Fast genau 13 Monate ist es her, dass ich euch an dieser Stelle GRID 2 im Video vorgestellt habe. Es war der langerwartete Nachfolger zu einem der besten Rennspiele aller Zeiten. Das Ergebnis blieb jedoch weit hinter den Erwartungen zurück. Ja, GRID 2 war bei aller Kritik immer noch eins der besseren Rennspiele auf dem Markt. Aber eben kein Race Driver: GRID. Das haben auch die Entwickler bei Codemasters Racing gemerkt (beziehungsweise vermutlich eher das Sales-Department weil die Verkaufszahlen hinter den Erwartungen zurückblieben) und sind mit einem klaren Ziel in das Projekt “Nachfolger vom Nachfolger” eingestiegen: Wieder mehr wie Race Driver: GRID sein. Seit Freitag steht nun das Ergebnis namens GRID Autosport für PC, Xbox 360 und PlayStation 3 im Handel. Ja, keine Current-Gen-Konsole kommt aktuell in den Genuss des Titels. Aber taugt das neuste Rennspiel der Briten was und, viel wichtiger, ist es nun endlich ein würdiger Nachfolger zum ersten Teil der Serie?
Nun, lest einfach weiter, um die Antwort zu erfahren. Ein Video habe ich mir dieses Mal gespart, wie ihr sicherlich schon bemerkt habt. Hauptsächlich weil ich nach meiner Zahn-OP nicht mit Kühlpack an der Backe vor der Kamera sitzen wollte. Macht das Sprechen so schwer. Außerdem konnte ich so schon sieben Stunden in das Spiel versenken und alle fünf Disziplinen anspielen.
Der Ersteindruck
Noch vor dem eigentlichen Start fällt zumindest bei der PC-Version auf, dass neben dem obligatorischen Season Pass auch ein kostenloses High Res Texture Pack als DLC im Steam Store bereitsteht. Bevor ihr aber nun in Jubelschreie ausbrecht obgleich einer phänomenal besseren PC-Version im Vergleich zur Konsole muss ich euch gleich enttäuschen: Zum einen werden mit dem Paket nur die Autos verbessert und zum anderen fällt es im Spielalltag überhaupt nicht auf, dass in der Standardversion der Mercedesstern auf dem Heck mehr Kompressionsartefakte hat als in der HD-Variante (wo sie auch nicht komplett weg sind!). Somit spielt auch auf dem PC die EGO-3-Engine wieder nicht ihr volles Potential aus. Unterm Strich sieht GRID Autosport zwar klar besser aus als GRID 2 aber von einer “NextGen”-Version kann immer noch nicht die Rede sein. Ich gehe sogar soweit und behaupte mal wieder, dass die Herstellerbilder nachbearbeitet wurden. Ich zocke das Spiel auf allerhöchsten Einstellungen mit HD-Paket auf 2560×1440 und kriege trotzdem nicht die schicken Lichteffekte aus den Screenshots.
Und wenn wir schon bei der Darstellung sind: Die “Cockpit-Perspektive” ist eine Sauerei. Ja, in GRID 2 fehlte sie komplett was noch schlimmer war. Dieses Mal dürft ihr immerhin zwischen zwei Innen-Perspektiven wechseln: Standard-Fahrersicht und eine bei der Kamera irgendwie auf der Armatur liegt oder so. Sieht irgendwie komisch aus. Von daher ist zumindest das grundsätzliche Pensum von Codemasters erfüllt worden. Aber die Art und Weise, wie sie ihre “Pflicht” erfüllt haben. Dafür gehört der Entscheidungsträger geteert und gefedert. Schaut euch den Screenshot neben dem Absatz an. Seht ihr wie sich Codemasters davor gedrückt hat detaillierte Cockpits für alle Fahrzeuge zu basteln? Sie stellen kurzerhand ALLES im Cockpit verschwommen dar. Sogar die Spiegel! Und das gilt für alle Autos. Alter Schwede, wie kommt man auf so eine dämliche Idee?!
Sonst alles klar?!
Aber es wird noch besser mit dem neuen “Cockpit”, denn GRID Autosport hat eine richtig coole Idee eingebaut, die aber dank des verschwommenen Cockpits absolut nutzlos wird. Und zwar erhaltet ihr auf Knopfdruck Boxenfunk mit Informationen zum Status eures Autos, zu eurem aktuellen Stand im Rennen, dem eures Teamkollegen (dazu später mehr) und wo euer Event-Rivale gerade steckt (gibt mehr Erfahrungspunkte, wenn ihr ihn schlagt). Absolut genial und hilft theoretisch extrem mich noch tiefer ins Spiel reinzuziehen. Vor allem wenn ich die Option nutze das HUD komplett zu deaktivieren und dann entsprechend diese Informationen nicht mehr zur Verfügung habe.
Leider hat das Ausschalten des HUDs einen entscheidenden Nachteil und da kommen wir wieder zur verschwommenen Cockpit-Perspektive: Auch der Tacho ist komplett weg. Ihr wisst also weder wie schnell ihr fahrt noch in welchem Gang ihr unterwegs seid und wie die Drehzahl aussieht. Nicht unbedingt unwichtige Details vor allem wenn ihr in den höheren Schwierigkeitsgraden unterwegs seid oder gar manuell schaltet. Mit einem normalen Cockpit könnte ich mir die Infos wie in der Realität ganz normal holen. Hier habe ich die Arschkarte gezogen und kann faktisch nicht mit deaktiviertem HUD fahren und somit auch keinen Nutzen aus dem Boxenfunk ziehen weil ich alle Infos ganz normal auf dem Bildschirm habe. Die Folgen der nicht funktionierenden Spiegel muss ich erst gar nicht erwähnen. Danke Codemasters. Habt ihr super gemacht!
Der Spielablauf
Der Einzelspielermodus ist unterteilt in fünf Autokategorien: Tourenwagen (der Name sagt schon alles und darf natürlich in einem GRID nicht fehlen), Endurance (8 Minuten lange Nachtrennen mit entsprechenden Prototypen während derer sich eure Reifen abnutzen), Open Wheel (Formel- und IndyCars), Tuner (Zeitrennen und verkackte Driftrennen – schmeißt diesen Scheiß endlich wieder aus euren Rennspielen!) und Street (enge Stadtkurse mit highpowered Straßenautos). Somit ist für jeden etwas dabei und dank insgesamt 78 natürlich komplett lizensierten Autos für ausreichend Abwechslung gesorgt. Der jeweilige fahrbare Untersatz wird euch jedoch für das jeweilige Event vorgeben. Ihr könnt also nicht frei wählen und auch die Tuning-Maßnahmen halten sich in Grenzen. Außerdem gibt es noch die GRID Series, die aber nichts weiter ist als eine Paradedisziplin mit Kombination aus allen anderen Rennmodi.
Alle Karren steuern sich, wie man es erwarten würde, komplett anders aber leider nicht perfekt. Ich habe speziell mit dem Lenkrad sehr oft das Gefühl, dass ich keine richtige Kontrolle habe und stattdessen willkürlich über die Strecke rutsche. Zugegeben: Ich bin auch nicht bereit für jede Autokategorie eigens die Einstellungen für mein G25 anzupassen (speziell die Deadzone sollte für einen Open Wheeler anders sein als für einen Tourenwagen). Aber auch ungeachtet dessen habe ich echt teilweise massive Probleme in Kurven.
Das erneut nur mäßig gelungene Geschwindigkeitsgefühl verstärkt zusätzlich das Gefühl wieder mehr in einem Arcade-Titel unterwegs zu sein obwohl die Entwickler ansonsten alles tun euch eine Simulation vorzugaukeln. Dazu gehört auch vollständig auf das ganze Drumherum zu verzichten. Ihr landet stattdessen direkt nach Spielstart im Hauptmenü, wählt aus den jeweiligen Kategorien eine Eventgruppe (mehrere Rennen und Cups quasi als eine Saison gebündelt) sowie einen Sponsor aus (Ziele, die ihr während der Saison erfüllen müsst, um zusätzlich Erfahrungspunkte zu erhalten) und schon geht es auf den insgesamt 22 Strecken los. Keine Zwischensequenzen. Keine Pseudo-Interview. Keine Bro-Pepp-Talks. Volle Konzentration auf das Wesentliche. Wobei mir zugegebenermaßen schon ein wenig die stylischien Menüs aus Race Driver: GRID fehlen.
Habt ihr eine Saison beendet, wird abgerechnet sprich die Erfahrungspunkte zusammengezählt, im Level aufgestiegen und dadurch die Auswahl an möglichen Events für die nächste Saison erhöht. Das Endziel der Kampagne ist es somit für die OCD-geplagten unter uns alle Events mit Platz 1 zu beenden oder Alternativ das bereits aus den Vorgängern bekannte GRID-Team Ravenwest als Sponsor zu gewinnen und mit ihnen das jeweils finale Event in jeder Kategorien zu gewinnen.
Die SAKI
Zu den Rennen selbst gibt es im Wesentlichen fünf Dinge zu sagen:
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Ihr habt es mit einer Saumäßig Aggressiven Künstlichen Intelligenz zu tun. Egal ob ihr im Straßenauto oder im Formel-312-Wagen unterwegs seid: Kommt ihr zu Nahe, rammt sie euch ohne Rücksicht auf Verluste in Grund und Boden. Ihr könnt euch vorstellen wie viel Spaß das macht. Immerhin fährt sie nicht nur festgeklebt auf der Ideallinie. Jeder Neustart eines Rennens hat tatsächlich ein anderes Ergebnis zur Folge. Außerdem gibt kein Gummiband. Habt ihr es mal geschafft nach vorne zu kommen und macht keine groben Fehler, dann werdet ihr auch den Sieg nach Hause fahren.
- Einen Großteil der Rennen müsst ihr das übliche “Starte auf dem letzten Platz und arbeite dich vor”-Gedöns machen. Ich hasse das. Absolut und mit ganzem Herzen. Wer ist ernsthaft der Meinung, dass es Spaß macht sich jedes Mal von Platz 16, 20 oder 24 nach ganz vorne zu arbeiten hat eine Schraube locker. Da vergeht einem sehr schnell die Lust am Spiel weil es dazu führt, dass auch ihr extrem aggressiv fahren müsst (so spät wie möglich bei einer Haarnadelkurve bremsen, um am ganzen Bündel vorbeizurasen), um Plätze gut zu machen. Vor allem bei den Tourenwagen und Open Wheel ein toller Spaß. Letzterer weil jeder Kontakt einen Dreher zur Folge hat und erstere weil die Tourenwagen sich nicht großartig unterscheiden und ihr abseits solcher Manöver nie im Leben großartig Plätze gut machen könnt. Wenn ihr also die Möglichkeit bekommt ein Qualifying zu absolvieren, dann nutzt sie unbedingt! Selbst wenn ihr nur 9. werdet ist es immer noch besser als ganz hinten zu starten.
- Apropos Qualifying: Codemasters scheint immer noch auf dem Standpunkt, dass die Performancekosten zu hoch sind die KI tatsächlich fahren zu lassen. Entsprechend sehen auch die Zeiten aus. Willkürlich zusammengewürfelt und teilweise exorbitante Verbesserungen zwischen der ersten und der zweiten Runde abhängig davon wie gut eure eigene Zeit war.
- Wenn ihr die Rechenpower und einen zweiten Monitor habt, dann gute Neuigkeiten: GRID Autosport ist mal wieder ein Spiel, welches nativ einen zweiten Monitor unterstüzt. Ihr könnt euch hier auf Wunsch die aktuelle Tabelle, eine Minimap und eine Art Event-Kamera (cineastische Eindrücke mit wechselnden Kameras rund um euer Auto) anzeigen lassen. Sehr cool und sicherlich vor allem mit Freunden ganz nett.
- Hat man sein Auto mal im Griff macht das Fahren über die größtenteils realen Rennstrecken wieder längere Zeit Spaß.
Fazit
Wie bei GRID 2, meckern wir auch bei GRID Autosport auf hohem Niveau. Trotz all seiner vielen Fehler und Probleme ist es immer noch besser als mindestens 85% von dem, was sonst so auf den Markt geworfen wird und zwar nicht nur auf Konsole (auch diese Hochglanzsimulationen wie Gran Turismo oder Forza Motosport können da nicht mithalfen), sondern auch auf PC. Es macht am Ende des Tages also trotz allem Gemecker, wie oben schon erwähnt, immer noch viel Spaß und auch wieder mehr als GRID 2. Azzkickr kann sicherlich bestätigen, dass ich ihm zwar die Ohren vollgejammert habe aber eben 10 Minuten später doch wieder das Lenkrad aufgebaut habe und losgedüst bin. Das lag sicherlich nicht am Mangel an Alternativen.
Eine Kaufempfehlung zum Vollpreis kann ich trotzdem nicht aussprechen. Der neuste Teil kommt weiterhin nicht an das perfekt geschnürte Rundumsorglospaket Race Driver: GRID oder das etwas lässigere Forza Horizon heran (DiRT lassen wir mal außen vor, da eine komplett andere Kategorie). Auch weil es eben nicht so gut den Spagat zwischen Arcade-Titel und Simulation schafft wie der erste Teil der Serie. Von daher ist es schwer für mich den Titel jemanden ans Herz zu legen.
Um bei aktuellen Titeln zu bleiben: Arcade-freudige Naturen sind bei Need for Speed: Rivals besser aufgehoben. Simulationsfreunde warten immer noch auf Project Cars und spielen in der Zwischenzeit DiRT 3. Wer mehr auf “Fun” Wert legt nimmt DiRT Showdown und Hochglanzfetischisten greifen zu Forza 5 oder Gran Turismo 6 (geben sich beide nicht viel) würde ich sagen. Und GRID 2-gescholtene Käufer machen sowieso einen großen Bogen um Codemasters vermute ich. Somit bleibt als Zielgruppe für GRID Autosport nur derjenige übrig, der zwingen Rennspielnachschub braucht weil er alles andere schon durch hat. Und selbst dem würde ich den Kauf nur zum Budgetpreis empfehlen.
Epilog
Einen Budgetkauf zu empfehlen mag hart und extrem negativ klingen, aber ich habe mittlerweile echt die Nase voll von Codemasters. Ganz ehrlich. Ich weiß, dass sie phänomenal gute Rennspiele mit coolen Luxusfeatures (dieses Mal vor allem der Support für den zweiten Bildschirm in meinen Augen) basteln können. In jedem ihrer Titel ist das auch immer sichtbar (GRID Autosport ist wie gesagt bei weitem kein schlechtes Rennspiel), sonst würde ich nicht fast jedes Jahr zumindest eine NOCA-Nominierung springen lassen. Außerdem sind sie beispielsweise immer noch fast die einzige Firma, welche von Haus aus mein G25 anständig unterstützt und somit allein schon dadurch ein geniales Fahrgefühl erzeugt. Aber dann fange ich das Spielen an und finde jedes Mal wieder irgendwelche völlig unnötig störende Sachen, die mich einfach nur aufregen eben weil ich weiß, dass sie es besser könnten wenn sie die Zeit, das Geld oder die Lust dazu hätten. Das frustriert unendlich.
Nun aber genug zu GRID Autosport. Am Donnerstag erwartet euch wieder Azzkickr, der euch ein paar Sätze zur aktuellen Situation im Bereich der Chipsätze erzählt.
Bis dann!
Azzkickr bestätigt hiermit, dass Sic am laufenden Band Grid:Autosport spielt
Ich habs noch nicht getestet, aber ich bin auch wenig motiviert dazu. Der Grund ist eigentlich recht schnell erklärt: Für Rallye-Fahrten nehm ich mir DIRT 1 zur Hand, für Motorsport GRID 1, für Arcade Dirt: Showdown und für die perfekte Open-World-Kombination mit super Flair ist Forza Horizon vorhanden. Ach: sollte ich mal Formel1 fahren wollen, greif ich mir F1 2013. Und für die ganz stupide Actionraserei gibts ja die NFS-Serie. Und für die Grafikhuren (ich!) gibts ja neuerdings auch Forza 5.
Kurzum: Grid Autosport erfüllt für mich keinen Mehrwert zur bestehenden (teils hauseigenen) Konkurrenz. Da sich auch technisch nicht viel getan hat und alte Schwächen (Cockpitansicht, KI) wenn überhaupt nur halbherzig ausgemerzt wurden, werde ich diesen Teil auslassen. Abgesehen davon, dass Dirt 2, Dirt 3 und Grid 2 noch nichtmal angespielt sind…
Im Übrigen: an alle Forza Horizon Fans hier: ich hab das Spiel jetzt (binnen einer Woche) komplett durch, bin aber nach wie vor gierig nach dem Game. Es ist einfach sensationell gut. Wer sich also um Bestzeiten mit mir schlagen will -> einfach melden.!!
@Sic, @Ron
In der Hoffnung, euch ein bisschen aus der Reserve locken und zu einem Wettkampf auffordern zu können, war ich mal so frei und hab mich in Forza Horizon bei sämtlichen gelben und grünen Festivalveranstaltungen sowie allen Schaurennen in der Rangliste vor euch gesetzt.
Die blauen Rennen kommen als nächstes dran ;)
Ich warte auf Herausforderungen !!! :
Muss jetzt erstmal Forza 4 spielen :P
Ich hab’ gestern mal en bisschen Forza Horizon gespielt. Aber deine Karre (der Audi TT?) ist einfach extrem viel schneller als mein Subaru deswegen hab ichs gleich wieder aufgegeben und die Kampagne weitergemacht.