Geld ist noch so eine Sache, über die man in unserer Gesellschaft nur ungern spricht. Ich auch nicht außerhalb eines engen Kreises. Führt nur zu unangenehmen Situationen, weil ich oder mein Gegenüber damit nicht umgehen können. Insofern werdet ihr auch im heutigen Eintrag keine konkreten Zahlen finden. Ich lese jedoch ein wenig bei r/Finanzen auf reddit mit. Ja, ich weiß: Ich sollte damit aufhören reddit zu konsumieren. Habe es schon häufiger versucht aber irgendwie zieht es mich doch jedes Mal wieder zurück. Ab und an ist es ja schon ganz nützlich. Das Problem ist nur der ganze Kram dazwischen, der einen aufregt und/oder traurig macht – wie auf allen Social-Media-Plattformen halt.
Kein prototypisches Paar
Doch zurück zum Geld: Eine Sache, die in diesem Subreddit häufig thematisiert wird, ist der Umgang mit Geld in einer Beziehung. Das finde ich immer spannend zu lesen. Schließlich könnte ja der ein oder andere Tipp dabei sein, den Lysanda und ich umsetzen könnten. Tatsächlich stelle ich jedoch jedes Mal wieder fest, dass wir in der Hinsicht für uns irgendwie schon sehr gut aufgestellt sind. Äußerst hilfreich ist dabei sicherlich, dass wir folgende Punkte bereits mit in die Beziehung gebracht haben:
- Wir bekommen das gleiche Gehalt. Also wirklich fast identisch. Es sind ein paar Euro Unterschied, weil sie bei einer anderen Krankenkasse versichert ist als ich. Aber ansonsten sind wir als tarifliche Angestellte im selben Team und bei (auf dem Papier) deckungsgleicher Tätigkeit von der Bezahlung exakt gleich eingestuft. Viele Diskussionen beim Thema “Geld in der Beziehung” rühren sicherlich daher, dass der eine (signifikant) mehr verdient als der andere. Das fällt bei uns entsprechend weg.
- Uns liegt beiden viel an einem gerechten Umgang miteinander. Keiner von uns will den jeweils anderen irgendwie übervorteilen. Was nicht heißt, dass wir jeden einzelnen Euro immer ausdiskutieren. Es ist eine gesunde Mischung, bei der wir auch mal fünfe grade sein lassen (z.B. schauen wir bei den Lebensmitteln jetzt nicht, ob einer mehr für sich gekauft hat) bzw. eher dazu bereit sind zurück zu stecken, selbst wenn es dem anderen eigentlich unangenehm ist. Bei unseren Besuchen in der hiesigen Eisdiele bezahle ich beispielsweise immer unabgesprochen alles mit meinem Geld statt das Gemeinschaftskonto zu bemühen, was Lysanda durchaus nur mit einem Zähneknirschen hinnimmt – und das nicht nur, weil sie gerade Yogurette-Eis isst
.
- Wir haben keine großen Hemmungen über das Thema Finanzen zu reden und die Fakten auf den Tisch zu legen. Keine Ahnung warum, aber irgendwie haben wir uns da von Anfang an ziemlich vertraut. Und dieses Vertrauen ist im bisherigen Jahrzehnt unserer Beziehung (ja, wir sind schon 10 Jahre zusammen!) nur weiter gestiegen/gefestigt worden. So haben wir jetzt zwar keinen Vollzugriff auf die Konten des jeweils anderen (nur Vollmachten für die wichtigsten für den Notfall) oder kennen den genauen Kontostand und wir reden auch nicht über jede Ausgabe, die der jeweils andere erstmal nur für sich tätigt (z.B. meine ganzen Spielebundle-Käufe). Aber z.B. meine persönliche Excel-Tabelle, in der ich meine Übersichten pflege, könnte sie jederzeit einsehen und wüsste auf den Euro genau Bescheid. Da bin ich komplett transparent. Zusätzlich reden wir durchaus öfters mal. Nicht nur über den Status Quo und gemeinschaftliche Ausgaben (da gibt es keine Alleingänge), sondern auch, wenn einer für sich was Größeres kaufen will (z.B. Lysandas Sailor-Moon-Figurensammlung). Theoretisch hat der andere da zwar nichts mitzureden – schließlich ist es das eigene Geld, was man ausgibt. Aber wir finden es trotzdem richtig vor allem, wenn es Platz im Haus oder Zeit wegnimmt.
Oder in einem Satz zusammengefasst: Wir verdienen gleich, haben schon von Haus nicht das Bedürfnis den anderen über den Tisch zu ziehen und sind bereit über Geld zu reden. Glaub perfekter könnte es gar nicht sein. Bitte? Wer hat da schon wieder “Priviligiert” gesagt?! *stöhn* Genau wegen solchen Leuten (nicht nur in meinem Kopf), ist es so schwer über solche Themen zu reden…
Unser Arrangement
Da die Grundlagen jetzt geklärt sind, lasst uns doch mal konkreter werden: Wie handhaben wir das mit dem Geld? Nun, zuerst einmal haben wir wie vermutlich die meisten Paare ein Gemeinschaftskonto. Liegt ja ziemlich nahe. Darauf zahlt jeder von uns jeden Monat den gleichen Betrag ein und darüber werden alle regelmäßigen oder normalen Ausgaben beglichen, die halt so anfallen. Lebensmitteleinkäufe, Tanken, gemeinsame Versicherungen, kleinere Sachen am Haus oder bei den Katzen und sowas.
Unsere sichere Spardose ist hingegen ein gemeinschaftliches Tagesgeldkonto. Das ist eine kleine Veränderung im Vergleich zu den ersten Jahren. Begonnen hatten wir mit thematisch getrennten Tagesgeldkonten. Also ein Konto wo wir Geld für einen (zukünftigen) Ersatz des Autos draufsparten, eins als Rücklage für die Katzen (wenn z.B. mal eine Operation fällig ist) und eins, was ursprünglich für das Heizöl und die Heizung gedacht war, sich aber über die Zeit einfach zu “teure Sachen rund ums Haus” wandelte.
Mittlerweile haben wir allerdings festgestellt, dass diese Trennung zumindest bei uns nicht notwendig ist und sogar eher Nachteile nach sich zieht. Es ist nämlich wesentlich weniger aufwendig nur ein Tagesgeldkonto alle paar Monate zu wechseln, um immer die besten Zinsen abzugreifen, als mehrere. Außerdem: Wichtiger ist der monatliche Sparbetrag, um die verschiedenen, gemeinschaftlichen Themen abzudecken und die gemeinsamen Gespräche über die Ausgaben. Ob das jetzt alles ein Batzen ist oder mehrere spielt dann am Ende keine Rolle mehr. Und auch auf dieses Tagesgeld überweist jeder von uns monatlich den gleichen Betrag.
Alles andere, was vom eigenen Gehalt übrig ist, bleibt in der Verfügung von jedem einzelnen – bis auf einen Punkt:
Die Spezialsituation
Es gab lange Zeit auch noch ein viertes Tagesgeldkonto. Das lief formal auf meinen Namen und wurde nur von mir befüllt. Und zwar ist es tatsächlich so, dass die Casa Lysanda nicht mir gehört, sondern – wie der Name schon sagt – Lysanda. Und zwar alleine. Der Makler hat zwar erst mal dumm aus der Wäsche geschaut, als wir sagten, dass ich nicht Teil des Vertrags werden möchte. Aber nachdem er Lysandas Gehaltszettel studiert hatte, war das kein Problem mehr.
Bevor jetzt gewissen Leuten die Augen aus dem Kopf fallen, die sich das absolut nicht vorstellen können oder gar befürchten, dass ich mich über den Tisch habe ziehen lassen: Wir waren zum Zeitpunkt der Unterzeichnung des Kaufvertrags noch kein Jahr ein Paar. Entsprechend war die Entscheidung mich rauszuhalten für mich tatsächlich ziemlich einfach (Lysanda hat es nicht gefordert). Natürlich: Die Schmetterlinge im Bauch wollten (und wollen immer noch) bis ans Lebensende mit Lysanda zusammen sein. Aber die Realität kann ja ganz schnell anders aussehen. Eine Ansicht, mit der ich mich bei gewissen Personen überraschend extrem in die Nesseln gesetzt habe. Der Vorwurf war grob gesagt “wenn du jetzt schon planst, was kommen könnte, dann wirst du auch nicht für die Beziehung kämpfen, wenn es soweit ist!”. Diese Sichtweise teile ich weiterhin nicht. Gemeinsam über solche Sachen sprechen und Eventualitäten zumindest anzudenken ist aus meiner Sicht sogar eher vorteilhaft für die Beziehung. Und dahingehend wollte ich ein Stück Sicherheit für uns beide haben, dass im Fall der Fälle das Haus nicht zu einem blöden (und teuren) Thema wird.
War oder ist es für mich ein Nachteil nicht mit im Grundbuch zu stehen? Hab‘ noch keinen bemerkt. Ich bin trotzdem (klassisches Rollenbild quasi) der, der sich um den Großteil kümmert. Und sollte Lysanda vor mir sterben (was statistisch gesehen eh unwahrscheinlich ist), geht die Hütte dank Berliner Testament sowieso erstmal an mich .
Mein Anteil
Doch zurück zum 4. Tagesgeldkonto: Lysanda bedient komplett alleine die monatlichen Raten für den Hauskredit. Meine Hälfte daran habe ich stattdessen anfangs auf mein Tagesgeldkonto überwiesen. Nein, das machen wir steuerlich nicht als Miete geltend. Das ist bei Ehepartner ein gefährliches Pflaster und der Weg zum “Scheingeschäft” ziemlich kurz. Das Geld war jedoch zweckgebunden und wurde ausschließlich für Sachen rund ums Haus genutzt (u.a. Handwerker oder Sondertilgungen), war also nicht frei verfügbar für mich, um mir das nächste PC-Hardware zu gönnen oder so. Aber es war trotzdem mein Konto und im Falle einer Trennung wäre das dortige Geld quasi einfach mir gewesen – so zumindest unser Denken dahinter.
Mittlerweile haben wir dieses Konto aber ebenfalls eingestellt und ich überweise den Betrag ganz normal auf das gemeinschaftliche Tagesgeldkonto. Man soll ja niemals nie sagen, aber noch sehe ich keine Zeit ohne Lysanda und wenn es doch mal dazu kommen sollte, dann muss dieser Part so oder so mit abgerechnet werden. Insofern ist diese künstliche Splittung ebenfalls mehr Aufwand als notwendig. Stattdessen haben wir einfach einen großen Pool aus dem wir unsere größeren, gemeinschaftlichen Ausgaben finanzieren und in denen zum einen wir beide gleichermaßen einzahlen und ich halt zusätzlich noch meine Hälfte am Hauskredit.
Fazit
Fassen wir also nochmal zusammen: Wir haben ein Gemeinschaftskonto und ein Tagesgeldkonto. Auf beide Konten zahlen wir grundsätzlich monatlich zu gleichen Teilen einen gewissen Betrag ein, um sowohl laufende Kosten als auch zukünftige Ausgaben zu decken. Der restliche Betrag vom Gehalt gehört jedem selbst und er/sie kann damit machen was er/sie will. Und selbst über solche Ausgaben reden wir häufig, weil wir das richtig finden und eine 2. Meinung nie verkehrt ist. Und gleiche Teile deshalb, weil wir fast identisch verdienen und somit eine Fairness-Diskussion an dieser Stelle nicht notwendig ist. Das einzige “Ungleichgewicht” entsteht dadurch, dass Lysanda die komplette Rate für den Hauskredit abgebucht bekommt während ich meine Hälfte ebenfalls auf das Tagesgeldkonto schaffe. Aber dafür gehört ihr ja das Haus.
Oder einfacher ausgedrückt: Wir sind total langweilig. Aufgrund faktisch perfekter Voraussetzungen ist die Frage “wie viel Geld steht der Ehegemeinschaft zur Verfügung” eine reine Rechenaufgabe (Laufende Ausgaben + zu erwartende/zukünftig geplante Ausgaben + etwas Puffer / 2 = Überweisungsbetrag von jedem auf die Konten). Habe ich schon erwähnt, dass ich es mit Lysanda echt gut getroffen habe? Ein weiterer auf der langen Liste der Gründe, warum ich sie liebe .
Während ich also eine Woche in meinem Bildungsurlaub gechillt habe, hatte Lysanda das komplette Kontrastprogramm. Sie durfte beim angeblich bundesweit ersten Bildungsurlaub zum Thema “3D-Druck” von 9 bis 16 Uhr durchpauken. Es war nämlich gleichzeitig der erste Bildungsurlaub ihres Trainers (der Link führt zu seinem Account bei Printables). Wenig verwunderlich also, dass er sich ziemlich penibel an das ausgearbeitete und vom hessischen Bildungsministerium abgesegnete Programm gehalten hat – ohne Rücksicht auf Verluste quasi. Nur den Reichstag, geplant als Teil der politischen Bildung, haben sie am Ende dann doch nicht ausgedruckt. Dafür einen Stifthalter mit einem eingestanzten “Die Linke” und einen “Wahlplaketständer” (siehe 2. Absatz) . Entsprechend hoch war die Informationsdichte rund um 3D-Drucker im Allgemeinen und die Anwendung Autodesk Fusion im speziellen. Und wer schonmal ein CAD-Programm gesehen hat weiß, dass das jetzt nicht die einfachsten Anwendungen sind. Mal von den Grundvoraussetzungen wie räumliches Denkvermögen ganz abgesehen. Kein Wunder, dass Lysanda hauptsächlich mitgeschrieben hat, um sich das später nochmal in Ruhe anzuschauen statt verzweifelt zu versuchen den Klicks des Trainers zu folgen und dann die Hälfte wieder zu vergessen.
Aber immerhin: Er hatte neben vielen seiner Ausdrucke (darunter einen zwei Kilo schweren Eiffelturm, den er aufgrund fehlender Vorlagen selbst designt hat) auch einen 3D-Drucker (ein Prusa MK4S) von der VHS mit dabei. Und am Freitag konnte Lysanda sogar was darauf drucken. Sie entschied sich für einen kleinen Ständer für ihre Fliesen… äh ein “Wahlplakat” (ihr wisst schon: politische Bildung). Als Vorlage diente ihr ein Ständer aus meinem Figurenregal, den ich mit der (Kickstarter-exklusiven) Collector’s Edition von Beyond Shadowgate bekommen hatte und normalerweise eine Medaille an ihrem Platz hält. Den fotografierte sie, lud ihn ins Programm rein und malte ihn ab. Danach konnte sie ein 3D-Modell daraus machen und nach dem Einfügen der Maße drucken. Das Ergebnis ist wirklich gut geworden. Okay, sie hat an einer Stelle das falsche Maß eingetragen. Entsprechend passen die beiden Teile nicht ganz so zusammen, wie sie sollten. Aber seine Funktion als Ständer erfüllt er trotzdem.
Insofern war der Bildungsurlaub für Lysanda zwar anstrengend aber zum einen hat sie jetzt endlich mal selbst Erfahrung mit 3D-Druck gemacht und zum anderen hat sie sogar ein nützliches Souvenir davon mitgebracht.
- Das Original
- Das 3D-Modell
- Der gedruckte Ständer
Nicht in der Casa Lysanda
Ich selbst habe ehrlich gesagt gar nicht so viel Interesse an 3D-Druck. Also es ist definitiv eine richtig coole Sache, keine Frage. So ein 3D-Modell designen und es dann in der Realität in die Hand zu nehmen. Das lässt definitiv ein paar Endorphine frei und eröffnet so einige neue Möglichkeiten. Entsprechend genial ist es, wie massiv die Entwicklung in den letzten Jahren vorangeschritten ist. Kleinere Modelle sind mittlerweile schon für unter 500 Euro zu haben und damit nicht mehr nur für absolute Enthusiasten interessant. Stattdessen ist sein Einzug in die Privathaushalte schon im vollen Gange.
Mein Problem ist nur: Ich wüsste derzeit nicht was ich damit anfangen sollte. Ja, wir hätten damit sicherlich das kleine Plastikzahnrad rekonstruieren können, das bei Lysandas Epilierer kaputt gegangen war. Aber das sind Einzelfälle für das es sich einfach nicht lohnt sich so ein Gerät anzuschaffen, geschweige denn der mühsamen Aufgabe nachzugehen es zu erlenen. Auf der einen Seite die komplexe Software. Auf der anderen der Umgang mit der filigranen Hardware und ihren vielen Komponenten (vom Filament bis zur Druckplatte). Ne, das ist (noch) kein Hobby für mich .
Lysanda hat hingegen durchaus so einige Idee, was sie drucken wollen würde. Beispielsweise Dotting-Werkzeuge, um neue Motive für ihre Steine zu bekommen. Oder eben Sachen für einen Marktstand wie besagten Ständer. Allerdings sieht auch sie ein, dass es derzeit keinen Mehrwert bringt sich so ein Ding ins Haus zu stellen. Wir haben dafür einfach aktuell keine Zeit. Vielleicht irgendwann einmal. Zumindest erzählte der Trainer, dass sie auf einer 3D-Drucker-Messe davon ausgingen, dass in 5-10 Jahren jeder Haushalt einen 3D-Drucker haben wird. Hintergrund wäre, dass die Hersteller in Zukunft keine Ersatzteile mehr herstellen würden, sondern nur noch die Druckdatei zum Download bereitstellen würden. Und wer weiß, vielleicht haben sie ja recht. Vor allem als Hausbesitzer kann ich mir durchaus vorstellen, dass so ein 3D-Drucker sich dann langfristig lohnen könnte. Im Eigenheim gibt es ja immer irgendwas zu reparieren oder Neues zu basteln. Da kann ein 3D-Drucker sicherlich hilfreich sein seine Vorstellungen wirklich individuell passend umzusetzen.
Um zum Abschluss nochmal Lysanda selbst zu Wort kommen zu lassen: “Ja, kann man lernen. Aber man muss mehr bedenken, als man vielleicht erwartet hat. Es ist nicht einfach nur “steck ein bisschen Filament rein und der Rest macht der Drucker von alleine”. Schließlich gibt es schon bei der Lagerung der Filamentrollen es so einiges zu beachten…”