Gewaltfreie Kommunikation (Cover)

Vorletzte Woche war es wieder soweit: Bildungsurlaub! Heuer verschlug es mich nicht nur erneut an die Volkshochschule Darmstadt, es war sogar die gleiche Dozentin und im Kern das gleiche Thema wie 2018 (sowie der gleiche Schulungsraum :smile: ). Ich hatte mich direkt angemeldet nachdem sie letztes Jahr dafür Werbung gemacht hatte. Damals hieß der Kurs Erfolgreich und gelassen in Beruf und Alltag – Stressbewältigung und Kommunikation und hatte – wie der Name schon andeutet – einen zusätzlichen Fokus auf das Thema Stress. Dieses Jahr fand er hingegen unter dem Begriff Kraft durch Klarheit statt. Selbstanalyse war hier das zusätzliche Stichwort zum Hauptthema.

Das Hauptthema beider Bildungsurlaube ist jedoch die Vermittlung des Konzepts der gewaltfreien Kommunikation (GFK) nach Dr. Marshall B. Rosenberg (ein 2015 verstorbener, amerikanischer Psychologe). Ich muss an dieser Stelle allerdings darauf hinweisen, dass dieser Name ein wenig in der Kritik steht, da man mit dem Begriff “Gewalt” quasi dem anderen unterstellt einen anzugreifen. Ich persönlich finde das tatsächlich gar nicht so von der Wahrheit entfernt in vielen Situationen (Stichwort Mobbing). Die Dozentin beispielsweise spricht aber lieber von wertschätzender Kommunikation. Es gibt aber auch den Begriff der “durchsetzungsstarken Kommunikation” dafür.

Doch egal wie man es nennt: Die Methodik dahinter bleibt natürlich immer gleich. Und da ich die durchaus spannend und interessant finde – sonst hätte ich nicht gleich zwei Bildungsurlaube zum Thema gemacht -, möchte ich versuchen sie euch heute ein wenig vorzustellen. Die Betonung liegt dabei eindeutig auf “wenig”, denn nur weil ich zwei Kurse besucht habe bin ich noch weit davon entfernt ein Experte zu sein. Schlimmer noch: Im Alltag kann ich sie noch gar nicht anwenden, dazu fehlt mir noch viel Übung. Seht den heutigen Eintrag also mehr als Einstieg in die Materie.

Die Grundlagen

Iss den Teller auf, sonst darfst du nicht zum Spielen! oder Wenn du das machst, wird Mama traurig. – Diese oder ähnliche Sätzen kennen viele unter uns aus ihrer Kindheit. Kein Wunder, dass wir im Erwachsenenleben in der Kommunikation ebenfalls sehr konfrontativ unterwegs sind. Wir haben es ja nicht anders gelernt. Stattdessen dominieren Mach’ was ich will und zwar sofort! und Du bist schuld daran, dass es mir schlecht geht! unseren Sprachgebrauch. Problem dabei ist – und das weiß jeder -, dass uns das selten wirklich weiterbringt. Ja, einer der Dialogpartner fühlt sich als Gewinner, weil er dem anderen seinen Willen aufgezwungen hat. Aber tatsächlich sind beide nur Verlierer.

Natürlich ist es äußerst angenehm und praktisch sich von aller Schuld freisprechen zu können. Mit diesem Konzept hausiert schließlich speziell die katholische Kirche bereits seit Jahrtausenden und verdient immer noch verdammt viel Geld damit. Warum soll ich auch etwas an meinem Leben ändern, wenn ich einfach jemand anderen die Verantwortungen für meine Problemen geben kann? Die Bedürfnisse des anderen? Will ich unbedingt befriedigen, damit er mich gern hat. Wie es mir dabei geht ist doch egal.

Rosenberg fand das nicht gut und “erfand” deshalb Anfang der 70iger die GFK. Sein Ziel: Die Verbesserung des zwischenmenschlichen Miteinanders durch echten empathischen Kontakt. Statt uns durch Sprache zu trennen (auch als Wolfssprache bezeichnet), sollten wir lieber wieder verbindend (Giraffensprache) reden. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir uns am Ende alle in den Armen liegen und uns lieb’ haben sollen. Mit Rosenbergs Methodik seid ihr immer noch ergebnisorientiert unterwegs aber – und das ist das Wichtige – gleichzeitig lösungsoffen. Oder besser ausgedrückt: Ich will mit Dir eine Lösung finden, mit der es uns beiden gut geht. Man soll sie quasi nicht strategisch verwenden, um den gegenüber zu manipulieren, sondern auf Augenhöhe einen produktiven Dialog miteinander führen.

Übrigens ein weiterer Punkt aus Sicht der Kritiker gegen diese Methode, da eben genau das (GFK als Machtinstrument) vor allem in der Wirtschaft sehr häufig zu passieren scheint. Das ist natürlich unschön aber eine Gabel kann ich auch entweder zum Essen oder als Waffe missbrauchen. Insofern ist das für mich ein eher schwaches Gegenargument.

Die Funktionsweise

Der Giraffentanz

Auf dem ersten Blick ist die Umsetzung der Methode relativ simpel. Rosenberg spricht von einem Giraffentanz, der sich auf zwei Seiten mit jeweils vier Schritten aufteilt. Die eine Seite ist das “Ich” (Aufrichtigkeit) und die andere das “Du” (Empathie). Die vier Schritte sind hingegen die Wahrnehmung/Beobachtung, das Gefühl, das Bedürfnis und abschließend die Bitte/der Dank.

Ihr macht also zuerst eine objektive (!) Beobachtung, drückt aus wie ihr euch deshalb fühlt, warum ihr so fühlt und macht zum Schluss einen Vorschlag wie die Lösung aussehen könnte. Erhaltet ihr Widerspruch, gebt ihr das so als erneut komplett objektive Beobachtung wieder, versucht zu verstehen wie sich der andere fühlt und warum und versucht seinen Wunsch auszuformulieren.

Die Umsetzung ist allerdings extrem schwierig. Das fängt schon mit der objektiven Beobachtung an. Die Dozentin sprach hier immer von der Kamera. Eine Beobachtung ist nur, was sie sehen kann. Sie kann z.B. sehen, dass Hr. Maus um 09:10 ins Büro gekommen ist. Sie kann nicht sehen, dass er zu spät gekommen ist.

  • Wolfssprache: Hr. Maus, sie sind zu spät!
  • Giraffensprache: Hr. Maus, es ist 09:10. Unser Meeting war für 09:00 Uhr angesetzt.

Durch die Objektivität schafft ihr zum einen unbestreitbare Fakten von denen der gegenüber sich erst einmal nicht angegriffen fühlen kann – es sind ja Tatsachen. Ist tatsächlich gar nicht so einfach eine neutrale Sicht einzunehmen. Wir sind da sehr schnell darin direkt in die Beobachtung irgendwelche Vorwürfe unterzubringen. Anschließend vermittelt ihr wie es euch damit geht und warum.

  • Wolfssprache: Sie haben mich im Stich gelassen. Ich musste die Präsentation alleine machen!
  • Giraffensprache: Ich bin ärgerlich, weil mir Zuverlässigkeit wichtig ist.

Das ist der wohl schwierigste Teil der GFK. Ich habe in 90% der Fälle keine Ahnung wie ich mich tatsächlich fühle und schon gar nicht welches tiefere Bedürfnis sich dahinter verbirgt. Stattdessen verfallen wir hier dann irgendwie automatisch in den Schuldzuweisungsmodus. Rosenberg spricht hier von Pseudogefühlen wie z.B. “niedergemacht”, “ignoriert”, “enttäuscht” oder “fallengelassen” statt echten Gefühlen (“aufgeregt, wütend, ärgerlich, optimistisch, sauer, etc.). Der Unterschied ist, dass Gefühle von innen also von uns kommen. Bei Pseudogefühlen ist immer der andere Schuld an unserem Gefühl: “Ich fühle mich ignoriert von dir!” oder “Ich bin enttäuscht von dir!” im Gegensatz zu “Ich bin aufgewühlt.” oder “Ich bin sauer.”.

Das Gleiche gilt im Prinzip für die Bedürfnisse. Sie sind unabhängig von einer anderen Person, einer Zeit oder einem Ort und können auf verschiedene Art erfüllt werden. Also statt “Ich kann nur mit dir glücklich sein” einfach “Ich möchte glücklich sein”. Und nur damit kein falscher Eindruck entsteht: Die GFK ist nicht nur für negative Situationen gedacht. Auch in positiven Situationen möchte Rosenberg, dass wir wertschätzend miteinander kommunizieren. Lob ist für ihn z.B. eine Form der trennenden Sprache, weil es aus seiner Sicht nur von einer erhöhten Position nach unten gegeben werden kann. Die Teilnehmer beider Kurse waren darüber geteilter Meinung :smile: . Außerdem ist noch wichtig zu beachten, dass nicht die Beobachtung ein Gefühl auslöst, sondern euer Bedürfnis. Also nicht “Weil du das gemacht hast, bin ich jetzt…”, sondern “Du hast das gemacht. Ich fühle mich doof, weil es mir um was anderes geht.”.

Pseudogefühle

Der letzte Schritt ist dann die Bitte oder der Dank. Im Fall der Bitte ist wichtig, dass diese möglichst konkret sein muss und nur mit “Ja” oder “Nein” beantwortet werden kann. Und es soll natürlich nicht wie eine Forderung klingen.

  • Wolfssprache: Hr. Maus, sehen Sie gefälligst zu, dass Sie das nächste Mal pünktlich sind oder Sie sind gefeuert.
  • Giraffensprache: Ich bitte Sie, Hr. Maus, bei unserem nächsten Meeting am kommenden Montag pünktlich um 9 Uhr da zu sein. Können Sie das sicherstellen?

Klingt im ersten Moment relativ umständlich und gestelzt. Deshalb muss man das wirklich erst einmal intensiv üben, bevor man damit in die Realität kann. Dann lernt man auch je nach Situation bestimmte Schritte zu überspringen (inkl. z.B. vom Ich-Gefühl direkt in die Du-Beobachtung zu wechseln). Aber es funktioniert prinzipiell. Selbst im Übungssetting fühlt man sich gleich ganz anders, wenn man auf diese Art und Weise angesprochen wird. Der Grund ist klar: Dadurch, dass man dem Gegenüber Verständnis entgegenbringt und ihn quasi abholt, kommt man aus der Eskalationsspirale heraus. Rosenberg sagte dazu, dass bei der trennenden Sprache nicht die Erwachsenen miteinander reden, sondern die Kinder innendrin. Und durch seine Methode kommt man wieder dahin zurück als Erwachsene zu kommunizieren.

Ein weiteres Beispiel

Situation: Ihr steht beim Bäcker in der Schlange und jemand drängelt sich vor.

  • Wolfssprache: Ey, Sie eingebildetes Arschloch. Stellen Sie sich gefälligst wie alle anderen hinten an!
  • Giraffensprache: Ich sehe, dass sie sich vor mich stellen [Beobachtung]. Ich bin irritiert [Gefühl], weil es mir um Fairness [Bedürfnis] geht. Ich habe es auch eilig und warte schon einige Zeit. Ich bitte Sie sich wie alle anderen hinten anzustellen [Bitte].

Darauf würde dann natürlich der Gegenüber antworten. Er sagt z.B. “Ich habe es eilig!”. Darauf könnte man dann antworten:

  • Wolfssprache: Ich hab’s auch eilig, du Vollhonk. Seh’ zu, dass du nach hinten kommst!

Oder ihm nach Rosenberg ein bisschen Empathie geben:

  • Giraffensprache: Sie sagen, dass sie es eilig haben [Beobachtung]. Sind Sie unter Druck [Gefühl], weil Sie pünktlich [Bedürfnis] auf der Arbeit sein wollen? Möchten Sie, dass ich Sie vorlasse [Bitte]?

Natürlich würde er jetzt sagen “Ja!” und dann kann man das entweder akzeptieren oder wieder in die Ich-Schleife gehen und z.B. ausdrücken, dass wir in der Schlange es hier alle eilig haben oder als Kompromiss anbieten ihn hinter sich zu lassen.

Die Erkenntnisse

Das war jetzt logischerweise ein extrem oberflächlicher Abriss über die GFK. Selbst nach zwei mal fünf Tagen Bildungsurlaub weiß noch nicht alles, was dazugehört. Vom aktiven Umsetzen ganz zu schweigen. Aber selbst, wenn man es am Ende nicht nutzt, gibt es doch ein paar grundlegende Erkenntnisse daraus, die ich gar nicht so verkehrt finde. Darunter folgende:

  • Unser Gefühl zeigt an, ob ein Bedürfnis erfüllt ist oder nicht.
  • Wir sind selbst für unsere Gefühle verantwortlich (Eigenverantwortung). Dass du dich angegriffen “fühlst” (=Pseudogefühl) liegt nicht an deinem Gegenüber, sondern an dir selbst (Spiegel/Resonanz). Er bringt es nur hervor.
  • Meine eigenen Bedürfnisse sind genauso wichtig wie die anderer Menschen (Selbstwert/Selbstakzeptanz).
  • Ich habe immer die Wahl. Ich kann und darf wählen.
  • Empathie bedeutet sich auf Augenhöhe zu begegnen.
  • Bei Empathie geht es nicht darum etwas zu tun (z.B. Ratschläge geben, trösten, analysieren, etc.), sondern um das da sein (Mitgefühl, Verständnis, aktiv zuhören, etc.).

Übung zum Thema Beobachtung

Ich glaube, dass wir Menschen nicht wirklich gut darin sind zu verstehen was in uns innen drin passiert. Damit umgehen können wir erst recht nicht. Vielleicht haben wir sogar Angst davor und verschließen uns deshalb davor. Wie gesagt: Es ist einfacher die Schuld bei jemanden anderen zu suchen als sich mit uns selbst zu beschäftigen. Aber am Ende des Tages – und das ist keine Erkenntnis nur aus der GFK – müssen wir uns selbst um unser Wohl kümmern. Das nimmt uns niemand ab. Unser Glück hängt nicht von jemand anderem ab. Wir “produzieren” unsere Gefühle schließlich selbst. Entsprechend fand ich nicht nur die beiden Bildungsurlaube sehr interessant, sondern möchte auch weiter versuchen die Methode in die Praxis umzusetzen. Und dazu gehört zuerst meine eigenen Gefühle und Bedürfnisse kennen zu lernen und zu akzeptieren, dass sie da sind. Im “Mich selbst niedermachen” bin ich schließlich immer noch sehr gut :smile: .

Und wenn ihr euch jetzt tiefer in die Thematik einlesen wollt: Ihr müsst nicht gleich einen Kurs dafür besuchen (obwohl es hilft mit echten Personen üben zu können), es gibt auch ein ins deutsche übersetztes Buch von Hr. Rosenberg dazu.

Kaliumpulver

Kaliumcitrat

Beim Thema Gesundheit kommt man sich fast wie in einem Hamsterrad vor. Hat man ein Problem gelöst, kommt direkt schon das nächste hoch. So hatten wir im Eintrag über Eisen geschrieben, dass Lysandas Restless Legs Syndrom (RLS) durch die Behebung ihres Eisenmangels verschwunden ist. Das war im Nachhinein betrachtet aber nur die halbe Wahrheit. Ja, sie hatte nicht mehr jeden Tag die Probleme aber komplett weg war es leider doch nicht. Es musste also noch irgendwo etwas sein. Bei ihren weiteren Recherchen ist sie dann auf eine relativ frische Studie (2016) aus Bangladesch gestoßen in der ein Zusammenhang zwischen RLS und einem Kaliummangel festgestellt wurde. Da stellte sich natürlich erst einmal die Frage:

Was ist Kalium?

Wie formuliert es Wikipedia so schön? “Kalium ist ein für die Erhaltung des Lebens essenzieller Mineralstoff”. Finde ich immer gut, wenn sich die Wissenschaft mal darüber einig ist, dass bestimmte Sachen für uns extrem wichtig sind. Aber Scherz beiseite: Kalium, früher auch Potassium genannt, gehört zu den Elektrolyten in unserem Blut und ist ein sogenanntes Makromineral. Dieser Begriff bedeutet nichts anders als, dass unser Körper eine relativ große Menge davon benötigt. Zu einem Elektrolyte wird hingegen ein Mineralstoff dann, wenn er in der Lage ist elektrische Ladung zu tragen, sobald er sich in einer Flüssigkeit auflöst. In unserem Körper ist das logischerweise vor allem unser Blut. Die Elektrolyte teilen sich außerdem auf in positiv geladene Kationen (Kalium, Natrium, Calcium und Magnesium) sowie negativ geladene Anionen (Chlorid und Bikarbornat und Phosphat).

Diese Elektrolyte sind immens wichtig für uns, denn sie helfen unter anderem bei der Regulierung der Nerven- und Muskelfunktionen und halten den Wasserhaushalt stabil. Oder um es an einem einfachen Beispiel festzumachen: Hätten wir keine Elektrolyte im Körper würden wir buchstäblich zu einem Haufen Matsch und Knochen zerfallen, weil alles Wasser aus uns herauslaufen würde. Die Zellmembranen sind nämlich grundsätzlich Wasserdurchlässig. Besonders Natrium sorgt jedoch dafür, dass der Flüssigkeitsspiegel in den sogenannten Flüssigkeitskompartimenten (Zellen, Zellzwischenräume und Blut) auf einem bestimmten Niveau gehalten wird. Der Körper stellt quasi fest, dass ihm irgendwo Flüssigkeit fehlt, schickt Elektrolyte hin und die rufen dann ihren Freund das Wasser an, um sie zu ihrer tollen Party in Zelle 123C einzuladen.

Gesteuert wird die Anzahl der Elektrolyte (und dem Wasser) im Blut übrigens durch die Niere. Sind zu viele da, filtert sie das Zeug raus und lässt es euch über den Urin und Kot ausscheiden. Ansonsten schickt sie sie zurück ins Blut. Durch unseren Atem verlieren wir zusätzlich ständig ein paar Elektrolyte. Und ja, ihr habt es richtig erkannt: Elektrolyte gehören zu den Salzen. Ohne die übrigens auch Wasser nichtleitend wäre. Kommen wir aber nun zurück zum Kalium.

Was macht’s?

Speck und Kalium

Es heißt, dass 98% des gesamten Kaliums in unserem Körper sich in Zellen befindet und davon wiederrum 80% in den Muskeln. Dort unterstützt es nicht nur das Wachstum, sondern ist vor allem zuständig zur Weiterleitung von Nervenimpulsen. Das Gehirn schickt quasi ein Signal an euren Arm von wegen “jetzt die Muskeln anspannen” und das Kalium sorgt dafür, dass es dort ankommt und umgesetzt wird. Deswegen bekommt ihr bei einem zu hohem (Hyperkaliämie) oder zu niedrigem (Hypokaliämie) Kaliumwert im Blut unter anderem Probleme mit dem Herzen. Sprich Herzrhythmusstörungen und im schlimmsten Fall der Herzstillstand.

Allerdings ist unser Körper extrem gut darin mit Kalium umzugehen. Ist der Kaliumspiegel im Blut zu niedrig, holt es einfach welches aus den Zellen heraus. Und stellt ihr ihm zu viel zur Verfügung, dann ignoriert er es und leitet es direkt zum Hinterausgang. Entsprechend selten kommt es zur Hyperkaliämie. In so einem Fall liegt das Problem entweder bei den Nieren oder die Zellen haben irgendeinen Schaden, wodurch es ungehindert rausfließt. Nur wenn das eintritt kann der Kaliumspiegel im Blut zu hoch werden und tolle Sachen wie Darmverschluss, Muskelschwäche und Lungenversagen eintreten.

Der umgekehrte Fall ist da schon wahrscheinlicher. Entweder, weil ihr nicht genug Kalium über eure Ernährung aufnehmt oder aus diversen Gründen (z.B. Durchfall oder Nierenüberfunktion) einen erhöhten Ausschuss habt. Die Symptome einer Hypokaliämie sind jedoch relativ identisch zur Hyperkaliämie. Auch hier können Lähmungen, Muskelschwäche und dergleichen auftreten. Also definitiv keine lustige Angelegenheit.

Menge?

Kalium in Reinform gibt es in der Natur nicht. Es ist stattdessen in anderen Mineralien wie Kainit, Slyvin oder Muskovit zu finden. Außerdem gibt es die Kaliumsalze, die durch Verdampfung auf ehemaligen Meeresböden entstanden sind. Wir bekommen das Kalium aber natürlich vor allem über unsere Nahrung in den Körper. Der absolute Minimumwert liegt wohl bei 2g/Tag. Nehmt ihr weniger zu euch, habt ihr bereits massive Probleme. Die DGE empfiehlt hingegen 4g/Tag. Sie gibt offen zu, dass sie für diesen Wert keine richtige Begründung hat. Stattdessen basiert dieser Schätzwert auf einer Studie in der die Kaliumausscheidung von in Deutschland lebenden Männern und Frauen gemessen wurde. Sprich man hat dabei festgestellt, dass im Durchschnitt 4g/Tag Kalium in Deutschland konsumiert werden und das als Richtwert festgelegt. Wahnsinn…

Die WHO empfiehlt hingegen mindestens 3,5g/Tag, um nicht nur eine erhaltende, sondern auch eine präventive Wirkung zu haben. Studien haben wohl gezeigt, dass sich so Schlaganfällen, Nierensteinen und anderen Sachen vorbeugen lässt. Eine dieser Studien behauptet gleichzeitig, dass eine Menge von über 4,7g/Tag keinen gesundheitlichen Mehrwert hätte. Sprich hier wird der Körper einfach alles darüber direkt an den Darm weiterschicken.

Zu viele Bananen!

Kommen wir nun zur wichtigsten Frage: Woher bekommen wir unsere 4,7g/Tag? Durch Essen von Obst- und Gemüse – wie immer. In 100g getrockneten Sojabohnen sind z.B. 1,8g enthalten. Isst natürlich keiner. Auch 100g Pistazien (1g) dürften nur Hardcorepistazienliebhaber schaffen. Immerhin sind Nüsse grundsätzlich ein guter Kaliumlieferant (Mandeln 705mg, Erdnüsse 674mg). Gerne genannt werden außerdem Bananen (gekocht – 464mg) und Spinat (gekocht – 466mg). Wir empfehlen es aber nicht jetzt 10 Bananen zu essen. Da habt ihr dann zwar vielleicht eure Tagesdosis Kalium aber dafür u.a. sehr viel Zucker intus.

Und auch für Leute, die Obst- und Gemüse für unnötige Platzverschwendung auf dem Teller halten: Wer viele Kohlenhydrate zu sich nimmt, kommt dadurch tatsächlich (wie die DGE-Studie gezeigt hat) ebenfalls relativ einfach auf seine 4g/Tag. In 100g Pommes Frites sind z.B. immerhin 550mg enthalten, Vollkornbuchweizenmehl hat auch seine 577mg. Wer 100g Weizenkleie (die Schale der Weizenkörner) isst, bekommt sogar die volle Dröhnung mit 1,35g. Aber das macht keiner. In normalem Weizenmehl sind hingegen nur noch 107mg. Die Portion Spaghetti Bolognese (100g Tomatenmark hat 1g) ist trotzdem gut für den Kaliumhaushalt.

Ein etwas hoher Kaliumwert im Blut.

Ihr seht: Probleme mit einem niedrigen Kaliumspiegel haben also vor allem die, die sich Low Carb ernähren oder an Krankheiten leiden. Es empfiehlt sich zwar trotzdem mal nachzuschauen, was man den ganzen Tag so isst und ob da genug Kalium drin ist. Im Normalfall sollte das Minimum aber erreicht werden – solange der Bauer fleißig düngt, denn wo nichts ist, kann nichts rauskommen. Das Kalium in der Erde wird von der Pflanze aufgenommen, der Bauer holt sie aus dem Acker raus und ihr esst es dann. Vergisst er anschließend Kalium zu düngen, habt ihr nicht nur keins auf dem Teller. Auch die Pflanzen leiden bereits darunter und werden nicht so schön, wie es der normale Verbraucher erwartet.

Wertermittlung

Euer Kaliumwert ist tatsächlich im normalen Bluttest enthalten. Die Normwerte liegen hier je nach Labor so zwischen 3,5 und 5,1mmol/l. Dabei entspricht 1 mmol 39,1mg womit wir bei 136,85mg bzw. 199,41mg Kalium im Blut wären. Es stellt sich für mich aber die Frage wie Aussagekräftig dieser Wert tatsächlich ist. Wie oben erwähnt befinden sich 98% des Kaliums in den Zellen und der Körper reguliert selbstständig wie viel im Blut rumfleucht. Das bedeutet für mich: Der Wert ist ähnlich wie beim Magnesium solange normal bis im Prinzip alles Kalium in den Zellen ausgesaugt wurde und man vermutlich schon tot irgendwo rumliegt. Der Blutwert dürfte hingegen nur dann schlecht sein, wenn z.B. ein Nierenproblem vorliegt.

Eine genauere Aussage liefert entsprechend vermutlich der Urintest, bei dem man ähnlich wie beim Jod- oder Vitmain B-Test oben was reinkippt und schaut wie viel davon unten wieder rauskommt (=Überschuss). Da ist zwar auch eine gewisse Unschärfe drin, weil man die Schnelligkeit berücksichtigen muss mit der der jeweilige Proband das Kalium verarbeitet. Aber man bekommt immerhin eher ein Gefühl dafür wie viel Kalium der Körper verbraucht und kann daraus dann besser ableiten ob das gut oder schlecht ist als beim reinen Blutwert.

Unsere Erfahrung

Ein Eimer Kalium

Lasst uns nun zum Abschluss des heutigen Eintrags den Kreis schließen. Lysanda ist auf Kalium gestoßen, weil sie immer noch Probleme mit RLS hatte. Sie hat dann von der Studie erfahren, bei der 100% der 68 Probanden nach 45 Tagen vollständig beschwerdefrei waren und hat angefangen Kalium zu substituieren. Da die Kapseln immer so extrem teuer sind, haben wir uns dafür vor zwei Jahren unseren ersten Eimer* Kaliumcitrat Monohydrat gekauft. Das Produkt hat eine Pharmaqualität von 99% und einen Kaliumgehalt von 36%. Reines Kalium gibt es wie gesagt nicht. Davon hat sie Anfangs zwei gehäufte Teelöffel pro Tag genommen, was ungefähr 12g entspricht und ca. 4,3g Kalium enthält. Mittlerweile ist es nur noch ein gehäufter Teelöffel pro Tag. Und siehe da: Das Restless Legs Syndrom ist komplett verschwunden. Keine schlechten Tage mehr, an denen es doch noch hochkommt. Perfekt!

Nach der Recherche für diesen Eintrag ist das für mich sogar logisch: Kalium ist vor allem in den Muskeln und steuert dort die Nervenimpulse. Für den Körper sind hingegen die Extremitäten keine ganz so essentiellen Körperbestandteile. Sprich wenn ihm Kalium irgendwo fehlt, zieht er es vermutlich erst einmal aus den Beinen und den Armen ab, um den restlichen Körper am Leben zu erhalten. Zwar kann RLS – anders als der Name impliziert – auch an anderen Stellen als nur den Beinen auftreten. Es ist aber doch am häufigsten dort zu finden. Warum es hingegen vor allem abends auf der Couch oder im Bett auftritt, kann ich allerdings nicht ganz so klar erklären. Könnte es mir aber damit herleiten, dass hier die Beine entspannt sind und keiner Belastung ausgesetzt sind. Also denkt vermutlich auch hier der Körper: “Geil, da wird’s grad nicht gebraucht! Raus damit und z.B. ab ins Herz!”. Das ist aber jetzt wirklich reine Spekulation von mir.

Und damit gebe ich ab bis Montag!

PS: Natürliches Kalium ist übrigens radioaktiv. Das Kalium in eurem Körper verursacht mit 0,17mSv/Jahr fast 10% der natürlichen radioaktiven Belastung in Deutschland. Noch ein Grund eine Überdosis zu vermeiden :smile: .

Update vom 09.07.2025

Lysanda hatte die Deutsche Restless Legs Vereinigung wg. der Kalium-Studie angeschrieben. Darin hatte sie auch diesen Eintrag erwähnt. Die Rückmeldung zu unserem Text möchten wir euch selbstverständlich nicht vorenthalten. Aus rechtlichen Gründen kann ich euch zwar nicht den genauen Wortlaut wiedergeben, da wir uns keine Freigabe eingeholt haben, aber hier eine Zusammenfassung der Inhalte mit meinen eigenen Worten:

  • Alles was in diesem Eintrag und den Kommentaren geschrieben wurde, basiert auf Einzelfällen und ist komplett subjektiv.
  • Es fand keine ärztliche Überwachung statt, obwohl eine hohe Kaliumdosis bei manchen Menschen zu Problemen führen kann (z.B. bei Nierenerkrankungen).
  • Was Lysanda an Kalium nimmt basiert zwar auf der DGE-Empfehlung. Aber es kann sein, dass es Probleme beim Einzelnen geben kann. Auf solche Nebenwirkungen geht der Eintrag nicht ein.
  • Die Erfahrungen von Lysanda können nicht einfach pauschal auf andere RLSler übertragen werden. Und die Erfahrungen der anderen wurden nicht wissenschaftlich korrekt erfasst.
  • Die Erklärungen, warum RLS am Abend auftritt und warum Kalium hilft haben keine wissenschaftliche Grundlage.
  • Eventuell andere Faktoren wie weitere Nahrungsergänzungsmittel oder der Lebensstil wurden nicht beleuchtet.
  • Fazit: Der Eintrag hat mit Wissenschaft nichts zu tun.

Der heutige Eintrag wird ein kurzer werden. Warum? Weil ich am Samstagnachmittag zwei Stunden in der Notaufnahme verbracht habe und meine linke Hand aktuell so aussieht:

Meine beschädigte Hand

Dieses Handicap reduziert meine Schreibgeschwindigkeit und erhöht die Fehlerhäufigkeit verständlicherweise massiv. Schreiben macht so nur bedingt Spaß. Außerdem tut es verdammt weh – aber das nur am Rande :wink: .

Das Ereignis

Was passiert ist? Nun, mir ist eine schlecht gewordene aber noch verschlossene Dose mit Katzenfutter in der Hand explodiert. Wobei – nicht ganz. Im Prinzip habe ich die Dose aufgemacht und der dabei entstandene Druckverlust hat sie zu einer Rakete werden lassen, die dann im Vorbeifliegen meine Finger aufgeschlitzt hat. War echt “lustig” wie dann plötzlich meine ganze Hand in einem Schwall von Blut verschwunden ist…

Am schlimmsten hat es den Zeigefinger erwischt, gefolgt vom Daumen und dann dem Mittelfinger. Insgesamt sieben Stiche hat die Assistenzärztin beim Zunähen gebraucht. Und da es sich um Katzenfutter gehandelt hat und somit eine erhöhte Verunreinigungsgefahr besteht, habe ich noch tolle Plastikplanen durchgezogen bekommen, damit das Wundwasser ablaufen kann, eine Tetanusimpfung und muss Antibiotika nehmen. Hoffen wir mal, dass das reicht.

Ein dickes Ding

Der Fachbegriff für so eine Dose ist anscheinend Bombage, wie wir mittlerweile gelernt haben. Immerhin etwas. Ja, wir werden den Hersteller natürlich mal anschrieben. Mal schauen wie er darauf reagiert. Ich werde hingegen in Zukunft die Finger von solchen Dosen lassen und sie einfach vorsichtig (mit Zange und Handschuhen am besten) und ungeöffnet in eine Tüte verpackt (falls sie in der Mülltonne explodiert) entsorgen.

Eigentlich ein Wunder, dass erst jetzt Schlimmeres passiert ist. Wir hatten bereits in der Vergangenheit eine Charge von einem anderen Hersteller mit drei solcher Dinger. Da hat es eines morgens in der Küche einen massiven Knall gegeben als sich die erste in eine Wolke aus Katzenfutter auflöste. Das war vielleicht eine Sauerei. Die zweite ist mir dann bei der Kontrolle in der Spüle beim Hinstellen (!) explodiert. Alter Schwede sage ich euch! Da muss man massiv aufpassen. Außerdem zwingend so gut es geht sowohl direkt nach der Lieferung alle Dosen auf verdächtiges Aussehen (aufgebläht, stark verbeult, etc.) kontrollieren und rigoros aussortieren (und ggf. dem Händler/Hersteller melden) als auch, wenn ihr sie dann aus dem Lager holt. Die Gärung ist schließlich ein langsamer Prozess. Hat mir hier zwar nicht geholfen aber wie heißt es so schön? 100% Sicherheit gibt es nicht.

Und damit gebe ich schon wieder ab bis Montag. Da habe ich zwar noch die Fäden in der Hand aber ich hoffe zumindest, dass die Beweglichkeit wieder etwas höher ist und die Schmerzen weg. Und ja: Ich werde diese Woche dann wohl nur Spiele spielen, die ausschließlich mit der Maus gesteuert werden können. Ein Hoch auf Point ‘n’ Click Adventure :smile: .

Das weiße Gold

Sagen wir es doch mal wie es ist: Technisch gesehen dürften wir eigentlich gar nichts mehr Essen oder Trinken. Je nachdem wen man fragt, führt entweder alles zu Krebs, Übergewicht oder irgendwelchen anderen Zivilisationskrankheiten. Das macht doch keinen Spaß mehr. Und wem wird gerne die Hauptschuld zugeschoben? Na dem armen Zucker – auch gerne hinter einem seiner vielen Namen wie Saccharose, Raffinose, Malzextrakt, Laktose, Maltodextrin oder Glukose versteckt. Dabei kann unser Körper gar nicht ohne ihn leben. 60-140mg pro Deziliter sollten es im Blut sein. Aber es ist halt wie immer: Es ist meist zu viel. Als könnte das natürlich vorkommende Lebensmittel etwas dafür, dass wir es uns tonnenweise Reinschaufeln. Okay, natürlich kann der Zucker was dafür. Er liefert unserem Körper je nach Sorte schnell einsatzbereite Energie (4 kcal pro Gramm). Und weil der sich so darüber freut, sorgt unser Gehirn dafür, dass er gut schmeckt, lässt fleißig Endorphine los und wir wollen immer mehr davon haben. Aber dadurch, dass es schnelle Energie ist, hält der Schub auch nicht lange an. Es kennt sicherlich jeder von uns das Gefühl, wenn der Blutzucker rapide absinkt und man plötzlich wieder Hunger verspürt obwohl man doch vor 2-3 Stunden erst was gegessen hat.

Es wäre natürlich super, wenn der Körper diese Energie tatsächlich in der Zeit verbraucht hätte. Aber ich erzähle euch hier selbstverständlich nichts Neues: Der Zucker landet stattdessen da, wo wir ihn alle nicht haben wollen. Am Bauch, den Hüften, den Beinen, etc. pp. Und dann dauert es 100mal so lang ihn wieder los zu werden. Die Welt ist einfach ungerecht *mampft aus Verzweiflung erst einmal eine ganze Tafel Schokolade*. Der Grund für die Einlagerung ist, dass der Blutzuckerspiegel nicht zu hoch sein darf. Euer Körper schüttet entsprechend bei einer Zuckerzufuhr eine Runde Insulin aus, um den Spiegel zu senken. Da er den Zucker aber nicht aus dem Körper entfernen will (ist ja ein guter Energiebringer für später), lagert er ihn deswegen einfach ein. Leider ist er dabei etwas zu enthusiastisch, weshalb der Zucker zügig weg ist – und der Kreislauf beginnt von vorne.

Gleichzeitig entkommt man dem Zucker quasi nicht. Nicht nur ist er aus diversen Gründen in sehr vielen industriell hergestellten Lebensmitteln enthalten – oft in wirklich fragwürdigen Mengen. Auch in natürlichem “Kram” wie Obst findet ihr ihn in Form von Fruchtzucker. Natürlich ist ein Apfel trotzdem besser als eine Tüte Chips.

Die Kohlenhydratfalle

Nur 1,2g Zucker?! Nein.

Wichtig: Überall wo Kohlenhydrate drin sind, ist auch Zucker drin. Und zwar nicht nur, wenn auf der Packung die Angabe “davon Zucker” draufsteht, sondern grundsätzlich. Warum? Weil Kohlenhydrate aus Zuckermolekülen bestehen. “Aber meine Nudeln schmecken doch nicht süß?!” wird jetzt der ein oder andere sagen. Aber sie enthalten Stärke und das ist ein Polysaccharid oder auf Deutsch ein Mehrfachzucker. Zu den Einfachzuckern (Monosaccharide) gehören hingegen unter anderem Glukose (Traubenzucker) und Fructose (Fruchtzucker). Bekloppterweise – schließlich haben wir den Begriff “Mehrfachzucker” ja bereits – gibt es ebenfalls noch die Zweifachzucker (Disacchardie). Das ist der normale Haushaltszucker. Ein- und Zweifachzucker sind die, die eine Sache süß schmecken lassen und deshalb vor allem in Süßigkeiten und Schokolade vorkommen. Sie sind es auch, die unter der Angabe “davon Zucker” separat gelistet werden. Sie sind angeblich bloße Energieträger und enthalten keine Vitamine oder Mineralstoffe. Sie sorgen für den schnellen Energieschub, weil der Körper Einfachzucker sofort verarbeiten kann und Zweifachzucker zügig in Einfachzucker umwandelt.

Die Mehrfachzucker sind zwar nicht weniger schädlich, aber eben nicht ganz so extrem wie ihre einsilbige Konkurrenz. Der Hauptgrund ist, dass der Körper länger damit beschäftigt ist sie zu verarbeiten (=Umwandeln in Einfachzucker). Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel langsamer an und man hat ein längeres Sättigungsgefühl (=weniger Essen). Gleichzeitig enthalten Lebensmittel mit “komplexen” Kohlenhydrathen (also Mehrfachzucker) oft zusätzlich viele Vitamine, Mineralstoffe, Ballaststoffe und derlei Kram. “Mehr Vollkorn essen!” hat schließlich schon die Oma immer gesagt. Aber Achtung: Das ist eine “kann”- und keine “muss”-Regel. Lebensmittel mit komplexen Kohlenhydrathen KÖNNEN gesunde Anteile enthalten. Sie können aber auch einfach nur aus Mehrfachzucker bestehen ohne das ganze gesunde Zeugs.

Denn wie heißt es so schön? Die Menge macht das Gift. Es ist völlig egal ob ich 500kcal an Einfachzucker esse oder 500kcal an Mehrfachzucker. Ich hab’ am Ende des Tages immer noch 500kcal gegessen, die mein Körper erstmal verbrauchen muss oder schlicht und einfach einlagert.

Die Alternativen

Farbiges Wasser

Wir können also festhalten: Zucker per se ist nicht böse und wird vom Körper prinzipiell gebraucht. Unser Problem ist stattdessen, dass wir eine viel zu große Menge zu uns nehmen. Die Kartoffeln zum Mittagessen werden uns nicht ganz so schnell dick machen oder umbringen. Aber das Glas Cola dazu schon. Und die Tafel Schokolade vor dem Fernseher am Abend sowieso. Also doch auf alles süß Schmeckende verzichten? Wäre eine Möglichkeit. Andererseits gibt schon lange Alternativen zum 08/15-Zucker: Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe. Die haben zwar hier und da auch nicht den besten Ruf aber wie anfangs gesagt: Wer allen Gefahren aus dem Weg gehen möchte, darf nur (möglichst leise) in der Ecke vor sich hinsterben. Deswegen verfolge ich zwar die Diskussion um z.B. Aspartam in Erfrischungsgetränken aber zumindest solange sich die Wisssenschaftler selbst nicht einig darüber sind ob es jetzt wirklich so böse ist oder nicht (die dazugehörigen Studien werden “kontrovers diskutiert”) trinke ich weiter ohne für mich bislang spürbare Nebenwirkungen mein Light-Zeugs. Und das Übertreibung nicht gesund ist, ist nicht nur bei Aspartam ein Problem. Zu viel Wasser schadet auch.

Ein kleiner Einschub aus dem Bereich “wieder was gelernt” an dieser Stelle: Wenn Aspartam oder Aspartam-Acesulfamsalz im Lebensmittel enthalten sind, muss gleichzeitig “enthält eine Phenylalaninquelle” auf der Packung stehen. L-Phenylalanin ist eine Aminosäure, die unser Körper braucht. Es gibt aber Menschen mit der angeborenen Stoffwechselstörung Phenylketonurie. Die können Phenylalanin nicht richtig abbauen und dementsprechend ist der Hinweis tatsächlich lebenswichtig, um die Zufuhr zu kontrollieren. Was das mit Aspartam zu tun hat? Nun, Aspartam wird aus den Aminosäuren L-Asparaginsäure und L-Phenylalanin zusammengesetzt.

Als Süßstoffe werden Ersatzstoffe für Zucker bezeichnet, die dessen Süßkraft von 1 erheblich übertreffen (30-20.000fach) und keinen oder nur einen sehr geringen Kalorienwert haben. Zuckeraustauschstoffe, auch als Zuckeralkohle bezeichnet, haben hingegen weniger Kalorien (<2,4kcal pro Gramm) als Zucker (besagte 4kcal pro Gramm) aber eine ähnliche oder sogar niedrigere Süßkraft (bis 0,4%) als Zucker. Nachteil von Zuckeraustauschstoffen ist, dass in größeren Mengen (gemessen am Körpergewicht) abführend wirken. Gemeinsam haben beide, dass sie keinen oder nur einen geringen Einfluss auf den Insulinspiegel haben (es ist ja kein Zucker, sondern gaukelt der Zunge nur vor einer zu sein) und, dass sie nicht kariesfördernd sind. Sie werden im Mund nicht verstoffwechselt und bieten dadurch Bakterien keine Nahrung.

Was gibt’s?

In der EU zugelassen sind aktuell elf Süßstoffe und acht Zuckeraustauschstoffe. Eine vollständige Liste ist bspw. in dieser PDF des Bundesinstitut für Risikobewertung zu finden. Die bekanntesten Süßstoffe sind vermutlich Aspartam (E951; Süßkraftfaktor 200), das wie erwähnt vor allem in als Zuckerfrei beworbenen Erfrischungsgetränken wie Cola Light vorkommt, sowie Steviolglycoside (E960; Süßkraft-Faktor 200-300). Unter diesem sperrigen Begriff verbirgt sich nichts anders als Stevia. Unter den Zuckeraustauschstoffen, die früher hauptsächlich in Diabetiker-Lebensmitteln vorkamen, sind hingegen Sorbit (E420; Süßkraft-Faktor 0,4-0,6), Xylit (E967; 0,6) und Erythrit (E968; 0,5-0,7) vermutlich die bekanntesten.

Eine Packung Xylit

In unserem Haushalt kommen hauptsächlich Aspartam (weil ich neben Leitungswasser auch viele zuckerfreie Cola trinke), Stevia (züchtet Lysanda), Erythrit und Xylit zum Einsatz. Das heißt aber nicht, dass wir zu 100% den Haushaltszucker aus dem Haus verbannt haben. Das ist (noch) nicht möglich und die Gründe dafür vielseitig. Aber ein Punkt von Süßstoffen ist z.B., dass aufgrund der hohen Süßkraft natürlich weniger davon in den Teig kommt und er entsprechend um ein Vielfaches kleiner ist. Außerdem ist die geschmackliche Dosierung teilweise schwierig. Zu viel Stevia und der ganze Kuchen schmeckt nach Lakritz. Mag dem ein oder anderen ganz recht sein aber jetzt nicht unbedingt unsere Sache. Das gilt ebenfalls für Erythrit. Das schmeckt zwar bei zu hoher Menge nicht nach Lakritz, dafür ist das Gericht im Mund eklig kalt. Grund ist, dass es eurer Zunge Energie entzieht (=Kältegefühl). Xylit hat damit nicht zu kämpfen aber dafür 2,4kcal während Erythrit gar keine hat. Dafür ist Xylit gut zum Zähneputzen geeignet, denn es ist gut gegen Karies. Entsprechend ist auch die Aufgabenverteilung bei uns: Stevia und Erythrit zum Kochen und Backen, Xylit nur im Bad.

Jetzt würde ich euch natürlich zum Abschluss gerne auf eine Webseite mit tollen Rezepten mit Süßstoffen und Zuckeraustauschstoffen verweisen. Leider gibt es die irgendwie nicht oder nur in Verbindung mit Low-Carb-Ernährung. Am meisten findet man noch zu Stevia, weil das “hip” ist. Somit bleibt euch wie uns vermutlich erst einmal nur Ausprobieren. Aber aus unserer Sicht lohnt es sich. Es ist nicht gut den gesamten Zucker aus seinem Leben zu verbannen aber hier und da ein paar Gramm weniger macht den Gang durchs Leben buchstäblich leichter und dank diesen Alternativen muss man trotzdem nicht auf die gewohnte Süße verzichten :smile: .

Pichu mit Akne

Unser Pichu ist ein sehr adretter Kater. Das liegt zum einen an seiner schlanken (aber muskulösen!) Siam-Figur sowie seiner Art und Weise wie er sich immer sehr vornehm hinsetzt. Zum anderen an seinem Fellmuster, dass zwar am Rücken getigert aber an Hals und Bauch schön weiß (und flauschig) ist. Dadurch hat er etwas von einem Butler oder einem schüchternen Junggesellen im Anzug. Da stört es natürlich, wenn er plötzlich schwarze Flecken um die Nase und unterm Kinn bekommt: Katzenakne. Was will man auch von jemandem erwarten, der nicht nur überall seine Nase reinsteckt, sondern diese außerdem anschließend nicht sofort putzt? Wie oft er mit Katzenstreuresten im Gesicht rumläuft geht auf keine Katzenhaut.

Als wir ihn vor mittlerweile fast zwei Jahren aufgenommen haben, hatte er das Problem allerdings noch nicht. Stattdessen kämpfte er wohl aufgrund der Futterumstellung etwas mit Durchfall. Die Akne kam interessanterweise erst, als der Durchfall aufhörte d.h. er sich an die Umstellung angepasst hatte. Gestört hat ihn die Akne zum Glück nicht. Also es hat nicht gejuckt und er dadurch nicht sein ganzes Gesicht aufgekratzt. Aber langfristig gut sind solche Hautirritationen natürlich nicht, also musste eine Lösung her. Nein, Clearasil ist zum einen nicht für Tiere geeignet und zum anderen eigentlich auch für Menschen ungesund. Stattdessen fragten wir unsere Tierärztin nach ihrer Meinung.

Die tierärztlichen Varianten

Die Tierärztin hatte zwei Lösungen im Angebot: Clorexyderm (mit Chlorhexidin und Tris-EDTA) oder, wenn es nicht hilft, eine Cortison-Salbe. Cortison hat jedoch die eine oder andere Nebenwirkung (Gewichtzunahme, Anfälligkeit für Infektionen, Beeinträchtigung der Nebennierenfunktion bis hin zu Diabetes), deshalb wollten wir darauf verzichten. Entsprechend froh waren wir, dass das blaue Clorexyderm-Gel zumindest beim Kinn tatsächlich funktionierte. 2-3mal täglich aufgetragen und schon nach ein paar Tagen waren am Kinn erste Fortschritte zu erkennen (die Flecken wurden heller) und verschwanden dann sogar relativ zügig. Pichus Begeisterung darüber mehrmals täglich mit komischem, kaltem Zeug eingeschmiert zu werden dürft ihr euch an dieser Stelle selbst vorstellen.

Um Nase und Mund herum funktionierte es hingegen nicht. Aus einem ganz einfachen Grund: Der Drecksack hat das Gel sofort nach dem Auftragen abgeleckt. Und wo nichts ist, kann logischerweise auch nichts wirken. Da das ebenso für die Cortison-Salbe gegolten hätte, suchte Lysanda nach einer Alternative und stieß dabei auf unser heutiges Thema: Effektive Mikroorganismen.

Hilfreiche Bakterien und Pilze

EMs in heller Nährstoffflüssigkeit

Die effektiven Mikroorganismen hatte ich schon einmal kurz in meinem Eintrag über Darmbakterien erwähnt. Aber aufgrund des großen Interesses, möchte ich noch einmal genauer auf diese kleinen Biester, ihre Haltung und ihren Umgang in Bezug auf Katzen eingehen. Aber bevor wir damit beginnen, ein wichtiger Hinweis: Ich bin kein Tierarzt und EMs ersetzen nicht den Gang zu selbigem! Mit dem Leben eines Tieres herum zu experimentieren ist scheiße – sowohl im Labor als auch Zuhause. Man kann die Methoden seines Tierarztes hinterfragen, sich informieren und harmlose Alternativen testen und ggf. zu einem Arzt mit mehr Ahnung wechseln. Aber zu Glauben, dass man alle Krankheiten selbst erkennen und mit irgendwelchen vermeintlichen “Naturmittelchen” behandeln kann, führt viel zu oft zu einem qualvollen Tod des geliebten Begleiters. EMs sind zum Glück nicht gefährlich (sie kommen auch in der Lebensmittelindustrie z.B. Bio-Bauern zum Einsatz) aber ich wollte es an dieser Stelle nochmal erwähnt haben.

Nun gut, effektive Mikroorganismen also: “Erfunden” wurden diese vom japanischen Gartenbau-Professor Teruo Higa in den 80iger Jahren. Damals bestand die Mischung aus Purpurbakterien, Milchsäurebakterien und Hefepilzen vermischt mit einer Nährlösung (damit die Bakterien und Pilze am Leben bleiben). Heutzutage werden meist noch Strahlenbakterien und Schimmelpilze dazu gemixt. Die Idee dahinter war natürlich der Einsatz im Garten, um Fäulnis und Schimmel zu verhindern und die Fermentation zu verbessern. Erreicht wird das gemäß Prof. Higa dadurch, dass sie das Substrat (=die Nährlösung) zersetzen und dabei Nahrung für andere Mikroorganismen ausgespuckt wird. So ziehen sie diese quasi vereinfacht gesagt auf “ihre Seite”. Und wer nicht konvertiert werden kann, wird durch die immer größer werdende Masse an “freundlichen” Organismen verdrängt, weil ja keine Nahrung mehr für sie übrig ist. Auch bei Lebensmitteln kommt dieser Mix zum Einsatz: Sauerteig dürfte wohl jedem bekannt sein und der ist nichts anderes als eine hauseigene Züchtung von Mikroorganismen (Milchsäurebakterien, Hefepilze und Essigsäure) oder andere fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut.

Das Ergebnis

Ob EMs wirklich einen positiven Effekt auf den eigenen Garten haben, ist übrigens in den dazugehörigen wissenschaftliche Studien umstritten. Einige sehen keine Veränderung, andere wissen nicht ob die positiven Effekte wirklich von den Mikroorganismen kommen oder nicht eher an der Nährlösung liegen, die ja nichts anderes als Dünger darstellt. Zumindest in Bezug auf unsere Katzen haben wir jedoch positive Erfahrungen gemacht:

Pichu ohne Akne

Pichus Akne ist verschwunden, sein Durchfall nicht wieder zurückgekehrt und das Fell aller unserer Vierbeiner ist richtig schön geworden. Das Fell war bereits durch die Umstellung auf höherwertigeres Futter glänzender und weicher geworden aber mit den EMs ist der Flauschgrad noch einmal gestiegen – und fällt nach ein paar Tagen ohne EMs wieder ab. Es liegt somit eindeutig an den EMs. Auch im Bekanntenkreis wurden ähnliche Ergebnisse mit Katzenakne erzielt – selbst bei einem Fall, der schon seit längerem damit kämpft. Einen Versuch ist es deshalb wert, wenn der Tierarzt nichts sinnvolles mehr im Angebot hat und übliche Hilfsmittel wie die Umstellung von Plastik- auf Porzellannäpfe nicht geholfen haben. Bei Durchfall (z.B. aufgrund einer Futterumstellung) können EMs ebenso unterstützen, da sie dabei helfen die Darmflora auf Trapp zu bringen.

Der richtige Umgang

Stellt sich nun die Frage, wie wir unsere Katzen eigentlich mit den EMs behandeln. Die Antwort darauf ist simpel: Wir geben ab und an einen Spritzer mit ins Katzenfutter oder verreiben ein paar Tropfen in den Händen und streichen diese an einer Katze trocken. Im letzteren Fall putzt sich dann besagte Katze (ist ja eklig und nass) und hat so einen äußerlichen wie innerlichen Effekt durch die EMs. Damit erwischt man auch die Katzen, die im Futter selbst jede noch so kleine Rezeptänderung bemerken und umgehend das Essen einstellen.

Gekauft haben wir unsere EMs bei TriaTerra. Da gibt es die 1-Liter-Flaschen für 3 Euro plus Porto. Alternativ hat beispielsweise EMIKO ein Angebot an EMs, die sind aber wesentlich teurer. Auf beiden Webseiten erhaltet ihr zudem mehr Informationsmaterial zum Thema. Haltbar sind die von TriaTerra ungeöffnet mindestens ein Jahr aber sobald man sie geöffnet hat nur noch 6 Wochen. Grund ist, dass die Hefe durch den Sauerstoff sich ausbreitet, gleichzeitig die aneroben Bakterien absterben und dadurch die gewünschte Ausgewogenheit verloren geht.

Ein Liter ist aber natürlich schon eine ganze Menge, vor allem wenn man es nur für seine Haustiere benutzen möchte (Garten und Mensch ginge ebenfalls) und dafür nur ein paar Spritzer/Tropfen jede Woche braucht. Deswegen haben wir uns einen 10er Pack Tropfflaschen gekauft und die Liter-Flasche umgefüllt. Zum einen lässt sich durch den Tropfaufsatz die Menge besser dosieren, zum anderen lassen die sich bis zu einem gewissen Grad (ca. die Hälfte voll) luftdicht wieder verschließen. Die Haltbarkeit kann dadurch stark verlängert werden. Wichtig ist, dass man sie bei normaler Zimmertemperatur lagert. Sie vertragen weder zu viel Hitze noch starke Kälte und mögen keine großen Temperaturschwankungen.

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