Am Freitag war es also soweit: Ein Besuch beim Notar stand an bei dem die Unterschriften (Käufer, Verkäufer und Notar) unter ein hochoffizielles (und verdammt teures!) Dokument gesetzt wurden. Und damit haben wir technisch gesehen ein Haus gekauft. Jippie! Lasst die Sektkorken knallen und wir uns bis zum Morgengrauen besaufen!
Oder besser nicht, denn die Realität sieht natürlich noch etwas anders aus. Also rein formal gesehen ist das Ding jetzt tatsächlich uns. Aber die Finanzierung muss nun noch endgültig durchgehen und unterschrieben werden, die jeweilige Bank das Geld anschließend tatsächlich dem Notar zur Verteilung an die Verkäufer zur Verfügung stellen und abschließend die Übergabe stattfinden. Nebenbei wollen Makler (5,95% vom Kaufpreis!), Notar (1,5 bis 2%) und die Grunderwerbssteuer (6%) bezahlt werden. Die wollen ihr Geld übrigens am liebsten aus Eigenkapital erhalten. Banken mögen es überhaupt nicht gerne, wenn ihr die Kaufnebenkosten über einen Kredit finanzieren wollt. War/ist bei uns aber zum Glück kein Problem.
Doch zurück zum Ablauf: Das Grundbuch muss “nebenbei” mit den neuen Informationen überschrieben werden und dann auch noch so ein Eigentumsdingens irgendwo eingetragen werden was ich grad wieder vergessen habe (macht aber alles der Notar automatisch). Damit ist wohl so im März/April zu rechnen, wir wohnen also dann technisch gesehen schon einige Zeit drin bis das alles erledigt ist. Außerdem stehen auch noch ein paar Renovierungsarbeiten (aber nichts Extremes) nach der Übergabe Mitte Dezember an bis wir dann tatsächlich Ende Januar in unser neues trautes Heim umziehen können. Wobei die Arbeiten am eigenen Haus ja bekanntlich niemals wirklich abgeschlossen sind .
Aber spätestens dann gibt es kein Zurück mehr, denn meine aktuelle Wohnung habe ich Freitagabend schon gekündigt. Von daher müssen wir zusehen, dass auch die letzten Schritte noch klappen und alles halbwegs geordnet über die Bühne geht. Zuallererst eben die ganze Sache mit den Banken.
Die Situation
Jaja, die Banken. Das ist ein Thema für sich. Ich hatte ja schon das letzte Mal erwähnt, dass wir eigentlich an einem schicken Häuschen dran waren. Leider passte das den Banken irgendwie nicht so richtig (war Baujahr Achtzehnhundertirgendwas aber komplett Renoviert). Die wollten noch haufenweise zusätzliche Unterlagen haben, die aber schlicht nicht mehr existieren (Baupläne und Renovierungsnachweise zum Beispiel) und einen Gutachter haben sie nicht rechtzeitig losgeschickt bekommen. Somit wurde es uns dann doch noch vor der Nase weggeschnappt. Hat sehr wehgetan, muss ich sagen. War ein echt schickes kleines Häuschen. Jetzt haben wir halt nach einer weiteren Suche ein anderes, nicht weniger schickes Häuschen im gleichen Dorf gefunden und wie gesagt auch schon unterschrieben.
Jetzt wird der eine oder andere Ausrufezeichen über seinem Kopf haben: “Wie? Ihr unterschreibt ohne, dass die Finanzierung unter Dach und Fach ist? Das ist doch grob fahrlässig!”. Die Antwort: Nein, natürlich nicht. Der Makler (vom Verkäufer beauftragt) hätte uns in dem Fall erst gar nicht zum Notar mitgenommen, wenn wir kein Darlehen bekommen würden. Aber aktuell haben wir nur ein festes Angebot über den Makler, können uns also noch umschauen und müssen erst Mitte November entscheiden unter welchen Vertrag wir tatsächlich unsere Unterschrift setzen. Sinnvollerweise natürlich den mit den besten Konditionen. Wenn es am Ende das vom Makler ist, dann den. Ansonsten halt einen anderen.
Geld? Hamma keins?!
Ist aber definitiv nicht so einfach an Geld zu kommen. Irgendwie haben die Banken mittlerweile keine Lust mehr Kredite zu vergeben. Zumindest fühlt es sich so an. Die Hürden sind irgendwie extrem hoch. Ich frag mich wie da noch ein Existenzgründer oder eine bestehende Firma an Kohle kommt. Allen möglichen Scheiß wollen sie haben, um in allen Fällen 100% abgesichert zu sein und ja keine Verluste zu machen bzw. keine Ruine zu “kaufen”. Da wird man von oben bis unten durchleuchtet und das Haus genauso. Dass sie nicht den erstgeborenen Sohn überschreiben lassen ist schon fast ein Wunder. Aber lassen wir uns doch mal ein wenig konkreter werden. Was haben wir denn bislang so an Erfahrungen gemacht?
Nun, die Banken wollen auf jeden Fall eine ausführliche Selbstauskunft mit allem Drum und Dran. Sprich wie viel verdient man und wie lange schon (mit Nachweis natürlich), hat man noch Schulden, wie viel Eigenkapital hat man (auch hier mit entsprechendem Nachweis), wie viel Vermögen insgesamt und was bringt man davon in den Kauf ein (wie erwähnt wegen den Nebenkosten), wird der Kredit alleine getragen oder zusammen mit einem anderen, muss man aktuell irgendwo Unterhalt bezahlen und so Zeugs. Dann darf noch die Genehmigung erteilt werden die Schufa abzufragen und das Haus wird auch noch von einem Gutachter besichtigt – unter Umständen sogar mehrmals. Und wehe es ist zu alt. Dann bitteschön auch noch Nachweisen, dass es auf den neusten Stand renoviert wurde in den letzten Jahren. Sprich mit Rechnungen und derlei Kram. Ernsthaft: Wer, glauben die, hebt das Zeug so lange auf?
Einsam? Ja, ne, das geht so ned!
Alleine finanzieren ist übrigens gefühlt das Schlimmste, was man aus Sicht der Bank machen kann. Und zwar egal wie viel ihr verdient. Da muss Mann/Frau dann auch noch eine Risikolebensversicherung haben, sonst wird das nix. Zugegeben: Das ist im ersten Moment wohl nicht zu Gunsten der Bank, sondern im Sinne der Erben. Damit ist meinem Verständnis nach sichergestellt, dass der Kredit trotzdem bedient werden kann und eben nicht gleich die Hütte verkauft werden muss. Ist insofern also tatsächlich nicht ganz so verkehrt. Aber trotzdem: Man fühlt sich durchaus etwas unnötig gegängelt von den Geldhäusern.
Zumal sie sich natürlich mit allem auch noch viel Zeit lassen. Und das hat man in so einer Gegend wie das Umland von Darmstadt einfach nicht. Da muss man sich extrem schnell entscheiden. Im aktuellen Fall waren wir auch nur die zweiten, die das Haus reserviert hatten und hinter uns war auch noch eine weitere Schlange an Nachreservierungen. Wir haben es also auch nur bekommen, weil der vor uns nicht schnell genug einen Nachweis darüber bringen konnte, dass er das versprochene Eigenkapital tatsächlich hat. Da waren wir besser vorbereitet (kannten das Spielchen ja jetzt auch schon).
Entsprechend praktisch ist es, dass der Makler quasi eine Inhouse-Finanzierung als “Rückfalllösung” anbietet. Sonst hätten auch wir das wieder nicht hinbekommen zeitlich. So konnten wir hingegen jetzt schon gefahrlos unterschreiben ohne bereits eine feste Unterschrift unter einem Darlehensvertrag zu haben. Zumindest über ihn können wir uns nämlich sicher sein auch tatsächlich einen zu bekommen. Wie gesagt: Sonst wäre er erst gar nicht mit uns zum Notar. Was aber jetzt nicht heißt, dass die Konditionen über den Makler so schlecht sind. Sind sie definitiv nicht. Wir verkaufen also nicht unsere Seele sollten wir im Zweifel sein Angebot annehmen, wenn wir wirklich nicht rechtzeitig etwas Besseres finden.
Fazit
Ist also bislang alles sehr angenehm gelaufen muss ich sagen. Natürlich hatte vor allem ich, das kleine Sensibelchen, im Vorfeld mehr oder weniger Angst und ein mulmiges Gefühl vor diesem Schritt. Ist schließlich nichts, was man einfach so übers Knie brechen sollte so ein Hauskauf. Und das unruhige Gefühl im Bauch wird wohl auch erst nach der ersten Nacht im neuen Heim komplett verschwunden sein. Aber ich sehe auch ganz klar ein: Wenn nicht jetzt, wann dann? Zumal wir mit der Hütte denke ich schon ein gutes Geschäft gemacht haben. Aber mehr dazu dann vermutlich im nächsten Jahr .
Ich freue mich auf jeden Fall sehr darauf mit meiner Freundin in das schicke Eigenheim einzuziehen und damit den nächsten Schritt hin zu einem “traditionellen” Leben zu tun!
Na dann Glückwunsch!
Ganz schön krass so nen Schritt zu gehen, ich kann mir das selber irgendwie noch so gar nicht vorstellen.
Herzlichen Glückwunsch :)
Danke .
Vor sechs Monaten konnte ich mir das auch nicht so recht vorstellen und ein Stück weit surreal ist es auch immer noch obwohl wir nun schon seit Juli an dem Projekt arbeiten. Da zeigt sich mal wieder, was ein wenig zusätzliche Motivation bewirken kann .
Glaub’ so stark wie 2015 hat sich mein Leben noch nie in einem Jahr verändert.
Und da steht die Finanzierung. Kann den Makler echt nicht genug loben. Hat nicht nur ein neues, wesentlich besseres Angebot vorgelegt, sondern bei ihm haben wir auch den ganzen Blödsinn mit den Unterlagen vom Haus nicht. Da weiß man wenigstens ein bisschen wo die 5,95% hingehen im Gegensatz zu den 2,98% beim Mieten…
Glückwunsch! Schön zu hören, dass Makler auch mal etwas für ihr Geld tun, abseits vom Tür aufschließen und Geld kassieren.
Ja, bei einem Hauskauf ist das definitiv anders als bei der Wohnungssuche. Wobei das sich jetzt dort vielleicht auch etwas bessert weil ja nun der den Makler bezahlen muss, der ihn beauftragt. Also nicht mehr automatisch der neue Mieter.
“Wobei das sich jetzt dort vielleicht auch etwas bessert weil ja nun der den Makler bezahlen muss, der ihn beauftragt.”
Naja .. Hab neulich ne Reportage im TV gesehen, die erheben diese Kosten nun als andere “ausgedachte” Gebühren ;)
Also ganz ehrlich, das rechtfertigt die Provision doch trotzdem nicht im geringsten. Wenn du deinem Bankberater ne 5 stellige Summe in den Rachen wirfst, läuft das vermutlich auch ein wenig anders ab…
Ich hab ja geschreiben “ein bisschen”. Natürlich ist das trotzdem alles keinen fünfstelligen Betrag wert.