Lysanda und ich haben uns mal wieder einen älteren Anime gegeben. Immer in der Hoffnung doch noch mal dabei was richtig Gutes zu entdecken. Spoiler: Wir sind weiter auf der Suche . Die Wahl fiel dieses Mal auf Die Königin der tausend Jahre* vom japanischen Kult-Animationsstudio Tōei Animation. Der Anime basiert auf dem gleichnamigen Manga von Leiji Matsumoto, der wohl vor allem in Science-Fiction-Kreisen kein unbekannter ist. Hat so einige Space Operas wie Space Battleship Yamato* veröffentlicht – in der Casa Lysanda sind diese jedoch allesamt nicht bekannt. Insofern kann ich derzeit kein Urteil dazu fällen.
Was ist drin?
Auf Die Königin der tausend Jahre bin ich zufällig gestoßen als der deutsche Publisher KSM Anime die Werbetrommel rührte. Und zwar Mitte 2023 anlässlich der Veröffentlichung der Remastered-Version auf DVD und Blu-ray. Sonderlich bekannt scheint der Anime außerhalb der Szene zumindest nicht zu sein. Er lief nämlich nur zwei Mal im deutschen Fernsehen – das letzte Mal 1992 auf Tele 5. Aber bei denen, die ihn kennen, hat er einen guten Ruf. Entsprechend habsch mir gedacht: Nämme mer mo mid!
Allerdings wurden damals nur 41 der 42 Folgen synchronisiert. Die 20. Folge ist nur ein Zusammenschnitt der bisherigen Ereignisse. Da fiel die Entscheidung sie zu überspringen. Und selbst innerhalb von 2-3 anderen Folgen gibt es Szenen, die bei der deutschen Fernsehausstrahlung – warum auch immer – damals fehlten und somit ohne deutsche Sprecher daherkommen. Im Jubiläumspaket ist das alles drin und dran. Also sowohl Folge 20 als auch die fehlenden Szenen – jedoch nur mit deutschen Untertiteln. Eine Nachsynchronisation fand (aus meiner Sicht zum Glück) nicht statt.
Und wenn wir schon beim Inhalt sind: Ich hatte mir die limitierte Auflage im Schuber geholt, die beide Volumes enthält. Außerdem ist ein kleines Heftchen mit ein paar Hintergrundinfos mit dabei. Ansonsten ist jedoch ziemlich tote Hose, was Extras angeht – auch auf den DVD/Blu-rays. Ihr bekommt faktisch nur den Anime mit japanischer und deutscher Sprachausgabe. Mehr nicht – aber immerhin gestochen scharf und ohne irgendwelche Artefakte. Sie haben dafür nämlich die alten 16mm-Rollen neu abgetastet. Der Ton hingegen… nun, die deutsche Synchro lag offensichtlich nicht in der allerbesten Qualität vor. Je nach Folgen ist der Rauschanteil durchaus höher. Es war aber jetzt für uns zu keinem Zeitpunkt unerträglich.
Ein kleiner Abstecher
Bevor ich aber endlich die Frage beantworte, worum es bei Die Königin der tausend Jahre eigentlich geht, muss ich erst noch einen amüsanten Fakt loswerden. Und zwar bin ich bei meinen Recherchen zum Anime auf die amerikanische Fassung gestoßen. Die hört auf den Namen Captain Harlock und the Queen of a Thousand Years. An sich lässt diese Bezeichnung noch keine Augenbrauen hochzucken. Vielleicht gibt es ja einen Captain Harlock bei der Königin. Wenn man dann allerdings feststellt, dass Captain Harlock* ein anderer Leiji-Matsumoto-Manga mit dazugehöriger Animeserie ist, wird man sich fragen was beide Serien miteinander zu tun haben. Die Antwort ist: Absolut überhaupt nichts. Also außer, dass in beiden Raumschiffe und Laserwaffen vorkommen.
Was steckt also dahinter? Nun, die Produktionsfirma Harmony Gold hatte 1986 einen Sendeplatz für 65 Episoden gebucht und wollte dafür einen japanischen Anime importieren. Leider hat Captain Harlock* ebenfalls nur 42 Episoden. War also zu wenig. Die Lösung? Man kauft einfach die Rechte an einem zweiten Matsumoto-Anime und kombiniert beide – und zwar so richtig. Keine halben Sachen, sondern kurzerhand neu verschnitten und versucht irgendwie einen Sinn reinzubringen. Es sind also Szenen aus beiden Animes in den Episoden enthalten. Das allein ist schon komisch. Es kommt aber noch besser:
Wer nämlich rechnen kann, wird feststellen, dass sie damit eigentlich 84 Folgen gehabt hätten – 19 zu viel für den Sendeplatz. Statt mehr Zeit zu kaufen, wurde also zusätzlich noch rigoros gekürzt. Unter anderem haben die Amis deshalb nie das Ende von Die Königin der tausend Jahre gesehen. Echt total bescheuert. Aber ist ja nichts Neues, dass die da auf der anderen Seite des Teichs nicht einfach so Filme und Serien importieren und synchronisieren können. Wenn sie es nicht gleich einfach komplett neu machen (man kann den eigenen Mitbürgern schließlich keine europäischen oder asiatischen Schauspieler zumuten), dann schnibbeln sie es halt nach ihren Wertvorstellungen um. Wenn man sonst nichts zu tun hat…
Die Inspiration
Doch kommen wir jetzt endlich zu Die Königin der tausend Jahre, auch bekannt als Queen Millennia. Der Originaltitel, Shin Taketori Monogatari, bedeutet hingegen „Die neue Geschichte vom Bambussammler”. Taketori Monogatri – also die Geschichte vom Bambussammler – ist eine uralte japanische Erzählung, die wohl erstmals um 900 niedergeschrieben wurde. Sie handelt von Prinzessin Kaguya vom Mond, die irgendwie auf der Erde landet und von einem Bambussammler aufgesammelt wird. Als sie erwachsen ist, ist sie so wunderschön, dass sich sogar der Kaiser um sie bemüht. Grob gesagt schafft es aber keiner der fünf Bewerber sie für sich zu gewinnen. Also kehrt sie einfach als „Unerreichbare” in den Palast des Mondes zurück.
In Die Königin der tausend Jahre… kommt davon überhaupt nichts vor? Also ja, besagte Königin der tausend Jahre wurde als Kind auf die Erde gebracht mit einem Pärchen Ramen-Restaurant-Besitzer, die eine Gehirnwäsche bekommen haben und jetzt denken, dass sie ihre Tochter wäre. Und sie ist als junge Erwachsene ebenfalls wunderschön und wird zumindest von halbstarken Highschoolern begehrt. Aber gefühlt hören die Parallelen hier schon auf.
Die Geschichte
Achtung: Ich nehme keine Rücksicht auf Spoiler. Der Anime ist buchstäblich älter als ich (1981/1982). Da ist die Karenzzeit definitiv schon lange ausgelaufen .
Also: Die japanische Sternwarte Tsukuba entdeckt Anfang 1999 plötzlich einen 10. Planeten im Sonnensystem (das war noch bevor Pluto rausfiel). Und dieser Planet bewegt sich schnurstracks auf die Erde zu. Am 9.9.1999 um 9 Uhr 9 und 9 Sekunden wird er auf sie treffen und massive Zerstörung anrichten. Stellt sich nach und nach heraus, dass es der Planet Lametal ist, der alle 1.000 Jahre vorbeikommt. Unter anderem hat er die Dinosaurier vernichtet. Alles relativ unlogisch, wenn man genauer drüber nachdenkt. Aber gut…
Die Königin der tausend Jahre wird auf die Erde geschickt, um dort „Nachschub” an Menschen einzusammeln. Die sollen dann als einzige gerettet und ihr weiteres Leben auf Lametal im Dienste der Gemeinschaft (=Sklaven) verbringen. Blöd nur, dass die letzte Königin ihrer Mutter nicht gehorcht und das Menschen-Ghetto (mit denen aus den vorherigen Besuchen) auf Lametal besucht hat. Was sie dort gesehen hat (u.a. eine Geburt), hat sie schwer beeindruckt. Die Konsequenz, war dass sie von ihrer Mutter, Königin Lala, verbannt und eine neue Königin – La Andromeda Promethium II (ja, die haben alle bescheuerte Namen) – entsandt wurde. Diese wächst auf der Erde auf und erfährt dabei die Liebe und Güte der Menschen. Als sie dann auch noch den kleinen Hajime kennen lernt, den liebenswerten Protagonisten der Serie, ist es mit ihrer Mission die Menschheit im Dienste ihrer Königin zu unterjochen vorbei. Ihre Liebe zu Lametal ist damit freilich nicht weg. Entsprechend versucht sie beide Interessen unter einen Hut zu bekommen.
Hajimes Eltern hingegen werden bei einem mysteriösen Experiment getötet – das eine gewisse Yayoi Yukino in Auftrag gegeben hat. Fortan lebt er bei seinem Onkel – dem Chef der Sternwarte. Und wer arbeitet ebenfalls dort? Yayoi Yukino. Tochter von Ramen-Restaurant-Besitzern. Ja, die Königin. Wir als Zuschauer wissen das im Prinzip sofort auch, wenn die Autoren es versuchen es ein wenig zu kaschieren. Hajime, ebenfalls leicht verknallt in Yayoi, zeigt der Königin quasi im Laufe der Serie wie toll Menschen sind, indem er ihr unerschütterlich und häufig aus der Patsche hilft und nie die Hoffnung aufgibt das Problem “Lametal” zu lösen. Im Gegenzug rettet ihre hyperintelligente Katze Daischi ihm hin und wieder das Leben.
Hajime entpuppt sich im Laufe der Serie als extrem stures Multitalent. Er kann in seinem Alter einfach so Hubschrauber fliegen (nach nur einer kurzen Flugstunde), beherrscht perfekt den Umgang mit Maschinenpistolen, kann Bomben entschärfen und was weiß ich was er sonst noch so alles in den 42. Folgen gemacht hat. Und wenn er sich mal was in den Kopf gesetzt hat, dann zieht er das auch durch. Egal was sein Onkel oder jemand anderes sagt. Da rollt man ziemlich schnell nur noch die Augen.
Die anderen
Als weitere Figuren gibt es außerdem noch die Diebe der tausend Jahre, angeführt von einem mysteriösen Mann mit Maske. Die kämpfen aktiv gegen die Königin der tausend Jahre, weil sie ebenfalls nicht gut finden, was Lametal da treibt – ohne anfangs zu wissen, dass die Königin eigentlich auf ihrer Seite steht. Gleichzeitig erschafft sich die Königin dank ihres Anti-Establishment-Verhaltens in den eigenen Reihen einen Verräter. Und als Lametal davon erfährt, was da auf der Erde los ist, schickt die dortige Chefin ein bisschen Verstärkung los. Ach und ein Duell bis zum Tod zwischen der aktuellen und einer neuen Königin der tausend Jahre gibt es ebenfalls. Klingt aber alles komplizierter als es ist. Die parallelen Handlungsstränge halten sich sehr in Grenzen.
Auf jeden Fall kommt Lametal immer näher und alles, was die (ziemlich zerstrittene) Menschheit tut, scheitert. Stattdessen wird der Einfluss des Planeten immer stärker und die Naturkatastrophen nehmen zu. Aber es gibt nicht genug Schutzräume oder Raumschiffe um alle zu evakuieren. Auch die geheime Stadt unter der Erde, die von den Lametallern errichtet wurde (Warum? Wir erfahren es nie…) kann nicht alle beherbergen. Am Ende ist es das Selbstopfer der Königin, das das Happy End bringt und fortan das Schicksal der Erde mit dem von Lametal vereint.
Beim Christoph meint: Lysanda und ich sind uns einig, dass Die Königin der tausend Jahre bekommt. Das Hauptproblem ist, dass er sehr langatmig ist. Damit meinen wir nicht die Animationen. Wir sind uns des Alters des Machwerks bewusst und damals war eben alles noch ein wenig behäbiger. Entschuldigt allerdings nicht die eine Folge, die gefühlt nur aus einer einzigen Raumschiffaufnahmen besteht – inspiriert von 2001: Odyssey im Weltraum. Ich hatte schon nach den ersten 20 Sekunden verstanden, dass das Schiff RIESIG ist. Man hätte es nicht gefühlte Minuten vorbei fliegen lassen müssen
.
Nein, das Problem ist: Es dauert am Anfang seeeeehhhhhr lange bis die Geschichte in Schwung kommt. Und dann werden trotzdem ständig künstlich neue Probleme und Situationen geschaffen, die natürlich nur Hajime lösen kann. Meist (nicht immer) hat es oberflächlich zwar alles mit der Haupthandlung zu tun. Tatsächlich stehen wir am Ende aber meistens wieder am Anfang.
Und Kontinuität ist ebenfalls mehr eine Empfehlung als ein Mantra. Beispielsweise hat die Königin als es dann anfängt richtig rund zu gehen plötzlich magische Kräfte. Wäre sicherlich nicht unpraktisch gewesen, wenn die von Anfang an dagewesen wären?! Ein bisschen Mut zur Lücke hätte der Serie definitiv gut getan. 20 Folgen und ein halbes Dutzend Handlungsstränge weniger und sie hätte sicherlich einen Sic mehr bekommen. So waren wir am Ende eher froh, dass es endlich vorbei ist. Insofern: Stellenweise ganz nett und hier und da auch ein wenig amüsant. Aber definitiv viel zu lang und damit viel zu viel Zeit über die ganzen Logiklücken nachzudenken, was zusätzlich am Unterhaltungswert nagt. Davon abgesehen war das Figurdesign teilweise schon recht gewöhnungsbedürftig. Beispielsweise Hajime (und der Rest seiner Familie) mit seinen ziemlich kleinen Augen auf der Stirn.
September 2023 waren Lysanda und ich mit dem Konsum von „Old Trek” fertig. Im verlinkten Eintrag schrieb ich damals vollmundig folgenden Satz:
Star Trek VI: Das unentdeckte Land* – Für mich der zweitbeste Star-Trek-Film aller Zeiten (nach Star Trek: Der erste Kontakt*) […]
Nun flimmerte der Abspann von Star Trek: Nemesis* über den Fernseher und ich bin in einer leichten Sinnkrise. Also schon davor, aber jetzt wo ich aktiv diesen Eintrag tippe, muss ich mich ihr endgültig stellen und sie lösen. Es hat mir glaube ich schon lange kein Eintrag mehr so viele Schwierigkeiten bereitet ihn aufs Papier zu bringen…
Nein, keine Angst: Ich stelle mich hier jetzt nicht hin und behaupte Star Trek: Nemesis wäre der beste Film der Picard-Ära. Aber ich muss ehrlich sagen, dass Star Trek: Der erste Kontakt nicht mehr mein absoluter Liebling ist und ich Star Trek VI: Das unentdeckte Land stattdessen auf Position 1 der Gesamtliste sehe. Schlimmer noch: Meine komplette Top 3 der ersten zehn Star-Trek-Kinofilme ist mittlerweile belegt von Kirks Crew. Und nein, Nr. 8 kommt auch nicht auf Platz 4. Ihr versteht also, wo mein Dilemma ist – und es wird noch schlimmer.
Die 90s Trek-Filme
Werfen wir einmal einen Blick auf die Werke mit der neuen Enterprise. Erneut nicht in der chronologischen Reihenfolge, sondern in meinem persönlichen Ranking. Und ja, ich bin mir bewusst, dass ich mir mit der folgenden Auflistung bei dem ein oder anderen ganz schön in die Nesseln setze . Geschaut haben wir die Blu-ray-Fassungen aus der alten Stardate Collection* mit deutscher Tonspur. Aber im Gegensatz zu den Kirk-Filmen, gibt es in der Picard-Ära sowieso keine Director’s Cut-Fassungen. Und der deutsche Übersetzungsfehler in Star Trek: Der Aufstand wurde auch nie gefixt.
1. Star Trek: Der Aufstand* – Ich glaube für keinen Star-Trek-Film gibt es so viele „Was wäre gewesen, wenn”-Szenarien, wie für dieses Machwerk. Unzählige Ideen wurden durchgeackert, bevor wir bei der illegalen Umsiedelungsaktion der Ba’ku durch die Son’a gelandet sind. Darunter auch eine Variante mit einem Klon von Picard – das haben sie dann für Teil 10 aus der Schublade gezogen. Das Ergebnis könnte man inhaltlich mehr als eine Doppelfolge der Serie ansehen und ist nicht sonderlich bombastisch. Aber ich glaube das ist der Hauptgrund, warum er mir (überraschenderweise) so gefällt. Es gibt keine riesige Bedrohung, sondern einfach nur ein lokaler Konflikt bei dem unsere Crew die Helden spielen und die Ideale der Föderation verteidigen kann. Ist er perfekt? Absolut nicht. Und länger drüber nachdenken darf man ebenfalls nicht (vor allem der Twist… ). Aber er ist unterm Strich ein besonnener, leicht amüsanter Film, der etwas Romantik und eine Prise Action zu bieten hat – das reicht für unterhaltsame 100 Minuten.
2. Star Trek: Der erste Kontakt* – Ich hab‘ mich echt schwergetan. Und so richtig glücklich bin ich mit dem Ergebnis immer noch nicht. So stand er im ersten Entwurf sogar an 3. Stelle hinter dem 7. Film. Vielleicht gehört er da sogar weiter hin und ich habe ihn nur aus schlechtem Gewissen heraus vorgezogen? Fakt ist: Ich muss einfach eingestehen, dass mir der (auch von mir) vielgelobte 8. Film dieses Mal nicht mehr so gut gefallen hat.
Dabei ist glaube ich ein großer Faktor, dass meine Beziehung zu Sir Patrick Stewart sich gewandelt hat und ich ihn und seine Arbeit bei Star Trek mittlerweile in einem etwas anderen Licht sehe. Er ist für mich weiterhin ein hervorragender Schauspieler, keine Frage. Aber mit seinem Verständnis davon wer Captain Picard ist, konnte ich mit fortschreitendem Konsum sowohl der Serie und Filme, als auch den Sachen, die hinter den Kulissen passiert sind, irgendwie immer weniger anfangen. Ja, ein guter Schauspieler kennt seinen Charakter, prägt ihn, macht ihn sich zu eigen. Wenn ich jedoch eins durch die Recherche für meine Star-Trek-Einträge gelernt habe, dann das speziell unser Liebling schon während der Serie anfing ziemlich von sich überzeugt zu sein. Von wegen „Ich bin der Einzige, der weiß wer Picard ist”. Und Stewarts Einfluss ist hier ganz klar spürbar mit einem Picard, der durch und durch einem Action-Helden entspricht statt unserem liebgewonnenen Captain. Dass er von der Erfahrung mal Borg gewesen zu sein heftig traumatisiert ist und vielleicht sogar auf Rache sinnt? Geschenkt. Aber die Umsetzung finde ich nicht so recht gelungen und schon gar nicht glaubwürdig.
Dann wäre da natürlich die ganze Sache mit der Borgkönigin. Ich verstehe es ja, dass es einfacher ist einen Feind als Person auf der großen Leinwand zu zeigen statt ein unmenschliches Konstrukts als das ultimative Böse darzustellen. Aber für mich hat diese Entwicklung trotz Alice Kriges hervorragender Darstellung einfach einen faden Beigeschmack. Ihre komische Sonderbehandlung für Data ist da nur das unrühmliche Tüpfelchen auf dem i, wie man so schön sagt. Immerhin waren sie bei Star Trek: Voyager so konsequent diesen komischen Aspekt beizubehalten. Für Star Trek: Der erste Kontakt ist mein Fazit hingegen: Actionreich, optisch ansprechend (vor allem natürlich die schnittige Enterprise E) und der ein oder andere Fanservice – inkl. tatsächlichen Auswirkungen auf die weitere Zeitlinie. Aber inhaltlich irgendwie ziemlich leer mit einem für mich leider echt unsympathischen Hauptcharakter.
3. Star Trek: Treffen der Generationen* – Leonard Nimoy wurde angeboten sowohl in den Regiestuhl zurückzukehren als auch mit zu spielen (wie alle alten Charaktere – die meisten lehnten aber ab vor allem, weil Nimoy nicht wollte). Aber er ihm passte (verständlicherweise) das Drehbuch einfach nicht. Beispielsweise fand er, dass die ganze Sache mit Data und seinem Emotionschip nicht wirklich in die Geschichte integriert war. Wo ich ihm definitiv zustimme. Und auch sonst ließ er kein gutes Haar am Werk. Er stellte sogar Shatners Star Trek V: Am Rande des Universums über dieses Machwerk. Aber aufgrund von Zeitdruck (leider nichts Neues bei Star Trek in den 90igern) waren Änderungen angeblich nicht mehr möglich. Die Produktion hatte einen festen Beginn, weil anschließend die Sets für Star Trek: Voyager gebaut werden mussten. Und so wichtig war Paramount Nimoys Beteiligung scheinbar nicht. Gleichzeitig war das Budget vergleichsweise übersichtlich und die Produktion startete sofort nach dem Ende der Serie. Insofern verwundert es nicht, dass auch dieser Film mehr wie eine Doppelfolge wirkt – in diesem Fall sogar optisch. Außer, dass alles irgendwie dunkler ist und wir eine neue Lokation an Bord der Enterprise D sehen (quasi die Vorstufe von 7 of 9s astrometrisches Labor), ist doch das meiste auf Niveau der Serie.
Und ja, die Geschichte rund um Soran (Malcom McDowell, der wie immer seine Rolle gut macht) und den Nexus hat so viele Löcher und unlogische Entscheidungen, dass einem Vulkanier vermutlich der Kopf explodiert. Wie ich aber schon im Eintrag zur letzten Voyager-Staffel geschrieben hatte: Für mich war der Film tatsächlich das richtige Ende der Serie – trotz komischer Zeit-/Dimensionsreisen. Quasi nochmal ein großes Abenteuer der alten Schule für die alte Dame namens Enterprise D, bevor sie in den endgültigen Ruhestand geschickt wird – und mit ihr quasi auch in gewisser Art und Weise die bekannte Seriencrew (siehe den 8. Film).
4. Star Trek: Nemesis* – Der Film vom Regisseur, der sich damit rühmte noch nie Star Trek gesehen zu haben. Wobei das Drehbuch jetzt ebenfalls nicht so der Brüller war. Zwar ist es nicht weiter abwegig, dass die Romulaner einen Klon von Picard züchten. Und endlich mal diese Seite der Galaxie in den Fokus zu stellen war auf dem Papier ebenfalls eine coole Sache. Aber daraus dann eine pseudo-philosophische Abhandlung von wegen „wie sehr prägen uns unsere Erfahrungen”? Ja, ne dat hat ned so rescht gefunzt. Tom Hardy tut einem echt leid. Zum Glück hat es seiner Karriere nicht geschadet. Und die ganze Sache mit B-4 ist ähnlich bescheuert. Aber ich weiß: Man brauchte ja ein Backup von Data für später.
Das Ergebnis hat entsprechend nur vereinzelt ein paar gute Momente wie die Senatsszene zu Beginn sowie die aus meiner Sicht beste Raumschlacht von allen Star Trek-Filmen. Aber der Rest ist größtenteils einfach nur absoluter Mist – vor allem, weil Star Trek draufsteht. Der misslungene Versuch Tom Hardy als einen jüngeren Sir Patrick Stewart zu verkaufen (inkl. Widersprüchen zur Serie). Die Buggy-Fahrt, die die oberste Direktive vollumfänglich verletzt. Der Nottransporter, von dem es warum auch immer nur einen gibt. Die bescheuerte und völlig sinnfreie, geistige Vergewaltigung von Troi. Datas nicht wirklich heroisch inszenierter Tod. Dr. Crushers große Abstinenz. Ja, man muss sich echt nicht wundern, dass der an den Kassen floppte und damit erstmal jede Star-Trek-Kinozukunft gestorben war.
Die Gesamtübersicht
Im Vergleich zu den ersten sechs Star-Trek-Filmen, fehlt mir zusammengefasst bei 7-10 glaube ich einfach das Herz. Kirks Crew war in der Serie relativ blass. In den Filmen hingegen blühten vor allem Kirk, Spock und McCoy so richtig auf. Sie wurden sympathischer und menschlicher und die Geschichten so interessanter und mitreißender. Bei der nächsten Generation hingegen? Übertrieben gesagt dreht sich alles nur um Picard. Die anderen sind nebensächlich. Und unser Captain selbst entwickelt sich in der Zeit nur immer weiter zu einem action-besessenen Haudrauf. Weg von seinen besonnenen, Diplomatie-orientierten Handeln im Sinne der Menschheit. Und das ist irgendwie… doof. Dass die Geschichten selbst nicht so der Brüller sind, macht es logischerweise nicht besser.
Meine Gesamtrangliste der „alten” Star-Trek-Filme sieht entsprechend so aus:
Platz 1: Star Trek VI: Das unentdeckte Land*
Platz 2: Star Trek II: Der Zorn des Khan*
Platz 3: Star Trek III: Die Suche nach Spock*
Platz 4: Star Trek: Der Aufstand*
Platz 5: Star Trek: Der erste Kontakt*
Platz 6: Star Trek: Treffen der Generationen*
Platz 7: Star Trek IV: Zurück in die Gegenwart*
Platz 8: Star Trek: Nemesis*
Platz 9: Star Trek: Der Film*
Platz 10: Star Trek V: Am Rande des Universums*
Jetzt ist es aber mal genug mit 90s Trek. Als nächstes geht es ins nächste Jahrtausend mit Star Trek: Enterprise – allerdings mit einer längeren Pause dazwischen. Neben Anime (Die Königin der tausend Jahre*), haben sich vor allem so einige interessante Filme (John Wick: Kapitel 4*, Dune*) im Regal gestapelt, die wir zu Gunsten von Star Trek erst einmal ignoriert haben. Wird also mal Zeit die nachzuholen, bevor es wieder weitergeht in den unendlichen Weiten des Weltraums.