Sicarius

Das Ende des ersten Bebens

Angeber-Achievements ftw.!

Geschafft. Quake und alles was im Paket mit enthalten war auf Nightdive-Nightmare und mit 100% Secrets beendet. 100% Kills nicht, weil ich keinen Bock hatte hier und da den letzten Zombie noch zu suchen, den ich scheinbar doch nicht komplett über den Jordan geschafft hatte. Gut, technisch gesehen ist auch 100% Secrets nicht ganz richtig. Ich habe im Hauptspiel tatsächlich in Level E4M5 verpeilt, dass man den silbernen Schlüssel nicht verwenden darf, sondern über das Loch vorher drüber springen muss, um zum Secret Exit zu kommen. Und natürlich hatte ich bereits gespeichert. Aber dafür gibt es ja Console Commands (die übrigens keine Achievements blocken) :wink: .

Ich hab‘ außerdem mal kurz in Quake 64 reingeschaut aber wie erwartet ist das nichts, was man gespielt haben muss. Die gleichen Levels nur mit schlechterer Optik, bunter Beleuchtung und einem neuen Soundtrack. Absolut kein Vergleich zu DOOM 64. Und der Multiplayer-Modus? Nun, es gab irgendwie nur Server mit >200ms Ping und das Ergebnis war entsprechend nicht wirklich spaßig. Da ich aber eh einer dieser komischen Leute bin, die DOOM und Quake nicht wegen dem Mehrspielererlebnis spielen, war es mir auch egal.

En Haufen Holz

Man glaubt gar nicht, dass das Spiel so lang ist. Hatte selbst nicht erwartet, dass ich mich drei Wochen damit beschäftigen würde. Schließlich war ich mit den meisten Level lt. Ingame-Timer nach rund 8-10 Minuten durch. Aber da ist logischerweise kein Neuladen mit eingerechnet (ja, auch ein Quake-HardC0re-L33t-Pr0Gam0r stirbt mal) und selbst dann sind es bei 31 Level des Hauptspiels rund fünf Stunden Spielzeit. Bei insgesamt 85 Level über alles (Hauptspiel, zwei Mission Packs, zwei Bonus-Episoden) sind wir schon bei mindestens 14 Stunden – eher mehr, da die Levels in Dimension of the Machine echt riesig sind. Teilweise bis zu 25 Minuten lang. Ja, man bekommt definitiv für seine 10€ richtig was geboten. Da kann man sich echt nicht beschweren.

Am kürzesten kam mir noch Dimension of the Past vor. Da war ich echt überraschend als ich feststellte, dass ich schon im letzten Level angekommen bin. Lag vermutlich daran, dass mir noch relativ frisch im Gedächtnis war. Hatte es ja erst vor einem Jahr entdeckt und erstmals durchgespielt. Am längsten war vermutlich Episode 4 des Hauptspiels. Nicht nur aber natürlich vor allem wegen dem passend benannten „The Pain Maze” (E4M6) mit seinen ewigen vielen Spawns. Zur Erinnerung: Das sind fast nicht zu erkennende Blops, die herumspringen wie blöde (entsprechend schwer zu treffen) und in eurem Gesicht explodieren. So nervig diese Biester.

Die Inhalte

Aber mal genug vom Drumherum. Da ich noch frisch alles in meinem Kopf habe, stellt sich die Frage: Wie gut hält sich das Spiel und seine Zustatzinhalte? Nun, so:

Quake 4 von 5 Sics

Quake (Herstellerbild)

Bis auf den langweiligen Bosskampf ist Episode 1 (der Shareware-Teil) wie bei DOOM über jeden Zweifel erhaben. Ein extrem starker Einstieg in einen fulminanten Shooter, der immer noch von der ersten Sekunde an extrem Laune macht. Die Waffen, die Gegner, das Tempo, das Leveldesign, der Soundtrack: Es passt einfach alles perfekt ineinander und ist immer noch absolut genial. Die folgenden Episoden? Nun, je weiter man nach hinten kommt, desto weniger gut finde ich es ehrlich gesagt (erneut wie schon bei DOOM). Speziell Episode 4 ist… ja, sagen wir es ganz deutlich – größtenteils scheiße. Entschuldige Sandy Petersen (er war der Level Designer für den Großteil der Episode) aber so sind nun einmal meine Gefühle. Und das große Finale des Hauptspiels („Teleporterfrag-Boss”) ist ein absoluter Witz. Keine Ahnung was sich John Romero dabei gedacht hat. Insofern: Spielerisch ist Quake immer noch ganz weit vorne dabei. Aber inhaltlich ist definitiv Luft nach oben. Ja, das Hauptspiel kratzt tatsächlich eher am dritten Sic als am fünften. Blasphemie und so, ich weiß. Aber speziell die Missions Packs haben gezeigt, wie es besser geht.

Quake: Scourge of Armagon 4 von 5 Sics

Endlich wird eine zusammenhängende Geschichte erzählt inkl. aufeinander aufbauenden Levels. Nach Quakes Ableben übernimmt der General Armagon die Kontrolle über die Horden und versucht erneut die Welt zu zerstören. Der Typ erinnert übrigens sehr stark an die Tanks aus Quake II. Noch ein weiterer Hinweis darauf, dass wir doch schon gegen die Strogg gekämpft haben 1996?!

Drei Episoden und 17 Level dauert eure Reise bis zum Bossgegner mit einer entsprechenden Eskalation. So spielt Episode 1, Fortress of the Dead, komplett in einer Militärbasis in denen offensichtlich Experimente an den Monstern vorgenommen werden (Half-Life ein Jahr bevor Half-Life?!) bevor ihr am Ende dann buchstäblich hinabsteigt in eine andere Welt. Dort erwartet euch dann Quakes Mittelalterthema bevor es in der letzten Episode ins mystische übergeht. Da ich aber der totale Langweiler bin, hat mir tatsächlich Episode 1 am besten gefallen. Ich mag Quakes Militäroptik und die dazugehörigen 08/15-Gegner (Grunts, Rottweiler, Enforcerer und Orges) einfach.

Neben neuen Levels mit sehr vielen coolen Ideen und vielen Skriptsequenzen (gab’s im Hauptspiel so gut wie gar nicht), erwarten euch auch noch drei neue Waffen (eine davon die Laserkanone der Enforcer) und drei neue Gegnertypen – alle total nervig. Die Gremlins klauen eure Waffen, die fliegende Spike Mine tötet euch bevor ihr sie bemerkt und der Centroid (ein gepanzerter Skorpion) weicht manchmal zu gut eurem Beschuss aus. Und die neuen Waffen hauen ebenfalls nicht vom Hocker. Hab‘ sie entsprechend nur wenig benutzt.

Das trübt das Gesamterlebnis aber nicht großartig.

Quake: Dissolution of Eternity 5 von 5 Sics

Ein römisches Bad – mit Granatenhagel.

Hab’ etwas länger überlegt, ob ich tatsächlich den fünften Sic gebe. Aber am Ende des Tages muss ich einfach zugeben: Mit dem Werk von Rouge Entertainment hatte ich von allen Quake-Inhalten am meisten Spaß. Die Geschichte setzt direkt ans Ende von Scourge of Armagon an. Ihr kommt nach dem Sieg über den General zurück auf der Erde an aber irgendwas stimmt nicht… Quake hat mit den Zeitlinien gespielt. Also müsst ihr erneut die Schrotflinte auspacken und durch das Slipgate treten.

Auf eurer Reise erwarten euch sieben neue Gegnertypen und insgesamt sieben (!) Bossgegner. Gut, den Hell Spawn (eine grüne Variante des Spawns) hätten sich die Designer sonst wohin stecken können. Aber ansonsten? Absolut geniale Sache. Der finale Bossfight ist sogar gegen einen Drachen. Das hat eine ganz besondere Signifikanz, weil in den ersten Promoshots von Quake einer zu sehen war. Er wurde aber dann für den Release gestrichen, weil er zu viele Ressourcen kostete.

Während Episode 1 thematisch klassisch Mittelalter/Mystisch ist, wie man es aus dem Hauptspiel kennt, ist das absolute Highlight ganz klar Episode 2. Hier beginnt eure Reise durch Raum und Zeit dann so richtig. Ihr besucht ägyptische Pyramiden inkl. Labyrinth (in Kleinform) genauso wie eine griechisch/römische Stadt und auch in den (implizierten) Dschungel mit einem Maya-Tempel geht es. Sehr coole und abwechslungsreiche Sache. Dazu ein guter Mix aus größtenteils fairen Puzzles/Fallen und Gegnerhäufchen, die ihr mit eurem erweiterten Waffenarsenal besiegen müsst. Anders als bei Scourge of Armagon handelt es sich aber nicht um komplett neue Designs. Stattdessen ist es alternative Munition für die Nailgun (Lavanägel), den Granat- und Raketenwerfer (Multigranaten/-raketen) und den Thunderbolt (Plasmabälle). Verändert das Spielprinzip nicht grundlegend, bringt aber trotzdem ausreichend Abwechslung in die Sache rein.

Quake: Dimension of the Past 3 von 5 Sics

Extrem vergesslich. So lässt sich die Episode zusammenfassen. Wie oben geschrieben war sie gefühlt sehr schnell vorbei. Hat mich letztes Jahr noch die Gleichförmigkeit (ein Hub, zwei Routen, Exit öffnet sich nach Abschluss beider Routen) gestört, habe ich es dieses Mal nicht einmal wirklich wahrgenommen. Vermutlich zu diesem Zeitpunkt schon zu viel Quake intus gehabt und entsprechend routiniert und fast schon im Schlaf durch die Levels gearbeitet. Dass das Finale im gleichen Level wie im Hauptspiel stattfindet ist ganz schick. Aber unterm Strich einfach nur mehr Quake. Keine Überraschungen, keine Neuerungen, einfach nur solide. Allerdings viel zu viele Ritter und Todesritter in den späteren Levels. Auf meiner Top-Liste stehen die nur knapp vor den Spawns. Nicht, weil sie herausfordernd sind, sondern einfach nur nervig.

Quake: Dimension of the Machine 4 von 5 Sics

Quake: Dimension of the Machine (Herstellerbild)

Optisch? Absolut beeindruckend – also für Quake-Verhältnisse. Und teils riesige Level unter freiem Himmel mit ein paar echt coolen Ideen. Beispielsweise seid ihr in einem in einer Kirche unterwegs und in der Tiefe erwartet euch dann eine umgedrehte Version davon. Außerdem ist die Episode tatsächlich eine Art direkte Verbindung von Quake zu Quake II. Denn die aus dem zweiten Teil übernommenen Texturen z.B. für Computer oder auf den Kisten sind nicht einfach nur schlechtes Recycling. Nein, es wird am Ende definitiv impliziert, dass ihr es zumindest in einer Episode mit den Strogg zu tun hattet. Das fand‘ ich persönlich eine ziemlich coole Sache. Genauso wie das Wiedersehen mit Chthon.

Zur Erinnerung: Das ist der „Boss” von Episode 1 des Hauptspiels. In Anführungszeichen, weil er nur in seinem Lavapool hockt und langsam fliegende Lavabälle nach euch schleudert. Eure Aufgabe: Mehrfach drei Schalter drücken und das war’s. Machine Games hat zwar ein ähnliches Setup gewählt (Chthon steckt wieder in einem Lavapool fest), ihr müsst dieses Mal aber tatsächlich auf ihn schießen. Immer noch nicht der beste Bossfight aller Zeiten aber im Vergleich zum Rest, was Quake so zu bieten hat doch relativ weit vorne mit dabei und endlich ein würdiger Abschluss der Geschichte.

Negativ fielen mir aber wieder die viel zu häufig eingesetzten Ritter und Todesritter auf. Jemand bei Machine Games scheint die echt zu mögen. Zudem ist die Größe des Levels auch ein Problem. Man verläuft sich gerne. Zwar haben die Level Designer praktische Shortcuts eingebaut (kann man sich vorstellen wie in Dark Souls) aber trotzdem war ich in den ganz großen Levels doch gerne mal verwirrt und wusste nicht so recht wo es jetzt weitergeht.

Gesamtfazit

Unterm Strich ist Quake immer noch ein hervorragender Ego-Shooter. Und der neue Release ist wie schon im anderen Eintrag erwähnt ein absolut geniales Rund-um-Sorglos-Paket. Die optischen Verbesserungen sind durchweg gelungen aber gleichzeitig dezent genug, dass man es gar nicht so wirklich merkt. Ich war fast erschrocken als ich spaßeshalber nochmal das 96er Original gestartet habe. Vor allem diese abgehackte Animationen… wie konnten wir das jemals gut finden? :smile: .

Insofern: Ich hatte mächtig viel Spaß damit mal wieder die Schrotflinte auszupacken und ein paar Shambler zu verbrügeln. Und ich kann euch nur erneut wiederholen: Greift zu! Es gab‘ nie eine bessere Gelegenheit diesen Shooter-Meilenstein zu erleben. Es lohnt sich. Vielleicht sogar mehr als bei DOOM.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

:smile: :sad: :wink: :tongue: :-x :roll: mehr »