Sicarius

Ein Raum voller Rätsel

Meine Hand eine Woche später

Wie es meiner Hand geht? Wesentlich besser als vergangenen Montag, wie ihr auch rechts auf dem Foto sehen könnt. Daumen und Zeigefinger sind zwar weiterhin außer Gefecht, aber immerhin mit wesentlich weniger Verband versehen, was die Beweglichkeit etwas erhöht. Schreiben geht mit denen aber trotzdem noch nicht wirklich, da jeder noch so kleine Druck weiterhin schmerzt. Die Wunden an sich verheilen jedoch gut und die Fäden kommen vermutlich heute oder morgen raus.

Den Mittelfinger hingegen muss ich zwar noch ein wenig schonen da der Schnitt an einer doofen Stelle ist mit viel Bewegung, aber die Wunde ist schon fast verheilt und der Faden bereits draußen. Kann also zumindest mit drei Fingern an der linken Hand halbwegs schmerzfrei tippen statt nur den 1-2 letzte Woche. Das erhöht etwas das Tempo aber einen überlangen Eintrag dürft ihr logischerweise trotzdem heute nicht erwarten :wink: .

Drei Spiele

Wie angekündigt, habe ich mich diese Woche mangels “WASD”-Hand ausschließlich mit “mouse only”-Titeln “über Wasser” gehalten. Klingt aber negativer als es tatsächlich ist. Die The Room-Trilogie hat mich schon länger angemacht und nachdem ich beim diesjährigen Summer Sale für schlappe 3,22 Euro (statt 16 Euro) endlich mal zugeschlagen hatte, war meine Verletzung natürlich der perfekte Zeitpunkt sie sogleich zu erleben. Und nein, die Spiele von Fireproof Games haben absolut und überhaupt nichts mit dem grottenschlechten und warum auch immer mittlerweile angeblichen Kultfilm gleichen Namens zu tun.

The Room (Herstellerbild)

Stattdessen handelt es sich um 3D-Rätsel-Titel ähnlich wie MYST. Bitte? Ihr wisst nicht was MYST ist? Gott ist die heute Jugend echt zu Jung, um den Hype 1993 erlebt zu haben? Unverantwortlich! Naja, egal: Es sind Rätselspiele mit dem vollständigen Fokus auf logische und mechanische Rätsel. Der Name ist dabei Programm, auch wenn sich im Laufe der drei Spiele (Teil 4, The Room: Old Sins gibt es aktuell nur auf dem Smartphone) der Umfang vergrößert. Seid ihr im ersten Teil buchstäblich nur in einem Raum “unterwegs”, wechselt ihr im zweiten durch mehrere Räume situiert in diversen Umgebungen wie einem Piratenschiff oder einem antiken Tempel. In Teil 3 bewegt ihr euch hingegen durch ein ganzes Haus (und angrenzende Gebäude) von Raum zu Raum. Eure Aufgabe ist jedoch immer gleich: Findet den Ausgang indem ihr die euch präsentierten Geheimnisse in jedem Raum entschlüsselt.

Erneut ist hier Teil 1 das perfekte Beispiel für das grundlegende Spielprinzip: Ihr seht vor euch eine Box auf einem Tisch stehen. Die Box hat Verzierungen, Vertiefungen, Löcher, Griffe, etc. pp. Nun fangt ihr an die Box zu inspizieren. Findet vielleicht hier ein komisches Symbol, dort einen versteckten Gegenstand wie eine Handkurbel oder einen Schlüssel und hier und dort ein Puzzle. Für das eine oder andere braucht ihr noch irgendetwas – worauf euch der Protagonist netterweise hinweist – andere könnt ihr direkt lösen und setzt dadurch Dinge in Bewegung. Das kann eine versteckte Schublade sein, die sich plötzlich öffnet, mitunter verändert sich aber sogar das komplette Aussehen der Schachtel. Im Ergebnis erhaltet ihr auf jeden Fall entweder ein weiteres Puzzleteil oder ein weiteres Puzzle. So arbeitet ihr euch immer und immer weiter vor, entschlüsselt die Geheimnisse der Box und erfahrt mehr von der übergreifenden Geschichte. Und ja, die gibt es. Deswegen empfiehlt es sich unbedingt gleich alle drei Spiele zu kaufen und zu zocken (Teil 4 baut wohl nicht direkt auf das Finale von Teil 3 auf), da sowohl Teil 1 als auch Teil 2 auf fiese Cliffhanger enden.

Der Reiz

The Room Two (Herstellerbild)

Eine Schachtel/Tisch/Objekt untersuchen und Rätsel lösen, nur weil sie da sind? Klingt ja total langweilig. Könnte es tatsächlich sein, ist es aber nicht. Und das liegt an zwei Faktoren: Zum einen an den Rätseln selbst. Wie oben geschrieben sind sie durchweg logisch und auf mechanischen Elementen basierend. Sprich ihr müsst Dinge anfassen, sie zusammensetzen und bewegen. Das an sich ist schon sehr befriedigend umgesetzt (siehe nächsten Absatz). Außerdem verliert man nie den roten Faden. Man weiß immer wo es theoretisch weitergeht – es wird nur von euch verlangt auch mal genau hinzuschauen. Das ist ein wichtiger Unterschied zu traditionelleren Point ‚n’ Click Adventure in denen ihr eine Maus als Lasso benutzen müsst, um an eine Hose zu bekommen (ja, ich schaue dich an The Whispered World). Stattdessen gilt es eben versteckte Dinge zu finden, sie an den richtigen Punkten einzusetzen, Zusammenhänge herzustellen (wenn ich das mache, dann kann ich nachher das und das tun) und das ein oder andere Schiebepuzzle zu lösen. Bei genauerer Betrachtung alles nicht sonderlich kompliziert. Es ist quasi weniger das “wie” muss ich das Puzzle, das euer Wirken verzögert, sondern mehr das “okay, wo habe ich das etwas in irgendeiner Ecke übersehen, was ich zum Lösen brauche?”. Und ja, die Entwickler haben so einige sehr fiese Verstecke eingebaut. Zum Glück gibt es ein optionales, mehrstufiges Hilfesystem für die etwas Ungeduldigeren unter uns.

Der zweite, wesentlich größere Faktor ist das Drumherum aus Grafik, Sound und Steuerung. Ihren Ursprung hat die Serie auf dem Smartphone (Teil 1 erschien 2012) und schon diese Version wurde von Kritikern geliebt und mit vielen Auszeichnungen überhäuft. Für die PC-Umsetzung wurden nochmal alle Register gezogen und die Spiele vollständig neu in High Definition aufgebaut und auf Maus- statt Touchsteuerung ausgelegt. Das Ergebnis ist nicht nur ein sehr hoher Detailgrad, sondern trotz fehlender Haptik doch das Gefühl tatsächlich an den Objekten herum zu hantieren. Wenn ihr den Schlüssel im Schloss mit der Maus umdreht, die Schachtel dann anfängt zu surren und zu wackeln, die Kamera ein wenig herauszoomt und z.B. ein Turm aus einer Nische hochfährt ist das nicht nur hübsch anzusehen – es ist auch eine überraschend befriedigende Belohnung dafür das nächste Rätsel gelöst zu haben. Ihr glaubt gar nicht wie cool es z.B. im dritten Teil war wie die Miniaturstadt sich aus dem Tisch erhoben hat.

The Room Three (Herstellerbild)

Beim Christoph meint: The Room Three habe ich zwar noch nicht durch (zwei Räume noch) aber von mir bekommt trotzdem schon jetzt jede einzelne PC-Version der The Room-Trilogie uneingeschränkte 5 von 5 Sics. Hätte ich selbst nicht gedacht. Es ist schließlich nur eine Rätselbox in einem Zimmer. Aber die Umsetzung dieser simplen Prämisse ist wirklich durch und durch gelungen. Gibt wenige Spiele, die den einfachen Akt an einer Kurbel zu drehen und etwas sich bewegen sehen so gut anfühlen und vor allem so erfüllend sein lassen. Gleichzeitig sind die Rätsel anspruchsvoll ohne zu überfordern oder in sinnlose “ich probiere einfach alles aus meinem Inventar bis was zusammenpasst”-Orgien zu verfallen. Die sehr mysteriöse Hintergrundgeschichte tut ihr übriges. Für den Preis (aktuell wieder 16 Euro) bekommt ihr entsprechend erstklassigen Rätselspaß, der euch pro Titel mindestens 2-4 Stunden bei der Stange hält.

Ich hoffe inständig, dass wir auf die PC-Umsetzung von The Room: Old Sins nicht ewig warten müssen. Bei den ersten drei Teilen waren es jeweils mehrere Jahre.

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