Sicarius

Erholung in der Wüste

Es mag nicht so wirken, aber es ist schon aufgeräumter.

…und damit sind vier Wochen Erholungsurlaub schon wieder rum. Passend dazu steht direkt heute die erste Dienstreise seit mindestens drei Jahren auf dem Programm. Hoffen wir mal, dass wir uns dabei nichts einfangen nachdem wir bislang das Thema erfolgreich umschifft haben. Aber zurück zu unserer bezahlten Abwesenheit: Die 28 Tage gingen wie immer viel zu schnell rum und bevor jemand fragt: Nein, wir waren nicht weg. Wir sind nicht die großen Urlauber und mit fünf Katzen ist das sowieso schwierig. Dafür haben wir die Zeit genutzt und neben dem “Erholen” auch einiges erledigt. Unter anderem die letzten noch verbliebenen Fenster mit Fliegenschutzgitter von Windhager versehen, die Katzenecke aufgebaut sowie fleißig aufgeräumt – und das nicht nur im Keller.

Ganz fertig sind wir zwar nicht geworden dort unten aber es hat sich definitiv schon massiv was getan. Vieles ausgemistet bzw. zum Verschenken zur Seite gelegt, haufenweise Zeugs anständig sortiert und weggeräumt – das Licht am Ende des Tunnels wird sichtbar. Jetzt müssen wir allerdings erstmal auf eine neue Ladung Aufbewahrungsstapelboxen warten. Ja, wir haben tatsächlich unseren Einkauf bereits fast vollständig “verbraucht”. Hätte ich nicht gedacht, dass wir 45 Kisten vollbekommen. Aber irgendwie haben wir trotz wirklich rigorosem Aussortieren immer noch viel Kram rumliegen. Allein schon eine ganze Kiste voller Anleitungen für allerlei Gerätschaften und Bauteile im Haus sowie acht Boxen für Bettwäsche…

Abstinenz

Was ich hingegen im Urlaub interessanterweise nicht gemacht habe ist Videospiele gespielt. Schlimmer noch: Mein Hauptrechner war in der Zeit sogar maximal 1-2 Stunden pro Tag an und hauptsächlich für langweiligen Alltagskram (E-Mails, Buchhaltung und so), Einträge wie diesen schreiben und natürlich meine Arbeit bei Co-Optimus. Die mache ich übrigens mittlerweile schon seit über zwei Jahren. Echt krass, wie die schnell die Zeit vergeht.

So viele Spiele, die ich niemals alle spielen werde.

Okay, Lysanda wirft an dieser Stelle ein, dass ich doch ein bisschen was gespielt habe. Und technisch gesehen hat sie natürlich Recht. So habe ich hin und wieder mal nebenbei Jets ’n’ Guns Gold gestartet, um weiter Achievements zu grinden (aktuell in Durchlauf 7 von 10 – es wird). Außerdem erledige ich jeden Tag die wichtigsten Sachen in Animal Crossing: New Horizons. Aber beides zählt für mich nicht so recht als “spielen”. Was ich stattdessen meine ist z.B. mal Metro Exodus* weiterspielen (derzeit bei der letzten Mission im 1. Gebiet) oder etwas anderes “Substantielles”. Doch irgendwie hatte ich dazu im Urlaub keine große Motivation. Lag sicherlich auch ein bisschen am Wetter. Schließlich macht es bei 35°C im Schatten keinen Spaß mit Kopfhörern rumzusitzen (selbst mit Klimaanlage). Aber dennoch bin ich durchaus von mir überrascht, dass ich trotz mittlerweile über 4.000 Spielen allein auf Steam irgendwie kein Bedürfnis hatte mich mit auch nur einem davon zu beschäftigen.

Zeitvertreib

Immerhin haben wir es geschafft ein paar Stunden vor dem Fernseher zu verbringen. Mein Ziel war es nämlich mich im Urlaub eine Runde mit dem Wüstenplaneten zu beschäftigen und Lysanda mal diese Welt vorzustellen. Wir haben allerdings nicht das neue Werk* von Denis Villeneuve geschaut. Da warte ich erstmal bis es vollständig ist. Stattdessen ging es mir um die Miniserie* aus dem Jahre 2000. Die hatte ich tatsächlich bislang noch nicht gesehen. Ich weiß, ich bin kein guter Dune-Fan. Aber das Wissen die Veteranen unter den Lesern ja schon länger, schließlich finde ich die neuen Werke* von Brian Herbert und Kevin J. Anderson gut – und das ist bekanntlich absolute Blasphemie aus Sicht der Frank-Herbert-Jünger.

Bevor wir uns allerdings der Serie plus ihrem Nachfolger Children of Dune* von 2003 widmen konnten, musste ich Lysanda erst noch David Lynchs “Meisterwerk”* von 1984 zeigen. Und ja, der Film ist mittlerweile echt schwer zu ertragen. Die schlechten Effekte, die gefühlte Langatmigkeit obwohl das Buch stark zusammengekürzt wurde, Sting in einer Unterhose… Ich fand ihn früher ganz nett und kultig aber 2022 irgendwie nicht mehr. Da helfen weder Totos famoser Soundtrack und Sir Patrick Stewart noch der ein oder andere Lichtblick wie z.B. das Setdesign an dem sich auch Dune 2000 orientierte. Nach dem Genuss der Miniserie muss ich sogar ganz klar sagen: Vergesst, dass dieses Werk existiert und schaut lieber die u.a. mit deutschen Geldern finanzierte Produktion.

Mehr Ausbreitungsraum

(Cover)

Dune – Der Wüstenplanet besteht aus drei Episoden mit jeweils mehr als 1 1/2 Stunden Länge und ist wesentlich näher am Buch dran als Lynchs Fassung. Nicht nur aber vermutlich auch, weil er eben 4 1/2 Stunden Zeit hat die Geschichte zu erzählen. Hat dem Werk im Gegenzug das ein oder andere “langatmig” von Kritikern eingehandelt, aber die haben ja keine Ahnung :wink: . “Näher dran” bedeutet aber nicht, dass die Serie Frank Herberts Erzählung sklavisch folgt. Speziell Prinzessin Irulans Rolle hat der Regisseur und Drehbuchautor John Harrison (durchaus sinnvoll) ausgedehnt. Und auch sonst gibt es hier und da kleinere Abweichungen in Szenen und Dialogen, die aber wenn überhaupt höchstens beinharte Fans stören dürften. Ich empfand es stattdessen als insgesamt sehr rundes Paket, das dem Roman grundsätzlich absolut gerecht wird.

Das Ganze ist aber freilich nicht ganz ohne Kritik. Die zahlreichen CGI-Effekte beispielsweise sind nun einmal wie sie sind – auf dem Niveau von 2000. Absolut nicht gut gealtert und alles andere als beeindruckend, wodurch viel von der Dramatik und Imposanz entscheidender Szenen verloren geht wie beispielsweise die erste Wurmsichtung oder der finale Angriff auf Arrakeen. Und selbst die gemalten Hintergründe kommen nicht an die Qualität der Meister ihres Fachs heran. Dadurch hat die ganze Serie durchweg ein “wir standen etwas unbeholfen vor einem Green Screen”-Feeling, was noch durch die eher Soap-Opera-artige Inszenierung der Dialoge verstärkt wird und mitunter in unfreiwilliger Komik mündet. Dazu tragen auch die Kostüme bei, die teilweise echt abgefahren und absurd sind. Die Sardaukar mit ihren komischen Baskenmützen und aufgeblasenen Pullis beispielsweise. Oder Prinz Feyd-Rautha Harkonnen mit seinem Dreieck hinter dem Kopf. Außerdem war mir speziell Baron Harkonnen zu “normal” (sowohl im Aussehen als auch in seiner Art). In der Hinsicht fand ich Lynchs abscheuliche Vision tatsächlich besser und näher am Buch.

Dennoch: Dune – der Wüstenplanet ist eine wirklich gute Umsetzung und Empfehlung. Die Schauspieler machen einen guten Job, die Geschichte wird verständlich erzählt und die Inszenierung ist trotz technischer Limitationen grundsätzlich gelungen. Den Lobeshymnen nach zu urteilen wird die Serie zwar von Denis Villeneuves Version übertroffen. Aber dazwischen liegen ja auch 20 Jahre.

Die einzige Verfilmung

(Cover)

Children of Dune ist ebenfalls in drei Teile aufgeteilt mit einer Laufzeit von rund 4 1/2 Stunden. Grob gesagt behandelt Teil 1 die Ereignisse in Der Herr des Wüstenplaneten* während Teil 2 und 3 dann das namensgebende Buch Die Kinder des Wüstenplanten* umsetzen. Und ja, man merkt die drei Jahre Unterschied. Die CGI-Effekte sind zwar immer noch relativ schlecht, aber trotzdem fand ich die zweite Serie tatsächlich handwerklich besser. Weniger “Green Screen”-Feeling, besser inszenierte Dialoge und erneut eine größtenteils gelungene schauspielerische Leistung. Speziell  von den zentralen Hauptcharakteren Leto II (James McAvoy – ja, der junge Charles Xavier), Ghanima (Jessica Brooks) und Alia (Daniela Amavia), die eine echt gute Figur jeweils machen.

Inhaltlich hat sich John Harrison wieder relativ stark an den Büchern orientiert mit der ein oder anderen Freiheit. Die Umsetzung ist allerdings nicht ganz so gelungen wie bei der ersten Serie. Das liegt daran, dass die ganze Sache mit dem Goldenen Pfad, dem Ghola, die Wurmtransformation und dergleichen durchaus etwas komplizierter ist und er vermutlich aufgrund der Laufzeit den ein oder anderen Zusammenhang unter den Tisch hat fallen lassen müssen. Das macht es für Nicht-Kenner des Buchs etwas schwieriger/unlogischer. Gleichzeitig passt die ein oder andere Veränderung schlichtweg nicht. So macht beispielsweise die finale Szene mit Ghanima und Farad’n überhaupt keinen Sinn. Der Dialog zwischen beiden ist zwar fast 1:1 aus dem Buch, aber leider fehlt Leto IIs Part und damit geht der komplette Kontext flöten. Sehr komisch und verwirrend.

Und doch: Ich fand Children of Dune richtig gut und unterm Strich tatsächlich sogar besser als Dune – Der Wüstenplanet. Zum einen, weil die Serie handwerklich einen Sprung gemacht hat. Zum anderen vermutlich aber auch, weil die Bücher 2 und 3 für mich tatsächlich etwas interessanter sind als Band 1. Außerdem ist es echt cool, dass sie mal anständig verfilmt wurden während sonst immer nur das Hauptwerk im Fokus steht. Entsprechend wie bei der ersten Serie von mir eine Empfehlung nicht nur aber vor allem für Fans der Bücher. Nur schade, dass John Harrison nicht weitermachen durfte. Hätte gerne Leto II als “fertigen” Sandwurm gesehen…

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