Letzte Woche hatten wir kurz über die wichtige Rolle des Vitamin K2 im Zusammenspiel mit dem Vitamin D3 berichtet. Der perfekte Zeitpunkt also uns dem nach Vitamin C wohl bekanntesten Vitamin zu widmen. Jedes Kind weiß schließlich, dass es viel Sonne tanken sollte. Und das zu recht: Vitamin D spielt in unserem Körper eine immens wichtige Rolle und das nicht nur auf physischer, sondern auch auf psychologischer Ebene (Stichwort Winterdepression). Allein mit der Liste an Wehwehchen, die durch einen zu niedrigen Vitamin-D-Spiegel (es muss noch nicht einmal offiziell als Mangel eingestuft worden sein!), könnte ich mehrere Seiten füllen. Und doch wissen erschreckend wenige tatsächlich über dieses Vitamin Bescheid. Darunter nicht nur der Otto-Normalbürger, sondern leider auch viel zu viele Ärzte, die sich stattdessen auf den Normwerten des Labors ausruhen.
Wenn jemand von Vitamin D spricht, dann meint er damit übrigens immer Vitamin D3. Das ist das einzig natürliche der D-Vitamine und die Variante, die unser Körper selbst produzieren kann. D1, D2, D4 und D5 werden rein künstlich hergestellt und sind weniger effektiv als ihr Bruder. Sie dienen hauptsächlich der Pharmaindustrie um Geld zu scheffeln, da etwas Natürliches nicht patentiert werden kann. Also nicht davon täuschen lassen, wenn euch jemand Vitamin D2 als “veganes Vitamin D” verkaufen will: Es taugt im Vergleich zu D3 viel zu wenig.
Woher kommt es?
Vitamin D3 ist für uns Menschen (und alle Tiere) extrem wichtig, deshalb kann es unser Körper wie erwähnt selbst produzieren – und das theoretisch in ausreichender Menge. Diese Produktion funktioniert aber leider nicht einfach so, denn unsere Haut braucht dazu etwas Motivation in Form von einer (ganz) großen Portion Sonne bzw. genauer UVB-Strahlen. Das ist auch die nachhaltigere Variante der Vitamin-D3-Produktion. Was ist also der übliche Rat? Einfach jeden Tag für eine Viertelstunde in die Sonne gehen und schwupps es ist genug Vitamin D3 vorhanden. Klingt einfach, oder?
Nun, wenn es tatsächlich so wäre, würde ich nicht hier sitzen und diesen Eintrag schreiben. Tatsächlich gibt es so einige zusätzliche Faktoren zu beachten:
- Sonnenstand – Im Oktober bis März ist der Winkel hier in Deutschland zu flach, entsprechend kommen nur sehr wenig UVB-Strahlen an. Deshalb werdet ihr in diesen Monaten auch nur sehr schwer braun
.
- Warnungen vor Krebsrisiko – Zuviel in der Sonne baden soll das Krebsrisiko erhöhen.
- Sonnencreme – Sonnenbrand ist doof aber wer sich einschmiert, blockt auch die UVB-Strahlen ab. Das ist besonders ungünstig, da ein hoher Vitamin-D3-Spiegel das Sonnenbrandrisiko senkt und zusätzlich gegen Sonnenallergie hilft.
- Der Alltag – Wir halten uns die meiste Zeit in Räumen auf und die UVB-Strahlen werden durch eine tolle Erfindung der Neuzeit neutralisiert: Das Glasfenster.
- Kleidung – Wir laufen nicht den ganzen Tag im Bikini herum. Selbst wenn wir mal in der Sonne sind, ist nicht genug Hautfläche für die Massenproduktion verfügbar.
Natürlich nehmen wir Vitamin D3 genauso durch die Nahrung auf aber zum einen ist es nur in tierischen Produkten enthalten (weil die es genauso selbst produzieren). Zum anderen ist die enthaltene Menge im Vergleich zum Bedarf sehr gering. Nur Lebertran kann da wirklich mithalten aber wer will davon schon 300ml trinken, um seine Mindestdosis zu bekommen? Vom Auffüllen des Vitamin-D3-Spiegels ganz zu schweigen.
Wofür das Ganze?
Bevor wir jedoch darauf eingehen, wie ihr euren Vitamin-D3-Spiegel auf ein vernünftiges Level bringt, stellt sich freilich die Frage, was dieses Vitamin uns genau bringt. Ein paar Punkte hatte ich ja bereits angerissen aber gehen wir doch mal genauer darauf ein. Vorab sollte man allerdings wissen, dass es sich bei diesem Vitamin um ein sogenanntes Prohormon handelt. Es bildet also eine Vorstufe zu einem Hormon (Calcitriol), das unser Körper an so gut wie allen Stellen braucht. Zum Beispiel führt ein chronischer Vitamin-D3-Mangel bewiesenermaßen zu Rachitis (Störung des Knochenstoffwechsels), Multiple Sklerose, Hypertonie (Bluthochdruck) und Osteoporose (Knochenschwund) sowie zu einem erhöhten Krebsrisiko. Darüber hinaus gibt es viele weitere Symptome, die auf einen Mangel hinweisen können:
- (Winter-)Depressionen
- Erschöpfung
- Antriebslosigkeit
- Müdigkeit
- Kopfschmerzen
- Sonnenallergie
- Muskelschwäche
- Herzkreislaufstörung
- Störungen des Immunsystems (Allergien)
- Prämenstruelles Syndrom
- …
Wie Anfangs erwähnt, würde eine komplette Liste den Rahmen sprengen. Aber die kurze Auflistung zeigt sicherlich schon, wie weitreichend die Wirkung von Vitamin D3 ist und doch entsteht es nur im Sommer. Warum? Weil unsere steinzeitlichen Vorfahren – so wird zumindest vermutet – im Winter nicht genug Nährstoffe zur Verfügung hatten und entsprechend unser Körper nur auf Sparflamme laufen konnte. Im Sommer war dies ganz anders: Es war warm und es gab genug zu essen. Diesen Unterschied macht unser Körper am unterschiedlichen Vitamin-D3-Spiegel fest. Es konnte schließlich auch im Winter mal in der Höhle warm oder die Jäger erfolgreich sein. Heutzutage benötigen wir diese Unterscheidung natürlich nicht mehr, denn wir haben normalerweise das ganze Jahr genug zu essen und eine Heizung. Wir können also das ganze Jahr über Vitamin D3 gebrauchen.
Aufputschmaßnahmen
Halten wir noch einmal fest: Wir kriegen auf der einen Seite nicht genug Vitamin D3 durch die Sonne (Schätzungen sprechen von 90% der Bevölkerung) und zum anderen führt selbst ein leichter Mangel schon zu allerlei nicht ganz so lustigen Problemen. Was macht man also dagegen? Vermutlich erst einmal zum Arzt gehen. Doch wie ich oben schon erwähnt hatte, sind die meisten nicht besonders firm was Vitamin D3 angeht. Das führt dazu, dass es erst einmal nur abgetan wird (“Winterdepression – ist normal und hat jeder”), nur die Symptome behandelt werden (“Eine Packung Kopfschmerztabletten gefällig?”) oder – wenn endlich mal ein Bluttest gemacht wird -, aufgrund der niedrigen Labornormwerte kein Mangel festgestellt wird. Was nicht heißt, dass es bei einem festgestellten Mangel so viel besser wird. Ärzte haben so viel Angst vor Vitamin D3, dass ihr maximal eine Dosis von 20.000 IE/IU (internationale Einheiten/international units) oder 500 µg pro Woche verschrieben bekommt (kleinere Dosen gibt es ohne Rezept) und zwar pauschal egal wie alt, groß, dick oder was auch immer ihr seid. Zum Vergleich: Wir nehmen 10.000 IE täglich ein, um unseren Level zu halten. In der Auffüllphase war ich sogar zehn Tage lang bei 90.000 IE pro Tag! Wenn ich das einem Arzt erzähle würde er vor Schreck tot umfallen.
Und damit sind wir schon beim Stichwort: Wie kommt ihr auf einen guten Wert? Nun, zu aller erst gibt es die Auffüllphase. Die fängt damit an, dass ihr zwei Wochen vor der ersten Einnahme von Vitamin D3 euren Magnesiumhaushalt auf Vordermann bringt, denn das Vitamin D3 will das Magnesium bevorzugt in die Knochen bringen und erzeugt dadurch einen Mangel an anderen Stellen, wenn nicht genügend Magnesium im Körper ist. Wie das mit dem Magnesium funktioniert, habe ich euch schon erzählt. Damit hört ihr auch nicht mehr auf, könnt es aber durchaus mit der Zeit etwas reduzieren (nur noch alle zwei Tage ein Fußbad zum Beispiel – einfach auf euren Körper hören). Nach den zwei Wochen nehmt ihr dann für ein paar Tage eine sehr hohe Dosis Vitamin D3. Damit füllt ihr quasi euren Speicher auf. Wie hoch diese Dosis genau ist, wie lange ihr sie nehmen müsst und wie viel ihr danach jeden Tag braucht, dafür gibt es beispielsweise hier einen praktischen Rechner. Der funktioniert so:
- Euer aktuelles Gewicht eintragen
- Euren jetzigen Vitamin-D3-Wert eintragen (wenn ihr ihn nicht wisst einfach 10ng/ml nehmen)
- Euren Ziel-Wert für Vitamin-D3 eingeben (70-100ng/ml ist ein guter Wert – also am besten 80 für die Berechnung nehmen)
- Blutspiegelerhöhung auf 140 stehen lassen
- Verlustrate pro Tag (wie viel Vitamin D3 verbraucht ihr pro Tag – chronisch kranke oder Raucher sollten hier auf 1,5 setzen, alle anderen können ihn auf 0,83 lassen)
- Auffülldauer (wie lange wollt ihr euch zum Auffüllen Zeit lassen – Standard sind 10 Tage)
Der Rechner spukt euch außerdem nach einem Klick auf “Vitamin K” aus, wie viel Vitamin K2 für euch gut ist. Und keine falsche Angst: Eine Überdosierung von Vitamin D3 und K2 ist nur schwer beziehungsweise streitet man sich sogar darüber, ob es überhaupt möglich sei.
Der Bluttest
Habt ihr fleißig aufgefüllt und nehmt nun täglich eure Dosis Vitamin D3, K2 und Magnesium, könnt ihr nach vier Monaten mal zum Arzt gehen und einen Bluttest machen lassen. Erst dann hat sich der sogenannte Fließwert eingestellt, d.h. euer Speicher bleibt nun konstant auf diesem Wert. Euer Hausarzt macht diesen Test leider nur sehr ungern und lässt ihn euch auch noch gerne selbst bezahlen. Im Notfall, wenn der Arzt gar nicht will, gibt es Testsets für zu Hause zu kaufen oder ihr geht direkt zu einem freien Labor. Wichtig: Vor der Blutabnahme KEINE Nahrungsergänzungsmittel nehmen, erst danach. Ansonsten wird der Wert extrem hoch und damit nichtssagend sein.
Um besser zu verstehen, was die Blutwerte bedeuten, eignen sich die folgenden Richtwerte. Sie wurden auf dem Internationalen Vitamin D Kongress in Berlin definiert:
- 30-50ng/ml (=75-125nmol/l) sind ausreichend
- 50-70ng/ml (=125-175nmol/l) ist eine befriedigende Menge
- 70-100ng/ml (=175-250nmol/l) solltet ihr haben
- >200ng/ml (=500nmol/l) gilt als toxisch (es gibt aber auch Menschen, die diesen Wert erreicht haben und keine Probleme haben)
Zum Vergleich: Der normale Hausarzt sieht meistens einen Wert von 30ng/ml bereits als gut an, da er in der Norm liegt.
Weiterführende Informationen
Um am Ende mal eine persönliche Note reinzubringen: Ich nehme jetzt seit April fleißig meine Pillchen und kann definitiv so einige Verbesserungen feststellen. Ich werde schneller braun, kriege nur nach langer Zeit in der Sonne einen Sonnenbrand (und dann nur einen leichten), meine Depressionen sind besser geworden und auch grundsätzlich fühle ich mich in meiner Haut irgendwie wohler. Aber ihr müsst mir ja nichts glauben, deshalb hier noch ein paar weiterführende Links zum Thema:
Gesund in sieben Tagen von Dr. Raimund von Helden (Ratgeber eines Arztes, der viele Erfolge mit Vitamin-D3-Therapien hat)
Vitamin D – die alternative Gruppe (Facebook-Gruppe mit vielen Erfahrungsberichten sowie tiefergehenden Informationen)
Hochdosiert von Jeff T. Bowles (Selbstexperiment mit einer extrem hohen Dosis Vitamin D3)