(Cover)

Ich “muss” noch ein letztes Mal das Buch Shareware Heroes* erwähnen. Grundsätzlich ein wirklich gelungenes Werk für jeden, der sich für das Thema interessiert. Müsste nur eindeutig länger sein. Die 300 Seiten reichen Autor Richard Moss definitiv nicht aus, was sich wie erwähnt beim Lesen leider sehr bemerkbar macht. Mir geht es heute jedoch um einen Gedanken von Moss, den er in der Koda aufwirft und der mir bislang noch nie so gekommen ist.

Die Shareware-Ären

Aus Sicht des Autors gab es bislang vier Shareware-Zeitalter. Das erste waren die Anfänge der “Anwender-unterstützten Software” in den unterschiedlichsten Ausprägungen aber im Kern vergleichbar mit Systemen wie dem heutigen Patreon. Das Ziel: Eine möglichst große Masse dazu bringen dem Autor Geld zu geben. Es war das dominante Modell bis Apogee Software 1987 die Bühne betrat und das nach ihnen benannte, zweite Zeitalter einläutete.

Die Idee von “The Apogee Model” war es die “Begware” (“Bitte unterstützt mich!”) und “Nagware” (“Bezahl‘ mich endlich!”) hinter sich zu lassen und stattdessen den Spielern mittels “Ich will mehr davon!” zum Kauf zu überreden. Bei Apogee hieß dies, dass sie ihre Spiele gerne in drei Teile teilten. Der erste wurde als Shareware verbreitet wie z.B. die erste Episode von Commander Keen oder Wolfenstein 3D. In sich vollständige Spiele aber wer danach Lust auf mehr hatte, musste in die Tasche greifen. Nicht nur für Apogee ein sehr erfolgreicher Schachzug, der noch bis Ende der 90iger Erfolg hatte (u.a. QUAKE und Duke Nukem 3D anno 1996) und viele Nachahmer fand.

Commander Keen (Herstellerbild)

So weit, so verständlich. Jetzt kommen wir aber so langsam zum interessanten Part. Viele Firmen fanden das Apogee Modell zwar spannend, sie hatten aber keine Lust darauf einen so großen Teil ihrer Spiele zu “verschenken” (Moss bezeichnet es als “Corporate Greed”). Gleichzeitig begann der Siegeszug der CD mit ihrem unfassbar großen Speicherplatz (im Vergleich zur Diskette) und das Internet wurde immer zugänglicher. Parallel fingen Spielemagazine häufiger an “Covermounts” (=inkludierte Disketten/CDs/DVDs) als Verkaufsargument zu benutzen und die mussten ja irgendwie gefüllt werden. Damit begann das dritte Zeitalter der Shareware: Die Demonstrations-Version, besser bekannt als Demo. Klingt im ersten Moment komisch aber es macht tatsächlich Sinn. Eine Demo ist ein kleiner/begrenzter Teil des Spiels, ist kostenlos und darf frei verbreitet werden. Und wer danach mehr will, muss bezahlen. Also ja, eigentlich nur Shareware mit einem anderen Namen und anderen Kaufmöglichkeiten am Ende.

Weg in die Moderne

Spätestens in den 2010ern hatte die Demo dann warum auch immer vor allem im AAA-Bereich plötzlich ausgedient. Ich gebe der siebten Konsolengeneration (Xbox 360, PlayStation 3) die Schuld ohne dafür irgendwelche Belege griffbereit zu haben, denn zumindest Microsoft bestand schon immer auf Demos auf ihrem Marktplatz. Aber trotzdem verschwand sie irgendwie. Und so richtig zurück ist sie bis heute nicht. Events wie Steam Next Fest mögen zwar einen anderen Eindruck vermitteln, aber das sind zu 90% Indie-Titel und in dem Bereich war die Demo nie wirklich weg. Kein Wunder, schließlich müssen die Jungs und Mädels ohne ein millionen-schweres Marketingbudget auskommen.

Gleichzeitig beginnt das bis heute andauernde, vierte Zeitalter der Shareware: “The Age of Free with an Asterix“, wie es Richard Moss bezeichnet. Ich würde es einfach “Free-2-Play” nennen. Sprich das Spiel ist kostenlos aber es will auf verschiedene Arten und Weisen deinen Geldbeutel leeren. Moss unterscheidet hier verschiedene Varianten von Werbeeinblendungen über Mikrotransaktionen bis hin zu DLC. Aber im Kern geht es weiterhin darum, dass ein Teil des Produkts kostenlos zur Verfügung gestellt wird und man für zusätzliche/weitere Inhalte bezahlen muss.

Die Überraschung

Fortnite (Herstellerbild)

Free-2-Play als “Shareware” zu kategorisieren finde ich einen spannenden Ansatz. Mein erster Gedanke war, das als völliger Blödsinn abzutun. Hauptsächlich wegen dem namensgebenden Grundgedanken “teile die Software mit jedem”. Free-2-Play-Titel kann man heutzutage schließlich nicht mehr wirklich teilen im Sinne von “hier ist die Software, viel Spaß damit”. Sie sind stattdessen meist fest verbunden mit einer Ladenfront wie Steam, Google PlayStore und so weiter. Ich kann also höchstens nur noch Links austauschen. Aber bei genauerer Betrachtung ist das kein wirkliches Gegenargument. Ich empfehle schließlich immer noch meinen Freunden etwas. Nur das Medium ist anders. Und zu sagen, dass so viele Schwergewichte wie Fortnite mit extremen Marketingkampagnen mitmischen und es deshalb nicht in die Shareware-Kategorie fällt passt nicht wirklich. Auch Firmen wie Apogee haben damals nicht nur auf “Mund-zu-Mund”-Propaganda gesetzt. Und ja, Epic Games haben ihre Anfänge auch im Shareware-Bereich gehabt (damals noch als Epic MegaGames).

Also ja, mir fällt tatsächlich kein richtiges Gegenargument ein, warum Free-2-Play nicht eine moderne Art der Shareware sein soll. Die Kernpunkte sind schließlich vorhanden: Ich bekomme ein mehr oder weniger komplett kostenloses Spiel, kann es meinen Freunden weiterempfehlen und darf zur Unterstützung der Entwickler weitere Inhalte egal in welcher Form kaufen. Und besagter Entwickler versucht mich mehr oder weniger stark davon zu überzeugen ihm Geld zu geben. Das war in den 80igern so und hat sich bis heute nicht geändert. Nur der Name ist ein anderer.

Habe ich so noch nie drüber nachgedacht. Diese Erkenntnis macht die Free-2-Play-Praktiken so mancher Firmen logischerweise nicht erträglicher. Aber trotzdem ein interessanter Aspekt der zum Grübeln anregt. Vor allem darüber, was dann vielleicht irgendwann das fünfte Zeitalter der Shareware sein könnte. Ist überhaupt noch ein Schritt nach “komplettes Spiel kostenlos abseits von ein paar Bezahlschranken” möglich? Keine Ahnung. Doch die Geschichte hat gezeigt, dass die Firmen sehr kreativ sein können, wenn es um das Erschließen von neuen Vertriebswegen und dem “Geld aus der Tasche ziehen” geht. Entsprechend steht die nächste Evolutionsstufe vermutlich eher unter dem Begriff “Cloud Gaming” und ich glaube, das kann selbst Richard Moss nicht mehr mit Shareware in Verbindung bringen :smile: .

PS: Shareware mit reduzierten Features wird übrigens “Crippleware” genannt im Unterschied z.B. zu einer 30-Tage-Testversion, bei der die Beschränkungen erst nach Ablauf der Zeit greifen.

Die deutsche Medienlandschaft (Symbolbild)

Der Rundfunkbeitrag. Ich bin nicht grundsätzlich dagegen. Ich sehe durchaus einen tieferen Sinn in (leider nur theoretisch) quoten-unabhängigen Sendern und wir nutzen auch den Anteil des Programms, den wir persönlich für wertvoll und zielführend halte (z.B. Nachrichten oder Dokumentationen). Was mir nicht passt ist zum einen die Menge an Sendern (lt. Wikipedia: 21 TV-Sender und 73 Radio-Sender) mit den dazugehörigen Personalstrukturen und zum anderen so einige der finanzierten Programme.

So viel gefühlter Mist, der Geld kostet

Die Menge an Sendern ist natürlich historisch bedingt. Die Alliierten wollten nach dem 2. Weltkrieg sicherstellen, dass sich kein Staatsfernsehen entwickelt (aus Sicht einiger Bevölkerungsteile ohne Erfolg), deshalb hat jedes Bundesland seine eigene Sendeanstalt bekommen. Aber trotzdem könnte man vor allem bei den Radiosendern definitiv mittlerweile mal massiv zusammenfassen. Legt man Sender wie Bayern 3, hr3 oder SWR 3 nebeneinander, dann unterscheiden die sich allerhöchstens in Details. Der Rest ist (vor allem morgens) der gleiche hirnlose Quatsch mit den immer und immer gleichen Liedern und nur einem leichten, wenn auch wichtigen regionalen Touch.

Im Fernsehen hingegen: Warum muss jeder öffentlich-rechtliche Nischensender seine eigene Quiz-Sendung machen? Seine eigene Wissensendung? Seine eigene gelangweilte-Hausfrauen-am-Nachmittag-Info-Sendung? Seine eigene Was-weiß-Ich-Sendung? Da würde ich mir mehr Kooperation inkl. dazugehöriger Reduktion und weniger Konkurrenz wünschen. Beim Tatort (für mich auch eins der fragwürdigen Programme) funktioniert das doch offensichtlich wunderbar (es wird sich bei der Produktion der Folgen abgewechselt). Immerhin scheinen sich die Inhalte des NDR (machen die besten Dokus von allen) mittlerweile bundesweit weiter zu verteilen.

Gleichzeitig fällt durchaus auf, wenn plötzlich irgendein Thema auf allen Kanälen verarbeitet wird. Was die getrennten Berichterstattungen für mich mitunter sogar noch schwachsinniger macht. Zielgruppengerechte Aufbereitung? Dann gerne verschiedene Sendungen zum gleichen Thema. Aber ansonsten? Braucht doch niemand mehrere Sendungen dazu.

Die deutsche Medienlandschaft ist zu gleichförmig. (Symbolbild)

Und dann wäre da noch das Internetprogramm. Namentlich dürfte den meisten vermutlich der Kram von funk auf YouTube schon begegnet sein. Da ist – wie in Radio und Fernsehen – durchaus viel Gutes dabei, keine Frage. Gleichzeitig wird aber auch hier aus meiner Sicht ein Haufen absoluter Mist finanziert, der mir die Hutschnur hochgehen lässt. So viele Ego-Trips von ahnungslosen Leuten, die vermutlich nicht einmal wissen wie man “seriöser Journalismus” schreibt – das geht auf keine Kuhhaut (ich rede z.B. von Y-Kollektiv, STRG_F oder die vielgelobte maILab). Wenn das Zielgruppengerecht sein soll, dann stelle ich mich wohl mit in die Reihe der alten Säcke die über die fragwürdige Qualität der heutigen Jugend klagen. Andererseits: Was will man auch erwarten in einer Zeit, in der Journalisten nicht mehr anständig bezahlt und schon gar nicht ausgebildet werden. Dafür wäre der Rundfunkbeitrag definitiv besser aufgehoben statt die 500. Dokumentation über Hitlers fünften Cousin dritten Grades auf phoenix zu finanzieren. Letzteres machen die privaten Sender zwar ebenfalls gerne, macht die Situation aber eher noch schlimmer als besser.

Äußerliche Zwänge

Gleichzeitig ist es einfach eine Sauerei, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk z.B. faktisch gezwungen ist einem fragwürdigen Verein wie der FIFA Millionen von Euro (214, um genau zu sein) in den Rachen zu werfen, weil sie nach Medienstaatsvertrag die Deutschland-Spiele zeigen müssen. Das geht mir massiv auf den Zeiger – und zwar zu jeder EM oder WM. Ethisch fragwürdige Fälle wie Katar sind da nur die Spitze des Eisbergs. Ja, Sport im Fernsehen zu zeigen ist gut und richtig – vor allem für den jeweiligen Sport und dessen Athleten. Aber sich dafür ausnehmen lassen zu müssen ist eine Sauerei.

Außerdem stehen die Sendungen, die mit MEINEM Geld produziert wurden, nicht 24/7 zur Verfügung. Die Mediatheken der öffentlich-rechtlichen sind theoretisch eine echte Goldgrube an gutem Programm aber leider sind sie gezwungen einen Großteil der Inhalte 7-30 Tage nach der Ausstrahlung wieder zu entfernen. Das macht nicht nur den dazugehörigen Diskurs kaputt (es gibt keinen Zugriff mehr auf die Kommentare), es verbannt auch viele gute Inhalte für immer in die Archive. Sie dürfen ja erst wieder bereitgestellt werden, wenn sie erneut ausgestrahlt wurden. Und im Gegensatz zum Internet ist der Platz im Fernsehen nun einmal begrenzt (auch wegen den 10.000 Quiz-Sendungen…).

Und warum dieser Blödsinn? Na, damit die lieben Wettbewerber egal ob Print, Radio oder Fernsehen nicht benachteiligt werden. Schließlich müssen die ihre Produktionen ja unter marktwirtschaftlichen Bedingungen produzieren und kriegen das Geld dafür nicht wie die öffentlich-rechtlichen einfach “in den Arsch geblasen”. Auf dem Papier eine total nachvollziehbare Sache. Für mich als Zuschauer/Hörer/Leser im Ergebnis aber trotzdem der absolut totale Schwachsinn. Da bezahle ich schon für die (meist) höhere Qualität, darf sie aber nicht nutzen, weil es angeblich “marktgefährdend” ist. Na sauber.

Das eigentliche Thema

(Poster)

Mist, jetzt habe ich 1 1/2 Seiten über die Situation im öffentlich-rechtlichen Rundfunk geschimpft. Sollte eigentlich nur eine Einleitung werden. Stattdessen wollte ich euch von der Dokumentation Aware – Reise in das Bewusstsein erzählen, die noch bis 25.10.22 in der ZDF Mediathek (warum braucht jeder Sender seine eigene?!) zur Verfügung steht.

Das Werk der Regisseure Frauke Sandig und Eric Black wurde u.a. finanziert von einigen europäischen öffentlich-rechtlichen Sendern und kommt im Originalton mit dt. Untertiteln daher. Letzteres störte mich nicht sonderlich, da die meisten der Forscherinnen und Forscher Englisch sprechen. Ist aber natürlich trotzdem eine unnötige Hürde für den ein oder anderen Zuschauer.

Inhaltlich geht es – wie der Name schon nahelegt – um das Bewusstseins: Was ist es? Woher kommt es? Wer hat eines? Und so weiter und so fort. Zu Wort kommen sechs Forscherinnen und Forscher: Hirnforscher Christof Koch, buddhistischer Mönch (mit Doktortitel) Matthieu Ricard, Drogenforscher Roland Griffiths, Biologin Monica Gagliano, Philosoph Richard Boothby und Maya-Heilerin Josefa Kirvin Kulix. Ihre Erzählungen bestimmen den Film. Einen Kommentator oder Erzähler gibt es nicht. Geführt wurden die Interviews an verschiedenen Orten, um visuelle Abwechslung reinzubringen. Zusätzlich zeigt Frauke Sandig die Arbeit und das Arbeitsumfeld und erlaubt dem Zuschauer ab und an eine (gefühlt sehr langatmige) Denkpause mit Hilfe von… ja, fast schon psychedelischen Aufnahmen von Meeren, Wäldern und anderen hübschen Landschaften.

Zwei Highlights

Jeder der Wissenschaftler betrachtet das Thema Bewusstsein aus einer völlig anderen Richtung mit sehr interessanten Ergebnissen. Wir fanden besonders die Arbeit von Roland Griffiths und Monica Gagliano extrem spannend. Griffiths nutzt in seinen Studien/Experimenten Psychedelika (=bewusstseinsverändernde Drogen) und schaut sich dabei die Vorgänge im Gehirn seiner Probanden an. Klingt nach einer sehr schrägen Sache aber die Probanden scheinen extrem begeistert davon zu sein. Sie bezeichnen das Erlebnis (eine 6-Stunden-Sitzung in einem MRT) als eins der wichtigsten in ihrem Leben, das ihr Denken mehr oder weniger stark verändert hat. Würde ich definitiv auch gerne mal mitmachen, wenn das so genial ist. Die Forschung findet aber leider (wie so oft) in den USA statt.

Auf Vögel konditionierte Katzen.

Monica Gagliano konzentriert sich hingegen nach einem einschneidenden Erlebnis mit Fischen (sie ist ein absoluter Tierfreund) derzeit auf die biologische Intelligenz von Pflanzen. Dabei hat sie herausgefunden, was jeder liebevolle Gärtner schon immer wusste: Pflanzen haben mehr Gehirn als wir bislang dachten. Schlechte Nachrichten für Vegetarier und Veganer, die ja nichts mit Bewusstsein essen wollen. Die müssen jetzt wohl verhungern. Thematisiert werden im Film dahingehend zwei Experimente, beide mit Erbsen.

Im ersten Versuch sitzt die Pflanze in einem Topf, der sich unten in zwei Bereiche aufteilt. Auf der einen Seite ist Wasser, auf der anderen Seite nicht. Das überraschende Ergebnis: Die Wurzeln der Erbse wachsen nur zum Wasser hin. Sprich die Erbse weiß ganz genau, dass es dort ist. Und zwar, weil sie es hört, wie die nächste Stufe des Experiments zeigte. So wurde das Wasser einfach durch einen Lautsprecher ersetzt, der nur das Geräusch von Wasser abspielte. Und siehe da: Die Wurzeln fanden erneut zielgerichtet ihren Weg.

Der zweite Versuch war die Durchführung des berühmten Experiments Pawlowscher Hund. Zur Erinnerung: Iwan Petrowitsch Pawlow hatte Hunde solange trainiert bis sie den Klang einer Glocke mit Futter in Verbindung brachten. Anschließend reichte schon die Glocke dazu aus, dass der Hund das Sabbern anfing obwohl noch gar kein Futter in Sicht war. Und genau das hat Gagliano mit der Erbse gemacht. Statt einer Glocke nutzte sie einen Ventilator und die Belohnung war blaues Licht, das gleichzeitig anging. Die Pflanze drehte sich anschließend in die Richtung des Lichts. Nach nur drei Tagen (!) Konditionierung blieb das Licht aus und trotzdem hat sich die Pflanze wieder in die bekannte Richtung gedreht, sobald der Ventilator anging. Absolut krass und hätte ich nicht erwartet, obwohl mir bekannt war, dass z.B. die Bäume im Wald miteinander kommunizieren und sich untereinander helfen.

Beim Christoph meint: Es ist schade, dass es keine Synchronisation gibt und die ein oder andere “Pausen”-Sequenz hätte ruhig etwas gekürzt werden können. Aber dennoch eine äußerst interessante und handwerklich gut gemachte Dokumentation. Sie beantwortet keine der Fragen, die gestellt werden. Schlicht und einfach, weil die Wissenschaftler bislang einfach weder eine Antwort haben noch sich überhaupt auf irgendeiner Ebene so richtig über die Grundzüge einig sind. Sie gibt aber einen spannenden Einblick in die verschiedenen Forschungsrichtungen und regt zum Nachdenken und diskutieren an.

Ich gehe zum Beispiel davon aus, dass ein Stein vermutlich ebenfalls ein Bewusstsein hat. Meine Begründung war einfach nur naiv zu sagen, dass bestimmt alles “Natürliche” eines besitzt. Lysanda stellte dann die Gegenfrage was dann bei der Verarbeitung des Steins passiert. Teilt sich sein Bewusstsein in mehrere Teile auf, wenn er zersplittert? Und ab wann ist es etwas nicht mehr natürlich? Ist ein Auto nicht mehr “natürlich”, nur weil die “Inhaltsstoffe” durch uns Menschen verarbeitet wurden? Und wenn ja, was ist mit dem Affen, der einen Stein zuspitzt? Ist der Stein dann ebenfalls nicht mehr natürlich? Alles Fragen, auf die ich logischerweise keine Antwort hatte. Es regte aber definitiv unser beider Gehirnstübchen an :smile: . Und bei den besten Dokumentationen lernt man aus meiner Sicht nicht nur was, sondern denkt auch darüber nach.

Von unserer Seite also eine klare Empfehlung sich das Werk mal anzuschauen. Gut investierte Zeit (und Rundfunkbeiträge). Laut der dazugehörigen Webseite ist es der zweite Film in der “Herz des Himmels, Herz der Erde”-Trilogie. Entsprechend werden wir uns wohl oder übel :wink: mal den gleichnamigen, ersten Film anschauen. Praktischerweise steht er auch gerade in der ZDF Mediathek zur Verfügung (noch bis 23.12.2022). Es steht dem also nichts im Wege. Die dritte Dokumentation ist hingegen noch in der Produktion.

The Last of Us: Part I (Herstellerbild)

The Last of Us: Part I für PlayStation 5 und PC also… Dabei ist das Original doch erst 2013 auf der PlayStation 3 erschienen. Die “Remastered”-Version dann 2014 für die PlayStation 4. Gibt es echt schon Leute, die nach nur acht Jahren total nostalgisch sind und sehnsüchtig darauf warten, dass der Titel neu aufgelegt wird? Ist die PS4-Version so unspielbar hässlich? Zumindest lässt sie sich auf der PS5 auch starten meines Wissens. Ich verstehe es entsprechend nicht. Okay, das stimmt natürlich nicht: Da sind die “Gamer”, die immer nur das Neuste mit der besten Grafik zocken und alles andere nicht mit dem Hintern anschauen. Dann die PlayStation-Fanboys, die eh alles kaufen was für ihre Plattform kommt, um den Xbox-Fanboys den Mittelfinger zeigen zu können. Und es verschafft der IP natürlich einen weiteren Medienzyklus. Da steckt also extrem viel sichere Kohle dahinter. Dazu der vergleichsweise geringe Aufwand für diese Art von Remake (kein Vergleich zu Final Fantasy VII Remake Intergrade*) und schon ist es ein No-Brainer für Sony so einem Projekt das grüne Licht zu geben.

Aber gut: Was soll ich mich darüber aufregen. Ich kann es eh nicht ändern und es wird unter Garantie sowohl die Kritiker wieder begeistern als sich auch erneut wie geschnittenes Brot verkaufen. Insofern macht Sony es genau richtig. Ich für meinen Teil habe zwar das Original für die PS3 im Haus, aber ich hab‘ mich bis heute paradoxerweise nur mit dem Mehrspielermodus beschäftigt. Die PC-Version wird hingegen auf meine Wunschliste gepackt und dann irgendwann mal bei irgendeinem Sale oder dank eines Bundles ihren Weg in meine Bibliothek finden. Ob ich es vor 2060 tatsächlich gespielt beomme? Schauen wir mal. Das hängt heutzutage sehr stark von meiner Tagesform ab. Aktuell ist es ja mal wieder zu warm zum kacken – geschweige denn zum spielen :smile: . Vielleicht gibt es bis dahin dann auch schon eine PC-Umsetzung von The Last of Us: Part II.

Das wiederum finde ich im Gegensatz zu den besagten PlayStation-Fanboys hingegen mega-gut. Endlich hat Sony verstanden wie lukrativ der PC-Markt sein kann, wenn man gute Spiele mit einem guten Port kombiniert. Wobei der ein oder andere schlechte Port sich trotzdem extrem gut verkauft, nicht wahr From Software? Ja, die PlayStation-First-Party-AAA-Titel werden weiterhin erstmal für einige Zeit nur exklusiv auf ihrer Plattform verfügbar sein. Aber nur weil die PS4-Version von Horizon: Zero Dawn* bereits 2017 erschienen ist, war und ist auf dem PC kein wirklich schlechteres Spiel. Im Gegenteil sieht es sogar nochmal wesentlich genialer aus mit entsprechender Hardware. Insofern lasse ich gerne allen anderen den Vortritt, wenn das Ergebnis am Ende so gut ausfällt.

Und sonst?

Aliens: Dark Descent (Herstellerbild)

In den Nicht-E3-Wochen war ja grundsätzliches einiges los. So viele Showcases von den unterschiedlichsten Quellen. Keine Ahnung wie die ESA glaubt dem 2023 irgendetwas entgegen zu setzen. Das “Hauptevent”, Summer Game Fest Showcase, war da schon fast das Langweiligste. Zumal es weniger Neuankündigungen dieses Mal hatte – was mich persönlich nicht sonderlich stört. Lieber kurz vor Release erst zeigen statt Jahre lange nichts mehr davon hören. Über alle Showcases hinweg wurden mehrere hundert Spiele in diversen Entwicklungsstatus gezeigt mit überraschend wenig Doppelungen. Allein in der Wholesome Games Direct waren es mehr als 90 Stück. Das ist schon fast wieder viel zu viel, um da noch mithalten zu können.

Entsprechend praktisch finde ich es wie voll Steam mittlerweile in die Sache integriert ist – natürlich nur bei Titeln, die auch auf PC erscheinen. Für 90% der gezeigten PC-Spiele gab es bereits eine entsprechende Seite dort. Da kann man sich gleich weiter darüber informieren und ggf. den Wishlist-Button drücken. Perfekt für die interessierten Spieler, die es sonst unter Umständen gleich wieder aus den Augen verloren hätten. Manchmal gibt es sogar schon eine Demo dann während des Steam Next Fest. Übrigens ebenfalls so eine Entwicklung, die ich extrem gutheiße. Demos waren ja einige Jahre tatsächlich komplett aus der Mode gekommen – selbst auf den Konsolen. Entsprechend schön zu sehen, dass mittlerweile wieder ein Comeback feiern. Der Bedarf ist offensichtlich da und geschadet hat es vermutlich den wenigsten Titeln. Eher das Gegenteil dürfte der Fall sein.

Die Steamseiten passend zu den Streams sind auch für meine Arbeit bei Co-Optimus ist es eine unglaubliche Zeitersparnis. Man würde ja eigentlich erwarten, dass es von den Veranstaltern zumindest im Nachgang ein nettes Paket oder eine Webseite mit einer Übersicht über alles Gezeigte mit rudimentären Informationen gäbe. Aber nein, ich muss jedem Titel einzeln nachrecherchieren. Entsprechend gut, wenn ich einfach in Steam den Namen eintippen kann und dank der Tags zumindest sofort die Frage geklärt bekomme, ob es überhaupt ein Koop-Spiel ist.

Blind durch den Wald

Agent 64: Spies Never Die (Herstellerbild)

Die gezielte Recherche hatte natürlich gleichzeitig den Nachteil, dass ich inhaltlich faktisch nicht wirklich viel mitbekommen habe abseits besagter Koop-Titel (von denen es heuer nicht so viel gab wie 2021). Wer also gerne meine Meinung zum ein oder anderen Werk erfahren wollte, den muss ich enttäuschen. Ich hab‘ vermutlich nicht einmal den Trailer angeschaut :smile: . Ich lade euch aber selbstverständlich wie immer ein eure Meinung zum Event und eure Top-Titel in die Kommentare zu packen.

Es ist aber auch grundsätzlich so, dass ich leider nur erneut feststellen kann, dass mich das ganze Tamtam persönlich einfach absolut nicht mehr interessiert. Ja, natürlich sieht das ein oder andere Spiel cool und interessant aus und reizt mich vielleicht sogar. Aber meine Steam Wishlist umfasst mittlerweile auch schon über 1.000 Titel (DLCs nicht mitgezählt) obwohl ich mich von Early-Access-Titeln fernhalte und fast nur bereits erschienene Werke auf die Liste setze. Entsprechend ist die Realität schlicht und einfach, dass ich in diesem Leben eh nicht mehr dazu kommen werde. Entweder der jeweilige Titel landet irgendwann auf diversen Wegen in meiner Bibliothek und in einem Anfall starte ich es mal oder ich werde es wohl nie zu Gesicht bekommen. Ist halt so. Geht euch sicherlich nicht anders. Das ist halt der Nachteil der heutigen Zeit: Es ist überall alles zu viel des Guten.

In diesem Sinne: Ich muss zurück auf meine Insel in Animal Crossing: New Horizons*. Ich habe meine Routine für heute noch nicht abgeschlossen (Steine klopfen, mit den Bewohnern reden, etc.). Aber dafür bereits mehrere tausend Rüben gekauft. Hoffentlich ist der Markt mir wieder gnädig. Letzte Woche hatte ich einen starken Anstieg – bei 100 eingekauft und bei 500 verkauft. Da waren Nooks Schulden aber sowas von sofort getilgt!

Eine Ladung mittelmäßiger PC-Spiele

Rund um den Muttertag hatte ich nicht nur ein paar Nintendo-Switch-Spiele gekauft, auch meine PC-Bibliothek konnte sich über einen Zuwachs an physikalischen Produkten freuen. Es gab nämlich ein paar Titel zu absoluten Schleuderpreisen. Warum sie so billig waren, wird deutlich, wenn ihr die Einkaufsliste seht:

Marvel’s Avengers* – Man wird schon fast dafür bezahlt die PC-Version aus dem Regal zu nehmen. Aber die Einzelspielerkampagne soll ja ganz gut sein.

Empire of Sin* in der Day-One-Edition – John Romeros Rückkehr in die Welt der Videospieleentwicklung… leider unter Schirmherrschaft der DLC-Melkmaschine Paradox. Qualitativ wohl nicht der Brüller aber mein Geld hilft hoffentlich, dass das nächste Werk des Studios besser wird :smile: .

Battlefield 2042* – Über die Qualität dieses Werks wurde ja schon das halbe Internet vollgepflastert. Entsprechend wenig verwunderlich, dass es schon verramscht wird. Ich hab’ glaube ich weder Battlefield V* noch Battlefield 1* bis heute mal gestartet… Aber die Sammlung im Regal muss selbstverständlich komplett sein. Bitte? Ja, ich bin bekloppt. Das haben wir jetzt schon oft genug festgestellt. Also bitte weitergehen!

ELEX II* – Ein Piranha Bytes-Titel halt. Und anscheinend haben sie ihre Ressourcen dieses Mal nicht in die verbesserungswürdigen Aspekte von Teil 1 gesteckt, was man so in den Bewertungen liest. War trotzdem überrascht, wie billig es schon nach zwei Monaten verfügbar ist…

Dungeons & Dragons: Dark Alliance* in der Steelbook-Edition – Der Grund für den heutigen Eintrag. Das Spiel selbst fällt wohl ebenfalls in die Kategorie *meh* und reicht nicht annähernd an die Qualität der namensgebenden Baldur’s Gate: Dark Alliance-Konsolentitel heran. Aber immerhin fand ich es sehr amüsant die Packung zu öffnen. Neben einer DVD befinden sich im Steelbook nämlich drei Handzettel mit den Codes. An sich nichts besonders ungewöhnliches. Sie waren jedoch gefaltet. Und warum waren sie gefaltet? Weil das Steelbook kleiner ist als eine DVD-Hülle. Sie passten also nicht rein! Irgendein armer Mitarbeiter bei der Verpackungsfirma musste sich also hinsetzen und JEDEN EINZELNEN (!) der Zettel per Hand falten für bestimmt mehrere hundert Hüllen. Ja, die Faltung stammt eindeutig nicht von einer Maschine. Das hätte zu einem wesentlich gleichmäßigeren Ergebnis geführt. Meine Vermutung ist, dass sich das Spiel so schlecht verkauft hat, dass sie von den Handzetteln mit den Keys noch haufenweise übrig hatten und entsprechend keine neuen, passenden drucken wollten. Im Sinne der Kosteneinsparung und Umweltbelastung natürlich eine noble Einstellung. Lustig finde ich es trotzdem. Wie sagte der Chefredakteur von Co-Optimus zu mir als ich ihm das erzählt? That’s amazing. And entirely in character for the game. Dem kann ich nur zustimmen.

Besagte Packung von Dungeons & Dragons: Dark Alliance

Die drei Neuen im Haushalt

Ich hab’ mal wieder ein paar PC-Spiele in physikalischer Form gekauft. Genauer gesagt NieR Replicant ver.1.22474487139…* (japanische Titel sind echt völlig bekloppt manchmal), DEATHLOOP* (ja, Prey – Mooncrash ist wohl besser) und Fallout 76* (weil es mittlerweile verramscht wird). Ist zwar immer noch eine Priorität für mich, wenn möglich die Retail-Box zu kaufen, aber sehr häufig tue ich es trotzdem nicht mehr. Hab’ schließlich noch mehr als genug zu spielen (und kriege dank meines Bundle-Wahns ständig Neues dazu), da brauche ich nicht zwingend noch weitere Blockbuster im Regal verstauben lassen. Dann lieber gar nicht (also weder physikalisch noch digital).

Andererseits ist der Retailmarkt für PC sowieso so gut wie ausgestorben. Ja, der Wechsel hin zum reinen Downloadmarkt war schon lange absehbar. Aber als ich anno 2012 darüber schrieb, hatte ich eher den gesamten Markt im Blick. Die Realität scheint jedoch, dass es bislang nur den PC volle Kanne getroffen hat. Für die Konsolen gibt es hingegen auch zehn Jahre später noch ein reiches Angebot an Packungen in den Regalen. Eine erste Vermutung von mir ist, dass dort noch weit mehr die “Gelegenheitskäufer” zu finden sind. Die, die halbwegs spontan im Laden zugreifen.

Das Gegenargument

In der damals erwähnten Nischenecke sieht das Bild für PC-Fans aber ebenfalls sehr düster aus. Die Sammeleditionen für Liebhaber und sowas. Selbst da: PC-Spiele? Kennsch ned, magsch ned, weg damit! Egal ob Limited Run Games, Strictly Limited Games oder wie sie alle heißen: Vom NES bis zur PS5 haufenweise Angebote aber PC-Titel? Nur in absolut extremen Einzelfällen, in denen es gefühlt zähneknirschend nicht anders geht (wie z.B. die Monkey Island 30th Anniversary Anthology). Gibt es auf dem PC keine Sammler? Alles nur Retro-DOS-Fuzzies? Kaufen PCler vielleicht sogar gar keine Spiele mehr? Gibt es überhaupt noch PC-Spieler? Bin ich etwa der einzige Überlebende?! Vermutlich nicht. 44% der initial in Europa verkauften Kopien von Elden Ring* waren schließlich die PC-Version (trotz deren schlechteren Performance).

Meine geheiligten und vollgestopften Spieleregale

Ich verstehe es also wirklich nicht, warum der PC-Retailmarkt so dermaßen ausgestorben ist. Da mittlerweile eh alles online aktiviert werden muss, kann auch das Argument “PCler sind alles Raubkopierer” nicht gegen eine Retailpackung sprechen. Es kann wohl doch nur die Erfahrung der Hersteller sein, dass PC-Spieler nicht spontan im Laden kaufen, ihren Kram nur noch über Steam holen und keinen Wert auf irgendetwas im Regal legen. Finde ich ein wenig verwunderlich – speziell wegen der heutigen Retrokultur und dem gefühlt dazugehörigen Wunsch möglichst viele sinnlosen Knickknacks zu haben – und sehr schade.

Andererseits: Spart mir natürlich Geld. Wo es nichts gibt, werde ich nicht in die Versuchung geführt etwas zu kaufen und warte bis der Blockbuster irgendwann mal in irgendeinem Sale oder Bundle enthalten ist. Wie meinte Rondrer vor kurzem zu mir? “Achja, du bist ja jetzt auch auf der dunklen Seite.” Wo er Recht hat, hat er Recht. Andererseits hat unser Azzkickr schon vor 12 Jahren gesagt KAUFT KEINE SPIELE MEHR! und getreu seinem Motto holt er sich heutzutage hauptsächlich dank günstigen GamePass-Abo-Verlängerungen seinen Fix. Insofern *schulterzuck* :tongue: .

Gähnende Leere

Einen Grund kann ich mir allerdings doch vorstellen, warum PCler nicht mehr zu einer Packung greifen: Viel drin ist in den Standard-DVD-Boxen mittlerweile nicht mehr. Hüllen mit mehreren DVDs (PC-Spiele haben nie den Sprung auf Blu-ray gemacht), die zumindest eine komplette Version des Spiels enthalten, gibt es faktisch gar keine mehr. Eine Ausnahme ist der “Casual”/Budget-Bereich. Aber das liegt daran, dass diese Titel oft sogar noch ohne Onlineaktivierung auskommen. Entsprechend müssen sie ein Medium enthalten. Überall sonst werdet ihr hingegen immer gezwungen einen Teil, wenn nicht sogar das ganze Spiel herunterzuladen. DEATHLOOP enthält sogar nur eine CD (ja, eine CD!) mit dem Steam-Installationsprogramm drauf. Keine Ahnung, was sich derjenige dabei gedacht hat. Die Kosten hätte man sich dann ebenfalls sparen können, wenn ich nicht einmal einen Teil des Spiele-Downloads einsparen kann. Die Argumentation ist einfach und verständlich: Wenn ich den Titel eh online aktivieren und mir vor dem Genuss zig Patches runterladen muss, dann brauche ich mir nicht mehr die Mühe machen ein Medium zu pressen. Dass es immer noch viele gibt, die mit langsamem Internet unterwegs sind: Details.

Entsprechend wenig verwunderlich ist es, dass viele Publisher mittlerweile komplett darauf verzichten selbst eine DVD (oder einen USB-Stick, wäre schließlich auch okay) beizulegen. In den meisten Fällen ist tatsächlich heutzutage in der Box nur noch ein mehr oder weniger kreativer Zettel mit dem Code für den jeweiligen Launcher enthalten. Ein Medium mit Daten? Fehlanzeige. Außer man heißt Square Enix und will den ultimativen Schutz. Dann packt man zwar einen Zettel mit einem Code in die Packung, der kann aber in keinem Launcher und auf keiner Webseite aktiviert werden. Stattdessen liegt immer noch eine DVD dabei, die ihr einschieben müsst. Dann startet ein Aktivierungsprogramm, das sich mit dem Internet verbindet. Erst dort gebt ihr den Code ein und bekommt zur “Belohnung” einen Steam-Key zurück. Werden in Japan aus so vielen DVD-Boxen die Keys geklaut, dass man sich so extrem absichern muss? Anders kann ich mir diesen Hochsicherheitskram nicht erklären.

Nicht mehr viel drin…

Und auf der linken Seite der DVD-Hülle? Werbezettelchen, selten mal eine Übersicht über die Tastenbelegung und maximal noch die Installationsanleitung/Supporthinweise, wenn sie nicht schon auf die Rückseite des Covers gedruckt wurde. Das war’s. Handbücher sind faktisch vollständig von der Bildfläche verschwunden (auch beim digitalen Kauf). Realistisch betrachtet bin ich also tatsächlich völlig bekloppt, dass ich überhaupt noch Geld für eine “physikalische Kopie” ausgebe. Am Ende steht außer einer leeren Hülle eh nichts im Regal. Aber, dass ich bekloppt bin, hatten wir damals ebenfalls schon erörtert. Für alle anderen gilt entsprechend: Kauft digital oder, wenn es eine Packung sein soll, eine Spezial-Edition, wenn anständiger Krimskram drin ist. Die normale Retailbox hingegen? Bei PC-Spielen einfach im Regal stehen lassen. Bei Konsolen sieht es in Bezug auf die Beilagen zwar ebenfalls mau aus. Aber da ist wenigstens noch ein Medium mit einer (in den meisten Fällen…) lauffähigen Kopie des Spiels enthalten. Gleichzeitig wäre es im Sinne des Umweltschutzes natürlich besser, wenn man einfach konsequent sein würde und die Packung komplett bleiben lässt statt einer leeren Hülle zu produzieren. Aber vermutlich haben die wenigen verbliebenen Retailer wie GameStop (ja, die gibt es noch…) derzeit noch ausreichend zahlungskräftige Argumente dagegen.

Der Stein des Anstoßes

Stellt sich zum Abschluss vielleicht noch die Frage, wie ich überhaupt plötzlich auf das Thema gekommen bin. Schuld daran ist tatsächlich American McGee’s Alice. Dazu habe ich vor kurzem mal wieder auf YouTube ein Videoessay geschaut. Bis heute eines meiner absoluten Lieblingsspiele (müsste die Liste trotzdem mal aktualisieren) und eine fantastische Interpretation/Fortsetzung des Originals. Hoffentlich schafft es McGee bald mal EA davon zu überzeugen Alice: Asylum zu finanzieren (oder ihm die Rechte zu verkaufen).

Besagte DVD-Hülle mit Handbuch

Anno 2000 kam in Deutschland das Spiel in einer DVD-Box in den Handel (eines der ersten in diesem Format). Die enthielt zwei CDs und ein Handbuch. Und genau dieses Handbuch ist für mich etwas Besonderes. Neben dem Standardkram (Installationsanleitung, Tastenbelegung, Beschreibung des Interface, etc.), enthält es nämlich einen Krankenbericht. Quasi die Akte über Alice ab dem Zeitpunkt, in der sie in die Psychiatrie eingeliefert wurde bis zum Ende des Spiels. Der Bericht ist sehr gelungen und gibt einen Eindruck davon, wie die Geschehnisse im Spiel sich in der Außenwelt bemerkbar machen. Der Text stammt zwar aus der Feder von Greg Roensch und ich weiß nicht, inwieweit er tatsächlich von American McGee als Kanon angesehen wird. Aber ich finde ihn echt super und eine gelungene Ergänzung. Leider bin ich noch auf kein einziges Analyse-Video gestoßen, welches diese Geschichte auch nur am Rande erwähnt. Und das finde ich schade. Möglicherweise wissen die Autoren gar nicht, dass sie existiert. Legal erhältlich ist American McGee’s Alice schließlich derzeit nicht und möglicherweise ist das Handbuch nicht einmal in der jeweiligen Fassung dabei. Mal ganz abgesehen davon, dass wir es heutzutage eh nicht mehr gewohnt sind nach einem Handbuch zu suchen/da reinzuschauen.

Das ist nicht unbedingt negativ gemeint. Alles was relevant ist, sollte Teil des Spiels sein. Ein gutes Tutorial, eine Hilfesektion zum Nachschlagen für später, eine Übersicht über die Tastenbelegungen und all das – dafür braucht weder ein echter noch ein digitaler Baum sterben. Und selbst Zusatzmaterial könnte und sollte man direkt zugänglich unterbringen. Beispielsweise als kleines Goodie nach Abschluss des Spiels im Hauptmenü. In Bezug auf American McGee’s Alice existiert der Krankenbericht aber ausschließlich, weil es ein Handbuch gibt und es gefüllt werden wollte. Es ist also schon ein wenig traurig, dass Handbücher abseits von Hardcore-Simulationen vollkommen ausgestorben sind und uns deshalb solche Nebensächlichkeiten größtenteils komplett verloren gehen.

Stattdessen geht speziell im Indiebereich der Trend heutzutage noch weiter ins extrem. Man erklärt im Spiel gar nichts mehr und verlässt sich stattdessen darauf, dass die Community ein Wiki anlegt und pflegt. Ich persönlich finde das eine absolute Sauerei. Nicht nur wegen der Ausbeutung der Freiwilligen. Auch, weil es gefühlt dazu führt, dass sich die Entwickler dann überhaupt keine Mühe mehr machen Tutorials und Hilfen einzubauen. “Man kann ja das halbfertige Wiki lesen, wenn man Spaß haben will”… *kopfschüttel*  Der frühe Erfolg von Minecraft war echt keine gute Sache in vielerlei Hinsicht.

« Vorherige Seite - Nächste Seite »