(Cover)

Angekündigt und gleich umgesetzt: Sonntagabend flimmerte der Dokumentarfilm Herz des Himmels, Herz der Erde* (2011) über den Bildschirm – und die Enttäuschung ist groß. Wie meinte Lysanda zwischendurch? Wenn wir den zuerst gesehen hätten, hätten wir vermutlich Aware – Reise in das Bewusstsein gar nicht erst in Erwägung gezogen.

Der Inhalt

Die Regisseure Frauke Sandig und Eric Black begleiten einige Maya im mexikanischen Chiapas und dem anliegenden Guatemala. Wie in Aware gibt es keine Kommentare und keine Erzähler. Stattdessen kommen erneut nur die Protagonisten zu Wort unterlegt mit eindringlichen Bildern und säuselnder Musik. Ungefähr die erste Hälfte des Films erfährt der Zuschauer etwas über die Geschichte und die Mythologie der Maya. Dabei kommen vor allem Maya aus den verschiedenen Völkern zu Wort, die versuchen das alte Wissen zu erhalten und weiter einzusetzen.

Die zweite Hälfte beschäftigt sich dann vor allem mit den Ungerechtigkeiten unter denen die heutigen Maya (wie leider gefühlt die meisten indigenen Völker auf der Welt) leiden müssen: Die gezielte Abschlachtung ihrer Eltern und Großeltern während des Guatemaltekischen Bürgerkriegs, die Flucht der Überlebenden nach Mexiko und ihr schweres Leben dort aufgrund der Ausbeutung von Mensch, Tier und Landschaft durch Großkonzerne (billiger Gen-Mais, Goldabbau und so) und noch viel mehr.

Beim Christoph meint: So leid es mir tut es sagen zu müssen, aber die 1 1/2 Stunden (erneut nur Originalton mit Untertiteln) zogen sich hin wie Molasse. Das ist weniger dem Inhalt geschuldet. Es war schon interessant mehr über die Maya und ihren Problemen zu erfahren (wobei der Fokus klar auf dem Spirituellen lag). Aber dieser Inhalt wurde viel zu sehr in die Länge gezogen. Was ich in Aware als “Denkpausen” bezeichnet hatte, ist hier eine unendliche Langeweile ohne gefühlten Mehrwert. Und so vorbildlich es ist die Leute einfach reden zu lassen – auch hier wäre Mut zu dem ein oder anderen Schnitt vielleicht vorteilhafter gewesen.

Unser größtes Problem mit dem Werk ist allerdings, dass wir überhaupt keinen Zusammenhang mit Aware sehen. Es mag vielleicht aus Sicht der Filmschaffenden eine Trilogie sein, weil bei allen Werken Frauke Sandig und Eric Black die Zügel in der Hand haben. Aber inhaltlich könnten beide Dokumentationen nicht weiter voneinander entfernt sein. Meine Vorfreude auf das dritte Werk ist entsprechend jetzt sehr gedämpft. Keine Empfehlung.

Die deutsche Medienlandschaft (Symbolbild)

Der Rundfunkbeitrag. Ich bin nicht grundsätzlich dagegen. Ich sehe durchaus einen tieferen Sinn in (leider nur theoretisch) quoten-unabhängigen Sendern und wir nutzen auch den Anteil des Programms, den wir persönlich für wertvoll und zielführend halte (z.B. Nachrichten oder Dokumentationen). Was mir nicht passt ist zum einen die Menge an Sendern (lt. Wikipedia: 21 TV-Sender und 73 Radio-Sender) mit den dazugehörigen Personalstrukturen und zum anderen so einige der finanzierten Programme.

So viel gefühlter Mist, der Geld kostet

Die Menge an Sendern ist natürlich historisch bedingt. Die Alliierten wollten nach dem 2. Weltkrieg sicherstellen, dass sich kein Staatsfernsehen entwickelt (aus Sicht einiger Bevölkerungsteile ohne Erfolg), deshalb hat jedes Bundesland seine eigene Sendeanstalt bekommen. Aber trotzdem könnte man vor allem bei den Radiosendern definitiv mittlerweile mal massiv zusammenfassen. Legt man Sender wie Bayern 3, hr3 oder SWR 3 nebeneinander, dann unterscheiden die sich allerhöchstens in Details. Der Rest ist (vor allem morgens) der gleiche hirnlose Quatsch mit den immer und immer gleichen Liedern und nur einem leichten, wenn auch wichtigen regionalen Touch.

Im Fernsehen hingegen: Warum muss jeder öffentlich-rechtliche Nischensender seine eigene Quiz-Sendung machen? Seine eigene Wissensendung? Seine eigene gelangweilte-Hausfrauen-am-Nachmittag-Info-Sendung? Seine eigene Was-weiß-Ich-Sendung? Da würde ich mir mehr Kooperation inkl. dazugehöriger Reduktion und weniger Konkurrenz wünschen. Beim Tatort (für mich auch eins der fragwürdigen Programme) funktioniert das doch offensichtlich wunderbar (es wird sich bei der Produktion der Folgen abgewechselt). Immerhin scheinen sich die Inhalte des NDR (machen die besten Dokus von allen) mittlerweile bundesweit weiter zu verteilen.

Gleichzeitig fällt durchaus auf, wenn plötzlich irgendein Thema auf allen Kanälen verarbeitet wird. Was die getrennten Berichterstattungen für mich mitunter sogar noch schwachsinniger macht. Zielgruppengerechte Aufbereitung? Dann gerne verschiedene Sendungen zum gleichen Thema. Aber ansonsten? Braucht doch niemand mehrere Sendungen dazu.

Die deutsche Medienlandschaft ist zu gleichförmig. (Symbolbild)

Und dann wäre da noch das Internetprogramm. Namentlich dürfte den meisten vermutlich der Kram von funk auf YouTube schon begegnet sein. Da ist – wie in Radio und Fernsehen – durchaus viel Gutes dabei, keine Frage. Gleichzeitig wird aber auch hier aus meiner Sicht ein Haufen absoluter Mist finanziert, der mir die Hutschnur hochgehen lässt. So viele Ego-Trips von ahnungslosen Leuten, die vermutlich nicht einmal wissen wie man “seriöser Journalismus” schreibt – das geht auf keine Kuhhaut (ich rede z.B. von Y-Kollektiv, STRG_F oder die vielgelobte maILab). Wenn das Zielgruppengerecht sein soll, dann stelle ich mich wohl mit in die Reihe der alten Säcke die über die fragwürdige Qualität der heutigen Jugend klagen. Andererseits: Was will man auch erwarten in einer Zeit, in der Journalisten nicht mehr anständig bezahlt und schon gar nicht ausgebildet werden. Dafür wäre der Rundfunkbeitrag definitiv besser aufgehoben statt die 500. Dokumentation über Hitlers fünften Cousin dritten Grades auf phoenix zu finanzieren. Letzteres machen die privaten Sender zwar ebenfalls gerne, macht die Situation aber eher noch schlimmer als besser.

Äußerliche Zwänge

Gleichzeitig ist es einfach eine Sauerei, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk z.B. faktisch gezwungen ist einem fragwürdigen Verein wie der FIFA Millionen von Euro (214, um genau zu sein) in den Rachen zu werfen, weil sie nach Medienstaatsvertrag die Deutschland-Spiele zeigen müssen. Das geht mir massiv auf den Zeiger – und zwar zu jeder EM oder WM. Ethisch fragwürdige Fälle wie Katar sind da nur die Spitze des Eisbergs. Ja, Sport im Fernsehen zu zeigen ist gut und richtig – vor allem für den jeweiligen Sport und dessen Athleten. Aber sich dafür ausnehmen lassen zu müssen ist eine Sauerei.

Außerdem stehen die Sendungen, die mit MEINEM Geld produziert wurden, nicht 24/7 zur Verfügung. Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen sind theoretisch eine echte Goldgrube an gutem Programm aber leider sind sie gezwungen einen Großteil der Inhalte 7-30 Tage nach der Ausstrahlung wieder zu entfernen. Das macht nicht nur den dazugehörigen Diskurs kaputt (es gibt keinen Zugriff mehr auf die Kommentare), es verbannt auch viele gute Inhalte für immer in die Archive. Sie dürfen ja erst wieder bereitgestellt werden, wenn sie erneut ausgestrahlt wurden. Und im Gegensatz zum Internet ist der Platz im Fernsehen nun einmal begrenzt (auch wegen den 10.000 Quiz-Sendungen…).

Und warum dieser Blödsinn? Na, damit die lieben Wettbewerber egal ob Print, Radio oder Fernsehen nicht benachteiligt werden. Schließlich müssen die ihre Produktionen ja unter marktwirtschaftlichen Bedingungen produzieren und kriegen das Geld dafür nicht wie die öffentlich-rechtlichen einfach “in den Arsch geblasen”. Auf dem Papier eine total nachvollziehbare Sache. Für mich als Zuschauer/Hörer/Leser im Ergebnis aber trotzdem der absolut totale Schwachsinn. Da bezahle ich schon für die (meist) höhere Qualität, darf sie aber nicht nutzen, weil es angeblich “marktgefährdend” ist. Na sauber.

Das eigentliche Thema

(Poster)

Mist, jetzt habe ich 1 1/2 Seiten über die Situation im öffentlich-rechtlichen Rundfunk geschimpft. Sollte eigentlich nur eine Einleitung werden. Stattdessen wollte ich euch von der Dokumentation Aware – Reise in das Bewusstsein erzählen, die noch bis 25.10.22 in der ZDF Mediathek (warum braucht jeder Sender seine eigene?!) zur Verfügung steht.

Das Werk der Regisseure Frauke Sandig und Eric Black wurde u.a. finanziert von einigen europäischen öffentlich-rechtlichen Sendern und kommt im Originalton mit dt. Untertiteln daher. Letzteres störte mich nicht sonderlich, da die meisten der Forscherinnen und Forscher Englisch sprechen. Ist aber natürlich trotzdem eine unnötige Hürde für den ein oder anderen Zuschauer.

Inhaltlich geht es – wie der Name schon nahelegt – um das Bewusstseins: Was ist es? Woher kommt es? Wer hat eines? Und so weiter und so fort. Zu Wort kommen sechs Forscherinnen und Forscher: Hirnforscher Christof Koch, buddhistischer Mönch (mit Doktortitel) Matthieu Ricard, Drogenforscher Roland Griffiths, Biologin Monica Gagliano, Philosoph Richard Boothby und Maya-Heilerin Josefa Kirvin Kulix. Ihre Erzählungen bestimmen den Film. Einen Kommentator oder Erzähler gibt es nicht. Geführt wurden die Interviews an verschiedenen Orten, um visuelle Abwechslung reinzubringen. Zusätzlich zeigt Frauke Sandig die Arbeit und das Arbeitsumfeld und erlaubt dem Zuschauer ab und an eine (gefühlt sehr langatmige) Denkpause mit Hilfe von… ja, fast schon psychedelischen Aufnahmen von Meeren, Wäldern und anderen hübschen Landschaften.

Zwei Highlights

Jeder der Wissenschaftler betrachtet das Thema Bewusstsein aus einer völlig anderen Richtung mit sehr interessanten Ergebnissen. Wir fanden besonders die Arbeit von Roland Griffiths und Monica Gagliano extrem spannend. Griffiths nutzt in seinen Studien/Experimenten Psychedelika (=bewusstseinsverändernde Drogen) und schaut sich dabei die Vorgänge im Gehirn seiner Probanden an. Klingt nach einer sehr schrägen Sache aber die Probanden scheinen extrem begeistert davon zu sein. Sie bezeichnen das Erlebnis (eine 6-Stunden-Sitzung in einem MRT) als eins der wichtigsten in ihrem Leben, das ihr Denken mehr oder weniger stark verändert hat. Würde ich definitiv auch gerne mal mitmachen, wenn das so genial ist. Die Forschung findet aber leider (wie so oft) in den USA statt.

Auf Vögel konditionierte Katzen.

Monica Gagliano konzentriert sich hingegen nach einem einschneidenden Erlebnis mit Fischen (sie ist ein absoluter Tierfreund) derzeit auf die biologische Intelligenz von Pflanzen. Dabei hat sie herausgefunden, was jeder liebevolle Gärtner schon immer wusste: Pflanzen haben mehr Gehirn als wir bislang dachten. Schlechte Nachrichten für Vegetarier und Veganer, die ja nichts mit Bewusstsein essen wollen. Die müssen jetzt wohl verhungern. Thematisiert werden im Film dahingehend zwei Experimente, beide mit Erbsen.

Im ersten Versuch sitzt die Pflanze in einem Topf, der sich unten in zwei Bereiche aufteilt. Auf der einen Seite ist Wasser, auf der anderen Seite nicht. Das überraschende Ergebnis: Die Wurzeln der Erbse wachsen nur zum Wasser hin. Sprich die Erbse weiß ganz genau, dass es dort ist. Und zwar, weil sie es hört, wie die nächste Stufe des Experiments zeigte. So wurde das Wasser einfach durch einen Lautsprecher ersetzt, der nur das Geräusch von Wasser abspielte. Und siehe da: Die Wurzeln fanden erneut zielgerichtet ihren Weg.

Der zweite Versuch war die Durchführung des berühmten Experiments Pawlowscher Hund. Zur Erinnerung: Iwan Petrowitsch Pawlow hatte Hunde solange trainiert bis sie den Klang einer Glocke mit Futter in Verbindung brachten. Anschließend reichte schon die Glocke dazu aus, dass der Hund das Sabbern anfing obwohl noch gar kein Futter in Sicht war. Und genau das hat Gagliano mit der Erbse gemacht. Statt einer Glocke nutzte sie einen Ventilator und die Belohnung war blaues Licht, das gleichzeitig anging. Die Pflanze drehte sich anschließend in die Richtung des Lichts. Nach nur drei Tagen (!) Konditionierung blieb das Licht aus und trotzdem hat sich die Pflanze wieder in die bekannte Richtung gedreht, sobald der Ventilator anging. Absolut krass und hätte ich nicht erwartet, obwohl mir bekannt war, dass z.B. die Bäume im Wald miteinander kommunizieren und sich untereinander helfen.

Beim Christoph meint: Es ist schade, dass es keine Synchronisation gibt und die ein oder andere “Pausen”-Sequenz hätte ruhig etwas gekürzt werden können. Aber dennoch eine äußerst interessante und handwerklich gut gemachte Dokumentation. Sie beantwortet keine der Fragen, die gestellt werden. Schlicht und einfach, weil die Wissenschaftler bislang einfach weder eine Antwort haben noch sich überhaupt auf irgendeiner Ebene so richtig über die Grundzüge einig sind. Sie gibt aber einen spannenden Einblick in die verschiedenen Forschungsrichtungen und regt zum Nachdenken und diskutieren an.

Ich gehe zum Beispiel davon aus, dass ein Stein vermutlich ebenfalls ein Bewusstsein hat. Meine Begründung war einfach nur naiv zu sagen, dass bestimmt alles “Natürliche” eines besitzt. Lysanda stellte dann die Gegenfrage was dann bei der Verarbeitung des Steins passiert. Teilt sich sein Bewusstsein in mehrere Teile auf, wenn er zersplittert? Und ab wann ist es etwas nicht mehr natürlich? Ist ein Auto nicht mehr “natürlich”, nur weil die “Inhaltsstoffe” durch uns Menschen verarbeitet wurden? Und wenn ja, was ist mit dem Affen, der einen Stein zuspitzt? Ist der Stein dann ebenfalls nicht mehr natürlich? Alles Fragen, auf die ich logischerweise keine Antwort hatte. Es regte aber definitiv unser beider Gehirnstübchen an :smile: . Und bei den besten Dokumentationen lernt man aus meiner Sicht nicht nur was, sondern denkt auch darüber nach.

Von unserer Seite also eine klare Empfehlung sich das Werk mal anzuschauen. Gut investierte Zeit (und Rundfunkbeiträge). Laut der dazugehörigen Webseite ist es der zweite Film in der “Herz des Himmels, Herz der Erde”-Trilogie. Entsprechend werden wir uns wohl oder übel :wink: mal den gleichnamigen, ersten Film anschauen. Praktischerweise steht er auch gerade in der ZDF Mediathek zur Verfügung (noch bis 23.12.2022). Es steht dem also nichts im Wege. Die dritte Dokumentation ist hingegen noch in der Produktion.

Animal Crossing; New Horizons (Herstellerbild)

Ungefähr vier Monate hat es dieses Mal nur gedauert bis meine Animal Crossing-Sucht tatsächlich schon wieder vorbei war. Technisch gesehen ging es sogar noch etwas schneller, weil ich bereits gegen Ende nur noch aus Pflichtbewusstsein die täglichen Aufgaben erledigt habe und nicht viel mehr auf meiner Insel machte.

Hauptgrund dürfte mein Erfolg auf dem Rübenmarkt gewesen sein – quasi dem ins Spiel integrierten Cheatcode. Als ich ein paar Mal so richtig abgesahnt hatte (“Großer Spike”), mit den gesammelten Millionen alle Kredite bei Tom Nook abbezahlen konnte und trotzdem noch genug Sternis im Bankkonto habe, um mir alles leisten zu können, war die Luft definitiv raus. Ja, ich könnte noch die Museums-Sammlung fertig stellen (bislang nur die Fossilien abgeschlossen) und meine Insel auf fünf Sterne (aktuell bei vier) aufmotzen. Aber als ich aufgrund unserer Dienstreise Mitte August zwei Tage nicht ins Spiel schauen konnte, entschied sich mein Gehirn anschließend, dass es nun genug mit dieser Arbeitsbeschäftigungsmaßnahme ist – und ich stimme ihm natürlich voll zu :smile: .

Gleichzeitig hatte ich damit sogar mal für ein paar Wochen komplett mit dem Spielen aufgehört. Die Luft war schon die Wochen davor aus diversen Gründen irgendwie ziemlich raus. Nach dem Wegfall von Animal Crossing: New Horizons* blieb entsprechend nichts mehr übrig. Diese vollständige Abstinenz wurde tatsächlich erst vergangenen Montag durch 2-3 Level Super Mario 3D World + Bowser’s Fury* und am Samstag mit 1-2 Stunden Metro Exodus* (endlich Gebiet #1 erledigt) durchbrochen.

Mal schauen ob ich so langsam wieder zurück in den “Groove” finde. Wäre zwar grundsätzlich nicht schlimm, wenn nicht – gibt ja sonst noch genug zu tun (Lesen, Filme/Serien, am/im Haus arbeiten, etc.). Aber mit dem Kaufen von Spielen habe ich in der Zeit nicht aufgehört. Landete weiterhin (fast) jedes Bundle von Fanatical und Humble Bundle in meinem Warenkorb plus dem ein oder anderen zu verlockendem Angebot auf Steam (~60 neue Einträge seit 15.08.). Und damit muss ich doch mehr machen als nur einen Eintrag in einer ewig langen Excel-Tabelle vornehmen, oder? *verzweifelt* ODER?! :sad: Bin wohl doch nur noch ein Hobby-Buchhalter…

Radikaler Themenwechsel

Apropos Filme/Serien: Nach dem (wahnsinnig traurigen) Finale von The Big C musste natürlich was Neues her für das (unregelmäßige) abendliche “auf der Couch herumlümmeln”. Und statt zum Ausgleich nach etwas Fröhlichem wie einem Anime oder einer Komödie zu greifen, habe ich Chernobyl* eingelegt – die fünfteilige Miniserie von 2019.

Das Unglück von 1986 fasziniert mich schon seit… ja, mittlerweile Jahrzehnten. Meine Vermutung ist, dass es mit der Lektüre von Gudrun Pausewangs Jugendroman-Klassiker Die Wolke* von 1987 begonnen hat. Sie hatte das Werk direkt als Reaktion auf das Desaster in Tschernobyl verfasst und ihn sogar in der Nähe meiner alten Heimat angesiedelt (ein Super-GAU im AKW Grafenrheinfeld). Auch wenn ich viele der darin enthaltenen Anti-AKW-Ansichten heute nicht mehr ganz so unterschreiben würde: Die Geschichte an sich ist immer noch krass. Aber nichts ist bekanntlicher krasser als die Realität und diese wird in Craig Mazins Serie so unverblümt dargestellt wie selten.

Eine beklemmendes Werk

(Cover)

Wie der Name Chernobyl schon andeutet, geht es um die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl. Die Serie erzählt relativ realitätsgetreu “Highlights” des Unglücks und seinen Folgen hauptsächlich aus der Perspektive von Walerie Legassow (Wissenschaftler und Mitglied der Tschernobyl-Kommission) und Boris Schtscherbina (Leiter der Tschernobyl-Kommission). Ein besonderer Fokus liegt logischerweise auf den Momenten direkt vor und nach der Reaktorexplosion. Die ganze letzte Folge ist beispielsweise nichts anderes als eine genaue Rekonstruktion der Ereignisse umrahmt von einer Gerichtsverhandlung (an der Legassow in der Realität nicht teilnahm). Aber auch andere wichtige Momente werden zumindest kurz gezeigt: Das Säubern der Zone durch die Liquidatoren (mit Fokus auf das Kraftwerkdach und der Tierwelt), der Einsatz der drei Taucher (retteten damals Eurasien vor der ultimativen Katastrophe), der Bau eines Schachts unter dem Kraftwerk durch Minenarbeiter und noch einiges mehr. Dazwischen haufenweise Lug und Betrug durch alle Beteiligten, nur um zu gefallen, nicht schlecht da zu stehen und/oder nicht erschossen zu werden. Mit der entsprechenden Konsequenz, dass am Ende alles nur schlimmer wurde. Wenn ich mir die Welt so anschaue, haben wir uns in der Hinsicht bis heute nicht geändert – im Kleinen wie im Großen…

Beim Christoph meint: Die Serie bekommt von mir uneingeschränkte 5 von 5 Sics. Mein einziger echter Kritikpunkt ist, dass sie viel zu kurz ist. So viele interessante Ereignisse, die trotz fünf Stunden Zeit, wenn überhaupt nur gestreift werden. Ansonsten haben Drehbuchautor Craig Mazin und Regisseur Johan Renck wirklich fantastische Arbeit geleistet und das Unglück für den Zuschauer greifbar und verständlich auf den Bildschirm gebracht. Das führt zwar zu der ein oder anderen historisch nicht ganz so korrekten Situation (wie besagter Monolog von Legassow im Gericht), aber im Sinne der besseren Erzählung ist das absolut verschmerzbar. Im Ergebnis erwartet den Zuschauer ein bedrückendes aber bildgewaltiges Werk über ein einschneidendes Ereignis, das das Leben vieler Millionen Menschen dauerhaft verändert hat. Nicht nur eine klare Empfehlung, sondern aus meiner Sicht sogar ein absolutes Pflichtprogramm.

Weiterführende Lektüre

Wer sich nach dem Genuss der Serie noch tiefer in die Materie einarbeiten will, dem lege ich Chernobyl 01:23:40* von Andrew Leatherbarrow ans Herz. Es ist die – zumindest soweit mir bekannt – detaillierteste, akkurateste und selbst für “Normalos” verständliche Erklärung des Desasters und seinen Folgen. Und wenn ihr dann noch nicht genug habt, dann lest Voices of Chernobyl*. Wie der Name schon andeutet, kommen darin haufenweise Zeitzeugen zu Wort und erzählen ihre Sicht der Ereignisse. Beide Werke stehen soweit ich weiß nur auf Englisch zur Verfügung.

Sagen wir wie es ist: Ich war in meiner Kindheit eine absolute Heulsuse. „Zu nah am Wasser gebaut”? Eher an einem ganzen Wasserplaneten. Ich hab‘ sogar in der Grundschule mal geweint, weil mein Banknachbar (!) eine schlechte Note bekommen hat… Leider muss man sagen, dass unsere Gesellschaft damit überhaupt nicht umgehen kann – vor allem bei männlichen Vertretern. Es wird einem sofort als Zeichen der Schwäche ausgelegt. Zum Weinen entsprechend in den Schrank einsperren. Bloß niemanden sehen oder wissen lassen, dass man traurig ist.

Ich werde mich dahingehend bis ans Ende meines Lebens an meinen Grundschullehrer erinnern, der Sprüche abließ wie „Heul dich ruhig aus, dann musst du wenigstens weniger aufs Klo”. Was für ein Arschloch. Wie förderlich es ist für seine eigene Seele Gefühle einfach zu unterdrücken, brauchen wir denke ich nicht weiter zu erörtern. Mir persönlich haben speziell meine „lieben” Klassenkameraden das Weinen ausgetrieben. Was ich von denen alles ertragen musste deswegen geht auf keine Kuhhaut. Spätestens ab der 7. Klasse war es entsprechend damit vorbei. Keine Träne mehr in der Öffentlichkeit. Stattdessen versuchte ich nach außen hin zu einer gefühllosen Mauer zu werden während im Inneren weiterhin alles in sich zusammenbrach.

25 Jahre später sind zumindest in der Casa Lysanda meine Tränen kein Problem mehr. Das ist auch gut so, denn es fehlt immer noch mitunter nicht viel, um meine Kanäle zu fluten :smile: . Lasst ein paar Geigen traurig vor sich hin weinen, packt noch ein paar emotionale Bilder dazu und schon wird’s feucht. Aber so heftig wie am Samstagabend hatte mich bislang noch kein Unterhaltungsmedium erwischt. Ich war echt fix und alle am Ende der letzten Folge.

(Cover)

The Big C* (2010-2013, 38 Episoden [4 Staffeln], DV) – Cathy Jamison, verkörpert von Laura Linney, hat Krebs. Und zwar die Art von Krebs, die nur schwer bis gar nicht zu heilen ist und an der man relativ zügig wegstirbt. Statt sich davon jedoch großartig beeindrucken zu lassen oder gar eine Chemo-Therapie zu beginnen, fängt Cathy stattdessen an ihr Leben umzukrempeln. Quasi ihre letzten Wochen und Monate richtig auszuleben und alles das zu tun, was sie bislang als typische, langweilige amerikanische Mutter bislang nicht gemacht hat. Blöd nur, dass sie ihre Familie nicht über den Grund aufklärt, der zu ihrer starken charakterlichen Veränderung und dem dadurch entstehenden Chaos führt. Wenig verwunderlich, dass das zu einer Verschlechterung im Verhältnis zu ihrem Sohn Adam und ihrem Mann Paul führt.

Irgendwann kommt dann natürlich doch raus, was los ist und die Geschichte konzentriert sich anschließend darauf, wie die Familie und vor allem Cathy damit umgeht mit den dazugehörigen Höhen und Tiefen. Nebenbei gibt es noch ein paar Nebengeschichten um ihren Bruder Sean, ihrer Schülerin Andrea (die bald bei ihnen einzieht) sowie das normale Teenager-dasein ihres Sohnes. Ach und auch Paul macht einiges durch, was ich an dieser Stelle aber natürlich nicht verraten werde. Zusammengefasst ist speziell in den ersten drei Staffeln extrem viel los. Gefühlt in jeder Folge geht irgendwas in die Hose, passiert irgendetwas überraschendes oder Cathy hat ein neues Gehirngespinst mit dem sich alle rumschlagen müssen. Da jede Folge nur ~25 Minuten hat, ist das Tempo sehr hoch – fast schon zu hoch, weshalb die Glaubwürdigkeit etwas leidet. Nur die letzte Staffel (vier Folgen) mit dem Untertitel „Hereafter” gönnt sich jeweils 60 Minuten, um die Geschichte zu einem würdigen Abschluss zu bringen.

38 Folgen Kummer?

Trotz des heftigen Themas, schafft die Serie es eine sehr gute Balance aus Humor und Dramatik zu halten. Keine Frage, es passiert viel Schlimmes – sehr viel sogar, was die Familie und ihre Freunde durchmachen müssen. Es wird nichts beschönigt und die harte Realität dargestellt. Nicht nur in Bezug was eine Krebsdiagnose für einen Menschen, seine Familie und seine Freunde bedeuten kann, sondern auch andere Krankheiten oder sich plötzlich ändernde Lebensumstände. Das halte ich der Serie extrem zugute. Viel zu oft wird in den Medien beispielsweise ein Krebskranker bloß zu einem armen, traurigen Opfer degradiert und ihm damit seine Menschlichkeit genommen. Das passiert hier explizit nicht. Auch deshalb, weil die Autoren eben nicht alles nur als schwarz darstellen. Es gibt wie im realen Leben neben den schlechten ebenso einige heitere Momente, die sogar mal für einen Lacher sorgen – selbst in der letzten Staffel.

Drehen sich die ersten drei Staffeln vor allem um den Umgang mit der Krankheit, geht es in Staffel 4 faktisch nur noch um das Vorbereiten auf den Tod. Cathy ist am Ende ihrer Reise und es gibt kein Zurück mehr. Stattdessen heißt es die letzten Momente in Würde genießen, noch zu erledigen, was es vielleicht zu erledigen gibt und dann dem Leben seinen Lauf zu lassen. Das ist extrem heftig mit anzusehen, aber immerhin bekommt Cathys Weg einen gebührenden Abschluss. Da hätte so viel in die Hose gehen können. Aber nein, die Autoren haben alles richtig gemacht und einem großartigen Charakter einen würdigen Abschied gegeben.

Beim Christoph meint: Von mir gibt es 5 von 5 Sics. Die Serie ist eine Wucht – in positivem Sinne und das Finale (und die komplette letzte Staffel) wird mir noch lange nicht aus dem Kopf gehen. Mir kommen jetzt schon wieder die Tränen, wenn ich nur dran denke. Da haben die Macher wohl einen extrem wunden Punkt bei mir getroffen. Vermutlich auch deshalb, weil ich mit meiner Oma diese Reise – allerdings mit wesentlich weniger Chaos – vor vielen Jahren bereits selbst miterlebt habe (Krebsdiagnose, viele Monate Therapie, Hospiz, Tod).

Aber selbst ohne meine persönliche Erfahrung: Cathys Geschichte ist wirklich sehr gut und extrem mitreißend erzählt. Auch dank der vielen Charaktere, denen sie begegnet und mit denen man ebenfalls mitfühlen kann. Natürlich ist das ein oder andere völlig überzogen dargestellt. Wie gesagt tritt die Familie irgendwie ständig in jedes Fettnäpfchen, das sich bietet und vergrößert so das Chaos und den Tumult. Unterm Strich tut es der Serie aber keinen Abbruch. Sie bleibt durchweg glaubwürdig und realistisch und zeigt einen Haufen Menschen, die schlicht und einfach überfordert sind – wie wir vermutlich alle in so einer Situation. Unbedingt anschauen!

Es mag nicht so wirken, aber es ist schon aufgeräumter.

…und damit sind vier Wochen Erholungsurlaub schon wieder rum. Passend dazu steht direkt heute die erste Dienstreise seit mindestens drei Jahren auf dem Programm. Hoffen wir mal, dass wir uns dabei nichts einfangen nachdem wir bislang das Thema erfolgreich umschifft haben. Aber zurück zu unserer bezahlten Abwesenheit: Die 28 Tage gingen wie immer viel zu schnell rum und bevor jemand fragt: Nein, wir waren nicht weg. Wir sind nicht die großen Urlauber und mit fünf Katzen ist das sowieso schwierig. Dafür haben wir die Zeit genutzt und neben dem “Erholen” auch einiges erledigt. Unter anderem die letzten noch verbliebenen Fenster mit Fliegenschutzgitter von Windhager versehen, die Katzenecke aufgebaut sowie fleißig aufgeräumt – und das nicht nur im Keller.

Ganz fertig sind wir zwar nicht geworden dort unten aber es hat sich definitiv schon massiv was getan. Vieles ausgemistet bzw. zum Verschenken zur Seite gelegt, haufenweise Zeugs anständig sortiert und weggeräumt – das Licht am Ende des Tunnels wird sichtbar. Jetzt müssen wir allerdings erstmal auf eine neue Ladung Aufbewahrungsstapelboxen warten. Ja, wir haben tatsächlich unseren Einkauf bereits fast vollständig “verbraucht”. Hätte ich nicht gedacht, dass wir 45 Kisten vollbekommen. Aber irgendwie haben wir trotz wirklich rigorosem Aussortieren immer noch viel Kram rumliegen. Allein schon eine ganze Kiste voller Anleitungen für allerlei Gerätschaften und Bauteile im Haus sowie acht Boxen für Bettwäsche…

Abstinenz

Was ich hingegen im Urlaub interessanterweise nicht gemacht habe ist Videospiele gespielt. Schlimmer noch: Mein Hauptrechner war in der Zeit sogar maximal 1-2 Stunden pro Tag an und hauptsächlich für langweiligen Alltagskram (E-Mails, Buchhaltung und so), Einträge wie diesen schreiben und natürlich meine Arbeit bei Co-Optimus. Die mache ich übrigens mittlerweile schon seit über zwei Jahren. Echt krass, wie die schnell die Zeit vergeht.

So viele Spiele, die ich niemals alle spielen werde.

Okay, Lysanda wirft an dieser Stelle ein, dass ich doch ein bisschen was gespielt habe. Und technisch gesehen hat sie natürlich Recht. So habe ich hin und wieder mal nebenbei Jets ’n’ Guns Gold gestartet, um weiter Achievements zu grinden (aktuell in Durchlauf 7 von 10 – es wird). Außerdem erledige ich jeden Tag die wichtigsten Sachen in Animal Crossing: New Horizons. Aber beides zählt für mich nicht so recht als “spielen”. Was ich stattdessen meine ist z.B. mal Metro Exodus* weiterspielen (derzeit bei der letzten Mission im 1. Gebiet) oder etwas anderes “Substantielles”. Doch irgendwie hatte ich dazu im Urlaub keine große Motivation. Lag sicherlich auch ein bisschen am Wetter. Schließlich macht es bei 35°C im Schatten keinen Spaß mit Kopfhörern rumzusitzen (selbst mit Klimaanlage). Aber dennoch bin ich durchaus von mir überrascht, dass ich trotz mittlerweile über 4.000 Spielen allein auf Steam irgendwie kein Bedürfnis hatte mich mit auch nur einem davon zu beschäftigen.

Zeitvertreib

Immerhin haben wir es geschafft ein paar Stunden vor dem Fernseher zu verbringen. Mein Ziel war es nämlich mich im Urlaub eine Runde mit dem Wüstenplaneten zu beschäftigen und Lysanda mal diese Welt vorzustellen. Wir haben allerdings nicht das neue Werk* von Denis Villeneuve geschaut. Da warte ich erstmal bis es vollständig ist. Stattdessen ging es mir um die Miniserie* aus dem Jahre 2000. Die hatte ich tatsächlich bislang noch nicht gesehen. Ich weiß, ich bin kein guter Dune-Fan. Aber das Wissen die Veteranen unter den Lesern ja schon länger, schließlich finde ich die neuen Werke* von Brian Herbert und Kevin J. Anderson gut – und das ist bekanntlich absolute Blasphemie aus Sicht der Frank-Herbert-Jünger.

Bevor wir uns allerdings der Serie plus ihrem Nachfolger Children of Dune* von 2003 widmen konnten, musste ich Lysanda erst noch David Lynchs “Meisterwerk”* von 1984 zeigen. Und ja, der Film ist mittlerweile echt schwer zu ertragen. Die schlechten Effekte, die gefühlte Langatmigkeit obwohl das Buch stark zusammengekürzt wurde, Sting in einer Unterhose… Ich fand ihn früher ganz nett und kultig aber 2022 irgendwie nicht mehr. Da helfen weder Totos famoser Soundtrack und Sir Patrick Stewart noch der ein oder andere Lichtblick wie z.B. das Setdesign an dem sich auch Dune 2000 orientierte. Nach dem Genuss der Miniserie muss ich sogar ganz klar sagen: Vergesst, dass dieses Werk existiert und schaut lieber die u.a. mit deutschen Geldern finanzierte Produktion.

Mehr Ausbreitungsraum

(Cover)

Dune – Der Wüstenplanet besteht aus drei Episoden mit jeweils mehr als 1 1/2 Stunden Länge und ist wesentlich näher am Buch dran als Lynchs Fassung. Nicht nur aber vermutlich auch, weil er eben 4 1/2 Stunden Zeit hat die Geschichte zu erzählen. Hat dem Werk im Gegenzug das ein oder andere “langatmig” von Kritikern eingehandelt, aber die haben ja keine Ahnung :wink: . “Näher dran” bedeutet aber nicht, dass die Serie Frank Herberts Erzählung sklavisch folgt. Speziell Prinzessin Irulans Rolle hat der Regisseur und Drehbuchautor John Harrison (durchaus sinnvoll) ausgedehnt. Und auch sonst gibt es hier und da kleinere Abweichungen in Szenen und Dialogen, die aber wenn überhaupt höchstens beinharte Fans stören dürften. Ich empfand es stattdessen als insgesamt sehr rundes Paket, das dem Roman grundsätzlich absolut gerecht wird.

Das Ganze ist aber freilich nicht ganz ohne Kritik. Die zahlreichen CGI-Effekte beispielsweise sind nun einmal wie sie sind – auf dem Niveau von 2000. Absolut nicht gut gealtert und alles andere als beeindruckend, wodurch viel von der Dramatik und Imposanz entscheidender Szenen verloren geht wie beispielsweise die erste Wurmsichtung oder der finale Angriff auf Arrakeen. Und selbst die gemalten Hintergründe kommen nicht an die Qualität der Meister ihres Fachs heran. Dadurch hat die ganze Serie durchweg ein “wir standen etwas unbeholfen vor einem Green Screen”-Feeling, was noch durch die eher Soap-Opera-artige Inszenierung der Dialoge verstärkt wird und mitunter in unfreiwilliger Komik mündet. Dazu tragen auch die Kostüme bei, die teilweise echt abgefahren und absurd sind. Die Sardaukar mit ihren komischen Baskenmützen und aufgeblasenen Pullis beispielsweise. Oder Prinz Feyd-Rautha Harkonnen mit seinem Dreieck hinter dem Kopf. Außerdem war mir speziell Baron Harkonnen zu “normal” (sowohl im Aussehen als auch in seiner Art). In der Hinsicht fand ich Lynchs abscheuliche Vision tatsächlich besser und näher am Buch.

Dennoch: Dune – der Wüstenplanet ist eine wirklich gute Umsetzung und Empfehlung. Die Schauspieler machen einen guten Job, die Geschichte wird verständlich erzählt und die Inszenierung ist trotz technischer Limitationen grundsätzlich gelungen. Den Lobeshymnen nach zu urteilen wird die Serie zwar von Denis Villeneuves Version übertroffen. Aber dazwischen liegen ja auch 20 Jahre.

Die einzige Verfilmung

(Cover)

Children of Dune ist ebenfalls in drei Teile aufgeteilt mit einer Laufzeit von rund 4 1/2 Stunden. Grob gesagt behandelt Teil 1 die Ereignisse in Der Herr des Wüstenplaneten* während Teil 2 und 3 dann das namensgebende Buch Die Kinder des Wüstenplanten* umsetzen. Und ja, man merkt die drei Jahre Unterschied. Die CGI-Effekte sind zwar immer noch relativ schlecht, aber trotzdem fand ich die zweite Serie tatsächlich handwerklich besser. Weniger “Green Screen”-Feeling, besser inszenierte Dialoge und erneut eine größtenteils gelungene schauspielerische Leistung. Speziell  von den zentralen Hauptcharakteren Leto II (James McAvoy – ja, der junge Charles Xavier), Ghanima (Jessica Brooks) und Alia (Daniela Amavia), die eine echt gute Figur jeweils machen.

Inhaltlich hat sich John Harrison wieder relativ stark an den Büchern orientiert mit der ein oder anderen Freiheit. Die Umsetzung ist allerdings nicht ganz so gelungen wie bei der ersten Serie. Das liegt daran, dass die ganze Sache mit dem Goldenen Pfad, dem Ghola, die Wurmtransformation und dergleichen durchaus etwas komplizierter ist und er vermutlich aufgrund der Laufzeit den ein oder anderen Zusammenhang unter den Tisch hat fallen lassen müssen. Das macht es für Nicht-Kenner des Buchs etwas schwieriger/unlogischer. Gleichzeitig passt die ein oder andere Veränderung schlichtweg nicht. So macht beispielsweise die finale Szene mit Ghanima und Farad’n überhaupt keinen Sinn. Der Dialog zwischen beiden ist zwar fast 1:1 aus dem Buch, aber leider fehlt Leto IIs Part und damit geht der komplette Kontext flöten. Sehr komisch und verwirrend.

Und doch: Ich fand Children of Dune richtig gut und unterm Strich tatsächlich sogar besser als Dune – Der Wüstenplanet. Zum einen, weil die Serie handwerklich einen Sprung gemacht hat. Zum anderen vermutlich aber auch, weil die Bücher 2 und 3 für mich tatsächlich etwas interessanter sind als Band 1. Außerdem ist es echt cool, dass sie mal anständig verfilmt wurden während sonst immer nur das Hauptwerk im Fokus steht. Entsprechend wie bei der ersten Serie von mir eine Empfehlung nicht nur aber vor allem für Fans der Bücher. Nur schade, dass John Harrison nicht weitermachen durfte. Hätte gerne Leto II als “fertigen” Sandwurm gesehen…

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