unfall stirbt. Die Geschichte beginnt auf der Party anlässlich der Ernennung seines Nachfolgers, Douglas Hall. Dieser trauert um seinen Kollegen und amüsiert sich eher wenig bis plötzlich der Sicherheitschef von TEAG, Morton Lynch, reinstürmt und unbedingt mit ihm reden möchte. Er faselt etwas davon, dass Fuller ermordet wurde, weil er hinter ein großes Geheimnis gekommen ist. Bevor Lynch jedoch Douglas genaueres erzählen kann, verschwindet dieser einfach – und niemand außer Douglas kann sich plötzlich mehr an ihn erinnern. Es ist der Beginn von Halls Reise hinter den Spiegel. Immer mehr Dinge fallen ihm auf, die irgendwie nicht zusammenpassen. Er fängt an die Realität in Frage zu stellen und zu vermuten, dass er selbst Teil eines Simulators ist. Und – es ist nicht wirklich ein Spoiler – natürlich hat er recht. Außerdem bekommt er plötzlich häufiger Kopfschmerzen und Schwindelanfälle. Was sich dahinter verbirgt verrate ich aber nicht :smile: .

Beim Christoph meint: Von mir gibt es 3 von 5 Sics. Ich wollte ursprünglich vier Sics geben aber im letzten Drittel fällt die Qualität massiv ab. Gefühlt wollte der Autor unbedingt die Sache noch dramatischer werden lassen. Im Ergebnis leidet die Erzählung hingegen am plötzlichen Anstieg von abstrusen Szenarien statt einfach zügig zum Ende zu kommen. Unabhängig davon lässt sich die erste Hälfte des Buches unter dem Begriff “Was ist real?” zusammenfassen, während die zweite unter der Überschrift “Was macht das Wissen nicht real zu sein mit einem?” steht.

Als Leser erlebt man Halls stetigen Abstieg in die absolute Paranoia, die darauffolgende verzweifelte Erkenntnis , dass er Recht hatte und abschließend die Hoffnungslosigkeit, dass das Leben offensichtlich keinen Sinn hat. Bis zu besagtem letztem Drittel eine spannende Erzählung. Und zwar auch dann, wenn man den Twist bereits kennt. Das Interessantere ist zu erfahren wie er es herausfindet und damit umgeht. Und in der heutigen Zeit, in der selbst normale Leute mit Begriffen wie “Sheeple” und “Aufwachen” um sich werfen, ist der Roman vermutlich aktueller denn je – nur vermutlich aus den falschem Gründen.

Der Fernsehfilm

Simulacron-3 wurde seit seiner Veröffentlichung bereits zweimal verfilmt. Von Josef Rusnak kam 1999 (ein paar Monate nach The Matrix – schlechtes Timing) The Thirteenth Floor* in die Kinos. Er soll wohl nicht wirklich gut sein und zudem stark von der Vorlage abweichen. Habe ihn aber noch nicht selbst gesehen. Dafür aber die deutsche Verfilmung:

(Cover)

Welt am Draht* (1973, zweiteiliger Fernsehfilm, DV) – Das Multitalent Rainer Werner Fassbinder (Regisseur, Schauspieler, Drehbuchautor, Komponist, etc.) steckt hinter diesem Machwerk und es hat lange gedauert, bevor es wieder zugänglich wurde. Erst 2010 gab es eine Restaurierung und eine damit einhergehende Veröffentlichung auf DVD und Blu-ray. Davor kam er nur sehr, sehr selten mal im öffentlich-rechtlichen Fernsehen.

Grundsätzlich ist die Geschichte sehr nah an der Vorlage und folgt dieser weite Strecken sogar dialog-genau. Zwar wurden die Namen eingedeutscht – so heißt Douglas Hall z.B. im Film Fred Stiller und Hannon Fuller ist jetzt Henry Vollmer. Aber Leser finden sich sofort zu recht. Je weiter die Geschichte fortschreitet, desto größer werden allerdings die Abweichungen. Die ganze Sache mit den Meinungsforschern kommt zum Beispiel nur am Rande vor, entsprechend fehlen einige Nebenschauplätze aus dem Buch. Außerdem ist die Welt “normaler”. SciFi-Elemente wie Laserwaffen oder fliegende Auto gibt es nicht – dafür aber ein Tastentelefon, welches erst drei Jahre später auf den deutschen Markt kam. Die größte Änderung dürfte aber der Weg zum Finale sein, den wie oben erwähnt der Autor (aus meiner Sicht) unnötig in die Länge gezogen hat. Fassbinder hingegen hat den ganzen Kram einfach rausgelassen. Und das tut dem Film definitiv sehr gut, denn die Geschichte ist nicht sonderlich action-geladen und für heutige Aufmerksamkeitsspannen eher langatmig erzählt. Sich auf das Wesentliche zu konzentrieren war entsprechend die richtige Entscheidung.

Beim Christoph meint: Von mir gibt es 4 von 5 Sics. Ich habe tatsächlich zuerst den Zweiteiler gesehen und mir dann aus Interesse das Buch geholt. Nachdem ich nun beides erfahren habe, kann ich festhalten: Ich finde Fassbinders Interpretation besser als das Original. Zwar leidet der ein oder andere Erzählstrang darunter, dass die Detailtiefe fehlt (Stichwort Meinungsforscher und das dazugehörige Finale vor dem Sitz der Firma). Aber unterm Strich profitiert die Geschichte sehr davon, dass das ganze “Fett” weggeschnitten wurde (vor allem das erwähnte letzte Drittel des Buches) und stattdessen ganz und gar Halls bzw. Stillers Reise im Mittelpunkt steht.

Ich finde auch genial, wie Fassbinder und sein Team den Film in Szene gesetzt haben. Trotzdem, dass die offensichtlichen SciFi-Elemente der Vorlage fehlen, wirkt das Werk von Anfang an befremdlich und komisch. Passt logischerweise perfekt zum Thema und lässt auch den Zuschauer sich fragen ob das jetzt real ist oder nicht. Das liegt jedoch weniger am Setdesign, welches zwar hier und da etwas abgefahren ist aber insgesamt doch größtenteils zu den 60iger/70iger Jahre passt. Stattdessen ist es eher die schauspielerische Leistung (im positiven Sinn), die teils befremdlich wirkt sowie die Kameraeinstellungen. Lysanda und ich hatten sogar zuerst die Vermutung, dass Stiller in einer Welt voller Roboter lebt, so unwirklich und apathisch kommt die Beförderungsfeier daher. Sehr coole Sache und definitiv ein Film, den ich Cyberpunk-Fans ans Herz legen kann. Erwartet nur wie gesagt keine beeindruckende Kung-Fu-Schlacht. Es ist ein Charakterfilm, kein Actionstreifen.

Seit 2007 schreibe ich nun schon einen Jahresrückblick. In einem Anfall von “Geschichte umschreiben nur, um Konsistent zu sein”, habe ich den damaligen Eintrag übrigens gerade umbenannt. Der hieß bislang schlicht “Rückblick 2007”. Das Gleiche habe ich im Laufe des Jahres auch mal mit Azzkickrs Bericht zu Gothic 2 gemacht (hieß vorher total bescheuert “Azzkickrlie”…) – und ihn in dem Zuge endlich als Autor zugewiesen. Zu meiner Verteidigung: Es war der allererste Gastbeitrag hier auf der Seite. Da war das alles noch nicht so ganz durchdacht.

Ein Rückblick auf den Rückblick

Meine Tabelle zum Berechnen und Erzeugen der Diagramme.

Angefangen hat es mit den Jahresrückblicken damals rein aus einem Servicegedanken heraus. Da die Seite noch keine Suchfunktion hatte, wollte ich ein paar Highlights des Jahres hervorheben und (hoffentlich) euch Besucher dazu bringen den ein oder anderen Text (nochmal) zu lesen. Privates war damals nur am Rande enthalten. Das kam “offiziell” erst 2009 dazu. In dem Jahr fing es auch an mit den Wörterbuch-Auszügen am Anfang sowie dem anfangs zaghaften Ausspeichern der Daten von Google Analytics, was über die Jahre immer weiter zunahm.

2011 kamen zusätzliche Statistiken zur Seite dazu, denn Rondrer hatte Anfang des Jahres ein Skript als Grundlage für seinen 10 Jahre Bagdadsoftware-Eintrag gebastelt. Das habe ich natürlich liebend gerne übernommen und vor allem mich über die Jahre damit überwacht. Jeder mag es höchstwahrscheinlich Zahlen nach oben gehen zu sehen. Wir leben schließlich in einer Leistungsgesellschaft.

Ab dann war das Format für den Jahresrückblick im Prinzip festgelegt (Standards for the win!): Ein das Jahr zusammenfassendes Wort, dann die Daten zur Webseite auf Basis von Rondrers Skript, gefolgt von den Google Analytics-Informationen, ein Fazit und abschließend mehr oder weniger Worte zu meiner privaten Entwicklung. 2018 fiel der Google Analytics-Anteil aufgrund der DSGVO zwar raus, wurde im Jahr darauf aber durch die Daten von Googles Suchmaschine ersetzt. Nichts Neues auf Beim Christoph quasi.

Die Erkenntnis

Eine lange Zeit also, in der der Jahresrückblick vor allem eins war: Eine Abladestelle für mehr oder weniger sinnvolle Statistiken zu denen ich meinen persönlichen Senf gepackt habe. Und das war super! Wie gesagt: Es ist immer ein tolles Gefühl zu sehen wie Zahlen sich entwickeln, mehr über meine Besucher zu erfahren und daraus (keine :smile: ) Schlüsse zu ziehen. Ich bekomme immer noch monatlich die Mail von Google in der steht welche Einträge und Themen am häufigsten gesucht und gefunden wurden und finde sie weiterhin sehr spannend.

Aber wie heißt es so schön? Irgendwann ist es auch zu viel des Guten. Muss ich mich heutzutage wirklich noch so intensiv mit Zahlen und Diagrammen beschäftigen für eine Seite, die am Ende des Tages nach meinen eigenen Aussagen (“Abladestelle für meine Gedanken”) einfach nur mein Hobby ist? Oder setze ich mich damit faktisch nur selbst unnötig unter Druck und mache mir Stress?

So viele Katzenfotos!

Die Antwort war für mich nach dem langen Gespräch mit Lysanda an Silvester 2021 ziemlich eindeutig auch, wenn ich ein paar Tage gebraucht habe es vollends zu verinnerlichen. Mittlerweile sind jedoch alle Statistikplugins deinstalliert und ich habe nicht einmal manuell geschaut, wie viele Einträge ich dieses Jahr verfasst habe. Ich kann euch nur gesichert sagen, dass es immer einen am Montag und einen Katzenmoment am Donnerstag gab. Daran hat sich (noch) nichts geändert. Der Gedanke “wenn ich nicht für Montags was schreibe, werde ich nie mehr was schreiben” sitzt wohl noch zu tief. Und die Themen waren ebenfalls wohlbekannt: Katzen, Gesundheit, Haus, Unterhaltungsmedien (vor allem Videospiele). Kein Wunder, da meine Interessen unverändert sind :smile: .

Losgelöst

Dennoch lässt sich für 2022 ganz klar festhalten, dass ich in allen anderen Aspekten aus meinem anno 2007 selbstgestrickten und über die Jahre verfeinerten Korsett ausgebrochen bin. So gab es hin und wieder spontane Einträge (der erste war im Februar) zu Themen, die ich einfach gleich loswerden wollte, “keinen Montagseintrag wert waren” oder gerade passten (Stichwort Gothic II). Und jeder Eintrag wurde ungeachtet irgendeiner Mindestlänge verfasst (bislang 900 Wörter). Natürlich habe ich trotzdem versucht mir für montags meist ein umfangreicheres Thema herauszusuchen. Schon allein aus praktischer Sicht, weil ich am Wochenende eben mehr Zeit habe zu recherchieren. Auch der ein oder andere Einschub wurde am Ende so lang, dass ich ihn kurzerhand zu einem Montagseintrag umdeklariert habe. Aber wenn das Thema am Ende nur 300 Wörter hergab, dann war es halt so. Wir wissen alle, dass ich sowieso schon viel zu viel schwafele.

Stattdessen war die Devise nach so langer Zeit mal den Druck rausnehmen. Die alten Regeln hatten sicherlich ihre Berechtigung und haben mir geholfen. Ab und zu Prozesse und Traditionen zu hinterfragen ist aber nicht nur auf der Arbeit sinnvoll, sondern auch im privaten Leben. Und in Bezug auf Beim Christoph hieß das: Nicht aus einem falschen Anspruch an mich selbst heraus etwas weiter zu erzwingen. Stattdessen wieder mehr den Spaß am eigentlichen Schreiben finden. Entsprechend zwar weiterhin über die Sachen referieren, die mir am Herzen liegen/mich gerade beschäftigen aber ungeachtet irgendeiner Längenanfordung/Informationsdichte. Ein normaler Blog halt – sagen wir es, wie es ist :smile: . Und alles in allem würde ich sagen, habe ich das 2022 ganz gut hinbekommen. Das abschließende Tüpfelchen auf dem “i” ist quasi der heutige Jahresrückblick, der offensichtlich ebenfalls nicht mehr zum bisherigen Format passt.

Ausblick

Die Zukunft von Beim Christoph?!

Was bedeutet das alles also nun für 2023? Nun, schlicht und einfach, dass ich diesen Kurs fortsetzen möchte. Wie gesagt: Es hat mir definitiv sehr gutgetan. Spontan hinsetzen und was auf das Papier zu bringen ohne den Anspruch gleich mehrere DINA4-Seiten zu füllen nimmt nicht nur den Druck raus. Es erlaubt es mir auch mal wieder über Kleinigkeiten zu schreiben, die in den letzten Jahren aufgrund des alten Formats unter den Tisch gefallen sind. Und vielleicht traue ich mich heuer sogar das eine oder andere Mal am heiligen Gral, dem Montagseintrag, zu rütteln. Schließlich haben wir alle mal Wochenenden an denen wir einfach keinen Bock/keine Zeit haben. Bislang habe ich mich dann trotzdem gezwungen bzw. drumherum gearbeitet – mit teils entsprechenden Ergebnissen was die Eintragsqualität angeht oder zumindest massiven Gebärschwierigkeiten.

Dabei vermute ich stark, dass es euch am Ende des Tages sowieso egal ist wann neue Inhalte veröffentlicht werden. Die meisten Besucher schauen eh nur ab und zu mal rein (Woche/Monat/Jahrzehnt) und lesen dann was da ist. Mein (vertretbarer) Mindestanspruch ist in der Hinsicht also ab sofort nur noch, dass ich weiter jede Woche einen Eintrag veröffentlichen möchte. Schon allein, um die Seite nicht zu einer Aneinanderreihung von Katzenbildern verkommen zu lassen. Denn ja, an den Katzenmomenten am Donnerstag ändert sich nichts. Dafür haben wir zu viele Katzenfotos :tongue: . Und natürlich ist die Wahrscheinlichkeit erst einmal weiter hoch, dass dieser eine Eintrag an einem Montag erscheinen wird. In Bezug auf alles andere hingegen? Freie Fahrt voraus!

Okay, eine Sache gibt es dann doch, die sich selbstverständlich nie ändern wird: Mein Dank an euch, liebe Besucher. Egal ob ihr erst 2022 die Seite entdeckt oder schon seit Anfang an fleißig mit dabei seid. Danke, dass ihr vorbeischaut und die Texte lest. Ich hoffe, dass ihr den ein oder anderen Mehrwert daraus zieht.

Die private Ecke

So viel also zu Beim Christoph. Traditionell würde jetzt der private Rückblick folgen. Aber so wirklich was zu schreiben habe ich in der Hinsicht auch 2022 nichts. Vieles von dem, was passiert ist, habe ich schließlich schon in einem Eintrag verwurstet: Wir hatten einen Handwerker im Haus, die Katzen haben viele Zähne verloren und wir haben fleißig aufgeräumt. Und sonst? Nun, auf der Arbeit sind wir mal wieder umgezogen (mit vier Mann von einem 3er Büro in zwei 1er in einem anderen Gebäude) und hatten die ersten Dienstreisen seit 2019. Aber alles in allem nichts Spektakuläres und Berichtenswertes. Stattdessen gab es die üblichen Höhen und Tiefen im Alltag aber am Ende des Tages haben Lysanda und ich uns weiter lieb (schon das 8. Jahr in Folge), den Katzen geht es gut, das Haus steht, das Gehalt kommt pünktlich und der Kredit wird fleißig abbezahlt. Ein total langweiliges Mittelstandsleben aber für uns insgesamt angenehm und schön. Und so soll das sein.

Ausblick

Diese Kellerwand ist noch verdächtig leer…

Für 2023 ist meine Erwartung nur, dass wieder mindestens ein Handwerker seinen Weg in unser Haus findet (Prio 1: Kleines Bad im Keller), Lysanda für ihr Nebengewerbe mehr Kunden bekommt und vielleicht mal keine Zahn-OP bei den Katzen notwendig ist. Alles andere darf gerne so bleiben, wie es ist.

Lasst mich entsprechend an dieser Stelle den kürzesten Jahresrückblick in der Geschichte der Seite beenden (WordPress zeigt standardmäßig die Länge an) und stattdessen wieder World of WarCraft starten :smile: . Ja, ich hatte vor Weihnachten die 30 Tage aus der Collector’s Edition von Dragonflight eingelöst und arbeite mich hauptsächlich gechillt durch die Loremaster-Achievements durch (erledige alle Quests in bestimmten Regionen). Somit bleibt mir zum Abschluss nur zu sagen, dass euer 2022 hoffentlich auch ein insgesamt gutes Jahr war und 2023 uns allen nicht in die Suppe spuckt. Die aktuelle Lage auf der Welt ist in der Hinsicht ja leider weiterhin äußerst angespannt…

PS: Meine Twitter-Accounts habe ich übrigens irgendwann Mitte des Jahres endlich mal gelöscht. Noch lange bevor die ganze Elon Musk-Sache losging. Ich selbst habe eh schon lange nicht mehr wirklich Sachen getweetet. Gleichzeitig war der Informationsgehalt meiner Timeline eher gering. Stattdessen habe ich mich nur noch über die Scheiße aufgeregt, die mir dort begegnet ist. Und darauf kann ich echt verzichten.

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