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Und das war’s. Das unrühmliche Finale von Star Trek: Enterprise – Staffel 4* liegt hinter uns. Nach 18 Jahren, 624 Episoden, 25 Staffeln, vier Filmen und vier Serien endete damit damals die Ära von Rick Berman oder “90s Trek”, wie man Neudeutsch sagt. Kurz sah es so aus, als würde es nicht einmal eine vierte Staffel der Abenteuer von Archer und seiner Crew geben. Aber für 22 Folgen hat es dann doch noch gereicht, bevor endgültig der Stecker gezogen wurde. Wobei im Gegenzug das Budget um mehr als die Hälfte gekürzt (von 1,7 Mio. USD auf 0,8 Mio. USD pro Episode) und die Serie in den USA auf den gefürchteten Todesslot am Freitagabend (=jeder ist auf Party und keiner schaut fern) verschoben wurde. Insofern kam das endgültige Aus für alle Beteiligten – inkl. uns damaligen Zuschauern – nicht sonderlich überraschend.

Frischfleisch!

Das Ruder für die finale Staffel übernahm, wie erwähnt, Manny Coto. An seiner Seite Michael Sussman, der als Schreiberling für Star Trek: Voyager angefangen hatte. Rick Berman und Brannon Braga hingegen waren faktisch raus. Ebenso Autor Chris Black – der Einzige von den ursprünglichen Autoren der Serie, der noch übriggeblieben war. Dafür stieg die Familie Reeves-Stevens (Judith und Garfield) ein. Absolute Fans der Kirk-Ära und zu dem Zeitpunkt bereits erfolgreiche (Star-Trek-)Buchautoren. Ich hab‘ unter anderem ihr Werk Star Trek: Phase II: The Making of the Lost Series im Regal stehen. Übrigens eine klare Leseempfehlung, wenn euch die Thematik interessiert!

Dass ausgerechnet die beiden dazu geholt wurden, war definitiv Absicht. Die Serie sollte sich stärker in Richtung der Timeline von The Original Series entwickeln. Man könnte alternativ sagen, dass Coto das “Star Trek” zurück in die Serie holen wollte. Gemeint ist damit aber eher der Fanservice für die Veteranen und weniger das mit dem “fremde Welten zu entdecken, unbekannte Lebensformen und neue Zivilisationen”. Dafür änderte er auch das Format der Serie. Statt Einzelfolgen oder einer durchgängigen Geschichte, gab es mehrere Minibögen. Also 2-3 zusammenhängende Episoden. Neben der kreativen Freiheit etwas tiefer einzusteigen in die Geschichten, hatte es den Vorteil, dass man das Budget besser ausnutzen konnte. Schließlich brauchte man so weniger neue Sets, Gaststars und dergleichen.

Und was kam am Ende dabei raus?

Der Inhalt

Insgesamt sechs Minibögen hat die 4. Staffel:

  • Der erste beschäftigt sich mit dem Thema “Augments”. Ihr wisst schon, die genetisch verbesserten Menschen wie es auch Khan Noonien Singh einer war. Passend dazu durfte Brent Spiner in seiner Rolle als Dr. Arik Soong (ein Vorfahre von Noonien Soong, der Data erfunden hat) mitwirken. Die Anspielungen auf die Zukunft sind dabei zum Glück nicht massiv übertrieben. Die Geschichte an sich ist aber nicht sonderlich spannend oder gut erzählt. Es läuft einfach wieder darauf hinaus per Holzhammer zu sagen, dass genetische Verbesserungen böse sind und solche Menschen sich nicht beherrschen können. Spiner konnte mich ebenfalls spielerisch nicht so recht überzeugen und das plötzliche Auftauchen von Malik ganz am Ende auf der Enterprise, nachdem man ihn tot glaubte, war einfach nur dämlich.
  • Star Trek: Enterprise (Paramount-Promo-Bild)

    Als nächstes ging es dann für drei Folgen nach Vulcan. Thema: Die vulkanische Vergangenheit. Es wird die Grundlage für die kulturellen Veränderungen gelegt, damit die Vulkanier wie wir sie aus Kirk-Serie kennen entstehen können. Dafür lernen wir eine junge T’Pau kennen, die später als Hohepriesterin Spocks Hochzeitsritual leitet. Ich fand die Darstellung von Administrator V’Las ein wenig sehr übertrieben, wie er unbedingt ganz schnell alle Rebellen auslöschen wollte. Ansonsten tatsächlich eine ganz nette Erzählung, die einem mal wieder etwas mehr über die Vulkanier nahebringt.

  • Der 3. Bogen sieht die Enterprise quasi auf ihrer allerersten diplomatischen Mission. Die Menschen versuchen die Andorianer und die Tellariten an einen Tisch zu bringen, um einen Krieg zu verhindern. Blöd nur, dass ein mysteriöses Schiff mit irgendeiner Art von Hologramm-Technologie versucht das zu verhindern, in dem es Angriffe auf beide Seiten fliegt. Als Cliffhanger der 1. Folge kommt heraus, dass die Romulaner dahinter stecken. Übrigens mit einer unnötig langen Kamerafahrt durch das CGI-Modell, das für das Intro von Star Trek: Nemesis produziert wurde. Ein ziemlich action-reicher Dreiteiler und darüber hinaus mit ganz viel Jeffrey Combs. Aus meiner Sicht die beste Handlung der Staffel.
  • Die nächste Doppelfolge nutzten die Autoren, um etwas zu erklären, was eigentlich keiner wirklichen Erklärung bedurfte. Und zwar, warum die Klingonen in der Kirk-Ära so anders aussehen als davor und danach. Die Antwort: Misslungene Genexperimente. Passt zwar irgendwie nicht so recht zu Worfs Reaktion in Immer die Last mit den Tribbles. Aber hey: Unser lieber Doktor Phlox steht mal wieder im Mittelpunkt – einer der wenigen wirklich sympathischen Charaktere der Serie.
  • Überraschend gelungen ist hingegen die Spiegeluniversum-Doppelfolge. Zum einen, weil die Prämisse eine andere ist als bei Kirk und Sisko. Es gibt nämlich keine Doppelgänger, die übertreten. Stattdessen wird alles nur aus Sicht der Charaktere des Spiegeluniversiums erzählt – inklusive einem neuen, äußerst martialischen Intros. Dabei wird geschickt Bezug auf die wirklich gute Folge Das Spinnennetz aus der 3. Staffel von The Original Series genommen. Dort geht es nämlich um die Tholianer (komische insektenartige Wesen), die die Enterprise mit einem Energiegitter im Weltraum festsetzen. Die war auf der Suche nach ihrem Schwesterschiff, der Defiant. Die geht am Ende der Folge zwischen den Universen verloren und die Enterprise NX-01 im Spiegeluniversum findet sie. Dass sich unsere Hauptcharaktere nach und nach die Klamotten der Defiant-Crew anziehen ist zwar ziemlich bescheuert. Das Abenteuer an sich ist aber gelungene Unterhaltung.
  • Und zu guter Letzt dreht sich alles um ein Thema, das leider wieder sehr aktuell ist: Fremdenhass. In diesem Fall um eine Gruppierung namens Terra Prime, die alle außerirdischen Spezies von der Erde vertreiben will. Und das zu einem Zeitpunkt, wo gerade die Grundlage für die Gründung der Föderation gelegt wird. Im Mittelpunkt: Ein ominöses Kind von T’Pol und Trip. Als Abschluss der Abenteuer von Archers Crew eine gute, wenn auch nicht sonderlich überraschende Doppelfolge.

Technisch gesehen gibt es noch die Doppelfolge zu Beginn der Staffel. Sie löst den Cliffhanger der letzten Staffel auf und beendet ein für alle Mal die ganze Sache mit dem Temporalen Kalten Krieg. Aber ehrlich gesagt habe ich dazu nicht einmal im Ansatz eine positive Meinung. Ich sag nur: Nazialiens. Also lassen wir das. Höchstens ein kleiner Funfact: Die Szene in der das Nazi-Gebäude in die Luft gesprengt wird, ist die Aufnahme aus der Star Trek: Voyager-Folge Das Tötungsspiel.

Das Finale

Bleibt noch eine Sache, über die wir reden müssen: Dies sind die Abenteuer. Keine Ahnung, wer auf die glorreiche Idee kam eine Folge Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert einzubauen. Das Ergebnis ist auf jeden Fall ein kompletter Schlag ins Gesicht für Archer und seine Crew. Und ehrlich gesagt passt es auch nicht zu Riker, dem eigentlichen Hauptcharakter der Folge.

Star Trek: Enterprise (Paramount-Promo-Bild)

Die Episode spielt zeitlich während der 12. Folge der 7. Staffel namens Das Pegasus Projekt. Dort ging es um das namensgebende Schiff auf dem Cmdr. Riker unter Captain Pressman gedient hatte. Damit wurde illegaler weise eine Tarntechnologie getestet – und fast alle der Crew starben dabei. Jetzt hat man das Schiff wieder gefunden und Pressman will dort weitermachen, wo man aufgehört hat. Das bringt Riker jedoch in die Bredouille. Soll er Pressman gehorchen oder sich Captain Picard anvertrauen? Um diese schwerwiegende Entscheidung zu treffen, geht er auf Anraten von Deanna Troi auf das Holodeck. Dort erlebt er die letzte Mission der Enterprise vor der Gründung der Föderation. Das ist ein Zeitsprung von sechs Jahren zur letzten Folge.

Soweit, so gut. Die Enterprise D in neuem Glanz zu sehen war ja durchaus cool, aber das Rampenlicht von der NX-01 weg zu nehmen war einfach nicht okay. Vor allem nicht für so eine Story, in der auf dämlichste Art und Weise Trip sterben muss. Und ja, das war ein total bescheuerter Tod. Nur weil er und der Captain mit der Waffe bedroht wird, macht er einen heroischen Selbstmord. Als hätten sie so eine Situation nicht schon 100mal vorher gehabt. Hätte zig andere Lösung gegeben als sich zu opfern. Aber nein, die Autoren wollten scheinbar unbedingt, dass noch jemand stirbt. Das hatte nicht einmal Cmdr. Tucker verdient!

Am Ende bleibt ein fader Beigeschmack, denn weder ist es ein gutes Ende der Reise noch brachte die Episode einen Mehrwert für den Charakter Riker. Hätte man echt drauf verzichten sollen. Zum Glück gab es zum Schluss der vorherigen Folge, Terra Prime, eine schöne Sequenz. Insofern gab es zumindest eine Art von würdigem Abschied von Archers Crew.

Fazit

Mir war die 4. Staffel tatsächlich insgesamt zu viel Fanservice. Ein paar Anspielungen und Erklärungen sind nett und cool. Aber die Staffel war halt gefühlt nichts anderes. Bin jedoch vermutlich einer der wenigen, der das doof findet.

Auch die Idee mit den Minibögen fand ich nicht ganz gelungen. Das geht schon mehr in Richtung nuTrek mit ihren 6-10 Episoden pro Staffel und führt genau zum gleichen Problem: Es bleibt wenig Luft zum Atmen. Stattdessen hetzt man von einem Konflikt zum nächsten. Dass Anfang und Ende der Staffel dann auch noch so massiv verhunzt wurden macht den Gesamteindruck nicht besser. Während also viele Fans vermutlich diese Staffel als die beste der Serie ansehen, war für mich die 3. Staffel tatsächlich stärker. Wenig Fanservice, stattdessen mehr klassisches Star Trek – inkl. einer hohen Actionquote.

Wobei das unterm Strich nicht viel bedeutet. Die Enterprise NX-01 und ihre Abenteuer sind insgesamt selbst im Vergleich zu Star Trek: Voyager einfach nur schwach. Die Charaktere sind blass, das Schiff langweilig und die Autoren wussten mit beidem eigentlich bis zum Ende nicht so richtig was anzufangen. Es hat schon seinen Grund, warum ich die Serie erst zum zweiten Mal gesehen habe und mir ansonsten lieber Ausschnitte von Picard, Janeway und Sisko anschaue. Insofern habe ich damals wie heute nach dem Ende der Serie keine Träne vergossen. Lysanda geht es übrigens ähnlich. Bin also in unserem Haushalt nicht allein mit dieser Ansicht :wink: . Schon irgendwie schade, dass es nach dieser langen Zeit so endet.

Epilog

Am liebsten würde ich jetzt sagen, dass es ja nur besser werden kann. Allerdings stehen in der Casa Lysanda als nächstes die Kelvin-Filme auf dem Programm, gefolgt von Star Trek: Discovery, von der ich bislang echt nur schlechtes gehört habe. Ja, es ist gerade echt schwierig meine Motivation für unseren Star-Trek-Marathon hochzuhalten. Deswegen legen wir erstmal eine ausgiebige (Anime-)Pause ein. Aber ich will selbstverständlich auch mal “nuTrek” gesehen haben. Vor allem Star Trek: Prodigy interessiert mich. Das Ende der Star-Trek-Einträge ist also noch lange nicht erreicht! Habe ich da etwa ein enttäuschtes Seufzen aus der letzten Reihe gehört?!

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Es ist schon amüsant. Anfangs hassten alle den schnulzigen Titelsong von Enterprise – ab Episode 3 nun endlich auch mit „Star Trek” im Titel. Aber als er mit der 3. Staffel verändert wurde, war das Geschrei groß. Die Änderung war ähnlich wie bei Star Trek: Deep Space Nine in der 4. Staffel. Dort bekam die Titelmelodie ebenfalls ein etwas schnelleres, angeblich fröhlicheres Tempo. Bei Enterprise wurde es zudem instrumentaler. Fragt mich nicht warum und schon gar nicht, warum man als Zeitpunkt diese doch thematisch ziemlich düstere Staffel gewählt hat. Ist halt so. Da ich das Intro jeweils nur einmal am Anfang der Staffel anschaue und es ansonsten immer überspringe, war es mir ziemlich egal. Ich weiß: Banause und so :tongue: .

Weitere Änderungen

Nachdem sich Enterprise trotz des Temporalen Kalten Kriegs™ (weiterhin ein dämlicher Begriff) bislang hauptsächlich durch Einzelepisoden definiert hatte, wurde nun eine durchgängige Geschichte erzählt: die Suche nach den Xindi in der geheimnisvollen Ausdehnung, um sie daran zu hindern die Erde mit einer Superwaffe zu vernichten. Übrigens die einzige Staffel des gesamten Franchise bis dahin, die ohne auch nur einen einzigen Klingonen auskam. Stattdessen bekam der Zuschauer mal ein paar neue Aliens zu sehen – inkl. zwei nicht-humanoiden und komplett im Computer generierten Rassen (die Insektoiden und Aquarianer).

Die Änderung des Introsongs sowie der Switch auf eine durchgängigere Erzählung sollten die Zuschauerzahlen steigern. Geholfen hat es am Ende nichts. Obwohl die Serie mittlerweile ihre Fans hatte, wollten sie einfach weiterhin nicht genug Leute sehen. Deshalb wurde die 3. Staffel auf 24 Episoden gekürzt statt den damals üblichen 26. Der Abwärtstrend ließ sich offensichtlich nicht umkehren. Vermutlich waren die Leute einfach müde nach fast zwei Jahrzehnten durchgängig Star Trek. Selbst Brannon Braga meinte, dass die Absetzung nach der 4. Staffel gut war. „Das Franchise müsse Ruhen”, so seine Worte.

Das ist insofern schade für die Crew rund um Captain Archer, da es tatsächlich mit der 3. Staffel spürbar bergauf ging. Ich weiß noch, dass damals gefühlt alle diesen Wandel vor allem einem Mann zugeschrieben haben: dem leider 2023 verstorbenen Manuel “Manny” Hector Coto. Er wurde für die 3. Staffel als Schreiberling an Bord gebracht. In dieser Rolle machte er aus Sicht des Managements einen so guten Job, dass er prompt für die 4. Staffel zum Executive Producer (=Showrunner) befördert wurde. Rick Berman und Brannon Braga durften trotz – oder vielleicht gerade wegen – ihrer langen Verbindung zum Franchise, nur noch von der Seitenlinie aus zuschauen. Machte trotzdem technisch gesehen keinen Sinn, dass die Fans ihn schon für die 3. Staffel so über den Klee lobten. Die Rahmenhandlung stand bereits vor seiner Anheuerung fest und er hat „nur” das Drehbuch für sechs Episoden geschrieben. Aber wir waren wohl einfach alle froh endlich Fortschritte zu sehen und wollten irgendjemanden (in positivem Sinne) dafür verantwortlich machen :smile: . Braga lobte Coto ebenfalls und sagte mal, dass er Enterprise in der 4. Staffel zu dem gemacht hat, was es eigentlich von Anfang an hätte sein sollen.

Star Trek: Enterprise (Paramount-Promo-Bild)

Doch war die 3. Staffel wirklich so viel besser als die vorherigen zwei? Und wenn ja: Warum?

Der Inhalt

Um gleich die Antwort zu liefern: In Bezug auf den Unterhaltungswert war Staffel 3 definiert um Längen besser. Nicht nur, weil es viel mehr Action gab. Sondern auch schlicht deswegen, weil die Crew ein Ziel hatte und man stetig (mit 2-3 Sidequests) darauf hinarbeitet – inklusive entsprechender Kontinuität. Achtung: Ganz viele Spoiler ab jetzt. Dabei gab es zwar die allseits bekannte Eskalationsspirale bis zum Finale hin, wo in buchstäblich letzter Sekunde erst die Erde gerettet wird, die ich aber tatsächlich als nicht sonderlich übertrieben empfunden habe. Ja, so einige Situationen sind nicht wirklich glaubwürdig (vor allem gegen Ende hin) und/oder hätte die Enterprise als Ganzes und einzelne Mitglieder der Crew im Speziellen niemals überleben dürfen. Aber das ist aufgrund des Tempos und des Spannungsbogens schnell verziehen. Auch der uralte, erzählerische Trick, dass wir als Zuschauer lange Zeit mehr wissen als die Crew funktioniert obwohl die Xindi-Rassen ziemlich klischeebehaftet und die Geschichte damit sehr vorhersehbar ist. Selbst die Ausdehnung an sich (warum ist sie hier und später weg?) ist grundsätzlich gut umgesetzt und passt zu Star Trek. Der Cliffhanger am Ende hingegen ist sowas von massiv unnötig gewesen. Keine Ahnung, was das sollte da noch eine Zeitreise mit Nazialiens dran zu hängen. Aber das ist dann Thema für die 4. Staffel.

Die Handlung an sich war also soweit okay. Blöd nur, dass die Crew der Enterprise weiterhin wenig Charisma ausstrahlt. Das erste Problem ist, dass die Staffel sich fast ausschließlich auf Archer, T’Pol und Trip konzentriert. Die anderen Charaktere sind größtenteils… halt irgendwie so da. Das wird noch erschwert dadurch, dass wir mit den Macos neue Gesichter an Bord haben, die wir ja ebenfalls kennen lernen sollen. Entsprechend blass und wenig spannend sind die paar Konflikte, die dadurch entstehen.

Das zweite Problem ist, dass die drei Hauptcharaktere trotzdem nicht wirklich vorankommen. Meine Beziehung speziell zu Archer wurde höchstens noch schlechter :smile: .

“GRRR – Ich bin total böse!”, sagt die Schmusekatze

Ich hatte ja schon im Eintrag zur 2. Staffel erwähnt, dass ich Archer dieses „Ich bin total zornig und tue definitiv alles, was getan werden muss!” absolut nicht abnehme. Ich sehe da irgendwie immer nur einen Scott Bakula, der die Mundwinkel nach unten zieht und schnelle Drehbewegungen macht. Vielleicht ist hier ein bisschen was an Biss in der deutschen Synchronisation verloren gegangen. Aber die paar Szenen, die ich mir jetzt nochmal im Original angeschaut habe, waren nicht wirklich überzeugender. Schuld daran ist sicherlich auch, dass die ganze Sache mit der Ethik ziemlich mau umgesetzt ist. Selbst der vermeintliche Höhepunkt, das Stehlen der Warpspule, ist so massiv amerikanisch-reingewaschen, dass es auf mich als Zuschauer absolut überhaupt keinen Effekt hat. Solche Situationen hätten viel tragischer, brutaler und reicher an Konsequenzen sein müssen.

Star Trek: Enterprise (Paramount-Promo-Bild)

Bei T’Pol bin ich allerdings zwiegespalten. Das Ganze mit der Drogensüchtigkeit fand ich einfach nur massiv bescheuert. Dass sie eine Beziehung mit Trip anfängt war hingegen nur eine Frage der Zeit. Dann hat er wenigstens mal was Sinnvolles zu tun. Und immerhin ist die Umsetzung glaubwürdiger als in einem 08/15-Hollywood-Liebesfilm. Also nicht so Haudrauf, sondern eine langsame Entwicklung über mehrere Folgen hinweg. Aber abseits davon wirkt sie immer noch die meiste Zeit wie ein unsicheres Reh im Scheinwerferlicht. Da müsst ihr echt mal drauf achten. Diese Kopfbewegung nach unten und die defokussierenden Augen, bevor sie z.B. Konter gibt. Das wirkt schon befremdlich. Ja, es ist damit eine eindeutige Charaktereigenschaft. Keine Frage. Soll vermutlich irgendwie ihre Unsicherheit (sie ist für einen Vulkanier ja noch vergleichsweise jung) oder sowas unterstreichen. Aber in der Häufigkeit wirkt es schon ein wenig unfreiwillig komisch.

Und Charles „Ich bin total wütend, weil meine Schwester tot ist” Tucker III? Joa, das mit der Rachsucht hat wie die Sache mit der Ethik bei Archer ziemlich wenig Auswirkungen. Er schreit den Xindi ein bisschen an, bis sie sich am Ende doch vertragen. Ansonsten? Kann ich mich an nichts Großartiges erinnern. Selbst in seiner Beziehung ist er irgendwie nur eine Nebenfigur, weil die Autoren mehr an T’Pol interessiert sind als an Trip. Das kann ich zwar nachvollziehen – besser wird es dadurch aber nicht :smile: .

Fazit

Unterm Strich stimme ich weiter meinem Ich von 2004 zu: Die 3. Staffel war ein Schritt in die richtige Richtung für die Serie. Der weitere Weg war zwar noch weit. Vor allem an den Hauptcharakteren mussten die Autoren und Schauspieler dringend noch arbeiten, um sie aus der Zweidimensionalität heraus zu holen. Aber nach der wirklich katastrophalen 2. Staffel, wurde endlich ein Licht am Ende des Tunnels sichtbar. Und ja, die 4. Staffel hat aus meiner Sicht gut darauf aufgebaut. Dazu aber dann in einem der nächsten Einträge mehr – zum Verfassungszeitpunkt liegen noch drei Episoden vor uns.

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