Sicarius

Grüne Hölle

Es müsste mal wieder mehrere Tage ausgiebig regnen…

Ungefähr 48m² ist der “grüne” Anteil unseres Gartens groß und wir haben uns schon früh entschieden ihn natürlicher sein zu lassen. Also nicht jedes Wochenende mit dem Rasenmäher drüber, jedes bisschen Unkraut sofort ausreißen und alles mit Dünger und Co. voll zu kippen. Zugegebenermaßen fiel diese Entscheidung nicht nur wegen den Insekten und weil speziell Balu höherstehendes Gras echt dufte findet. Ich hab‘ auch schlicht und einfach keinen Bock mich so intensiv damit zu beschäftigen. Natürlich sehen die auf 5cm perfekt geschnitten Rasen toll aus aber noch ist das kein Hobby von mir – also stattdessen etwas mehr Wildwuchs mit Flecken :wink: . Klingt schlimmer als es ist (glaube ich). Vor allem, wenn ich mir den Vergleich zu 2015 anschaue. Ist ja nicht so, dass ich mich überhaupt nicht um ihn kümmere.

Die Gartenbewohner

Es gibt aber nicht nur Gras in unserem Garten. Unser Mandelbaum beispielsweise gedeiht prächtig (2016 gepflanzt) und dürfte schon mindestens fünf Meter hoch sein und unserem Schmetterlingsflieder namens Vladimir (hat sich so ergeben damals…) geht es ebenfalls ganz gut. Er hat nur warum auch immer den Hang dazu den Hang (…) hochzufallen. Aber wenn er meint. Solange er trotzdem fleißig blüht und zur Freude von Lysanda haufenweise Schmetterlinge und andere Insekten anlockt, ist das okay.

Und dann haben wir noch so einige Nutzpflanzen. Ein paar davon wurden von den Vorbesitzern übernommen wie ein riesiger Rosmarin und ein Salbei. Letzteren hatten wir etwas zu stark abgeschnitten im Frühjahr, aber er kommt wieder – im Gegensatz zum Thymian dessen erbärmlichen Reste dann doch mal die Biotonne von innen gesehen hatten. In unserer “Tee-Ecke” wächst hingegen Pfefferminze, Erdbeerminze, Mandarinenminze und Waldmeister. So viele Blätter – wir wissen gar nicht wohin damit! Hatten bis letztes Jahr sogar noch Schokominze aber es hat sich herausgestellt, dass Balu dagegen allergisch ist. 2022 hat sich nun seine Allergie ebenfalls gegen die Pfefferminze gerichtet. Um dem entgegen zu wirken hat Lysanda regelmäßig die Blüten abgeschnitten. Das hat geholfen. Stellt sich aber trotzdem die Frage, ob die Pfefferminze entsprechend noch ein langes Leben in unserem Garten haben wird oder wir sie dann doch mal verschenken.

Außerdem noch im Garten: Hildegard, der Himbeerstrauch und hartnäckige Erdbeeren. Nein, fragt auch hier nicht woher der Name kam. Er war einfach wie bei Vladimir plötzlich da und hat sich gehalten. Mit hartnäckigen Erdbeeren meine ich hingegen eine Pflanze in einem kleinen Topf, der garantiert keine Nährstoffe mehr enthält – und trotzdem wächst sie fleißig vor sich hin. Zusätzlich haben wir noch jeweils einen kleinen Pfirsich- und Mandelbaum angeschafft. Der Grund ist simpel: Scheinbar gibt es in unserer Umgebung nichts was unseren großen Mandelbaum befruchten kann. Entsprechend hatten wir bislang noch keine einzige Ernte. Mit seinen neuen Geschwistern wird sich das dann hoffentlich ab nächstem Jahr ändern *daumendrück*.

Die Umwelt gegen uns

So viel Minze – und das ist nur einer der Büsche!

In einem Teil des Gartens hatten schon unsere Vorbesitzer ein kleines Beet angelegt. Damals stand noch ein Gewächshaus drauf, das haben wir aber verschenkt. Den Gedanken an eigenes Gemüse ließ Lysanda aber ebenfalls nicht los. Entsprechend haben wir es über die Jahre mit so einigem probiert Kohlrabi, Wirsing, Blumenkohl, Brokkoli, Rettich und was weiß ich noch alles. Die Erfolgsquote… war leider vergleichsweise niedrig. Das lag nicht unbedingt an Lysanda, sondern eher an den Bewohnern unseres Gartens. Speziell mit Schnecken hatten wir extrem viel zu kämpfen. Ein Jahr haben wir mit einem Schneckenzaun versucht, dann haben wir uns Frühbeete angeschafft, sind regelmäßig abends raus zum sammeln (und von Mücken gepikst werden), da wir aufgrund der Katzen keine Chemie einsetzen wollten, aber es half alles nichts. Und wenn mal keine Schnecken da waren, siedelten sich Horden von Ameisen an. Dieses Jahr war es besonders schlimm. Überall Nester. Eins erfolgreich verlegt, schon tauchte das nächste auf.

Das Ergebnis? Lysanda hat zähneknirschend eingesehen, dass das bei uns im Garten einfach nichts wird. Jetzt sind die Frühbeete weg und stattdessen freuen sich die Katzen über ein neues Katzenklo – zumindest bis ich es schaffe dort mal wieder Gras wachsen zu lassen.

Eine Sache hat Lysanda aber dann doch noch gefunden, die bei uns sehr gut wächst (außer den Minzen und der hartnäckigen Erdbeere): Cocktailtomaten. Wir hatten bei meinen Eltern Anfang Juni einen Geiz (für n00bs = Ast) mitgenommen und eingepflanzt. Mittlerweile sind daraus schon zwei Pflanzen geworden und es sind schon die ersten acht Tomaten gepflügt worden – mit noch sehr viel mehr im Kommen. Kleiner Gärtnertipp: Tomaten sind Selbstbestäuber. Ihr könnt euren Ertrag entsprechend relativ einfach erhöhen, indem ihr mit einer elektrischen Zahnbürste täglich die Blüten “massiert” und so den Polen verteilt. Wem das – wie uns – zu aufwendig ist: Die Pflanze zu schütteln ist zwar nicht ganz so effektiv, hilft aber trotzdem schon massiv.

Katzenfutter?

Trofu? Nein, Dünger.

Dazu (und für den Rest des Gartens) haben wir uns noch eine Runde Gardol Dünger gegönnt. Einmal Pure Nature Bio-Tomatendünger und einmal Pure Natur Bio-Universaldünger. Wie gut die tatsächlich sind, weiß ich nicht. Unseren Pflanzen gefällts auf jeden Fall. Erwähnt habe ich sie jedoch aus einem ganz anderen Grund: Dieser Dünger enthält K3-Material. Das sind Abfälle/Nebenprodukte u.a. beim Schlachten die nicht für den menschlichen Verzehr geeignet sind und auch im Katzenfutter verarbeitet werden. Unsere Vierbeiner haben diesen Punkt SOFORT gerochen und wollten entsprechend etwas vom Dünger abhaben. Zum Glück wurde er nach dem Verstreuen in den Töpfen und im Garten uninteressant. Wir gehen nicht davon aus, dass es den Katzen gut tut davon eine große Menge zu futtern.

Und damit wisst ihr vermutlich mehr über unseren Garten, als ihr wissen wolltet. Nächstes Jahr muss ich ihm mal wieder eine kleines Frischekur verpassen. Trotz regelmäßigem Gießen war die Hitze und vor allem der Ameisenbefall ziemlich anstrengend für ihn (die Gras-freien Flecken sind mehr geworden). Aber solange es den Katzen und den Insekten gefällt, passt das schon.

Sicarius

Teure Vierbeiner

Pichus Backenzähne

2022 ist offensichtlich nicht nur bei uns Menschen das Jahr des “Aufräumens”. Auch bei den Katzen wird Platz gemacht – zumindest im Mund. Nachdem im Januar schon Jules und Balu antanzen durften, um kaputte Zähne entfernen zu lassen und Maya im Juli endgültig zur zahnlosen Braut wurde, war jetzt Pichu dran. Zahnstein hatte unsere mobile Tierärztin schon letztes Jahr festgestellt, nun war zusätzlich noch das komplette Zahnfleisch auf einer Seite seines Oberkiefers feuerrot. Also ging es für ihn seit langem mal wieder ab in den Tragekorb. Das Ergebnis? Sechs Zähne weniger. Vorne zwei sowie ein paar Backenzähne. Wird wohl auch nicht seine letzte Zahn-OP gewesen sein, denn auf dem Röntgenbild ist schon ersichtlich, dass die oberen zwei Hauer anfangen herauszurutschen. Mal schauen wie lange das dauert, bis sie wie bei Jules oder Maya komplett raushängen.

Bleibt also nur noch Lyssi, die zwar schon 2018 aufgrund eines Unfalls einen Eckzahn verloren hatte, seitdem aber “verbissen” an ihrem Gebiss festhält. Weder Zahnstein noch sonstige Probleme bislang. Hoffen wir, dass es so bleibt *klopft auf Holz*. Schließlich ist so eine Zahn-OP nicht nur anstrengend für das Tier (Maya hatte ~3 Tage mit der Narkose zu kämpfen). Man merkt sie auch im Geldbeutel. So wurden bei Pichu 460,06€ fällig. Diese setzen sich zusammen aus (alle Zahlen sind Nettopreise):

  • (Folge-)Untersuchung: 11,90€
  • Narkose und Überwachung: 65,49€
  • Zahnsteinentfernung: 53,20€
  • Dentalröntgen: 77€
  • 3 Zähne ziehen, einfach: 29,40€
  • 3 Zähne ziehen, schwierig: 70€
  • Antibiotika/Wundversorgung: 59,51€

Insgesamt belaufen sich unsere Tierarztkosten vor allem dank der Zahn-OPs dieses Jahr bereits auf über 2.600€ – uff. 2021 lagen wir bei <100€. Da braucht das Konto erstmal wieder eine Pause, um sich zu füllen. Und ab Oktober wird es höchstwahrscheinlich nochmal teurer aufgrund der (überfälligen) Reform der Gebührenordnung für Tierärztinnen und Tierärzte. Auch ein Grund, warum Pichu jetzt dran war und wir nicht noch ein bisschen länger gewartet haben.

Wie bezahlen?

Ein Kostentreiber

Ich hab‘ grad mal spaßeshalber geschaut: Bislang haben unsere fünf Vierbeiner fast 7.000€ in den letzten vier Jahren verschlungen – inkl. den 1.300€ für die Tierklink bei Lyssis Unfall. Aber nein, wir haben tatsächlich weder eine Tierkranken- noch eine Tier-OP-Versicherung. Stattdessen legen wir aktuell jeden Monat Geld auf ein extra Katzenkonto, um diese ungeplanten Kosten zumindest zu einem Teil abzufangen. Das heißt nicht, dass wir eine Versicherung doof finden. Es ist wie immer eine Abwägungssache.

Vollschutz-Versicherungen gibt es aktuell schon ab 15€ (pro Katze). Bei dieser Preisklasse ist der Leistungsumfang dann zwar mitunter nicht so groß (oder eine hohe Selbstbeteiligung drin). Und je älter die Katze und je nachdem ob schon eine Krankheit da ist/da war erhöht sich der Preis mitunter nochmal stark (oder es regnet Ausnahmen). Für einen gute Krankenversicherung legt man eher das Doppelte auf den Tisch. Aber es ist natürlich trotzdem immer noch ein kleinerer Betrag als dann plötzlich bei einem Notfall auf einen Schlag das Hundertfache oder mehr auf den Tisch legen zu müssen. Und eine OP-Versicherung schlägt monatlich mit noch weniger zu Buche.

Bei allem ist aber definitiv zu beachten, was die Versicherung tatsächlich bezahlt. Wir haben mit Maya beispielsweise ein paar Bioresonanzsitzungen vom Heilpraktiker machen lassen, in der Hoffnung ihren Schnupfen zu verbessern. Das hätte sicherlich keine Versicherung übernommen. Und wie sieht es mit FORL aus? Wären unsere Zahnbehandlungen gedeckt gewesen? Da muss man wie bei menschlichen Versicherungen sehr penibel darauf achten. Entsprechend entscheidend sind die Lebensumstände der Tiere. Zuhause kann zwar immer was passieren (in der Heizung hängen bleiben wenn diese nicht gesichert ist, Kippfenstersyndrom, von der Treppe fallen) aber die Wahrscheinlichkeit ist doch geringer als bei einem Freigänger. Und wenn die Katze eine chronische Krankheit hat ist es ebenfalls noch einmal etwas ganz anderes. Da lohnt sich mitunter ganz schnell eine Versicherung – solange die dazugehörige Behandlung gedeckt wird.

Unsere Situation

Kommen wir vielleicht noch einmal konkret zu uns als Beispiel. Sagen wir mal, die oben genannten 7.000€ wären alle von einem Vollschutz abgedeckt gewesen. Achtung: Das nachfolgende sind KEINE Empfehlungen. Wir haben keine Erfahrungen mit Tierkrankenversicherungen. Es sind nur Beispiele!

Lyssis Gebiss ist noch fast vollständig

Pet Protects “Rundum-Sorglos”-Tarif kostet 29,90€, bei Uelzener sind es nochmal ~10€ mehr (gibt immerhin Rabatt bei mehreren Katzen). Sprich bei Pet Protect hätten wir in den vier Jahren 7.200€ bezahlt, bei Uelzener sogar 9.300€ – da sind wir mit unseren tatsächlich gezahlten 7.000€ billiger. Eine Tier-OP-Versicherungen hingegen? Nun, die Zahn-OPs in den vier Jahren lagen bei ca. 3.500€. Pet Protect hätte uns 3.336€ gekostet, Uelzener sogar nur 2.247€ (im Optimalfall). Je nach Versicherung also durchaus ein spürbarer Unterschied.

Da bei uns absehbar ist, dass zumindest die Jungs noch ein paar OPs vor sich haben, wäre es also vielleicht sogar sinnvoll noch eine Versicherung dafür abzuschließen – wobei Balu schon 10 Jahre alt ist, was den Beitrag erhöht. Aber wir sind in der privilegierten Position, dass wir auch einen teureren Notfall stemmen könnten und sparen gelernt haben (wir merken nicht einmal, dass das Geld jeden Monat das Konto wechselt). Das kann einfach nicht jeder. Andererseits: Es muss auch Leute geben für die sich die Versicherung nicht lohnt, damit die anderen bezahlt werden können. Eine Versicherung ist schließlich kein gemeinnütziger Verein :smile: .

Zusammengefasst ist es bei den Tieren genauso wie den Menschen: Ob eine Versicherung sinnvoll ist oder nicht ist sehr individuell und hängt zusätzlich vom eigenen “Gut schlafen können”-Faktor ab.

Es mag nicht so wirken, aber es ist schon aufgeräumter.

…und damit sind vier Wochen Erholungsurlaub schon wieder rum. Passend dazu steht direkt heute die erste Dienstreise seit mindestens drei Jahren auf dem Programm. Hoffen wir mal, dass wir uns dabei nichts einfangen nachdem wir bislang das Thema erfolgreich umschifft haben. Aber zurück zu unserer bezahlten Abwesenheit: Die 28 Tage gingen wie immer viel zu schnell rum und bevor jemand fragt: Nein, wir waren nicht weg. Wir sind nicht die großen Urlauber und mit fünf Katzen ist das sowieso schwierig. Dafür haben wir die Zeit genutzt und neben dem “Erholen” auch einiges erledigt. Unter anderem die letzten noch verbliebenen Fenster mit Fliegenschutzgitter von Windhager versehen, die Katzenecke aufgebaut sowie fleißig aufgeräumt – und das nicht nur im Keller.

Ganz fertig sind wir zwar nicht geworden dort unten aber es hat sich definitiv schon massiv was getan. Vieles ausgemistet bzw. zum Verschenken zur Seite gelegt, haufenweise Zeugs anständig sortiert und weggeräumt – das Licht am Ende des Tunnels wird sichtbar. Jetzt müssen wir allerdings erstmal auf eine neue Ladung Aufbewahrungsstapelboxen warten. Ja, wir haben tatsächlich unseren Einkauf bereits fast vollständig “verbraucht”. Hätte ich nicht gedacht, dass wir 45 Kisten vollbekommen. Aber irgendwie haben wir trotz wirklich rigorosem Aussortieren immer noch viel Kram rumliegen. Allein schon eine ganze Kiste voller Anleitungen für allerlei Gerätschaften und Bauteile im Haus sowie acht Boxen für Bettwäsche…

Abstinenz

Was ich hingegen im Urlaub interessanterweise nicht gemacht habe ist Videospiele gespielt. Schlimmer noch: Mein Hauptrechner war in der Zeit sogar maximal 1-2 Stunden pro Tag an und hauptsächlich für langweiligen Alltagskram (E-Mails, Buchhaltung und so), Einträge wie diesen schreiben und natürlich meine Arbeit bei Co-Optimus. Die mache ich übrigens mittlerweile schon seit über zwei Jahren. Echt krass, wie die schnell die Zeit vergeht.

So viele Spiele, die ich niemals alle spielen werde.

Okay, Lysanda wirft an dieser Stelle ein, dass ich doch ein bisschen was gespielt habe. Und technisch gesehen hat sie natürlich Recht. So habe ich hin und wieder mal nebenbei Jets ’n’ Guns Gold gestartet, um weiter Achievements zu grinden (aktuell in Durchlauf 7 von 10 – es wird). Außerdem erledige ich jeden Tag die wichtigsten Sachen in Animal Crossing: New Horizons. Aber beides zählt für mich nicht so recht als “spielen”. Was ich stattdessen meine ist z.B. mal Metro Exodus* weiterspielen (derzeit bei der letzten Mission im 1. Gebiet) oder etwas anderes “Substantielles”. Doch irgendwie hatte ich dazu im Urlaub keine große Motivation. Lag sicherlich auch ein bisschen am Wetter. Schließlich macht es bei 35°C im Schatten keinen Spaß mit Kopfhörern rumzusitzen (selbst mit Klimaanlage). Aber dennoch bin ich durchaus von mir überrascht, dass ich trotz mittlerweile über 4.000 Spielen allein auf Steam irgendwie kein Bedürfnis hatte mich mit auch nur einem davon zu beschäftigen.

Zeitvertreib

Immerhin haben wir es geschafft ein paar Stunden vor dem Fernseher zu verbringen. Mein Ziel war es nämlich mich im Urlaub eine Runde mit dem Wüstenplaneten zu beschäftigen und Lysanda mal diese Welt vorzustellen. Wir haben allerdings nicht das neue Werk* von Denis Villeneuve geschaut. Da warte ich erstmal bis es vollständig ist. Stattdessen ging es mir um die Miniserie* aus dem Jahre 2000. Die hatte ich tatsächlich bislang noch nicht gesehen. Ich weiß, ich bin kein guter Dune-Fan. Aber das Wissen die Veteranen unter den Lesern ja schon länger, schließlich finde ich die neuen Werke* von Brian Herbert und Kevin J. Anderson gut – und das ist bekanntlich absolute Blasphemie aus Sicht der Frank-Herbert-Jünger.

Bevor wir uns allerdings der Serie plus ihrem Nachfolger Children of Dune* von 2003 widmen konnten, musste ich Lysanda erst noch David Lynchs “Meisterwerk”* von 1984 zeigen. Und ja, der Film ist mittlerweile echt schwer zu ertragen. Die schlechten Effekte, die gefühlte Langatmigkeit obwohl das Buch stark zusammengekürzt wurde, Sting in einer Unterhose… Ich fand ihn früher ganz nett und kultig aber 2022 irgendwie nicht mehr. Da helfen weder Totos famoser Soundtrack und Sir Patrick Stewart noch der ein oder andere Lichtblick wie z.B. das Setdesign an dem sich auch Dune 2000 orientierte. Nach dem Genuss der Miniserie muss ich sogar ganz klar sagen: Vergesst, dass dieses Werk existiert und schaut lieber die u.a. mit deutschen Geldern finanzierte Produktion.

Mehr Ausbreitungsraum

(Cover)

Dune – Der Wüstenplanet besteht aus drei Episoden mit jeweils mehr als 1 1/2 Stunden Länge und ist wesentlich näher am Buch dran als Lynchs Fassung. Nicht nur aber vermutlich auch, weil er eben 4 1/2 Stunden Zeit hat die Geschichte zu erzählen. Hat dem Werk im Gegenzug das ein oder andere “langatmig” von Kritikern eingehandelt, aber die haben ja keine Ahnung :wink: . “Näher dran” bedeutet aber nicht, dass die Serie Frank Herberts Erzählung sklavisch folgt. Speziell Prinzessin Irulans Rolle hat der Regisseur und Drehbuchautor John Harrison (durchaus sinnvoll) ausgedehnt. Und auch sonst gibt es hier und da kleinere Abweichungen in Szenen und Dialogen, die aber wenn überhaupt höchstens beinharte Fans stören dürften. Ich empfand es stattdessen als insgesamt sehr rundes Paket, das dem Roman grundsätzlich absolut gerecht wird.

Das Ganze ist aber freilich nicht ganz ohne Kritik. Die zahlreichen CGI-Effekte beispielsweise sind nun einmal wie sie sind – auf dem Niveau von 2000. Absolut nicht gut gealtert und alles andere als beeindruckend, wodurch viel von der Dramatik und Imposanz entscheidender Szenen verloren geht wie beispielsweise die erste Wurmsichtung oder der finale Angriff auf Arrakeen. Und selbst die gemalten Hintergründe kommen nicht an die Qualität der Meister ihres Fachs heran. Dadurch hat die ganze Serie durchweg ein “wir standen etwas unbeholfen vor einem Green Screen”-Feeling, was noch durch die eher Soap-Opera-artige Inszenierung der Dialoge verstärkt wird und mitunter in unfreiwilliger Komik mündet. Dazu tragen auch die Kostüme bei, die teilweise echt abgefahren und absurd sind. Die Sardaukar mit ihren komischen Baskenmützen und aufgeblasenen Pullis beispielsweise. Oder Prinz Feyd-Rautha Harkonnen mit seinem Dreieck hinter dem Kopf. Außerdem war mir speziell Baron Harkonnen zu “normal” (sowohl im Aussehen als auch in seiner Art). In der Hinsicht fand ich Lynchs abscheuliche Vision tatsächlich besser und näher am Buch.

Dennoch: Dune – der Wüstenplanet ist eine wirklich gute Umsetzung und Empfehlung. Die Schauspieler machen einen guten Job, die Geschichte wird verständlich erzählt und die Inszenierung ist trotz technischer Limitationen grundsätzlich gelungen. Den Lobeshymnen nach zu urteilen wird die Serie zwar von Denis Villeneuves Version übertroffen. Aber dazwischen liegen ja auch 20 Jahre.

Die einzige Verfilmung

(Cover)

Children of Dune ist ebenfalls in drei Teile aufgeteilt mit einer Laufzeit von rund 4 1/2 Stunden. Grob gesagt behandelt Teil 1 die Ereignisse in Der Herr des Wüstenplaneten* während Teil 2 und 3 dann das namensgebende Buch Die Kinder des Wüstenplanten* umsetzen. Und ja, man merkt die drei Jahre Unterschied. Die CGI-Effekte sind zwar immer noch relativ schlecht, aber trotzdem fand ich die zweite Serie tatsächlich handwerklich besser. Weniger “Green Screen”-Feeling, besser inszenierte Dialoge und erneut eine größtenteils gelungene schauspielerische Leistung. Speziell  von den zentralen Hauptcharakteren Leto II (James McAvoy – ja, der junge Charles Xavier), Ghanima (Jessica Brooks) und Alia (Daniela Amavia), die eine echt gute Figur jeweils machen.

Inhaltlich hat sich John Harrison wieder relativ stark an den Büchern orientiert mit der ein oder anderen Freiheit. Die Umsetzung ist allerdings nicht ganz so gelungen wie bei der ersten Serie. Das liegt daran, dass die ganze Sache mit dem Goldenen Pfad, dem Ghola, die Wurmtransformation und dergleichen durchaus etwas komplizierter ist und er vermutlich aufgrund der Laufzeit den ein oder anderen Zusammenhang unter den Tisch hat fallen lassen müssen. Das macht es für Nicht-Kenner des Buchs etwas schwieriger/unlogischer. Gleichzeitig passt die ein oder andere Veränderung schlichtweg nicht. So macht beispielsweise die finale Szene mit Ghanima und Farad’n überhaupt keinen Sinn. Der Dialog zwischen beiden ist zwar fast 1:1 aus dem Buch, aber leider fehlt Leto IIs Part und damit geht der komplette Kontext flöten. Sehr komisch und verwirrend.

Und doch: Ich fand Children of Dune richtig gut und unterm Strich tatsächlich sogar besser als Dune – Der Wüstenplanet. Zum einen, weil die Serie handwerklich einen Sprung gemacht hat. Zum anderen vermutlich aber auch, weil die Bücher 2 und 3 für mich tatsächlich etwas interessanter sind als Band 1. Außerdem ist es echt cool, dass sie mal anständig verfilmt wurden während sonst immer nur das Hauptwerk im Fokus steht. Entsprechend wie bei der ersten Serie von mir eine Empfehlung nicht nur aber vor allem für Fans der Bücher. Nur schade, dass John Harrison nicht weitermachen durfte. Hätte gerne Leto II als “fertigen” Sandwurm gesehen…

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