Das Gewichtsdiagramm unserer Katzen

Sollte es mich eigentlich deprimieren, dass Balu besser im Abnehmen ist als ich? Jahrelange war der Kerl mit Abstand der schwerste im Bunde und jetzt? Liegt er gleichauf mit den anderen Jungs (Pichu und Jules). Oder um es in Zahlen auszudrücken: In den ersten fünf Jahren bei uns hat er sich von anfangs 6,2kg (2016) bis auf 8,3kg (2021) hochgefuttert. Zum Wiegen benutzen wir übrigens ganz einfach eine digitale Babywaage*, das ist wesentlich genauer als die Katzen mit auf die Menschenwaage zu nehmen. In den letzten zwei Jahren hat er hingegen stetig abgenommen und ist aktuell bei 5,7kg (lt. Tierarzt-Waage sogar 5,4kg). Und diese Kilos hat er ganz allein verloren! Wir haben keine Diät mit ihm gemacht. Es gab keine Futterumstellung. Wir haben nichts geändert. Er hat nur im Juli 2023 bis auf seine kleinen Frontzähnchen das komplette Gebiss geräumt bekommen. Das hat seine Begeisterung für Futter jedoch nicht beeinflusst.

“Viel Gewicht verloren” könnte freilich auch ein Warnzeichen für irgendwas sein. Und mit mittlerweile über 13 Jahren auf dem Buckel ist er zudem nicht mehr der Jüngste. Entsprechend waren wir letzte Woche mal beim Tierarzt mit ihm für einen kleinen Checkup inkl. großem Blutbild. Das Ergebnis war – wenn man davon absieht, dass er aus Angst sein Geschäft im Katzentragekorb verrichtete – erfreulich: Obwohl er manchmal so tut, als wäre er so alt wie Methusalem, ist Balu körperlich absolut topfit. Alle seine Werte sind voll im grünen Bereich, sein Fell wurde sogar gelobt und sein Herz war zwar aufgeregt, klang aber ebenfalls einwandfrei. Die Kosten… nun mit fast 300€ war die Sache nicht ganz billig. Aber so ist das halt mit Tieren. Man muss sie sich durchaus leisten können.

Okay, “topfit” ist technisch gesehen gelogen. Eine chronische Krankheit hat er sich mittlerweile doch eingefangen.

Die alte Leute-Krankheit

Bemerkt haben wir erstmalig, dass Balu was hat, als er mal wieder Jules auf der Terrasse nachgejagt ist. Er ist dabei Jules hinterher den Grill hoch- und – logischerweise – danach wieder runtergesprungen. Anschließend hat er gehumpelt. Das gefiel uns gar nicht, weshalb wir ihn eingesackt und zum Tierarzt gebracht haben. Aufgrund seines Alters brachte Lysanda relativ zügig das Thema Arthrose ins Spiel. Entsprechend haben wir ihn röntgen gelassen. Selbst erkenne ich es auf dem Röntgenbild nicht, aber die Diagnose war für den Tierarzt eindeutig.

Balus Röntgenbild

Als Akutmaßnahme bekam er erstmal eine Spritze Melosolute. Das ist anscheinend ein Schmerzmittel, das man normalerweise nach einer Weichteiloperation zur Schmerzminderung verabreicht. Für Zuhause gab es hingegen das übliche: Metacam. Damit ging es ihm logischerweise erstmal besser. Das Problem an sich war nicht behoben. Bei Arthrose ist es bei den Tieren jedoch scheinbar wie mit den Menschen: Viel kann man nicht tun außer die Beschwerden lindern. Sprich: das Immunsystem stärken, die Entzündung lindern und den Knochenaufbau unterstützen.

Übrigens: Obwohl Arthrose gerne mit älteren Generationen in Verbindung gebracht wird, kann die Krankheit prinzipiell in jedem Alter auftauchen. Es steigt nur die Wahrscheinlichkeit je älter man wird, da es sich im Grundsatz um eine Abnutzungserscheinung der Gelenke handelt. Diese Tierarztpraxis aus der Schweiz behauptet, dass 90% der Katzen über 12 Jahre arthrotische Veränderungen im Röntgenbild zeigen. Das heißt nicht, dass sie unbedingt schon Schmerzen und so haben. Aber man kann zumindest die Anfänge sehen.

Die tierärztliche Behandlung

Der Arthrose ist man also hilflos ausgeliefert. Es geht nur noch darum das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten. Die “einfachste” Variante in dieser Hinsicht ist es wohl monatlich zum Tierarzt zu gehen und der Katze Solensia zu spritzen.

Das ist ein Schmerzmittel explizit für den Einsatz bei Osteoarthritis. Es blockiert die Bildung des Proteins Nervenwachstumsfaktor, was bei der Schmerzweiterleitung beteiligt ist. Sprich man hat zwar technisch gesehen Schmerzen, spürt sie aber einfach nicht. Zwei Ampullen kosten rund 115€ – je nach Gewicht muss man entweder eine (bis 7kg) oder beide spritzen. Also nicht ganz billig die Sache. Und die Nebenwirkungen können wohl ebenfalls nicht ohne sein, wenn man sich so die Erfahrungsberichte anderer Katzenbesitzer u.a. bei Facebook durchliest. In den klinischen Studien wurden hingegen nur Hautreaktionen wie Juckreiz oder Haarausfall festgestellt. Außerdem gibt es einige Situationen, in denen das Medikament absolut nicht gegeben werden sollte. Beispielsweise bei schwangeren, nierenerkrankten oder gegen den Wirkstoff Frunevetmab allergischen Tieren. Während der Tierarzt Solensia also als erstes Mittel der Wahl sah, rät die Facebook-Gruppe dazu erst alle anderen Möglichkeiten auszuschöpfen.

Es gibt aber durchaus Katzen, die Solensia gut vertragen. Aber, wenn ihr Solensia nutzt und irgendwelche Nebenwirkungen feststellt, könnt (und solltet) ihr diese an die Firma Zoetis melden. Die ist zuständig für das Medikament und kann dann ggf. weitere Forschung betreiben.

Was wir tun

Wenn das keine zufriedene Katze ist, dann weiß ich auch nicht.

Wir haben uns vorerst gegen Solensia entschieden. Stattdessen hat Lysanda das gemacht, was sie immer macht: Recherchiert. Das Ergebnis ist, dass Balu jetzt morgens Methylsulfonylmethan (MSM), Kollagen und Palmitoylethanolamid (PEA) bekommt. MSM und Kollagen haben wir auch in unserem täglichen Nahrungsergänzungsmittel-Cocktail.

  • MSM wird auch als organischer Schwefel bezeichnet. Schwefel wird für zahlreiche Prozesse in unserem und dem tierischen Körper benötigt. Er ist ein natürliches Antioxidans, wird zur Insulinproduktion benötigt, stärkt das Immunsystem und ist essentiell für die Entgiftung. Im Fall von Arthrose ist jedoch seine Funktion als “Gelenk-Futter” am relevantesten. Er hilft beim Aufbau von neuem Knorpelgewebe, wird zur Bildung von Kollagen und Glucosamin benötigt und wirkt Entzündungshemmend.
  • Kollagene sind hingegen eine Gruppe von Proteinen. Sie machen wohl rund 25% der Gesamteiweißmenge in unserem Körper aus. Kein Wunder: Sie sind überall vorhanden. Haut, Knochen, Sehnen, Knorpel, Blutgefäße, Zähne. Keine Stelle, wo es kein Kollagen zu finden gibt. Entsprechend wichtig ist es, dass wir welches haben bzw. herstellen können. MSM hilft wie erwähnt bei dieser Produktion. Aber da es so eine wichtige Rolle im Körper spielt, ist eine externe Zufuhr nicht verkehrt. In Bezug auf die Gelenke hilft es bei der Mobilität und gegen die Schmerzen.
  • PEA wird grundsätzlich ebenfalls vom Körper selbst produziert. Es wirkt entzündungshemmend und schmerzlindernd und wird u.a. im Endocannabinoid-System gebraucht. Ja, das hat tatsächlich mit Cannabis zu tun. Genauer gesagt ist es der Teil unseres Nervensystems, der auf THC reagiert. Körperlicher und emotionaler Stress fördern wohl die Produktion dieses Lipids. Die separate Beigabe macht man wohl vor allem dann, wenn das Tier nicht aus diesem Stresszustand rauskommt. Also eigentlich sind alle Stressoren weg, aber Nerven- und Immunsystem reagieren aufgrund einer erhöhten Reizempfindlichkeit immer noch. Hier soll PEA dann bei der Regulierung helfen.

Oder zusammengefasst: Sachen, die Entzündungen hemmen und Schmerzen reduzieren, körperlichen Stress abbauen und speziell im Knochengerüst wirken.

Das Ergebnis

Das morgendliche Ritual

Mittlerweile geben wir Balu die Mixtur schon ein paar Monate (die Diagnose war im Februar) und es geht ihm gut. Die Arthrose ist logischerweise nicht weg und hier und da sieht man, dass er Schwierigkeiten hat. Da trippelt er so ein bisschen rum, bevor er auf die Fensterbank springt. Aber Beeinträchtigungen oder gar Schmerzen können wir nicht feststellen. Im Gegenteil geht es ihm scheinbar mittlerweile manchmal sogar zu gut. Beispielsweise ist er vor kurzem mal unseren Kratzbaum nach ganz oben geklettert. Wie oft er das in den bald zehn Jahren bei uns schon gemacht hat, kann man an einer Hand abzählen. Balu ist schon immer eher eine Bodenkatze. Vermutlich hätte für ihn auch ein einfacher Zaun gereicht, um zu verhindern, dass er das Grundstück verlässt.

Wer jetzt meckert, dass wir ohne Sinn und Verstand einfach NEMs auf unsere Katze schmeißen würden: Ich hatte den Cocktail nach 2-3 Wochen mal weggelassen. So von wegen “ihm geht’s jetzt ja besser, also braucht er das doch bestimmt nicht mehr”. Das Ergebnis war, dass er am nächsten Tag nur noch im Schneckentempo herumlief, nichts mehr fraß und sich unter unseren Rosmarin legte. Und wenn der Balu sich unter den Rosmarin legt, dann geht es ihm echt beschissen. Noch so eine Erkenntnis aus dem letzten Jahrzehnt. Also wieder ab zum Tierarzt (wegen dem nicht fressen), erneut eine Metacam-Therapie, und anschließend die NEMs wieder ins Futter gemischt. Insofern mag das vielleicht nur ein klinisch unbewiesener anekdotischer Einzelfall sein. Aber solange es unserem großen Tiger gut geht, ist mir das doch völlig egal! *hmpf*

Den Cocktail bekommt er immer morgens. Da unter anderem Jules seine Blutdrucktablette braucht, haben wir schon lange ein Ritual mit unseren fünf etabliert. Es gibt quasi einen Aperitif bevor ich die All-you-can-Eat-Platte hinstelle. Und diese Vorspeise enthält dann ggf. halt den Zusatz, den die jeweilige Katze haben soll. Je nach Tagesform benötigt es zugebenermaßen auch mal Unterstützung durch z.B. eine Prise Bierhefe, bevor sie an ihrem Schälchen andocken und futtern. Funktioniert grundsätzlich ganz gut und wird zukünftig neue Katzen im Haus sicherlich erstmal verwirren. Das Vorgehen macht freilich Arbeit bei uns mit dem täglichen Schälchen richten. Aber falls doch mal jemand von den anderen Katzen was an Medikamenten bräuchte, kennen sie das Vorgehen bereits und sind vermutlich nicht von Haus aus skeptisch.

Vor fast sechs Jahren haben Lysanda und ich euch ein wenig über Kalium erzählt. Zur Erinnerung: Angefangen hatte sie mit Kalium wegen ihres Restless Legs Syndroms (RLS) und einer dazugehörigen indischen Studie aus dem Jahr 2016. Und ja, die freudige Nachricht ist: Lysanda ist auch nach acht Jahren immer noch symptomfrei. Alles nur dank ihres täglichen Kaliumkonsums (ihr Eisen hat sie aber ebenfalls weiter im Blick). Und wenn man sich die Kommentare unter dem Beitrag anschaut, ist sie damit nicht allein.

Insgesamt betrachtet, ist aber RLS immer noch eine relativ unbekannte Krankheit. Dabei gehen Schätzungen davon aus, dass darunter 5-10% der Deutschen leiden – im Alter steigt die Zahl wohl sogar bis auf 20%. Damit ist sie angeblich die am meisten verbreitete, neurologische Krankheit. Weltweit sieht es nicht viel anders aus – also bis auf den asiatischen Raum. Es gibt z.B. Studien für Japan (0,96%), China (1,4%) und Singapur (0,1%). Aber ich glaub’ wir sind schon zu tief in der Materie drin. Lasst uns mal einen Schritt zurück gehen:

Was ist eigentlich RLS?

Wikifeet, here we come!

Die Willis-Ekbom-Krankheit (ICD-10: G25.8 bzw. ICD-11: 7A80), wie RLS auch heißt, ist eine neurologische Störung. Woher dieses Symptom der unruhigen Beine kommt, da hat die Wissenschaft offensichtlich immer noch keine wirkliche Antwort. Ein Anhaltspunkt scheint aber eine gestörte Dopaminverarbeitung im Gehirn zu sein. Die Basis für diese Aussage ist wohl jedoch nur ein Medikamententest. Also man geht davon aus, weil es besser wird, wenn man RLSlern den Wirkstoff L-Dopa (Levodopa) verabreicht. Am bekanntesten dürften hier Restex und Pramipexol. Letzteres ist eigentlich ein Parkinson-Medikament. Man hat aber festgestellt, dass es genauso bei RLS hilft. Es gibt allerdings wohl das Problem, dass man von diesem Wirkstoff immer mehr braucht und stark abhängig werden kann. Zudem ist es nicht so, dass man damit vollkommen Beschwerdefrei wird.

Hier und da wird zwischen zwei Arten von RLS unterschieden: Primäres und Sekundäres. Beim Primären ist die Hauptkrankheit RLS z.B. wegen Dopaminmangel. Es wird auch gerne als das vererbte bezeichnet. Beim Sekundären geht man davon aus, dass RLS nur ein Symptom irgendeines Stoffwechselproblem ist. Beispielsweise eine Nierenfunktionsstörung oder ein Eisenmangel. Kalium wird in diesen Listen allerdings bislang nicht als mögliche Ursache geführt. Diese Zweiteilung von RLS ist unter den Experten jedoch umstritten.

Allgemein anerkannt ist hingegen die Einstufung der Stärke der Symptome. Die Skala geht von leicht über mittel- und schwer- bis sehr schwergradiges RLS. Die Basis dafür ist der Fragebogen der International Restless Legs Study Group. Dieser wurde 2003 veröffentlicht und enthält 10 Fragen. Je näher an den 40 Punkten ihr seid, desto schlimmer ist euer RLS auf der Skala. Lysanda hat spaßeshalber mal den Test gemacht auf Basis ihrer Erinnerung an damals und kam bei 28 raus – also schwerem RLS.

Wie fühlt es sich an?

Betroffene beschreiben RLS als ein Inneres kribbeln, ziehen, zucken und allgemeines Unruhegefühl bis hin zu richtigen Schmerzen in den Extremitäten. Also der Name sagt zwar “Beine”, aber tatsächlich kann es auch in den Armen auftreten – und in ganz seltenen Fällen sogar im Rumpf und Gesicht. Die Variante in den Beinen ist jedoch klar prävalent. Und Auftreten tun die Probleme vor allem am Abend bzw. in Ruhephasen. Die einzige richtige Abhilfe ist dann Bewegung. Also herumlaufen, dehnen und sowas. Das ist allerdings ziemlich blöd, wenn man eigentlich gerade im Bett liegt und schlafen möchte. Auf TikTok & Co. werden noch irgendwelche komischen “Hausmittel” empfohlen wie z.B. sich die Füße mit Socken faktisch abbinden oder ein Stück Butter unters Bettlaken legen (HÄ?!). Bezweifle aber, dass irgendwas davon tatsächlich hilft. Und selbst wenn, ist es nur eine kurzfristige Symptombehebung und nichts Langfristiges.

Von medizinischer Seite wird vornehmlich auf die Schlafhygiene und die Ernährung (“ausgewogene Ernährung ohne Alkohol, Kaffee und Schokolade”) geachtet, um die Symptome zu lindern. Dazu moderate körperliche Aktivität, Massagen und Bäder oder schlicht Ablenkung. Wenn ihr schließlich grad n00bs im neusten Call of Duty dominiert, denkt ihr nicht mehr dran, dass unter eurem Schreibtisch die Post abgeht :smile: .

Diagnostiziert wird RLS hingegen mittels Ausschlussverfahren. Ihr geht mit euren Symptomen also zum Neurologen – nachdem ihr die Überweisung beim Hausarzt geholt habt -, der dann zum einen eure Nervenbahnen durchcheckt und zum anderen ein paar Bluttests macht (z.B. Schilddrüse). Kommt das alles als in Ordnung zurück, wird der L-Dopa-Test gemacht d.h. ihr dürft ein Medikament nehmen und schauen, ob die Symptome damit verschwinden. Ist das der Fall, gibt es das Label “RLS”. Und je nachdem wie schlecht es euch geht, nehmt ihr das Medikament fortan dauerhaft. Mittlerweile greift man auch mal zu Cannabis und im absoluten Worst Case dürft ihr mit Morphium Bekanntschaft schließen. Hab‘ ich schon erwähnt, dass man überraschend wenig über diese Krankheit weiß?

Lysandas Geschichte

Für Lysanda war RLS nichts Unbekanntes. Ihre Mutter hat es schon seit Lysanda Denken kann und nimmt Restex. Und auch im Rest der Familie gibt es Fälle, die ihr bekannt sind, wie z.B. ihr Großvater mütterlicherseits. Ein Familienmitglied hätte sogar dann die Morphium-Therapie bekommen, weil es so schlimm wurde. Die Wahrscheinlichkeit, dass Lysanda mal RLS bekommen würde, war entsprechend sehr hoch. Und tatsächlich traten Mitte 2016 die ersten Symptome bei ihr auf, die rasch schlimmer wurden. Sie erinnert sich beispielsweise noch an ein Sinfoniekonzert im Staatstheater Darmstadt, wo sie sich echt schwer tat die rund zwei Stunden irgendwie im Stuhl rumzubringen. Und ja, sie bekam die Symptome im gleichen Jahr wie die Kalium-Studie veröffentlicht wurde :smile: .

Das Auftreten des RLS war dann faktisch der Beginn unserer Nahrungsergänzungsmittelreise. Zwar hätte ihre Mutter ihr sofort etwas von ihrem Restex abgegeben. Aber Lysanda wollte erst einmal anderweitig schauen. Als erstes versuchte sie es mit Vitamin D3. Ja, das hatte sie nicht nur wegen meinen Depressionen rausgesucht. Das änderte aber nichts an ihrem RLS. Auch Magnesium, was ebenfalls gerne empfohlen wird, brachte keine Besserung. Stattdessen war der erste Lichtblick das Eisen. Kein Wunder: Ihr Ferritinwert war damals ziemlich im Keller. Noch nicht im “ich brauch sofort eine Infusion”-Bereich aber eben grenzwertig. Doch Eisen brachte eben nur das: Eine Besserung. Deshalb suchte sie weiter und stieß in den Tiefen des Internets auf

Die Kalium-Studie

Auszug aus der Kaliumstudie

Wissenschaftler in Bangladesch haben zufällig entdeckt, dass die Einnahme von Kaliumcitrat Auswirkungen auf RLS hat. Deswegen haben sich drei davon hingesetzt und 2015 eine Studie dazu durchgeführt, deren Ergebnis dann 2016 veröffentlicht wurde. Es war zwar nur eine kleine Studie – 68 Probanden, keine Doppelblindtests oder Vergleichsgruppen -, aber das Ergebnis war trotzdem beeindruckend: Nach 45 Tagen waren alle Teilnehmer Symptomfrei. Hatten also nach eigenen Angaben kein RLS mehr. Faktisch war die Hälfte bereits nach 15 Tagen durch mit dem Versuch. Und das alles nur, weil sie 390mg Kalium (in Form von 1.080mg Kaliumcitrat) am Tag bekamen.

Leider fehlen weitere Details zu den Probanden. Also wie z.B. die sonstige Ernährung vorher aussah. Wäre zumindest interessant zu wissen wie viel Kalium sie sonst so zu sich genommen haben. Und die Einstufung der Probanden fand nicht auf Basis des IRLSSG-Fragebogen statt, sondern wurde von den Teilnehmern frei Hand auf einer Skala von 1-100 getroffen. Die Aussagekraft der Studie ist also wissenschaftlich betrachtet begrenzt und man müsste mehr Forschung betreiben. Aber trotzdem: Das Resultat war beeindruckend genug für Lysanda, um es mal selbst auszuprobieren. Kalium ist nämlich nicht einmal ansatzweise so gefährlich, wie manche behaupten. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt schließlich 4g pro Tag. Da sind die 390mg nur ein Zehntel von. Also auch, wenn Kaliumcitrat in der Giftspritze für Hinrichtungen drin ist: Bei der Aufnahme über die Nahrung muss man sich bei der Menge normalerweise keine Gedanken machen, wenn man nicht gerade Nierenprobleme hat. Ansonsten hilft es auch einfach mal ein Ernährungstagebuch zu führen und zu recherchieren wieviel Kalium man so üblicherweise zu sich nimmt. Kommt man überhaupt annähernd an die 4g rann?

Und wie ich in der Einleitung schrieb: Es hat durch und durch geholfen. Lysanda ist seitdem fertig mit dem Thema – also zumindest solange sie Kalium einnimmt. Doch nicht nur Lysanda, sondern wie die Kommentare zeigen, haben auch andere es für sich entdeckt und damit positive Ergebnisse erzielt. Es ist also definitiv eine Sache bei RLS, wo man als Laie denken würde, dass die Wissenschaft hinterher wäre sich damit zu beschäftigen.

Die professionelle Reaktion

Eine Autorität in Deutschland für das Thema RLS ist (nach eigenen Aussagen) die Deutsche Restless Legs Vereinigung | RLS e.V.. Lysanda hatte sie deshalb schon 2018 mal wegen der Kalium-Studie angeschrieben. Darauf kam jedoch keine Reaktion. Vor kurzem haben wir es dann erneut versucht – es könnte ja sein, dass im Hintergrund fleißig gewerkelt wurde. Tatsächlich haben sie darauf geantwortet und freundlicherweise ihre Sicht auf die Studie erläutert. Aus rechtlichen Gründen (man darf selbst als Presse nicht einfach so aus privaten E-Mails zitieren) kann ich euch zwar nicht den genauen Wortlaut wiedergeben, da ich mir keine Freigabe eingeholt haben, aber hier eine Zusammenfassung der Inhalte mit meinen eigenen Worten:

  • Da in der Studie nur beobachtet wurde und es keine Placebo-Kontrollgruppe oder ähnliches gab, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass allein schon die Erwartungshaltung der Probanden das Ergebnis beeinflusst hat.
  • Die Teilnehmerzahl war zu klein und lokal begrenzt. Entsprechend lässt sich das Ergebnis nicht einfach so auf andere Menschen(gruppen) umlegen.
  • RLS wurde bei den Probanden nur klinisch festgestellt. Also ohne Zusatzdiagnostik. Und auch mögliche andere Ursachen für die Symptome wurden nur rudimentär ausgeschlossen.
  • Es wurde nicht überprüft wie lange die Symptomfreiheit angehalten hat und ob es langfristig irgendwelche Nebenwirkungen gab.
  • Es gab nur eine Testgruppe. Es wurde parallel kein Test auf Basis der aktuellen RLS-Leitlinien gemacht. Entsprechend ist nicht bekannt welchen Unterschied Kalium tatsächlich macht.
  • Die Probanden haben nur subjektiv ihre RLS-Symptomstärke bewertet.
  • Fazit: Die Studie ist wenig fundiert und hat damit praktisch keine Bedeutung.

Tjoa…

Es gibt verschiedene Kaliumverbindungen

Ihr seht also: Aus Sicht der Vereinigung ist die Studie nicht zu gebrauchen. Sie ist scheinbar sogar so schlecht, dass man es nicht einmal für nötig hält Ressourcen in eine wissenschaftlich einwandfrei durchgeführte Studie zu investieren. Äußerst schade für die Betroffenen. Selbst die positiven Erfahrungen einzelner ändert daran nichts. Die gelten im akademischen Umfeld sowieso nur als Hörensagen. Warum man sie nicht zumindest als Indizien verwendet, um eben etwas Professionelles aufzusetzen? Wir wissen es nicht. Und es ist ja nicht so, dass es nur die Kommentare hier Beim Christoph gibt.

Ich hatte ja erwähnt, dass in asiatischen Ländern RLS überraschend selten vorkommt. Warum schaut sich das keiner genauer an? Unsere laienhafte und völlig unwissenschaftliche Vermutung ist auf jeden Fall, dass an der Kalium-reichen Ernährung dort liegt. Genauer gesagt den ganzen Sojaprodukten. In 100g getrockneten Sojabohnen sind nämlich satte 1.800mg Kalium enthalten. Auf das Thema Lebensmittel werde ich aber noch in einem der kommenden Einträge genauer eingehen.

Bis dahin immer dran denken: Weder Lysanda noch ich sind Ärzte. Insofern: Wir präsentieren hier nur frei im Internet verfügbare Informationen sowie unsere eigenen Erfahrungen. Was ihr damit anfangt, ist eure Sache und liegt selbstverständlich in eurer eigenen Verantwortung. Wenn ihr RLS habt, sprecht auch gerne mal mit eurem Hausarzt oder Neurologen über die Studie. Zumindest kann es nicht schaden sie bekannter zu machen. Vielleicht findet sich ja dann mal jemand, der einen wissenschaftlich genaueren Blick drauf wirft.

Sicarius

Mein Vater, das Vakuum

Achtung: Der heutige Eintrag ist aus naheliegenden Gründen mit Katzen bebildert.

Ein paar süße Pfötchen

Joa, dat war ein Wochenende, das ich so nicht nochmal brauche. Eigentlich ist es auch eine ziemlich persönliche Sache, die man normalerweise nicht im Internet ausbreiten würde. Aber ich glaube es ist wichtig zu wissen, dass einem sowas passieren kann – nicht nur aber vor allem den Älteren unter uns. Zumindest meine Familie und ich kannten das Thema nämlich in dieser Art vorher überhaupt nicht – was die ganze Sache vermutlich noch stressiger und belastender gemacht hat. Am besten, ich fange von ganz vorne an:

Die Vorgeschichte

Mein Vater ist nicht mehr der Jüngste. Er wird dieses Jahr 75, um genau zu sein. Und da er zur Generation “Ausruhen kann ich mich, wenn ich tot bin!” gehört, ist er nicht mehr allzu gut in Schuss. Ständige Schmerzen, haufenweise Tabletten, die er täglich nehmen muss (und damit meine ich nicht Nahrungsergänzungsmittel) und künstliche Knie hat er auch schon seit einer langen Zeit auf beiden Seiten. Jetzt musste recht zügig die rechte Hüfte ersetzt werden. Also brachte ihn mein Schwager mittwochs ins Krankenhaus. Die Operation verlief wohl soweit okay und alles war im grünen Bereich. Dann stellten sie allerdings fest, dass die Kugel nicht mehr an ihrer Position war. Und aufgrund der Sparmaßnahmen im Krankenhaussektor, konnten sie das auch vor Ort nicht reparieren. Also wurde er kurzfristig verlegt, freitags erneut in Narkose gelegt und anschließend wieder zurückgebracht. Wann genau, weiß ich nicht. Vermutlich kam er erst Samstagvormittag wieder auf der Intensivstation im ursprünglichen Krankenhaus an. Zumindest macht die ganze Geschichte anders keinen Sinn.

Naja: Schwester, Schwager und meine Mutter waren am Wochenende unterwegs. Es war mit mir deshalb abgesprochen, dass ich sonntags mal reinschauen sollte.

Erste Lehre aus der Sache: Nie alle nahen Verwandten (auch in Bezug auf die Entfernung) gleichzeitig wegfahren, wenn jemand nach einer Operation im Krankenhaus liegt. Egal wie gut diese im ersten Augenblick ausgegangen sein mag.

Aber als vorbildlicher Sohnemann habe ich Samstag gegen 14:30 Uhr mal durchgeklingelt, um zu hören wie es ihm geht. Er ging sogar sofort dran – war aber total panisch. Irgendwas würde nicht stimmen. Er wäre in einem fremden Zimmer in einem Stuhl festgezurrt. Sie würden ihn festhalten. Er sei nicht im richtigen Krankenhaus. Er wäre allein im Flur zurückgelassen worden. Keiner würde ihm seine Tabletten geben. Ich soll sofort die Polizei rufen. Und sowas.

Ich war verständlicherweise etwas überrascht und versuchte erstmal normal mit ihm zu reden. Aber er war völlig von seiner Geschichte überzeugt. Ich versprach ihm also der Sache auf den Grund zu gehen und legte auf.

Hastige Abreise

Logischerweise rief ich erstmal in dem Krankenhaus an, in dem er sein sollte – und fand ihn auch genau dort. Die Schwester stellte klar, dass er mitnichten auf dem Flur ist, sondern in seinem Zimmer. Sie gab ihr Telefon an ihn weiter. Meine Beschwichtigungen, dass alles seine Richtigkeit hat, fruchteten jedoch nicht. Er blieb der festen Überzeugung, dass es hier eine Verschwörung gegen ihn gibt. Welcher Art? Keine Ahnung. Aber ich sollte ihm schnellstmöglich helfen. Okay…

Ich legte wieder auf und rief meinen Schwager an, da er sich um das ganze Thema gekümmert hatte. Ich war ja vorher nicht beteiligt gewesen. Ein paar weitere Telefonate später – darunter mit dem Krankenhaus – stand fest: Vater hat warum auch immer grad einen massiv an der Waffel und ich sollte schnellstmöglich hinfahren, in der Hoffnung ihn zu beruhigen. “Schnellstmöglich” hieß in dem Fall knapp eine Stunde Fahrzeit. Aber immer noch schneller als mein Schwager und meine Schwester, die grad mit dem Musikverein ohne Auto unten in Ulm saßen (3 Stunden). Also Handy eingepackt, Lysanda “Tschüß!” gesagt und losgedüst.

Zweite Lehre aus der Sache: Eine Art Notfallköfferchen oder zumindest eine Packliste für solche Hauruck-Aktionen bereithalten. Man denkt gerne, dass man nur ein paar Stunden unterwegs sein wird. Die Realität kann jedoch schnell anders aussehen. Außer einer Flasche Wasser hatte ich nicht einmal ein Handy-Ladekabel mit dabei.

Irgendwo auf der Autobahn rief dann das Krankenhaus nochmal durch – die Polizei war vor Ort. Gerufen hat sie, glaube ich, am Ende das Personal, weil sie mit meinem durchaus kräftigen Vater (Hobby-Schmied) nicht so recht klarkamen. Und scheinbar war sein Respekt vor den Jungs in blau noch vorhanden. Da ich schon unterwegs war, blieb das Gespräch aber kurz und sie warteten auf meine Ankunft.

Alles wieder gut?

Vor Ort angekommen, brachte mich die Polizei kurz auf den aktuellen Stand und verschwand dann schon wieder. Stellte sich heraus, dass Vater tatsächlich noch im Transportstuhl angebunden gewesen und erst jetzt zurück im Bett war. Wie lange dieser Zustand gedauert hat? Keine Ahnung. Meine Vermutung: Länger als geplant, weil sie aufgrund von besagtem Personalmangel nicht genug Kräfte hatten ihn ins Bett zurück zu schaffen. Seine Panik erklärt das freilich trotzdem nicht. Er war der einzige Patient auf der Station und hatte somit die volle Aufmerksamkeit der Krankenschwestern gehabt.

Naja, auf jeden Fall schien sich die Lage jetzt – laut Arzt auch dank meiner Anwesenheit – zu beruhigen. Vater ließ sich wieder die Zugänge legen, die er in seiner Wut brutal herausgerissen hatte und entschuldigte sich bei allen Anwesenden für sein Verhalten. Ich hingegen bekam die Erklärung für das, was passiert war: Delir oder Delirium. Eine Bewusstseinsstörung. Im Fall meines Vaters verfiel er deswegen in einen Verfolgungswahn und sah (nicht buchstäblich) überall Geister. Also theoretisch bei vollem Bewusstsein aber eben doch irgendwie völlig neben sich.

Hintergründe

Das beste Mittel: Ne Runde Pennen

Ein Delir kann wohl jeden treffen und bei älteren ist die Gefahr freilich größer. Leider ist bis heute nicht bekannt, was eigentlich der Grund dafür ist – trotz einer Häufigkeit von 15-50% bei einem stationären Krankenhausaufenthalt! Und ja, ich erinnere mich da an meine Nasenoperation. Da habe ich wohl im Aufwachsaal ebenfalls ein wenig rumgemacht und den Doktor nicht an mich rangelassen. Das wurde mir allerdings nur erzählt. Tatsächlich weiß ich nur wie ich einen Moment der Klarheit hatte und ab da vollständig wach war. Also der Zeitraum zwischen “Anästhesistin packt die Maske auf mein Gesicht” bis dahin war für mich nur ein paar Sekunden lang gewesen. Vater hingegen konnte sich noch dran erinnern, was er verzapft hatte. Umso peinlicher war ihm das Ganze.

Wirklich was dagegen machen kann man wohl ebenfalls nichts. Also weder vorbeugend noch während des Zustands. Man kann nur versuchen die Einflussfaktoren zu vermindern. Wenn beispielsweise der Patient schlecht sieht, ihm seine Brille aufsetzen und ihn mit bekannten Gesichtern umgeben, um ihm so etwas Halt in der Realität zu geben. Und der Weg vom Delir in die Demenz ist wohl ebenfalls nicht so weit. Allerdings geht das Delir normalerweise wieder weg. Dauert je nachdem bis zu mehreren Tagen aber es verschwindet. Die beiden Ärzte vor Ort waren sich uneins darüber, ob die beiden Narkosen das Delir jetzt begünstigt haben oder nicht. Auftreten kann es nämlich auch ohne vorher schlafen gelegt worden zu sein. Ich für meinen Fall sehe die beiden Narkosen so kurz hintereinander zumindest als einen großen Faktor an. Es werden übrigens nicht alle Delir-Patienten aggressiv. Manche ziehen sich stattdessen völlig verängstigt zurück.

Dritte Lehre aus der Sache: Es gibt dieses Phänomen, das kann jeden treffen und derjenige kann überhaupt nichts dafür. Das muss einem bei allem was passiert einfach bewusst sein. Das fällt in der Situation schwer, keine Frage. Die Krankenschwester erzählte, sie hätte mal einen gehabt, der hätte den Rahmen des Betts zerstört und mit der Eisenstange versucht ihre Kollegin zu erschlagen. Aber da bleibt nur sich selbst zu schützen und so gut wie eben möglich dem Betroffenen beizustehen.

Rufbereitschaft

Wir sind allerdings noch nicht am Ende der Geschichte. Klingt auch noch nicht sonderlich anstrengend. Klar ein Moment der Aufregung und eine ungeplante Fahrt – aber jetzt schien ja alles in Ordnung. Sicherheitshalber vereinbarten wir, dass ich nicht zurück in die Heimat fahren, sondern im Elternhaus übernachten würde. Einfach, damit ich schneller wieder da bin, wenn nochmal was passiert. Ich blieb bis 18:45 Uhr vor Ort bis es schien, als wäre er endlich eingeschlafen – was er gefühlt aktiv versuchte zu verhindern… Mir blieb aber nur gerade so viel Zeit mir was zwischen die Kiemen zu klemmen, bevor um 20:15 Uhr das Krankenhaus wieder anrief. Vater war wieder verwirrt und ich solle kommen. Also runtergeschluckt und (unter Einhaltung der Geschwindigkeitsbegrenzungen) losgedüst.

Vor Ort konnten wir ihn dann gemeinsam wieder runterholen (er war drauf und dran aus dem Bett zu stürmen). Dennoch: Ich bekam so langsam das Gefühl, dass er begann auch mir nicht mehr zu glauben. Also tief im Inneren war scheinbar noch ein wenig Vertrauen, was mir half ihn zu beschwichtigen. Aber der Widerstand selbst gegen mich wuchs langsam aber stetig. Kein Wunder: Ich machte, genauso wie die Ärzte und Krankenschwestern, nicht was er wollte. Aussagen wie “Mein Sohn würde mich nie im Krankenhaus besuchen.” oder “Sie drohen dir doch mit irgendwas.” untermauerten meinen Verdacht.

Er blieb jedoch zu dem Zeitpunkt grundsätzlich friedlich. Ich gab ihm seine Brille und die Zeitung und wir überbrückten so die Minuten bis zum Beginn des Champions League-Finale. Ja, ich habe ein komplettes Fußballspiel geschaut. Ich verstehe die Faszination weiterhin nicht. Ich kann damit absolut nicht anfangen. Ihm zu liebe blieb mir aber nichts anderes übrig, denn es hielt ihn halbwegs bei Laune. Er machte zwar deutlich, dass er unbedingt nach Hause gehen will – und zwar am besten sofort. Mit der Aussage, dass wir erstmal Fußball fertig schauen, blieb aber eine Eskalation aus.

Die Nacht

Wisst ihr, worauf jemand mit Verfolgungswahn absolut verzichten kann? Nachrichten. Okay, wir alle könnten sicherlich weniger (negative) Nachrichten gebrauchen. Aber Vater in seinem Zustand erst recht. Schon nachmittags hatte er was gefaselt von “die Frau im Fernsehen hat gesagt” und während der Halbzeit kamen natürlich ebenfalls wieder Nachrichten mit Mord und Todschlag aus aller Welt. Das hat mich definitiv extrem aufgeregt, weil ich die Befürchtung hatte, dass es seine Wahnvorstellungen wieder verstärkt. Insbesondere, weil er immer wieder kurz in den Schlaf abdriftete und deswegen die Orientierung verlor. Ich selbst war ebenfalls auf der Hut möglichst keinerlei Geräusche zu verursachen, um ihn nicht zu stören, was langsam aber sicher unschöne Erinnerungen an meine Kindheit und Jugend hochbrachte. Den Rest des Abends stand zum Glück nur noch Fußballkram auf dem Programm des ZDFs. Krise also überstanden?

Nein, 22:45 Uhr wurde er verbal richtig aggressiv und fing auch an mich zu bedrohen. Dabei setzte er sich sogar an den Bettrand, schien dann jedoch von Schwindel übermannt zu werden und legte sich wieder hin. Ich setzte mich hingegen zitternd zurück auf meinen Stuhl. Die Krankenschwester signalisierte mir, dass ich auf mich aufpassen soll und ihn auch sedieren könnten, wenn ich das grüne Licht gebe. Ein Teil von mir fand die Vorstellung vermutlich verlockend. Aber nochmal Narkose und künstliche Beatmung – ob das die Situation tatsächlich verbessern würde? Ne, ich hielt durch.

Irgendwann zwischen Mitternacht und 1 Uhr wollte er unbedingt aufs Klo. Er hatte zwar einen Katheter drin, sie warteten aber auch darauf, dass er mal einen Stuhlgang haben würde. Er hatte Freitags Abführmittel dafür bekommen. In den Topf oder gar auf dem Klostuhl sein Geschäft machen wollte er aber unter keinen Umständen. Es musste die richtige Toilette sein. War schließlich ebenfalls ein Teil seiner Verschwörungstheorie. Das Zimmer hatte keine eigene Toilette – also kann es gar kein Krankenhauszimmer sein. Und groß genug für zwei Personen war es ebenfalls nicht (Intensivstation halt). Das würde einfach alles nicht stimmen. Insofern war sein Toilettenausflug vermutlich zum Teil echtes Bedürfnis und zum anderen ein Erkundungsausflug.

Grundsätzlich aggressiv war er anschließend immer noch, aber er ging erstmal wieder ins Bett und versuchte tatsächlich zu schlafen. Den Fernseher durfte ich zu dem Zeitpunkt endlich mal ausmachen. Licht nicht. Ich wollte ebenfalls endlich mal Ruhe finden, aber das ging in diesem Zimmer einfach nicht. Ich war mental einfach zu fertig und hatte buchstäblich zu viel Angst. Ich entschied mich deshalb ins Elternhaus zurück zu fahren. Die Nachtschwester war von meiner Entscheidung zwar nur bedingt begeistert, aber sie verstand mein Problem und ich gab ihr grünes Licht im Zweifel die große Keule auszupacken.

Die Vergangenheit

Da weiß Lyssi auch nichts mehr zu sagen.

Nachdem ich mir eine Rittersport und etwas YouTube zur Beruhigung reingepfiffen hatte, fand ich auch so gegen 3 Uhr mal in einen unruhigen Schlaf – bis um pünktlich 6 Uhr zusammen mit den Kirchenglocken das Telefon ging. Allerdings nicht mein Handy, sondern das im Elternhaus. Es war Vater, der wieder auf der Suche nach Mutter war. Seine Begeisterung darüber, dass ich ans Telefon gegangen war, hielt sich absolut in Grenzen. Also fuhr ich wieder ins Krankenhaus. Ich war zu diesem Zeitpunkt aber bereits bei ihm komplett unten durch. Es fing an mit “Ich würde zwar aussehen wie sein Sohn, wäre es aber nicht.”, dann versuchte er mir Fangfragen zu stellen, um mich zu entlarven und wurde im Laufe des Vormittags immer aggressiver und aggressiver bis es am Schluss wieder in Morddrohungen gipfelte. Ich konnte das definitiv nicht mehr verkraften und habe deshalb die meiste Zeit vorne bei der Krankenschwester verbracht während wir auf die tägliche Arztvisite warteten. Mittlerweile war Vater auch nicht mehr an die Geräte angeschlossen, weil er keinen mehr an sich ranließ.

Mir war selbstverständlich klar, dass Vater nichts für die Situation konnte. Dennoch nahm mich die Sache extrem mit – vermutlich zusätzlich gefüttert durch den akuten Schlafmangel. Sie nahm mich aber vor allem deshalb so mit, weil ich diesen Zustand kannte. Vater war nämlich bis zu meinem 21. Lebensjahr schwerer Alkoholiker. Wenn er nicht gerade Nachtschicht hatte, war entsprechend vor allem nachts Ärger in der Bude. Türen flogen, es wurde rumgeschrienen und alle für alles verantwortlich gemacht. Deshalb bin ich immer früh ins Bett gegangen in der Hoffnung, dass ich es einfach verschlafe. Tatsächlich getan hat er uns nie was – so viel Selbstbeherrschung hatte er. Aber es war halt dafür massiver, emotionaler Terror, dem ich so einige Traumata zu verdanken habe mit denen ich immer noch kämpfe. Als ich Erwachsen war, waren wir Geschwister aber endlich stark genug ihm Paroli zu bieten und – das muss ich ihm definitiv zu Gute halten – er hörte daraufhin auf zu trinken. Er ist seitdem nicht nur absolut trocken und hat sich auch bei mir klar und deutlich entschuldigt für alles. Er ist sogar mittlerweile zu dem Vater geworden, der mir damals gefehlt hat. Eine Entwicklung, die für mich wesentlich bedeutsamer ist, als es die Entschuldigung war.

Kaputt

Die Situation im Krankenhaus war ein absoluter Rückfall in die alten Muster, die er im alkoholisierten Zustand zeigte. Sein Verhalten war wirklich wie damals. Seine Vorwürfe und Drohungen teils inhaltlich absolut identisch. Kein Wunder, dass da auch bei mir die Vergangenheit wieder hochkam und ich entsprechend mental abbaute.

Irgendwann kamen dann endlich die Ärzte zur Visite und es wurde entschieden ihn von der Intensiv auf die normale Station zu verlegen. Er war eh nicht mehr überwacht und die Geräuschkulisse mit dem vielen Gepiepse machte ihm zusammen mit der unbekannten Umgebung noch mehr zu schaffen. Die Hoffnung war entsprechend, dass er auf die Veränderung positiv reagiert. Mir persönlich war es ziemlich egal. Ich war um 11 Uhr einfach nur noch vollumfänglich am Ende. Das wusste das Krankenhauspersonal ebenfalls (vermutlich schon viel früher als ich) und bot mir neben Gesprächen auch an einfach zu gehen. Mein Schwager sollte zwar erst um 14 Uhr eintreffen, aber da Vater sowieso nicht mehr positiv auf mich reagierte, war es in dem Sinne egal. Also bin ich gegangen und musste auf dem Parkplatz im Auto mit Lysanda am Telefon erstmal eine Runde dekomprimieren, bevor ich mich traute loszufahren.

Vierte Lehre aus der Sache: Man hat seine Familie ja (meistens) gerne und will jemandem in der Not beistehen. Aber am Ende des Tages ist Selbstschutz echt extrem wichtig. So blöd es ist: Ich hätte schon früher die Reißleine ziehen sollen. Es ist Aufgabe des Krankenhauspersonals damit umzugehen und eine Lösung zu finden. Dafür sind sie schlussendlich da. Das haben sie mir gegenüber auch klar gemacht. Ich wollte halt Vater zu liebe bleiben, trotz der dadurch immer größeren werdenden, emotionalen Belastung.

Die Nachwehen

Im Nachgang erfuhr ich dann, dass der Wechsel auf die normale Station faktisch sofortige Besserung brachte. Das Delir verschwand und trat anschließend auch nicht mehr auf (aktuell ist er auf Reha). Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass mich diese Information am Sonntagnachmittag nicht verärgert hätte. Zu seinem Wohle war ich fast 24 Stunden am Abgrund und kaum bin ich weg, ist er wieder der Alte. Wofür musste ich den ganzen Scheiß dann durchmachen? Und wie dumm sehe ich da bitteschön gegenüber jenen aus, die das alles nicht miterlebt haben? Die glauben doch, dass ich völlig übertrieben habe und ihnen nur einen vorspielte. In der Realität war das freilich nicht der Fall. Meine Familie war ja ebenfalls durchweg von ihm angerufen worden und wusste Bescheid. Insofern machten die sich einfach nur Sorgen um mich.

Dienstags war ich dann auch bereit mit Vater zu telefonieren. Und ja, er fand es selbst ziemlich gruselig, was da vorgefallen war. War voller Reue und Selbstvorwürfe (“Alles kaputt gemacht, was wir die letzten 20 Jahre erreicht hatten.”), hat sich aufrichtig entschuldigt und alles. Aber ich hab’s ihm wirklich nicht übelgenommen. Er wusste nicht, was er da tut. Entsprechend mache ich ihm dafür keine Vorwürfe. Am Rest arbeite ich hingegen zusammen mit Lysanda weiter fleißig.

Epilog

So, jetzt wisst ihr wieder ein bisschen mehr über mich. Wie gesagt ist das eigentlich eine sehr persönliche Angelegenheit gewesen, die in mir sehr alte Wunden wieder aufgerissen hat. Aber da die Wahrscheinlichkeit auf einen geliebten Menschen im Zustand des Delirs zu treffen so (erschreckend) hoch ist, war es mir echt wichtig dieses Erlebnis mit euch zu teilen. So seid ihr vielleicht ein bisschen besser darauf vorbereitet, wenn es mal bei euch passiert.

PS: Der Titel dieses Eintrags wurde von ChatGPT gewählt, nachdem ich ihm den Text mal zum Drüberlesen gegeben hatte. Warum er diesen Titel wählte? Keine Ahnung. Es zeigt aber mal wieder, dass Chatbots einfach nicht zu gebrauchen sind. Wenn ich eh am Ende den Kram selbst machen und jeden Mist überprüfen muss, den die ausspucken, wofür sind die Dinger dann überhaupt gut? Mal ganz abgesehen davon, dass sie gefühlt alles nur über den grünen Klee loben. Deswegen sind die Einträge hier Beim Christoph weiterhin 100% gute alte Handarbeit!

Käse. Was sonst?!

Ich erzähle euch echt schon seit vier Jahren von meinen Käseabenteuer? Wahnsinn. Hätte ich echt nicht gedacht, dass ich so viele Käsesorten finden würde. Und ich war auch überrascht, dass es mal wieder genug für einen Eintrag sind. Man würde ja erwarten, dass ich so langsam die Kühlregale abgefrühstückt habe (nur im bildlichen Sinne). Aber nein: Ab und zu finde ich doch noch eine neue Sorte mit einem roten Reduziert-Aufkleber drauf. Da kann ich weiterhin nur selten (z.B. bei Blauschimmelkäse) widerstehen und muss ihn selbstverständlich einpacken. Immerhin: Die Gefriertruhe ist jetzt in der Hinsicht leer. Keine eingelagerten Käsesorten mehr, die noch nicht probiert wurden. Stattdessen arbeite ich Stück für Stück durch meinen Vorrat und versuche es zu vermeiden ihn wieder aufzufüllen. Es sei denn natürlich, es liegt ein Super guter Käseer Käse vor mir. Der geht selbstverständlich immer mit. Wobei ich mittlerweile das Problem habe, dass meine Guter Käseer Käse ziemlich abgenommen haben. Da bekomme ich schon fast Angst, dass ich bald nichts mehr habe mit dem ich mein Essen überbacken kann. Ein Super guter Käseer Käse muss schließlich pur gegessen werden! Ich darf allerdings nicht außer Acht lassen, dass ich so 10-15 Stück von den Guter Käseer Käsen zu Reibekäse verarbeitet habe. Man braucht schließlich was zum überbacken. Und mit unserer COSORI ist das jetzt viel einfacher und ruckzuck gemacht. Hach ja, die Probleme der modernen Käsefrau. Kommen wir lieber jetzt zu der heutigen Käseauswahl:

Allgemeine Erläuterungen

Die reduzierte Ware in den Käsetheken von tegut und EDEKA bestehen meist aus einzeln verpackten Teilstücken. Insofern sind wir abhängig davon, was die auf den Zettel schreiben – was mitunter nicht ganz so viel ist. Somit fehlen uns beispielsweise in einigen Fällen die genauen Herstellernamen.

Für mich unterscheide ich drei Käsearten: Schnittkäse, Hartkäse und Weichkäse (Schmelzkäse zähle ich hier ebenfalls dazu). Die Fußkäseskala sagt hingegen aus wie stark der Käse aus meiner Sicht riecht (von Fußkäseskala 0 für “gar nicht” bis zu Fußkäseskala 3 “stinkt durch die Kühlschranktür bis zum anderen Ende der Stadt”). Meine Bewertungsskala geht von Super guter Käse (Super gut) bis Bäh-Käse(Bäh) und die Preise sind logischerweise zum einen die von tegut bzw. EDEKA und zum anderen zum Zeitpunkt unseres Kaufes und ohne die Reduzierung. Kann sich in der Zwischenzeit geändert haben. Die Reihenfolge ist hingegen die, in der ich den jeweiligen Käse probiert habe.

Donautaler

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 19,90€
Rinde essbar? unbekannt
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Naja-Käse

Was direkt auffällt: Er hat große Löcher. Allerdings können die nicht über das trockene Mundgefühl hinwegtäuschen. Ansonsten ist er irgendwie nicht so richtig bitter aber halt trotzdem leicht bitter. Einen anderen Geschmack hat er nicht. Nicht mein Fall. 

Allgäuer Rahmtorte Knoblauch

Typ: Weichkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 22,90€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 0
Wertung: Guter Käse

Es steht zwar Knoblauch drauf, optisch sieht man aber eher den Schnittlauch. Im Geschmack sind beide aber ein wenig präsent. Nicht zu dominant, aber sie sind da. Für einen Camembert insgesamt gut.

Bio Deichkäse

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 24,90€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Guter Käse

Hat viele kleine, lustige Löcher. Der Geschmack ist etwas anders, als ich erwartet hatte, aber soweit okay. So cremig/salzig würde ich ihn beschreiben. Eine bittere Note kommt durch den Rand rein, aber den kann man ja weg machen.

Bio Bühlertaler Dorfkäse

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 24,90€
Rinde essbar? Nein
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Guter Käse

Schmeckt wie Käse, ist angenehm samtig und schmilzt auf der Zunge. Für einen Super guter Käseer Käse reicht es aber nicht ganz.

Bio Rahmkäse

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 24,90€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Naja-Käse

Beim Käserand rollen sich zwar nicht meine Fußnägel zusammen, aber ziemlich bitter ist er trotzdem. Optisch hat er ähnlich wie der Bio Deichkäse ganz viele kleine Löcher. Der eigentliche Käse schmeckt soweit okay, wenn auch nicht wie normaler Käse. Hauptproblem ist aber definitiv die eklige Rinde.

Bufala Bianca

Typ: Weichkäse
Grundzutat: Büffelkäse
Preis pro kg: 24,90€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Naja-Käse

Hat eine Konsistenz wie Camembert, nur etwas cremiger. Auch der Geschmack erinnert daran, hat jedoch eine zusätzliche säuerliche und muffige Note.

Mai Gouda Wijngaard

Typ: Hartkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 15,90€
Rinde essbar? Nein
Fußkäseskala: Fußkäseskala 0
Wertung: Super guter Käse

So muss Käse schmecken! Ein seidiges, vollmundiges Gefühl. Nicht trocken, nicht hart oder sonst was komisches. Einfach nur ein tolles Gefühl während er auf der Zunge dahinschmilzt.

Allgäuer Rahmtorte Kräuter

Typ: Weichkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 22,90€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 0
Wertung: Naja-Käse

Wie bei der Rahmtorte Knoblauch, kann man hier ebenfalls die Kräuter sehen und schmecken. Ist ja leider nicht immer selbstverständlich. Er ist relativ aromatisch und schmeckt süßsäuerlich. War irgendwie nicht ganz mein Fall.

Bio Almkäse

Typ: Hartkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 24,90€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Super guter Käse

Ist härter als Schnittkäse. Jetzt werdet ihr sagen: “Ist doch klar! Ist doch schließlich ein Hartkäse!” Überraschend ist es trotzdem, da sich viele Hartkäse häufig eher wie Schnittkäse verhalten, also weicher sind. Den Rand merkt man nicht, stattdessen schmeckt er wie aus einem Guss – und das sehr intensiv und gut. Am ehesten würde ich ihn mit Edamer vergleichen, aber in konzentrierter Form. Im Prinzip stelle ich mir so Hartkäse vor. Abzüge in der B-Note gibt es, weil er zum einfach so essen doch etwas zu trocken ist.

Rotwildkäse

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 29,90€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Bäh-Käse

“Alter Schwede!” würde Sicarius sagen. Der Rotwildkäse bleibt zwischen den Zähnen hängen und schmeckt absolut eklig seifig. Und je mehr man drauf rumkaut, desto fieser wird es. Bäääh.

Jersey Winterkäse

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 19,90€
Rinde essbar? Nein
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Super guter Käse

Genauso gut wie der Jersey Herbst und Mai Gouda. Vom Mundgefühl her angenehm cremig. Vergleichbar mit Schokolade, die im Mund zergeht.

Crémeux Rouge

Typ: Weichkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 29,90€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Naja-Käse

Dank des enthaltenen Paprikafarbstoffs sieht er optisch ganz nett aus. Er ist nämlich außen Orange. Allerdings schmeckt er nicht nach viel und das ist bekanntlich nicht so meins. Nicht eklig oder so, aber halt ziemlich mild und langweilig.

Bergraclette

Typ: Schnittkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 19,90€
Rinde essbar? Nein
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Guter Käse

Ein aromatischer, solider Käse. Weder bitter oder sonst etwas besonderes. Vergleichbar mit Edamer.

Bio Bergtaler

Typ: Hartkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 29,90€
Rinde essbar? Ja
Fußkäseskala: Fußkäseskala 2
Wertung: Naja-Käse

Ganz schön bröckelig. Die Bezeichnung “Hartkäse” hat er sich entsprechend verdient. Leider ist er im Abgang ziemlich bitter, was den ansonsten angenehm intensiven Geschmack negativ beeinflusst.

Roter Teufel

Typ: Hartkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 29,90€
Rinde essbar? Nein
Fußkäseskala: Fußkäseskala 0
Wertung: Guter Käse

Ebenfalls ein aromatischer Käse, der aber nicht ganz so trocken ist wie andere Hartkäse. Dachte entsprechend zuerst, dass es ein Schnittkäse ist. Sehr intensiv im Geschmack und lecker. Eine höhere Wertung bleibt ihm verwehrt, weil unter der Rinde ein trockener Bereich ist, der das Geschmackserlebnis stört.

Vorarlberger Bergkäse 6 Monate

Typ: Hartkäse
Grundzutat: Kuhmilch
Preis pro kg: 29,90€
Rinde essbar? Nein
Fußkäseskala: Fußkäseskala 1
Wertung: Naja-Käse

Noch ein Hartkäse. Entsprechend ein wenig trocken aber immerhin nicht bitter. Leider hat er auch sonst keinen wirklichen Käsegeschmack, was ungewöhnlich für einen Hartkäse ist. Dadurch, dass er sehr mild ist, kann man ihn faktisch für alles benutzen. Schmeckt ja nach nix. Zum so essen also nichts, aber zum schmelzen ganz nett. War in der Pfanne ruckzuck angeschmolzen.

 

Wie sieht’s eigentlich mit euch aus? Mit Sicarius kann ich über Käse ja leider nicht reden. Der isst keinen und rennt sogar immer weg, wenn ich neue Käsesorten teste. Hat jedes Mal Angst, dass ich ihm den Käse zur Einordnung auf der Fußkäseskala unter die Nase halte. Was für ein empfindliches Blümchen. Aber hier liest doch bestimmt ein anderer Käsefan mit, oder? 8)

Sicarius

Italienische Eistrüffel

Der Geschmackstest hat schon begonnen.

Passend zum Osterwochenende hat bei uns ein weiterer Eisverkäufer seine Toren geöffnet. Es ist aber keine klassische Eisdiele, sondern kleine Portionen eingepackt zum Mitnehmen. Das neue Schild am Haus um die Ecke war uns die Tage schon aufgefallen, konnten damit aber noch nichts anfangen. Es lag dann aber an Ostersamstag Werbung im Briefkasten, die das Rätsel aufklärte. Da es auch gleich ein Eröffnungssonderangebot gab‘, haben wir uns selbstverständlich umgehend mit dem Geldbeutel in der Tasche auf den Weg gemacht. Und zwar kostete jede Sorte dieses Wochenende vier Euro. Jetzt werdet ihr euch sicherlich – wie wir – fragen, was der reguläre Preis ist. Eine Antwort kann ich euch darauf aber nicht geben. Zu dieser Eisvariante findet sich im deutschsprachigen Internet nämlich irgendwie noch gar nichts.

Und zwar geht es um die italienische Firma mipiaci, die (nach eigenen Angaben hochwertiges) italienisches Eis (=Gelato) herstellen. Die Arbeiten mit Wiederverkäufern und dahingehend hat eben bei uns jetzt ein paar Häuser weiter einer (Rondinelli & Campisano GbR) seinen „Laden” (Garage mit Kühlschränken) eröffnet. Neben Kuchen, die wir aber links liegen gelassen haben, sind das eigentliche Angebot Eistrüffel (110g). Da haben wir entsprechend mal sechs verschiedene mitgenommen und getestet. Und zwar die nachfolgenden.

Alle gemein haben sie, dass sie eine flüssige Füllung haben – meist aus Zartbitterschokolade und schön cremig bzw. fluffig sind. Also die Konsistenz war bei allen super und auch der Geschmack sehr intensiv.

  • Pistazieneis-Trüffel (Pistacchio) – Total eklig. Keine Ahnung warum, aber mir hat der eine kleine Löffel ausgereicht um festzustellen, dass ich davon nie wieder was haben möchte. Im absoluten Kontrast dazu, ist es hingegen Lysandas Favorit. Sie war zwar erst irritiert, dass das grüne Eis nach Schokolade schmeckte aber genau das hat es ihr zusammen mit dem leichten Pistaziengeschmack so sehr angetan.
  • Giffoni Haselnuss-Eiscreme-Trüffel (Nocciola) – Giffoni heißt der Ort, wo mipiaci seinen Firmensitz hat und da kommen die Haselnüsse für das Eis her. Für mich schmeckte das Eis sehr nach Toffifee oder eher Hanuta. Und da ich beides mag, fand ich auch das Eis top. Lysanda hingegen kann mit Haselnuss nichts anfangen, entsprechend fand sie es nur okay.
  • Weiße Kaffee-Eiscreme-Trüffel (Bianco Caffe) – Kaffee mag ich nicht, entsprechend habe ich es nicht probiert. Lysanda hat hingegen festgestellt, dass der Kaffeegeschmack sehr stark und dominant ist, aber ihr etwas zu bitter. Das ist auch, was sie an dem Eis – wie bei Käse – stört und verhindert, dass es weiter oben auf ihrer Skala landet.
  • Karamell-Nuss-Eiscreme-Trüffel (Caramel & Nuts) – Die Cookies habe ich jetzt nicht bemerkt, aber es hat eine harte Karamellglasur und schmeckt absolut nach Popcorn. Kaltes, leicht flüssiges Popcorn aber ich musste sofort an Kino denken. Definitiv von allen sechs Sorten mein absoluter Liebling. Gerne mehr davon. Lysanda fand es ebenfalls okay, aber für sie nur im oberen Mittel und nicht an der Spitze.
  • Klassischer Eistrüffel (Classico) – In dem Sinne 08/15-Schokoladeneis. Und im Gegensatz zu allen anderen, mag ich Schokoladeneis einfach nicht. Bin der klassische Vanilletyp. Lysanda hingegen mag Schokolade, allerdings hat dieser Trüffel auch noch Haselnuss mit dabei – und das wiederum findet Lysanda nicht so gut. Entsprechend fand sie das Classico nur mäßig obwohl der Schokoladengeschmack klar dominiert.
  • Kokoseis Trüffel (Bello) – Der Kokosgeschmack ist anfangs sehr stark und richtig gut. Leider lässt er immer weiter nach, je weiter man nach innen kommt. Das liegt daran, dass nur die Hälfte des Trüffels aus Kokosnuss besteht. Die andere ist Schokoladeneis. Und wie wir festgestellt haben, ist Schokoladeneis nicht meins. Amüsanter Weise ist es bei Lysanda genau umgekehrt. Sie fand die Schokoladenseite besser als die Kokosseite. Entsprechend haben wir am Ende halbe-halbe gemacht :smile: .

Zusammengefasst sieht die Top 3 also so aus:

Sicarius: Caramel & Nuts, Nocciola, Bello
Lysanda: Pistacchio, Bianco Caffe, Nocciola

Fazit

Haben wir uns also nach dieser Probe jetzt die Kühltruhe mit mipiaci Gelato vollgepackt? Nein. Es schmeckt zwar super und ist mal was anderes, aber selbst mit 4 Euro ist der Preis schon ziemlich happig. Für besondere Anlässe okay, aber um unser grundsätzliches Eisbedürfnis zu stillen, bleiben wir dann doch lieber bei unserer Eisdiele. Da haben zwar die Preise ebenfalls aufgeschlagen dieses Jahr (die Kugel 1,70€ statt 1,50€) aber die haben ebenfalls schön cremiges und gut schmeckendes Eis in verschiedenen Sorten und man hat irgendwie doch mehr davon als von so einem Trüffel :smile: .

PS; Lysanda hat bei der ganzen Aktion festgestellt, dass wir uns selbst bei den Eissorten sehr gut ergänzen – also die Unterschiede zwischen was ich mag und was sie mag und wir uns entsprechend nichts gegenseitig wegessen.

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