Sicarius

Alt aber immer noch spassig

Jets ‘n’ Guns Gold (Herstellerbild)

In einem der vielen Bundle auf Fanatical (hatten letzte Woche mal wieder ihr Bundlefest) war auch Jets ‘n’ Guns Gold enthalten. Das habe ich schon seit 2008 im Regal stehen und damals mindestens einmal durchgespielt. Aber für ein paar Cent hole ich mir Regaltitel mittlerweile gerne noch einmal, um sie einfach und schnell über Steam & Co. starten zu können. Und genau das habe ich mit Jets ‘n’ Guns Gold gleich getan: Einen neuen Durchgang auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad (Hard) gestartet. Und ich muss sagen: Es ist immer noch ein absolut fantastisches Spiel.

Gefühlt bekommt man im Bereich der Shoot’em Ups heutzutage nur noch die Bullet-Hell-Varianten (Danmaku), die vor allem dank der DonPachi-Reihe des japanischen Entwicklers CAVE populär wurden. Aber irgendwie werde ich mit sowas einfach nicht warm. Die sind mir meist zu schwer (ich weiß, „git gud”…) und vor allem zu anstrengend. Das ist eher wie in einem Kampfspiel, wo man Angriffs- und Verteidigungsmuster auswendig lernen und in Millisekunden abrufen muss. Bei Jets ‘n’ Guns Gold komme ich etwas übertrieben gesagt auch noch weiter, wenn ich einfach nur die Leertaste (=schießen) gedrückt halte. Zwar hatte ich 2008 einen hohen Schwierigkeitsgrad selbst auf „Mittel” kritisiert, aber ich glaube das lag im Nachhinein betrachtet eher an meiner persönlichen Unfähigkeit. Zumindest komme ich auf Hard überraschend gut und ohne viele Probleme voran (schon die Hälfte des Spiels durch).

Kreativität und Humor

Der Titel von Rake in Grass lebt aber nicht nur vom soliden und vergleichsweise einfach zugänglichen Gameplay, sondern auch vom gelungenen Drumherum. Allen voran der Soundtrack* von Machinae Supremacy. Der ist immer noch absolut genial und die Band mittlerweile eine meiner Favoriten. Die nicht so ganz ernst gemeinte Geschichte mit den dazugehörigen, teils echt bescheuerten Levels bringt mich ebenfalls noch zum Schmunzeln. Und, dass ich mein Schiff jederzeit zwischen den Missionen ohne irgendwelche monetären Verluste frei verändern kann ist extrem erfrischend. Ich werde nie verstehen, warum selbst kostenpflichtiges „Respeccen” in den meisten Titeln nicht möglich ist. Zusammengefasst: Auch im Jahr 2022 ist Jets ‘n’ Guns immer noch ein Titel, den ich vollkommen und uneingeschränkt jedem ans Herz legen kann.

Jets ‘n’ Guns 2 (Herstellerbild)

Seit 2020 (bzw. 2018 war Early-Access-Start) gibt es sogar einen zweiten Teil, den ich aber tatsächlich noch nicht besitze und nur kurz über Steam Remote Play mit Rondrer angespielt habe. Die Meinungen der Veteranen klingen leider nicht durchweg positiv. Die Unterstellung ist, dass der Titel nur aus dem Restposten von Jets ‘n’ Guns besteht. Außerdem soll die Kampagne ziemlich kurz und der Humor aus dem Vorgänger etwas auf der Strecke geblieben sein. Schade. Aber Immerhin soll der Soundtrack immer noch zu rocken und es gibt tatsächlich einen lokalen Co-Op-Modus für zwei Spieler. Ungeachtet dieser Meinungen werde ich ihn aber auf jeden Fall irgendwann mal kaufen. So viel ist sicher. Außerdem hat er unterm Strich trotzdem immer noch eine sehr gute Bewertung auf Steam.

Erinnerungen

Ich stelle übrigens gerade fest, dass ich tatsächlich noch nie die Geschichte erzählt habe, wie ich an Jets ‘n’ Guns rangekommen bin. So ein Budget-Indie-Titel war damals ja noch nicht wirklich präsent. Stattdessen habe ich ihn tatsächlich geschenkt bekommen. Ich war zu der Zeit bekanntlich noch bei MobyGames (sehr) aktiv. Eines Tages kam die Firma Toro-Publishing GmbH auf mich. Damals noch mit Sitz in Goldbach, also nah an meiner alten Heimat. Diese war Anfang 2007 gegründet worden und fing als erstes Betätigungsfeld damit an genau solche Budget-Titel aus dem Internet in den stationären Handel zu bringen. Sie waren aufgrund meiner Aktivitäten auf mich aufmerksam geworden und wussten aufgrund meines Impressums natürlich auch, dass ich in der Nähe wohnte. Also schrieb mich einer der Geschäftsführer an mit der Frage, ob ich Lust hätte ihre Spiele in die MobyGames-Datenbank einzubringen. Also fuhr ich vorbei und packte War on Folvos, AirStrike II: Gulf Thunder, Strike Ball 2 Deluxe sowie eben Jets ‘n’ Guns Gold ein.

Es sollte leider das einzige Paket bleiben. Zwar kamen noch eine Handvoll weitere Titel von ihnen auf den Markt aber MobyGames war scheinbar keine Priorität mehr :smile: . Oder meine Kritik an AirStrike II: Gulf Thunder war zu vernichtend. Mit dem Thema Videospiele haben sie glaube ich dann Ende 2008 komplett aufgehört und sich eher auf Software spezialisiert. Und seit 2018 ist die Klitsche meines Wissens komplett dicht. Passiert. Aber schon irgendwie lustig sich mal wieder in Erinnerung zu rufen, wie viele Kontakte ich eigentlich über MobyGames geknüpft habe. Selbst mit Epic Games hatte ich mal zu tun. Sie wollten meine Big Box für Unreal Tournament, da sie sie wohl noch nicht in ihrem Archiv hatten. Das Gespräch ist aber leider relativ zügig im Sande verlaufen. Vielleicht haben sie dann doch noch eine Kopie gefunden, die sie nicht über den Atlantik schippern mussten.

Aber das nur am Rande. Ich geh’ jetzt wieder zocken und darauf hoffen, dass irgendwann in diesem Monat endlich wie angekündigt der Maler/Verputzer kommt. Echt schwierig aktuell mit den Handwerkern…

Mehr als drei Jahre begleitet uns der Epic Games Store nun schon und am Wochenende habe ich nun tatsächlich das erste Spiel im Epic Games Launcher beendet: Shadow Complex Remastered. Es war der Grund, warum ich den Client seit 2015 überhaupt installiert habe. Quasi der allererste Titel, den Epic Games jemals darüber verschenkt hat. Lange, bevor der heutige Shop existierte.

3 out of 10: Season One (Herstellerbild)

Okay, ich geb’s zu: Technisch gesehen war Shadow Complex Remastered nicht mein erster durchgespielter Titel auf der Plattform. Diese Ehre gebührt eigentlich der ersten Staffel von 3 Out of 10 aus dem Jahre 2020, ein durch Epic Games finanziertes Experiment von Terrible Posture Games (MOTHERGUNSHIP). Weiß gar nicht, wie viele überhaupt die Existenz von dem Ding mitbekommen haben. Dabei war es fünf Wochen lang auf der Startseite des Clients zu sehen, weil jeden Donnerstag eine Episode veröffentlicht wurde. Auf Xbox und Nintendo Switch kam es ebenfalls raus. Aber das Machwerk als Spiel zu bezeichnen ist schon sehr weit hergeholt. Da hat selbst ein Walking Simulator mehr zu bieten. Andererseits war wohl genau das der Ansatz: Es sollte eine interaktive Sitcom werden.

Langweiliges Gag-Feuerwerk

In 3 Out of 10 geht es um den Spieleentwickler Shovelworks. Der hat, wie der Name schon andeutet, noch nie ein Spiel entwickelt, welches von den Kritikern mehr als 3/10 Punkten bekommen hat. Mit ihrem neusten Werk, Surfing with Sharks, soll sich das aber nun endlich ändern. Die Geschichte beginnt aus Sicht von Midge Potter, die einen Job sucht. Praktischerweise ist der Lead Animator von Shovelworks gerade… unpässlich. Also wird sie schnurstracks eingestellt und nun Teil dieser chaotischen Gruppe voller bunter Charaktere – wie es vermutlich die Entwickler beschreiben würden. Im Laufe des Spiels schlüpft ihr auch selbst in die Rolle des einen oder anderen Mitarbeiters.

Jede Episode dauert rund 20-30 Minuten und die Interaktivität besteht hauptsächlich darin, dass ihr durch die Locations lauft, Sachen anklickt und mit den Leuten redet, um die Geschichte voran zu bringen. In jeder Episode gibt es außerdem noch 1-2 zum Glück optionale Minispiele, die eher nerven als spielerisch gelungen sind. Leider ist inhaltlich ebenfalls nicht viel zu holen. Alle Charaktere sind buchstäblich wandelnde Klischees und der Humor geht über 90iger Jahre IT-Witze (“Die Programmierer leben im dunklen Keller und fressen Volontäre” HAHAHAHA…) nicht hinaus. Die übergeordnete Geschichte (Midge wurde ins Studio eingeschleust) kommt zumindest in den ersten fünf Episoden ebenfalls nicht wirklich in Fahrt. Unterm Strich wird der Titel seinem Namen also gerecht: 3/10 bzw. 1 von 5 Sics

Es hat mich entsprechend nicht weiter überrascht, dass Anfang 2021 die zweite Staffel am Stück und ohne großes Tamtam veröffentlicht wurde. Okay, mich hat überrascht, dass überhaupt eine zweite Staffel in Entwicklung war, aber gut. Davon habe ich mir dann noch die erste Episode gegeben in der Hoffnung, dass sich irgendetwas verbessert hat. Aber nein: Immer noch nicht mein Humor und auch sonst das Niveau absolut unterirdisch. Schade.

Das andere Spiel

Shadow Complex Remastered (Herstellerbild)

Zurück zu Shadow Complex Remastered. Das Original erschien 2009 auf der Xbox 360 (als Xbox Live Arcade-Titel) und kam bei Kritikern und Spielern überraschend gut an. Mit 200.000 verkauften Einheiten allein in der ersten Woche stellte es sogar einen Rekord auf. Aber obwohl sich Entwickler Chair Entertainment anfangs mit einem Nachfolger beschäftigte, kam ihnen irgendwie immer etwas dazwischen (u.a. die Infinity Blade-Trilogie für Apple Smartphones). Stattdessen erschien 2015 eine hauptsächlich grafisch verbesserte Version. Beide Fassungen nutzen die Unreal Engine 3 als Motor, das Remaster aber eine aktuellere Fassung mit mehr Details und mehr Effekten. Spielerisch kam nur die Möglichkeit dazu Gegner auch im Nahkampf zu besiegen.

Abseits davon unterscheidet sich beide Fassungen inhaltlich nicht. Stattdessen erwartet euch hier wie dort ein 2.5D-Metroidvania. 2.5D, weil ihr euch nur seitwärts durch die 3D-Levels bewegt, aber auch auf Gegner im Hintergrund schießen könnt. Ihr schlüpft in die Rolle von Jason Fleming (vertont von Nolan North), der mit seiner neuen Freundin Claire eine Wanderung durch die Berge machen möchte. Dabei stoßen sie auf eine Höhle, sie geht verloren und auf der Suche nach ihr stolpert Jason über einen unterirdischen Militärkomplex voller böser Jungs. Es stellt sich heraus, dass die eine feindliche Machtübernahme der lieben US of A planen und das kann Jason natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Angesiedelt ist die Geschichte wohl parallel zu Orson Scott Cards (Enders Spiel*) Empire* und bereitet die Events vom zweiten Teil, Hidden Empire*, vor. Da ich beide Werke nicht kenne und Hr. Card als Person zudem nicht gerade hoch im Kurs steht, ist das aber nur eine Information am Rande. Auf das Spiel selbst hat es keine Auswirkung, denn die Geschichte ist in sich abgeschlossen – inkl. Bosskampf.

Such’ das Gadget

Donald Mustard, Creative Director von Chair Entertainment, nennt als Hauptinspirationsquelle für Shadow Complex den Nintendo-Klassiker Super Metroid. Und ja: Die Parallelen sind selbst für Nicht-Hardcore-Metroidfans sicht- und spürbar. So startet ihr mit nichts in eurer Hand die Erkundung des Komplexes, findet zügig eine Pistole und stoßt auf die ersten Hindernisse, die ihr noch nicht überwinden könnt – praktischerweise farbcodiert, wenn ihr mit der Taschenlampe darauf leuchtet. Ist es rot, dann braucht ihr eine Rakete, um weiter zu kommen. Für grüne Hindernisse reichen hingegen Granaten. Manchmal ist aber auch einfach die Wand zu hoch, um drüber zu springen ohne die Schubdüsen auf dem Rücken. Also macht ihr euch auf die Suche nach den Upgrades und erkundet dabei fleißig den Komplex von oben bis unten, von links nach rechts und in jede andere beliebige Richtung.

Shadow Complex Remastered (Herstellerbild)

Ja, ausgiebiges Backtracking ist in den rund 5-7 Stunden Spielzeit inklusive. Vor allem, wenn ihr auch wirklich alle Upgrades finden und einsammeln wollt. Praktischerweise habt ihr jederzeit Zugriff auf eine Karte. So könnt ihr nicht nur eure Wege planen bzw. bekommt den zum aktuellen Ziel sogar angezeigt, Fragezeichen markieren zudem die Positionen der Upgrades. Insofern ist abseits einiger ganz fiesen Sachen (z.B. hinter Kisten versteckte Öffnungen) immer klar, wo es was zu holen gibt. Nur das drankommen, das ist meist die spannende Frage und “später wiederkommen” gerne die Antwort :smile: .

Spielerisch geht das Rennen, Springen, Klettern und Ballern sehr gut von der Hand. Die Geschichte an sich ist zwar eher vernachlässigbar und bietet höchstens eine einzige Überraschung gegen Ende, aber das Erkunden der Basis macht tatsächlich Laune. Vor allem, wenn man dann mal den Großteil der Upgrades hat und noch akrobatischer durch die Räume flitzt. Doppelsprung, Schubdüsen, Greifhaken, Rennboost – das Repertoire ist erfreulich umfangreich. Waffen gibt es hingegen nur eine (mit unendlich Munition), die ihr im Laufe des Spiels einfach nur gegen eine stärkere Variante ersetzt plus besagte Upgrades wie Granaten, Raketen oder auch Schaum (ja, Schaum). Aber das ist okay. Eine echte Herausforderung ist das Spiel selbst auf höheren Schwierigkeiten nicht wirklich (selbst in den Bosskämpfen) und wenn man doch mal stirbt, ist der letzte Saveroom nicht weit entfernt. Das mag dem ein oder anderen nicht gefallen, hilft aber die Spielgeschwindigkeit angenehm oben zu halten.

Alles in allem ist Shadow Complex Remastered also kein AAA-Blockbuster aber was es macht, macht es größtenteils gut. Es ist ein echt nettes, kleines Spielchen mit dem ich meinen Spaß hatte: 4 von 5 Sics. Trotz der veralteten Grafik (=Unreal Engine 3-Braun) immer noch eine Empfehlung.

Star Wars Jedi: Fallen Order (Herstellerbild)

Gerade nach ca. 21 Stunden das Finale von Star Wars Jedi: Fallen Order erlebt. Auf fast allen Planeten 100% erledigt (Erkundet und Collectibles gesammelt). Was für ein Achterbahnfahrt und so ein genialer letzter Abschnitt. An dieser Stelle natürlich keine Spoiler von mir. Das muss man definitiv selbst erlebt haben. Entsprechend kann ich nur wiederholen, was ich am Montag schon geschrieben hatte: Ein wirklich geniales und vor allem rundes Spiel. Klare 5 von 5 Sics.  Es gibt wenig, was ich zu bemängeln hätte, stattdessen ist es von Anfang bis Ende ein wirklich fantastisches und in keiner Minute langweiliges Erlebnis. Freilich zieht der Titel auch viel seines Charmes daraus, dass ihr im Star Wars-Universum unterwegs seid. Aber das ist ja nicht immer ein Vorteil. Vor allem, wenn man seine Geschichte irgendwo in der Mitte ansetzt. Da muss man als Entwickler nicht nur der Versuchung widerstehen zu viel Fanservice mit bekannten Charakteren einzubauen, man muss auch noch entsprechend viel Rücksicht auf die nachfolgenden Inhalte nehmen.

Respawn Entertainment hat in der Hinsicht denke ich aber eine sehr gute Balance geschafft. Das Cameo von Saw Gerrera ist nett, aber nicht kriegsentscheidend. Gleichzeitig ist die Geschichte stark genug, um auf eigenen Beinen zu stehen und für sich befriedigend zu sein. Ja, technisch gesehen jagt ihr das ganze Spiel über ein MacGuffin, weil man natürlich nicht plötzlich den Ereignissen in den Filmen widersprechen darf. Aber alle Charaktere haben doch ein erfreulich eigenes Leben abseits des ganzen und mittlerweile echt nervigen Skywalker-Troubles. Und ja, selbst Milchbubigesicht Cel Kastis ist mir am Ende ans Herz gewachsen.

Ich bin entsprecht echt gespannt darauf, was die Kalifornier für Teil 2 in Petto haben und kann damit leben, wenn dafür Titanfall 3 weiter auf sich warten lässt.

Dying Light 2 Stay Human (Herstellerbild)

Hatte ich schon erwähnt, dass der Nachrichtenzyklus heutzutage extrem schnell ist? Die Themen sind so zügig wieder aus dem kollektiven Gedächtnis heraus, da hatte ich noch gar keine Zeit mich hinzusetzen und irgendwas zu tippen. Anfang Januar zum Beispiel die Sache mit Dying Light 2 Stay Human und der Aussage, dass man mindestens 500 Stunden braucht, um es zu komplettieren. War doch etwas überrascht, dass das so einen Shitstorm nach sich zog – inkl. der Klarstellung der Entwickler, dass es “nur” 80 Stunden sind für Haupt- und Nebenquests. Schließlich schreien doch immer alle danach, dass die Spiele länger sein müssen. Und 500 Stunden Material für nur 60€? Bei so ein Preis-/Leistungsverhältnis müsste sich doch das Internet in einem kollektiven Orgasmus vereinen. Aber nein: Das war wohl doch zu viel des Guten oder es gab‘ grad keine andere Sau, die man durchs Dorf treiben konnte.

Aber gut. Meine Meinung zu dem Thema ist bekannt: Lieber kurz und knackig statt lang und voller Langeweile. Und selbst, wenn die Stunden tatsächlich gut gefüllt sind bin ich in meinem Alter nicht mehr der ganz große Fan davon. Irgendwann ist einfach die Luft raus. Mal ganz abgesehen davon, dass ich ja schließlich noch andere Titel erleben möchte. Ich weiss nicht ob ich Spieler beneiden oder bemitleide sollte, die so viel Zeit mit einem Einzelspielertitel verbringen könen und trotzdem noch Spaß haben. Am Ende des Tages bin vermutlich einfach nur ich der Komische :smile: .

Letzte Woche ist Dying Light 2 Stay Human nach gut fünf Jahren Entwicklung auf jeden Fall endlich erschienen und hat nun seine fünfzehn Minuten im Rampenlicht. In Deutschland übrigens überraschenderweise geschnitten! Ist man gar nicht mehr gewohnt heutzutage, aber ja: Von Zerstückelungen und Enthauptungen scheint die USK weiterhin kein Fan zu sein und neutrale NPCs darf man auch nicht töten. Deshalb trotz “ab 18 Jahren” für den deutschen Markt eine eigene Version. Allerdings “leiden” darunter derzeit ausschließlich die Konsolenspieler. Da die digitalen Verkaufsplattformen auf dem PC bekanntlich eher lax sind was den deutschen Jugendschutz angeht (was Vor- und Nachteile für erwachsene Käufer hat) und es rein rechtlich kein Verkaufsverbot gibt, hat sich Techland tatsächlich bei der PC-Version dazu entschieden ganz einfach auch in Deutschland die internationale Fassung auszuliefern. Eine deutsche Ladenversion gibt es hingegen überhaupt nicht. Natürlich kann die BzKJ (ja, die BPjS/BPjM hat 2021 den Namen geändert) jetzt eingrätschen und die weltweite Version auf den Index setzen. Da jedoch zumindest auf Steam derzeit jeder Käufer das gleiche Paket erhält, dürfte ein entsprechendes Verfahren vermutlich nur Auswirkungen auf zukünftige Schnäppchenjäger haben. Mal schauen. Da in ein paar Monaten wahrscheinlich keine der extrem wenigen physikalischen PC-Versionen mehr zu bekommen ist, werde ich es spätestens dann merken :smile: .

Olles Zeugs

Star Wars Jedi: Fallen Order (Herstellerbild)

Ja, mit aktuellen Titeln beschäftigen wir uns hier Beim Christoph immer noch eher weniger. Derzeit starte ich beispielsweise die EA Desktop App und arbeite mich durch Star Wars Jedi: Fallen Order. Zur Erinnerung: Das war das “Dark Soulesque”-Action-Adventure von Respawn Entertainment (Titanfall) aus dem Jahre 2019. Darin schlüpft ihr in die Rolle von Cal Kestis (Milchbubigesicht Cameron Monghan) fünf Jahre nach Star Wars: Episode III – Die Rache der Sith. Er hat Order 66 überlebt und versteckt sich seitdem auf einem Schrottplatz. Eines Tages wird er entdeckt, anschließend von einem ehemaligen Jedi gerettet und prompt vor die Aufgabe gestellt den Jedi-Orden wiederaufleben zu lassen. Dazu bereist ihr im Verlauf des Spiels eine handvoll Planeten inkl. viel Backtracking (trotz freischaltbaren Shortcuts) und versperrten Wegen, weil euch noch Fähigkeiten fehlen. Aus meiner Sicht deshalb mehr Metroidvania als Dark Souls bzw. dank des Pariersystems passt eher Sekiro: Shadows Die Twice als Vergleich.

Die Kämpfe sind zwar anspruchsvoll, gnadenlos und beim Heilen an den Speicherpunkten erscheinen die Gegner wieder. Aber in den bislang rund 12 Stunden Spielzeit habe ich definitiv mehr Zeit damit verbracht die Welten in Ruhe zu erkunden und Rätsel zu lösen als mich mit Feinden zu messen oder gar Bossgegner zu bekämpfen. Fand ich etwas überraschend nach der Berichterstattung damals und auch der Schwierigkeitsgrad insgesamt (spiele auf Jedi Master, dem vorletzten) ist gefühlt niedriger als beim großen Vorbild. Ich habe es sogar geschafft auf Bogana den berüchtigten Frosch Oggdo Bogdo kurz nach Spielstart nach nur ein paar Versuchen zu besiegen. Aber ich muss ganz klar sagen: Mir gefällt es bis auf Cal Kestis Milchgesicht und Cere Jundas Froschaugen, die ihr gefühlt jede Sekunde aus dem Gesicht poppen könnten, richtig gut. Dadurch, dass ich mir eben nicht stundenlang an einer Stelle die Zähne ausbeißen muss, ist der Spielfluss angenehm hoch und die gut inszenierte Story (mit nicht abbrechbaren Zwischensequenzen!) kommt richtig schön zur Geltung. Definitiv seit langem mal wieder ein vorzügliches Star Wars-Spiel, das ich absolut empfehlen kann.

Noch mehr olles Zeug

Arcade Moonlander (Herstellerbild)

Eine Empfehlung ist auch Arcade Moonlander. Ein simpler Arcade-Titel für gerade einmal 0,79€. Eure Aufgabe? In 30 Levels ein kleines Raumschiff erfolgreich auf eine Landeplattform abzusetzen, die irgendwo im Level versteckt ist. Jede Nutzung eures Triebwerks verbraucht kostbaren Treibstoff, die Auswirkungen der Schwerelosigkeit wird halbwegs korrekt simuliert und eine Uhr läuft auch noch mit, um zusätzlichen Druck aufzubauen. Nicht sonderlich kompliziert das Ganze aber für die 60-90 Minuten doch unterhaltsam und vor allem in den letzten Levels durchaus eine Herausforderung. Danach könnt ihr entweder eure Zeiten verbessern, zufallsgenerierte Levels meistern oder den “Adventure Mode” starten. Dieser bietet im Vergleich zur Kampagne eine riesige, zusammenhängende Karte mit mehreren Wegen zum Ziel. Nichts Überragendes aber für den Preis absolut okay.

Press Any Button fällt mit seinen 1,59€ und maximal 90 Minuten Spielzeit ebenfalls in die Kategorie “Für den Preis ganz nett”. Ihr seid eine Versuchsperson, die einen Test mit Hilfe eines Computerprogramms durchführt. Relativ zügig schleicht sich jedoch A-Eye ein, die KI welche die Forscher zur Analyse der Daten geschrieben haben. Sie ist gelangweilt und will lieber ein Videospiel basteln. Und genau diese Kreation spielt ihr dann in ihren diversen Iterationen. Nebenbei erfahrt ihr mehr über A-Eye, ihr “Leben” und ihr Verhältnis zu den Forschern. Alles sehr herzergreifend und das Finale entsprechend ein wenig traumatisierend. Aber doch insgesamt ein schönes Erlebnis. Leider hat der Entwickler entschieden für den Nachfolger Many Buttons to Press die Geschichte komplett über Bord zu werfen und stattdessen einen knallhartes und schon fast unfairen Arcade-Racer zu veröffentlichen. Schade…

Triple-AAA

Ich hab‘ meine Zeit auf Steam aber nicht nur mit “billigem” Indie-Kram verbracht. Auch das Ende von Shadow of the Tomb Raider (in der Definitive Edition von 2019) ist endlich über meinen Bildschirm geflattert. Rund 35 Stunden habe ich für 100% (=alle Collectibles gefunden) und die sieben DLCs gebraucht. Für viele ist der dritte Teil der neuen Trilogie wohl der schlechteste. Ich muss hingegen sagen, dass ich es spielerisch besser fand als Rise of the Tomb Raider. Ja, die Geschichte rund um Lara Crofts schlechtem Gewissen ist unterm Strich wieder eher mau und das Finale entsprechend kein fulminanter Abschluss für die Trilogie. Aber während Tomb Raider ein Uncharted-Klon war und Rise of the Tomb Raider für mich keine richtige Identität hatte, haben die Entwickler aus meiner Sicht dieses Mal tatsächlich das “Tomb Raider” im Titel wiedergefunden.

Shadow of the Tomb Raider (Herstellerblid)

Gefühlt sind die action-reichen Achterbahnsets und Kampfabschnitte (durchschleichen geht meist ebenfalls) wesentlich weniger und (fast schon zu hart) getrennt vom Rest des Spiels. Stattdessen verbringt ihr tatsächlich die meiste Zeit damit in der Spielwelt herumzuturnen, Rätsel zu lösen und mehr über die Geschichte des Landes zu erfahren. Eben das, was unsere Lara Croft 1996 groß gemacht hat. Vor allem das Aushängeschild, die sogenannten “Challenge Tombs”, sind optisch wie spielerisch immer noch eine Augenweide. Die in den DLCs (sind nahtlos in die Spielwelt integriert) sogar nochmal mehr, als die im Hauptspiel. In Howl of the Monkey Gods bahnt ihr euch beispielsweise einen Weg durch ein riesiges Musikinstrument oder in The Grand Caiman durch eine lava-überströmte Höhle mit einer Alligator-Statue in der Mitte. Wirklich genial und dieses Mal außerdem nicht komplett optional. Fand ich total dämlich in den Vorgängern. Wie kann man das was die Serie ausmacht nicht mit in die Geschichte integrieren? Nene…

Insofern: Mir hat meine Zeit mit Lara Croft gefallen. Und anders als bei Rise of the Tomb Raider hing sie mir trotz der mehrstündigen Suche nach den letzten Collectibles nicht zum Hals heraus. Ich freue mich entsprechend auf das nächste Abenteuer unserer Britin – wenn es irgendwann mal kommen sollte.

Halo Infinite (Herstellerbild)

Da ist das Spielejahr 2021 schon wieder so gut wie rum. Trotzdem ich weiterhin fleißig bei Co-Optimus die Datenbank pflege (das erste volle Jahr!), kann ich euch irgendwie nicht so recht sagen ob es was wirklich Besonderes gab. Hatte ja schon mehrfach erwähnt, dass mir dieser ganze Hype-Mist mittlerweile (wenn nicht sogar schon immer?) vollkommen gegen den Strich geht. In der Release-Woche kurz hip, danach sofort wieder komplett vergessen – schlimmstenfalls sogar gleich noch totgeredet nur, weil irgendeine Statistik “niedrige” Zahlen zeigt. “Die heutige Generation von Journalisten und Spielern ist echt größtenteils ein Sauhaufen!” schimpft der alte Mann (=ich) auf seiner Seifenkiste im Internet (=diese Webseite).

Inhalte mit “hoher” Qualität bis zum Abwinken wollen, nicht bereit sein dafür das Geld zu bezahlen und dann jammern, wenn ein Einzelspielertitel nicht noch 20 Jahre lang mit DLCs (am besten kostenlos!) versorgt wird. Da könnte ich manchmal echt kotzen. Der Videospielemarkt ist so groß wie noch nie und auch qualitativ gute Titel muss man nicht mit der Lupe suchen. Man kommt stattdessen mit dem Zocken faktisch überhaupt nicht hinterher – schon gar nicht, wenn da auch noch Brecher mit >100 Spielzeit dabei sind. Trotzdem wird gefühlt nur geschimpft (inkl. Todesdrohungen versteht sich).

Zu Letzt die ganze Diskussion mit dem Battlepass von Halo Infinite, der angeblich so anstrengend ist (keine Ahnung). Früher haben wir selbst Multiplayer-Spiele einfach nur gespielt, weil sie Spaß gemacht haben. Heute? Wenn man nicht innerhalb von zwei Minuten seinen nächsten Dopamin-Hit bekommt ist es gleich der größte Scheiß. Das gilt übrigens nicht nur innerhalb eines Spiels. Bei allem “ich will mich Jahre mit einem Titel beschäftigen”-Getue: Die Realität scheint für viele zu sein, dass sie tatsächlich nur einen Abend in ein Werk reinschauen und selbst, wenn es das Mega-Über-Spiel ist, am nächsten Tag schon wieder zum nächsten Titel springen. Verständlich bei dem stetig wachsenden Angebot und dem dazugehörigen Gruppenzwang aber auf seine Art und Weise trotzdem völlig Paradox.

Zum eigentlichen Thema

Mein Spieleregal

Ich wollte heute aber nicht schon wieder über meine lieben Mitspieler schimpfen. Ist nur schlecht für den Blutdruck. Reden wir stattdessen über MEIN Spielejahr 2021. Fangen wir mit den Einkäufen an: Physikalisch war es heuer wieder ungefähr so viel wie letztes Jahr (~40 Stück). Das lag aber ausschließlich an unserer Hardware-Neuanschaffung, der Nintendo Switch. Dafür “musste” ich natürlich gleich einen gewissen Grundstock an Spielen kaufen – 26 Stück wurden es im Laufe des Jahres. Day-1-Käufe waren aber sowohl bei den PC- als auch den Switch-Spielen dieses Mal keine dabei. Alles nur alter und damit größtenteils billigerer Kram (Nintendo-Titel halten sehr lang ihren Wert…). Dadurch steigt zwar das Risiko, dass ich das eine oder andere Spiel dann überhaupt nicht mehr in physischer Form bekomme (die PC-Version von Sekiro: Shadows Die Twice ist z.B. überall ausverkauft). Aber, wenn das mein einziges Problem ist, dann geht es mir vermutlich ziemlich gut :wink: .

Aufgrund der weltweiten Produktionsengpässe gab‘ es nicht einmal so viele Kickstarter-Spezial-Editionen, die es 2021 in die Casa Lysanda geschafft haben. Nicht gerade wenige Titel, die digital schon veröffentlicht wurden, mir aber noch die physikalischen Extras fehlen. Wird dann vermutlich 2022 eine entsprechende Schwemme werden. Ansonsten bin ich meinem derzeitigen Konsumstil treu geblieben und habe vermutlich bei fast allen Bundles zugegriffen, die Fanatical und Humble Bundle 2021 rausgeworfen haben – solange ich nicht schon 90% der Titel hatte oder es um VR ging. Das ist mittlerweile so schlimm, dass ich nicht einmal mehr beim Steam-Sale großartig zugreife quasi so von wegen “Brauchen tu ich’s eh nicht und irgendwann ist es bestimmt in einem Bundle”. Besser für den Geldbeutel. Mir den PC Game Pass zu holen wäre sicherlich NOCH besser für den Geldbeutel aber so ein bisschen hänge ich halt weiter der altmodischen Illusion nach etwas zu besitzen – und, wenn es mittlerweile nur ein Eintrag in einer Liste ist :smile: .

Die Hardware

Mein Hauptrechner

Genutzt habe ich zum Spielen 2021 wieder fast ausschließlich den PC. Die PlayStation 3 und die Xbox 360 waren überhaupt nicht an. Auch die PlayStation Vita und der Nintendo 3DS durften meines Wissens keine süße Elektrizität durch sich hindurch jagen spüren obwohl noch viele Titel darauf warten durchgespielt zu werden. Erst ab Mitte des Jahres kam dann die Nintendo Switch dazu mit der wir durchaus einiges an Zeit verbringen (aktuell an Super Mario Odyssey dran). Aber der PC dominiert trotzdem ganz klar weiterhin meinen Spielealltag. Das brauche ich nicht schön zu reden. 2021 hat zudem deutlich gemacht, dass ich mir auf absehbare Zeit garantiert keine neuere PlayStation oder Xbox mehr ins Haus holen werden. Wenn jetzt sogar schon Sony anfängt First-Party-Titel auf den PC zu portieren, dann fällt für mich jedwedes Argument weg mir nochmal so einen Kasten anzuschaffen und in der Ecke verstauben zu lassen.

Und mein Smartphone? Nun, tatsächlich zocke ich darauf auch nichts mehr. Kairosoft veröffentlicht mittlerweile weniger Titel und selbst da ist irgendwie derzeit bei mir die Luft raus. Magic: The Gathering – Puzzle Quest hatte ich ja schon nach der letzten Standard-Rotation Ende 2020 komplett aufgegeben. Hat einfach zu viel Zeit und Geld verschlungen ohne, dass das Spielen tatsächlich noch Spaß machte. War einfach jeden Tag und jedes Event nur noch der gleiche Mist. Da sind wir wieder beim Thema “Ständig neuer Kram”. Ich hab‘ noch nicht einmal alle Karten vom aktuellen Set, schon kommt das nächste raus. Das ist sowohl in der analogen als auch der digitalen Fassung dieses Machwerks total bescheuert.

Auf dem PC habe ich hingegen tatsächlich den größten Teil des Jahres in Uplay… pardon Ubisoft Connect verbracht. Ubisoft-Titel sind einfach mittlerweile totale Spielzeitmonster. Mir graut es schon fast davor zu den neueren Assassin’s Creed zu kommen mit ihren riesigen Welten… Auf Platz 2 und 3 sind Steam und der Bethesda Launcher. Der Epic Games Launcher wurde jede Woche mal aufgemacht, um die kostenlosen Spiele abzugreifen und alle anderen diversen Launcher wie EA Origin oder Battle.net habe ich nur hin und wieder gestartet, damit sich die Applikation aktualisieren konnte.

Es lässt sich entsprechend zusammenfassen: Ich habe mich auch 2021 wieder darauf konzentriert möglichst nur einen Titel nach dem anderen zu zocken und diesen dann entsprechend bis zum Ende durchzuziehen. Bleibt nach fast zwei DINA4-Seiten Text also nur noch eine Sache offen und zwar die, wegen der ihr eigentlich heute hier seid:

Meine Top Fünf Spiele des Jahres 2021

Ring Fit Adventure (Herstellerbild)

1. Ring Fit Adventure (2019; NSWI) – Ich und Sport. Zwei Welten treffen aufeinander. Ich verstehe natürlich die Notwendigkeit. Ich schleppe die Erinnerung (=dicker Bauch) schließlich jeden Tag mit mir herum. Aber im Gegensatz zu anderen, die erst beim Absolvieren eines Marathons ihre Erfüllung finden, habe ich den Spaß am Sport bislang noch nicht gefunden. Entsprechend bin ich dankbar für Werke wie Ring Fit Adventure, die eben nicht einfach nur ein 08/15-Fitnesstitel sind, sondern genau das versuchen: Den Spaß in den Sport reinzubringen. Das erreichen die Entwickler indem sie ein echtes Spiel drum herum bieten mit einer zusammenhängenden Geschichte, einzelnen Levels und eurem Charakter, der im Level aufsteigen und Sachen freischalten kann.

Dieses Ansinnen Spaß am Sport zu erzeugen setzt das Werk allerdings nicht perfekt um, keine Frage. Bei längerer Spieldauer fallen einem durchaus einige Problemchen auf. So hat die Bewegungserkennung ihre Lücken, da faktisch ja nur die Gyrosensoren der beiden JoyCons ausgelesen werden. Außerdem ist die Auswahl der Übungen teilweise echt fragwürdig was den Schwierigkeitsgrad angeht. In den Momenten fällt es dann ganz besonders auf, dass es mitunter zu wenig Anleitung gibt wie die Übung eigentlich funktioniert. In Folge sinkt die “Ich bescheiß mich selbst”-Schwelle noch weiter, die sowieso schon niedrig ist. So ist es auf der einen Seite natürlich toll, dass ich mir meine Übungspalette selbst zusammenstellen kann. Aber die Versuchung dabei die unangenehmen Sachen einfach weg zu lassen ist entsprechend groß. Und wenn man doch mal gezwungen wird beispielsweise den Bergsteiger zu machen? Nun, wie gesagt erkennt das System nicht ob ihr wirklich korrekten Bewegungsablauf ausführt. Ja, das ist natürlich technisch gesehen kein Problem des Spiels. Aber nicht immer hat man im Moment die Selbstdisziplin, um die Sache doch richtig durch zu ziehen. Je weiter fortgeschritten das Workout ist, desto weniger vermutlich…

Dennoch: Ring Fit Adventure ist ein fantastischer Fitnesstitel für Normalos. Nicht nur diejenigen, die mit Vereinssport und Fitnessstudio wenig anfangen können. Sondern auch die, die einfach so gerne mehr Bewegung in den Alltag reinbekommen wollen ohne gleich das Haus verlassen zu müssen. Wir nutzen ihn seit Juli täglich mehr oder weniger intensiv (gibt Belohnungen für kleine, regelmäßige Workouts) zusätzlich zu unserer restlichen Sportroutine. Insofern ist es wenig verwunderlich, dass ich das Werk dieses Jahr auf Platz 1 meiner Top-Liste gesetzt habe. Wer es schafft, dass ich freiwillig noch mehr Sport mache, macht schließlich irgendetwas verdammt richtig :wink: .

QUAKE (Herstellerbild)

2. QUAKE (Enhanced Edition) (2021; PC, NSWI, XONE, XS, PS4, PS5) – Ich weiß gar nicht so recht, was ich meinem äußerst positiven Fazit im August noch großartig hinzufügen könnte. Dieses Remaster ist schlicht und einfach das ultimative Rund-um-sorglos-Paket und die beste Version des Ego-Shooter-Klassikers, die jemals veröffentlicht wurde. Ja, dank einiger Fehlerbereinigungen sogar besser als das Original! Puristen werden mich für diese Aussage sicherlich ins Fegefeuer schmeißen. Die Realität ist aber, dass die kleinen und feinen spielerischen Unterschiede für 99% der Spieler nicht relevant sind. Selbst für mich als selbsternannter “id-Software-Fanboy” gibt es entsprechend nun absolut keinen Grund mehr die Original-CD aus dem Regal zu holen. Stattdessen kann ich mir jederzeit die volle Dröhnung QUAKE geben und fraggen bis der Arzt kommt, ohne lange mit Mods rummachen zu müssen und/oder Augenkrebs zu bekommen. Und das für einen Preis von gerade einmal 10€, wo andere für sowas ohne mit den Augen zu zwinkern den Vollpreis verlangen! Und „schlimmstenfalls“ steht mir das 1996er Original trotzdem noch zur Verfügung. Ist ja heutzutage nicht mehr selbstverständlich. Ja, ich schaue vor allem in Richtung Rockstar, Activision Blizzard und Square Enix. Hohe Preise, schlechte Umsetzungen und dann noch das Original aus den Shops löschen…

Psychonauts 2 (Herstellerbild)

3. Psychonauts 2 (2021; PC, PS4, XONE, XS, LNX, MAC) – In meinem Angespielt-Bericht habe ich mich zugegebenermaßen sehr auf die negativen Aspekte konzentriert. Andererseits: Gelobt wird es von allen anderen ja schon genug und meine Kritik kam von Herzen. Und mein Herz war (und ist) in spielerischer Hinsicht nun einmal etwas enttäuscht von Tim Schafers Werk. Einfach, weil das erste Psychonauts die Latte so hochgelegt hat vor allem was die Kreativität beim Leveldesign angeht. Dennoch: Es ist unterm Strich trotzdem erneut ein fantastischer und vor allem erwachsener Plattformer geworden. Und zwar nicht im Sinne, dass er düster und voller Sex und Blut wäre. Sowas sehen nur pubertäre Teenies als “Erwachsen” an.

Psychonauts 2 beschäftigt sich stattdessen mit wirklich relevanten Dingen. So geht es in der Hauptgeschichte überhaupt nicht um Raz und seine Entwicklung zu einem Psychonauten. Nein, alles dreht sich um eine Truppe alter Menschen, die ausnahmsweise nicht als Slapstick-Einlage dienen. Es sind Menschen, die mit ihrer Vergangenheit hadern und versuchen Fehler wieder gut zu machen. Und die Realisierung, dass dies nur gemeinsam geht. Alleingänge haben schließlich überhaupt erst zu diesem Dilemma geführt. Ein weiterer Themenkomplex ist, dass es bei “mentaler Gesundheit” nicht darum geht, jemanden zu zwingen sich zu ändern. Man sollte hingegeb denjenigen dabei helfen ein besserer Mensch zu werden. Wobei diese Definition logischerweise stark subjektiv ist. Es mag komisch wirken, dass Raz nach seinem Ausrutscher zu Beginn jeden Charakter vorher um Erlaubnis bittet, ob er in sein Gehirn eindringen darf. Aber dieses kleine Detail hat so viel Gewicht und zeigt eine stärkere Charakterentwicklung als jeder noch so ausufernder Dialog oder minutenlange Zwischensequenz es könnte.

Diese Art und Weise der Erzählung ist neben der Geschichte an sich die große Stärke von Psychonauts 2. Der Hammer wird nur aus dem Schrank geholt, wenn es dem Humor dient im Gegensatz beispielsweise zu einem Marvel-Blockbuster, bei dem der Zuschauer jede Gefühlsregung vorgekaut bekommt. Tim Schafer schafft es stattdessen seine Wunschthemen – und das Spiel ist durch und durch ein Schafer-Werk – auf subtile, glaubwürdige und vor allem mit Humor gespickter Art und Weise dem Spieler nahe zu bringen. Das Spiel hat so viele Ebenen (Leveldesign, Dialoge, Grafik, etc.), die man bei einem einzigen Durchspielen vermutlich gar nicht alle erfassen kann. Auch ich habe ich viele Details und Zusammenhänge erst durch die ganzen Analyse-Videos/-Artikel erkannt, die derzeit im Internet hochpoppen. Es erinnert mich in der Hinsicht stark an Spec-Ops: The Line aber natürlich mit einem völlig anderen Themenschwerpunkt. Deshalb: Ich mag etwas enttäuscht gemeckert haben aber am Ende des Tages habe ich weder meine Crowdfunding-Investition noch die rund 24 Stunden Spielzeit (für 100%) bereut. Im Gegenteil: Ich bin mehr als nur bereit für Psychonauts 3. Ich hoffe entsprechend, dass es nicht wieder 16 Jahre dauert…

Dee-6: Dice Defenders (Herstellerbild)

4. Dee-6: Dice Defenders (2021; PC) – Ich bin echt ein komischer Typ. Regale (sowohl virtuell als auch in der Realität) vollgestopft mit AAA-Titeln, die schon ewig darauf warten endlich gespielt zu werden und womit beschäftige ich mich am meisten? Mit digitalen Brettspielumsetzungen. Egal ob Talisman: Digital Edition, Deathtrap Dungeon Trilogy oder eben Dee-6: Dice Defenders: Ich kann simplen Würfelspielen offensichtlich absolut nicht widerstehen. Und ja, viel mehr ist der Titel nicht. Basierend (aber nicht offiziell lizensiert) auf Deep Space D-6, bestimmt das Würfelglück und damit der Zufall die meiste Zeit, ob ihr den kompletten Kartenstapel überlebt oder nicht. Wenn ihr ständig nur Katastrophen wie Brände an Bord eures Raumschiffs oder dicke Gegnerschiffe aus dem Stapel zieht und deshalb nur noch ein Crewmitglied zur Verfügung habt, könnt ihr noch so das Taktikgenie sein – die Runde ist dann meistens gelaufen.

Und doch übt der Titel eine Faszination aus, die ich nicht so recht beschreiben kann. Die Momente, in denen das Würfelglück mal auf eurer Seite ist oder ihr es dank geschickter Entscheidungen schafft doch noch das Ruder rumzureißen, sind die Mühe wert. Zumal man mit fortlaufender Spielzeit auch besser darin wird trotz schlechter Würfel auf die einzelnen Ereignisse zu reagieren und entsprechend eher in die Lage ist in Ruhe zu planen, taktieren und mit erhobenem Haupt den Karten entgegen zu treten – nur, um dann von einer total ungünstigen Kombination (Stichwort “Nebula” + “Solar Flare” = ihr habt keine Schilde mehr und nach X Runden erleidet ihr einen Haufen Schaden) aus der Bahn geworfen zu werden. Dieses “in Ruhe” nervt zwar einige, denn das Spiel läuft sehr langatmig ab und spielt sich in Teilen tatsächlich ein Stück weit von alleine. Aber für mich macht es genau das interessanter als das trotz Pausen-Funktion doch sehr hektische FTL: Faster Than Light. Es ist quasi ein perfekter “Zen-Nebenbei/Zwischdurch”-Titel und hat mich entsprechend seit seinem Release so einige nette Stunden unterhalten.

Fitness Boxing 2: Rhythm & Exercise (Herstellerbild)

5. Fitness Boxing 2: Rhythm & Exercise (2020; NSWI) – Um es kurz vorwegzunehmen: Im Vergleich zum Vorgänger gibt es neue Lieder und einige Quality-of-Life-Verbesserungen aber faktisch ist es egal welchen der beiden Titel ihr euch zulegt. Im Gegensatz zu Ring Fit Adventure handelt es sich hier technisch gesehen um kein Spiel und hat vermutlich rein formal nichts auf dieser Liste verloren. Aber das ist hier ist meine Liste und wenn ich sage, dass es dazu gehört, dann ist das so! VERSTANDEN?! Okay. Also es ist ein reiner Fitnesstitel und wie der Name schon andeutet, geht es ums Boxen. Das bedeutet aber nicht, dass ihr ausschließlich nur die Arme trainiert. Auch der restliche Körper ist in ständiger Bewegung. Der Titel nimmt euch auf Wusch richtig schön ran und gibt euch ein Vollkörperworkout bei dem zumindest ich am Ende (meine Workouts dauern derzeit 30-40 Minuten) nur noch schweißtriefend dastehe.

Dabei führt euch das Programm sehr behutsam in die Welt des Boxens ein. Immer mal wieder wird euer Tagesworkout um einen neuen Typ von Schlag/Ausweichmanöver ergänzt, angefangen mit einfachen Geraden, und dann direkt im nächsten Set zur Anwendung gebracht. Diese Sets laufen auf mittlerweile bekannte Rhythmus-Spiel-Art ab. So gibt es für jede Hand eine Leiste auf der von unten nach oben Symbole hochwandern. Eure Aufgabe: Den dazugehörigen Schlag mit dem JoyCon in der jeweiligen Hand zum richtigen Zeitpunkt ausführen, um das heiß ersehnte “Perfekt” angezeigt zu bekommen. Natürlich einfacher gesagt als getan vor allem, wenn das System anfängt schnellere Kombinationen z.B. aus Geraden, Haken und sowas von euch zu verlangen. Aber leider auch, das muss man fairerweise sagen, weil die Bewegungserkennung wie schon bei Ring Fit Adventure nicht perfekt ist. Das kann dann schonmal frusten, wenn man sich sicher ist den Schlag korrekt und zum richtigen Zeitpunkt ausgeführt zu haben und trotzdem ein “Daneben” auf dem Bildschirm erscheint. Das kann stark an der Motivation nagen wie mir Lysanda eindrucksvoll bewiesen hat. Sie wird es vermutlich nie wieder starten… Als Belohnung für eure Mühen gibt es jedoch nicht nur ein gutes Gefühl und möglicherweise eine neue Highscore, ihr schaltet auch nach und nach neue Klamotten für euren Trainer/Trainerin frei, die euch während des Workouts anheizen und anweisen.

Lysanda kann wie geschrieben mit dem Titel absolut nichts anfangen auch, weil selbst die deutsche Version nur eine englische (oder japanische) Sprachausgabe bietet. Sie ist stattdessen voll und ganz Ring Fit Adventure verfallen. Ich aber finde es ein sehr nützliches Kontrastprogramm zum Konurrenztitel. Zum einen natürlich, weil der Trainingsschwerpunkt einfach woanders liegt. Ja, Ring Fit Adventure hat natürlich auch Armübungen. Aber geboxt wird dabei nicht. Und auch die sonstigen Bewegungsabläufe sind stark unterschiedlich und damit auch der Trainingseffekt ein anderer. Entsprechend ist für mich Fitness Boxing kein Ersatz, sondern eine sehr gute Ergänzung/Abwechslung im Trainingsprogramm. Gleichzeitig kommt mir gelegen, dass die Führung durch das Training deutlich strenger ist. Ihr kriegt das Workout (auf Wunsch) vorgegeben und zieht es einfach durch. Kein Firlefanz, keine Entscheidungsfreiheit (=weniger sich selbst betrügen) und als jemand, der lieber in einen Kurs als ins freie Training geht (=weniger Möglichkeiten sich ablenken zu lassen), ist das manchmal genau das Richtige.

Epilog

Ghost Recon: Wildlands (Herstellerbild)

Und das sind sie, meine Top Fünf des Jahres 2021. Was fällt an der Liste auf? Vermutlich, dass kein einziger Ubisoft-Titel drauf ist, obwohl ich doch so viel Zeit mit ihnen verbracht habe. Zwar war für kurze Zeit zumindest Ghost Recon: Wildlands enthalten (Platz 5), es wurde aber dann doch noch durch den zweiten Fitness-Titel verdrängt. Das ist dann auch schon die zweite Feststellung: Ich habe Spaß an Sport gefunden. Okay, soweit würde ich jetzt noch nicht gehen aber zumindest helfen Fitnessspiele eindeutig bei der Motivation und können heutzutage die restliche Sportroutine sehr gut unterstützen. Freue mich schon drauf, wenn ich endlich mal ein VR-Headset habe. Da ist das Angebot ja nochmal größer.

Die dritte Erkenntnis ist hingegen, dass drei der fünf Titel tatsächlich brandaktuell waren und erst 2021 erschienen sind. So aktuell dürfte meine Liste schon seit langem nicht mehr gewesen sein. Andererseits sind mit QUAKE und Psychonauts 2 auch zwei absolute Ausnahmetitel dabei. Und wie ich letztes Jahr schon geschrieben hatte: Spielen von id Software kann ich nie widerstehen. Bei Double Fine wollte ich hingegen schlicht und einfach nach 16 Jahren Wartezeit endlich wissen wie es mit Raz weitergeht. Oder um es einfacher auszudrücken: Ich erwarte nicht, dass die Liste 2022 plötzlich noch aktueller sein wird :smile: .

Nun habe ich euch aber echt genug vollgelabbert. Kommen wir stattdessen zur entscheidendsten Frage des heutigen Eintrags: Wie war euer Spielejahr 2021?

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