Sicarius

Das Ende des zweiten Bebens

Das obligatorische Beweissfoto

Steam zeigt rund 28 Stunden auf dem Spielzeitzähler sowie 13/13 Achievements. Ich habe es also endlich geschafft das komplette QUAKE II (Enhanced)-Paket durch zu spielen. Und das sogar größtenteils mit der Releaseversion. Das erste Update, welches unter anderem den neuen Sprungangriff des Berserkers etwas abschwächte oder den Schaden der Railgun erhöhte, erschien erst am 9.10.23.

Gespielt habe ich alle Inhalte auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad “Hard+” bzw. im Remaster jetzt “Nightmare” genannt. Das Besondere an dieser Stufe ist, dass Gegner noch schneller angreifen, sobald sie euch sehen und gleichzeitig weniger häufig bei Beschuss zusammenzucken. Das macht vor allem Hitscanner wie den Gunner nochmal gefährlicher. Aber als selbsternannter id-Fanboy™ und Shooter-Gott (Zitatquelle benötigt) konnte ich gar nicht anders als diesen Schwierigkeitsgrad zu wählen und am Ende habe ich es offensichtlich geschafft die Herausforderung zu meistern – sogar mit 100% Secrets und fast 100% aller Kills (den ein oder anderen Feind hatte ich wohl übersehen). Wobei ich offen zugebe, dass 1-2 Secrets nicht ganz legal erworben wurden. Gibt nämlich eine Handvoll Trigger, die euch Zugänge zu vorherigen Levelabschnitten versperren. Und da ich nur einen Saveslot nutzte und keinen Bock hatte das Level komplett neu zu starten, habe ich dann halt zum guten alten “noclip” gegriffen. Schäme ich mich auch nicht für. Kann euch doch egal sein, wie ich meine Einzelspielertitel spiele! *mit der Hand fuchtel*

Ansonsten ist vielleicht noch erwähnenswert, dass ich den Großteil der Inhalte tatsächlich zum ersten Mal erlebt habe. Die beiden Mission Packs stehen zwar schon seit Jahren im Regal aber tatsächlich hatte ich bislang nur QUAKE II selbst durchgespielt – im Gegensatz zu QUAKE, bei dem ich fast alles schon vorher mal konsumiert hatte. Und sowas nennt sich id-Fanboy™, ich weiß… Ich geh‘ mich ja schon in die Ecke stellen und schämen.

Die Inhalte

Kommen wir jetzt aber endlich mal zu besagten Inhalten, bevor ich wieder alles vergessen habe. Muss schließlich Platz machen im Hirn für das nächste Spiel.

QUAKE II 3 von 5 Sics

QUAKE II (Enhanced) (Herstellerbild)

Definitiv ein ganz anderes Spielgefühl als das erste QUAKE. Entsprechend kann ich die Kritik verstehen, die ihm damals wie heute entgegengebracht wird. Spielerisch ist es zwar immer noch ein reinrassiger Shooter mit dem gewohnten id-Kern was die Waffen- und Gegnerauswahl angeht (alles hat einen Sinn und Zweck und die Schießprügel haben mächtig Rums). Aber das Ganze in eine zusammenhängende Geschichte mit Missionszielen zu verpacken und damit auch realistischere/glaubwürdigere/funktional sinnvolle Umgebungen (so viele enge Gänge…) zu erschaffen, bleibt nicht ohne spürbare Auswirkungen. Die größte ist freilich, dass der Weg zu eurem Ziel oftmals nicht sehr eindeutig ist. Entsprechend dankbar war ich hier und da für den neuen Kompass, den Nightdive Studios in das Remaster eingebaut hat. Erspart einem echt einen Haufen sinnlose Sucharbeit und erhöht das Spieltempo. Das ist nämlich die zweite Änderung in QUAKE II im Vergleich ids vorherigen Shooter-Meilensteinen: Es fühlt sich langsamer an. Das muss an sich nicht schlecht sein, aber so richtig gefallen hat es mir ehrlich gesagt nicht.

Insofern hat es zwar unterm Strich wieder Laune gemacht die Kampagne durch zu spielen aber von allen id-Software-Titeln aus dieser Zeit, ist er für mich klar der schwächste. Und da schon die Kampagne von QUAKE für mich an den drei Sics kratzte, ist es nur konsequent, dass ich sie hier jetzt tatsächlich ziehe. So sehr es mir auch im Herzen weh tut :smile: .

QUAKE II Mission Pack: The Reckoning 4 von 5 Sics

Das erste Add-on bringt keine tiefgreifenden Änderungen mit sich. Ein paar neue Gegnervariationen, drei neue Waffen und zwei zusätzliche Power-ups. Dafür haben sich die Level Designer etwas ausgetobt und versucht euch aus den engen und verwinkelten, braunfarbigen Industrieanlagen herauszuholen. So startet ihr in der Wildnis und kämpft gegen komische Gorillas und besucht gegen Ende das Weltall mit einem Flug auf einem Strogg Frachter und dem Finale auf einer Mondbasis. Aufgrund dieser erfreulicher Szeneriewechsel hatte ich etwas mehr Spaß damit als mit der Kampagne des Hauptspiels. Ansonsten ist es schlicht und einfach – wie es sich für ein Add-on gehört – nur mehr QUAKE II.

QUAKE II Mission Pack: Ground Zero 3 von 5 Sics

Beim Designmeeting hat der Lead Designer vermutlich einfach nur “Mehr” auf die Tafel geschrieben. Entsprechend erwarten euch sechs zusätzliche Waffen und sieben neue Power-ups. Das klingt vielleicht auf dem Papier super aber in der Realität war ich am Ende einfach nur noch genervt, dass ich durch zu viele nutzlose Sachen durchscrollen musste. Ja, ich weiß: “Hotkeys for the Win” und so. Aber trotzdem! Gleichzeitig zieht der Schwierigkeitsgrad ganz schön an und wird extrem knackig, was häufiges Neuladen bedeutete und das Finden jedes Secrets quasi zur Pflicht werden ließ. Dabei ist der Schwierigkeitsgrad teilweise aus den völlig falschen Gründen so hoch (=Gegner erscheinen hinter euch), was das eigentliche Problem ist. Am Ende war ich ehrlich gesagt froh, dass ich es endlich hinter mir hatte. Zumal ihr fast nur (teils riesige) Industrieanlagen besucht und davon hatte ich zu diesem Zeitpunkt wahrlich schon genug gesehen…

QUAKE II: Call of the Machine 3 von 5 Sics

QUAKE II : Call of the Machine (Herstellerbild)

“Was hat das mit QUAKE II zu tun?” ist eine Frage, die nicht nur ich mir während des Spielen gestellt habe. Es fühlt sich eher an als wollte Machine Games QUAKE in die neue Engine portieren. Dazu passt auch die Geschichte, die ich an dieser Stelle aber nicht verrate. Allerdings haben sie ja schon in QUAKE: Dimension of the Machine versucht beide Timelines miteinander zu verbinden. Somit also nur konsequent, was hier nun passiert ist.

Technisch macht die Episode zwar einiges her und zeigt, was die Engine theoretisch draufhat aber optisch wie spielerisch passt sie nicht einfach nicht zu QUAKE II. Vor allem das langsamere Spielprinzip beißt sich ganz klar mit den Inhalten dieser Episode. Hauptgrund ist, dass euch fast immer eine dreistellige Anzahl an Gegnern erwartet – mit buchstäblichen “Monster Closets” aus denen Dutzende von Feinden stürmen. Das macht vielleicht in DOOM Spaß aber hier ist es irgendwie einfach nur nervig und zieht die Level unnötig in die Länge eben, weil das Grundprinzip darauf nicht wirklich ausgelegt ist.

QUAKE II (N64) 3 von 5 Sics

Aufgrund der Hardwarelimitationen ein komplett lineares und sehr kurzes Spielerlebnis. Für die meisten Levels braucht man weniger als fünf Minuten, so klein und übersichtlich sind sie (auch in Bezug auf die geringe Vertikalität). Auffällig ist – wie schon bei DOOM 64 – die im Vergleich zum Original viel farbenfrohere Beleuchtung auf den wenig detaillierten Texturen. Das macht die Umgebungen durchaus hier und da stimmungsvoller. Ansonsten ist es ein kleines Best-of aus den Inhalten des Hauptspiels und den Add-ons verpackt in eine nur rudimentär vorhandene Geschichte (vermutlich stand im Handbuch mehr). Es gibt zwar neue Elemente aber häufig wurden schlicht einzelne Levelabschnitte neu zusammengewürfelt und Storybeats recycelt. Es ist also keine Fortsetzung oder sowas, sondern einfach je nach Sichtweise eine Neuinterpretation der Ereignisse in QUAKE II oder – wie bei den Add-ons – ein paralleles Ereignis.

Dank der kurzen Spielzeit, des linearen Aufbaus und der eher flachen Levels definitiv eine nette Abwechslung zum Rest des Pakets und spielerisch solide. Aber trotzdem nichts, was man zwingend erlebt haben muss.

Gesamtfazit

QUAKE II (Enhanced) (Herstellerbild)

Oh, man. Es war definitiv nicht mein Plan so extrem negativ zu klingen. Zumal meine Worte zum Release noch ganz anders waren. Aber die Realität ist leider: QUAKE II und seine Zusatzpakete sind im Einzelspielermodus einfach nicht der ultimative Ego-Shooter-Brüller. Ja, die Kampagne war für damalige Verhältnisse innovativ, wenn auch etwas verwirrend im Aufbau und es ist grundsätzlich immer noch richtig gute id-Shooter-Kost was das Spielgefühl angeht. Aber grafisch ist es halt einfach nur braun und das Leveldesign zwar halbwegs realistisch aber genauso wie die Kämpfe gegen die immer wieder gleichen Gegner relativ zügig langweilig. Damit erreicht das Paket einfach nicht das gleiche (Spaß-)Niveau eines DOOM, QUAKE oder QUAKE III Arena. Vermutlich habe ich deshalb so vergleichsweise lange mit dem Durchspielen gebraucht und mich spätestens ab Call of the Machine eher durchgequält. QUAKE (Enhanced) hatte ich 2021 hingegen förmlich gesuchtet und war traurig als es vorbei war. Schade.

Macht mich sogar gerade etwas depressiv diese Erkenntnis. Aber warum soll ich euch etwas vorlügen? Bringt ja keinem was. Ich hatte QUAKE II offensichtlich etwas anders in Erinnerung nach meinem letzten Durchgang vor vielen Jahren und den (gelungenen) ersten Leveln mit dem Remaster. Nach rund 28 Stunden Spielzeit hat mich jedoch die Wirklichkeit eingeholt. Und die ist schlicht und einfach, dass es “nur” ein solider Shooter ist, den man aber im Vergleich zum restlichen id-Software-Katalog nicht zwingend erlebt haben muss. Das bedeutet auch, dass ich jetzt definitiv nicht gleich QUAKE II RTX hintendran hänge, sondern mich erst einmal mit etwas anderem beschäftige. Mit was, weiß ich noch nicht. Die Auswahl ist wie immer so groß :smile: .

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