Es heißt ja immer, wenn man nicht schlafen kann, dann soll man aufstehen und was anderes machen. Wäre eine effizientere Nutzung der Zeit als sich nur hin- und herzu wälzen. Was hätte ich also die letzten Nächte nicht alles erledigen können, wenn mich nicht so triviale Dinge wie “Scheiße, ich glaub’ ich verreck’ hier gleich” davon abgehalten hätten. So eine schlimme Erkältung hatte ich definitiv bislang noch nie. Hab’ sogar eine Infusion gebraucht, um wieder halbwegs Luft zu bekommen.

PlayStation-LogoAber genug zu meinen gesundheitlichen Problemen, die mir mal wieder meinen Urlaub versaut haben. Heute steht schließlich etwas viel wichtigeres im Mittelpunkt: Die offizielle Ankündigung der PlayStation 4! Ja, auch ich bin natürlich gespannt darauf zu erfahren wo Sony die Latte für Microsoft hinlegt. Allerdings: Egal was kommt, meine Kaufpriorität wird auf jeden Fall mehr bei Microsofts liegen, was vor allem mit dem ganzen Xbox Live-Gedöns zusammenhängt (ja, damit sind auch die Achievements gemeint). Da bin ich wie bei den Smartphones (Apple) einfach schon zu tief in allen Bereichen verankert.

Die Illusionen des Webmasters

Anders sieht es natürlich aus, wenn es eine anständige Rückwärtskompatibilität zur PlayStation 3 gibt. Und damit meine ich vor allem gebrauchte Retailspiele. Was da im Vorfeld durch die Medien ging von wegen “PS3-Spiele streamen wie bei zum Beispiel bei OnLive” halte ich für eine (leider) immer noch absolut suboptimale Lösung für 90% der Spieler. Aber wäre natürlich eine gute und sichere Einnahmequelle für den Hersteller. “Ich hab Heavy Rain schon im Regal stehen? Ach egal, lease ich es halt nochmal online für 20 Euro”. Unsere Faulheit triumphiert doch immer wieder über unsere Logik :smile: .

Das gilt aber natürlich auch für den Xbox-360-Nachfolger. Früher ging das vielleicht noch einfach mal über Nacht die komplette Spielsammlung “nutzlos” zu machen. Da waren auch noch weniger Leute betroffen. Aber vor allem dank mittlerweile stark vorhandener Accountbindung und vieler Digitalkäufe kann sich das doch keine Firma mehr ernsthaft leisten wieder bei null anzufangen und zu sagen: Hier, deinen alten Kram kannste jetzt auf den Müll schmeißen. Da muss es doch finanzierbare Lösungen geben. Und eine Begründung von wegen “Mangelnde Rechenpower” lasse ich erst gar nicht gelten. Ein Raspberry Pi hat auf Kreditkartengröße heutzutage mehr Rechenleistung als eine Xbox 360 — und das meine ich nur zum Teil als Scherz.

Ach und wenn in Zukunft auch Microsoft auf Blu-ray setzt, wird es vielleicht auch so langsam mal auch der Standard auf dem PC. Will endlich wieder nur eine Scheibe in der Hülle haben statt mittlerweile standardmässig zwei mit klarer Tendenz zu 3 und noch mehr.

Gude Mussig

Doch wie immer muss ich an dieser Stelle einfach sagen: Schaue mer ma was kommt. Während ihr diese Zeilen lest läuft die Pressekonferenz ja schon oder ist sogar bereits vorbei und die ganze Welt ist (hoffentlich) schlauer. Kommen wir also stattdessen noch kurz zu einem anderen Thema: Coole Musik!

Kennt ihr beispielsweise noch den Trailer zu Inception? Garantiert. Dieses tiefe “ooooooohm” kommt doch mittlerweile gefühlt in jedem Vorschaufilmchen vor. Und auch der Rest des Liedes war selbst ohne die Bildauswahl genial, weshalb die ersten Reaktionen auf den Trailer vor allem die Frage war: “Wo krieg ich die Musik her?!”. Mit dem Score des eigentlichen Films hat der jeweilige Track ja meistens nicht allzu viel zu tun und entsprechend ist er auch auf der Soundtrack-CD nur äußerst selten mit drauf (wenn es sich nicht sowieso um ein Lizenzstück handelt). Da ist guter Rat meistens teuer und vielen bleibt nichts andere übrig als sich das Lied bestmöglich aus dem Trailer zu rippen.

Cover der Two Steps From Hell-CD ArchangelVor ein paar Wochen habe ich nun auf YouTube — allen Versuchen eines gewissen hinterwäldlerischen Arschlochvereins mit vier Buchstaben als Abkürzung das zu verhindern zum Trotz — eine Firma entdeckt, die nicht nur auf Trailermusik spezialisiert ist, sondern ihre Werke auch noch auf CD presst beziehungsweise zum Download bereitstellt: Two Steps From Hell. Definitiv keine kleine Klitsche, die keine Sau kennt, wenn ich mir ihr Portfolio so anschaue. Zu The Avengers, Prometheus, War Horse, TRON: Legacy, Transformers, 2012, Underworld: Awakening und noch unzähligen anderen Filmen haben sie die Musik in den Trailern beigesteuert und mittlerweile auch schon einige, thematisch abgestimmte Alben veröffentlicht.

Coole Mugge

Nach etwas Probehören hatte ich mir Invincible, Archangel und SkyWorld gekauft — direkt bei den Jungs versteht sich und nicht über Amazon (wieder aus Protest gegen den besagten Arschlochverein. Ach und weil es trotz Versandkosten billiger war.). Halloween und Illusions trafen nicht so ganz meinen Geschmack. Ich bin mehr der Fan von epischen Tracks und die sind auf den drei Platten definitiv in ausreichender Menge geboten. Ich könnte jetzt zwar nicht sagen, ob und wenn ja in welchem Trailer ich das jeweilige Stück schon einmal gehört habe. Zumal auf der CD vermutlich die unverschnittene Fassung der Lieder zu finden sind. Was ich aber weiß ist, dass es einfach nur geil klingt was Nick Phoenix und Thomas Bergersen da fabrizieren.

Viel Chor, viel klassisches (Symphonie-)Orchester, oft ein starkes Hans-Zimmer-Feeling (Gladiator) und doch klingt jedes Werk — zwangsweise — anders als das vorherige. Die 3 1/2 Stunden vergehen da wie im Fluge und man kann hervorragend nebenbei ein Großprojekt wie Bagdad21 in Minecraft umsetzen. Bei der Musikuntermalung ist es kein Wunder, dass unser unterirdischer Fernbahnhof sogar lange vor 2021fertig geworden ist. Allen Protesten durch Creeper, Skelette und Zombies zum Trotz.

Epilog

Ihr werdet es sicherlich schon gemerkt haben, aber ich bin von den drei Alben schwer begeistert und empfehle euch dringend auch mal reinzuhören. Als grundlegende Empfehlung wird gerne das Lied “Archangel” von der gleichnamigen CD genannt. Aber auch ein “1000 Ships Of The Underworld” (Invincible) oder wenn es doch mal etwas fröhlicher sein soll “Winterspell” (SkyWorld) würde ich euch als erstes vorspielen, wenn ihr bei mir im Zimmer sitzen würdet. Aber das müsste dann unter uns bleiben. Nicht, dass das dann noch als öffentliche Aufführung deklariert wird oder so was in der Art. Dann wären wir schließlich wieder bei dem anderen Thema.

Gott, was hab’ ich derzeit einen Hass auf den Sauhaufen. Liegt vermutlich daran, dass ich viel Zeit hatte in den letzten Nächten auf YouTube zu stöbern, aber gefühlt 99% der Sachen NICHT ANSCHAUEN KONNTE ohne über einen lahmen Proxy zu gehen! Unter den Umständen kann ich auch behaupten, dass über YouTube noch keiner Bands für sich entdeckt hat/eine Band erfolgreich wurde. Wenn ich keines der Videos anschauen kann, dann weiß ich natürlich nicht, ob sie mir gefällt und kann kein Fan werden.

*atmet mehrfach tief durch soweit es seine Bronchien zulassen* Bis Montag! Und wenn ihr noch weitere Trailermusik-Firmen kennt, die ihre Werke separat veröffentlichen, dann ab in die Kommentare mit der Info. Will haben!

PS: Morgen früh ist es soweit. VDSL ich komme!

Spiele hier, Spiele da. Immer nur Spiele. Das kann ja nicht angehen. Da muss man was gegen tun, sag’ ich! Und da ein Extrem nur durch ein anderes Extrem ausgeglichen werden kann (behaupte ich jetzt einfach mal), geht es im heutigen Eintrag gleich um drei Sachen, die überhaupt nichts mit Spielen zu tun haben.

Der Film

Zuerst widmen wir uns einem 46 Jahre alten Film, der sich mal wieder mit einem realen Ereignis aus dem zweiten Weltkrieg beschäftigt. Statt der Schlacht von Pearl Harbor oder dem D-Day, geht es hier jedoch um eine nicht ganz so allgemein bekannte Begebenheit, da sie nicht ganz so immens große Auswirkungen auf den Kriegsverlauf hatte: Die finale Schlacht des deutschen Panzerschiffs Admiral Graf Spee vor dem Rio de la Plata.

Panzerschiff Graf SpeePanzerschiff Graf Spee (Orig.: The Battle of the River Plate, 1956) – Die Admiral Graf Spee war eines von drei Kriegsschiffen, die Deutschland nach der Niederlage im 1. Weltkrieg bauen durfte. Sie wurde 1936 in Dienst gestellt und wurde noch vor Beginn des Krieges in den Südatlantik geschickt. Hitler rechnete fest damit, dass England nach der Invasion von Polen in den Krieg eintreten würde und da England nur über das Meer versorgt werden konnte, wollte er schon frühzeitig dafür sorgen, dass die Nachschubwege lahmgelegt werden würden.

Ein Mittel dafür waren die U-Boote, das zweite die mächtigen Panzerschiffe mit einer Geschwindigkeit und Bewaffnung, die zu diesem Zeitpunkt von keinem anderen seefahrenden Land übertroffen werden konnte. Entsprechend erfolgreich verlief anfänglich die Kaperfahrt nach Kriegsausbruch am 1. September 1939. Insgesamt neun Schiffe mit einer Tonnage von über 50.000 BRT wurden bis Anfang Dezember von ihr versenkt. Der Film beginnt mit dem Untergang der Africa Shell, Schiff Nr. 6, und der Gefangennahme ihres Kapitäns und macht dann einen kleinen Zeitsprung zur finalen Treibstoffbefüllung durch die Altmark. Statt jedoch den Treibstoff zu nutzen, um direkt nach Deutschland zurück zu reisen, fuhr Kapitän Langsdorff nach Südamerika.

Die Schlacht vor dem Rio de la Plata

Natürlich blieb die Graf Spee (im Film dargestellt durch den US-Kreuzer USS Salem), trotz aller Tarnung — sie fuhr unter wechselndem Namen und Beflaggung — dem Gegner nicht verborgen. Dieser wiederrum, zumindest zeigt es so der Film (tatsächlich fand das dargestellte Treffen nie statt, es dient nur dazu den Zuschauer die Sachlage zu erklären), ahnte den nächsten Zug von Langsdorff voraus und legte ihm in der Mündung des Rio de la Plata an der Ostküste Südamerikas eine Falle. Beteiligt waren die HMS Achilles (spielt sich tatsächlich selbst!), die HMS Exeter (dargestellt durch die HMS Jamaica) und die HMS Ajax (dargestellt durch die HMS Sheffield).

Ja, die Seeschlacht wurde tatsächlich nicht nur mit echten Schiffen nachgestellt, sie läuft in den ersten Minuten sogar in Echtzeit so ab, wie in den Protokollen damals festgehalten. Doch leider geht der Film hier dann trotz allem Realismusanspruch nicht weit genug: Die Aufnahmen von den Brücken der Schiffe wurden in den Pinewood Studios in London getätigt. Sie wirken entsprechend deplatziert und teilweise sogar surreal, da ihr immer nur einen Blickwinkel gezeigt bekommt. Geht ja auch nicht anders, schließlich würde man ja sonst merken, dass auf der anderen Seite eben keine Schiffe sind. Vom komischen Gespritzte des Wassers im Hintergrund ganz zu schweigen. Da der Film nicht in Schwarz/Weiß gedreht wurde, fällt dieses Problem noch stärker auf. Nichtsdestotrotz ist die 15-Minütige Schlacht ganz klar der Höhepunkt des Films, obwohl die Spannung nicht durch unzählige Explosionen, sondern vornehmlich durch die Dialoge erzeugt und aufrechterhalten wird.

Einseitig

Bild aus Panzerschiff Graf SpeeSchade nur, dass alles ausschließlich aus Sicht der Alliierten gezeigt wird. Die Deutschen kommen nach Akt 1 nicht mehr wirklich zur Geltung. Dabei war nicht nur die Admiral Graf Spee an sich interessant, sondern auch ihr Kapitän Hans Langsdorff. Seine Darstellung im Film ist nämlich keineswegs übertrieben. Er war wohl auch im wirklichen Leben kein böser Nazi (selbst bei der Beerdigung der Toten nach der Schlacht hat er keinen Hiltergruß gemacht), sondern Gentleman und Seemann, der sowohl seine Mannschaft als auch seine Gefangenen mit gebührendem Respekt behandelte und ihr Wohl über alles stellte. Die überlebenden Besatzungsmitglieder bewundern ihn noch heute.

Doch das hat alles nicht viel genützt. Zwar konnten die Alliierten die Graf Spee bei Rio de la Plate nicht versenken und diese ins neutrale Montevideo fliehen. Aber das Land gab dem Kapitän nur 72 Stunden, um die nötigsten Reparaturen durchzuführen und dann wieder auf die hohe See zu verschwinden. Dort warteten die Engländer auf ihn. Theoretisch hätte die Flucht wohl gelingen können, aber die Briten verbreiteten absichtlich unverschlüsselt, dass sich noch wesentlich mehr Schiffe in der Zwischenzeit eingefunden hätten. So blieb Langsdorff keine andere Wahl als dafür zu sorgen, dass das Schiff nicht in feindliche Hände fällt. Er ließ den größten Teil der Crew in Montevideo vom Schiff gehen und die wichtigsten Bauteile zerstören, fuhr zum Ende der Deadline aus dem Hafen, schlich sich zusammen mit der übrigen Mannschaft von Bord und versenkte das Schiff dank mehrerer strategisch platzierter Sprengladungen.

Das Schiff liegt bis heute im nur acht Meter tiefen Wasser und wird seit 2004 Stück für Stück abgebaut, da es den Schiffsverkehr behindert. Langsdorff beging hingegen kurze Zeit später Selbstmord. Ob auf Befehl oder aus anderen Gründen ist nicht genau bekannt und dieser Abschnitt wird auch im Film nicht gezeigt. Er endet mit einem letzten Dialog zwischen dem Kapitän der Africa Shell und Langsdorff. Aber auch dieser dritte Akt ist spannend gestaltet und vermittelt sehr gut, wie der Verhandlungspoker zwischen allen Beteiligten abgelaufen ist und welches Großereignis die Ankunft der Graf Spee im Hafen für die Stadt war.

Die Technik

Positiv zu erwähnen ist auch noch, dass die Blu-Ray-Fassung komplett restauriert worden ist und wirklich sehr gut aussieht. Satte Farben, scharfe Bilder und für so einen alten Film vergleichsweise wenige Artefakte dominieren das Bild. Leider wurde diese Sorgfalt nicht auch auf den Ton übertragen. Der wurde anscheinend überhaupt nicht angefasst und ist entsprechend stark verrauscht und dumpf, was vor allem in den Gefechtsszenen das Verständnis erschwert.

Bagdadsoftware meint: An die Qualität eines Der längste Tag, Das Boot oder Tora! Tora! Tora! kommt Panzerschiff Graf Spee nicht ganz heran. Dafür ist die Sicht der Dinge dann doch zu Einseitig und stören die Studioaufnahmen zwischendrin zu sehr das Gesamtbild.

Dennoch merkt man denke ich daran, dass ich vornehmlich die Geschichte des Schiffs wiedergegeben habe, dass der Film wie viele aus dieser Zeit ein richtig guter und vor allem authentischer Kriegsfilm ist, der keine Seite unrealistisch weit hervorhebt, sondern sich soweit wie möglich an die Fakten hält — und dabei trotzdem sehr spannend ist. Diese Art von Dokudrama gibt es heutzutage aus mir unbekannten Gründen einfach nicht mehr. Entweder es wird nur eine richtige Dokumentation oder es ist patriotischer Mist ohne Rücksicht auf die tatsächlichen Abläufe.

Wer sich für die Geschichte der Admiral Graf Spee oder allgemein für diese Art von Kriegsfilm interessiert und mit dem gemächlicheren Tempo solch älterer Produktionen kein Problem hat, der muss sich diese 2 Stunden entsprechend unbedingt anschauen. Allen anderen bleibt wohl nur die Filmumsetzung des gleichnamigen Brettspiels Battleship, wenn sie eine effektreiche Seeschlacht sehen wollen.

4 von 5 Sics

Das Buch

Ich hab’ aber in letzter Zeit nicht nur ein paar Filme geschaut (und viele Spiel gespielt), sondern auch meinen Nachttisch mal wieder etwas abgearbeitet. Darauf lag auch ein Buch, das mich schon länger stark interessiert hat. Zahlreiche andere, halb angefangene Bücher verhinderten aber bislang, dass ich mich ihm widmete. Ich würde aber diese Zeilen natürlich nicht schreiben, wenn ich es nicht doch mittlerweile geschafft hätte es durchzulesen. Hier entsprechend der Erfahrungsbericht:

JPodJPod (Douglas Coupland, 2006) – In seinem Review bezeichnete der englische Guardian das Buch als das “Microserfs der Google Generation”. Und tatsächlich finden sich viele Parallelen zwischen JPod und Couplands Werk von 1995, in dem die Hauptrolle eine Gruppe von Microsoft-Entwicklern spielt. Dieses Mal geht es jedoch um das Leben einer Handvoll von Spieleentwicklern, die bei einer fiktiven Firma an einem Skateboard-Spiel namens “BoardX” arbeiten und sich ein eigenes Büro teilen. Und da alle Beteiligten einen Nachnamen beginnend mit dem Buchstaben “J” haben, heißt dieses Büro “JPod”.

Verwirrend, komisch, anders

Wie es sich für einen Roman von Douglas Coupland gehört, hört sich die Prämisse im ersten Moment normaler an, als sie tatsächlich ist. Allein die Szenen im JPod werden mit Fortschreiten der Handlung immer absurder und zeichnen das Bild einer fremdgesteuerten Gruppe von Leuten, die zwangsweise miteinander auskommen muss und sich mit allerlei Blödsinn von der Tatsache ablenkt, dass ihre Anwesenheit in der Firma vollkommen unwichtig ist und das obere Management völlig blödsinnige Entscheidungen trifft. Da werden Liebesbriefe an Ronald McDonald verfasst, seitenweise Zahlenreihen ausgedruckt, in denen man ohne Suchfunktion die eine Abweichung gefunden werden soll und eine Umarmungsmaschine für autistische Entwickler gebaut.

Und an allem darf man als Leser live teilhaben. Egal ob es Spammails, Wörterlisten, E-Mails oder besagte Zahlenreihen sind: Alles ist, wie schon bei Microserf, auch tatsächlich auf den 576 Seiten abgedruckt, um dem Leser das Gefühl zu geben selbst Teil des JPods zu sein. Dazwischen erwarten einen mit Pop-Culture-Referenzen durchzogene, mitunter sehr satirische Dialoge sowie die eigentliche Geschichte.

Keine Komödie

Die Geschehnisse innerhalb des JPods sind nur die Spitze des Eisbergs. Was speziell der als zentraler Hauptcharakter agierende Ethan Jarlewski so im Laufe der Zeit erlebt, ist eine Verrücktheit nach der anderen. Dabei ist er noch der Normalste aller Charaktere. Bestes Beispiel ist John Doe, ein vollkommen durchschnittlicher Typ und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Als Kind von lesbischen Eltern das Opfer einer abnormalen Erziehung, versucht er die ersten Jahre seines Lebens dadurch zu kompensieren, dass er in allen seinem Tun es dem amerikanischen Durchschnitt nachmacht.

Cover von MicroserfsTrotz der schrägen Situationen und Charaktere, driftet das Buch jedoch zu keinem Zeitpunkt in eine Komödie ab. Coupland gibt die Geschichte mit einem absolut ernsten Gesicht und tut so, als wäre die ganze Sache ganz normal. Da geht es selbst nach einem Mord im eigenen Elternhaus nur um die Frage, wie man am besten die Leichte wegschafft. Aber was will man von einer Familie erwarten, wo der mit dem eigenen Bruder befreundete chinesische Sklavenhändler der beste Kumpel ist, den man haben kann. Das Ganze geht soweit, dass sogar Douglas Coupland selbst eine wichtige Rolle im weiteren Verlauf der Geschichte übernimmt — vom Hauptcharakter als arrogantes Arschloch dargestellt.

Bagdadsoftware meint: Douglas Coupland hat schon immer seinen ganz eigenen, sehr experimentellen und teils auch sehr verwirrenden Stil. Doch so Abstrus seine Werke auch sind, sie spiegeln in gewisser Weise doch immer die Gedankenwelt eines bestimmten Typus von Leuten wider. Egal ob es Generation X, Generation A, Software-Entwickler oder eben Spieleentwickler sind, irgendwie hat man am Ende doch das Gefühl mehr über sie zu wissen.

Im Vergleich zu Microserfs, muss JPod jedoch ganz klar Federn lassen. Statt des nervigen Ego-Trips, hätte Coupland lieber den anderen Charakteren noch mehr Leben einhauchen sollen. Sie alle bleiben das gesamte Buch hinweg irgendwie auf der Stelle stehen und entwickeln sich nicht wirklich weiter. Dadurch wird wiederrum das Gefühl verstärkt, dass es dem Buch an einem roten Faden fehlt. Natürlich gibt es eine zentrale Geschichte, die sich von vorne nach hinten durchzieht. Doch es sind sehr viele Brüche drin, was auch mit an den vielen sinnlosen Unterbrechungen mit den erwähnten, seitenweise langen Abdrucken irgendwelcher Dokumente zusammenhängt.

Was bleibt ist zwar nicht Couplands schwächstes Werk (das ist aus meiner Sicht Generation X), ein Microserfs 2.0 ist es jedoch auch nicht geworden. Wer Couplands Stil mag, der wird auch mit JPod ein Stück weit glücklich. Alle anderen sollten entweder ganz die Finger davon lassen oder zuerst Microserfs lesen und schauen, ob ihnen überhaupt gefällt, was der Herr so von sich gibt. Es ist definitiv eine gewöhnungsbedürftige Schreibe.

3 von 5 Sics

Übrigens gab es auf CBS Television auch Anfang 2008 eine äußerst kurzlebige Fernsehserie mit dem Titel jPod (kleines “J”). Nach 13 Folgen und einem äußerst fiesen Cliffhanger war aber auch schon wieder Schluss. Selbst gesehen habe ich sie zwar noch nicht, aber sie wurde von Kritikern hochgelobt und der Tod kam — wie so oft, bei solchen Serien — durch eine Verlegung der Sendezeit auf Freitagnacht. Eine Zeit, zu der die Einschaltquoten immer gering sind. Es gab danach auch wie bei Firefly & Co. einen Fanprotest, aber bewirkt hat er nichts.

Das Album

Jetzt hatten wir etwas zum Anschauen, etwas zum Lesen, fehlt noch etwas zum Hören. Passenderweise ist vor kurzem das neuste Album einer meiner Lieblingsbands erschienen, das ich mittlerweile schon mindestens 10mal rauf- und runtergehört habe. Aber ist es wirklich so gut?

The Offspring - Days Go ByDays Go By (The Offspring, 2012) – Vor bald vier Jahren habe ich euch an dieser Stelle im Rahmen meines Fernstudiums das achte Album der Punkrockband vorgestellt. Seit einer Woche ist nun Album Nr. 9 im Handel erhältlich. Es trägt den Titel “Days Go By” und umfasst erneut 12 Lieder mit einer Gesamtspielzeit von knapp 43 Minuten. Aber lohnt sich das Anhören überhaupt?

Hart rein, sanft raus

Wie schon bei Rise And Fall, Rage And Grace, verzichten auch dieses Mal wieder die Kalifornier darauf euch gleich von Beginn an zu erschrecken. Stattdessen erwarten euch zwei klassische Songs, die durch und durch dem gewohnten Offspring-Sound entsprechend. Speziell Secrets From The Underground, welches sich mehr als offensichtlich mit den Occupy-Protesten beschäftigt, ist Punk Rock vom feinsten und ein Track, der einem sofort ins Blut übergeht. So könnte es gerne weitergehen.

Stattdessen aber fängt nun der eher experimentelle Teil des Albums an und das hohe Tempo wird stark gedrosselt. So klingt die Single Days Go By eher nach einem seichten Rocksong als nach Offspring und Curising Calfornia (Bumpin’ In My Truck) ist ein sinnloser Party-Track, der wohl an “Pretty Fly (For A White Guy)” erinnern soll, aber dessen Qualität nicht erreicht. Genauso wenig wie OC Guns, das zweite von drei “Spaß”-Liedern auf der Platte.

Zum Glück geht es nach diesen Durchhängern zum Ende hin wieder aufwärts. Auch wenn es fragwürdig ist, dass die Band den Track Dirty Magic vom Album Ignition recycelt (allerdings neu eingespielt). Seine Wirkung verfehlt er genauso wenig wie Slim Pickens Does The Right Thing And Rides The Bomb To Hell, dem gelungenen Abschluss der CD, der wieder ganz klar die Stärken der Truppe in den hervorhebt.

Bagdadsoftware meint: The Offspring ruht sich definitiv nicht auf ihren vergangenen Erfolgen aus und versucht stattdessen sich immer wieder musikalisch weiterzuentwickeln, ohne aber die langjährigen Fans zu verschrecken. Anders als bei Rise And Fall, Rage And Grace, ist ihnen das mit Days Go By aber nicht ganz so gut gelungen. Speziell die mittelmäßigen “Fun”-Lieder vermiesen einem den Hörgenuss, auch wenn der ein oder andere diese Lieder spätestens seit Americana als Teil des musikalischen Stils der Band ansieht.

Das ist schade, da die reinen Punkrock-Lieder, allen voran das bereits erwähnte Secrets From The Underground, wieder einmal deutlich machen, dass die 28 Jahre alte Band noch lange nicht zum alten Eisen gehört und es immer noch drauf hat. Unterm Strich bleibt ein Album, dessen Kauf für Fans Pflicht ist, aber bei dem man das ein oder andere Lied in der Mitte leider beim wiederholten Anhören einfach überspringen wird.

4 von 5 Sics

Und damit habe ich meine Mindestanzahl an Wörtern für heute erreicht, überschritten und völlig in den Boden gestampft. Bleibt nur noch zu sagen: Bis Donnerstag!

Dieser Eintrag wurde am 05. März 2012 verfasst.

Der eine oder andere unter euch erinnert sich vielleicht noch an den Eintrag vom 26.09.2011. Damals hatte ich euch nach langer Zeit mal wieder fünf hörenswerte Spielesoundtracks vorgestellt. Da der Eintrag — zumindest hatte ich den Eindruck — gut ankam und mein Archiv bekanntlich äußerst groß ist, will ich heute erneut fünf Werke etwas ausführlicher vorstellen. Ursprünglich hatte ich zwar mit der Idee gespielt die Sache auf Filmsoundtracks auszuweiten, aber hier auf dem Laptop habe ich in der Hinsicht nur eine ganz kleine Auswahl. Und nur aus dem Gedächtnis heraus ein paar behandeln ist nicht Sinn der Sache. Wenn, dann soll das hier schon wie gewohnt Hand und Fuß haben. Aber aufgehoben ist ja nicht aufgeschoben. Zumal das sicherlich auch ein schönes Thema für einen Gastbeitrag von Azzkickr wäre :smile: .

Noch als kleine Anmerkung vorab: Es kann durchaus sein, dass von den einzelnen Soundtracks unterschiedliche Versionen existieren was den Umfang und die Arrangierung der Lieder betrifft. Ich kann logischerweise nur von der Fassung reden, die ich besitze. Sie ist es auch immer, die ich in der Bezugsquelle verlinke. Nun aber genug des Vorgeplänkels! Vorhang auf die die heutigen fünf Hörtipps:

Die Siedler 7 Original SoundtrackDie Siedler 7

Komponist: Dynamedion (ANNO 2070), Kariina Gretere (Tracks 1, 2 & 18)
Umfang:
00:51:27 (20 Lieder)
Bezugsquelle:
Die Siedler 7 Limited Edition (36,98 Euro)

Die Firma Dynamedion liefert heutzutage praktisch zu jedem Spiel eines deutschen Publisher oder Entwicklers den Soundtrack. Das führte dazu, dass es zwischendurch definitiv eine Zeit gab, in der alle Werke von ihnen zwar handwerklich perfekt, inhaltlich aber immer gleich und ohne echte Überraschung waren (ähnliches Problem wie beim Komponisten Jeremy Soule). Und dann erschien der Soundtrack zu Die Siedler 7, der nicht nur erneut perfekt die gemächlichere Atmosphäre eines Siedler-Spiels einfängt, sondern gleichzeitig die ausgetretenen Pfade weit genug verlässt, um ein angenehmes Hörerlebnis zu bieten. Schon der Einstieg mit den zwei Stücken “Hero Within” und “Ever After” haut einen dank des wunderschönen Gesangs von Kariina Gretere aus den Latschen. Aber auch der Rest des Albums glänzt durch eine, für ein Dynamedion-Werk ungewohnt lockere Dynamik und Lebendigkeit. Man könnte schon fast sagen, dass man dem klassischen Orchester anhört, dass es Spaß beim Einspielen hatte, so toll klingen die Lieder. Und diese spürbare Freude überträgt sich auch definitiv auf den Hörer, dem es während der 50 Minuten garantiert niemals langweilig wird.

Persönliches Lieblingslied: Nr. 1 – Hero Within [2:58] (Anhören)
Ich könnte euch jetzt groß was davon erzählen, dass mich der Songtext tief berührt oder die eher sanfte und doch schnelle Musik angenehm einlullt, aber der eigentliche Grund ist weit davon entfernt so intellektuell und hochtrabend zu sein: Ich finde schlicht Kariinas Stimme fantastisch. Im Prinzip ist sie stimmlich etwas tiefer veranlagt, schafft es aber dennoch sehr gut diese hohen und doch sanften Töne zu treffen. Es ist richtig schade, dass sie bislang noch kein richtiges Album veröffentlicht hat.

Split/Second Velocity Original SoundtrackSplit/Second: Velocity

Komponist: Marc Canham, Richard Aitkin, Steve Emney (Track 7)
Umfang:
00:42:22 (19 Lieder)
Bezugsquelle:
Soundcloud (kostenlos)

Tempo, Tempo, Tempo — das ist die Devise. Nur im Intro und im Outro geben euch die Komponisten ein wenig Zeit zur Erholung. Den Rest der Zeit pumpt das Adrenalin dank des gelungenen und schnellen Mix aus verzehrter Elektronik-, Rock- und den klar dominierenden Klassik-Klängen nur so durch die Adern. Und zwar ohne, dass es für den Hörer langweilig wird. Das Album gehört definitiv zu der Art von Musik, die man am besten bei voller Lautstärke durch die Boxen dröhnen lässt, damit auch die letzte Körperzelle den Bass zu spüren bekommt. Entsprechend nicht unbedingt die beste Wahl, wenn ihr euch Entspannen möchtet.

Persönliches Lieblingslied: Nr. 1 – Main Theme [1:43] (Anhören)
Im Vergleich zum Rest des Albums ist das Hauptthema sehr leise und langsam und wird selbst im weiteren Verlauf nur unmerklich schneller obwohl auch hier schon ganz klar die Rennspielthematik herauszuhören ist. Aber gerade weil die Komponisten davon abgesehen haben euch mit einem riesigen Paukenschlag ins Album hineinzuschleudern, sticht das Stück so sehr heraus und bleibt im Gedächtnis. Es ist quasi die Overture, die euch erst einmal in die richtige Grundstimmung hineinversetzen soll.

Dark Void Original SoundtrackDark Void

Komponist: Bear McCreary (SOCOM: Special Forces)
Umfang:
01:19:33 (27 Lieder)
Bezugsquelle:
Amazon (19,99 Euro)

Wer hat da gerade Battlestar Galactica gerufen? Unterstellt ihr McCreary etwa, dass er sich bei seinen eigenen Kompositionen bedient hat? Also bitte, so etwas würde doch keiner machen. Aber Scherz beiseite: Wer den Soundtrack zur erfolgreichen SciFi-Serie kennt, der weiß sofort was ihn bei Dark Void erwartet und wird auch mehr als nur einmal die gleichen Klänge entdecken. Das ist aber nichts schlechtes, schließlich war schon die Musik zur Serie sehr gut gelungen und wer die mochte, der wird hiermit definitiv genauso glücklich.

Es fällt einem jedoch schwer das Gehörte so richtig in Worte zu fassen. Beim ersten Anhören klingt es wie ein klassischer Filmsoundtrack, wenn auch die Trommeln im gesamten Werk immer sehr dominant daher kommen. Schnell kommt aber auch das Markenzeichen des Komponisten hervor: Der Einsatz von teils abstrusen, aber vermutlich immer künstlich verzerrten Instrumente, die immer das Kunststück schaffen ungewohnt zu sein ohne aber gleich das gelungene Hörerlebnis zu zerstören. Definitiv ein Album, das man beim erstmaligem Anhören sehr unterschätzt.

Persönliches Lieblingslied: Nr. 6 – Archon [3:19] (Anhören)
“Ja, gib’s mir!” würde ich am liebsten nach dem fulminanten Einstieg schreien und bin fast schon enttäuscht, dass es dann doch erst einmal ruhiger zur Sache geht. McCreary spielt hier geschickt mit meinen Erwartungshaltungen und liefert bis kurz vor Schluss ein adrenalinförderndes Auf und Ab in Sachen Tempo. Doch die treibende Kraft — die Trommeln — bleiben selbst in den ruhigen Momenten überraschend dominant. Sie geben dem Stück die nötige Dramatik und sie sind der eigentliche Grund, warum ich am Rand des Stuhls klebe.

Enslaved Odyssey to the West Original SoundtrackEnslaved: Odyssey to the West

Komponist: Nitin Sawhney (Heavenly Sword)
Umfang:
00:54:07 (18 Lieder)
Bezugsquelle:
Enslaved Odyssey to the West Collector’s Edition (44,99 bzw. 46,95 Euro)

Mir liegt bei diesem Werk ständig der Vergleich mit Darren Korbs Kompositionen zu Bastion auf der Zunge. Doch das wird beiden Alben nicht wirklich gerecht. Obwohl sich durchaus Parallelen ziehen lassen beim Aufbau der Stücke und der Zusammensetzung des Albums, greift Nitin Sawhney nicht nur auf eine ganz andere Instrumentenpalette zurück und bleibt trotz vieler elektronischer Elemente eher klassisch in ihrer Auswahl. Der Soundtrack zu Enslaved – Odyssey to the West ist auch eine wesentlich traurigere Angelegenheit. Es gibt sie zwar, die fröhlicheren Stück wie beispielsweise “Catch the Dragonspy” und auch echte Dramatik kommt in einem Stück wie “The Battle” auf. Euch erwartet jedoch eindeutig eine Tragödie ohne echtes Happy End. Die vereinzelt eingestreuten Sprachsamples aus dem Spiel unterstützen diese Wirkung eher noch als sie zu relativieren.

Persönliches Lieblingslied: Nr. 8 – Back Home [4:59] (Anhören)
Das Sprachsample zu Beginn setzt den Ton für das gesamte Lied. Hier gibt es keine spannungsgeladenen Passagen voller Dramatik. Nur der traurige Gesang der Geigen und des Fagots, die von einer Geschichte voller Elend erzählen. Zwar versucht gegen Ende sanftes Getrommel doch noch etwas Hoffnung am Horizont auftauchen zu lassen, doch es kann das Leid nicht lindern und versinkt stattdessen zusammen mit dem Rest der Musik im Meer der Stille. Äußerst mitreißend.

Alone in the Dark Original SoundtrackAlone in the Dark

Komponist: Olivier Derivière (Obscure 2)
Umfang:
00:19:29 (8 Lieder)
Bezugsquelle:
Amazon (28,99 Euro)

20 Minuten sind nicht gerade viel, vor allem wenn wir von einem Soundtrack zu einem Spiel reden. Doch diese 20 Minuten haben es in sich und werden euch definitiv im Gedächtnis bleiben. Das liegt natürlich vor allem am stimmgewaltigen Gesang des Frauenchors The Mystery of Bulgarian Voices. Die Damen waren 2007 sogar beim Eurovision Song Contest mit dabei, wobei das aus meiner Sicht kein wirkliches Qualitätsmerkmal ist, und machten wohl früher vor allem bulgarische Volksmusik. Bei Alone in the Dark werden sie aber auf jeden Fall ihrem aktuellen Namen gerecht und geben dem Album eine äußerst apokalyptische Note. Das klassische Orchester ist hier ganz klar nur zur Unterstützung mit dabei und hält sich meist im Hintergrund, macht aber dennoch eine genauso gute Figur.

Persönliches Lieblingslied: Nr. 1 – Prelude To An End [1:34] (Anhören)
Ich verstehe kein Wort von dem, was die stimmstarke Dame hier singt. Doch es klingt eindringlich, ja fast schon beschwörend. Gerade so, als würde sie vom Untergang der Welt verkünden oder dergleichen. Das sich stark zurückhaltende Orchester und der einsetzende Chor unterstützen dieses betrügende Gefühl noch zusätzlich. Da läuft es einem kalt den Rücken herunterunter.

[Ja, mir ist bewusst, dass im Kontext des Spiels und auch des Liednamens es ganz eindeutig ist, dass sie tatsächlich vom drohendenden Ende singen. Aber lasst mir doch meine pseudointellektuelle Schreibe :smile: .]

Ich wünsche viel Spaß beim Reinhören! Wie immer freue ich mich sowohl über eure Meinung zu den gewählten Alben als auch über Hörtipps eurerseits. Also nicht lange zögern und in die Tasten greifen! Solange ihr kein Battlefield 3 als euren absoluten Lieblingssoundtrack nennt, verspreche ich auch mich zu benehmen :wink: .

Und während ich diese Zeilen schreibe, neigt sich mein letzter Tag auf der Insel Föhr dem Ende zu. Schee wars, aber das wisst ihr ja schon. Schließlich ist der chronologisch letzte Eintrag aus der Serie als erstes erschienen :smile: .

Die Stammbesucher wissen, dass ich ein Soundtracknarr bin. Allerdings nicht von Filmen, sondern von Spielen. In meiner Kollektion befinden sich mehr Spielesoundtracks als Filmsoundtracks und Bandalben zusammen. 99% der Zeit läuft in meinem Winamp nichts anderes. Allerdings bin ich ausschließlich Fan von echten Scores, nicht diese zusammengestückelten Soundtracks wie man sie in den meisten Electronic Arts-Spielen findet, die nur aus lizensierten Liedern bestehen. Ja, sie haben ihre Vorteile und öffnen mir auch die Ohren für Musik, die ich sonst nicht höre. Aber es geht einfach nichts über einen richtig schönen Score für den noch ein gelernter Komponist schwitzen musste.

Doch ich wiederhole mich. Das Thema hatte ich bereits am 18.02.2007 aufgegriffen und auch wenn ich den Text heute etwas anders (und länger) schreiben würde, sind die Kernaussagen immer noch die gleichen. Außerdem möchte ich im heutigen Eintrag nicht über die Grundlagen diskutieren, sondern euch mal wieder ein paar Empfehlungen geben. Zwar könnt ihr euch auch heute noch an meiner Liste von 2008 orientieren, aber zwischenzeitlich sind natürlich unzählige, weitere sehr gute Scores erschienen. Deshalb nun eine Liste mit fünf mehr oder weniger aktuellen Alben, die ihr euch unbedingt anhören solltet — dieses Mal sogar mit Link zum Probehören und mit einem Hinweis woher ihr das Werk bekommen könnt. Wie immer, betrachte ich die Soundtracks als eigenständige Hörerlebnisse und ohne das dazugehörige Spiel im Hinterkopf zu haben.

Bastion Original SoundtrackBastion

Komponist: Darren Korb
Umfang: 01:00:18 (22 Lieder)
Bezugsquelle: Bandcamp ($10)

Mit diesem Score nimmt euch Darren Korb auf eine sehr ungewöhnliche Reise mit. Keines der 22 Lieder gleicht dem vorherigen. Es ist quasi unmöglich diesem Werk eine klare Bezeichnung wie “Orchestermusik” zu geben. Stattdessen wechselt alle paar Lieder die Instrumentenpalette und damit der gesamte Sound. Western (“Spile in a Rail”), Orientalisch (“Terminal March”), Elektronik (“Percy’s Escape”), Pop (“Mother, I’m Here”) — es scheint fast so, als konnte sich Korb sich nicht so richtig entscheiden, auf welchen Stil er jetzt gerade Lust hat. Und doch fügt sich alles harmonisch zusammen. Nichts wirkt deplatziert. Das Arrangement des Album mit einer gesunden Mischung aus schnellen und langsamen Stücken und ein paar eingestreuten Sprachsamples aus dem Spiel sorgen zusätzlich dafür, dass die 60 Minuten einiges an Abwechslung zu bieten haben und einem beim Hören nie wirklich langweilig wird.

Persönliches Lieblingslied: Nr. 2 – A Proper Story [1:09] (Anhören)
Es ist ein simples und eingänges Lied, besitzt aber ein ansprechendes Motiv und nutzt bereits eine breite Instrumentenpalette (Gitarre, Elektronik, Banjo etc.), um es zu transportieren. Eine schöne Einstimmung auf das, was euch die nächste Stunde noch so erwartet.

Bloodrayne Betrayal Original SoundtrackBloodrayne: Betrayal

Komponist: Jake Kaufman (Contra 4)
Umfang: 01:18:32 (30 Lieder)
Bezugsquelle: Bandcamp (Kostenlos oder eigener Preis)

Der Komponist ist schon irgendwie fies. Da lullt er einen im ersten Stück mit sanfter Klaviermusik vermischt mit Chorgesang ein, nur um ab “Dusk Falls” die E-Gitarre auszupacken und sie bis zum Ende des eigentlichen Scores nicht mehr wirklich wegzulegen. Stellenweise hört sich das Album wie Melodic Metal an, so hart klingt es, auch wenn Kaufmann dann doch nicht die letzte Meile geht und die extremen Riffs ausspart. Nur sehr sporadisch lullen euch ruhigere und sanftere Stücke ein, nur um euch sogleich wieder mit E-Gitarre und Schlagzeug aus dem Schlummer zu wecken. Doch das ist alles nur die erste Hälfte des Scores.

Für den zweiten Teil hat Kaufmann stattdessen die 15 Lieder noch einmal hergenommen und in ein astreines 8bit-Klangerlebnis verwandelt. Die Umsetzung ist meist so gut gelungen, dass man sich bei manchen Stücken die Frage stellt, was zuerst komponiert wurde: Die 8bit-Version oder die moderne Fassung?

Persönliches Lieblingslied: Nr. 10 – Betrayal [4:14] (Anhören)
Das Stück erinnert mit seinem starken Rockfokus vermischt mit klassischen Elementen wie Klavier und Geige sehr stark an den Score früherer Castlevania– oder den BlazBlue-Titeln. Stellenweise kommt es deshalb ein wenig “all over the place” rüber. Das schnelle Tempo und die Vermischung so unterschiedlicher Stilelemente führt zu einer gewissen Kakofonie, die aber gerade den Reiz des Lieds ausmacht.

Castlevania: Lords of Shadow Original SoundtrackCastlevania: Lords of Shadow

Komponist: Oscar Araujo (Scrapland)
Umfang: 01:06:23 (20 Lieder)
Bezugsquelle: Castlevania: Lords of Shadow Collector’s Edition (79,95€)

Der Score zu Castlevania: Lords of Shadow besteht aus klassischer Orchestermusik und könnte leicht als cineastischer Mainstream abgetan werden. Eingespielt vom Bratislava Symphonie Orchester vermischt der Komponist die Musik mit Chorgesängen, die sich jedoch größtenteils im Hintergrund halten und die eigentlichen Motive nur unterstützen statt sie zu übertrumpfen. Der Stil des Soundtracks ist ganz klar von Howard Shores’ Der Herr der Ringe-Album inspiriert und gibt sich entsprechend episch. Allerdings ist das Album nicht so extrem langsam und erhaben wie beispielsweise Doyle W. Donehoos Score zu Warhammer 40.000: Dawn of War II.

Dennoch ist es wie das eigentliche Spiel ein Bruch für Kenner der Serie, waren die Soundtracks der alten Teile doch eher Gothic-mässig angehaucht. Nicht einmal die klassischen Rock-Motive sind zu hören. Araujo verzichtet zudem darauf den Soundtrack am Spiel entlang zu arrangieren und schafft stattdessen seine ganz eigene Spannungskurve mit einem überraschend actionreichen Einstieg (“Besieged Village”) und einem traurigen Abschluss (“Love Lost”). Kein überraschendes, aber definitiv ein Hörerlebnis auf hohem Niveau mit so einigen Melodien, die im Kopf hängenbleiben.

Persönliches Lieblingslied: Nr. 6 – The Ice Titan [4:12] (Anhören)
Es ist nicht zu leugnen, dass ich eine gewisse Vorliebe für spannungsgeladene Stücke habe und “The Ice Titan” fällt perfekt in diese Kategorie. Obwohl auch dieses Stück vom Tempo her eher gemächlich daherkommt, bringt die Kombination aus Trompeten, Geigen, schweren Trommeln und forderndem Chorgesang das Blut angenehm in Wallung.

Deus Ex: Human Revolution Original SoundtrackDeus Ex: Human Revolution

Komponist: Michael McCann (Splinter Cell: Double Agent)
Umfang: 00:29:03 (12 Lieder)
Bezugsquelle: Deus Ex: Human Revolution Limited Edition (49,95€ – 59,95€)

Wie es das futuristische Setting verlangt, ist der Score größtenteils Elektronisch. Michael McCann streut jedoch hier und da gekonnt ein paar sanfte Chorelemente ein, um das Hörerlebnis etwas aufzulockern. Man merkt dem Album zwar sehr stark an, dass es “nur” als Hintergrundmusik für ein Spiel dient. Doch selbst ruhigere Stücke wie “Main Menu” oder “Detroit City Ambient Part 1” sind ein angenehmes Hörerlebnis und eignen sich hervorragend, um einfach mal abzuschalten und sich gehen zu lassen. Und wer als Veteran ganz genau hinhört, wird das ein oder andere Motiv aus dem Score zum ersten Deus Ex (Alexander Brandon) wiedererkennen.

Persönliches Lieblingslied: Nr. 1 – Icarius (Main Theme) [3:44] (Anhören)
Das Lied bietet eine sanfte Einleitung mit sphärischem Gesang bis das elektronische Hauptmotivs des gesamten Scores einsetzt und der Gesang in den Hintergrund wechselt. Es folgt ein stetiges Erhöhen des Tempos, bis das Lied 20 Sekunden vor Schluss seinen Höhenpunkt erreicht und der Komponist euch mit dem immer leiser werdenden Motiv alleine lässt. Das Stück kombiniert gekonnt beide Stile, die ihr auf der CD findet und erzeugt Lust auf den Rest des Soundtracks.

Kingdom Hearts: Piano CollectionsKingdom Hearts: Piano Collections

Komponist: Yoko Shimomura (Kingdom Hearts)
Umfang: 00:44:39 (12 Lieder)
Bezugsquelle: Amazon (49,99€)

Die Piano Collections haben eine gewisse Tradition bei Square Enix-Spielen. Mittlerweile gibt es kein Final Fantasy, bei dem nicht kurz nach Release solch’ eine Kollektion veröffentlicht wird. Auch zu Kingdom Hearts gibt es eine Version, in der Medleys der bekanntesten Lieder der Serie ganz ohne Verstärker zum Besten gegeben werden. Das Ergebnis ist ein sehr schönes Klavierkonzert, das einem ins Herz geht. Speziell die 15minütige Sonata (“Sora”, “Kairi”, “Riku” und “Finale”) in der Mitte der CD ist ein fantastisches Werk klassischer Musik und muss sich meiner Meinung keineswegs vor den Werken eines Johann Sebastian Bach oder Frédéric Chopin verstecken — auch wenn ich mir mit der Aussage jetzt vermutlich die Wut von Hardcore-Klassikhörern auf mich ziehe.

Persönliches Lieblingslied: Nr. 7 – 3rd Mov.: Riku (Scherzo e Intermezzo) [4:27] (Anhören)
Wie der Name schon sagt, ist das Lied schnell (“Scherzo”) und erzeugt so eine gewisse Spannung beim Hörer. Unterstützt wird dies durch das plötzliche Abflachen des Tempos und der Lautstärke in der Mitte des Lieds (“Intermezzo”), bevor der Pianist am Ende wieder voll in die Tasten greift und das grundlegende Motiv noch einmal in voller Lautstärke durch die Boxen hämmert.

Und nun viel Spaß beim Reinhören!

PS: Das war natürlich nur eine sehr kleine Auswahl aus meiner umfangreichen Sammlung — wir wollen ja noch was für spätere Einträge aufheben :smile: –, dennoch: Wenn ihr noch empfehlenswerte Scores kennt, dann immer her damit. Vielleicht kenne ich ihn noch nicht und ich bin immer froh Geheimtipps zu entdecken, selbst wenn ich sie erst aus Japan importieren muss.

Sicarius

Sturget

Bevor wir zum heutigen Eintrag kommen auch an dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön an JakillSlavik für seine Eintragsserie über Photoshop-Magazine. Natürlich nicht nur wegen dem informativen Inhalt, sondern auch weil es mir 1 1/2 Monate lang ein wenig mehr Luft verschafft hat. Ich hoffe, wir können das mal wiederholen. Nun aber zu den eigentlichen Themen des 600. Eintrags:

Seminar Nr. 1 in Stuttgart ist vorüber. Neben viel Lernen, war auch viel Freizeit angesagt. Abseits des traditionellen Kennenlernens im nahegelegenen Biergarten am ersten Tag, stand dabei auch ein Besuch des Carl-Zeiss-Planetariums Stuttgart an. Passend natürlich zur Vorbereitung auf den 21. Juli, an dem sich die erste bemannte Mondlandung zum vierzigsten Mal jährt (16.07. der Start, 20.07. die Landung, 21.07. der Ausflug und Beginn des Rückflugs, 24.07. die Ankunft Zuhause). Ihr wisst schon. 1969 sind da zwei Amis gelandet, während der dritte sich oben in der Kapsel langweilen musste (Michael Collins). Schon eine arme Sau, schließlich kennen die meisten Leute nicht einmal den Namen des zweiten Astronauten (Edwin “Buzz” Aldrin) – und ja, ich musste auch erst einen Moment drüber nachdenken bis er mir wieder eingefallen ist.

Aber genug des Abschweifens. Passend zum Jubiläum drehte sich der Vortrag, projiziert auf die Innenseite der Kuppel des Planetariums, auch um das Thema “Rückkehr zum Mond”. Inhaltlich war die Stunde größtenteils interessant, wenn auch etwas oberflächlich. Technisch fühlte man sich hingegen in die 70iger zurückversetzt – und das obwohl das Planetarium erst vor zwei Jahren einen superdubermegaüberhammerwasweißich Projektor bekommen hat, der angeblich in Deutschland seines gleichen sucht. Da erwarte ich dann doch schon etwas mehr als Old-School-SciFi-Matté-Paintings und schlecht aufgelöste Videos. Nichtsdestotrotz hab’ ich nun einmal erfahren, was vor allem die Amis derzeit so planen…

…und schüttele mächtig den Kopf darüber. Schon der Start: Zwei Raketen? Eine große von den Ausmaßen einer Saturn 5, die nur das Landemodul in die Erdumlaufbahn schafft? Und dann zusätzlich noch eine kleine mit der Raumkapsel? Als hätten wir nicht schon genug Müll da oben rumfliegen! Aber es geht noch weiter. Die Idee ist wohl, wenn es tatsächlich Eis in den 10km tiefen Kratern an den Polkappen gibt, dort unten eine Mondstation zu bauen. Klingt ja alles schön und gut, aber wenn ich dann höre, dass das Wasser in Treibstoff, Trinkwasser und was weiß ich alles umgewandelt werden soll, frage ich mich schon ob da irgendeiner zwei Meter weitergedacht hat. Ich kenne mich natürlich nicht so genau aus, aber wenn ich das vorhandene Wasser verbrauche – was ich ja besonders bei der Umwandlung in Treibstoff tue – woher soll auf dem Mond Neues kommen? Der Mond ist schließlich nicht umsonst ein staubiger, grauer Ball. Aber gut, lassen wir uns überraschen. Bei den Weltraumbehörden arbeiten so viele tausend Akademiker – da wird sich schon einer drüber Gedanken machen. Und die tatsächliche Inbetriebnahme wird vermutlich eh keiner von uns mehr erleben. Derweil wird es interessant was so bis 2020 alles in Sachen Mond passieren wird. Dank Google Lunar X-Price und neue, bemannte Vorhaben in den USA, Europa und China, könnte in die Weltraumforschung nach 30 Jahren gefühlte Langweile mal wieder etwas äktschn für den Massenmarkt (zu dem ich mich natürlich dazurechne) kommen.

Da fällt mir allerdings noch ein Punkt ein, der mich immer wieder mit dem Kopf schütteln lässt: Jeder kocht sein eigenes Süppchen. Klar es gibt die ISS, aber vermutlich wird selbst da um jede Information gepokert anstatt das allen alles geleichermaßen zur Verfügung gestellt wird und nicht jeder wieder das Rad neu erfinden muss. Aber nö – Europa, USA und China pflegen lieber ihren Egoismus und halten so den Fortschritt auf. Das ist genauso, als würde ich meinen Arbeitskollegen Informationen vorenthalten, nur damit ich besser dastehe – was ich natürlich NIE tun würde! ;)

Der Weltraum und seine unendlichen Weiten war aber nicht meine einzige Freizeitaktivität in Stuttgart. Die Stadt hat schließlich noch ein paar “exklusive” Dinge zu bieten, die man bei seinem Besuch gesehen haben sollte. Und nein, ich meine nicht die zwei Erotikläden (einer davon wohl auch mit “exklusivem Service”) in der Königsstraße (entspricht der Zeil in Frankfurt am Main). Auch das Daimler-Benz-Museum bzw. Porsche-Museum interessierte mich überhaupt nicht. Was dann noch übrig bleibt? Musicals! Yep, Musicals. Wicked – Die Hexen von Oz (im Palladium Theater) und We Will Rock You (im Apollo Theater) werden, soweit ich das zumindest verstanden habe, derzeit nur exklusiv in Stuttgart aufgeführt. Zusammen mit dem verbilligtem Preis (70 Euro für Preiskategorie 1-Plätze – normalerweise 99 Euro), konnte ich das Angebot nicht ablehnen und war nun zum ersten Mal im Leben in einem Musical.

Logo von We Will Rock YouDas Musical We Will Rock You aus der Feder von Queen und Ben Elton ist vermutlich auch eine der angenehmsten Varianten um in das Thema einzusteigen. Gute, altbekannte Lieder (von Queen), zugängliche Handlung und vor allem modern. Miss Saigon oder Das Phantom der Oper sind da sicherlich härter zu verdauende, aber sicherlich nicht minder interessante Brocken. Aber worum geht es überhaupt? Im Jahr 2040 hat sich ein totalitärer Staat unter der Leitung der Killer Queen und ihrer Firma GlobalSoft gebildet. Der größte Teil der Menschen auf Planet e.bay, wie die Erde mittlerweile heißt, hält sich in deren Cyberspace auf und ist vergleichbar einer Klon-Armee vollkommen gleichgeschaltet. Eigenes Denken, Handeln und generell der kleinste Funken von Individualität wird mit Strafe geahndet. Eine Maßnahme um diesen Zustand zu erreichen war handgemachte Musik (in diesem Fall ausschließlich Rockmusik) und die dazugehörigen Instrumente zu verbieten. Die einzig geduldete Form von Beschallung ist die computergenerierte GaGa-Musik. Aber wie so oft gibt es Hoffnung am Ende des Cyberspace. Nein, leider nicht in Form von Shodan – das wäre dann zu viel Insider gewesen. Stattdessen gibt es eine Legende die besagt, dass es auf e.bay doch noch Musikinstrumente gibt und ein Mann, genannt “Dreamer”, sie finden wird. Natürlich sind solche Prophezeiungen nichts ohne eine Sekte, die daran glaubt. Dementsprechend gibt es eine Gruppe Rebellen mit dem Namen “Bohemians”, die Widerstand leistet. Im Laufe der drei Stunden Spielzeit (zwei Akte) findet sich natürlich der “Dreamer” und er schafft es selbstverständlich auch am Ende den Planeten e.bay zu befreien und die Killer Queen zu besiegen. Tut doch nicht so, als wäre das jetzt ein großer Spoiler gewesen…

Das vorhersehbare Ende ist dann auch die einzige Sache, die mir überhaupt nicht gefallen hat. Statt eines fetten Bossfights, den man nach 2 1/2 Stunden Vorbereitung sicherlich erwarten dürfte, wird alles in wenigen Minuten abgehandelt. Gerade so, als hätte der Autor plötzlich auf die Uhr geschaut und ist zu der, für ihn unbefriedigenden, Erkenntnis gelangt: “Noch länger und ich muss einen dritten Akt schreiben…” Dabei wäre ein “Kampf”-Duett zwischen der Killer Queen und dem Erlöser Galileo Figaro (ja, auch im Musical selbst wird über den Namen gelästert) sicher genial gewesen. Andererseits – Galileo hätte der fantastischen Monsterstimme der Killer Queen sicherlich nichts entgegen zu setzen gehabt. Den Namen der Sängerin kann ich euch aber leider nicht sagen, denn das Geld für das Programm habe ich mir dann doch gespart. Es gibt zwar eine Besetzungsliste im Internet, aber man weiß ja nie ob die wirklich an dem Abend gespielt haben, oder unter der Woche dann doch eher die zweite Reihe den Job erledigt. Die Bilder von Brigitte Oelke (die eigentliche deutsche Darstellerin) erinnern mich auf jeden Fall nicht an die Dame auf der Bühne und auch ihre Stimme klingt auf in YouTube-Videos anders. Ehrlich gesagt finde ich die dort zu findende Version von “Killer Queen” sogar schlechter als das, was ich am Donnerstag hören durfte. Das ist aber vermutlich Geschmackssache.

Galileo Figaro machte auf mich mehr den Eindruck des naiven und dümmlichen Helden, der selbst wenn sein Leben davon abhinge Stroh nicht von Heu unterscheiden könnte. Aber wie es mit solchen Helden ist, brauchte er die Antwort auf die Frage “Warum liegt da Stroh rum?” gar nicht wissen (ja, der vorherige Satz war nur zur Vorbereitung darauf!). Das ergibt sich bei Hauptdarstellern auch so. Zumindest konnte er singen. Dementsprechend kamen wirklich alle der unzähligen gut gecoverten und teils eingedeutschten Liedern von Queen wie die fantastische Einlage der Killer Queen mit “Don’t Stop Me Now” oder, ich gebe es zu, dem abartigen Ohrwurm “Radio Ga Ga” fantastisch rüber. Und obwohl ich ja ein Verfechter von Originalsprache bin, haben die Macher die Lieder nicht nur gut übersetzt, sondern spielen auch gekonnt mit dieser Tatsache. So geht es unter anderem ständig darum, dass die englische Sprache ausgestorben ist. Eine Sache, bei der ich mich durchaus frage, wie es im englischen Original gelöst ist. Sowieso nimmt das Musical sich selbst nicht allzu ernst. Stattdessen ist es sich, ohne jemals die “Fourth Wall” zu brechen, seiner Realität bewusst. Das macht es angenehm locker und vor allem auch oft sehr lustig. Billige Gags wie ein, immer noch lustiger, Seitenhieb auf eine gewissen Daniel K. sind genauso vorhanden wie zahllose Anspielungen auf heutige Internethypes. Diese sind aber nur ein Teil der vielen Parodien auf die Popkultur des neuen Jahrtausends. Schon die Figur des Khashoggi ist so vollkommen eindeutig von Agent Smith aus The Matrix abgeschaut, dass man die letzten 10 Jahre schon als Eremit verbracht haben muss um das nicht zu erkennen. Auch Videospiele werden nicht ignoriert.

Im Gegenteil laufen passend zu “Another One Bites The Dust” (wieder von der Killer Queen gesungen) auf der Leinwand im Hintergrund allerhand Spielszenen – auch aus indizierten Titeln. Leider habe ich da von der Darstellerperformance der leicht bekleideten Damen des Konzernvorstands dementsprechend nicht viel mitbekommen. Ich musste schließlich schauen ob ich alle der gezeigten PC- (u.a. natürlich Quake III Arena) und Konsolenspiele (u.a. Zelda – Ocarina of Time) anhand des meist nur äußerst kurzen Clips erraten kann. Und ja, ich konnte tatsächlich den größten Teil entziffern, da es sich anscheinend nur um große Blockbustertitel handelte. Ich habe eben doch kein Leben…

All das sind die Sachen, die ich mit “modern” und “zugänglich” meinte. Die Sprache des Musicals ist “hip”, die Anspielungen halbwegs aktuell, die Dialoge lustig, die Geschichte interessant genug um spannend zu sein und vor allem ist alles in fantastische Rockmusik (live gespielt!) verpackt, die sowieso nie altert. Für wen es also bislang noch nicht deutlich genug rüberkam: We Will Rock You war jeden Cent der 70 Euro wert und ich würde tatsächlich noch ein zweites Mal reingehen, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Wer allerdings keine laute Rockmusik mag…nun, dem ist sowieso nicht mehr zu helfen ;). Aber die oft sehr knapp bekleideten und gutaussehenden Darstellerinnen, besonders der Konzernvorstand von GlobalSoft, hatte ich ja erwähnt, oder?

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