Man mag es kaum glauben, aber ich hab’s geschafft: Ich habe die komplette 8. Konsolengeneration verpasst (2011-2020) – zumindest was die stationären Vertreter angeht. Ein Nintendo 3DS und eine PlayStation Vita haben ungewöhnlicherweise doch ihren Weg in meinen Haushalt gefunden. Aber eine Playstation 4 oder Xbox One? Nope, nada, überhaupt nicht. Und ich habe aus meiner persönlichen Sicht auch nichts verpasst. Ja, speziell auf der PlayStation 4 gibt es tatsächlich noch den einen oder anderen Exklusiv-Titel wie God of War oder Uncharted 4: A Thief’s End, der vermutlich nie seinen Weg auf den PC finden wird. Aber unterm Strich gab es im Nachhinein betrachtet irgendwie nicht wirklich viele Gründe sich so ein Ding anzuschaffen. Eine Xbox One sogar noch weniger als eine PlayStation 4 seitdem Microsoft extrem kundenfreundlich geworden ist und einfach alles überall veröffentlicht. Insofern schiele ich zwar aktuell ab und zu mal auf eBay auf eine PlayStation 4 Pro, weil nun bekanntlich jeder Depp seine Konsole mit einem ganzen Stapeln von Spielen verkauft. Ich bezweifle jedoch, dass ich jemals zugreifen werde. Höchstens mal bei einer Switch aber die ist ja bekanntlich außer Konkurrenz.

Mein Konsum

Ein Teil der (noch unsortierten) Einkäufe 2019/2020.

Andererseits wären die Konsolen vermutlich sowieso verstaubt. In mittlerweile guter, alter Tradition waren nämlich meine Xbox 360 und meine PlayStation 3 im Jahr 2020 erneut kein einziges Mal an trotz immer noch sehr vieler ungespielter Titel dafür. Okay, stimmt nicht ganz: Maya hat es mal geschafft den Auswerf-Knopf an der Xbox 360 zu aktivieren. Aber das zählt logischerweise nicht :smile: . Es is’ wie’s is’: Ich war, bin und werde vermutlich nie ein Konsolero. Dafür ist das Angebot auf dem PC schlicht viel zu groß ist.

Neu gekauft habe ich dieses Jahr entsprechend ausschließlich PC-Spiele. Darunter ca. 40 physische Boxen – davon mit DOOM Eternal und World of WarCraft: Shadowlands sogar zwei Day-1-Käufe. Alles andere war mehr oder minder alter Scheiß (z.B. die letzten Need for Speed-Titel). Ach und die eine oder andere abgeschlossene Crowdfunding-Kampangen mit physikalischer Box wie Wasteland 3 oder Iron Harvest gab es ebenfalls. Die müsste ich technisch gesehen zu den Day-1-Käufe zählen aber so genau brauchen wir das an dieser Stelle nicht.

Bundles ftw.!

Zu den physischen Sachen kamen dann noch ein paar Dutzend digitale Käufe über Steam und ja, den Epic Games Store. Dank des ewigen 10-Euro-Gutscheins, der erst im November ausgelaufen ist gab es doch das ein oder andere Schnäppchen dort zu holen. Darunter Sachen wie The Outer Worlds oder Control Gespielt habe ich davon logischerweise exakt noch gar nichts. “That’s the Gamer Life” oder so?

Wir sind allerdings noch nicht fertig, was die digitalen Käufe angeht: Buchstäblich mehrere hundert weitere Titel sind dank Humble Bundle und Fanatical für Peanuts in meiner Steam-Bibliothek gelandet sind. War da sicherlich einiges an Schund dabei? Garantiert. Aber bei teilweise nur zwei Euro für 6-10 Titel reichts, wenn einer davon was taugt und das war bislang der Fall – zumindest, wenn man um IndieGala einen Bogen macht. Deren Bundles enthalten den schlimmsten Rotz, den man auf Steam kaufen kann und sind entsprechend höchstens für Trading-Card-Sammler interessant. Die Bundles sind auch eine gute Gelegenheit mal billig über den Tellerrand zu schauen, wie beispielsweise mein Ausflug ins Land der Wimmelbildadventures gezeigt hat. Und ja, ich habe mittlerweile sogar das Luxusproblem, dass in den Bundles gar nichts mehr drin ist, was ich noch gar nicht habe. Da sieht man mal, wie oft sich in einem Jahr die Inhalte solcher Bundles wiederholen.

Mein Spielejahr 2020

Euch interessiert aber selbstverständlich nicht, was ich alles so gekauft habe, sondern was ich tatsächlich gespielt habe. Das war dank mittlerweile neun Monaten Home Office tatsächlich etwas mehr als 2019. Sonst kam ich unter Woche eher selten dazu mich abends mal an den Rechner zu setzen, weil wir meist erst spät nach Hause kamen und/oder anderes zu tun war. Heuer war das anders. Nach dem Ausbuchen am Firmenlaptop einfach den Knopf am USB-Switch gedrückt und schon konnte ich loszocken, ohne mich großartig bewegen zu müssen. Faulheit in Perfektion quasi.

In Bezug auf die Art und Weise meines Zockens bin ich hingegen dem Trend der letzten Jahre treu geblieben und habe mich fast durchweg auf ein Spiel gleichzeitig konzentriert bis die Credits über den Bildschirm liefen. Nur, wenn es mir wirklich massiv auf den Geist ging (wie beispielsweise SUPERHOT: MIND CONTROL DELETE) wurde es zur Seite gelegt und was anderes gestartet. So erlebe ich zwar insgesamt mittlerweile wesentlich weniger Titel als früher (trotz meiner Einkäufe im vorherigen Absatz) aber am Ende des Tages ist es glaube ich doch das bessere Spielerlebnis.

Die Liste

Kommen wir nun nach fast anderthalb DINA4-Seiten Vorgeplänkel mal zum Hauptthema des heutigen Eintrags: Meine Top Fünf der Spiele des Jahres 2020, die jedoch nicht zwingend heuer erschienen sein müssen. Wir sind hier schließlich nicht bei den Beim Christoph NOCAs. Das einzige Ausschlusskriterium für diese Liste ist, dass der Titel nicht schon einmal Teil einer Top Fünf war. Magic: The Gathering – Puzzle Quest fällt damit hinten runter. Das war zwar 2020 erneut mein einziges auf dem Smartphone gezockte Spiel. Es stand aber bereits 2018 auf der Liste. Ach und ich habe es tatsächlich mittlerweile komplett aufgehört zu spielen. Es wurde dann doch irgendwie zu viel in Sachen Zeit- und Geldinvestition bei stark sinkendem Spaßfaktor. Endlich wieder mehr Zeit für Kairosoft-Spiele :smile: .

Wie so oft führen die meisten Links zu Amazon und hier sind sie nun, meine fünf Top-Spiele des Jahres 2020:

DOOM Eternal (Herstellerbild)

1. DOOM Eternal inkl. The Ancient Gods – Part 1 (2020; Stadia, PC, NSWI, PS4, XONE) – Ich hatte kurz überlegt, ob ich The Ancient Gods – Part 1 wie Bethesda als eigenständigen Titel zähle aber hier Beim Christoph haben wir solche Betrügereien nicht nötig, nur um irgendwelche Listen voll zu kriegen. Verdient hätte es der DLC sicherlich, der konsequent an das Hauptspiel anknüpft und “schon” auf Ultra-Violence alles von mir gefordert hat, was ich an FPS-Skills habe – dabei war schon DOOM Eternal eine Sache für sich. Und das ist absolut positiv gemeint.

Während sich der Trend der “Boomer-Shooter” (was für ein bescheuerter Name) gefühlt nur darauf begrenzt Nostalgie hervorzurufen aber nichts wirklich Neues beizutragen, hat id Software aus meiner Sicht das Genre tatsächlich sinnvoll weiterentwickelt. Das Ergebnis ist ein gleichzeitig moderner und doch kompromissloser Shooter ohne Firlefanz. Er ist nicht nur wie die Call of Duty-Konkurrenz technisch beeindruckt, sondern auch Spielerisch durchweg erste Sahne ist. Außerdem – und ich glaube, dass macht für mich den großen Unterschied – hatte ich seit langem mal wieder das Gefühl dank der (taktischen) Herausforderungen des Titels ein insgesamt besserer FPS-Spieler geworden zu sein. Ja, ich bin dafür sehr viele Tode gestorben aber es hat sich in jeder Hinsicht gelohnt.

Kult: Heretic Kingdoms (Herstellerbild)

2. Kult: Heretic Kingdoms (2004; PC, MAC) – Hätte echt nicht gedacht, dass mir dieser uralte ARPG-Schinken so viel Laune bereitet. Andererseits ist es eben kein klassisches ARPG aus dieser Zeit. Ja, auf den ersten Blick sieht es so aus wie Diablo, Sacred und Co. Doch die spielerischen Überschneidungen hören tatsächlich sehr schnell auf. Stattdessen haben die Slowaken dem Genre ihren eigenen Spinn verpasst. Allen voran natürlich dank des ungewöhnlichen “Einklang”-Systems (zur Erinnerung: ihr schaltet neue Fähigkeiten über das Benutzen eurer Ausrüstung frei). Aber auch in anderen spielerischen Aspekten wie Anzahl Gegner pro Karte, das (langsame) Wiedererscheinen derselben oder die auf Knopfdruck verfügbare Parallelwelt. Es ist vermutlich irgendwas zwischen Solo-Rollenspiel und Hack ‘n’ Slash und es funktioniert überraschend gut.

Die Geschichte hat hingegen zwar nicht die bombastischen Zwischensequenzen eines Diablo II zu bieten. Es war aber trotzdem sehr spannend in die Rolle einer Inquisitorin zu schlüpfen, die im Laufe des Spiels – je nachdem wie ihr euch entscheidet – die Welt nicht mehr ganz so schwarz und weiß sieht wie am Anfang. Man könnte auch sagen, es fand eine Charakterentwicklung statt und es wurde keine 08/15-Heldengeschichte erzählt. Definitiv ein echter Geheimtipp, den ich froh bin nach all den Jahren entdeckt zu haben.

ZOMBI (Herstellerbild)

3. ZOMBI (2012; WiiU, PC, PS4, XONE) – Da hat sich quasi kurz vor Redaktionsschluss noch jemand vorgedrängelt. Aber ja, ich war von ZOMBI extrem positiv überrascht und bin froh, dass ich dem Titel trotz der höchstens mittelmäßigen Wertungen eine Chance gegeben habe. Es mag in jeder Hinsicht kein AAA-Werk sein. Die Entwickler waren sich ihren Einschränkungen allerdings offensichtlich bewusst und haben buchstäblich das Beste daraus gemacht.

Das Ergebnis sticht gerade oder trotz einer Zeit, in der Survival-Horror-Titel den Markt buchstäblich überschwemmen hervor, eben weil es sich auf das Wesentliche konzentriert. Es gibt keine Crafting-Mechaniken abseits der Möglichkeit eine Tür zuzunageln und mit vorgegebenen Upgrades eure Waffen zu verbessern. Es bietet keine riesige, offene Welt. Es gibt ein echtes Ziel über “überlebe” hinaus und es ist vor allem nicht auf Mehrspieler ausgelegt. Stattdessen bewege ich mich durch einen kleinen, abstrakten Teil von London mit einer übersichtlichen aber nicht weniger gefährlichen Anzahl an Zombies und treibe durch klare Aufgaben die Geschichte voran. Herrlich einfach, erfrischend und doch gleichzeitig extrem spannend und überraschend herausfordernd. Ein Budget-Resident Evil quasi.

Wolfenstein II: The New Colossus (Herstellerbild)

4. Wolfenstein II: The New Colossus (2017; PC, XONE, PS4, NSWI) – Wolfenstein: The New Order war der absolute Hammer. Wie DOOM (2016) eine gelungene Wiederauferstehung einer langen brachliegenden Serie mit neuen Ideen, welche die Nostalgie sinnvoll ergänzt/erweitert hat. Teil 2 kommt da ehrlich gesagt nicht ganz ran. Dafür ist mir der Ton zu inkonsequent (mal total albern, mal extrem bierernst), der Levelaufbau (zentraler Hub, immer wieder zurück in die gleichen Levels sowie die absolut schrecklichen Abwasserkanäle) nicht so ganz nach meinem Geschmack und es ist definitiv zu lang (bei mir 36 Stunden zu 11 Stunden beim Vorgänger). Es würde aber selbstverständlich nicht auf dieser Liste stehen, wenn es totaler Mist wäre.

Stattdessen sind die spielerischen Stärken des Vorgängers weiterhin vorhanden. Das Moment-to-Moment-Gameplay ist wieder extrem gelungen und die bis zu einem gewissen Grad non-linearen und offenen Levels erlauben es euch endlich es richtig auszuleben. Egal ob ich lieber schleiche oder mich waffenstrotzenden ins Getümmel stürze: Beides ist valide, geht fließend übereinander über und macht Spaß. Weil sich die Waffen gut anfühlen; weil die Gegner-KI nicht ganz so strunzdumm ist; weil ihr sehr agil seid und das Tempo entsprechend hoch. Und auch wenn die Geschichte sich wie gesagt immer mal wieder im Ton vergreift: Grundsätzlich war die Rückeroberung von Amerika eine unterhaltsame und spannende Sache.

Space Pilgrim Episode IV: Sol (Herstellerbild)

5. Space Pilgrim Saga (2015-2016; PC) – Okay, technisch gesehen habe ich noch nicht die komplette Saga durchgespielt. Mittlerweile gibt es nämlich noch eine Prequel-Trilogie und eine Art Spin-Off. Insofern: Ich rede nur von den ersten vier Episoden Alpha Centauri, Epsilon Indi, Delta Pavonis und Sol. Dort schlüpft ihr die Rolle von Gail Pilgrim, die zu Beginn der Serie ihren Lebensunterhalt als Raumschiff-Spediteur (Waren und Personen) verdient.

Gebaut mit dem RPG Maker haben die Titel technisch wie spielerisch nicht viel zu bieten. So merkt man zwar, dass die Entwickler im Laufe der vier Episoden an Erfahrung gewinnen, was sich auch in der Spielzeit widerspiegelt. Aber unterm Strich sind es eher anspruchslose Point & Click-Adventure mit einem fest vordefinierten Lösungsweg. Was die Serie für mich jedoch so toll macht ist die Geschichte und die dazugehörigen Charaktere. Dabei erlebt ihr nicht nur die Sicht von Gail, sondern schlüpft im Laufe der Episoden (ca. 10 Spielstunden) sogar in die Rolle ihrer Freunde. So gibt es nicht nur eine erzählerisch vorgegebene freundschaftliche Entwicklung zwischen allen, sondern mir wachsen die kleinen Pixelfrauen tatsächlich ans Herz und ich will wissen, wie es mit ihnen weitergeht. Ein kleines aber wirklich feines Machwerk.

 

Ja, ich habe tatsächlich mal wieder einen Titel in dem Jahr gezockt, in dem er erschienen ist. Bei einem Werk von id Software kann ich bekanntlich nur schwer “nein” sagen. Doch genug davon. Ich habe erst einmal alles zu meinem Spielejahr 2020 gesagt, was mir einfällt. Kommen wir nun wie immer zu euch. Unter dem Eintrag von 2019 hat zwar niemand einen Kommentar hinterlassen, aber ich versuche es noch einmal euch hinter dem Ofen hervorzulocken: Wie war euer Spielejahr 2020?

Sicarius

Zombies im ersten Weltkrieg

Ich hab’s tatsächlich geschafft in der vergangenen Woche nicht nur einen, sondern gleich zwei Titel aus dem Hause Ubisoft zu beenden. Also ja, wir reden heute entsprechend schon wieder über Spiele. Dieses Mal jedoch, wie es sich mittlerweile für mich gehört, über uralte Schinken. Und zwar diese hier:

(Cover)

ZOMBI (2012/2015; WiiU, PC, PS4, XONE) – Knapp sieben Stunden hat es gedauert bis ich eins der drei möglichen Enden erlebt hatte – und zwar das schlechteste, denn ich habe es nicht zum Evakuierungshelikopter geschafft. Irgendwie ist in der letzten Stunde alles in sich zusammengefallen. Erst bin ich im Buckingham Palace auf den letzten Stufen vor dem Ausgang mit meinem langlebigsten Charakter gestorben, dann beim Versuch meine Sachen wieder zu holen erneut über den Jordan gegangen (zu wenig Schrotflintenmunition dabeigehabt), was den Ersten mit all meinen Sachen despawnte und dann eben kurz vor Schluss endgültig das Zeitliche gesegnet, weil ich mit einem Cricket-Schläger auf einen explodierenden Zombie eingeschlagen habe. Verpasst habe ich allerdings nicht wirklich etwas. Hab‘ mir logischerweise die zwei anderen Enden dann auf YouTube reingezogen und ja, die Entwickler haben sich da wenig Mühe gegeben. Schade. Egal: Wie immer war der Weg das Ziel :smile: .

Aber ich bin schon wieder mitten drin: ZOMBI(U) ist ein Survival Horror-Titel, der tatsächlich mal die Bezeichnung verdient. Es ist das Jahr 2012 und in London wird die “schwarze Prophezeiung” Wirklichkeit. Die soll lt. Spiel ein im 16. Jahrhundert tatsächlich existierender Mathematiker und Astronom namens John Dee ausgesprochen haben. Seine dritte Frau (fast 30 Jahre jünger als er!) ist damals an der Beulenpest verendet – im Spiel wurde sie dadurch zu einem Zombie. Und 2012 wiederholt sich das Ganze nun, wie von ihm prophezeit. Ihr seid ein zufällig generierter Überlebender, der von einem mysteriösen Mann in die Metro gelockt wird. Er bezeichnet sich selbst als “Prepper” und hat sich schon sein ganzes Leben lang auf diesen Moment vorbereitet. Was er genau von euch will, wird aus meiner Sicht im gesamten Spiel nicht so wirklich klar. Aber er hilft euch auf die Beine und gibt euch die ersten Aufgaben, die schlussendlich dazu führen, dass ihr einen Fluchtversuch unternehmen werdet – sehr zum Unmut des Preppers.

Das Spiel

ZOMBI (Herstellerbild)

Vom zentralen Hub aus macht ihr euch aus der Ego-Perspektive auf die Reise zu ein paar ausgewählten Ecken von London. Technisch bedingt – wir reden schließlich von einem WiiU-Titel – sind die Levels eher auf der kleinen Seite aber was ihnen in Sachen Größe und Grafik fehlt haben die Entwickler ganz klar durch Atmosphäre kompensiert. Es fühlt sich extrem unheimlich an durch die dunklen Gassen zu gehen oder in den teils unbeleuchteten Häusern herumzulaufen (ihr habt eine Taschenlampe dabei). Verstärkt wird das dadurch, dass die Zeit nie stillsteht. Einfach mal während dem Kampf eine Flasche Saft trinken? Viel Glück. Die Zombies warten nicht darauf bis ihr aus dem Rucksack eure Packung Kekse geholt habt. Im WiiU-Original war es sogar noch cooler, da ihr dort auf das Tablet schauen musstet während ihr im Inventar wühlt. Also nicht einmal gesehen habt, was um euch herum vorging.

Gleichzeitig ist jeder einzelne Zombie bis zum Ende eine echte Gefahr. Egal wie gut ihr ausgestattet seid, ein falscher Klick und schon seid ihr hinüber. Ihr habt zwar ein Radar mit dem sich bewegende Ziele ähnlich wie in Aliens angezeigt werden. Aber zum einen bewegen sich auch Vögel und Mäuse, zum anderen steht mancher Zombie einfach nur rum. Da rutscht einem durchaus mal das Herz in diese Hose, wenn man um eine Ecke kommt und kalt erwischt wird. Wegrennen könnt ihr nur kurz, bevor euch der Atem wegbleibt. Stattdessen müsst ihr euch meistens mit einem gut gefüllten Waffenarsenal zur Wehr setzen, für das ihr jedoch faktisch nie genug Munition dabeihabt. Da spart man entsprechend für die echten Notfälle und geht ansonsten in den wesentlich gefährlicheren Nahkampf über.

Die Survival-Feature

ZOMBI (Herstellerbild)

“Platz” ist ein wichtiger Bestandteil des Spielerlebnisses, denn in eurem Rucksack ist nie genug davon. Alles aufheben, was man findet, ist entsprechend nicht möglich. Stattdessen gilt es abzuwägen: Nehme ich das Medkit oder doch lieber die Schrotflinte und eine Packung Munition (ja, die verbraucht ebenfalls eine Kachel) dazu? Nur missionskritische Gegenstände sowie Upgrades dürft ihr kostenlos tragen. Mit den Upgrade-Bauteilen verbessert ihr eure Waffen. Realistischerweise aber nur diejenigen, die ihr auch gerade im Rucksack mit euch rumtragt während ihr an der Werkbank steht. Durch das Benutzen derselben verbessert ihr zudem eure Fähigkeiten damit aber das hatte gefühlt keinerlei Einfluss auf das Spiel. Andererseits bin ich auch meistens mit dem Cricketschläger bzw. später mit einem mit Nägeln gespickten Baseballschläger unterwegsgeweden.

Überwältigt euch doch einmal ein Zombie, ist das Spiel im Hardcore-Modus vorbei und ihr müsst komplett neu anfangen. Im normalen Modus hingegen wacht ihr im Körper eines neuen Überlebenden im Hub auf und dürft weitermachen. Ihr habt dann nur Zugriff auf ein paar Standardgegenstände sowie alles, was ihr vorher in einer Kiste im Hub hinterlassen habt. Sie ist eure einzige Möglichkeit zumindest ein paar Dinge für später aufzuheben.

Hier erlebt ihr dann eine sehr coole Sache in ZOMBI und zwar verschwindet der vorherige Überlebende nicht einfach aus dem Spiel. Nein, er erwartet euch am Ort seines Todes – mitsamt fast allen Gegenständen im Rucksack. Schafft ihr es also ihn zu finden und zu töten, seid ihr quasi wieder auf dem alten Stand. Als der Multiplayer-Modus noch existierte, konntet ihr sogar nicht nur eure eigenen Zombies finden, sondern auch die anderer Spieler. Das hat dann schon ein wenig was von Dark Souls & Co., wenn man versucht sich mitunter schlechter ausgestattet (man braucht ja Platz im Inventar) wieder zurück zu schlagen und den Vorgänger zu überwältigen. Ach und wer jetzt gerade an meint er könnte einfach dauernd speichern und neu laden: Speichern könnt ihr nur, wenn ihr ein Bett findet. Immerhin schaltet ihr im Laufe des Spiels Abkürzungen zurück zum Hub frei, wo ein solches steht. Automatisch wird hingegen nur am Ende bestimmter Quests sowie – logischerweise – direkt bei eurem Ableben der Spielstand erfasst, um genau dieses “Savescumming” zu verhindern. So schnell drückt ihr kein ALT+F4. Ich weiß, total gemein diese Entwickler :wink: .

ZOMBI (Herstellerbild)

Beim Christoph meint: Von mir bekommt ZOMBI 4 von 5 Sics. Es hat sicherlich nicht die technische wie spielerische Qualität eines Resident Evil. Dafür ist allein schon die Geschichte viel zu 08/15 (den ganzen Kram mit John Dee erfahrt ihr hauptsächlich aus Briefen und Unterlagen, die ihr sammelt). Aber ich kann nicht leugnen, dass mich der Titel in seinen Bann gezogen hat. Lysanda kann bestätigen, wie massiv ich mich im oben beschriebenen Moment geärgert hatte (=Faust auf Tischplatte). Ich war dann auch extrem angespannt, während ich mich mit der Nachfolgerin auf den langen und gefährlichen Weg zurück gemacht habe – nur, um dann erneut zu scheitern. Trotzdem ein richtig cooler Augenblick.

Ich kann also nur erneut betonen, dass Ubisoft die Atmosphäre und vor allem die Survival-Aspekte wirklich sehr gut hinbekommen hat. Die Entwickler haben das Beste aus den begrenzten, technischen Möglichkeiten der WiiU gemacht – und, dass bei einem Launchtitel! Schade, dass sich das Spiel aufgrund der geringen Absatzzahlen der WiiU nicht gut genug verkauft hat. Den Ports auf PC und Konsolen anno 2015 erging es nicht viel besser. Entsprechend wurde der Nachfolger (es war sogar ein echter Multiplayer-Modus geplant) eingestellt. Ich für meinen Teil hatte meinen “Spaß” (soweit man davon bei einem Survival-Horror-Titel reden kann) und bin froh, dass ich mich von den eher mittelmäßigen Wertungen nicht habe abschrecken lassen (die PC-Version sitzt bei 65%).

Das andere Spiel

ZOMBI zeigt für mich übrigens mal wieder, wie wichtig es ist sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Wäre das Spiel noch 2-3 Stunden länger gewesen, wäre mein Urteil mitunter negativer ausgefallen. So war ich eher überrascht, dass ich “nur” knapp sieben Stunden damit verbracht hatte (kam mir länger vor). Ich hatte keine gar keine Zeit von der simplen Story und dem relativ einfachen Spielprinzip gelangweilt zu sein. Perfekt. Bei Valiant Hearts: The Great War, dem anderen Ubisoft-Titel, war das leider nicht so. Ja, die Entwickler haben sich bewusst zugunsten der Geschichte für ein extrem einfach gestricktes Spiel entschieden. So lauft ihr die meiste Zeit von A nach B, um Gegenstände zu finden und einfache Rätsel damit zu lösen/Hindernisse aus dem Weg zu räumen.

Valiant Hearts: The Great War (Herstellerbild)

Aber trotz der mit- und herzzerreißenden Erzählung über vier Charaktere (und einen Hund) im 1. Weltkrieg, wollte ich spätestens ab Kapitel 3 (von 4), dass es endlich vorbei ist. Keine Ahnung aber entweder ein Titel ist ein kompletter Walking Simulator und steht auch dazu oder die Entwickler sollten etwas mehr investieren, um zumindest interessante oder wertige (=die Geschichte unterstützende) Puzzles zu gestalten. Stattdessen dient das “Gameplay” hier gefühlt nur dazu, den Inhalt von maximal 90 Minuten auf mindestens das Doppelte aufzublasen. Und das schadet dem Titel definitiv genauso wie der Zwang doch noch einen überzeichneten Bösewicht (natürlich ein Deutscher) einzubauen, der grob die Fäden zusammenhält. Keine Ahnung, wer den und die dazugehörigen “Boss Fights” unbedingt im Spiel haben wollte. Ohne wäre besser gewesen.

Dabei hat Valiant Hearts: The Great War so viele positive Seiten. Angefangen bei der Grafik. Basierend auf dem leider nur sehr kurzlebigem UBIart Framework – wobei die Just Dance-Reihe die Engine tatsächlich immer noch verwendet -, passt der 2D-historische-Zeichnungen-Look wie die Faust aufs Auge zum Thema. Sound, Musik und die Stimme des Erzählers tragen ihr übriges dazu bei euch mitten hinein zu ziehen in das (nicht gerade fröhliche) Geschehen. Da passt es sehr gut, dass der Titel gleichzeitig sehr viel zu sagen hat. Es geht hier nicht um die Schockeffekte (die Gas-Level sind allerdings teils echt heftig – trotz des “Comic-Looks”), sondern ihr sollt etwas über diesen Krieg lernen und zwar nicht nur die puren Fakten, sondern auch die menschliche Seite dieser vier Jahren langen Grabenkämpfe. Bei manchen Sachen musste selbst ich teilweise eine Träne ver…äh ein Staubkorn aus meinem Auge entfernen. Die Geschichte und die Hauptcharaktere sind zwar fiktiv, nehmen aber an wahren Begebenheiten teil zu denen euch zusätzlich historische Informationen bereitgestellt werden. Die Erklärungen dazu sind im Spiel zwar nicht sonderlich umfangreich, aber mit einem Klick wechselt ihr in den Browser und kommt auf Seiten, auf denen ihr mehr über das jeweilige Thema erfahren könnt. Warum sie allerdings zwanghaft alle schwarz-weißen Fotos nach-coloriert haben, verstehe ich nicht so ganz. Kann man das den Leuten heutzutage nicht mehr zumuten oder sollte es bestimmte Aspekte betonen? Keine Ahnung.

Insofern: Ich bereue nicht, dass ich es gespielt habe. Schon allein aufgrund des Gewinns an Wissen. Prädikat “Pädagogisch wertvoll” und so. Aber uneingeschränkt empfehlen kann ich es trotzdem irgendwie nicht. Dafür hat es mich in Sachen Gameplay definitiv zu sehr angeödet und die Veteranen unter den Lesern wissen, dass ich in der Hinsicht normalerweise geduldiger bin als so manch anderer Spieler. Im Gegensatz zu ZOMBI musste ich mich hier definitiv zwingen bis zum Ende weiter zu spielen. Und bei ZOMBI hatte ich sogar noch die zusätzliche Hürde vor dem Spielstart immer offline gehen zu müssen, weil es anderst gar nicht erst ins Hauptmenü ging. Sehr schade also im Bezug auf Valiant Hearts: The Great War, bleibt mir da zum Abschluss nur zu sagen.

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