Endlich habe ich DOOM (2016) durch. Anders als bei Mirror’s Edge Catalyst ist dieses “endlich” aber absolut nicht negativ besetzt. Stattdessen drückt es mehr meine Überraschung darüber aus, dass es doch so lange gedauert hat. Schließlich habe ich anno 2016 vergleichsweise früh zugegriffen (für meine heutigen Verhältnisse…) und von mir als ultimativen id-Fan™ hättet ihr sicherlich anderes erwartet. Ich geh’ kurz in die Ecke und mich schämen.
/me steht in der Ecke und schämt sich
So zufrieden? Nicht? Egal. Besser spät als nie. Die finale Wertung dürfte auf jeden Fall nicht überraschend kommen. Von mir gibt es satte und kompromisslose . Auch wenn ich fast drei Jahre gebraucht habe es endlich zu beenden, lag das definitiv nicht am Spiel, sondern nur an meinen Prioritäten .
Ein absolutes und fast perfektes Meisterwerk
Es war ein langer Weg für id zu DOOM (2016) aber das Ergebnis ist schlichtweg fantastisch. Ja, beim genaueren Hinsehen rennt und springt ihr “nur” von einer Arena zur nächsten Arena und wartet darauf, dass die nächste Welle Monster hereinteleportiert wird. Aber wenn sich die Kämpfe so gut anfühlen wie hier, dann wäre alles andere absolut fatal. Die Waffen haben mächtig Rums, das Arsenal ist umfangreich, die alternativen Feuermodi gehen überraschend schnell ins Blut über, die Glory Kills helfen das Tempo hoch zu halten und Mick Gordons Soundtrack ist zwar tatsächlich nichts, was ich mir außerhalb des Spiels lange anhören kann (etwas zu hart und disharmonisch). Aber für die Action ist er so dermaßen passend und genial – das muss man selbst erlebt haben, um es zu verstehen.
Grafisch ist der Titel trotz seiner begrenzten Farbpalette (Industriegrau oder höllisch rot) ebenfalls beeindruckend anzuschauen und besonders mit Vulkan-API sehr performant (kann ich ja dank meines Rechnerupgrades endlich nutzen). Das optisch Beeindruckende kommt aber vermutlich sehr viel auch durch das größtenteils gelungene Leveldesign. Es ist zwar nicht ganz so extrem Labyrinthartig wie im Original aber die Levels sind trotzdem angenehm groß und mit vielen Ecken zum Erkunden und Geheimnisse finden.
Der Schandfleck?
Wenn ich etwas an der Einzelspielerkampagne zu bemängeln habe, dann höchstens, dass die Geschichte nach dem fulminanten Einstieg etwas zu stark abflacht. Die Aufzug-Sequenz ist so unglaublich genial wie sie kurz ist und dürfte eins der besten Intros aller Zeiten sein. Pure Emotionen ausgedrückt ohne, dass überhaupt ein Gesicht zu sehen ist. Wahnsinn.
Aber diese Momente, in denen der Doom Slayer seine “Fuck You!!”-Attitüde außerhalb der Kämpfe zur Schau stellt, sind sehr wenige wenn auch immer sehr coole Situationen. Vor allem im letzten Drittel des Spiels verfallen die Entwickler jedoch wieder in den “Stiller Protagonist macht, was man ihm sagt”-Modus. Und zu allem Überfluss können weder der finale Bosskampf noch das Ende wirklich überzeugen.
Abseits der eher geringen Herausforderung der Bosskämpfe (trotz Ultra-Violence-Schwierigkeitsgrad) im Allgemeinen dürfte ein Grund sein, dass trotz der vielen sammelbaren Datenlogs und den eingestreuten Flashback-Hologrammen irgendwie keiner der Hauptcharaktere für mich auf die eine interessante Ebene steigt. Doomguy tötet alles und jeden aber seine Motivation ist einzig und allein, dass er Dämonen hasst – mehr nicht. Das funktioniert für ihn sehr gut und macht ihn auch ein Stück weit sympathisch. Ich als Spieler möchte aber doch ein bisschen mehr haben, wenn die Entwickler schon versuchen so zu tun, als gäbe es hier eine tiefgründige Mythologie hinter allem. Leider interessiert mich speziell Olivia Pierce nicht die Bohne und Samuel Hayden hat nur eine coole Bass-Stimme. Nicht ganz Sinn der Sache würde ich sagen. Das muss zwingend mit DOOM Eternal besser werden. Andererseits hat es mich logischerweise nicht so sehr gestört, dass ich aufgehört hätte zu spielen . Am Ende des Tages hat DOOM (2016) trotzdem ein paar richtig geile Momente wie besagtes Intro oder der Einstieg in den Cyberdemon-Kampf.
Gemeinsam statt Einsam
Zu 100% fertig habe ich die Einzelspielerkampagne noch nicht. Hier und da habe ich wohl ein Datalog übersehen und ein paar Waffen wollen noch gemeistert werden (die letzte Upgradestufe jeder Waffenmodifikation ist immer eine Challenge wie z.B. töte 10 mal 4 Gegner gleichzeitig). Das habe ich mir durchaus vorgenommen noch alles zu erledigen. Aber gleichzeitig habe ich nun auch meine Fühler stärker in den Mehrspielermodus ausgestreckt. Anno 2016 hatte ich ihn als Halo-Klon abgetan und ja, prinzipiell hat sich daran nichts geändert. Doch die Entwickler haben in der Zeit einige Sachen verbessert und vor allem wichtige Modi wie z.B. Deathmatch ergänzt. Zwar wird mich der Mehrspieler trotzdem nicht stundenlang bei der Stange halten – dafür habe ich noch zu viele Einzelspielertitel zum Zocken – aber für ein paar Matches zwischendurch macht es auf jeden Fall Laune und fühlt sich glücklicherweise ganz anders an als Quake Champions trotz vieler ähnlicher Elemente (z.B. Progressionssystem, Customizing des Charakters, etc.).
Somit bleibt mir zum Abschluss des heutigen Eintrags nur noch einmal zu sagen: Wenn ihr es noch nicht getan habt und auch nur einen Funken Interesse an Ego-Shootern habt, dann MÜSST ihr DOOM (2016) spielen. Ich lasse da keine Ausrede abseits einer ausgeprägten Dämonophobie gelten. Und selbst da könnte man ids Werk eher als Therapie ansehen . Ich für meinen Teil bin absolut heiß auf DOOM Eternal. Mal schauen was die E3 2019 und/oder die QuakeCon 2019 in dieser Hinsicht bringen werden.