Angeregt durch einen Kommentar zu meinem GRID-Kurzeindruck, will ich mir heute einmal ein uraltes Argument der Konsolenliebhaber genauer anschauen. Und zwar behaupten diese oft, dass eine Konsole viel billiger wäre als ein gleichwertiger PC. Aber stimmt das überhaupt? Oder ist der Vergleich überhaupt nicht möglich und die ganze Sache ist einfach nur eine Milchmädchenrechnung damit sich die Konsoleros gut fühlen? Ich weiß es momentan nicht, aber mein Browser ist bereits geöffnet und ich werde nun versuchen durch harte Recherche zu einem Ergebnis zu gelangen.
Die Ausgangssituation ist dabei wie folgt: Ich möchte Race Driver: GRID spiele, brauche aber dazu entweder eine brandneue Xbox360 oder ich muss meinen PC so aufrüsten um darauf dann GRID mit der gleichen Qualität und Auflösung flüssig spielen zu können. Die Auflösung beträgt bei der Konsole 720p (1280×720) und am PC dementsprechend 16:10 (1280×800). Auf dem PC sind alle Regler im Grafikmenü auf den höchsten Einstellungen. Zusätzlich gehe ich davon aus, dass in meinem Haushalt bereits die Grundausstattung vorhanden ist. Sprich ich besitze einen passenden Fernseher und mein PC besitzt auch bereits die entsprechenden Core-Komponenten wie Monitor, Laufwerke und Festplatten.
Selbstverständlich ist hier bereits der erste Angriffspunkt für alle Pro-Konsoleros, die gleich wieder meckern werden “Laufwerke, Gehäuse blablabla muss man dazu rechnen!”. Nein, muss man nicht! Bereits im Dezember 2004 hatten 64% aller Haushalte einen PC und man kann stark davon ausgehen, dass dieser Wert in den letzten vier Jahren stark auf die 100% zugegangen ist. Dank der Offensiven von Media Markt & Co. ist die Ausstattung dieser PCs deshalb gut als Ausgangssituation geeignet, vor allem da es wirklich nur um die grundlegendsten aller Komponenten geht – und darunter fällt ein billiges DVD-Laufwerk genauso wie eine billige 20GB Festplatte. Außerdem rechne ich dafür auch nicht den Fernseher mit, obwohl ein Xbox360-fähiger Fernseher wohl nicht so eine weite Verbreitung hat wie ein normaler PC.
Kommen wir aber nun zur Sache: Eine Microsoft Xbox360 Core besitzt einen Xenon TriCore-Prozessor mit 3.2Ghz pro Kern, 512MB 700Mhz GDDR3 RAM und eine Grafikkarte von ATi mit dem Codenamen Xenos. Und da fangen die Vergleichsprobleme schon an. Alle drei Komponenten gibt es so nicht einmal im Ansatz für den PC. Besonders die Grafikkarte ist sehr schwer zu vergleichen da sie wahnsinnig schnellen eDRAM besitzt, SM3.0+ benutzt und sogar begrenzte DirectX10-Kompatibilität besitzt. Aber auch die CPU mit ihrer theoretischen Spitzenleistung von gigantischen 115,2 GFLOPS (ein Intel Core 2 Duo E8500 mit 3,2Ghz kommt auf ~16), dank ihrer Hyper-Threading-ähnlichen Technologie und des speziellen Aufbaus der gesamten Hardware, ist so einfach nicht in einem PC-Gehäuse vorhanden (oder gar möglich).
Somit ist das Runterbrechen auf die einzelnen Komponenten nicht machbar und ich muss mich wirklich einfach auf die Gesamtleistung konzentrieren: GRID ist bei 1280×720 in höchster Detailstufe von Haus aus auf der Xbox360 flüssig spielbar. Dementsprechend ist die Rechnung bei der Konsole:
1x Microsoft Xbox360 Core für 269,99 Euro (UVP)
1x Race Driver: GRID für 59,90 Euro (UVP)
Mehr braucht der Konsolenspieler erst einmal nicht womit sich die Gesamtkosten auf 329,89 Euro belaufen.
Kommen wir nun also zum PC. Dort müssen wir folgende Komponenten aufrüsten um ihn stark genug für GRID zu machen: Mainboard, CPU, RAM und Grafikkarte – die Soundkarte entfällt, da Onboardsound mit dem Mainboard kommt. Basierend auf dem GameStar Technik-Check müssen diese im Bereich Intel Core 2 Duo E6600 bzw. Athlon 64 X2 6000+, Radeon 2×00-Serie bzw. GeForce 8×00 und 2GB RAM liegen. Bei der Auswahl habe ich selbstverständlich schon auf einen gewissen Qualitätsstandard geachtet und alle angegebenen Preise basieren auf den Angaben von Mindfactory (aufgerundet).
1x Intel Core 2 Duo E8400 Boxed 133 Euro
1x Gigabyte EP35-DS3 79 Euro
1x Powercolor Radeon HD3850 (512MB) 95 Euro
1x OCZ 2x1024MB Kit DDR2 800Mhz CL4 35 Euro
1x Race Driver: GRID 45 Euro
Das macht insgesamt 387 Euro. Hätte ich eine AMD-CPU genommen, wäre ich sogar nur bei 334 Euro, aber im Sinne der Zukunftssicherheit habe ich mich dann doch für ein Intel-System entschieden. Mit einem so ausgestattenen PC sollte laut diversen Benchmarks das Spiel auf jeden Fall in gleicher Qualität und Auflösung wie bei der Xbox360-Fassung spielbar flüssig laufen. Zieht man mein persönliches System als Vergleich heran, bei dem ja im Prinzip nur 2GB mehr RAM und eine 3870X2 drinstecken, dann dürfte dies auch stimmen.
Fairerweise rechne ich allerdings noch 24 Euro für ein Logitech Rumblepad 2 hinzu, denn mit Tastatur ist GRID einfach unspielbar in meinen Augen. Damit sind wir bei 411 Euro auf Seiten des PCs. Noch einmal zusammengefasst bedeutet dies:
Xbox360: 329,89 Euro
Personal Computer: 411,00 Euro
Somit wäre der Kauf einer Xbox360 in unserem Test 81 Euro günstiger.
Also haben die Konsoleros Recht und wir müssen jetzt alle mit gesengtem Haupt das Lager wechseln? Mitnichten, denn die ganze Sache ist eine billige Milchmädchenrechnung – ohne jetzt behaupten zu wollen, dass Milchmädchen nicht rechnen können.
Besonders in Anbetracht der Tatsache, dass der Unterschied nur 81 Euro beträgt, gilt es auch noch in die Zukunft zu blicken. Allein schon der kostenlose Multiplayer auf dem PC, für den auf der Konsole dann auch noch einmal 60 Euro pro Jahr anfallen, ist ein wichtiger zu beachtender Punkt. Dann kommt noch hinzu, dass Xbox360-Spiele im Durchschnitt 20-25% teurer sind als PC-Spiele und selbst nach Monaten nicht im Preis fallen. Weiter geht es damit, dass der PC auch als Arbeitsgerät dient und noch viel mehr Möglichkeiten bietet durch kostenlose Spiele und von Nutzern erstelltem Content in Form von Mods & Co. Außerdem kann bei Bedarf der PC aufgerüstet werden obwohl er bereits jetzt genug Power hat um Titel grafisch besser darzustellen als die Xbox360.
Auf der Gegenseite plagen sich Xboxler nicht mit Treiberproblemen, Installationen und sonstigem Kram herum, sondern können in den meisten Fällen einfach einlegen und sofort losspielen. Wobei selbst dieses Argument langsam aber sicher entkräftet wird. So kämpfte die Konsole schon bei Mass Effect mit Framerateeinbrüchen und auch GRID scheint es mit sekundenlangen Grafiklags nicht besser zu gehen. Da kann der PCler wenigstens noch versuchen irgendwie das Problem zu beheben. Der Konsolero ist hingegen vollständig auf den Hersteller angewiesen und auf die Hoffnung, dass er sich in einem Patch erbarmt dem Kunden zu helfen. Dafür ist die Versorgung mit offiziellen Zusatzinhalten wieder wesentlich besser – wenn auch kostenpflichtig.
Was bleibt also zusammenfassend zu sagen? Das Argument der PC wäre so viel teurer und sowieso generell einfach scheiße und man solle sich lieber eine Konsole kaufen, ist purer Unsinn. Punkt. Wer dieses Argument vorbringt hat schlicht und einfach keine Ahnung. Diejenigen aber, die ernsthaft darüber grübeln welche Plattform sie hauptsächlich nutzen möchten, die müssen erstens langfristiger denken und zweitens ergründen warum sie welche Plattform überhaupt haben möchten – oder einfach Multiplattform gehen und die Vor- und Nachteile beider Welten erleben. Aber wir wissen natürlich alle, dass der PC die bessere Spieleplattform ist ;).
Und damit hoffe ich, dass dieser Eintrag einen Sinn ergeben hat, ich meinen Konsolenhass gut genug zurückhalten konnte und mit dem “Experiment” eine fundierte Argumentationsgrundlage für uns Leid geplagte PC-Spieler gegen die bösen Konsoleros geschaffen habe.
PS: Gestern Abend haben Rondrer, JakillSlavik und ich die Folge 0 des UCF Podcasts aufgenommen. Wer also schon immer mal unsere Stimmen hören wollte oder so richtig auf Hörschäden steht, der sollte in diesem Thread vorbeischauen und sich die Datei herunterladen! Feedback ist selbstverständlich sehr willkommen! Am Montag werde ich aber wohl genauer auf die Sache eingehen inklusive einer kleinen Analyse und einem Ausblick in die Zukunft. Schließlich war die Folge 0 sehr weit von der Perfektion entfernt ;).