Sicarius

Befehlen & Erobern

Command & Conquer Remastered Collection (Herstellerbild)

Vergangenen Freitag hat die globale Spielerschaft mal wieder den Atem angehalten. Es war nicht so heftig wie am 20. März als DOOM Eternal und Animal Crossing: New Horizons auf den Markt kamen. Aber man hat doch in den Knochen gespürt, dass da was sehnsüchtig erwartetes endlich freigeschaltet wurde und sich eine riesige Masse an Spielern (20.000 allein auf Steam!) sofort drauf stürzte. Die Rede ist von der Command & Conquer Remastered Collection.

Ein dickes Ding

Kein Wunder: Ist ja auch ein Wahnsinnspaket das Petroglyph (von ehemaligen Westwood-Mitarbeitern gegründet) und Lemon Sky Studios da unter der Schirmherrschaft von Electronic Arts gepackt haben. Zwei Spiele (Teil 1 – Der Tiberiumkonflikt und Teil 2 – Alarmstufe Rot – ja, die deutsche Namensgebung war anno 1995 noch total Banane), alle drei Addons (Mission CD – Der Ausnahmezustand, Mission CD – Gegenangriff und Mission CD 2 – Vergeltungsschlag) plus ehemals konsolenexklusive Missionen und Zwischensequenzen (PlayStation und Nintendo 64). Verpackt in ein 4K-Grafik-Gerüst (mit mittlerweile üblichem Umschalter alt/neu), einem vollständig von Frank Klepacki höchstpersönlich remasterten, siebenstündigen Soundtrack (das Original steht ebenfalls zur Verfügung) und mit Hilfe von KI hochskalierte Zwischensequenzen. Okay, die könnten etwas besser sein. Aber die Originalaufnahmen sind wohl verschollen. Und den reinen CGI-Sequenzen merkt man ebenfalls sehr deutlich an, dass sie mittlerweile 25 Jahre alt sind. Da bringt es auch nichts, wenn man sie auf 4K hochskaliert. Es sieht trotzdem scheiße aus :wink: .

Trotzdem hört es da noch nicht auf: Über vier Stunden Making-Ofs, Outtakes und unveröffentlichte Musik (muss durch das Spielen der Kampagne freigeschaltet werden). Mod-Support (es gab schon Mods, da war das Spiel noch gar nicht freigeschaltet!), ein auf Wunsch moderneres User Interface und Steuerung (stark individualisierbar!), ein Karteneditor und und und. Man kann Electronic Arts viel vorwerfen aber bei diesem Remaster anlässlich des 25. Geburtstags haben sie echt alles rausgeholt, was ging. Und dann hauen sie es auch noch für läppische 20€ raus. Was will man mehr? Aus meiner Sicht nichts.

Da hat nicht nur unserer Rondrer schwer überlegt, ob er es sich holen soll – selbst ich habe zugeschlagen. Allerdings – ihr kennt mich ja – nicht bei der digitalen Version, sondern bei der 25th Anniversary Edition von Limited Run Games. Die ist aber aufgrund von Corona und dem ganzen Kram noch nicht fertig produziert. Somit musste ich erstmal mit einem Steam-Key (ja, kein Origin-Key) vorliebnehmen.

Kurzes Abschweifen

Command & Conquer 4: Tiberian Twilight (Herstellerbild)

Langjährige Mitleser wissen: Ich bin weder der größte Basenbau-Stratege (Schildkröten ftw.!) im Allgemeinen noch ein großer Command & Conquer-Fan im Speziellen. Dune II: The Battle for Arrakis (1992), Dune 2000 (1998) und Emperor: Battle for Dune (2001) haben es allein durch das Setting geschafft mich langfristig in den Bann zu ziehen – und selbst da habe ich es teilweise bis heute nicht geschafft alle Kampagnen zu beenden (die Atreides-Kampagne in Dune II ist einfach nur unfair). Erst mit Command & Conquer: Alarmstufe Rot 3 habe ich mal einen Teil der Serie nicht nur intensiv, sondern sogar komplett durchgespielt. Gefolgt von Command & Conquer 4: Tiberian Twilight, weil ich es für GamersGlobal testen durfte. Aber für viele Fans existiert dieser Titel ja (zu Recht) nicht :smile: .

Übrigens ein gutes Stichwort, um euch mal wieder eine Ladung nutzloses Wissen zu vermitteln: Command & Conquer 4: Tiberian Twilight war gar nicht als der vierte Teil der Serie angedacht. Das erklärt auch den erbärmlichen Zustand der Kampagne. Es war zuerst (2008) als Command & Conquer: Arena in Entwicklung und sollte ein Multiplayer-basiertes Spin-Off für den asiatischen Markt werden. EA war lange total besessen davon aus der Marke eine Games-as-a-Service-Sache zu machen. Das Management verlangte dann aber vom Entwickler EA Los Angeles, dass sie eine Einzelspielerkampagne einbauen, damit es als offizielles Sequel vermarktet werden konnte.

Das Studio war von der Idee angeblich nicht so begeistert (nachvollziehbar) aber am Ende kann man sich schlecht demjenigen widersetzen, der das eigene Gehalt bezahlt. Somit wurde schnell besagte Kampagne zusammengerotzt (war ja vorher nicht geplant), sie als das Finale der Kane-Storyline deklariert und ein paar lustlose FMVs dazu gedreht. Die Quittung kam umgehend als das Spiel 2010 von Presse und Spielern gleichermaßen zerrissen wurde. Gut, meine 7,5/10 ist vielleicht nicht der härteste Verriss. Aber das grundlegende Spielprinzip hat zumindest mir durchaus Spaß gemacht. Dass Command & Conquer draufstand und es damit nichts mehr zu tun hatte, dafür kann ich ja nichts :smile: . Und ja, EA Los Angeles (bis 2000 DreamWorks Interactive, nach 2010 Danger Close Games) existiert mittlerweile nicht mehr. Es wurde 2013 nach dem Debakel namens Medal of Honor: Warfighter geschlossen. Ein Teil der Entwickler wechselten zu DICE LA. Das wiederum firmiert seit diesem Jahr angeblich als eigenständiges Studio und hängt nicht mehr nur am Rockzipfel von EA DICE, um für die Battlefield-Serie Unterstützung zu leisten.

Zurück zur Collection

Command & Conquer Remastered Collection (Herstellerbild)

Ich habe also am Wochenende zum ersten Mal versucht “richtig” Command Conquer: Teil 1 – Der Tiberiumkonflikt zu spielen. Zum Verfassungszeitpunkt zwei Stunden damit verbracht und vier GDI- (von 15) und eine NOD-Mission (von 13) erfolgreich beendet. Die zentrale Erkenntnis nach dieser natürlich noch recht kurzen Zeit? Ich bin weiterhin grundsätzlich zu blöd für Basenbau und Verteidigung derselben :smile: . Ja, ich musste sogar schon die dritte GDI-Mission (auf normalem Schwierigkeitsgrad) mehrfach starten bevor ich es geschafft habe und GDI-Mission 4 (Variante “Hol’ gestohlenes Zeugs von den NOD zurück”) habe ich erst mit einer Komplettlösung geschafft. Mission 4 (!). Schon irgendwie ein Armutszeugnis – also für mich, nicht für das Spiel.

Ansonsten ist es ist trotz des modernen Anstrichs und dem ein oder anderen Komfortfeature immer noch das exakt gleiche Spiel aus dem Jahre 1995 (mit hoffentlich 2-3 weniger Bugs). Das freut Veteranen, die keine Änderungen am Gameplay zulassen. Es zeigt aber gleichzeitig auch wie viel weiter wir doch mittlerweile nicht nur im Echtzeitstrategiegenre gekommen sind. Das Pathfinding ist unter aller Sau (nicht nur beim berühmten Tiberium-Ernter), das Handling der Gebäude und Einheiten selbst mit modernisierter Steuerung eher gewöhnungsbedürftig (u.a. sehr langsame Reaktionszeit bis Befehle ausgeführt werden), die eigenen Einheiten halten gefühlt nichts aus, die KI cheatet was das Zeug hält (fleißig Einheiten produzieren obwohl kein Einkommen), weil sie ansonsten dumm wie Brot ist und ja, so richtig warm bin ich noch nicht mit dem Titel geworden. Liegt entweder am lahmen Einstieg (war früher halt so) oder daran, dass mich das grundsätzliche Setting GDI vs. NOD weiterhin nicht so richtig anmacht. Dann doch lieber das bunte Menschen vs.Orks-Getümmel in WarCraft 2: Tides of Darkness aus dem gleichen Jahr. Muss nachher mal in Command Conquer: Teil 2 – Alarmstufe Rot reinschauen. Vielleicht wird’s da etwas besser.

Das soll euch aber natürlich nicht vom Kauf abhalten. Wie eingangs erwähnt: Ich kann zwar nachvollziehen wie wichtig und einflussreich Command & Conquer für das Echtzeitstrategiespielgenre war, ich konnte selbst “live” in den 90igern nicht viel mit anfangen. Wenn ich mir hingegen meine Freundesliste so anschaue, haben so einige bereits stundenlangen Spaß mit dem Machwerk. Insofern bleibt mir erstmal nur festzuhalten: Es ist grundsätzlich wirklich die perfekte Remastered Collection geworden. Man kriegt für sein Geld einiges geboten und kann wochen-, wenn nicht sogar monatelang nichts anderes zocken. Voraussetzung ist aber sicherlich entweder eine dicke Ladung Nostalgie, weil man damals selbst mit dabei war und/oder Fan der Serie ist. Oder zumindest die Bereitschaft sich auf die vielen Eigenarten und Ungereimtheiten aus den Anfangstagen des Echtzeitstrategiegenres einzulassen. Dabei sind die beiden Titel im Vergleich zu Dune II – The Battle for Arrakis (1992) schon fast abartig modern. Mehrere Einheiten gleichzeitig markieren und Befehle erteilen? Das ist doch nur was für n00bs! *versteckt heimlich seine Dune 2000-CD* :wink:

Drei abgeschlossene Crowdfunding-Projekte

Zur Erinnerung: 2012 und 2013 hatte ich insgesamt 103 Crowdfunding-Projekte (damals noch ausschließlich auf Kickstarter) unterstützt. 22 davon waren nicht erfolgreich, 58 wurden in der Zwischenzeit tatsächlich komplett abgeschlossen (alle Rewards wurden ausgeliefert) und die restlichen 23 sind in diversen Stadien von “könnte vielleicht noch was kommen” bis “Geld zum Fenster rausgeworfen” versackt.

Ganz schön viel (Geld) aber das waren eben die euphorischen Anfangsjahre in denen speziell im Videospielebereich nicht nur viele ihr Glück versuchten, sondern auch die Bereitschaft von Leuten wir mir offensichtlich noch Größer war etwas in den Topf zu schmeißen. Als dann allerdings die ersten Projekte sich verschoben, im Nichts verschwanden oder das Ergebnis nicht die (meist viel zu hohen) Erwartungen erfüllte, machte sich Ernüchterung breit. Die Konsequenz: In den Jahren 2014-2015 habe ich insgesamt nur 28 Projekten mein hart verdientes Geld zugestanden. Zugegeben: Das war die Zeit in der sich meine Lebenssituation anfing stark zu verändern. Erst der Wechsel nach Nürnberg Ende 2013, dann die drastische Reduzierung meines Spielekonsums und der Umzug nach Darmstadt in 2014 und dann 2015 die ganze Sache mit Lysanda. Da blieb nicht viel Platz für Crowdfunding – schon gar nicht für Videospiele. Trotzdem: Ich habe nach den Erfahrungen in 2012/2013 definitiv auch angefangen genauer darauf zu achten, wem ich mein Geld in den Rachen werfe. Mit Erfolg? Schauen wir es uns die beiden Jahre doch mal genauer an.

Das Crowdfunding-Jahr 2014

“Nur” elf Projekten habe ich 2014 für würdig genug gesehen mein Geld anzunehmen und davon war tatsächlich nur eine einzige Kampagne nicht erfolgreich: Outcast Reboot HD. Erschienen ist der Titel 2017 dann trotzdem als Outcast – Second Contact. Insofern also ein Happy End für die Entwickler. Unter den restlichen zehn Projekten waren hingegen nur drei Videospiele: Hover (eine Hommage an Jet Set Radio), Bear Simulator (eine The Elder Scrolls V: Skyrim/Simulator-Genre-Parodie) und The Book of Unwritten Tales 2 (Point & Click-Adventure aus deutschen Landen). Und ja: Alle drei sind tatsächlich erschienen. Abgeschlossen ist aber nur die Kampagne von King Art Games, bei den anderen zweien fehlende technisch gesehen noch die physikalischen Rewards.

Hover (Herstellerbild)

Bei Bear Simulator werden die vermutlich nie kommen. Der Entwickler war völlig überfordert vom Erfolg seines eigenen Kickstarters und leidet€ eindeutig unter einem geringen Selbstwertgefühl, wenn man so die jammervollen Updates in schlechtem Englisch verfolgt hat. Hat auch schon seit Jahren keinen Mucks mehr von sich gegeben. Ein Wunder, dass am Ende (2016) überhaupt etwas spielbares veröffentlicht wurde. Und nein: der Gag ist keine 15 Euro wert. Wirklich nicht. Da gibt es sehr viele bessere Spiele im Allgemeinen und Parodien im speziellen, die ihr erleben solltet. Hover hingegen ist sein Geld zwar wert, wenn ihr mal wieder als Rebell auf Rollerskates durch eine neongetränkte Stadt rasen wollt, aber es war schon ein langer Kampf, damit ich überhaupt meinen Key bekomme. Die physikalischen Extras sind hingegen bis heute nicht eingetroffen und das, obwohl z.B. Limited Run Games sogar eine Charge Boxen für die breite Masse hergestellt hat! Echt eine Sauerei. Aber gut, so ist das halt mit Crowdfunding. “You win some, you lose some”. Es ist ein Glückspiel und keine Vorbestellung.

Die Nicht-Videospiele von 2014

Ansonsten ist von 2014 nur noch das offizielle Kompendium zu Quest for Infamy offen. Keine Ahnung woran es da scheitert. Ja, gesundheitliche Probleme und so aber es sind ja nicht alle Entwickler dort alt und krank. Die Bücher sind fertig, gedruckt und wohl zum Teil sogar verschickt worden aber ich war bei dieser ersten Ladung offensichtlich nicht dabei. Große Hoffnungen, dass da noch was kommt, habe ich hier ebenfalls nicht mehr – ebenso für die physikalischen Extras für das Spiel selbst (auch hier: angeblich alle schon seit Jahren im Lagerhaus).

Die restlichen sieben Crowdfunding-Projekte teilen sich auf in drei Bücher, zwei (Spiele-)Musikalben und zwei Filme. Diese sind komplett abgeschlossen und bis auf Lazer Team von hervorragender Qualität. Darunter die genialen C64-Remixe von Matt Grey (das 3. Album entsteht derzeit) und das super interessante A History of the Great Empires of EVE Online von Andrew Groen (das zweite Buch kommt im Herbst). Wer der englischen Sprache mächtig ist und auch nur einen Funken Interesse an EVE Online hat, sollte sich dieses Buch unbedingt zulegen. Aber am besten noch ein paar Tage auf die runderneuerte zweite Auflage warten und dann beide Bücher kaufen.

Bear Simulator (Herstellerbild)

Stellt sich abschließend noch die Frage, ob ich von den zehn erfolgreichen Projekten aus dem Jahre 2014 welche bereue? Tatsächlich ja. Bear Simulator war zwar kein totaler Reinfall (es ist erschienen und spielbar) und war nicht ansatzweise so teuer wie die OUYA, aber wie gesagt: Der Gag war es am Ende trotzdem nicht wert und ohne physische Box habe ich nicht einmal was fürs Regal. Den ersten Film aus dem Hause Rooster Teeth, Lazer Team hätte ich im Nachhinein betrachtet ebenfalls sein lassen sollen. Das war zu einer Zeit wo ich noch viel von denen geschaut und mich entsprechend habe mitreißen lassen. Aber es ist kein gutes und vor allem nur bedingt lustiges Werk – wie vieles, was Rooster Teeth mittlerweile produziert. Vermutlich bin ich einfach zu alt geworden für diese Art von amerikanischem Humor.

Das Crowdfunding-Jahr 2015

2015 durften 16 Projekte von meiner Kreditkarte abbuchen. Und nicht nur waren alle Kampagnen erfolgreich: Es ist auch mittlerweile fast alles veröffentlicht worden! “Fast” deshalb, weil die Entwickler bei Infamous Quest gleich drei Point & Click-Adventure mit einer Kampagne finanziert haben und bislang erst The Order of the Throne – The King’s Challenge auf den Markt gekommen ist. Das verkauft sich aber wie schon Quest for Infamy eher schlecht. Die Zielgruppe für Retro-Adventures wie sie Sierra in den 90igern hergestellt hat ist scheinbar doch nicht so groß wie erwartet. Die beiden anderen sind aber wohl grundsätzlich noch in Entwicklung. Also gebe ich ihnen noch ein paar Jährchen Zeit. Immerhin bleibt die Grafik zeitlos :smile: . Bei Underworld Ascendant (der nicht ganz so gelungene Dungeon Crawler) und Bloodstained: Ritual of the Night (das definitiv gelungene Castlevania-das-nicht-so-heißen-darf-weil-die-Rechte-bei-Konami-liegen) fehlen hingegen noch Teile der physikalischen Extras. Bin aber in beiden Fällen guter Dinge, dass die noch kommen.

Shadowrun: Hongkong (Herstellerbild)

Von den 16 Projekten anno 2015 waren satte elf Stück Videospiele. Kein Vergleich zu 2014 quasi. Darunter absolut empfehlenswerte Werke wie Divinity: Original Sin 2, BATTLETECH und Shadowrun: Hong Kong. Bei den restlichen fünf handelte es sich hingegen um Bücher bzw. Comic-Kollektionen. Darunter drei Bücher zu Retro-Themen wie z.B. The Bitmap Brothers: Universe, die Comic-Sammlung von CTRL+ALT+DELETE und eine gedruckte Ausgabe des auf seine besondere Art und Weise absolut geniale Chief O’Brien at Work (nicht einmal ansatzweise von CBS unterstützt aber zumindest geduldet). Der Humor ist nicht unbedingt jedermanns Sache aber wer Star Trek: The Next Generation-Fan ist sollte zumindest mal auf der Webseite vorbeischauen und ein bisschen lesen :smile: .

Das Fazit für 2015

Unterm Strich gibt es zu 2015 tatsächlich nicht viel zu sagen. Die Erfolgs- und Abschlussrate ist sehr gut und auch die Qualität war durchweg hoch. Der einzige Totalausfall bei den Videospielen ist vermutlich Into the Stars. Das Ergebnis ist zwar spielbar, sieht gut aus, macht grundsätzlich Spaß und zeigt massiv Potential. Es fehlen aber die Inhalte. Die Entwickler hatten – wie so oft bei Crowdfunding-Kampagnen – ihre Ambitionen zu hochgesteckt. Entsprechend waren die Verkäufe nicht gut genug, um einen längeren Support nach Release zu gewährleisten. Ist halt so. Nicht jeder kann wie No Man’s Sky sein und noch Jahrelang weiter an seinem Traumprojekt arbeiten.

Die Neuauflagen alter Rollenspielklassiker namens The Bard’s Tale IV und Underworld Ascendant sind hingegen zwar nicht die erwarteten Mega-Blockbuster geworden (The Bard’s Tale IV ist dank des Director’s Cut mittlerweile wesentlich besser) aber das werden aus meiner Sicht sowieso die wenigsten Crowdfunding-Projekte (Divinity: Original Sin 2 ist die regelbestätigende Ausnahme). Ach und Shenmue III war auch ein 2015er Kickstarter. Aber da war von Anfang an klar, was da als Ergebnis rauskommen würde. Insofern darf sich da keiner beschweren. Es ist Shenmue – nicht mehr und nicht weniger :wink: .

Die Zwerge (Herstellerbild)

Die anderen von mir 2015 unterstützten Videospiele? Die Zwerge (King Art Games’ dritter Kickstarter) und Yooka-Laylee. Ersteres ist ein solider Rollenspiel-Strategiemix, der aber vermutlich ausschließlich für deutschsprachige Fans der Markus Heitz-Buch-Serie eine Empfehlung ist (bin ich zum Glück einer) und zweiteres war ein guter Versuch die alten Plattformer-Tage wiederzubeleben (leider zu gut in Bezug auf überholtes und nerviges Spieldesign). Das volle Potential haben die Entwickler aber erst mit Yooka-Laylee and the Impossible Lair ausgeschöpft.

Epilog

Nach dem übertriebenen Hype in 2012/2013 mit entsprechend hoher Griff-ins-Klo-Rate hat 2014 und 2015 gezeigt, dass das Crowdfunding-Konzept grundsätzlich funktionieren kann – wenn alle besonnen damit umgehen. Selbstüberschätzung auf Seiten der Initiatoren des Projekts und falsche Erwartungshaltungen auf Seiten der Backer sind damals wie heute ein großes Problem. Das gilt logischerweise nicht nur für den Bereich der Videospiele. Im direkten Vergleich waren – zumindest für mich – die beiden Jahren 2014/2015 ganz klar erfolgreicherer trotz oder gerade wegen der geringeren Menge an unterstützten Projekten.

Jetzt müsste ich nur mal die Zeit haben diese ganzen von mir unterstützen Spiele auch mal intensiv zu zocken und die Bücher zu lesen. Nur die Musik, die habe ich schon (mehrfach) gehört. Kann ich dafür auch mal eine Crowdfunding-Kampagne starten? Stelle mir das so vor:

Titel: Finanziert meinen vorzeitigen Ruhestand, damit ich genug Zeit habe meine diversen Backlogs abzubauen!

Belohnungen:

  • 5€ – Du erfährst vor allen anderen was ich vielleicht unter Umständen als nächstes zocke/lese/höre (keine Garantie auf tatsächliche Umsetzung)
  • 10€ – Dein Name auf einer versteckten Unterseite von Beim Christoph
  • 50€ – 7-Tage-Early-Access-Zugriff auf den Link zum nächsten Eintrag (keine Garantie, dass er bereits geschrieben wurde)
  • 100€ – Zugriff auf eine Umfrage was ich als nächstes angehen sollte (keine Garantie, dass ich mich daran halte)
  • 500€ – Wenn ich ein Buch fertiggelesen habe und es nicht behalten möchte, wird es unter euch verlost (exkl. Versandkosten)
  • 1.000€ – Du darfst mir einmalig beim Abarbeiten eines Titels aus dem Backlogs still zuschauen (Anreise- und Übernachtungskosten nicht enthalten)
  • 5.000€ – 10 Minuten eine unserer Katze streicheln (Anreise- und Übernachtungskosten nicht enthalten)
  • 10.000€ – Du darfst mir beim Spielen eines Spiels aus dem Backlog zuschauen, dabei eine Katze streicheln und dich mit mir unterhalten (Anreise- und Übernachtungskosten nicht enthalten)

Bitte? Das lassen wir mal lieber? Och, ihr seid totale Spaßbremsen…

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